Kyushus kreative Kiefernkünstler in Kurume

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1 48» kyushus kreative kiefernkünstler in kurume «Kyushus kreative Kiefernkünstler in Kurume Anzucht und Gestaltung von Kuromatsu» TexT und Bilder: Hans-JoacHim kleimann Kuromatsu ( 黒松 ) - die japanische schwarzkiefer - stellt die hauptkultur vieler Baumschulen auf Kyushu dar. hans-joachim Kleimann Besuchte die BetrieBe im süden japans auf seiner winterreise und erläutert die regionalen Besonderheiten in der anzucht. k Herr Noda, auf dem Bild mit seinem Sohn Ayumu, betreibt eine Baumschule in Kurume > urume, eine Stadt in der Präfektur Fukuoka auf der Insel Kyushu, ist den meisten Bonsai- und Koi-Anbetern sicherlich ein vertrauter Ort, denn sie ist über die Landesgrenzen bekannt für ihre vielen Bonsai-Betriebe und Baumschulen. Nicht nur die Kurume-Azaleen stellen für die Bonsaikultur eine besonders interessante Gruppe dar; eine weitere wichtige Kultur sind die Schwarz-, Rot- und Mädchenkiefern, die als Niwaki, d. h. Gartenbonsai, eine bedeutende Rolle spielen. Die japanische Schwarzkiefer (Pinus thunbergii) ist die sicherlich am meisten verwendete Kiefer für Gärten und Parks in Japan. Allerdings nicht etwa deshalb, weil sie so besonders gut dafür geeignet wäre, sondern weil sie eben die heimische, am meisten verbreitete Art ist. Die zweinadelige Art ist ähnlich schnellwüchsig wie die europäische Schwarzkiefer (Pinus nigra ssp. Nigra), hat ähnlich dunkelgrüne Nadeln und hat im wesentlichen die gleichen Ansprüche in Bezug auf Standort und Boden: An einem hellen Platz und in trockenem, sandighumosen Boden wächst die Schwarzkiefer am besten. Schwere Böden werden bedingt ertragen, Staunässe und Sauerstoffarmut im Boden jedoch überhaupt nicht toleriert.

2 < Außergewöhnliche Stammformen prägen das Bild in der Baumschule Noda. Es werden Bäume kultiviert, die bereits über 300 Jahre alt sind.» kyushus kreative kiefernkünstler in kurume «49 Deutlich erkennbar ist die erhöhte Pflanzung. Ebenfalls noch sichtbar: der Baum wurde erheblich oben eingekürzt. Es wird nun eine neue Spitze aufgebaut. Die Pflanzung einer Kiefer erfolgt idealerweise in der Form, daß der Ballen auf den gelockerten Boden gestellt wird und dann mit dem umgebenden Boden und Torf umschlossen wird. Somit steht der Baum dann leicht erhöht. Als Anwuchshilfe kann ein kleiner Giesrand auf dem Pflanzhügel angelegt werden. Gerade bei geformten Kiefern erleichtert die erhöhte Pflanzung auch die Belichtung und auch die Bearbeitung der unteren Äste. Aufgrund der vielen ähnlichen Eigenschaften sind nachfolgende Ausführungen zu Schnitt und Pflege auch auf die europäischen Schwarzkiefern zu übertragen. Die japanische Form ist bei uns nur selten im Handel verfügbar; da ein Import bereits seit Jahren nicht mehr zulässig ist. Im Vergleich zur Mädchenkiefer (Pinus parviflora ssp. Pentaphylla) wächst die Schwarzkiefer deutlich schneller, bildet schneller dicke Stämme und Äste und die Neugestaltung eines Baumes braucht weniger Zeit. Ein großer Nachteil der Schwarzkiefer sind ihre langen Nadeln, die durch Pflegemaßnahmen entfernt bzw. unterdrückt werden müssen. Bei der Gestaltung von Kiefern, ganz gleich welcher Art, wird auf eine möglichst naturnahe Erscheinung bei gleichzeitiger Betonung von Stamm und Astwerk größten Wert gelegt. Die Baumformen werden mit speziellen Bezeichnungen unterschieden. Je nach Höhe des Schleppastes Sashieda werden z. B. Mongakari für Torhöhe, Chuugakari für eine mittlere Höhe und Sensuigakari für eine niedrige Asthöhe verwendet, die besonders an Wasserflächen ihre Verwendung findet. Im vorderen Bereich des Astes ist keine Pinzierung im letzten Sommer erfolgt. Der Baum hat deutlichen Massezuwachs erhalten, jedoch sind auch die Nadeln länger geworden. Der Zuwachs ist mit Draht nach unten fixiert worden. Ein grosser nachteil der schwarzkiefer sind ihre langen nadeln. Der Aufbau von Kiefern folgt grundsätzlich immer dem Prinzip, daß man den Baum zunächst wachsen läßt, was er stets kerzengrade nach oben macht. Die Breite der Äste wird dann durch herunterbinden des Zuwachses erreicht. Im Anschluß wird dann der Neuzuwachs so sortiert, daß alles was nicht horizontal wächst, aus dem Baum bzw. dem Ast entfernt wird.

3 50» rubriktitel «der sommerschnitt wird am besten gar nicht mit der schere ausgeführt. Für eine optimale Formerhaltung sind zwei- Schnitte bzw. Pflegemaßnahmen im Jahr erforderlich, wobei aus japanischer Sicht sicherlich der winterliche Schnitt der wichtigere ist. Der Sommerschnitt, das heißt der Rückschnitt des Neuzuwachses wird am besten gar nicht mit der Schere ausgeführt und wenn doch, dann nur im Kerzenstadium. Um unauffälligsten ist es, die Triebe durch abbrechen zu kürzen. Auf den Sommerschnitt ist grundsätzlich zu verzichten, wenn der Baum nicht vital erscheint, kränkelt und der Zuwachs nicht der Erwartung entspricht. Ebenso Bei der Befestigung mit Draht wird ein kleines Stück Holz mit eingeklemmt, daß vor Rindenschäden schützen soll. Der Schleppast ist verlängert worden. Der Ast wurde bereits seit zwei Jahren nicht mehr geschnitten. Während man in den Baumschulen in Saitama oder Chiba fast ausnahmslos Bindungen unter Zuhilfenahme von unterstützenden Bambusstangen sehen kann, werden die Bindemaßnahmen in Kurume vielfach nur mit Drähten ausgeführt, die zu wenigen Bodenankerpunkten herunter gespannt sind. Diese Art und Weise wird wegen der Schnelligkeit und Möglichkeit der schnelleren Nachspannung favorisiert; es werden keine Knotungen gemacht, der Draht wird oberhalb der Zweige einfach umgebogen und läßt sich relativ schnell in der Position variieren, falls er einzuwachsen droht. Gern werden auch große Bäume in Formpflege genommen, die durch radikale Rückschnitte dazu gebracht werden, neues grünes Nadelmaterial in Stammesnähe zu entwickeln. Rückschnitte in der Höhe werden dabei regelmäßig innerhalb einer Gabelung ausgeführt, so daß ein Teil der Astgabel als Seitenast an der Stelle zur Verfügung steht, während der andere Teil als neue Spitze wenigstens noch eine weitere Etage nach oben geführt wird. Mit dieser Methode entsteht nicht nur eine Biegung im Stamm, sondern auch eine erhebliche Stammverjüngung nach oben. Spannmechnismus: ein kleines Stück Holz kann bei Bedarf weiter verdreht werden, um die Spannung der Drähte zu erhöhen und damit die Äste weiter abzusenken.

4 der winterschnitt wird in der VEgEtationsruhE durchgeführt. ist der Rückschnitt von Nachteil, wenn an der jeweiligen Stelle des Baumes ein weiterer Größenzuwachs gewünscht wird. Es läßt sich also der Massezuwachs durch gezieltes Nichtschneiden steuern. Gerade diese Stellen werden aber auch später längere Nadeln haben und eine intensivere Nacharbeit in den Wintermonaten nach sich ziehen. Der Winterschnitt wird in der Vegetationsruhe durchgeführt. Dabei geht es in erster Linie darum, die Struktur des Baumes wieder erkennbar zu machen und den Neuzuwachs des letzten Jahres ebenfalls wieder einer Strukturierung zu unterziehen. Die Familie Noda in Kurume kultiviert Bäume, die zum Teil über 300 Jahre alt sind und seit Generationen gepflegt und verpflanzt werden. An diesem Sonntag im Februar, als wir zu Besuch waren, nutzten alle das gute Wetter und zupften und schnitten ihre Kiefern. Durch die kompakte Kronenform entsteht Lichtmangel in der Krone. Eine Auslichtung ist dringend erforderlich: Momiage - eine sehr zeitintensive Pflegemaßnahme

5 52» kyushus kreative kiefernkünstler in kurume «Die Arbeitsabfolge dieser Schnittmaßnahme kann dabei den Bildern leicht nachempfunden werden. 1. Das Momiage : Die alten und langen Nadeln werden Ast für Ast, von oben her beginnend, aus den Ästen heraus gezupft. Herr Noda spricht von ca. 80%, die er gern entfernt; die restlichen 20% Altnadeln würde er aus Gründen der Zeitersparnis tolerieren. Dennoch benötigen durchschnittlich 3 Arbeitskräfte einen gesamten Arbeitstag für einen Baum, um diese Maßnahme durchzuführen jedes Jahr. Es bleiben nur die Nadeln des letzten Zuwachses unversehrt. 1 2 das momiage : die alten und langen nadeln werden ast für ast, Von oben her beginnend, aus den ÄstEn heraus gezupft Bis auf die in der vergangenen Vegetationsperiode gebildeten Nadeln sind fast alle entfernt worden. 3. Es werden alle Neutriebe, die nach oben oder unten wachsen, entfernt. Diese werden mit der Schere ansatzlos abgeschnitten. Dadurch wird die Bildung extrem flacher, einschichtiger Etagen gefördert. Die Lichtdurchlässigkeit wird erhöht. 4. Überdurchschnittlich stark wachsende Triebe werden ebenfalls ansatzlos entfernt. 5. Ziel ist es, daß an jeder letzten Verzweigung lediglich zwei Triebe paarweise stehen bleiben, die möglichst horizontal stehen. Sind von diesen in einem Baumbereich überproportional viel vorhanden und wirkt der Baum in diesem Bereich zu dicht, können auch hiervon wieder welche ansatzlos entfernt werden Momiage: Die unerwünschten alten Nadeln werden mit beiden Händen von unten nach oben aus den Zweigen heraus gezupft 2. Nach der Entfernung der alten Nadeln sieht der Zweig nun so aus. 3. Ein Trieb, der in der Wuchsrichtung abweicht, weil von innen kommend, aber aufrecht nach oben wachsend, wird ansatzlos entfernt Herr Noda deutet auf das linke Paar Triebe, das nun ordnungsgemäß geputzt ist Der rechte Trieb ist vergleichsweise lang, unproportional und unwichtig. Er wird entfernt. 5. Der Ast nach dem Eingriff. Aus der Nähe betrachtet wirkt der Rückschnitt radikal.

6 Wenn der Baum jedoch im Ganzen betrachtet wird, kann man jedoch leicht einsehen, daß ohne regelmäßige Auslichtung ein solch kompakter Aufbau nicht auf Dauer zu erhalten ist. Der Winterschnitt ist also eine gezielte Reduktion des Zuwachses auf das, was im Wesentlichen für die Formerhaltung erforderlich ist. Gleichzeitig führt die reduzierte Grünmasse zu einer Reduzierung des nächsten Zuwachses und zu einer Bildung von erheblich kürzeren Nadeln. Es entsteht also der eigentliche Bonsaieffekt : Die Astetagen sind durchsichtig und licht, die Aststruktur ist bis in die Spitzen erkennbar und die Pflanzen wirken dabei als alte, ausgewachsene, aber miniaturisierte Großbäume, die keine offensichtlichen Merkmale künstlicher Bearbeitung tragen. << der winterschnitt ist EinE gezielte reduktion des zuwachses