Soziale Ungleichheiten bei Kindern aus dem Blick räumlicher Entwicklungen in Thüringen

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Transkript:

Soziale Ungleichheiten bei Kindern aus dem Blick räumlicher Entwicklungen in Thüringen

Schulische Entwicklungsmilieus Warum ist soziale Mischung wichtig?

Anteil der Kinder mit Sprachdefiziten zur Einschulungsuntersuchung 70 60 50 40 30 20 10 0 Quelle: Berliner Einschulungsuntersuchung 2015

Warum ist soziale Mischung wichtig? Schulische Entwicklungsmilieus Ansteckung mit sozial problematischen Verhaltensweisen Keine Durchsetzung sozialer Normen

Soziale Entmischung und Ballung problematischer Verhaltensweisen Quelle: Bildungsbericht 2018 5

Warum ist soziale Mischung wichtig? Schulische Entwicklungsmilieus Ansteckung mit sozial problematischen Verhaltensweisen Keine Durchsetzung sozialer Normen Fehlende (zivilgesellschaftliche) Institutionen

Dichte von Zivilgesellschaftlichen Organisationen bzw. Wohltätigkeitsorganisationen nach Deprivationsgrad der Nachbarschaft in England 3 2,5 Dichte (pro 1000 Einwohner) 2 1,5 1 0,5 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Deprivierungsgrad der Nachbarschaft Quelle: Clifford 2018

Warum ist soziale Mischung wichtig? Schulische Entwicklungsmilieus Ansteckung mit sozial problematischen Verhaltensweisen Keine Durchsetzung sozialer Normen Fehlende (zivilgesellschaftliche) Institutionen Vorhandensein von Rollenmodellen Ausgeprägte soziale Kontrolle Ressourcenstarke Netzwerke Schulische Entwicklungsmilieus

Entwicklung der sozialen Segregation in 74 deutschen Städten

Entwicklung der sozialen Segregation (Segregationsindex SGB-II-Empfänger) in 74 deutschen Städten 1990 bis 2014 35 33 31 29 27 25 23 21 19 17 15 um 1985 um 1990 1995 2000 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Sozialhilfe SGB II Gesamt SGB II West SGB II Ost Helbig/ Jähnen 2018

Soziale Segregation von Armen (SGB-II-Empfänger) in ausgewählten Städten Schwerin Rostock Erfurt Potsdam Weimar Kiel Halle Saarbrücken Köln Jena Berlin Bonn Chemnitz Essen Nürnberg Leipzig Dortmund Gera Mittelwert (74 Städte) Hamburg Bremen Dresden Düsseldorf Duisburg Magdeburg Stuttgart Hannover Frankfurt am Main München Wiesbaden Mainz Gelsenkirchen Bremerhaven Offenbach 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0

Soziale Segregation von Kindern (Kinder in SGB-II Haushalten an allen 15 jährigen) in ausgewählten Städten Rostock Erfurt Schwerin Potsdam Jena Halle Berlin Weimar Kiel Neubrandenburg Saarbrücken Bonn Köln Leipzig Bremen Dresden Essen Nürnberg Hamburg Mittelwert (73 Städte) Dortmund Düsseldorf Hannover Magdeburg Stuttgart Frankfurt am Main München Wiesbaden Duisburg Mainz Gelsenkirchen Bremerhaven Offenbach 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0

Anteil von Kindern, die in sozialen Brennpunkten leben (über 50 Prozent arme Kinder) 2014 Rostock Berlin Halle Schwerin Saarbrücken Kiel Essen Dortmund Neubrandenburg Bremen Erfurt Leipzig Weimar Chemnitz Kassel Magdeburg Bielefeld Bonn Hannover Potsdam Gelsenkirchen Köln Dresden Offenbach Braunschweig Nürnberg Hamburg Bremerhaven Frankfurt a. M Jena Stuttgart München 0 5 10 15 20 25 30 35

Durchschnittlicher jährlicher Anstieg der sozialen Segregation in Prozentpunkten (2005-2014) Rostock Schwerin Potsdam Halle Erfurt Weimar Kiel Jena Leipzig Köln Neubrandenburg Bonn Berlin Chemnitz Frankfurt am Main Düsseldorf Essen Bremerhaven Mittelwert (70 Städte) Bremen Saarbrücken München Hamburg Hannover Magdeburg Mainz Duisburg Dresden Gelsenkirchen Nürnberg Dortmund Wiesbaden Stuttgart -0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4

Erklärungen

Konstrukt Operationalisierung Ergebnis Soziale Ungleichheit Akademiker + SGB-II Anteil + (nur West)

Konstrukt Operationalisierung Ergebnis Soziale Ungleichheit Akademiker + Mobile Gruppen (Personen at risk für Umzüge) SGB-II Anteil Anteil unter 6-Jähriger + (nur West) + (nur West)

Konstrukt Operationalisierung Ergebnis Soziale Ungleichheit Akademiker + Mobile Gruppen (Personen at risk für Umzüge) Sozialwohnungen SGB-II Anteil Anteil unter 6-Jähriger Anteil Sozialwohnungen Bundesland + (nur West) + (nur West) +

Konstrukt Operationalisierung Ergebnis Soziale Ungleichheit Akademiker + Mobile Gruppen (Personen at risk für Umzüge) Sozialwohnungen Private Grundschulen SGB-II Anteil Anteil unter 6-Jähriger Anteil Sozialwohnungen Bundesland Anteil privater Grundschulen + (nur West) + (nur West) + +

Konstrukt Operationalisierung Ergebnis Soziale Ungleichheit Akademiker + Mobile Gruppen (Personen at risk für Umzüge) Sozialwohnungen Private Grundschulen Selbst verstärkender Effekt SGB-II Anteil Anteil unter 6-Jähriger Anteil Sozialwohnungen Bundesland Anteil privater Grundschulen Soziale Segregation steigt besonders schnell, wenn ein Schwellenwert überschritten ist + (nur West) + (nur West) + + +

Die besondere Situation in den ostdeutschen Städten 21

Soziale Segregation (SGB-II Bezieher) in den ostdeutschen Städten (2014) 45 40 35 30 25 20 15 Magdeburg Dresden Deutscher Durchschnitt Leipzig Chemnitz Jena Halle Weimar Potsdam Erfurt Rostock Schwerin

Jährliche Veränderung sozialer Segregation (SGB-II Bezieher) in Prozent 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 Dresden Magdeburg Deutscher Durchschnitt Chemnitz Weimar Jena Erfurt Leipzig Halle Schwerin Potsdam Rostock 23

Zerstörungsgrad der ostdeutschen Städte durch den Bombenkrieg im zweiten Weltkrieg Städte Totalzerstörungsgrad der Wohnungen in Prozent Zerstörungsgrad Innenstadt in Prozent Schwerin 1,8 k.a. Halle 5 15 Erfurt 19 35 Weimar 19 k.a. Leipzig 19 59 Potsdam 20 47 Jena 20 k.a. Rostock 25 59 Chemnitz 38 95 Dresden 39 95 Magdeburg 50 85 24

Durchschnittliche SGB-II Quoten in verschiedenen Wohnlagen der ostdeutschen Städte 2005-2014 40 3,5 35 3 30 2,5 SGB II-Quote 25 20 15 2 1,5 Verhältnis 10 1 5 0,5 0 Chemnitz Leipzig Dresden Magdeburg Erfurt Potsdam Weimar Halle Jena Rostock Schwerin Plattenbauten Innenstadt Vororte/ Stadtrand Verhältnis Plattenbau zu Innenstadt 0

Prozentualer Rückgang der SGB-II Quoten in den Plattenbauten, Vororten und Innenstadtlagen zwischen 2005 und 2014 70 60 50 40 30 20 10 0-10 Halle Leipzig Dresden Erfurt Schwerin Magdeburg Potsdam Rostock Weimar Chemnitz Jena Plattenbauten Innenstadt Vororte/ Stadtrand 26

Ziel 1: Mehr Arme in die attraktiven Lagen Handlungsoptionen Ziel 2: Mehr Mittelschichtsfamilien in die unattraktiven Wohnlagen Ziel 3: Folgen sozialer Segregation mildern - Marktkräfte außer Kraft setzen: d.h. Sozialer Wohnungsbau und Belegungsrechte in attraktiven Lagen aber: - langfristig wirksam - kaum freier Wohnraum für Belegungsrechte - Aufhübschen der abgehängten Gebiete aber: - hat bisher kaum funktioniert - Sozialstruktur ist zum Standortfaktor geworden und wird durch die Flüchtlingskrise verstärkt - Quartiersmanagement -beste Schulen für die ärmsten Schüler - Handlungsspielraum begrenzt - zusätzliche Verknappung von Wohnraum in den attraktiven Lagen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit