SEIT 1998 ERFOLGREICH IN DER AUSBILDUNG VON HEILPRAKTIKERN UND BERATERN Ausbildung Gesundheitsberater/-in Arbeits- und Lernskript WWW.FERNAKADEMIE-GESUNDHEIT.DE Sport und Gesundheit I
[ ] 3 Prävention Ein Gramm Prävention ist mehr wert als ein Pfund Therapie" (Hollmann) Früher war der Mensch den größten Teil seines Daseins in Bewegung einfach um zu überleben. Er suchte nach Nahrung, rannte einer Beute nach oder vor Angreifern davon. So intensiv wird der Körper längst nicht mehr gefordert. Heute verdienen sich viele von uns ihren Lebensunterhalt im Sitzen, andere unter einseitiger körperlicher Belastung. Infolgedessen bewegen wir uns falsch und in der Regel viel zu wenig. Setzen sie sich doch bitte einmal hin und überlegen Sie, wie Ihr Tag momentan aussieht. Bei vielen Ihrer zukünftigen Kunden wird er wahrscheinlich wie folgt aussehen: Früh aufstehen, ins Bad, Frühstück mit Kaffee (sitzend), mit dem Auto oder Bus (sitzend) in die Firma, mit dem Aufzug ins Büro, arbeiten im Büro (sitzend), anschließend zum Einkaufen und abends vor den Fernseher (sitzend). Ein über Jahrtausende entwickeltes, genetisch fixiertes Prinzip der Belastungsanforderung an den Körper des Menschen ist in der Gegenwart nicht mehr gültig. Im Gegensatz zu einem technischen Gerät, das durch Nichtbelastung neu bleibt, benötigt ein biologisches System die Belastung, um seine Leistungsfähigkeit erhalten bzw. verbessern zu können (siehe Kapitel 2.1 Biologische Anpassung ). Abb. 2: Personen, die die derzeitige Empfehlung, sich täglich mindestens eine halbe Stunde lang moderat zu bewegen, erreichen (MENSINK, 1999)
Abb. 3: Sitzende Tätigkeiten Jugendlicher in den USA 1999 (HÖLTKEN, 2003) Wie die Abbildungen 2 und 3 deutlich machen, ist heutzutage der Großteil der Bevölkerung scheinbar nicht in an einer Verbesserung bzw. Erhaltung dieses biologischen Systems interessiert. Erschreckend ist vor allem die Auswertung von Roberts (1999) in Abbildung 3. Hierbei sind noch nicht einmal die 5 bis 8 Stunden berücksichtigt, die Kinder und Jugendlichen meist sitzend in der Schule verbringen. Und trotz dieser Umstände ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland in den letzten achtzig Jahren von etwa 45 auf ca. 80 Jahre angestiegen. Das Problem dabei ist, dass die Krankheitsanfälligkeit mit wachsendem Lebensalter weiter zunimmt. Hervorzuheben sind hier vor allem die so genannten Zivilisationskrankheiten (hierunter fallen z.b. der Herzinfarkt, Krebs oder die Arthrose, vgl. Kapitel 3.1). Die Folgen sind die Einbuße von Lebensqualität, Ausfall von Erwerbstätigkeit, Kostenanstieg im Gesundheitswesen u.a.m. Der Beginn dieser Erkrankungen liegt meist in langen und vielgliedrigen Verursachungsketten weit vor ihrem eigentlichen Ausbruch. Erfolge gegen diese Krankheiten, sind deshalb in erster Linie durch Eingriffe vor ihrem Ausbruch zu erzielen; durch Prävention. Unter Prävention versteht man alle Maßnahmen, die inhaltlich, konzeptionell und praktisch zur Erhaltung von Gesundheit bzw. zur Verhinderung von Krankheit beitragen. Das heißt, die Gesundheitsvorsorge oder Prävention gewinnt wesentlich an Bedeutung. Hier gilt es nicht nur eine Verlängerung des Lebens zu erreichen,
sondern vor allem das gesunde Altern und damit die Steigerung der Lebensqualität zu bewerkstelligen. Ziel derprävention ist es, Krankheiten zu verhindern oder positiv formuliert, gesunde Lebensjahre zu gewinnen. Es kommt darauf an, dem Leben nicht nur mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben zu geben. (Rost, 1992) Um dies zu erreichen, muss mit der Prävention zu einem frühen Zeitpunkt begonnen werden, da viele Gesundheitsprobleme des älteren Menschen ihre Wurzeln in vorhergegangenen Lebensspannen haben. Hier spielt der auf die Gesundheit gerichtete Sport eine wichtige Rolle. Ein auf wissenschaftlichen Prinzipien beruhendes systematisches Training kann zur Förderung der Gesundheit und zur Verzögerung des Alterungsprozesses beitragen. Ziel ist es, dass immer mehr Menschen immer länger gesünder leben können oder wie es Hollmann/Hettinger (2000) formulieren in möglichst hohem Alter jung sterben.
3.1 Folgen des Bewegungsmangels für das Herz- Kreislauf-System Ein Resultat des oben beschriebenen Bewegungsmangels sind Herz-Kreislauf- Erkrankungen, die in Deutschland ca. 50 % der Todesursachen ausmachen. Innerhalb dieser Gruppe dominieren die Folgen einer primären Gefäßerkrankung, der Arteriosklerose, also einer Einengung der die Organe versorgenden Schlagadern (Herzinfarkt, Schlaganfall etc.). Abb. 4: Todesursachenstatistik Der Ausweg aus diesem Dilemma kann nur darin bestehen, es dem Einzelnen nahe zu legen und zu ermöglichen, durch eine vernünftige Lebensführung gesünder alt zu werden. Gerade bei den genannten Erkrankungen ist die Wirkung präventiver Maßnahmen unumstritten. Ziel muss es sein: den gesunden Lebensstil zu fördern Schutzfaktoren zu stärken mögliche Risikofaktoren auszuschließen oder zu mindern Und genau hier beginnt Ihre Aufgabe. Sie müssen Ihre Klienten/ Kunden aufklären, ermutigen und ihnen die Möglichkeiten aufzeigen, mit denen sie ihren Lebensstil verändern und wie sie sich vor den Zivilisationskrankheiten schützen können. Hier ist es für Sie wichtig zu wissen, welche Risikofaktoren für die Herz-Kreislauf- Erkrankungen in Frage kommen. Aus diesem Grund wird im Folgenden auf die Risikofaktoren ausführlicher eingegangen.
3.1.1 Risikofaktorenmodell Der Begriff Risikofaktor beinhaltet jene Faktoren, bei denen man statistisch gesehen, einen Zusammenhang zu bestimmten Erkrankungen herstellen kann. Risikofaktoren erhöhen das Risiko, von einer Erkrankung betroffen zu werden. Sie treten selten isoliert auf. Meistens beeinflussen sie sich gegenseitig, wobei sie sich dann nicht addieren, sondern potenzieren. Beispiel Ein Raucher hat ein doppelt so hohes Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen, wie ein Nichtraucher. Liegen bei diesem Raucher drei Risikofaktoren vor, also beispielsweise Rauchen, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, so beträgt das Risiko 2 3, also etwa das achtfache Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden gegenüber dem Nichtraucher mit normalem Blutdruck und Cholesterinwerten. Die Risikofaktoren für das Herz-Kreislauf-System können in drei Kategorien eingeteilt werden: 1. Konstitutionelle Risikofaktoren, auch als unveränderbare Risikofaktoren bezeichnet 2. Externe Risikofaktoren, die sich aus den Lebensbedingungen ergeben 3. Interne Risikofaktoren, d.h. Zustände, die an sich schon eine innere Erkrankung darstellen [ ]
6 Sport und Abnehmen In Ihrer Beratungspraxisoder sonstigen Arbeitsumfeld werden Sie sicherlich häufiger mit Personen zu tun bekommen, die abnehmen möchten. Die Ursache des Übergewichtes liegt bei über 90 % Ihrer Klienten/ Kunden in einem Missverhältnis zwischen dem Kalorienverbrauch und der Kalorienzufuhr. Einfach ausgedrückt: Sie essen zu viel und bewegen sich zu wenig. In der Regel ist Übergewicht also ein Bilanzproblem: Halten sich Energieaufnahme und -verbrauch die Waage, bleibt das Körpergewicht gleich. Übersteigt die Energieaufnahme den -verbrauch, nimmt das Körpergewicht zu. Übersteigt der Energieverbrauch die -aufnahme, nimmt das Körpergewicht ab. Exkurs Die Energiemenge, die der Mensch an einem Tag benötigt, wird als Gesamtenergiebedarfbezeichnet. Dieser setzt sich aus dem so genannten Grundumsatz sowie dem Leistungsumsatz zusammen. Grundumsatz Wenn man sich vorstellt, dass ein Mensch in völliger Ruhe, nüchtern, d.h. ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben, bei behaglicher Raumtemperatur entspannt liegt bzw. schläft, dann arbeiten nur die Zellverbände bzw. Organe, die zur Aufrechterhaltung der so genannten vitalen Funktionen dienen (Atmung, Herzschlag, Blutzirkulation, Wärmeproduktion, Leber, Niere und Gehirn). Die bei einem solchen Zustand ablaufenden Stoffwechselprozesse bestimmen den Grundumsatz, d.h. bei dem Grundumsatz handelt es sich um die Menge an Kalorien, die ein Mensch benötigt, um auch in absoluter Ruhe seine lebensnotwendigen Funktionen aufrechtzuerhalten. Die Energie, die ein Mensch hierfür benötigt ist, maßgeblich von Alter, Geschlecht, Körpergröße und Gewicht sowie von verschiedenen hormonellen Einflüssen abhängig. Grob kann man beim Mann von 1 kcal (das entspricht 4,2 kj) pro Stunde, pro Kilogramm Körpergewicht ausgehen. Der Grundumsatz der Frau ist aufgrund der geringeren Muskelmasse, des niedrigeren Anteils an männlichen Sexualhormonen und der besseren Wärmeisolierung (höherer Fettanteil) um 6 bis 10 % geringer. Etwa 60 % des Grundumsatzes werden für die Wärmeproduktion benötigt.
Leistungsumsatz Alles, was der Körper über diesen Grundumsatz hinaus an Energie benötigt, fällt unter den Begriff Leistungsumsatz. Hierbei unterscheidet man vorrangig drei Einflussgrößen, die den Energiebedarf verändern: Temperaturregulation Verdauung Muskelarbeit Den Hauptteil dieser drei Faktoren nimmt die Muskelarbeit ein. Hieraus lässt sich schließen, dass sich durch sportliche Aktivität der Energiebedarf des Organismus erhöht. Nach diesen Überlegungen ist es sinnvoll, die Lösung des Übergewichtsproblems auf drei Säulen aufzubauen: 1. die Kalorienzufuhr vernünftig über die Ernährung reduzieren 2. eine allgemeine Ernährungsumstellung und 3. den Energieverbrauch über vermehrte Bewegung zu erhöhen Im Folgenden wird auf den dritten Punkt näher eingegangen werden. 6.1 Bewegungstraining bei Übergewicht
Wie wir oben festgestellt haben, ist jedes körperliche Training mit einer Erhöhung des Energieumsatzes verbunden. Die Höhe des gesteigerten Energieverbrauchs ist dabei abhängig von der Sportart, der Trainingsdauer und der Belastungsintensität. Das bedeutet: Je mehr Muskelgruppen dynamisch beansprucht werden und je länger und intensiver diese beansprucht werden, desto größer ist der Kalorienverbrauch. Aus diesem Grund bietet sich als optimales Bewegungstraining bei Übergewicht eine gelenkschonende Ausdauerbelastung an. Dabei darf man allerdings den unmittelbaren Effekt einer sportlichen Betätigung nicht überschätzen. Wenn wir davon ausgehen, dass ein 40-minütiges Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer bei 100 Watt gerade einmal 300 kcal verbraucht, so ist dieser Wert doch eher ernüchternd. Entscheidend ist hierbei der Langzeiteffekt: 300 kcal entsprechend rund 50 g Körpergewicht (den Wasserverlust nicht eingerechnet), d.h. in einem Monat hätte eine regelmäßig trainierende Person 1,5 kg abgenommen und in einem Jahr 18 kg. Außerdem hat das regelmäßige Training zusätzliche Effekte: 1. Das Ausdauertraining verändert den Hormonhaushalt. Die Hormone Adrenalin und Insulin, die wichtigsten Hormone im Ab- und Aufbau des Fettgewebes, werden beeinflusst. Zum einen führt das Ausdauertraining zu einer schlechteren Einlagerung von Fetten ins Gewebe (durch eine höhere Insulinsensitivität), und zum anderen kann das eingelagerte Fett besser und schneller abgebaut werden (durch Aktivierung des Fett abbauenden Enzyms Lipase). 2. Hinzu kommt die Tatsache, dass nicht nur der Energieverbrauch während der Belastung betrachtet werden darf. Intensivere körperliche Aktivitäten erhöhen nämlich auch nachfolgend die Stoffwechselaktivität. Nach stärkeren Belastungen ist der Stoffwechsel bis zu 24 Stunden gesteigert. 3. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der so genannte Jojo-Effekt. Während einer Diät senkt der Körper normalerweise seinen Verbrauch an Energie. Er passt sich der Mangelsituation an, der Grundumsatz sinkt. Die Folge: Nach der Diät nimmt man häufig wieder zu, obwohl man nicht mehr isst als zuvor. Regelmäßige Bewegung und Muskelaufbau sind daher notwendig, damit der Körper auch nach der Diät weiterhin die Kalorien in ausreichendem Maße verbrennt. Da Muskelzellen auch im Ruhezustand mehr Kalorien verbrauchen als Fettzellen, ist der Grundumsatz des Körpers höher, und die Pfunde kommen nicht so schnell wieder. 4. Ein interessanter physiologischer Aspekt ist der oft beobachtete Appetitmangel nach dem Training (vgl. Weineck, 1994). Diskutiert werden dabei als
Ursache u.a. die oben besprochene Herabsetzung des Insulinspiegels, die Erhöhung der Körpertemperatur und die belastungsinduziertekatecholaminerhöhung. Die Vorteile eines Bewegungsprogramms im Überblick: die Diät wirkt schneller Fettmasse verschwindet, Muskelzellen wachsen der gefürchtete Jojo-Effekt wird abgeschwächt man fühlt sich allmählich besser und zufriedener, weil fitter der trainierte Körper sieht meist besser aus man verfällt nach der Diät nicht so leicht in alte Ess-Rituale, da man seinen Lebensrhythmus grundsätzlich an mehreren Stellen zugunsten der Bewegung umgestellt hat stärkere Muskeln helfen dem Körper, seine (überschüssigen) Pfunde durch den Alltag zu tragen; nicht selten haben Übergewichtige Rücken- und Gelenkschmerzen diese werden gemildert 6.1.1 Die richtige Bewegungsform Die Durchführung von Sportprogrammen für Übergewichtige stößt in der Praxis oft auf Probleme. Viele Schwergewichtige mogeln sich um das nötige Mehr an Bewegung herum. Dies ist auch kein Wunder, denn je mehr Gewicht ein Mensch mit sich herumschleppt, desto mehr muss gearbeitet werden, um den Körper in Bewegung zu bringen. Jeder Schritt fällt also im wahrsten Sinne des Wortes schwer. [ ]