Bienenkunde Teil 6 a
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- Kurt Brandt
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1 Bienenkunde Teil 6 a Bienenkrankheiten Varroose Inhalt 1
2 Herkunft und Verbreitung der Varroamilbe 1904 erstmals als Varroa jacobsoni OUDEMANNS aus Völkern von Apis cerana von der Insel Java beschrieben Neuere genetische Untersuchungen zeigen, dass die bisherige V. jacobsoni aus 18 genetisch verschiedenen Typen besteht, die in 2 Hauptgruppen zerfallen: a) Varroamilben der malayisch- indonesischen Region (=Varroa jacobsoni ) b) Varroamilben des asiatischen Festlandes (= Varroa destructor ) mit 2 Subtypen: - Korea- Typ: schädigt besonders stark die Westliche Honigbiene - Japan/Thailand- Typ: Schäden geringer Varroa-Typen Korea-Typ (= russischer Typ -R Typ oder GER Typ): - Vorkommen: in Europa, im mittleren Osten, Südafrika, Nordamerika und neuerdings in Südamerika - Österreich: Varroa 1983 erstmals gefunden; Erstinfektion vermutlich 2 3 Jahre früher; seit 1989 findet sich Varroa auf jedem Bienenstand Japan/Thailand-Typ (= J Typ): - Vorkommen: Ostasien, Nord- und Südamerika 2
3 Abwehrmechanismen der Bienenvölker Apis caerana: Vermehrung der Varroa nur in Drohnenbrut Aufspürung und Ausräumung von Milben aus verdeckelter Brut Stark befallene Drohnenzellen werden erst nach Absterben von Puppen und Varroamilben ausgeräumt. sehr wirksames Eigen- und Fremdputzverhalten Europäische Honigbiene: Abwehrmechanismen von A. cerana nur in Ansätzen vorhanden, in Mitteleuropa nicht ausreichend wirksam Varroose - Biologie Parasitenerkrankung der Bienenvölker Verursacher: Milbe Varroa destructor Varroa-Weibchen Rückenansicht Bauchansicht 3
4 Varroa-Weibchen: queroval, flach 1,1 x 1,6 mm groß erwachsene Milben rotbraun gefärbt, Larven weißlich Körperoberfläche hart, mit Borsten besetzt Beine mit Haftborsten zur Verankerung an Biene auf Bienen, Larven und Waben Aussehen Varroa-Weibchen Bauchansicht im Rasterelektronenmikroskop REM-Photo: Dr. Susanne Richter, AGES Varroa-Männchen: Aussehen ca. 0,8 mm groß gelblichweiß gefärbt Körperform rundlich nur in der verdeckelten Zelle auf den Entwicklungsstadien der Biene lebend anzutreffen. Varroa-Männchen REM-Photo: Dr. Susanne Richter, AGES 4
5 Lebensweise Brut- und Bienenparasit: Erwachsene Milben und Nachkommen saugen an Bienenbrut in verdeckelten Zellen. Nahrungsaufnahme: Milben durchstechen Bienenhaut (Cutikula) an dünnen Zwischengelenkshäuten und saugen Haemolymphe (= Blut der Biene) Entwicklungsdauer Ei bis erwachsene Milbe: Milbenweibchen 6,2 Tage Milbenmännchen 6,9 Tage Begattung erfolgt noch in der gedeckelten Brutzelle. Männchen sterben meist bis zum Schlüpftermin der Jungbiene ab. Varroa-Muttermilben auf Bienenmade 5
6 Reifungsfraß Nach Schlüpfen der Jungbienen wechseln Milbenweibchen auf andere Bienen über. Ammenbienen werden vor älteren Stock- und Flugbienen bevorzugt. Saugen mehrfach Bienenblut, ehe sie zur Fortpflanzung wieder in Brutzellen eindringen. Fortpflanzung Erfolgt nur in verdeckelten Brutzellen. Fortpflanzungswillige Varroa-Weibchen schlüpfen kurz vor Verdeckeln in die Brutzellen, lassen sich einschließen, beginnen an der Bienenmade zu saugen und ihre Eier abzulegen. Komplette Entwicklung von Eiablage bis Begattung vollzieht sich in geschlossener Brutzelle. Aus dem ersten Ei entsteht ein Männchen, aus allen weiteren Eiern entstehen Weibchen. Die zuerst geschlüpften Männchen begatten eigene Schwestern. 6
7 Vermehrung Arbeiterinnenbrut: 1 bis 2 erwachsene Tochtermilben + 1 Männchen pro Varroa- Weibchen und Fortpflanzungszyklus Auch Weiselzellen können befallen werden. Ein Teil der Milben durchläuft mehrere Fortpflanzungszyklen. Drohnenbrut: - 2 bis 4 Tochtermilben + 1 Männchen pro Varroa-Weibchen und Fortpflanzungszyklus (wegen längerer Verdeckelungsdauer) - Drohnenbrut ist ca. achtmal stärker befallen als Arbeiterinnenbrut. Nach Ende der Drohnenaufzucht erfolgt Vermehrung ausschließlich in Arbeiterinnenbrut. Lebensdauer Weibchen Sommer: 2-3 Monate Winter: 6-8 Monate ohne Bienen und Brut: max. 7 Tage im Gemülle mit toten Bienen: 2 Wochen (Tote Milben fallen zu Boden und finden sich im Gemülle des Bienenvolkes). Gemüllemilben Zahl der Gemüllemilben steht in Beziehung zum Gesamtbefall eines Volkes. 7
8 Befallsentwicklung im Lauf des Jahres beeinflusst durch: Ausgangsbefall Dauer der Brutperiode Milbenfruchtbarkeit/Milbensterblichkeit Verhältnis Milbeneintrag/Milbenaustrag imkerliche Eingriffe, die sich auf die Bruttätigkeit auswirken durchgeführte Bekämpfungsmaßnahmen Abwehrmaßnahmen der Bienen Milbenvermehrung Faustregel: Varroa-Zahl verdoppelt sich mit jedem Monat, in dem Brut gepflegt wird. Praxisbeobachtungen: Varroa-Befall kann sich vom Frühjahr bis zum Herbst unter optimalen Bedingungen um mehr als den Faktor 100 erhöhen. 8
9 Milbenvermehrung Varroa-50 Bienen Bienen Brut Brut Varroa-50 Varroa-100 Bienen Bienen Winterbienenproduktion Winterbienen Brut - Winterbienenproduktion Monat Monat Varroa 50: 50 Milben Startpopulation im Frühjahr Varroa 100: 100 Milben Startpopulation im Frühjahr Schadensschwelle......wird erreicht durch: Dauer der Brutperiode: lange Brutperiode (früher Brutbeginn, spätes Ende) Schadensschwelle deutlich früher als in Regionen mit kurzer Brutperiode. Frühen Brutbeginn: 1 Monat früher - bis zum Herbst die doppelte Milbenzahl in den Völkern. - kritische Schadensschwelle 1 Monat früher erreicht. Stark brütende Völker: Befallsgrad steigt schneller. 9
10 Schadensschwelle Zieht man den natürlichen Milbentotenfall als Maßstab für die Risikoabschätzung heran, ist ein Volk gefährdet, wenn - Ende Mai über 3 - Ende Juni über 5 - Ende Juli über 10 Varroa-Milben/Tag abfallen. Werte entsprechen bei Umrechnungsfaktor von 300 zwischen 900 und Gesamtmilben pro Volk zum jeweiligen Zeitpunkt. Tolerierbare Varroa-Zahl im Wintervolk sollte ~ 100 Milben pro Volk liegen, um problemlos nächstjähriges Trachtende zu erreichen Dies würde bei Windeldiagnose im Oktober/November natürlichem Varroa- Totenfall von zirka 0,2 Varroa/Tag oder 1 Varroa in 5 Tagen entsprechen. Varroa im Gemülle 10
11 Varroa-Schäden Ein Bild sagt mehr als Worte Brut- und Bienenparasit Brut- und Bienenparasit 11
12 Verkrüppelte Bienen Die Menge macht s... Foto: Anton Reitinger 12
13 Milben überall... Foto: Anton Reitinger Parasitierte Puppen... Foto: IM Anton Reitinger 13
14 ...verkrüppelte Bienen. Foto: IM Anton Reitinger 21 Völker, 18 tot. Foto: IM Anton Reitinger 14
15 21 Völker, 18 tot. Foto: IM Anton Reitinger Leere Stöcke Foto: IM Anton Reitinger 15
16 Integriertes Konzept 1 Kritische Perioden: Wintervolkentstehung: - Aufzucht gesunder, langlebiger Winterbienen nur möglich durch starke Reduktion des Varroa-Befalles - unmittelbar nach Trachtschluss (Ende Juli Mitte August) Brutbeginn + Auswinterung: - Niedriger Milben-Ausgangsbefall wird erreicht durch Restentmilbung des Wintervolkes in der brutfreien Phase. - Restentmilbung kann nur mehr Startpopulation der Varroa im nächsten Jahr reduzieren, aber keinesfalls fehlende Winter-bienen herbeizaubern. Integriertes Konzept 2 Angepasst an den Entwicklungszyklus von Biene und Varroa im Jahresablauf Ziele: Hauptentmilbung nach dem Abschleudern: möglichst starke Reduktion der Varroa ( möglichst viele gesunde Winterbienen) Restentmilbung in der brutfreien Zeit: bei Invasion bzw. ungenügender Hauptentmilbung ( möglichst wenig Varroa im Wintervolk) nicht-chemische Maßnahmen während der Tracht: möglichst starke Behinderung der Varroa-Entwicklung im Frühjahr ( möglichst viele gesunde Sommerbienen) 16
17 Behandlungsschema Varroa-50 Varroa-100 Bienen Brut Winterbienenproduktion Varroa 50: 50 Milben Startpopulation im Frühjahr Drohnenbrut -entnahme Hauptent -milbung Varroa 100: 100 Milben Startpopulation im Frühjahr Monat Hauptentmilbung Ziele: - Senkung des Varroa- Befalles, damit Aufzucht gesunder, langlebiger Winterbienen möglich wird - Sicherung des Volksbestandes bis zur Restentmilbung - Vorbeugung von Sekundärinfektionen (Virosen, Bakteriosen) Umsetzung: - rechtzeitig - richtiges Mittel einsetzen (Ameisensäure, Thymolpräparate) - flächendeckende Durchführung 17
18 Restentmilbung Nur in der brutfreien Zeit! Ziel: Senkung des Varroa-Befalles auf möglichst niedriges Startniveau für das Folgejahr Kann Völker bei falscher (fehlender) Hauptentmilbung nicht mehr retten. Brutfreiheit: entscheidend für gute Wirkung Abwarten der Brutfreiheit ist besser als zu frühe Restentmilbung! Mittel: Oxalsäure Integriertes Konzept - Übersicht Trachtzeit Nur nicht-chemische Bekämpfung! (Entnahme von Drohnen-, Arbeiterinnenbrut; Bannwabenverfahren) Restentmilbung bei Brutfreiheit Spätsommer- Pflege = Hauptentmilbung Ameisensäure (Thymovar; Apilife-Var; Spätsommer- Apiguard) Ameisensäure (Thymovar; Apilife-Var; Apiguard) ApiOxal/Bienenwohl Varrox-/EMK- Verdampfer APILAC APILAC Gemülle-Diagnose: Schadensschwelle wenn Varroa-Abfall/Tag Mai > 3 Juni: > 10 Oktober - November: > 1 18
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