Sammlung des Königshauses Hannover auf Schloss Marienburg, davor Schloss Blankenburg.

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2 Zermonielle Prunkartisane der Trabantengarde von August Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg in Wolfenbüttel, datiert 1718, geätzt und vergoldet. Gesamtlänge: 258 cm. Klingenlänge ohne Tülle: 42,6 cm. Maximale Klingenbreite: 30 cm. Provenienz Sammlung des Königshauses Hannover auf Schloss Marienburg, davor Schloss Blankenburg. Hintergrund Die Partisane gehört zur Gattung der Stoßwaffen und kam zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Italien während der Aufstände der Städte auf. Hier liegt auch der Ursprung des Begriffes Partisane, der sich aus partigiana (Parteigänger) ableitet. Der Verwendungszeitraum erstreckte sich bis in das 18. Jahrhundert hinein. Als verkümmerte Form der Partisane wurde der sog. Sponton als Offiziersabzeichen und Paradewaffe bis in das 19. Jahrhundert eingesetzt. Wie andere Waffentypen auch unterlag die Partisane im Laufe der Zeit technischen Veränderungen. In ihrer ursprünglichen Form, die bisweilen auch als Ochsenzungenpartisane bezeichnet wird, verfügte die Waffe über eine etwa armlange spitz zulaufende Klinge mit geraden Schneiden, die an der Basis etwa eine Hand breit war. Zur Versteifung des Blattes wurde meist ein Mittelgrat ausgeschmiedet. Während frühe Stücke häufig ohne Parierwerkzeuge ausgestattet waren, ging man recht bald dazu über, am Ansatz solcher Klingen Parierhaken anzubringen. Damit konnten gegnerische Attacken abgewehrt werden und es war bei einer geschickten Handhabung auch möglich, eine Waffe einzuklemmen und dem Angreifer zu entreißen. Wie bei allen Stangenwaffen bestand ein Vorteil darin, den Gegner im Nahkampf auf Abstand halten zu können. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurden die Parierhaken dann kräftiger und die Klingen kürzer. Es war fortan auch üblich, Partisanen als Offiziersabzeichen zu verwenden. 1

3 Ermordung Wallensteins mit einer Partisane in Eger, Quelle: Merian, M. (1639): Theatrum Europaeum, Abb. 7. Eine wichtige Funktion erfüllte die Partisane als Waffe fürstlicher Leibgarden, der sog. Trabanten. Derartige Stücke sind oft sehr reich verziert worden und sollten in ihrer höfischen Pracht den Status des Monarchen zum Ausdruck bringen. Diese Prunkwaffen erfüllten schließlich im 18. Jahrhundert eher zeremonielle und repräsentative Zwecke, ihre symbolische Funktion war größer als der Gebrauchswert zum Schutz des Regenten. 1 Die hier vorliegende und im folgenden Abschnitt beschriebene Partisane ist in diese Kategorie einzuordnen. Beschreibung Die Partisanenklinge ist von abgeflacht diamantförmigem Querschnitt, ihre Schneiden laufen zur Spitze hin fast parallel und verjüngen sich erst unmittelbar am oberen Ende zu einer Spitze. An der Basis folgen ihre Konturen der herzoglichen Krone, um darunter weit nach den Seiten auszuschwingen und jeweils vier markante Spitzen in Form stilisierter Blätter zu bilden. Die 1 Vgl. Seitz, H. (1968): Blankwaffen II, S. 216 ff. Vgl. Müller, H.,Kölling, H.(1990): Europäische Hieb- und Stichwaffen, S

4 Kanten der jeweils nebeneinander befindlichen Blätter laufen in ihrem gemeinsamen Ursprung jeweils noch einmal in eine Kreisdurchbrechung aus. Auf der großen Fläche ist zentral das herzogliche Wappen samt Krone geätzt und in den so entstandenen Vertiefungen vergoldet. Unterhalb befindet sich die Datierung 1718, seitlich die Inschriften August Wilhelm und D. G. Dux Bruns Et Luneb (August Wilhelm, von Gottes Gnaden, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg). Die Ränder der Spitzen sind fein mit Akanthusornamenten verziert. Oberhalb der herzoglichen Krone an der Klingenbasis schließt sich das Niedersachsenross unter einer weiteren Krone an. Als Kontrast zu den übrigen Darstellungen wurden die Vertiefungen hier geschwärzt, der wellenförmige Hintergrund imitiert ein Damastmuster. Auf der anderen Seite des Partisaneneisens sind das steigende Ross, das Akanthusornament, die herzogliche Krone und die Datierung 1718 ebenso zu finden. Anstelle des Wappens wurde das Monogramm HAW II für Herzog August II Wilhelm dargestellt, darunter die Inschrift PARTA TUERI (das Erworbene zu wahren wissen). Unterhalb des imposanten Blattes ist die Klinge in eine Tülle ausgeschmiedet, die durch einen breiten und zwei schmale, abgesetzte Wülste dekoriert ist. Verdeckt von den noch originalen Posamenten läuft die Tülle in zwei Federn aus, die über Nieten am oktogonalen Schaft befestigt sind. Hier ist die Nummer NO: 12 eingeätzt, die als Waffennummer fungiert haben mag. Eine weitere solche Angabe befindet sich am unteren Rand des Blattes:XXV. Es war üblich, die Waffen der Leibgarden zu nummerieren, um sie einem individuellen Trabanten zuordnen zu können. Den Abschluss dieser Stangenwaffe bildet der Partisanenschuh am unteren Ende, der dazu dient, eine Abnutzung des Holzschaftes beim Abstellen der Waffe zu unterbinden. Zustand Der Erhaltungszustand der Partisane ist außergewöhnlich gut. Es ist ein Glücksfall, dass die Posamente noch vollständig und unbeschädigt erhalten sind und die Klinge nur minimal von Korrosion betroffen ist. So sind die geätzten und vergoldeten Ornamente und Inschriften fast unversehrt auf unsere Zeit gekommen. Im Gegensatz zu der Mehrheit der erhaltenen Stangenwaffen verfügt unser Exemplar noch über den originalen und ungekürzten Schaft, sogar der Partisanenschuh ist noch vorhanden. Dieser unberührte Originalzustand ist der Provenienz Schloss Marienburg zu verdanken, wo das Stück bis in die jüngste Vergangenheit in Ehren gehalten worden ist. 3

5 Exkurs: Beispiele für den Gebrauch repräsentativer Stangenwaffen im Rahmen höfischer Bankette: Krönungsbankett und Feierlichkeiten Wilhelms III. in London, Quelle: Wien, Albertina HB Bd. 17 (Wilhelm III.), 42. 4

6 Nächtliches Bankett anlässlich des Regierungsantritts Karls XI. von Schweden in Stockholm, Quelle: Das große Carrousel. Öffentliche Tafel Ferdinands I. in der Wiener Hofburg anlässlich eines Turniers, Quelle: Francolin, H. (1561): Thurnier Buch warhafftiger ritterlicher Thaten, S

7 Rittertafel des heilig-geist-ordens in Fontainebleau. Quelle: Bosse, A. (Tours Paris), Paris

8 Literatur Mann, J.: Exhibition of Arms, Armour and Militaria lent by HRH The Duke of Brunswick and Lüneburg at the Armouries of the tower of London, London Merian, M.: Theatrum Europaeum, 1. Auflage, Band 3, Frankfurt Müller, H., Kölling, H.: Europäische Hieb- und Stichwaffen, Berlin Seitz, H.: Blankwaffen II, Braunschweig

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