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Transkript:

Erfassung postoperativer Wundinfektionen Nationales Programm, durchgeführt von Swissnoso im Auftrag des ANQ Kurzfassung Nationaler Vergleichsbericht 2012-2013 Erfassungsperiode: 1. Oktober 2012 bis 30. September 2013 (Viszeralchirurgie und Sectio caesarea) bzw. 1. Oktober 2011 bis 30. September 2012 (Orthopädie und Herzchirurgie) Autor/innen: Marie-Christine Eisenring, PD Dr. med. Stefan Kuster, Prof. Dr. med. Nicolas Troillet September 2015 / Version 1.0

1. Hintergrund Swissnoso erfasst und überwacht im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem ANQ seit 2009 (Orthopädie und Herzchirurgie) und seit 2010 (Viszeralchirurgie und Sectio caesarea) die Entwicklung postoperativer Wundinfektionen in der Schweiz. Bis 2011 wurden in der französischen und in der italienischen Schweiz andere Messysteme eingesetzt als in der Deutschschweiz. Seit 2011 bzw. 2012 sind die Spitäler und Kliniken verpflichtet, an der einheitlichen ANQ-Messung teilzunehmen. Bis 2013 wurden 141 359 Fälle in der Datenbank erfasst. 2. Methodik Erfasst werden Wundinfektionen, die sich innert 30 Tagen nach der Operation oder innert 12 Monaten bei Eingriffen mit Implantaten zeigen, unabhängig davon, ob sie im Spital oder nach Spitalentlassung auftreten. Dabei handelt es sich um Hautinfektionen an der Einschnittstelle respektive des darunterliegenden Gewebes inkl. Faszien und Muskelschichten oder um Infektionen von Organen oder Hohlräumen, die während der Operation geöffnet oder manipuliert wurden. Die Schweizer Messmethode basiert auf den Vorgaben des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Sie ist für die Zeit während des Spitalaufenthalts weitgehend identisch und damit vergleichbar mit anderen Überwachungsprogrammen. Die Swissnoso/ANQ-Überwachung umfasst jedoch eine aktive und gründliche Überwachung nach Spitalaustritt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern werden in der Schweiz zusätzlich Infektionen erfasst, die nach dem Verlassen des Spitals auftreten. Die Infektionsraten der einzelnen Spitäler und Kliniken werden jeweils mittels NNIS-Risikoindex bereinigt. Dieser Index erlaubt die Berechnung von Wundinfektionsraten unter Berücksichtigung von patientenspezifischen Risikofaktoren oder den Eingriffsarten, erleichtert damit den direkten Vergleich zwischen den Institutionen. Mittels Funnel-Plots (Trichtergrafiken) werden die risikobereinigten Infektionsraten pro Spital oder Klinik grafisch dargestellt. Swissnoso führt seit Oktober 2012 standardisierte Audits durch, um vor Ort die Qualität des Erfassungsprozesses und der Ergebnismessungen in den Institutionen zu überprüfen, was zur Sicherung und Optimierung der Datenqualität führt. 3. Beteiligung Vom 1. Oktober 2012 bis 30. September 2013 (Viszeralchirugie und Sectio caesarea) bzw. 1. Oktober 2011 bis 30. September 2012 (Orthopädie und Herzchirurgie) wurden 48 644 Patientinnen und Patienten (Vorperiode: 38 672) nach chirurgischen Eingriffen erfasst. An der Erhebung teilgenommen haben 146 Spitälern, Kliniken und Spitalstandorten (Vorperiode: 118). Der Anteil abgeschlossener Untersuchungen nach Spitalaustritt lag bei 92.3% (Vorperiode: 92.1%). Die Spitäler und Kliniken müssen aus dem Katalog aller Indexoperationen mindestens drei auswählen und an deren Erfassung teilnehmen. Da die Teilnahme an der Erfassung zu Rektum- und Magenbypassoperation in dieser Berichtsperiode freiwillig war, werden die Resultate dieser beiden Eingriffsarten nur global, nicht transparent pro Spital, veröffentlicht. Die Liste der teilnehmenden Spitäler ist im Kapitel 8 des ausführlichen Nationalen Vergleichsberichts 2012-13 einsehbar: www.anq.ch/messergebnisse/ergebnisse-akutsomatik/ Postoperative Wundinfektionen: Kurzfassung Nationaler Vergleichsbericht 2012-2013 2

4. Resultate In der folgenden Tabelle sind die globalen Infektionsraten dargestellt. Die risikobereinigten Raten pro Spital sind auf www.anq.ch/messergebnisse/ergebnisse-akutsomatik/ publiziert. Infektionsraten nach Eingriffsart und Infektionstiefe Eingriffsart Spitäler Eingriffe Infektionen Globale Infektionsrate (%) Infektionstiefe () Oberflächlich Tief Organ/ Hohlraum Überwachungsperiode: 1.10.2012 bis 30.9.2013 Appendektomie (Blinddarmentfernung) Cholecystektomie (Gallenblasenentfernung) Hernienoperation (Leistenbruchoperation) Colonchirurgie (Dickdarmchirurgie) Rektumoperation (Enddarmoperation) 40 2503 112 4.5 36 12 64 53 5716 141 2.5 79 15 47 52 4926 52 1.1 39 11 2 93 5319 802 15.1 257 125 420 15 511 53 10.4 13 11 29 Magenbypassoperation 12 855 47 5.5 23 5 19 Sectio caesarea (Kaiserschnitt) 51 8488 144 1.7 93 15 36 Überwachungsperiode: 1.10.2011 bis 30.9.2012 Herzchirurgie Alle Eingriffe 12 3843 191 5.0 62 56 73 Aortokoronarer Bypass 12 1780 99 5.6 33 38 28 Elektive Hüftgelenksprothese Elektive Kniegelenksprothese 106 10398 146 1.4 39 28 79 69 6085 62 1.0 27 10 25 Im Vergleich zur Vorperiode blieben die globalen Infektionsraten stabil. Über alle Infektionstiefen betrachtet, zeigt sich bei jedem dieser chirurgischen Eingriffe keine statistisch signifikante Zu- oder Abnahme. Vergleicht man die globalen Raten der Infektionstiefen (oberflächlich, tief, Organ/Hohlraum) innerhalb der einzelnen chirurgischen Eingriffe mit denjenigen der Vorperiode kann bei zwei Infektionstiefen ein statistisch knapp signifikanter Anstieg beobachtet werden: Colonchirurgie (Organ-/Hohlraum-Infektionen) Elektive Kniegelenksprothese (oberflächliche Infektionen) 7.9% vs. 6.8% (Vorperiode) 0.4% vs. 0.2% (Vorperiode) Postoperative Wundinfektionen: Kurzfassung Nationaler Vergleichsbericht 2012-2013 3

Die aktuellen Resultate machen erstmals auch einen Vergleich über einen längeren Zeitraum möglich: Globale Infektionsraten nach Eingriffsart und Überwachungsperiode 1 1 Die Überwachungsperioden in der Herzchirurgie und bei Hüft- und Knieimplantaten decken sich nicht mit denjenigen der anderen Eingriff. Sie starteten bzw. endeten jeweils ein Jahr früher. 5. Internationaler Vergleich Im internationalen Vergleich fallen die Schweizer Infektionsraten der erfassten chirurgischen Eingriffe auf den ersten Blick höher aus als diejenigen in anderen Ländern. Ein solcher Vergleich ist jedoch nur bedingt möglich, weil Unterschiede in der Methodologie, einschliesslich Definitionen, Methodik des Falleinschlusses, Nachverfolgung nach Spitalaustritt und Unsicherheiten bezüglich der Validität von international gesammelten Daten bestehen. In keinem anderen Programm erfolgt eine derart gründliche Überwachung nach Spitalaufenthalt wie in der Schweiz. So ist zum Beispiel die Überwachung nach Spitalaustritt in Deutschland nicht obligatorisch. Dort werden nur Patienten erfasst, die mit einer Infektion wieder in dasselbe Spital eintreten. Fälle ohne Wiedereintritt oder solche mit einem Eintritt in ein anderes Spital werden höchstwahrscheinlich nicht eingeschlossen, was eine tiefere Infektionsrate ergibt. Zudem wird in der Schweiz die Erfassungsqualität der Spitäler und Kliniken regelmässig überprüft. Die Validierung basiert auf Audits, die von Experten vor Ort durchgeführt werden. Das steigert die Erfassungsqualität und damit die Zuverlässigkeit der erhobenen Daten. Aus solchen Unterschieden in der Methodik können die Resultate mit denjenigen aus anderen Überwachungssystemen nur mit Vorsicht verglichen werden (vgl. auch Kapitel «5. Internationale Vergleiche» im vollständigen Nationalen Vergleichsbericht 2012-13). Postoperative Wundinfektionen: Kurzfassung Nationaler Vergleichsbericht 2012-2013 4

6. Fazit Bislang wurde in der Schweiz noch kein Rückgang der postoperativen Wundinfektionsraten beobachtet. Als weitere Massnahme bereitet Swissnoso aktuell Interventionsmodule vor. Sie sollen die Spitäler und Kliniken unterstützen, präventive Massnahmen besser einzubauen, um vermeidbare Infektionen zu reduzieren. Die teilnehmenden Spitäler und Kliniken erhalten pro Messperiode einen individualisierten Bericht, der ihnen den differenzierten Vergleich mit den anderen erlaubt. Institutionen mit hohen Infektionsraten sind aufgefordert, ihre Zahlen vertieft zu analysieren, Ursachen zu diagnostizieren und Gegenmassnahmen zu treffen. Aufgrund der transparenten nationalen Vergleichsmöglichkeit können Spitäler mit weniger guten Werten gefordert sein Verbesserungsmassnahmen einzuleiten. Postoperative Wundinfektionen: Kurzfassung Nationaler Vergleichsbericht 2012-2013 5