Unterstützte Kommunika1on. Eine Einführung
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- Gundi Meissner
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1 Unterstützte Kommunika1on Eine Einführung
2 Behinderungen und Erkrankungen, die die Lautsprache beeinträch1gen können Gehörlosigkeit Geis;ge Behinderung Au;smus Körperbehinderung Neurodegenera;ve Erkrankungen Aphasie nach Schlaganfall, Schädel Hirn Trauma oder Hirntumor Locked In Syndrom Wachkoma Demenz Laryngektomie (Zustand nach KehlkopfenOernung) Tracheotomie (LuQröhrenschniR und Intuba;on der LuQröhre) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo (vgl. Wachsmuth 2006, 24f) 2
3 Sprachbeeinträch1gungen (vgl. Schulz von Thun 2000, 30 erweitert durch Mischo) Beeinträchtigungen der expressiven Sprache Beeinträchtigungen der rezeptiven Sprache Sachverhalt Sender: expressive Sprache Selbstoffenbarung Nachricht Appell Empfänger: rezep;ve Sprache Beziehung Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 3
4 Defini1on und Ziel von UK UK will die kommunika;ve Situa;on sowohl dieser Menschen, die nicht oder kaum sprechen (lernen), deren Sprachentwicklung stark verzögert ist oder die gesprochene Sprache nicht oder nur schlecht verstehen als auch ihrer Interak;onspartnerinnen verbessern. Dabei kommen Gebärden und Handzeichen, grafische Symbole [ ] und Symbolsysteme [ ] sowie technische Kommunika;onshilfen, wie z.b. Sprechcomputer, zum Einsatz. (Lage 2006, 59) UK dient als MiGel, sich der Umwelt mitzuteilen UK dient als MiGel, die Umwelt zu verstehen Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 4
5 Zielgruppe Gruppe 1: Menschen, für die UK ein AusdrucksmiGel darstellt große KluQ zwischen rezep;ver und expressiver Sprache Zweck: UK als AusdrucksmiRel auf Dauer Interven1onsziel: Erweiterung der expressiven Sprachmöglichkeiten Zielgruppenbeispiel: Menschen mit cerebralen Bewegungsbeeinträch;gungen (vgl. von Tetzchner / Mar;nsen 2000, 80 / Braun 2008, ) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 5
6 Zielgruppe Gruppe 2: Menschen, für die UK eine Unterstützung der Lautsprache darstellt Untergruppe 1: UK als Unterstützung des Spracherwerbs Zweck: UK zur Unterstützung des Spracherwerbs, nicht auf Dauer Interven1onsziel: Verständnis für die Anwendung der Lautsprache fördern, soziale Probleme lösen, Sprachverständnistraining Zielgruppenbeispiel: Kinder mit stark verzögerter Sprachentwicklung (geis;ge Beeinträch;gung z.b. Down Syndrom) Untergruppe 2: UK als Unterstützung/Ergänzung der Lautsprache Zweck: Unterstützung und Ergänzung der Lautsprache durch UK Interven1onsziel: Lernen, wann UK eingesetzt werden muss und wann Lautsprache ausreicht Zielgruppenbeispiel: z.b. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Down Syndrom (vgl. von Tetzchner / Mar;nsen 2000, 80ff / Braun 2008, f) 6 Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo
7 Zielgruppe Gruppe 3: Menschen, denen UK eine Ersatzsprache bietet Zweck: UK als Ersatzsprache auf Dauer Interven1onsziel: Voraussetzungen schaffen, dass das die Person eine andere Form der Sprache verstehen und benutzen kann Zielgruppenbeispiel: Menschen mit Au;smus Spektrum Störung, Menschen mit schweren geis;gen Beeinträch;gungen (vgl. von Tetzchner / Mar;nsen 2000, 82f / Braun 2008, f) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 7
8 Überblick über Kommunika1onsmiGel Unterstützte Kommunikation (UK) Körpereigene Kommunikationsformen Gestützte Kommunikation (FC) Externe Kommunikationshilfen Mimik, Blickbewegung, Blinzeln Gestik, Handzeichen, Gebärden Gespr. Sprache, lautliche Äußerungen Morse-, Fingeralphabet Atmung, Muskel- Spannung, Körperhaltung Gegenstände, Miniaturen Bildkarten, Fotos Elektron. Hilfsmittel Brailleschrift Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 8
9 Tastbare Symbole Reale Gegenstände Miniaturen oder Modelle von realen Gegenständen Teile eines realen Gegenstandes Riech und Tastsymbole / Klangsymbole Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 9
10 Gebärden Funk1on sprachersetzend sprachanbahnend sprachunterstützend Vorteile jederzeit verfügbar unbegrenzt leicht erlernbar gut zu unterstützen hohes nonverbales Poten;al differenziertere Bewegungsmuster notwendig geringere Akzeptanz und Wertschätzung Flüch;gkeit (vgl. Braun 2000) Nachteile nicht allgemein verständlich Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 10
11 Symbolsammlungen festgelegte Anzahl von Symbolen keine / wenige Möglichkeiten der Erweiterung keine / wenige Hinweise oder Regeln für die prak;sche Anwendung Touch n Talk ALADIN LÖB PCS Picture Communication Symbols Metacom Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 11
12 Wozu grafische Symbole? Zur Unterstützung des Sprachverständnisses durch Strukturierung und Visualisierung Raum Wo kommt was hin? Wo bin ich? Wo soll ich hin? Wo finde ich wen? Was soll ich hier tun? (vgl. GoResleben 2004, Bilder: Kühn/Schneider 2009 CD ROM) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo
13 Wozu grafische Symbole? Zur Unterstützung des Sprachverständnisses durch Strukturierung und Visualisierung Zeit Was kommt wann auf mich zu? Was soll ich wann machen? Wie lange dauert etwas? (vgl. GoResleben 2004, Bilder: Kühn/ Schneider 2009 CD ROM) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 13
14 Wozu grafische Symbole? Zur Unterstützung des Sprachverständnisses durch Strukturierung und Visualisierung Handlung/Ak1vitäten Wie soll ich was machen? Wann ist etwas zu Ende und was kommt dann? (vgl. GoResleben 2004, Bilder: Kühn/Schneider 2009 CD ROM) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 14
15 Kommunika1onstafeln und mappen Größe und Form von den Fähigkeiten der Person (Motorik und Wahrnehmungsfähigkeit) Raum für neues Vokabular lassen Anordnung nach den individuellen Fähigkeiten schnelle Erreichbarkeit von kleinen Wörtern/Floskeln Vokabeln übersichtlich anordnen Auffindbarkeit erleichtern: Strukturierung von Kategorien / Wortarten Posi;onen beibehalten (vgl. Hüning Meier/Pivit 2008, ) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 15
16 Symbolsysteme eindeu;ge Regeln für die Anwendung begrenzte Anzahl von Grundelementen logische Struktur erweiterbar durch ergänzende Symbole BLISS SchriQ Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 16
17 Elektronische Kommunika1onsmiGel Anbahnungshilfen Erlernen von Ursache Wirkungs zusammenhängen Erlernen von Kommunika;on als MiRel, etwas zu bewirken und zu erreichen Par;zipa;on z.b. Adap;ertes Spielzeug, Power Link, BigMack, Step by Step Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 17
18 Elektronische Kommunika1onsmiGel Einfache Kommunika1onshilfen Erweitertes Vokabular Sta;sche Oberflächen Natürliche Sprachausgabe z.b. GoTalks, Supertalker Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 18
19 Elektronische Kommunika1onsmiGel Komplexe Kommunika1onshilfen nahezu unbegrenztes Vokabular verschiedene Vokabelstrategien (Minspeak, Gateway, SonoLexis) dynamisches Display synthe;sche Sprachausgabe vielfäl;ge Ansteuerungsarten Umfeldsteuerung möglich Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 19
20 Kern und Randvokabular Randvokabular themenspezifisch viele sog. Inhaltswörter mehrere tausend Wörter Kernvokabular Wörter = 80% des Gesprochenen das, ich, nicht, was, auch, kein, nochmal, können, haben (Sachse/Boenisch 2009, ) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 20
21 Interven1onsprinzipien Sozial kommunika1ve Interak1on: echte Gespräche führen Rou1ne: alltägliche Rou;nen (Morgenkreis, Floskeln, ) Modeling: erweitern, korrigieren und verbalisieren Wortschatzunterstützung: passiven Wortschatz unterstützen, ak;ven Wortschatz ausbauen Kontextgebundene Kommunika1on: konkreter Handlungsbezug (vgl. Sachse 2009, 113f) Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 21
22 (Weiterführende) Quellen Bach, Heidemarie (2006): Wer tauscht mit mir? Kommunika;onsförderung au;s;scher Menschen mit dem Picture Exchange Communica;on System. Ibidem Verlag: StuRgart Birngruber, Cordula / Arendes, Silke (Hrsg.) (2009): WerkstaR Unterstützte Kommunika;on. Von Loeper Literaturverlag: Karlsruhe Birngruber, Cordula / Arendes, Silke (Hrsg.) (2007): Leben und Lernen in der Unterstützten Kommunika;on. Von Loeper Literaturverlag: Karlsruhe Boenisch, Jens / Sachse, Stefanie (2007): Sprachförderung von Anfang an. Zum Einsatz von Kern und Randvokabular in der frühen Förderung. In: ZeitschriQ Unterstützte Kommunika;on 3/2007, Boenisch, Jens / Musketa, Benjamin / Sachse, Stefanie (2007): Bedeutung des Vokabulars für den Spracherwerb und Konsequenzen für die Gestaltung von Kommunika;onsoberflächen. In: Sachse, Stefanie / Birngruber, Cordula / Arendes, Silke (Hrsg.) (2007): Lernen und Lehren in der Unterstützten Kommunika;on. Von Loeper Literaturverlag: Karlsruhe Boenisch, Jens / ORo, Katrin (Hrsg.) (2005): Leben im Dialog. Unterstützte Kommunika;on über die gesamte Lebensspanne. von Loeper Literaturverlag: Karlsruhe Boenisch, Jens / Bünk, Christof (Hrsg.) (2001): Forschung und Praxis der Unterstützten Kommunika;on. Von Loeper Literaturverlag. Karlsruhe. Braun, Ursula / Vollbracht, Timo (2009): Ein Ich Buch für Paule. In: Unterstützte Kommunika;on, 2/2009, Braun, Ursula (2008): Besonderheiten der Gesprächssitua;on. In: von Loeper Literaturverlag / ISAAC GesellschaQ für Unterstützte Kommunika;on e.v. (Hrsg.): Handbuch für Unterstützte Kommunika;on. 3. Auflage. von Loeper Verlag. Karlsruhe Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 22
23 Europäische Vereinigung der ILSMH (1998): Sag es einfach! Europäische Richtlinien für die Erstellung von leicht lesbaren Informa;onen für Menschen mit geis;ger Behinderung Franzkowiak, Thomas (1999) : Lesen Schreiben BLISS. Ein Förderprogramm mit BLISS Symbolen zur Erleichterung des SchriQspracherwerbs. OASE Bericht No. 53, FB 2 der Universität Siegen. Online unter: hrp:// siegen.de/bliss/lesenschreiben.pdf Frindt, Ingeborg (2005): Nicht wann sondern wie oder: Ich will das in meinem Kommunika;onstagebuch festhalten. In: Unterstützte Kommunika;on 1/2005, GoResleben, Eva (Hrsg.) (2004): Strukturierung und Visualisierung als Unterstützung für au;s;sche Menschen. Prak;sche Umsetzung in einer Wohneinheit. Bethel Verlag; Bielefeld. Häußler, Anne (2005): Der TEACCH Ansatz zur Förderung von Menschen mit Au;smus. Einführung und Praxis. Verlag SolAgent Media AG: Basel Häußler, Anne u.a. (2003): SOKO Au;smus. Gruppenangebote zur Förderung Sozialer Kompetenzen bei Menschen mit A u;smus. Erfahrungsbericht und Praxishilfen. Verlag modernes lernen: Dortmund. Hüning Meier, Monika/ Pivit, Conny (2008): Nichtelektronische Kommunika;onshilfen Eine Übersicht. In: von Loeper Literaturverlag / ISAAC GesellschaQ für Unterstützte Kommunika;on e.v. (Hrsg.) (2008): Handbuch der Unterstützten Kommunika;on. von Loeper Literaturverlag. Karlsruhe Kristen, Ursi (2005): Praxis Unterstützte Kommunika;on. Eine Einführung. Verlag selbstbes;mmtes Leben. Düsseldorf. Kühne, Gabriele / Schneider, Jana (2009): Zwei Wege zur Kommunika;on. PraxisleiOaden zu TEACCH und PECS. Verlag hörgeschädigte Kinder ggmbh: Hamburg Mensch zuerst Netzwerk People First Deutschland e.v. (2008): Das neue Wörterbuch für Leichte Sprache: Halt! Leichte Sprache. Nordlicht Digitalruck, Kassel Mirenda, Pat / Iacono, Teresa (Hrsg.)(2009): Au;sm Spectrum Disorders and AAC. Paul H Brookes Publishing, Bal;more, London, Sydney Musselwhite, Caroline (2009): Research to Prac;ce. Face to Face Topic se ng. 10. ISAAC Fachtagung Unterstützte Kommunika;on Unveröffentlichte Seminarunterlagen Dortmund. verfügbar unter: hrp:// tagungsbaende/#c1 4 Tagung Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 23
24 Musselwhite Rumsey, Caroline / Burkhard, Linda J. (2001): Can we chat? Co Planned Sequenced Social Scripts. A Make It / Take It Book of Ideas and Adapta;ons. Eigenverlag auf CD ROM Sachse, Stefanie (2009): Kern und Randvokabular in der Unterstützten Kommunika;on. Sprachentwicklung unterstützen, Förderung gestalten. In: Birngruber, Cordula / Arendes, Silke (Hrsg.) (2009): WerkstaR Unterstützte Kommunika;on. Von Loeper Literaturverlag: Karlsruhe Sachse, Stefanie (2007): Zur Bedeutung von Kern und Randvokabular in der Alltagskommunika;on. In: ZeitschriQ Unterstützte Kommunika;on 3/2007, 6 10 Sachse, Stefanie / Boenisch, Jens (2009): Kern und Randvokabular in der Unterstützten Kommunika;on. Grundlagen und Anwendung. In: von Loeper Literaturverlag / ISAAC GesellschaQ für Unterstützte Kommunika;on e.v. (Hrsg.): Handbuch für Unterstützte Kommunika;on. 3. Auflage. von Loeper Verlag. Karlsruhe Sachse, Stefanie / Birngruber, Cordula / Arendes, Silke (Hrsg.) (2007): Lernen und Lehren in der Unterstützten Kommunika;on. Von Loeper Literaturverlag: Karlsruhe Schulz von Thun, Friedemann (2000): Miteinander Reden 1. Störungen und Klärungen. Augsburg: Bechtermünz Verlag Sigafoos, Jeff / O Reilly, Mark f. / Lancioni, Guilio (2009): Func;onal Communica;on Training and Choice Making Interven;ons for the treatment of Problem behavior in Individuals with Au;sm Spectrum Disorders. In: Mirenda, Pat / Iacono, Teresa (Hrsg.)(2009): Au;sm Spectrum Disorders and AAC. Paul H Brookes Publishing, Bal;more, London, Sydney, von Loeper Literaturverlag / ISAAC GesellschaQ für Unterstützte Kommunika;on e.v. (Hrsg.): Handbuch für Unterstützte Kommunika;on. 3. Auflage. von Loeper Verlag. Karlsruhe. Hilfreiche Internetadressen: forum bw.de : viele UK Ideen und Infos symbole.de: Seite der Metacom Symbole johnson.com: Kostenloser Download einer 30 Tage Testversion des Boardmakers online.blogspot.com Dipl. Heilpäd. Susanne Mischo 24
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