Antonio Calderara Eine Licht ohne Schatten

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1 Antonio Calderara Eine Licht ohne Schatten 02. Oktober Januar 2017 Kuratiert von Elio Schenini Pressekonferenz: Donnerstag, 29. September 2016, 11:00 Uhr Eröffnung: Samstag, 1. Oktober 2016, 17:00 Uhr Pressemitteilung Lugano, September 2016 Parallel zur Ausstellung Paul Signac setzt sich das Svizzera italiana weiterhin mit einigen Momenten und Figuren auseinander, welche die Geschichte der modernen und zeitgenössischen Malerei geprägt haben. Vom 2. Oktober 2016 bis zum 22. Januar 2017 zeigt es deshalb eine grosse Retrospektive des Werks von Antonio Calderara. Ziel der Ausstellung ist es, einem breiten Publikum den künstlerischen Weg dieser singulären Figur des italienischen Kunstpanoramas des 20. Jahrhunderts zu präsentieren, der, ausgehend von Reflexionen über die Grundelemente der Sprache der Malerei, zu einer Abstraktion gelangt ist, die in ihrer Radikalität vollkommen in Einklang steht mit den zeitgenössischen Erfahrungen des internationalen Minimalismus. Nach einer sorgfältigen und vertieften Recherche erweist das Museum diesem grossen Meister der ungegenständlichen Malerei seine Hommage mit einer Retrospektive, welche die internationale Dimension seines Werks und die Aktualität seiner Poetik im zeitgenössischen Panorama betont. Die Ausstellung findet im Rahmen des Programms statt, das die Hauptvertreter der Malerei vorstellen will und setzt die gegenwärtige (noch bis zum 8. Januar 2017 dauernde) Ausstellung in einen Dialog mit den Werken Calderaras. Auf diese Weise begegnen sich zwei erstrangige Künstler der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, die ihre Suche auf das Thema des Lichts konzentriert haben. Antonio Calderara ( ), eine singuläre und zurückgezogene Figur des italienischen Kunstpanoramas, in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit Giorgio Morandi, nähert sich in den Zwanzigerjahren als Autodidakt der Kunst an, nachdem er das Studium der Ingenieurwissenschaft am Polytechnikum in Mailand abgebrochen hat. Nach diesem radikalen Entschluss beginnt ein faszinierender und komplexer Weg, eine singuläre und vollkommen unabhängige Entwicklung, die innerhalb der Geschichte der italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts von höchstem Wert ist. In den Zwanzigerjahren malt Calderara vor allem Landschaften und häusliche Szenen, die fest in der lombardischen Tradition verwurzelt scheinen und sich in zwei Richtungen bewegen, auf die sie sich stilistisch beziehen: einerseits die Tradition des Divisionismus, andererseits die Mailänder Erfahrung des Novecento. Geprägt von plastischen Vereinfachungen und von einem Licht, in dem Piero della Francesca Meister des Lichts und der mathematischen Harmonien, der für Calderara zu einem ständige Bezugspunkt wird und Georges Seurat anklingen, erscheint seine Malerei in den folgenden Jahrzehnten von einem stilisierten Intimismus gekennzeichnet, der dem magischen Realismus nahesteht. In einer kleinen Werkgruppe von höchster Qualität, die um die Mitte der Dreissiger Jahre entsteht, beweist Calderara, dass er inzwischen eine vollkommene expressive Reife erreicht hat. Auf dem Höhepunkt dieser Phase, in welcher der Künstler endlich seinen eigenen Weg gefunden zu haben scheint durch eine vollständige Beherrschung der Formen und Volumen, die in 1/5

2 einem geometrisierenden Graphismus vereinfacht und vom Licht ausgefeilt sind, spürt man schon ein neues Paradigma, das sich in einer wachsenden Vorliebe für freie Pinselstricher und Lichtvibrationen zeigt. Die folgenden Jahrzehnte sind dank der Technik der Lasuren von einer fortschreitenden Auflösung der Formen in Lichtvibrationen gekennzeichnet, während die Formate der Bilder immer kleiner werden, bis fast zur Miniatur. Eine entscheidende Wende in seiner Malerei tritt 1959 ein, als er zur Abstraktion übergeht, in der jeder Bezug auf die Figur aufgegeben wird zugunsten einer absoluten Ungegenständlichkeit. Dieser Prozess kommt 1954, nach der Begegnung mit der Malerei von Mondrian, in Gang und reift langsam heran. Nachdem er nach Kriegsende wieder nach Mailand gezogen ist, bricht Calderara teilweise aus der Isolation der vorhergehenden Jahrzehnte aus, indem er sich in den lebhaften und dynamischen kulturellen Kontext der Hauptstadt der Lombardei eingliedert. Er steht Lucio Fontana, Piero Manzoni, Dadamaino, Gianni Colombo und Enrico Castellani nahe und teilt mit ihnen konzeptuelle und theoretische Affinitäten. Im Mailand der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre, in dem man Lust auf die Unendlichkeit und das Bestreben auf einen Nullpunkt der Kunst atmet, findet Calderara die idealen Bedingungen, um die Reflexionen, die seine Entwicklung als Maler leiten, zu bereichern und zu nähren. In den fast immer kleinformatigen Bildern der Sechziger- und Siebzigerjahre nehmen so ein Licht und eine Farbe Gestalt an, in denen sein Bestreben zum Ausdruck kommt das Nichts zu malen, die Leere, die das Ganze ist, das Schweigen, das Licht, die Ordnung, die Harmonie. Die Unendlichkeit. Dank dieser strengen Abstraktion findet Calderara Anerkennung auf internationaler Ebene, vor allem im deutschen Raum erregt er grosse Aufmerksamkeit, sein Werk wird in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert und gewinnt rasch eine Kreis von Bewunderern. Die Ausstellung Die Ausstellung im MASI ist die erste grosse Retrospektive in der Schweiz nach jener, die Jean- Christophe Ammann 1969 im Kunstmuseum Luzern kuratiert hat. Sie umfasst 200 Werke aus europäischen Museen und Privatsammlungen, dank denen der Weg des Künstlers im italienischen Kunstpanorama des 20. Jahrhunderts in seiner Ganzheit dokumentiert werde kann. Sie ist chronologisch angelegt und in drei Sektionen eingeteilt. Sie beginnt mit den gegenständlichen Werken der Zwanziger-und Dreissigerjahre, die von der Nähe zum italienischen Novecento geprägt sind. Darauf folgen die Vierziger- und Fünfzigerjahre, in denen Calderara allmählich zur Abstraktion übergeht. Die grösste Sektion der Ausstellung ist dem reichen abstrakten Werk der Sechziger- und Siebzigerjahre gewidmet, dem der Künstler seinen internationalen Erfolg verdankt. Antonio Calderara. Eine Licht ohne Schatten will den internationalen Wert der abstrakten Suche Calderaras aufzeigen. Für deren Radikalität gibt es im italienischen Raum nicht viele Beispiele und sie steht in perfektem Einklang mit den damaligen europäischen Erfahrungen, die zu einem Nullpunkt der Malerei neigen. Calderara geht zwar von Erfahrungen aus, die in der konkreten Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts herangereift sind, doch sein Werk entwickelt sich in eine andere Richtung, die ihn den amerikanischen Künstlern annähert, die je nachdem den abstrakten Expressionismus, Color field oder den Minimalismus vertreten und die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, ausgehend von einer auf das Minimum reduzierten formalen Sprache die Möglichkeiten der Farbe ausloteten, auf der Grundlage einer starken spirituellen Komponente und einem Bestreben nach Transzendenz. Eines der Elemente, die Calderara am stärksten mit Künstlern wie Ad Reinhardt, Mark Rothko, Barnett Newman und Agnes Martin verbindet, ist das gemeinsame Bestreben, die Oberfläche des Bildes zu einer spirituellen Dimension zu erweitern. In den Werken, die Calderara ab 1960 malt, findet der Betrachter nicht mehr einen optisch-perzeptiven, sonderen einen geistigen Raum. Die letzte Sektion der Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Stiftung Antonio und Carmela Calderara realisiert. Sie zeigt eine breite Auslese von Werken aus der Sammlung, die der Künstler dank einem dichten Netz von Austausch mit Künstlern angelegt hat, mit denen er befreundet war oder die er schätzte wie Josef Albers, Lucio Fontana, Piero Manzoni, Yves Klein, Dadamaino, François Mollet, Max Bill, Jan Schoonhoven, Almir Mavignier und Reimer Jochims. In dieser Sektion treten die Werke von Calderara selbst in Dialog mit jenen seiner Kollegen und bezeugen auf diese 2/5

3 Art nicht nur die Affinitäten und Übereinstimmungen, die sein Werk mit vielen der am weitesten fortgeschrittenen Strömungen der Sechziger- und Siebzigerjahre verbinden, sondern auch die ausserordentliche Einzigartigkeit seines eigenen Weges. Im Frühjahr 2017 wird das Kunstmuseum Winterthur die Ausstellung teilweise übernehmen und den Schwerpunkt auf die Rezeption von Calderaras Werk im Norden der Alpen legen. Die Sammlung Calderara Dank der internationalen Anerkennung, die sein Werk seit den frühen Sechzigerjahren genoss, konnte Calderara ein dichtes Netz von Freundschaften mit Kollegen aufbauen, deren künstlerische Suche der seinen verwandt war. Dank dem Austausch von Werken mit diesen Künstlern konnte er im Laufe der Zeit einen ständig wachsenden Kern von Bildern und Skulpturen konstituieren, die den Kontext, in dem sich sein Werk ansiedelt, gut repräsentieren. Die Idee, dieser Sammlung einen festen Sitz zu geben, nahm 1971 Gestalt an, wie aus einem Brief hervorgeht, den der Künstler an Virgilio Guidi schrieb: Lieber Guidi, sobald ein Häuschen vor meinem Haus in Vacciago frei wird, beabsichtige ich, dort meine Sammlung unterzubringen, ungefähr 80 Werke der Avantgarde. Dank dem ausgedehnten Netz von Freundschaften und Kontakten in Italien und im Ausland, das er geschaffen hatte, gelang es Calderara in den folgenden Jahren, diese Sammlung, die einen grossen Teil der konkreten, der neokonkreten und der optischperzeptiven Kunst des 20. Jahrhunderts zusammenfasst, noch zu erweitern. Die Sammlung, die sich bis heute im Haus-Museum in Vacciago befindet, in der vom Künstler selbst gewählten Anordnung, wurde 1976 vervollständigt und umfasst 271 Werke von 133 verschiedenen Künstlern. Sie trägt den Namen La storia di Antonio Calderara e una scelta di artisti contemporanei suoi amici und ist nicht nur der Ausdruck der Vorlieben und der Weltanschauung ihres Schöpfers und die Anerkennung seiner überaus zahlreichen Verbindungen zu befreundeten Künstlern und solchen, die er schätzte, sondern auch eine Art Gesamtkunstwerk, in das sich sein eigener Weg einschreibt. Sie umfasst auch rund fünfzig Werke von Calderara selbst. Sie wird von der Stiftung Antonio und Carmela Calderara verwaltet und kann im Haus-Museum in Vacciago vom Mai bis Oktober besichtigt werden. Der Katalog Zur Ausstellung ist bei Skira die Publikation Antonio Calderara. Una luce senza ombre (zweisprachig italienisch-englisch) erschienen. Sie enthält Farbabbildungen der ausgestellten Werke und Texte von Elio Schenini, Hans Rudolf Reust, Paola Bacuzzi und Eraldo Misserini sowie ein Vorwort von Marco Franciolli, Direktor des Svizzera italiana. 3/5

4 MASI Lugano Das ist das Ergebnis einer tiefgreifenden Revision der Kulturpolitik, die zum Zusammenschluss des Museo Cantonale d Arte und des Museo d Arte di Lugano in einer einzigen Institution geführt hat. Das Museum hat zwei Standorte: das LAC zeigt verschiedene Ausstellungen zur Vertiefung der Kunst des 20. Jahrhunderts sowie der zeitgenössischen Kunst und seiner Sammlungen, im Palazzo Reali konzentriert sich die Tätigkeit auf die Geschichte der Kunst des Territoriums und auf die Fokussierung auf spezifische Schwerpunkte der Sammlungen. Hauptpartner des MASI Lugano ist Crédit Suisse, die damit ihr historisches Engagement für die Kunst in Lugano bekräftigt. Aktuelle Austellungen Die Sammlung Nuove consonanze. Kunstwerke aus den Sammlungen des Museums LAC, bis 26. Februar 2017 Paul Signac Wasserspiegelungen LAC, bis 08. Januar2017 Vorschau Austellungen Marco Scorti Manor Kunstpreis Tessin 2016 LAC, 12. November Februar 2017 Meret Oppenheim And her artist friends LAC, 11. Februar 28. Mai 2017 Craigie Horsfield How the World Occurs LAC, 11. März 2. Juli 2017 Boetti Salvo Vivere lavorando giocando LAC, 09. April 27. August /5

5 Informationen Ausstellungsstandort Piazza Bernardino Luini 6, 6901 Lugano +41 (0) Öffnungszeiten Dienstag Sonntag: 10:00 18:00 Donnerstag: 10:00 20:00 Montag geschlossen Eintrittspreise Die Sammlung Gratiseintritt Asstellungen Erwachsene: Sfr.15.- Reduziert: Sfr 10.- (AHV/IV, over 65 Jahre, Gruppen, Studenten Jahre) Gratiseintritt <16 Jahre, jeweils am ersten Sonntag des Monats Führungen und Workshops +41 (0) Sponsor Credit Suisse, Partner des MASI Lugano Pressekontakte Ufficio comunicazione +41 (0) Pressebüro für die deutsch- und französischsprachige Schweiz Burson Marsteller für das LAC Virginie Besserie-Bonjour +41 (0) Timothée Beckert +41 (0) Press Kit und Bilder Die digitalen Dokumente und die Bilder für die Presse können von folgendem Link heruntergeladen werden: /press 5/5