ERASMUS Erfahrungsbericht Wintersemester 2012/ 2013 Sup de Co Picardie Amiens, Frankreich

Transkript

1 ERASMUS Erfahrungsbericht Anne Bocklage Amiens, France Business School Groupe Sup de Co Picardie Wintersemester 2012/2013 Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) Die Vorbereitung auf das Auslandssemester in Amiens gestaltete sich reibungslos und ohne jegliche Ungereimtheiten. Nach der erfolgreichen Bewerbung für ein ERASMUS-Auslandssemester an der Heimathochschule musste man sich sowohl bei unserer Universität in Göttingen als auch bei der französischen Gastuniversität online anmelden. Bei der Anmeldung für die Universität in Amiens wurde einem direkt eine Liste der angebotenen Kurse aufgezeigt, sodass man schon im Voraus eine Auswahl der Module treffen konnte, die man gerne belegen möchte. Außerdem steht sowohl das Erasmus-Büro unserer Universität als auch das International Office in Amiens jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt einen hilfreich bei der Organisation des Auslandssemesters. Durch die unkomplizierte Kontaktaufnahme mit den internationalen Koordinatoren in Frankreich und deren Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit wuchs die Vorfreude auf das eigentliche Auslandssemester ins Unermessliche. Mitte September machte ich mich dann gemeinsam mit meiner Freundin, die mit mir das Auslandssemester in Frankreich absolvierte, auf den Weg nach Amiens. Wir entschieden uns dafür, mit dem Zug anzureisen, da wir so keine Gepäckbeschränkungen hatten und dies auch die, wenn auch zeitaufwändigste aber vor allem kostengünstigste Variante des Anreisens war. Mit dem CityNightLine fuhren wir von Hannover über Saarbrücken und nach Paris Gare de l Est. In Paris mussten wir dann vom Gare de l Est zum rund 600 Meter entfernten Gare du Nord wechseln (ist entweder zu Fuß oder mit der Metro am einfachsten), von wo aus wir dann weiter nach Amiens gefahren sind. In Amiens angekommen wurden wir von französischen Studenten der Schule empfangen, sodass man sich direkt wohl fühlte. 1

2 Denjenigen, die über eine Anreise mit dem Auto nachdenken, soll gesagt sein, dass man in Amiens an sich kein Auto benötigt. Wer allerdings in nahegelegene Städte oder an die Küste reisen möchte, könnte das Auto als Alternative dem Zugfahren vorziehen. Unterkunft Es gibt verschieden Wege, in Amiens an eine Unterkunft während des Auslandssemester zu kommen. Eine Möglichkeit ist natürlich, sich auf eigene Faust eine Wohnung oder Wohngemeinschaft zu suchen. Eine andere, viel bequemere Alternative ist, das Angebot der Gasthochschule in Anspruch zu nehmen, denn das International Office der Sup de Co mietet Wohnungen in unmittelbarer Nähe zur Uni und zum Stadtzentrum an. In diesen Wohnungen werden bis zu 6 Personen in Einzel- oder Doppelzimmern, je nach Präferenz und Zuteilung untergebracht. Ein Einzelzimmer kostet derzeit 450 und ein Doppelzimmer, welches man sich mit einem anderen internationalen Studenten teilt, 350 inkl. Nebenkosten und allem. Da die Mietpreise in Amiens als Vorstadt von Paris sehr hoch sind, würde ich sehr empfehlen, das Angebot der Uni in Anspruch zu nehmen und sich dort um ein Zimmer zu bewerben, denn nicht nur die Uninähe, sondern auch die Ausstattung (Küchenutensilien wie Geschirr, Mikrowelle, Internetflatrate etc.) der Wohnungen ist bereits vorhanden, sodass man sich um grundlegende Wohnutensilien nicht mehr kümmern braucht. Zu beachten ist allerdings, dass die Wohnungen nach dem First-come-first-serve -Prinzip vergeben werden, d.h. je frühzeitiger die Bewerbung um ein Zimmer geschieht, desto wahrscheinlicher ist es, einen Platz zu erhalten. Die Bewerbung hierfür erfolgt über ein simples Formular, welches vom International Office vor Beginn des Auslandssemester bereitgestellt wird. Studium an der Gasthochschule Generell ist zu sagen, dass das Studium an der Sup de Co ganz anders ist, als man es von den deutschen Universitäten gewohnt ist. Zwar werden, genau wie in Deutschland, sowohl Bachelor- (ISAM) als Mastermodule (ESC) aus den 2

3 Bereichen Human Ressource Management, Finance und Marketing angeboten. Jedoch ist die Organisation der Lehrveranstaltungen komplett unterschiedlich im Vergleich zu Deutschland. Bei den Bachelormodulen handelt es sich meistens um Einführungsmodule, welche vergleichbar sind mit den Einführungsmodulen in den ersten beiden Semestern des Studiums, allerdings weniger detailliert und umfangreich. Die Masterkurse dagegen gehen mehr ins Detail und behandeln theoretische Termini anhand praktischer Sachverhalte und Fallbeispiele, z.b. durch Casestudies und Präsentationen. Diese Praxisnähe ist ein großer Vorteil, der besonders durch die internationalen Professoren und Lehrpersonen ermöglicht wird. Die Kurse, welche in Französisch und Englisch angeboten werden, finden ganztägig jeweils von 9.30 bis Uhr an drei Tagen in der Woche statt. Eine weitere Besonderheit sind auch die Prüfungsmodalitäten, die sich komplett von denen in Deutschland unterscheiden. Während die Prüfungen der ESC-Masterkurse jeweils direkt zu Kursende in Form von Casestudies, einzureichenden Ausarbeitungen oder Präsentationen abgelegt werden, bestehen die Prüfungen der Bachelorkurse aus zwei Leistungen, wobei der erste Teil am letzten Tag des Kurses ablegen wird und der zweite Teil der Prüfung erst zwei Wochen nach Ende des Kurses als Teilnahme an einer Wiederholungsklausur gefordert. Erst wenn man beide Prüfungsleistungen erfolgreich absolviert, werden die Credits für den Kurs gezählt. Aufgrund der Tatsache, dass die Sup de Co von Amiens eine private Universität ist, findet alles ein wenig familiärer statt als gewohnt. Dies merkt man besonders an der Organisation der Veranstaltungen, wo man viel in Gruppen mit anderen Studenten zusammen erarbeitet. Natürlich werden die sprachlichen Fähigkeiten bei solchen Gruppenarbeiten unterstützt. Allgemein betrachtet fällt es aber überhaupt nicht schwer, auf einer fremden Sprache zu studieren, da das Niveau an der französischen Uni ein anderes als das in Göttingen ist. Besonders die Kurse in Englisch sind leicht zu absolvieren. Allerdings empfehle ich, auch ruhig Kurse auf Französisch zu wählen, da man sonst im Alltag eher dazu neigt, mit den anderen internationalen Studenten Englisch zu reden und man so kaum dazu kommt, richtig Französisch zu sprechen. 3

4 Alltag und Freizeit Von der Größe und Anzahl der Einwohner lässt sich Amiens etwa mit Göttingen vergleichen. Deshalb und auch aufgrund der Tatsache, dass sich der Stadtkern auf die Schule und die daneben gelegene Kathedrale sowie die Hauptfußgängerzone Rue Des Trois Callouix fokussiert, fühlt man sich schnell daheim, da man viele Plätze der Stadt schnell ausfindig machen und erkunden kann. In Bezug auf ein Stadtfeeling muss Amiens als Ort für ein Auslandssemester jedoch keinesfalls einbußen, denn durch die unmittelbare Nähe zu Paris (eine Stunde mit dem Intercité) hat man die Großstadt quasi direkt vor der Haustür. Des Weiteren hat Amiens eine Vielzahl von Restaurants, Bars und kleinen Clubs, ein Schwimmbad, diverse Kinos und auch einen wunderschönen Park zu bieten, mit denen sich die Freizeit vielseitig gestalten lässt. Amiens Hauptsehenswürdigkeiten sind die Kathedrale Norte Dame d Amiens sowie das damalige Haus des französischen Schriftsteller Jules Verne. Durch die viele Freizeit, die man durch den dreitägigen Schulalltag hat, bleibt genügend Zeit, die kulturellen und geschichtlichen Seiten Nordfrankreichs zu entdecken. Durch die gute Lage im Norden Frankreich hat man in Amiens viele Möglichkeiten, die freie Zeit auch zum Reisen zu nutzen. Mit guten Zugverbindungen zu Städten wie Paris, Brüssel, London oder auch Amsterdam ist es leicht, Städtetrips zu machen. Durch den Kauf der Carte 12 à 25, einer Art Bahncard gestaltet sich dies auch nicht allzu kostspielig. Diese Karte erhält man für 50 am Bahnhof und durch sie erhält man bei vielen Zugfahrten Vergünstigungen von bis zu 50%. Ein weiterer Vorteil ist auch die Nähe zum Flughafen Paris Beauvais, welcher ein Ryanair Flughafen ist, sodass man ebenfalls für sehr wenig Geld Kurztrip nach Spanien, Italien etc. machen kann. Dies ist sehr zum empfehlen, da die viele Freizeit das Reisen in Frankreich und Umgebung wirklich sehr gut ermöglicht. 4

5 Fazit (beste und schlechte Erfahrung) Insgesamt bewerte ich mein Auslandssemester in Amiens und die dadurch gewonnenen Erfahrungen als sehr wertvoll. Auch wenn alles am Anfang vielleicht etwas anders und ungewohnt erscheint im Vergleich zu Deutschland, die Erlebnisse und Erfahrungen, welche man besonders für sich persönlich und akademisch macht sind unersetzlich. Besonders sollte man sich nicht von der französischen Administration und Arbeitsweise verwirren lassen, denn die Uhren in Frankreich laufen manchmal einfach ein bisschen anders, als man es in Deutschland gewohnt ist. Dies war besonders für mich am Anfang eine besondere Situation, aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen und wird auch selbst entspannter. Alles in allem rate ich jedem, der die Chance hat, ein Auslandssemester, sei es in Frankreich oder in einem anderen Land zu absolvieren, davon zu profitieren. Amiens ist, wenn man dies in einer etwas kleineren und familiären Stadt mit Charme absolvieren möchte, nur zu empfehlen. 5