Motivation mit Kopf, Bauch, Hand und wissenschaftlicher Erkenntnis
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- Heike Böhler
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1 Motivation mit Kopf, Bauch, Hand und wissenschaftlicher Erkenntnis
2 1 THEORIENDSCHUNGEL DAS 3K-MODELL DER MOTIVATION KOMPONENTEN WIRKUNGSWEISE COACHING MIT DEM 3K-MODELL VORGEHENSWEISE PRAXISBEISPIEL... 9 Seite 2
3 Die Steigerung der Motivation ist ein zentrales Thema für viele Coachings oder ist zumindest indirekt Bestandteil fast aller Sitzungen. Bedauerlicherweise dominieren den Markt zwar bunte, aber zumeist wenig fundierte Konzepte. DR. KASPAR SCHATTKE Bücher, Seminare, Workshops unzählige Theorien, Modelle und Konzepte drehen sich um das Schlagwort Motivation. Im Training und Coaching sind diese Modelle sehr b e- gehrt, doch der Versuch sich in diesem Theoriendschungel zurechtzufinden gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. 1 THEORIENDSCHUNGEL Die Grundproblematik beim Durchforsten des Dschungels kommt bald zum Vorschein, nämlich der Konflikt zwischen Wissenschaft und Praxis. Zum einen werden Verfahren gefunden, die populär sind, sich gut vermarkten lassen und die in der Praxis auch geschickt anwendbar sind, jedoch mangelt es meist an der wissenschaftlichen Fundierung. D.h. sie basieren entweder auf veralteten, oder auf nicht evaluierten pseudowissenschaftlichen Theorien. Wird zum anderen versucht, wissenschaftlich fundierte Theorien und Modelle zu finden, stößt man zumeist auf Konzepte die in der Praxis nur schwerfällig anzuwenden sind, da sie auch nicht für sie konzipiert sind. Des Weiteren ist die Zugänglichkeit von neuesten Entwicklungen im wissenschaftlichen Bereich oft eingeschränkt. Seite 3
4 2 DAS 3K-MODELL DER MOTIVATION Das 3K-Modell der Motivation bildet eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Es fasst die Erkenntnisse einer über 60-jährigen Forschungstradition zusammen und ist zugleich praxisgerecht aufbereitet. Somit ist dieses Modell ein wichtiger Motivationslei t- faden für alle die coachen, trainieren, fördern und verändern wollen. 2.1 KOMPONENTEN Das 3K-Modell ist nach den drei Komponenten der Motivation benannt. Diese sind: Explizite (selbsteingeschätzte) Motive und Ziele Implizite (unbewusste) Motive subjektive Fähigkeiten In der Praxis werden diese drei Komponenten mit den Metaphern Kopf, Bauch und Hand verknüpft: Kopf Das halte ich für wichtig, das will ich wirklich machen. Bewusste Ziele, rationale Absichten und gedankliche Vorlieben dafür stehen explizite Motive. Sie führen zu expliziten Handlungstendenzen. Es handelt sich hierbei um bewusste Entscheidungsprozesse die das Verhalten in eine bestimmte Richtung lenken, welche als relevant erachtet wird. Bauch Das würde ich gerne machen - das bereitet mir Vergnügen. Emotionale Vorlieben, mit der Handlung verbundene Hoffnungen und unbewusste Bedürfnisse dafür stehen implizite Motive. Sie führen zu spontanen Verhaltensimpulsen. Zusätzlich energetisieren sie Verhalten durch Spaß und Freude an der Tätigkeit. Seite 4
5 Hand Das kann ich. Das entspricht meiner Kompetenzen. Die subjektiven Fähigkeiten stehen für das Können und Wissen, vor allem für die Handlungskompetenz. Sie beinhaltet Erfahrungen und Fertigkeiten die nötig sind, um eine bestimmte Handlung erfolgreich ausführen zu können. 2.2 WIRKUNGSWEISE Vereinfacht geht das Modell davon aus, dass ein Zustand optimaler Motivation erreicht werden kann, wenn bei einer Handlung alle drei Komponenten erfüllt sind. Die Tätigkeit wird als wichtig erachtet (Kopf), gerne ausgeführt (Bauch) und die eigenen Fähigkeiten werden als ausreichend für ihre Bewältigung eingeschätzt (Hand). Das fördert die intrinsische Motivation und die Chancen stehen gut, dass sich durch die Ausführung der Tätigkeit ein Flow-Erlebnis einstellt. Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi definiert Flow wie folgt: 1. Die Aktivität hat deutliche Ziele. a. Die Aktivität hat unmittelbare Rückmeldung. b. Die Tätigkeit hat ihre Zielsetzung bei sich selbst 2. Wir sind fähig, uns auf unser Tun zu konzentrieren. 3. Anforderung und Fähigkeit stehen im ausgewogenen Verhältnis, so dass keine Langeweile oder Überforderung entsteht. 4. Wir haben das Gefühl von Kontrolle über unsere Aktivität. 5. Mühelosigkeit a. Unsere Sorgen um uns selbst verschwinden. 6. Unser Gefühl für Zeitabläufe ist verändert. 7. Handlung und Bewusstsein verschmelzen. Seite 5
6 Die ersten drei Punkte sind die Voraussetzung für ein Flow-Erlebnis. Die darauf folgenden sind subjektive Erlebnisse beim Flow, wobei diese Bestandteile nicht gemeinsam vorhanden sein müssen. Fehlen jedoch einzelne Komponenten z.b. Kopf, Bauch oder Hand, äußert sich dies in einem intrapsychischen Handlungskonflikt. Der Mangel an optimaler Motivation muss entweder durch 1. PROBLEMLÖSUNG oder 2. WILLENSSTÄRKE kompensiert werden. Problemlösung wird benötigt wenn zwar Kopf- und Bauchkomponente vorhanden sind, es jedoch an der Handkomponente fehlt. In diesem Fall nimmt die Person ihre eigenen Handlungsfähigkeiten als nicht ausreichend wahr. Ein Aufbau von Problemlösungsko m- petenz durch Hinzulernen, Finden neuer Lösungen oder Sammeln neuer Erfahrungen ist erstrebenswert. Ist die Handkomponente vorhanden, aber mangelt es an Kopf- oder Bauchkomponente ist es nötig Willensstärke aufzubringen um die Tätigkeit trotzdem durchzuführen. Bei fehlender Kopfkomponente wird die Tätigkeit nicht als wichtig erachtet oder es gibt Zielkonflikte zwischen wichtigen Tätigkeiten. Bei fehlender Bauchkomponente wird die Tätigkeit zwar als wichtig erachtet, jedoch bereitet sie kein Vergnügen oder weckt sogar Ängste oder Befürchtungen. Der Einsatz von Willensstärke ist in jedem Fall anstrengend und auf Dauer nicht effektiv. Daher ist es langfristig besser, alle drei Komponenten der Motivation in Ei n- klang zu bringen. Im Alltag sollte also nicht nur die Frage nach der Wichtigkeit eines Ziels gestellt werden, es ist ebenso entscheidend, wie viel Vergnügen und Freude der Weg zu diesem Ziel bereiten würde. Seite 6
7 3 COACHING MIT DEM 3K-MODELL Das 3K-Modell wurde bereits erfolgreich in der Praxis eingesetzt. Wie dies in der Theorie und Praxis aussehen kann soll nun kurz gezeigt werden. Kopf Explizite Motive/Ziele Ist das Projekt der Klientin wirklich wichtig? Entspricht das Projekt den Zielen der Klientin? Sind die Ziele SMART? Bestehen Zielkonflikte? Bauch Hand Implizite Motive Erledigt der Klient das Projekt wirklich gerne? Hat er Spaß bei dem Projekt? Bestehen Bauchschmerzen, Ängste? Sind die Ziele MOTTO? Fähigkeiten Verfügt die Klientin über die notwendigen Kenntnisse/Fähigkeiten? Hat sie die nötigen Erfahrungen? Hat sie ähnliche Projekte früher bereits erfolgreich bewältigt? Abbildung 1: Motivationsdiagnose mit dem 3K-Modell 3.1 VORGEHENSWEISE Für den Coachingprozess ist ein zweistufiges Vorgehen empfehlenswert: Seite 7
8 1. MOTIVATIONSDIAGNOSE Im ersten Schritt soll anhand des 3K-Modells ermittelt werden, bei welcher Komponente konkret Handlungsbedarf besteht. (siehe Abb.1) 2. ERARBEITUNG VON LÖSUNGEN Im zweiten Schritt werden systematisch Lösungen auf Basis der Motivationsdiagnose erarbeitet und individuell an die Kundinnen und Kunden angepasst. Im ersten Schritt, bei der Motivationsdiagnose nimmt der Coach das konkrete Problem auf und geht dabei die einzelnen drei Komponenten durch. Wichtig ist, sich dabei immer auf konkrete Tätigkeiten zu beziehen. Als erstes wird nach der Kopfkomponente gefragt. Es geht darum herauszufinden, in wie weit die Tätigkeit den Zielen der Klientin bzw. den Zielen des Unternehmens entspricht. Darüber hinaus sollte überprüft werden, ob die Ziele SMART sind, und ob es Zielkonflikte gibt. Das heißt für die Praxis, Coach und Klientin gehen gemeinsam die Ziele durch und beurteilen, ob und in wie weit sich Ziele gegenseitig hemmen oder fördern. Als zweites wird die Bauchkomponente überprüft. Der Klient soll sich seine Aufgaben bildlich vorstellen und berichten, wie er sich dabei fühlt. Dadurch möchte der Coach herausfinden, ob die Aufgaben gerne erledigt werden oder ob eventuell Frustration oder Angstgefühle bestehen. Bei der Bauchkomponente ist es wichtig, die Ziele nochmals nach MOTTO zu formulieren. Zuletzt wird die Handkomponente überprüft. Der Coach möchte wissen, ob die Kundin bereits entsprechende Erfahrungen mit ähnlichen Aufgaben gesammelt, oder bereits ähnliche Projekte früher bewältigt hat. Mit diesen gewonnenen Kenntnissen über die Kundinnen und Kunden können gezielte Lösungsvorschläge erarbeitet werden, um mit Kopf, Bauch und Hand seine Ziele unter möglichst wenig Zugabe von Willensstärke erreichen zu können. Seite 8
9 3.2 PRAXISBEISPIEL Wenn die nötige Handkomponente fehlt, könnte die Kundin sich als mögliche Lösungsvorschläge zu diesem Problem Hilfe von bereits erfahrenen Personen holen, oder einen Workshop besuchen oder sich an Best-Practice-Beispielen orientieren. Liegt das Problem in der Kopfkomponente es gibt also Zielkonflikte mit anderen Aufgaben die höhere Priorität für sie haben, kann der Coach hier die Hilfestellung bieten, gemeinsam die Aufgaben nach ihrer Priorität zu ordnen um eventuell Wichtiges vora n- zustellen, die richtige Art der Delegation zu finden oder Tätigkeiten outzusourcen. Wenn die Bauchkomponente fehlt kann der Coach helfen, Willensstrategien auszuarbeiten. Typisch sind z.b. sich die Wichtigkeit der Tätigkeit vor Augen zu führen, Zwischenziele zu definieren, Deadlines zu setzen und sich nach deren Erreichung selbst zu belohnen. Bei fehlender Bauchkomponente bieten sich generell Reframing-Techniken, die Suche nach Motiv-passenden Anreizen, oder die Entwicklung einer persönlichen Vision, an. Der Coach kann maßgeschneiderte Methoden mit den Kundinnen und Kunden gemeinsam umzusetzen. Quelle: SCHATTKE, Kaspar (2011): Motivation mit Kopf, Bauch, Hand und wissenschaftlicher Erkenntnis, in: Coaching Magazin, Nr. 4/2011, S CSIKSZENTMIHALYI, Mihaly (2010): Flow Das Geheimnis des Glücks, Klett-Cotta, 15. Auflage Weiterführende Literatur: KEHR, H.M. (2004): Votivation und Volition. Funktionsanalyse, Feldstudien mit Fü h- rungskräften und Entwicklung eines Selbstmanagement-Trainings (SMT), Göttingen: Hogrefe KEHR, H.M. (2009): Authentisches Selbstmanagement: Übungen zur Steigerung von Motivation und Willensstärke, Weinheim: Beltz Seite 9
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