Auf dem Weg zu einem Referenzmodell? Thomas Mayr

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Transkript:

Auf dem Weg zu einem Referenzmodell? Thomas Mayr 07.06.2018

Anteil der Jugendlichen im Sekundarbereich II in berufsbildenden und allgemeinbildenden Bildungsgängen Bildungsbeteiligung im Sekundarbereich II, nach Ausrichtung des Bildungsganges 100% allgemeinbildende Schulen vollschulische Berufsbildung Kombination aus schulischer & betrieblicher Bildungsgänge 80% 60% 40% 20% 0% Quelle: Education at a Glance 2016, Indicator C1, Table C1.3a. (2014)

Zusammenhang zwischen Ausmaß und Form der Berufsbildung und Jugendarbeitslosigkeit durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit und Berufsbildung (Index der Anteile) 2007-2016 50% Spanien R² = 0,4364 durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (2007-2016) 40% 30% 20% 10% Griechenland Italien Portugal Slowakei Polen Schweden Frankreich Lettland Litauen Ungarn Belgien Finnland Estland Türkei UK Luxemburg Slowenien Tschechische Republik Dänemark Norwegen Deutschland Österreich Schweiz 0% primär Allgemeinbildung Hohe Bedeutung (schulischer) Berufsbildung hohe Bedeutung betrieblicher Ausbildung Quelle: Eurostat, lfsa_urgan, Arbeitslosenquote 15-24 Jährige (2007-2016); Education at a Glance 2016, Indicator C1, Table C1.3a. (2014)

Kerndimensionen dualer Berufsbildung Reagibilität in Bezug auf Arbeitsmarktanforderungen Lernen in realen Arbeitskontexten: duales Prinzip Angebotsgesteuerte (Schule als Anker) versus nachfragegesteuerte duale Berufsbildung (Lehrstellenmarkt) Nutzen / return on investment für Ausbildungsunternehmen Institutionen und Governance-Strukturen: gemeinsame Systemeigentümerschaft durch Sozialpartner, Verbände etc. und Staat Rolle für Organisationen der Arbeitswelt und Unternehmen bei Qualifikationsdesign Praktische und/oder finanzielle Unterstützung für Unternehmen Übergreifende Standards und Qualifikationen Berufe sind mehr als Jobs Attraktive Ausbildungsschiene für Jugendliche formale, nationale Bildungsabschlüsse, Einbettung in Bildungssystem Durchlässigkeit in andere Bildungsbereiche Übergreifender (gesetzlicher) Rahmen und Qualitätssicherungsmechanismen klar definierte Verantwortlichkeiten (Lehrvertrag, Ausbilder, Anforderungen an Ausbildungsbetriebe etc.) Berufsbildungsforschung und Monitoring Vgl. Wolfgang Bliem, Kurt Schmid, Alexander Petanovitsch (2014): Erfolgsfaktoren der dualen Ausbildung. Transfermöglichkeiten ibw-forschungsbericht Nr. 177

Europäischer Rahmen für eine hochwertige und nachhaltige Lehrlingsausbildung (1) Kriterien für Lern- und Arbeitsbedingungen: 1. Schriftlicher Vertrag zwischen Arbeitgeber, Auszubildendem und allenfalls der Bildungseinrichtung. 2. Lernergebnisse: sollten zwischen Arbeitgeber und Berufsbildungseinrichtung vereinbart werden und sowohl auf konkrete berufliche Fähigkeiten als auch persönliche Entwicklung abzielen. 3. Pädagogische Unterstützung: Unternehmen sollten Ausbilder benennen. Diese sollten mit Lehrern der Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Ausbilder und Lehrer sollten darin unterstützt werden, ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen auf dem neuesten Stand zu halten. 4. Arbeitsplatz-Komponente: Mindestens die Hälfte der Ausbildung sollte am Arbeitsplatz erfolgen. 5. Bezahlung und/oder Aufwandsentschädigung: Auszubildende sollten bezahlt und/oder auf andere Weise entschädigt werden 6. Sozialschutz: Auszubildende sollten Anrecht auf Sozialschutz einschließlich Versicherungsschutz haben. 7. Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit: Der Arbeitsplatz sollte den geltenden Vorschriften und Regelungen für Arbeitsbedingungen entsprechen, insbesondere den Rechtsvorschriften für Gesundheit und Sicherheit.

Europäischer Rahmen für eine hochwertige und nachhaltige Lehrlingsausbildung (2) Kriterien für Rahmenbedingungen: 8. Vorliegen eines klaren Regelungsrahmen: dazu könnten auch Zulassungsverfahren für Unternehmen gehören. 9. Einbeziehung der Sozialpartner: Die Sozialpartner sollten in die Gestaltung, Verwaltung und Durchführung von Lehrlingsausbildung einbezogen werden. 10. Unterstützung für Unternehmen: finanzielle und/oder nichtfinanzielle Unterstützung für Unternehmen sollen in Erwägung gezogen werden. 11. Flexible Lernpfade und Mobilität: Die erworbene Qualifikation sollte in den nationalen Qualifikationsrahmen aufgenommen werden. Durchlässigkeit zu Hochschulbildung und anderen höheren Ausbildungen sollte ermöglicht werden. Transnationale Mobilität in Unternehmen oder Ausbildungseinrichtungen sollte gefördert werden 12. Berufsberatung und Sensibilisierung: Vor und während der Ausbildung sollten Berufsberatung, Mentoring und Lernunterstützung angeboten werden. 13. Transparenz: Die Transparenz und der Zugang zu Ausbildungsangeboten innerhalb und zwischen Mitgliedstaaten sollte sichergestellt werden, u.a. durch die Arbeitsverwaltungen 14. Qualitätssicherung und Tracking : Es sollten Qualitätssicherungskonzepte vorgesehen werden sowie ein Monitoring des beruflichen Werdegangs der Absolventen Quelle: Empfehlung des Rates vom 15. März 2018 zu einem Europäischen Rahmen für eine hochwertige und nachhaltige Lehrlingsausbildung (2018/C 153/01) Zusammenfassung und teilweise Reformulierung der dort definierten Kriterien durch TM

ibw-institut für Bildungsforschung der Wirtschaft Rainergasse 38 1050 Wien www.ibw.at info@ibw.at

Dieses Dokument ist Teil der Online-Dokumentation des BIBB-Kongresses, Berlin 7. 8. Juni 2018: Für die Zukunft lernen: Berufsbildung von morgen Innovationen erleben Herausgeber: Bundesinstitut für Berufsbildung Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn Internet: https://kongress2018.bibb.de/