Bären im Kanton Graubünden 2008

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Transkript:

Amt für Jagd und Fischerei Graubünden Uffizi da chatscha e pestga dal Grischun Ufficio per la caccia e la pesca dei Grigioni Loëstrasse 14, 7001 Chur Tel: 081 257 38 92, Fax: 081 257 21 89, E-Mail: info@ajf.gr.ch, Internet: www.jagd-fischerei.gr.ch Bären im Kanton Graubünden 2008 Erfahrungen des Amtes für Jagd und Fischerei und der externen Mitarbeiter im Jahre 2008 30. Dezember 2008 Inhaltsübersicht 1. Raumverhalten von JJ3 und MJ4 2. Der Abschuss von JJ3 3. Schäden 4. Personeller Aufwand 5. Problem Abfallmanagement 1. Raumverhalten von JJ3 und MJ4 Zwei Jungbären überwintern in Graubünden Nach der aktiven Vertreibung aus der Region Lenzerheide am 22. Oktober 2007 hielt sich JJ3 bis zum Antritt des Winterschlafes wieder im Südhang zwischen Brienz und Alvaneu auf. Ab dem 8. November bezieht er in dieser Gegend, auf 1720 müm das Winterquartier. Die Wahl eines südexponierten Sonnenhanges als Überwinterungsstandort verblüffte auch Bärenkenner. Die Abklärungen vor Ort ergaben aber, dass die kleinstandörtlichen Gegebenheiten aufgrund des Mikroreliefs durchaus mit Nordexpositionen verglichen werden können. Mehrere Ausflüge während des Winters, z.b. Ende November und Ende Dezember, die zwar durch GPS- Peilungen belegt, aber im Feld nicht verifiziert werden konnten, verunsichern die Spezialisten zusätzlich. Um den 20. Februar 2008 erwacht JJ3 und durchwandert den im letzten Herbst genutzten Perimeter ohne viel Spuren zu hinterlassen. Unter anderem besucht er auch die Maiensässregion oberhalb Lantsch/Lenz an der Flanke des Lenzerhorns. Dort verweilt er bei kaltem Schneewetter mehrere Tage am selben Ort. Ab Mitte März werden die Wanderungen ausgedehnter. Der viel scheuere MJ4 wird am 29. November 2007 zuletzt im Spöltal gespürt. Erst nachträglich stellt sich heraus, dass er noch vor Antritt des Winterschlafes in dieser Gegend in ein Bienenhaus eingebrochen war. Die ersten Nachweise in diesem Frühling stammen vom 28. März wiederum aus derselben Gegend. Dort besuchte er einen Gemskadaver. Daraus kann geschlossen werden, dass MJ4 im Grenzbereich des Schweizerischen Nationalparks erfolgreich überwintert hat. Aber schon am 1. April sucht er das Bienenhaus, das er im Herbst demoliert hatte, erneut auf, um von den noch vorhandenen Waben zu fressen. Hier kann er auch fotografiert und gefilmt werden. Zum letztjährigen Bericht ist noch zu ergänzen, dass die Risse auf der Alp Munt, Ardez, inzwischen eindeutig MJ4 zugeordnet werden können. Y:\WINWORD\GB\JAGD\GROSSRAU\BÄR\2008\Berichte und BAFU\Bären GR 2008, Jahresbericht 12.08.doc

2 Südhang als Winterlager Winterlager von JJ3 JJ3 hat sein Winterquartier im Albulatal auf ca. 1720 müm in einem steilen, nach Süden gerichteten und von Legföhren und Fichten bestockten Hang, MJ4 im Raum Zernez bezogen. Das Winterlager von JJ3 wurde im Frühjahr gefunden und bestand aus einem Riesenhaufen von Fichtenzweigen und getrockneten Erikastauden. Der genaue Standort des Winterlagers von MJ4 blieb unentdeckt. Frühjahr 2008, JJ3 im Oberhalbstein und in der Region Thusis/Viamala Die Überwachung von JJ3 mit dem Peilgerät, konnte dank dem immer noch tadellos funktionierenden Sender problemlos durchgeführt werden. Bis nach Mitte März blieb JJ3 unauffällig. Dies änderte sich rapide, als JJ3 nach Mitte März sein problematisches Verhalten wieder aufnahm. JJ3 suchte fast jeden Abend bzw. Nacht Siedlungen auf, um dort nach Futter zu suchen. Dies erforderte eine intensive Überwachung durch die Wildhut. JJ3 musste fast dauernd überwacht werden, um jede Möglichkeit für eine erfolgreiche Vergrämung und Umerziehung zu nutzen. Üblicherweise begann JJ3 die Aktivitäten in Siedlungsnähe bereits am Vormittag. Oft wurde die Überwachungsarbeit der Wildhut mit Informationsarbeit bei den lokal betroffenen Personen ergänzt. Im Unterschied zu seinem Vorgehen im Herbst 2007, zeigte JJ3 nicht mehr eine gewisse Vorhersehbarkeit und damit Berechenbarkeit bei seinen Siedlungsbesuchen. JJ3 begann dem Vergrämungsteam bewusst auszuweichen, d.h. anstatt eine Ortschaft, gleich mehrere Ortschaften, dafür aber nur kurzzeitig aufzusuchen. Zwar konnte der Aufenthalt von JJ3 in diesen Nächten noch einigermassen verfolgt werden, aber erfolgreiche Vergrämungen wurden zunehmend schwieriger, da die Situation aus Verfolgung bestand und der Bär meistens einen Schritt voraus war. Viele der im Frühling 2008 aufgesuchten Siedlungen waren bisher noch nicht in Kontakt mit dem Bären gekommen. Somit fehlte bei der neu betroffenen Bevölkerung oft jegliches Verständnis. Obwohl JJ3 nur um wenige Kilometer in bisher bärenfreies Territorium gewechselt hatte, begann man bei der Human Dimension wieder fast bei Null was die Arbeit nicht erleichtert hat.

3 JJ3 erkundet neue Regionen in Richtung Oberhalbstein und beginnt auch wieder, Siedlungen und Einzelhäuser zu besuchen und nach Fressbarem zu durchsuchen. Am 23. März reisst er einen wahrscheinlich verletzten oder kranken Hirsch zwischen Brienz und Surava (Fotos Digitale Fotofalle). Diesen nutzt er innert Wochenfrist beinahe vollständig. Gleichzeitig besuchte er aber jeweils nachts die umliegenden Dörfer und untersucht auch zwischen den Häusern Kompostkübel, Abfalleimer, etc. Nach Ostern weitet er seine Touren massiv aus. Diese führten ihn nach Alvaschein sowie ins Oberhalbstein (bis Saletscha im Val Schmorras und Rona). Am 9. April kehrte er wieder an den Südhang zwischen Lantsch/Lenz und Alvaneu zurück. Savognin, April 2008 Thusis Am 10.04.2008 verschiebt sich JJ3 zuerst Richtung Lenzerheide, dann über Zorten, Muldain Richtung Soliserviadukt, überquert die Albula und gelangt nach Mutten. Drei Tage später gelingt ihm gar die heikle Überquerung der San Bernardino Route im Eingangsbereich der Viamala Schlucht. In den nächsten Tagen wandert er weiter Richtung Westen, über den Glaspass bis ins Safiental. Am Abend des 14.04.2008 wurde JJ3 in der Nähe des Glaspasses erlegt. De Überquerung der San Bernardino Route eingangs der Viamala MJ4 verlässt Graubünden in Richtung Bozen MJ4 hinterliess am 28.März 2008 die ersten Spuren nach seinem Winterschlaf. Bis Mitte April blieb er in der Nähe von Zernez, Ova Spin bzw. der Ofenpasstrasse. Die letzte Beobachtung auf Schweizerseite erfolgte am 18. April in Buffalora, die letzten Spuren hinterliess MJ4 am 19. April in Fuldera und am 20. April in Sta. Maria im Val Müstair. Bärenhinweise in Graubünden 2008

4 Nur einen Tag nach dem letzten Hinweis im Val Müstair wird in Glurns, ca. 8 Kilometer ausserhalb der Landesgrenze ein Bienenhäuschen durch einen Bären aufgebrochen. Im Laufe des Sommers wird MJ4 in der Nähe von Bozen, anfangs November in der nördlichen Region der Brenta jeweils mit einer DNA - Probe bestätigt. Bär nahe Tirano Anfangs April wechselte ein Bär vom Val Canonica nach Mazzo/Grosio ins Veltlin und war damit nur noch ca. 10 km vom Puschlav entfernt. Einige Meldungen über gerissene Schafe und zerstörte Bienenhäuschen wurden publik. Vermutlich handelte es sich dabei um JJ5, einen Bruder von JJ3. Der Bär entfernte sich in den folgenden Wochen aber wieder Richtung Süden. 2. Der Abschuss von JJ3 Am Abend des 14. Aprils 2008 wurde JJ3 im Gebiet des Glaspasses erlegt. Nachdem wiederdrang sahen die Verantwortlichen übereinstimmend und in Anwendung des Konzeptes Bär holte Vergrämungen keine Wirkung gezeigt hatten und JJ3 immer häufiger in Siedlungen ein- Schweiz keine andere Lösung mehr. Das grosse Medien- und Publikumsinteresse wurde erwartet und entsprechend vorbereitet. Trotzdem forderte es von den Verantwortlichen einiges an Stehvermögen. Anlässlich der Medienkonferenz in Chur am 15.04.2008 wurden in Zusammenarbeit mit dem BAFU folgende Unterlagen verfasst bzw. an die Medienschaffenden abgegeben: Eine Medienmitteilung Ein Erwägungsbericht der Interkantonalen Kommission Faktenberichte des Kantons Graubünden zu den Bärenjahren 2007 und 2008 Ein Fotoblatt Im Zusammenhang mit dem Abschuss von JJ3 wurde zudem ein umfassendes Protokoll der Ereignisse rund um Bär JJ3 Sommer 2007 Frühling 2008 und eine Beurteilung derselben erstellt. Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen BAFU und AJF und die strikte Einhaltung des im Bärenkonzept CH vorgesehenen Ablaufes hat sich als richtig und wegweisend erwiesen. Erwar- tungsgemäss war die Publikumsreaktion mehrheitlich negativ. Im Gegensatz dazu erhält das konsequente und professionelle Vorgehen von Fachstellen gute Noten. Im Vorfeld des sich abzeichnenden Abschusses von JJ3 wird von einigen Exponenten eine Op- tion Einfang und Umsiedlung bzw. Verbringung in einen Zoo ins Spiel gebracht. Aus folgenden Überlegungen wird diese jedoch nicht weiter verfolgt: Ein Einfang mit dem Ziel der Umsiedlung weder nach dem Konzept Bär Schweiz noch in der aktuellen Situation eine Option ist, da das Problem nur verschoben und damit der Problembär einer anderen Bevölkerung zugemutet würde. Der einzige, denkbare Um- Sied- siedlungsort im Kanton Graubünden weil am weitesten von dauernd bewohnten lungen entfernt wäre der Schweizerische Nationalpark. Da aber in diesem Gebiet be- vorhandene Akzeptanz der lokalen Bevölkerung für Bären insgesamt schmälern. reits MJ4 lebt, könnte hier das Auftauchen eines Problembärs wie JJ3 zudem die heute Ein Einfang mit dem Ziel der Rückführung nach Italien keine Option ist, da weder die ingrosser Mühe an das ternationalen Abkommen, noch die Gespräche Ende Oktober 2007 mit den italienischen Behörden eine solche Möglichkeit eröffnen. Ein Einfang mit dem Ziel der Internierung in einem Zoo oder Tierpark keine Option ist, weil ein bereits zweijähriger, in Freiheit geborener Jungbär nur mit Leben in Gefangenschaft gewöhnt werden könnte

5 3. Schäden Im Jahre 2008 mussten keine von Bären gerissene Haustiere entschädigt werden. An Bienenhäuschen bzw. Bienenstöcken verursachten Schäden beliefen sich 2008 auf Fr. 6'016.-. 4. Personeller Aufwand Das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden hat sich auch im Jahre 2008 wiederum mit gros- für das Monitoring und das Management des Bären in Graubünden einge- sem Engagement setzt. Von den rund 1300 Arbeitsstunden wurden zahlreiche während der Nacht geleistet. Insgesamt kosteten diese Personaleinsätze rund Fr. 110'000.-. Als fachlicher Berater stand uns der italienische Wildbiologe Grossraubwildspezialist Paolo Mo- zur Seite. Während des ganzen Jahres stellte das BAFU Mario Theus dipl. linari aus Tarvisio Forsting. ETH als Feldassistenten zur Verfügung. Die Kontakte mit den Fachstellen jenseits der Kantonsgrenzen wurden ausgebaut. Anfangs August fand ein Länder übergreifendes Fachtreffen im Albulatal statt. 5. Problem Abfallmanagement Mit dem Problem- bzw. Risikobären JJ3 wurde die Problematik der organischen Abfälle, sowie Nahrungsquellen menschlicher Herkunft vor der eigenen Haustüre demonstriert. Die Anstren- was die gungen die in diesem Bereich, nach dem Abschuss von JJ3 in Angriff genommen wurden, dürften als Reaktionen auf diese Erfahrungen betrachtet werden. Seitens des Bundesamtes für Umwelt wurde ein erster Stein ins Rollen gebracht, indem Anfang 2008 das Konzept für den Umgang mit organischen Abfällen und andere Futterressourcen menschlicher Herkunft, Projekt Zusammenleben Mensch und Bär in den Schweizer Alpen, von P. Molinari und M. Theus verfasst wurde. Im Frühsommer ist in der Biosfera Val Müstair Parc Naziunal (BVM-PN) ein Projekt gestartet worden, das zum Ziel hat, das Abfallkonzept Bär des BAFU umzusetzen. Dabei trat die BVM- PN als Auftraggeber auf, und die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit der Fachstelle Wildtier- und Landschaftsmanagement (WILMA) mit Thomas Rempfler als Auftragnehmer. Das Projekt beschränkt sich auf den Perimeter des Biosfera-Gebietes, Abfallproblematik in den Zentralalpen sicherlich nicht grossflächig verbessern wird. Der aus dem Projekt zu erwartende Wissensgewinn, gewonnene Erfahrungen und nicht zuletzt der Vorunterschätzen. bildcharakter sind jedoch nicht zu Bevor im BVM-PN-Projekt zur Umsetzung des Abfallkonzeptes Bär Massnahmen getroffen werden, ist eine sehr ausführliche Situationsanalyse vorgesehen. Die Situationsanalyse wird voraussichtlich in den ersten Monaten 2009 beendet sein, sodass mit der Planung und Umsetzung von konkreten Massnahmen erst dann begonnen werden kann.