Material Gruppe C: Wer produziert wo und wie meine Kleidung? Vom Schicksal der NäherInnen
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- Alexander Winter
- vor 6 Jahren
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1 Material Gruppe C: Wer produziert wo und wie meine Kleidung? Vom Schicksal der NäherInnen Arbeitsaufgaben: Überlege Dir, welche Schritte zur Produktion Deiner Kleidung notwendig sind und wo diese stattfinden. Arbeite anhand der Materialien die Umstände heraus, unter welchen diese Arbeiten stattfinden. Bereite Deine Ergebnisse so vor, dass Du sie Deinen Klassenkameraden präsentieren kannst. Du kannst dazu auch Karten oder Folien benutzen. Achtung: Deine Arbeitsgruppe hat nur 30 Minuten Zeit zur Erarbeitung und nur 5 Minuten Zeit zur Präsentation überlegt Euch also, welche Informationen wirklich wichtig sind und wie Ihr diese möglichst verständlich darstellt! 1
2 Spiegel Online (13. Mai 2009): Tote Näherin in Bangladesch Metro beendet Zusammenarbeit mit Zulieferer 13 bis 15 Stunden am Tag waren zu viel: In einer Fabrik in Bangladesch, die vor allem für Metro produziert, ist eine junge Frau aus Erschöpfung tot zusammengebrochen. Der deutsche Handelskonzern bedauert den Fall und hat die Zusammenarbeit eingestellt. Dhaka Sie hat gearbeitet, bis sie nicht mehr konnte: Die 18-jährige Näherin Fatema Akter aus Bangladesch ist im Dezember während ihrer Schicht tot zusammengebrochen. Das berichtete die US-Organisation National Labor Committee (NCL) am Mittwoch. Demnach musste das Mädchen an sieben Tagen in der Woche 13 bis 15 Stunden in der Textilfabrik in der Hafenstadt Chittagong arbeiten und pro Stunde bis zu hundert Jeanshosen reinigen. Rund 80 Prozent der in der Fabrik hergestellten Textilien wurden laut NCL für den deutschen Handelsriesen Metro produziert. Der 18-jährigen wurde dem zu Wochenbeginn veröffentlichten NCL-Bericht zufolge trotz Erschöpfung und Schmerzen in Brust und Armen ein freier Tag zur Erholung verweigert. Stattdessen habe der Vorgesetzte das Mädchen hart ins Gesicht geschlagen und ihr befohlen, ihre Arbeit fortzusetzen. Demnach waren für die Arbeiter in der Fabrik 14-Stunden-Schichten ohne Pause, erzwungene Überstunden und Schläge an der Tagesordnung. Deas Unternehmen bedauerte den Todesfall der 18-jährigen in einer Erklärung zutiefst : Man nehme den Bericht über Missstände außerordentlich ernst, sagte Konzernchef Eckhard Cordes am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Konzerns. Die Geschäftsbeziehungen mit dem Bekleidungslieferanten seien beendet und dessen Erzeugnisse aus den Handelsregalen genommen worden. Außerdem würden die Todesumstände der Frau und die Informationskette über die Arbeitsbedingungen in der Fabrik untersucht. Die Produktionsstätte in Bangladesch sei 2005 zwar überprüft worden. Nachdem Mängel festgestellt wurden, habe es jedoch anders als vorgesehen keine neuerliche Überprüfung gegeben. Die Christliche Initiative Romero hatte anlässlich der Hauptversammlung auf den Tod der Näherin aufmerksam gemacht. 2
3 Verhaltenskodex von Metro (Ausschnitt): Abschnitt: Sozialstandards der Lieferkette Arbeitszeiten: Überstunden dürfen nur auf freiwilliger Basis geleistet werden. Die maximal zulässige Wochenarbeitszeit darf 48 Stunden nicht überschreiten. Die maximale Zahl der Überstunden darf zwölf pro Woche nicht überschreiten. Mitarbeiter haben nach sechs aufeinander folgenden Arbeitstagen das Recht auf mindestens einen freien Tag. Sicherheit am Arbeitsplatz: Für die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sind klare Vorschriften und Verfahren aufzustellen und zu befolgen. Arbeitsweisen und -bedingungen, welche grundlegende Menschenrechte verletzen, sind verboten. 3
4 Nähen, damit der Bruder studieren kann Kleiderfabrikanten aus den USA und Korea haben Guatemala nicht seiner traditionellen Webkunst wegen als Produktionsstandort gewählt. Sondern hier werden in Fertigungsbetrieben, so genannten Maquiladoras, Jeans, Hemden, Kinderkleider und mehr für den Export genäht. Über zweihundert solche Fabriken mit einer unüberschaubaren Zahl von Unterbetrieben sind in den letzten zehn Jahren entstanden. Bekleidung ist heute Guatemalas drittgrößter Exportartikel. In einer 1994 erschienenen sozialwissenschaftlichen Studie zur Bedeutung der Maquiladoras in Guatemala wird eine beachtliche Liste von Markennamen aufgeführt: Romantische, wie Fruit of the Loom (Frucht des Webstuhls), Ocean Pacific, Visions und Bekannte wie Lee, Levi s, Nike, OshKosh. (...) Lidia ist siebzehn und näht seit über drei Jahren in einer koreanischen Firma, die in Guatemala Kleider fertigen lässt. Die Koreaner würden Minderjährige einstellen, das habe sich herumgesprochen. So ist auch Lidia nach der sechsten Primarklasse zu ihrem Job gekommen. Der Anfang sei schwierig gewesen. Sie habe die ausländischen Betriebsleiter nicht verstanden. Der versprochene Lohn wurde nicht ausbezahlt. Jetzt findet sie die Arbeit nicht schlecht. Es sei nur langweilig, immer dasselbe zu machen, und wenn viele Aufträge anstünden, würden einen die Vorgesetzten dauernd anschreien. Aber sie und ihre jüngere Schwester, die ebenfalls in der Maquialdora arbeitet, unterstützen den Bruder, damit er vielleicht einmal studieren kann. Mit Schnuller bei der Arbeit Natur hat Konjunktur vielleicht nicht bei der großen Masse der Kaufhauskunden, wohl aber im expandierenden Öko-Markt. Die zahlungskräftigen Kunden verlangen aber nicht nur Naturschutz durch garantiert pestizidfreien Anbau, sondern auch Qualität: Garantiert handgepflückt soll die Baumwolle beispielsweise sein. Handgepflückt? Den Preis dafür zahlen meist nicht die Kunden, sondern miserabel entlohnte Pflückerinnen und Pflücker. Oft sind es Kindern, wie der sechsjährige Dionner Moura aus dem brasilianischen Bundesstaat São Paulo. Von seinen Freunden wird er wegen seines Arbeitseifers respektvoll Meister der Baumwollernte genannt. Er pflückt bis zu 40 Kilo am Tag, lobt die Mutter. Das bringt der Familie 4
5 umgerechnet drei Mark (etwa 1,50 Euro). Doch für drei Mark kann man sich auch in Brasilien nicht viel kaufen. Gemüse kennt Dionner kaum. Das macht ihn anfällig für Krankheiten. In nur vier Gemeinden entdeckte die Tageszeitung Folha de São Paulo 4000 Minderjährige auf Baumwollfeldern. Etwa jeder siebte Erntearbeiter, schätzte ein Bürgermeister, ist unter 14 Jahre alt. Ein Landarbeiter holt zwischen fünf und sechs Mark am Tag herein. Da müssen Kinder mithelfen. Joseli nuckelt noch immer am Schnuller. Der Sechsjährige habe sich noch nicht an die Arbeit gewöhnt, meint die Mutter. Manchmal verschwindet er zwischen den Baumwollsträuchern und kommt erst spät zurück. Aber wir können ihn nicht suchen. Sonst würden wir kein Geld verdienen. Die siebenjährige Adriana verdient den Lebensunterhalt für ihe 76-jährige Großmutter gleich mit, seitdem ihre eigenen Eltern sie verlassen haben. Auch wenn das Gros der Kinderarbeiter älter ist, sind Dionner, Joseli oder Adriana keine Ausnahmen. Von ihren schmerzenden Rücken profitieren die Besitzer der Baumwollfelder, die Industrie und vielleicht die Endverbraucher. Und auch wenn auf den Exportplantagen selbst keine Kinder schuften, müssen die Arbeiterfamilien wegen der niedrigen Löhne ihren Nachwuchs oft woandershin zum Geld verdienen schicken. Die Konkurrenz ist hart, und in Zeiten der Rezession wird auch in Europa an der Kleidung gespart. Brasilien steht an siebter Stelle der baumwollproduzierenden Staaten der Erde. Ein Teil der Baumwolle oder verarbeiteten Stoffe geht in die Europäische Union. Etwa nach Portugal: Dort werden sie von schlecht bezahlten Arbeitskräften darunter Kindern in Kleinfabriken zu billigen T-Shirts oder Hemden verarbeitet, die auch in deutsche Läden gelangen. 5
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