Ich hatte das Glück und konnte kurzfristig einen Restplatz ergattern, weswegen die
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- Bärbel Günther
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1 LLP/ERASMUS 2012/13 Zeitraum: SoSe 2013 Gastland: Finnland Gastuniversität: Abo Akademi Programm: Erasmus via Fachbereich 03 studierte Fächer an Gasthochschule: social sciences, political sciences, comparative religion Datum: Vorbereitung Ich hatte das Glück und konnte kurzfristig einen Restplatz ergattern, weswegen die Vorbereitungszeit bei mir sehr kurz war und somit stressig. Deswegen rate ich allen Erasmusinteressierten sich frühzeitig zu informieren und zu bewerben, damit sie dieser Stresssituation entgehen können. Trotz der spontanen Restplatzbewerbung gab es ein großes Entgegenkommen von meiner deutschen Betreuerin, aber auch von den Betreuern der Gastuniversität. Nachdem ich die Zusage erhalten habe, wurde auch ziemlich rasch mein Learning Agreement akzeptiert und besprochen, natürlich via . Auch habe ich mich nach der Zusage direkt um einen Wohnheimplatz gekümmert. Man muss auf der Wohnheiminternetseite von Turku (tys.fi) einen Antrag stellen. Man darf jedoch nicht in Panik geraten, wenn die Zusage auf sich warten lässt, denn diese kommt circa einen Monat vor Beginn des Auslandsemesters. Zusätzlich bekommt man die Möglichkeit, dass sich ein Tutor, vor allem in den ersten Wochen, um einen kümmert. Auch hierfür muss man einen Antrag stellen. Dieser Tutor ist wirklich sehr hilfreich, da er einen manchmal sogar vom Flughafen abholt und einem den Einstieg erleichtert. Da ich 4 Tage bevor ich mein Zimmer beziehen konnte in Turku ankam, verbrachte ich diese Tage im Hostel
2 Turku. Dieses ist sehr zentral, sauber und angenehm. In die Vorbereitungszeit fällt also auch die Planung der Anreise und der Unterkunft. Man sollte seinen Flug so früh wie möglich buchen und eventuell ein Hostel bzw. einen Couchsurferplatz suchen. Erste Wochen und Formalitäten Ich hatte das Glück einen sehr engagierten Tutor gehabt zu haben, der mich sowohl vom Flughafen Helsinki abgeholt hat, als auch die ersten Tage in der Organisation vieler bürokratischer Dinge sehr gut unterstützt hat. So musste ich ein finnisches Bankkonto eröffnen, mit dem ich den Studienbeitrag überweisen musste. Den Studienbeitrag darf man nicht von einem ausländischen Konto überweisen. Bevor man dann seine Studentenkarte bekommt, welche man auch für 17 Euro beantragen muss (lyrra.fi), gilt der Überweisungsauszug der Studiengebühr als Studentenausweis. Die Einschreibung in der Universität ging sehr zügig von statten. Des Weiteren habe ich mir für 15 Euro ein Starting Package besorgt. Dieses enthält Basic-Utensilien wie Kochtopf, Besteck, Glas, Tasse, Kopfkissen, Bettdecke und Vorhänge. Dieses Starting Package konnte ich direkt neben dem TYS-Office abholen. Eine finnische Simkarte war im Universtitätsbegrüßungspaket enthalten und auch sehr sinnvoll, weil man damit kostengünstigen Kontakt zu den Kommilitonen halten konnte. Meine Wohnung konnte ich dann auch sehr rasch beziehen. Ich denke, dass diese Orientierungs- und Startphase ohne einen Tutor eher verwirrend und kompliziert gewesen wäre. Deswegen ein Lob an das Tutorien Programm. Die Begrüßungswoche war zum Teil hilfreich, obwohl man dort meist noch einmal das gehört hat, was einem der Tutor schon gesagt hatte. Sehr gut war auch, dass das Learning Agreement und die Kursauswahl nochmals persönlich mit einer Betreuerin besprochen wurden.
3 Wohnsituation Ich wohnte in einem Shared Appartement etwas außerhalb von Turku (Haliskylä). Das heißt, ein Busticket muss im Winter auf jeden Fall besorgt werden, das pro Monat 30 Euro kostet. Im Frühling, sprich ab April, ist es dann gut, wenn man sich ein Fahrrad besorgt. Im Zeitalter der sozialen Netzwerke findet man recht einfach ein Fahrrad in Fleamarket-Foren bei Facebook. Haliskylä liegt direkt am Fluss mit einem schönen Fahrradweg und man kann somit am Fluss entlang in die Stadt fahren oder laufen. Man fährt circa 15 Minuten mit dem Rad in die Stadt und zu Fuß sind es 40 Minuten. Im Winter ist es eher selten möglich mit dem Rad zu fahren auf Grund der Kälte und der Wegbeschaffenheit. Ich wohnte mit zwei Finnen zusammen, was sehr angenehm war, weil man dann etwas Kontakt mit Einheimischen bekommen konnte. Ansonsten ist es recht schwer Freundschaften mit Finnen zu schließen, weil man sich die meiste Zeit nur im Erasmus-Kreis aufhält. Die Finnen sind ansonsten sehr zugänglich und vertreten kaum das Image der zurückgezogenen Leute. Die zweite Möglichkeit des Wohnens ist im Student Village. Dort wohnt man mit circa zwölf weiteren Leuten auf einem Flur und teilt die Küche. Dort finden dann auch täglich Küchenpartys statt. Shared Appartements sind etwas ruhiger und zurückgezogener, obwohl sich auch dort sehr oft in den common rooms getroffen wird. Studium an der Gastuniversität Die Kurswahl war eher frei bezüglich meiner Fächer. Ich studiere in Frankfurt Soziologie, war hier aber für Political Sciences eingeschrieben. Es gibt aber auch Angebote für Social Sciences und auch ein großes Angebot in Gender Studies. Des Weiteren hat mir das Studium bezüglich meines Nebenfaches, Vergleichende
4 Religionswissenschaften, viel gebracht. Hier gibt es viele interessante religionswissenschaftliche Seminare, die meist verknüpft sind mit soziologischen Themen. So konnte ich zwei religionssoziologische Seminare belegen und ein Fundamentalismus-Seminar. Die Breite der Fächer ist wirklich sehr gut. Sehr oft vertreten sind sogenannte Web-Courses. Das heißt, dass man den Kurs über das Internet belegt. Man bekommt jede Woche Texte zu lesen und eine Powerpointpräsentation online gestellt und muss zu diesem Material in Foren diskutieren. Diese Form von Kursen ist sehr gewöhnungsbedürftig, weil es auf einer anderen Ebene stattfindet und man ziemlich anonym ist. Dies hat Vor- aber auch Nachteile. Es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung. In den Geisteswissenschaften hat man ansonsten meist Essays, Course Diaries und Bookreviews als Prüfungsform. Die Bibliotheken sind sehr gemütlich und gut bestückt. Hilfe bekommt man immer und überall. Freizeit Auf Grund der zu erfüllenden 30 Credits blieb nicht sehr viel Freizeit übrig. Das Semester in Finnland ist in zwei Perioden geteilt. Man absolviert Kurse in Periode 1 und Kurse in Periode 2. Es ist ratsam, nicht alle Kurse in einer Periode zu machen, weil man dann kaum Zeit für andere Dinge hat. Ich nutzte jede freie Minute für Reisen. Man kann viele schöne Orte von Turku aus bereisen, wie Stockholm, Schweden, Åland, Lappland, Estland, Russland. Man kann auch jede Reise selber Planen und ist nicht auf Organisation, wie Erasmus, angewiesen. Wer lieber in großen organisierten Gruppen verreist, ist bei den Erasmus-Reisen genau richtig. Wer aber flexibel seine eigene Reise planen will, kann dies auch unabhängig von einer Organisation tun. Auf Bus und Bahn gibt es immer Studentenrabatt, meist die Hälfte des Preises. Bei Expressbus.fi und onnibus.fi gibt es auch sehr günstige
5 Angebote (3 Euro nach Helsinki zum Beispiel). Ich kann also folgern, dass selbstorganisierte Reisen oft günstiger sind als Gruppenreisen, wenn man zum Beispiel auch das soziale Netzwerk Couchsurfing.com in Anspruch nimmt, wobei man dann auch immer wieder interessante Leute kennenlernt. Ansonsten ist das Stadtleben mit Frankfurt kaum zu vergleichen. Es ist eine sehr kleine Stadt und das merkt man dann auch an der Clubkultur. Mainstreamclubs überwiegen, wobei es einen Indie-Elektroclub (Dynamo) zu finden gibt. Ansonsten gibt es viele kleine nette Kneipen (Kuka, Bokcafe), in denen auch viele kostenlose Live-Konzerte stattfinden. Alkohol ist aber sehr teuer. So zahlt man für ein 0,5 Bier um die 5 Euro in einer Kneipe. Besonders für Finnland sind die Sitzparties, bei denen lustige Trinkspiele mit Gesang stattfinden. Die Studentenkultur zeichnet sich vor allem durch die Overallpartys aus. Jeder Fachbereich hat seinen eigenen Overall. Diese Overalls werden dann bei jeglichen Veranstaltungen von den Studenten getragen und mit Budgets bestückt, die man nach jeder Party erhält. Wer viele Budgets hat, ist somit ein großer Partygänger. Fazit Allem in allem waren diese fünf Monate sehr prägend, weil man Einblicke in ein anderes Studiensystem bekam und neue verschiedenste Leute und Kulturen kennenlernte. Finnland ist um einiges teurer als Deutschland, was man bei der Auswahl Finnlands als Erasmusland nicht vergessen sollte. Jedoch kann man jeden Tag für 2,60 Euro in der Mensa ein sehr gutes und gesundes Mensaessen zu sich nehmen, das dem Mensa-Menü in Frankfurt um einiges überlegen ist. Wer ein Stadtmensch ist, sollte sich lieber Helsinki anstatt Turku aussuchen, obwohl es auch eine gute Erfahrung ist, in einer kleinen Stadt zu studieren. Die alternative Kulturszene ist nicht so gut ausgeprägt, aber es gibt sie. Wenn man Kontakt mit
6 Finnen haben möchte, sollte man sich auch eher in diese alternative Szene begeben und nicht in der Mainstream-Erasmus-Partyszene verweilen. In akademischer Hinsicht kann einen dieser Auslandsaufenthalt nur weiterbringen, da das Universitätssystem auf einer hohen wissenschaftlichen Basis angelegt ist. Zu guter Letzt sollte man sich nicht von den Klimavorstellungen abhalten lassen. Es schien fast jeden Tag die Sonne, was dem Gemüt nicht schadete.
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