Die Equord-Suderbruch-Linie von Dieter Roffmann KAPITEL 14. 1. Einleitung



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Transkript:

Die Equord-Suderbruch-Linie von Dieter Roffmann 105 1. Einleitung Ich beschäftige mich mit Familienforschung etwa seit 1996, nachdem ich 1993 damit begonnen hatte, die Lebensgeschichte meines Vaters Erich Roffmann maschinell aufzuschreiben, die dieser Ende der 70er Jahre handschriftlich niedergeschrieben hatte. Die Vielzahl der in seinen Erinnerungen angesprochenen verwandtschaftlichen Beziehungen veranlassten mich tiefer in die Materie der Familienforschung einzusteigen und mich eingehend mit den von meinem Vater gesammelten Familienunterlagen zu befassen. Dabei waren seine eigenen Nachforschungen aus der Zeit um 1936 sehr hilfreich. Die damals entstandene Ahnentafel war schließlich eine der Grundlagen meiner eigenen Nachforschungen. Allerdings musste ich sehr schnell feststellen, dass die Methode, die Pfarrämter anzuschreiben und sich Auszüge aus Kirchenbucheintragungen schicken zu lassen, für eine Familienforschung nicht ausreichend sein kann. Wenn man bestrebt ist, möglichst umfassende Kenntnisse über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Vorfahren und auch über deren Lebensumstände zu erlangen, kommt man nicht umhin, selbst Kirchenbücher und Archivalien einzusehen. Beim Durchsehen von Kirchenbuchseiten und beim Durchblättern alter Schriftstücke bekommt man nicht selten wertvolle Hinweise, die weiterhelfen. So kann man, wenn man im Geburtenregister nicht fündig wird, beispielsweise das Konfirmationsregister durchsehen; man weiß, dass die Kinder in der Regel mit 14 Jahren konfirmiert wurden meistens ist sogar das Alter der Konfirmanden angegeben und kann dann auf das Geburtsjahr zurückrechnen. Ähnlich ist es bei Bestattungsregistern, in denen das Alter des Verstorbenen angegeben ist: Hat man den Bestattungseintrag gefunden, kennt man auch das Geburtsjahr. Häufig sind jedoch Eintragungen unvollständig oder unleserlich, durch Vergleich verschiedener Einträge kann man jedoch eine Plausibilitätsprüfung durchführen. Deshalb sind für eine solide und seriöse Familienforschung eigene Nachforschungen in den alten Originalunterlagen unerlässlich. Die eigenen (u.u. auch unvollständigen) Ergebnisse kann man dann mit schon vorhandenen Ergebnissen anderer Nachforschungen vergleichen, um dann mit einiger Sicherheit die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Als sehr informativ hat sich das Kirchenbuchamt in Hannover erwiesen, in dem Verfilmungen fast aller Kirchenbücher der hannov. Landeskirche vorhanden sind. Allerdings fragt man sich schon manchmal, wo die Kirchenbuchführer vor 200 Jahren Lesen und Schreiben gelernt hatten. Offenbar waren etliche mit ihrer Pastoratslandwirtschft so sehr in Anspruch genommen, dass für die offensichtlich ungeliebten Eintragungen in 1 Quellenangaben: Ribbe/Henning: Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung, Zimmermann: Abenteuer der Familienforschung, v. Hammerstein: Geschichte der Freiherrlich von Hammerstein- schen Familie, Kirchenbücher der Kirchengemeinden Equord, Mehrum, Haimar, Soßmar (Kirchenbuchamt Hannover), Kreisarchiv Peine

den Kirchenbüchern kaum Zeit blieb. Manche Kirchenbuchführer hatten offenbar auch die Angewohnheit, die Eintragungen der kirchlichen Amtshandlungen eines ganzen Jahres für die langen Januarabende des Folgejahres aufzubewahren. Bei manchen Einträgen kann man durchaus den Eindruck haben, dass sie zu fortgeschrittener Stunde bei heruntergebrannter Kerze mit stumpfer Feder und müden Augen erledigt wurden. Das erschwert das Lesen ungemein und führt, insbesondere dann, wenn Namen vertauscht oder falsch geschrieben worden sind, zu Fehlschlüssen und falschen Überlegungen. Zu allen Vorfahren werden Personenstammblätter nach einheitlichem Muster erstellt, die die jeweiligen persönlichen Lebensdaten sowie einen Lebenslauf bzw. eine Persönlichkeitsbeschreibung enthalten. Hierzu habe ich auf handschriftliche Aufzeichnungen meines Vaters zurückgegriffen, in denen er Erzähltes, Gehörtes und Ergebnisse eigener Nachforschungen niedergelegt und hinterlassen hat. Bei meinen eigenen Nachforschungen habe ich mich bisher ausschließlich mit den Roffmannschen Vorfahren befasst, die ich im folgenden als Suderbrucher Linie bezeichne. Eine Ausweitung der Nachforschungen auf die zugeheirateten Familien ist später vorgesehen. Seit 1998 stehe ich in Kontakt mit Jörg Roffmann aus Erkelenz, der mir bis dahin nicht bekannt war und der sich ebenfalls mit der Erforschung seiner Vorfahren befasste. Er hat zwischenzeitlich eine Vielzahl von verwandtschaftlichen Beziehungen herausgefunden. Inwieweit gegenseitige Verknüpfungen bestehen, war im wesentlichen Gegenstand der seitdem durchgeführten Nachforschungen. Es scheint so zu sein, dass ein gemeinsamer Ursprung in den Dörfern der Hildesheimer Börde vorhanden sein muss. Eine wesentliche Rolle, vielleicht die Schlüsselrolle überhaupt, spielt dabei das Rittergut Equord der Familie von Hammerstein im 18. und 19. Jahrhundert. Das Gut, zu dem auch Mehrum und das Vorwerk Schierke gehörten, befand sich seit 1621 im Besitz dieser Familie. Die nachweisbare Ahnenreihe der Suderbrucher Linie beginnt mit Jacob Roffmann. Über ihn wissen wir nichts, außer dass er der Vater von Henning Jacob Roffmann ist. Dies ergibt sich aus dem Taufregister im Kirchenbuch von Mehrum. Dort ist unter 1744 am 20. Dezember die Taufe von Henning Jacob Roffmann eingetragen mit Angabe von Jacob Roffmann als Vater. Da Henning Jacob in Equord geboren wurde und auch dort lebte, ist anzunehmen, dass auch seine Eltern in Equord zu Hause waren, und zwar als Bedienstete des Gutes oder als abhängige, zu Hand- und Spanndiensten verpflichtete Kötner. Gleichzeitig lebten aber Nachkommen von Hans Roffmann in Kemme, ca. 15 km von Equord entfernt. Auch später sind einige mit Namen Roffmann, die aber verwandtschaftlich nicht zugeordnet werden können, in Equord oder Mehrum zu finden (z.b. Ernst Heinrich Roffmann *1824 Equord, Conrad Ernst Roffmann *1809 Mehrum, Carl Roffmann *1843 Equord). Ich habe daher meine Nachforschungen bisher im wesentlichen auf die Kirchenbücher von Equord (ab 1700), Mehrum, Haimar und Soßmar konzentriert. Die Kirchenbücher von Equord beginnen erst um 1710 mit der Fertigstellung der dortigen Gutskirche; bis Mitte des 18. Jht. sind nur Einträge über Mitglieder der Gutsfamilie zu finden. Die 106

107 nicht zur Familie gehörenden Bewohner des Gutes und des Dorfes Equord gehörten zur Kirche in Mehrum. Allerdings sind die Einträge im Mehrumer Kirchenbuch gerade aus dieser Zeit von sehr schlechter Qualität und daher kaum lesbar, so dass es notwendig wurde, andere Quellen heranzuziehen. Deshalb habe ich meine Nachforschungen auch auf das Kreisarchiv Peine und das Stadtarchiv Hildesheim ausgedehnt. Über die bisherigen Ergebnisse und den Stand der Nachforschungen soll berichtet werden. 2. Methode und Vorgehensweise Im folgenden werden Personenbeschreibungen der Vorfahren gegeben, wobei mit der Generation 3 (Großeltern) begonnen wird, d.h. über noch lebende Verwandte der väterlichen Generation wird nicht berichtet; diese erscheinen in der Ahnenreihe nur informativ und unkommentiert. Anhand von vorgefundenen Kirchenbucheinträgen oder anderen Unterlagen werden die Lebensdaten belegt. Auch die Aufzeichnungen meines Vaters Erich Roffmann werden herangezogen. Dabei wird es allerdings nicht zu vermeiden sein, dass sich dabei Tatsächliches mit Vermeintlichem mischt. Es wird versucht, einen hypothetischen Bogen von Henning Jacob Roffmann (*1744 in Equord) zu Jacob Hans Roffmann (*1705 Kemme) zu schlagen und damit eine zumindest denkbare Verknüpfung zur Kemmer Linie und damit zur Nachkommenschaft von Hans Roffmann zu finden.

Fried. Heinrich Willi Roffmann (3.1) * 25.07.1887, Suderbruch 30.06.1966, Walsrode Anna Roffmann adoptierte Schröder verehelichte Lohmann *1885 108 Heinrich Carl (Mich.?) Roffmann * Aug. 1856 20.09.1856, Schierke Weibl. Tot-geburt 6.6.1846 Heinrich Friedrich Karl Roffmann (4.1) * 20.08.1852, Schierke 05.07.1921, Suderbruch Johanna Auguste Christine (Hannchen) Roffmann * 08.01.1843 verehelichte Kruse ausgewandert nach USA Henriette Marie Charlotte Roffmann Johann Heinrich Christoph Roffmann (5.1) Hanne Marie Christine Charlotte Roffmann * 1821 * 24.03.1811, Soßmar 23.04.1894, Suderbruch *1815 Marie Chr. D Roffmann (6.2) * 12.01.1786 Equord + 19.06.1838 Equord Henning Jacob Roffmann (7.3) * 20.12.1744 Equord + unbekannt Jacob Roffmann

109 3. Die Ahnenreihe der Suderbrucher Linie 2.1 Erich Roffmann Helmut Roffmann Heinz Roffmann Günter Roffmann * 29.09.1910, Suderbruch 12.08.1984, Gronau (Westf.) 09.04.1940 Dorothea Nijhuis * 30.05.1913 05.05.1985 3 Kinder: Dietrich * 24.05.1941 Erika * 24.11.1944 Aug.-Wilhelm * 02.10.1950 14.12.1987 * 22.07.1914, Suderbruch 01.04.2001, Schwarmstedt 1942 Magdalene Hahne * 20.06.1920 2 Kinder: Brigitte * 25.04.1943 05.11.1996 Ilona * 17.08.1945 * 29.10.1920, Suderbruch 22.10.2009, Gildehaus 1952 Elfriede Bonke * 13.03.1931 3 Kinder: Lilli * 07.08.1953 Heiko * 21.03.1955 Imke * 07.09.1962 * 08.09.1928, Suderbruch 16.09.2010, Suderbruch 1956 Ursula Badenhop *06.06.1929 17.05.2010 2 Kinder: Petra * 05.05.1957 Jürgen * 13.10.1960 3. Großeltern 3.1 Roffmann Friedrich Heinrich Willi (* 25.07.1887 in Suderbruch, 30.06.1966 in Walsrode) ev. lutherisch, Landwirt Eheschließung: 21.04.1913 mit (3.2) Minna Henni Auguste Mahler (* 13.04.1893, 20.05.1972) in Suderbruch Kinder: Erich (* 29.09.1910, 12.08.1984) Helmut (* 22.07.1914, 01.04.2001) Heinz (* 29.10.1920) Günter (* 08.09.1928)

Bild links: Willi Roffmann mit seiner Ehefrau Auguste 110 Willi Roffmann wurde als zweites von zwei Kindern der Eheleute Heinrich (4.1) und Elise (4.2) Roffmann am 25.07.1887 in Suderbruch geboren. Aufgewachsen unter einem Vater, dem die Landwirtschaft eher eine Last war und der seinen Lebensunterhalt lieber als Fuhrmann und Händler verdiente, übernahm er einen völlig verschuldeten Hof. Im Gegensatz zu seinem Vater betrieb er die Landwirtschaft aus Überzeugung. Am 21.04.1913 heiratete er (3.2) Minna Henni Auguste Mahler (* 13.04.1893, 20.05.1972), mit der er vier Kinder hatte: Erich (*29.09.1910, 12.08.1984), Helmut (* 22.07.1914), Heinz (* 29.10.1920), Günter (* 08.09.1928). Bild rechts: Willi Roffmann mit seiner Ehefrau Auguste, geb. Mahler Hinsichtlich der Vornamen der Ehefrau gab es offensichtlich gewisse Unstimmigkeiten. Sie selbst nannte sich offenbar Auguste Wilhelmine Henriette; so steht es zumindest in einer von ihr selbst aufgestellten Ahnentafel. In einer Abschrift der Geburtsurkunde (Nr.5 Suderbruch, 14. April 1893) vom 13. August 1936 sind jedoch die Vornamen mit Minna Henni Auguste angegeben, ebenso in der Heiratsurkunde Nr. 2, Suderbruch, 21. April 1913 (Abschrift vom 13. August 1936). Mit der Mitgift (6000 Mark) sowie einer Erbschaft, die sie von ihrem Onkel Sander erhielt (ebenfalls 6000 Mark), wurden die übernommenen Schulden getilgt.

111 Im Jahre 1956 wurde das Wohnhaus erweitert und der Viehstall modernisiert und vergrößert. Die Grundstücksfläche hat keine Veränderung erfahren; die Größe des Besitzes betrug 11 ha, davon 2 ha Heide und Ödland. Zum Hof gehörten 2 Holzgerechtsame und ein Torfstich mit 22 zu gleichen Teilen beteiligten Interessenten (Haus Nr. 1 22). Der Grund und Boden war von minderer Qualität, das gute Land gehörte den Vollmeiern und Großkötnern; außerdem waren die einzelnen Nutzflächen nicht zusammenhängend sondern weit verstreut, so dass immer verhältnismäßig weite Wege zurückzulegen waren. Bild links: Willi und Auguste Roffmann mit den Söhnen Heinz und Günter, 1930 Bild links: Willi und Auguste Roffmann, 1958

4.1 Urgroßvater 4.1 Roffmann Heinrich Friedrich Karl (* 20.08.1852 in Schierke (Lehrte), 05.07.1921 in Suderbruch) ev. lutherisch, Kutscher, Bauer, Händler Geschwister zu 4.1: 1. Johanne Auguste Christine (Hanneken), verh. Kruse, * 08.01.1843 ausgewandert nach Amerika 2. Heinrich Carl (Michael), * und 1850 Eheschließung: 08.11.1883 mit (4.2) Elise v. Tiepermann in Suderbruch Kinder: Willi (* 25.07.1887, 30.06.1966) Anna (* 1885) Über die Geburt bzw. Taufe von H. R. wurden in den bisher eingesehenen Kirchenbüchern von Equord und Haimar keine Eintragungen gefunden; auch eine Anfrage beim Pfarramt Hämelerwald brachte kein Ergebnis. Es liegt lediglich eine beglaubigte Abschrift aus dem Heiratsregister des Standesamts Suderbruch vor. Danach ist H. R. als Sohn des Kötners Heinrich Roffmann und dessen Ehefrau Dorothee, geb. Caune, in Schierke geboren. Dabei handelt es sich nicht um den Ort Schierke im Harz, sondern um das Gut Schierke bei Hämelerwald, das heute zu Lehrte gehört. Seinerzeit war dieses Gut offenbar ein Nebenbetrieb (sog. Vorwerk) des Gutes Equord 2. Dies ergibt sich aus folgender Eintragung im Kirchenbuch von Equord aus dem Jahr 1850: Am 20sten September, 6 Uhr abends, starb auf dem zu Equord gehörigen Vorwerke Schierke an (Todesursache nicht zu entziffern) Heinrich Carl Michael (?) Roffmann, ehelicher Sohn des Hofmeisters Heinrich Roffmann daselbst, in einem Alter von 1 Monat und 8 Tagen und wurde am 23sten eiusdem durch den zuständigen Pastor beerdigt. Demnach haben also die Eltern (5.1 u. 5.2) zu jener Zeit auf dem Vorwerk Schierke gelebt, so dass davon auszugehen ist, dass H. R. auch dort geboren ist. 112 2 Anmerkung: Zum Gut Equord gehörten die Vorwerke Mehrum und Schierke (nicht im Harz, sondern zu Hämelerwald bzw. Lehrte gehörig), außerdem die Güter in Sögeln, Loxten und Rotenburg (bei Bramsche). Ferner besaß die Familie Ländereien des Klosters Wienhausen. Diese wurden wohl einschließlich der da-zugehörigen Bauern vom Kloster gekauft oder gepachtet, denn es gab Streitigkeiten über den Umfang der Dienstleistungen in Wienhausen, die vor dem Patrimonialgericht Equord ausgetragen wurden. Möglicher-weise gehörten auch Ländereien des Klosters Loccum zum Besitz der Familie von Hammerstein. Dies würde erklären, warum H. R. zeitweise in Loccum lebte.

113 Bild links: Heinrich Roffmann und Ehefrau Elise, geb. v. Tiepermann Am 08.11 1883 heiratete er (4.2) Elise von Tiepermann, mit der er eine Tochter (Anna *1885) und einen Sohn (3.1 Willi *25.07.1887) hatte. Die Tochter Anna wurde von dem kinderlosen Ehepaar Heinrich Schröder und Dorothea Schröder, geb. von Tiepermann (Schwester zu 4.2) adoptiert. Sie war später verheiratet mit Heinrich Lohmann aus Westenholz. Biografische Anmerkungen (von Erich Roffmann): H. R. war von 1915 bis zu seinem Tode (1921) gelähmt. Er hatte ein Dasein im Schatten eines herrischen Vaters, einer ihm in vieler Hinsicht überlegenen Frau, einer gewitzten und unternehmungslustigen älteren Schwester geführt. Seine eigenen Fähigkeiten waren dabei verkümmert. Ihm fehlte jedes Interesse an Landwirtschaft und Viehzucht, hatte aber ausgesprochene handwerkliche Begabung. Obwohl ausgesprochener Linkshänder wußte er jedes Gerät mit Geschick zu handhaben. Im Sommer war seine Haupttätigkeit das Kühehüten, dabei wurden Strümpfe gestrickt, Körbe geflochten, Holzgeräte gefertigt, Besen gebunden. Als ich 1913 in das Haus Nr. 13 kam, waren wir uns sehr schnell einig. Ich ging tagtäglich mit ihm auf die Weiden. Anscheinend suchten wir beide unser Heil in der Flucht. Von ihm habe ich gelernt, die Natur kennenzulernen, Pflanzen, Tiere, besonders Vögel zu beobachten, ebenso Gestirne, Wolkenbildung, Einflüsse auf das Wetter. Ich war zwar erst 4 Jahre alt, aber es ist doch viel haften geblieben, vor allen Dingen ist das Interesse an ihm geweckt worden. Er genoss nicht das Ansehen seines Vaters und ist eigentlich ein Fremder in Suderbruch geblieben. Mein Vater hat sich oft despektierlich über seine Eltern geäußert, weil sie ihm einen hoch verschuldeten Hof übergeben hatten. Ich sehe das allerdings anders. Eine Kleinkötnerstelle war kaum eine Ackernahrung, wenn sie nicht intensiv bewirtschaftet wurde. Der Vater hatte mit Kühen gearbeitet. Sie hatten sich aber zwei kleine Pferde angeschafft, um die Marktfahrten nach Hannover machen zu können, sie hatten eine Scheune gebaut und das alte strohgedeckte Haus mit Rauchfang und

Lehmwänden modernisiert. Was die Pferde fraßen, fehlte für die Kühe. Die Zeit, die sie auf der Landstraße zubrachten, fehlte für den Betrieb. Der Unternehmungsgeist war schon etwas Positives, nur hatten sie den Fehler gemacht, bei Hinz und Kunz Schuldscheindarlehen aufzunehmen anstatt eine langfristige Hypothek eintragen zu lassen. So waren Roffmanns Schulden in aller Munde. Der Hof hat eine ungünstige Lage. Das Wohngrundstück war eingeengt, und die sonstigen Grundstücke lagen grundsätzlich an der äußersten Peripherie im Norden, im Nordosten und im Süden. Die langen Wege schluckten Zeit. Mit Kühen war die Bewirtschaftung fast unmöglich. Der Vater (3.1) hatte allerdings das Gegenteil bewiesen und hatte dazu noch Heideflächen kultiviert. Der Großvater war ein schwächliches Kind gewesen. Er hatte in den Kinderjahren schon Gelenkrheuma gehabt. Trotz seiner schwächlichen Konstitution hatten ihn die Preußen angemustert. Er war zu den Goslarer Jägern eingezogen worden, aber schon nach einer Woche hatte man ihn wieder nach Hause geschickt. Die Eltern hatten den Hof für 6 Jahre verpachtet und waren nach Loccum (Kr. Nienburg) gezogen. Mit 60 Jahren fühlten die Eltern sich wohl nicht mehr in der Lage, die Wirtschaft zu führen. Ich weiß nicht, welche Verbindung in Loccum bestand. Immerhin ist Opas Schwester Hannchen von dort ausgewandert, und ihr späterer Ehemann Kruse war aus der dortigen Gegend, ein ausgesprochenes Auswanderergebiet, das heute noch viele Seeleute stellt. Er war von der Truppe entlassen worden, hatte aber auch kein Zuhause. So hat er sich zunächst als Hausbursche und Kutscher im Harz durchgeschlagen. Von jener Zeit erzählte er immer ganz begeistert. Er versuchte es jedenfalls, denn wegen seiner Lähmung konnte er sich nur schwer verständlich machen. Nach der Harzer Zeit war er Rollfuhrmann in Bremen. Der Hafen scheint ihn aber nicht gereizt zu haben, seiner Schwester nach Amerika zu folgen. Vielleicht mochte er die Eltern aber auch nicht im Stich lassen, obwohl ihn wenig nach Suderbruch gezogen hat. Landwirtschaft und ein strenger Vater waren gegen seine Natur. Elise v.tiepermann hatte zwar in ihren Mädchenjahren in einem Hotel in Winsen/Aller und in dem Hotel Tiemann in Schwarmstedt den Haushalt gelernt, aber das Kochen war trotzdem ihre schwache Seite. Sie war sehr bewandert in Religion und Heimatgeschichte (wozu auch das engl. Königshaus gehört). Gelesen hat sie eigentlich nur in Bibel, Gebetbuch und Gesangbuch, aber das Schulwissen war ungewöhnlich, das Gedächtnis überhaupt. Zum Buntweben (Damast, farbig, geblümt) mussten exakte Berechnungen angestellt werden. Das machte sie noch mit 70 Jahren, ohne einen Bleistift anzusetzen. Heute würde man sie etwa ein Zahlengenie nennen. So fest saßen bei ihr auch die Geschichtszahlen, die ganzen Fürstenhäuser in Deutschland und, vor allen Dingen, das Alte und Neue Testament. Die jüdische Stammesgeschichte kannte sie wie ihre eigene. Da ihr die Arbeit im Hause nicht lag, hatte sie, als die Kinder 10 bis 12 Jahre alt waren, den Landproduktenhandel angefangen. Sie kauften hauptsächlich Obst, Gemüse und Kartoffeln auf und fuhren damit nach Hannover zum Klagesmarkt. Ein flottes Mundwerk und ihre Begabung im Rechnen kamen ihr dabei zugute. Leider hat bei ihnen die Einsicht gefehlt, dass der landwirtschaftliche Betrieb dabei zu kurz kam. 114

115 Johann Heinrich Christoph Roffmann (5.1) 5. 5.1 Roffmann Johann Heinrich Christoph (* 25.07.1887 in Soßmar, 23.041894 in Suderbruch) ev. lutherisch, Hofmeister, Bauer Eheschließung: 06.01.1842 mit (5.2) Marie Dorothee Christiane Kaune in Mehrum Kinder: Johanne Auguste Christine (Hannchen), * 08.01.1843, ausgewandert nach Amerika weibl. Totgeburt 1846 Equord Heinrich Friedrich Karl (4.1), 20.08.1852 Heinrich Carl (Michael), * und Sep. 1850 in Schierke Über die Herkunft von Heinr. R. gibt es eine Taufeintragung im Kirchenbuch von Soßmar; eine beglaubigte Abschrift liegt vor. Danach ist Heinr. R. als unehelicher Sohn der Marie Christine Roffmanns aus Equord geboren. Als Vater wurde der Dienstknecht Johann Behrend Könnecker angegeben. Könnecker hat aber offensichtlich die Vaterschaft nicht anerkannt, jedenfalls er hat die Mutter nicht geehelicht und taucht auch später nirgends mehr auf. Ein konkreter Hinweis auf eine mögliche illegitime Abstammung vom Gutserben Hans Georg v. Hammerstein-Equord (1771 1841) oder von einem der anderen Söhne des seinerzeitigen Gutsherrn Georg August v. Hammerstein-Equord konnte bisher nicht gefunden werden. Über die Heirat des Häuslings Johann Heinrich Christoph R. (30 J.) mit der Dienstmagd Marie Christine Kaune (22 J.) am 06.01.1842 wurde ein Eintrag im KB von Mehrum gefunden. Der Vater des Bräutigams ist nicht genannt, als Vater der Braut ist Johann Heinrich Kaune aus Rötzum angegeben. Außerdem liegt ein am 10. Januar 1842 in Peine beurkundeter Ehevertrag vor. 1843 lebte Heinrich Roffmann mit seiner Frau und der im selben Jahr geborenen Tochter Johanna Auguste Christine (Hanneken) in Equord oder Schierke 3. Im Kirchenbuch von Equord wurden ferner folgende Eintragungen über die Beerdigung eines totgeborenen Kindes (1846) sowie des Kindes Heinrich Carl (1850) vorgefunden: 3 Quelle KrA Peine, Sign.-Nr. 418: Liste der Seelenzahl und Wohngebäude Equord und Schierke 1842 1845

1846: Am 6. Juni wurde auf dem Kirchhof von Equord beerdigt die totgeborene Tochter des Häuslings und Tagelöhners Heinrich Roffmann, wohnhaft im herrschaftlichen Schäferhause zu Equord. 1850: Am 20sten September, 6 Uhr abends, starb auf dem zu Equord gehörigen Vorwerke Schierke an (Todesursache nicht zu entziffern) Heinrich Carl Michael (?) Roffmann, ehelicher Sohn des Hofmeisters Heinrich Roffmann daselbst, in einem Alter von 1 Monat und 8 Tagen und wurde am 23sten eiusdem durch den zuständigen Pastor beerdigt. 116 Das bedeutet, dass Joh. Heinr. Christ. Roffmann noch 1846, also mit 35 Jahren, auf dem Gut Equord, als Häusling (Kleinbauer) und Tagelöhner, möglicherweise auch als Schäfer, gelebt hat, danach war er Hofmeister auf Schierke (nicht Schierke im Harz, sondern Gut Schierke bei Hämelerwald, heute zu Lehrte gehörig), wo 1850 ein Sohn geboren wurde, der allerdings nur etwas mehr als 1 Monat lebte. 1852 wurde, ebenfalls noch auf Schierke Heinr. Fried. Karl (4.1) geboren. Zwischen 1852 und 1856 muss er nach Trochel/Rotenburg gekommen sein, von dort nach Suderbruch, wo er 1856 die Kleinkötnerstelle Nr. 13 erworben hatte. Warum er aber nach Trochel gekommen ist, ist nicht bekannt. Mein Vater, Erich Roffmann, nimmt an, dass es sich dort um einen Gutshof der Familie v. Hammerstein- Equord handelte (s.u.). Die Familie besaß einen Gutshof in Rotenburg bei Bramsche, der mit diesem nicht identisch sein kann. Heute ist Trochel eine Ansammlung mehrerer Häuser in einem Waldstück an der Kreisstraße 210 bei Rotenburg. Möglicherweise stammen das Scheunen- und Stallgebäude (links) und das Wohnhaus (rechts) noch aus jener Zeit. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass dort einmal ein Gutshof gewesen sein könnte.

117 Biografische Anmerkungen (Erich Roffmann): Johann Heinrich Christoph Roffmann kauft zu Johanni 1856 die Kleinkötnerstelle Nr. 13 in Suderbruch für 1450 Thaler Courant von Friedrich Wiechmann, Suderbruch Nr. 13. Der Hoftürbalken nannte einen Trappe beim Bau 1772 als Eigentümer. Er war z.zt. des Erwerbs Hofmeier in Trochel, Amt Rotenburg. Wahrscheinlich war es ein Gutshof, der zum Besitz der Familie von Hammerstein-Equord gehörte. Kaufcontract datiert vom 13.11.1853, Amtsgericht Neustadt. Unklar bleibt, warum er sich anscheinend nicht mehr um seine Mutter gekümmert hat. Die Großeltern Heinrich und Elise Roffmann, die interessant aus alter Zeit zu berichten wußten, haben nie von der unehelichen Herkunft erzählt. Das schien ein- für allemal ein Tabu zu sein. Man war sonst keineswegs prüde und nannte die Sache beim richtigen Namen. Der als Vater ausgegebene Dienstknecht Johann Behrend Könnecker scheint eine fiktive Figur zu sein. Er ist weder in der Gutsparochie noch in Soßmar registriert gewesen. Der Name taucht zu jener Zeit auch nicht in den Taufregistern der umliegenden Kirchengemeinden auf. Auf den Einwand, dass Könnecker doch vielleicht der Vater hätte sein

können, erklärten Kenner des Gutslebens in Equord, dass ihn dann das Schicksal eines Wilderers ereilt haben würde, eine Kugel. Darüber gebe es aber keine Aufzeichnungen. Die Freiherren hätten von ihren vermeintlichen Rechten noch bis angebl. 1866 Gebrauch gemacht. Der Verbleib der Marie Roffmann am Hof, die Einsetzung des Sohnes Heinrich als Hofmeister auf Trochel und die Möglichkeit für ihn, 1856 für 1450 Thaler ein landwirtschaftliches Anwesen zu erwerben, ließe mit aller Wahrscheinlichkeit darauf schließen, dass er ein illegitimer Nachkomme sei, der außerhalb der 100-Meilen- Grenze angesiedelt worden sei. Bei den Gutsherren hätte es einen regelrechten Ausgleich gegeben. Das Pendant für den Freiherrn von Hammerstein scheint der Freiherr von Hodenberg in Hudemühlen gewesen zu sein. Er hatte neben 3 Gütern 66 Besitzungen, worauf laufend Neusiedler angesetzt werden konnten. Die Zahl der illegitimen Kinder dieses Hodenberg gingen nach den Gerüchten im Aller-Leine-Gebiet ins Unkontrollierbare. Anmerkung: Das Gut Equord ist 1838 zum ersten Mal in Konkurs gegangen, der Gutsherr Hans Georg v. Hammerstein, der für die von Vater favorisierte illegitime Abstammung verantwortlich sein könnte, musste bereits 1834 das Gut verlassen und ist 1841 in Hildesheim verarmt und krank gestorben. Erst nach der Geburt von Heinrich Friedrich Karl (1852) ist Johann Heinrich Christoph R., der unehelich geborene Sohn von Marie Christine Dorothea R., von Equord weggegangen. Marie Chr. Doroth. R. ist bereits 1838 gestorben. Insofern sind die oben geäußerten Überlegungen wohl eher Vermutungen. (DR. 16.03.2000) 118 Christina Marie Dorothea Roffmann (6.2) 6. 6.2 Roffmann(s) Marie Christina Dorothea (* 12.01.1786 in Equord, 19.06.1838 in Equord) ev. lutherisch unverehelicht Kinder: Johann HeinrichChristoph (5.1), * 24.03.1811 Hanne Marie Christine, * 1815 Henriette Marie Charlotte, * 8121

119 Christina Marie Dorothea Roffmann wurde am 12.01.1786 in Equord geboren. In der Kirchenbucheintragung ist nur der Vater Johann Henning Jacob Rofmann angegeben. Weder die Mutter noch irgendwelche Paten sind genannt. Als Mutter kann vielleicht Marie Lucie R.,geb. Frieling angenommen werden, denn diese ist 1792 als Mutter von Georg Fried. Christ. R. genannt. Sie starb am 19.06.1838 ebenfalls in Equord im Alter von 52 Jahren, 5 Monaten und 7 Tagen. Der Begräbniseintrag lautet auf ihren Geburtsnamen Roffmann, Christine Marie Dorothea. Zurückgerechnet ergibt sich als Geburtsdatum der 12.01.1786. Die Person ist also identisch. Sie war also offensichtlich nie verheiratet, hinterließ aber 1 volljährigen Sohn und 2 minderjährige Töchter, sämtlich unehelich, wie im Sterberegister von Mehrum vermerkt ist. Bei dem Sohn handelt es sich zweifelsfrei um Johann Heinrich Christoph Roffmann (5.1), als dessen Vater der Dienstknecht Johann Berend Könnecker im Taufeintrag angegeben war. Dieser Name erscheint dann aber nirgends mehr. Es ist daher unbekannt, wer der Vater der beiden Töchter Hanne Marie Christine Charlotte und Henriette Marie Charlotte war. In den im Kreisarchiv Peine vorhandenen Archivalien zum Gut Equord taucht mehrfach der Name Roffmann bzw. Rofmann auf. Das bedeutet, dass Angehörige der Familie Rof(f)mann als Abhängige oder Beschäftigte zum Gut gehörten. Es bestanden auch weitere Beziehungen zur Familie v. Hammerstein. So sind 1792 im KB Equord die Freiherren Friedrich Georg Christoph Clamor von Hammerstein und Wilhelm Georg Philipp Friedrich von Hammerstein als Paten für Georg Friedrich R. angegeben. Es ist unklar, welche Rolle Marie Christine Dorothea R. auf dem Gut oder im Dorf Equord spielte; möglicherweise hat sie eine bevorzugte Stellung und Beziehung zum derzeitigen Gutsherren gehabt. Es galt seinerzeit nicht als unehrenhaft, wenn die Gutsherren junge Frauen für sich auswählten; es wurde im Gegenteil als besondere Auszeichnung angesehen. Die Kinder wurden zu fähigen Menschen herangezogen und mit einer Abfindung als freie Bauern untergebracht. Vielleicht spielt dies hier eine Rolle; ein Nachweis wurde bisher jedoch nicht gefunden.

Henning Jacob Roffmann (7.3) 7. 7.3 Roffmann Henning Jakob (* 20.12.1744 in Equord, 1812) ev. lutherisch Eheschließung: mit Lucie Marie Frieling (* 1748, 5.6.1821) Kinder: Johann Heinrich Friedrich, * 1.7.1783 Equord Marie Christina Dorothea (6.2), * 12.1.1786 Equord Johann Friedrich. * 31.3.1795 Equord Georg Friedrich Christoph, * 1792 Über die Herkunft und die Lebensdaten von Henning Jacob R. ist wenig bekannt. Im KB von Mehrum wurden folgende Taufeintragungen gefunden, die jedoch teilweise unleserlich sind und Missdeutungen zulassen: (1) 1741 mit Datum 13. (oder 18.) Januar: Roffmann, Henning oder Heinrich Wegen der Unlesbarkeit ist keine Vaterangabe zu erkennen. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Eintrag um den am 30. Januar 1814 gestorbenen Johann Heinrich Roffmann, vielleicht um einen Bruder zu (2). (2) 1744 mit Geburtsdatum 20.Dezember: Roffmann, Henning Jacob, Vater: Jacob Roffmann Bei der letzteren Eintragung ist als Vater ein Jacob Roffmann genannt (ohne nähere Angaben). Sie wird bestätigt durch einen eindeutigen und gut lesbaren Eintrag über die am 12. April 1759 in Mehrum stattgefundene Konfirmation mit Altersangabe 14 Jahre. Wenn er also zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt war, kann er nur 1744 geboren sein. Henning Jacob R. war verheiratet mit Lucie Marie Frieling (oder Seiling). Dies ergibt sich aus dem Taufeintrag des Sohnes Georg Friedrich von 1792 sowie aus dem Sterbeeintrag der Marktkirche Hannover von 1821. Danach ist die Ehefrau in Hannover gestorben, und zwar im Lazareth, also im Krankenhaus. Möglicherweise ist auch Henning Jacob R. in Hannover gestorben. Sie hatten vier Kinder. Hinweise geben die Taufeintragungen über die Kinder im KB von Equord. Neben der Tochter Marie Christina Dorothea gab es offensichtlich noch drei Söhne. 120

121 Die Taufeintragung hinsichtlich des ersten Sohnes (1783) ist eindeutig, allerdings ist der Familienname mit nur einem einfachen f geschrieben: 1783: 1. Juli Johann Heinrich Friedrich Vater: Johann Henning Jacob Rofmann Mutter: keine Angabe Paten: keine Angaben Das gleiche gilt für die Tochter (6.2) Christina Marie Dorothea: 1786: 12. Januar Christina Maria Dorothea Vater: Henning Jacob Rofmann Mutter: keine Angabe Paten: keine Angabe In beiden Einträgen ist keine Angabe über den Stand oder die Funktion des Vaters gemacht, dagegen aber in den Taufeinträgen des zweiten (1792) und dritten (1795) Sohnes: 1792: 20. August Georg Friedrich Vater: Soldat Henning Jacob R. Mutter: Ehefrau Marie Lucie geb. Frieling Paten: Friedrich Georg Christoph Clamor v. Hammerstein Wilhelm Georg Philipp Friedrich v. Hammerstein 1795: 31. März Johann Friedrich Vater: Invalide Henning Jacob R. Mutter: keine Angabe Paten: Johann Friedrich R. aus Mehrum Es sind noch 3 weitere Paten aufgeführt, die jedoch kaum lesbar sind; dabei taucht jedoch der Name Künnekens oder Könnecker o.ä. auf. Vielleicht ein Hinweis auf den Dienstknecht Könnecker, den die Tochter Marie Christina Dorothea als Vater für ihren 1811 in Soßmar geborenen Sohn Johann Heinrich Christoph R. angegeben hat. Folgende Vorbehalte sind zu machen und bei weiteren Nachforschungen zu berücksichtigen: Bei den Einträgen von 1783 und 1786 ist der Zuname mit einem f geschrieben, 1783 erscheint zudem Johann als zusätzlicher Vorname. Bei den Einträgen von 1792 und

1795 ist der Zuname als Rupfmann, Rapfmann oder Ropfmann geschrieben, während die Vornamen Henning Jacob zweifelsfrei zu entziffern sind. Es wird jedoch angenommen, dass es sich in allen Fällen um Henning Jakob Roffmann handelt. Bemerkenswert ist, dass 1795 als Berufs- oder Standesbezeichnung Invalide angegeben ist. Er war zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre alt. Es ist weiterhin bemerkenswert, dass als Pate u.a. ein Johann Friedrich R. aus Mehrum angegeben ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen nahen Verwandten von Henning Jacob. R., möglicherweise um einen Bruder. Lt. einer weiteren Eintragung im Kirchenbuch von Equord von 1783 ist am 2. April ein Johann Heinrich Conrad Rofmann (mit einem f ) gestorben. Welche verwandtschaftliche Beziehung hier vorliegt, ist unklar. 4. Equord 1700 ca. 1850 122

123 Equord liegt an der Landstraße, die südlich in die Straße Hildesheim Peine einmündet und nördlich die Bundesstraße 65 überquert und weiter nach Hämelerwald führt.

1.000 Einwohner hat der Ort, der über die Grenzen des Peiner Landes hinaus durch seine Kirche, den Kleinen Petersdom, Ruhm erworben hat. Die Kirche findet man auch zusammen mit den Wappen der Geschlechter von Saldern und von Hammerstein im Gemeindewappen. Unter Georg-Christoph von Hammerstein, Geheimer Rat des Herzogs Ernst-August von Celle, des späteren ersten Kurfürsten von Hannover, wurde um 1697 mit dem Bau der Gutskirche begonnen, die unter seinem Sohn Generalleutnant Alexander von Hammerstein 1710 beendet wurde. Georg-Christoph von Hammerstein war ein weitgereister und gebildeter Mann, der aufgrund seiner Stellung enge Beziehungen zu den Höfen in Celle und Hannover hatte. Für die Gestaltung der welfischen Schlösser waren damals venezianische Baumeister, Stukkateure und Maler tätig. Unter diesen Künstlern warb der Herr von Equord einen Meister, der ihm seine Gutskirche baute. Der Name dieses Künstlers ist nicht überliefert. Er soll, wie berichtet wird, dem Bau die ersten Entwürfe Michelangelos für die Peterskirche in Rom zugrundegelegt haben. Die Kirche im italienisch beeinflußten Barock hat den Grundriß eines griechischen Kreuzes, im Innern einen runden hohen Kuppelraum, an den sich Chor und Kreuzarme anschließen. Sie ist gekrönt von einer sechsseitigen Kuppel mit hoher Laterne. Ein wenig fremdartig ragt die Kuppel der Kirche über die Bauernhäuser hinaus. Sie ist 1929 Gemeindekirche geworden. Von 1952 bis 1955 erfolgte eine gründliche Renoviediesem Hintergrund wurde versucht, Näheres über die Familie von Hammerstein und rung der Kirche, die schon vorher mehrmals baufällig gewesen war. Als Markuskirche wurde sie wieder geweiht. Landesbischof Dr.Dr. Lilje nannte sie damals Mein Juwel des ganzen Hannoverlandes. Die in Equord und Mehrum ansässigen Vorfahren waren alle direkt oder indirekt vom Gut abhängig. Das Gut war eine Art Gemeinwesen, das in vielfältiger Form das Leben der Gutshörigen bestimmte. Ereignisse und Vorkommnisse in der Familie der Gutsherrschaft sowie Regelungen und Anordnungen des Gutsherrn hatten Auswirkungen auf jeden einzelnen. Vor das Leben auf dem Gut herauszufinden. Im Kreisarchiv Peine befindet sich eine umfangreiche, allerdings lückenhafte, Sammlung der Familie von Hammerstein, die den Zeitraum vom Kauf des Gutes Equord im Jahre 1621 bis zum Konkurs und endgültigen Verkauf im Jahre 1929 umfasst. Es gibt zum Teil geordnete Aufzeichnungen über die Vorgänge der Gutsverwaltung sowie der privaten Familienangelegenheiten, die jedoch nicht fortlaufend vorhanden sind, teilweise gibt es auch nur Hand- und Notizzettel. In dem hervorragenden Findbuch über das Hammerstein-Archiv werden Bedeutung und Geschichte der Familie von Hammerstein sowie die Aufbereitung und Sicherung der 124

125 Archivalien recht ausführlich dargestellt. Demzufolge wurden nach dem Verkauf des Gutes die noch vorhandenen Unterlagen in Schierke auf dem Dachboden gelagert, bis sie 1985 vom Kreisarchiv Peine übernommen werden konnten. Während der langen, völlig unsachgemäßen Lagerung wurden die Papiere durch Feuchtigkeit und Ungeziefer teilweise beschädigt, teilweise wurden sie als unnützes Altpapier behandelt und gingen auf diese Weise un-wiederbringlich verloren. Eine weitere wichtige Quelle ist die 1856 in Hannover erschienene, nur für die Mitglieder der Familie von Hammerstein gedruckte, Geschichte d. Freiherrl. v. Hammersteinschen Familie 4. Die Familie von Hammerstein stammt vom Rhein und gliedert sich in mehrere Linien. Für den Betrachtungszeitraum relevant ist die sog. Jüngere Equorder Linie. Das Gut Equord wurde 1621 von Hans Adam von Hammerstein käuflich erworben. Zum Gut gehörten die Vorwerke Mehrum und Schierke (nicht im Harz, sondern zu Hämelerwald bzw. Lehrte gehörig), außerdem besaß die Familie Güter in Gesmold, Loxten, Sögeln, Rotenburg (bei Bramsche*) sowie Herzberg (Mecklenburg), ferner die bei Hildesheim gelegenen Ländereien des Klosters Wienhausen. Diese wurden wohl einschließlich der dazugehörigen Bauern vom Kloster gekauft oder gepachtet, denn es gab Streitigkeiten über den Umfang der Dienstleistungen, die vor dem Patrimonialgericht Equord ausgetragen wurden. Das Gut hatte bis 1837 die Patrimonialgerichtsbarkeit, danach war das Amt Peine zuständig. Unter Hans Georg v. Hammerstein (s.u.), der 1813 das bereits verschuldete Erbe angetreten hatte, wurde das Gut so weit heruntergewirtschaftet, dass zwischen 1838 und 1842 das Inventar verkauft werden musste. 1929 ging das Gut endgültig in Konkurs und wurde verkauft. Zur Lebenszeit von Henning Jacob Roffmann war Georg August v. Hammerstein Herr auf Gut Equord. Er hatte neun Söhne und acht Töchter. Sollte ein illegitimes Verhältnis eines der Söhne zu Henning Jacob Roffmanns Tochter Marie Christine Dorothea bestanden haben, so kämen hierfür infrage: Hans Georg,* 17.09.1771, 09.12.1841 Erbherr zu Equord, Hammerstein etc., General in westfäl. Diensten, Historiker 1824 mit seiner Nichte Adelgunde etc., Gräfin v. Bernstorff (* 1805) Friedrich Georg Christoph Clamor Ludwig, * 05.11.1775, 08.04.1851 k. hann. Forstmeister, Oberst, 1802 mit Dorothee Louise von dem Busche (* 1777) Georg Wilhelm Friedrich Philipp, * 27.02.1777, 09.07.1815 k. hann. Major und Kammerherr 1812 mit Elisabeth Dorothee von Alten (* 1793) 4 Quelle KrArch Peine, Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen * s. KrA Peine Sign.-Nr. 566

Anmerkung: Friedrich und Georg v. Hammerstein sind Taufpaten von Georg Friedrich Roffmann, Sohn von Henning Jacob Roffmann. 126 Carl Hans Wilhelm Ernst, * 01.08.1782, 1867 Domkapitular zu Osnabrück, k. hann. Forstrat und Major 1) 1809 mit Adelheid Sophie Caroline von Heister 2) 1833 mit Adelheid etc. von Oldershausen William Friedrich, * 03.03.1785,? Herr der Herrschaft Albrechtsberg k.k. General der Cavallerie Vier weitere Söhne starben bereits im Kindesalter. Der älteste Sohn und Erbe, Hans Georg v. Hammerstein, war eine schillernde Figur. In der 1856 erschienenen Geschichte der Freiherrlich von Hammersteinschen Familie ist ihm ein ganzes Kapitel gewidmet. Danach war er in jungen Jahren ein Rauhbein und Weiberheld, der in jeder Beziehung seinen Willen rücksichtslos durchsetzte. 1790 ging er nach Göttingen auf die Universität, wo er aber 1793 wegen verschiedener Schlägereien relegiert wurde. Er kam dann zu seinem Onkel nach Osnabrück, wo er aber bald wegen Frauengeschichten in Erscheinung trat. Er überwarf sich mit seinem Vater und ging 1795 zu Fuß nach Jena, um dort sein Studentenleben fortzusetzen. In Doberan entführte er eine 16-jährige Gräfin und brachte seine Familie damit in erhebliche Schwierigkeiten; außerdem duellierte er sich mehrfach. 1804 übernahm er die Leitung des Gutes Sögeln. 1807 trat er in die Dienste des Napoleon-Bruders Jérôme, König von Westfalen, der in Kassel residierte ( König Lustig ). Dort machte er militärisch Karriere und brachte es bis zum General. 1813 erbte er das unter seinem Vater bereits verschuldete Gut Equord. Erst im Alter von 53 Jahren heiratete er 1824 seine fast 35 Jahre jüngere Nichte, die 19-jährige Gräfin Adelgunde von Bernstorff. Im Vortext zum Findbuch des Hammerstein-Archivs im Kreisarchiv Peine heißt es: Der vielseitig begabte, aber in finanziellen Dingen unglaublich leichtsinnige Hans von Hammerstein, Georg Augusts ältester Sohn und Erbe, trug dann noch das Seinige dazu bei, dass es schließlich 1838 zum Konkurs kam. Schon 1834 hatte dieser letzte noch auf dem Gutshof wohnende Hammerstein mit seiner Familie sein Elternhaus verlassen müssen. Der von Krankheit geplagte, einstmals hoch angesehene General und Generaladjutant des Königs Jérôme Bonaparte, dieser Literat und Historiker, der als Gesandter des Königreiches Westfalen in Kopenhagen den Brüdern Grimm den Urtext der älteren Edda zur Übersetzung ins Deutsche zugänglich gemacht und selbst zahlreiche Schriften veröffentlicht hatte, musste zusehen, wie seine wertvolle Bibliothek, auf vier

127 Pferdewagen verladen, aus seinem Elternhause weggefahren wurde und ebenso wie die ansehnliche Sammlung von Ölgemälden zur Versteigerung kam. Er lebte dann in Hildesheim. Dort starb er 1841, durch mehrere Schlaganfälle gelähmt, und wurde auf dem Erbbegräbnis der Familie in Equord beigesetzt. Bei der Lebensart dieses Gutsherrn lag es natürlich nahe, dass er sich auch der jungen Frauen des Dienstpersonals oder aus dem Dorfe bediente, zumal er sicherlich auch alte Rechte für sich in Anspruch genommen hat. Beispielhaft sei hier auf die Herkunft des Malers Alfred von Schüßler hingewiesen, geboren in Equord am 7. April 1820, gestorben in Rom am 22. November 1849 und begraben auf dem Protestantischen Friedhof an der antiken Porta Sao Paolo. Schüßler war ein Romantiker aus dem Freundeskreis um den hannoverschen Ministerresidenten August Kestner, einem Sohn der Charlotte Kestner, geb. Buff, die durch Goethe als Lotte in Werthers Leiden und später durch Thomas Mann in Lotte in Weimar zu literarischer Berühmtheit aufstieg. Am 7. April war in Equord aber kein Alfred von Schüßler zur Welt gekommen, sondern ein Hermann Ludewig Lohmann als unehelicher Sohn der 17jährigen Anne Marie Wilhelmine Elisabeth Lohmann. Der Vater war nicht genannt, und die Namen der Paten Hermann Peters und Louise Schmalian gaben keinen Hinweis auf die Abstammung des Täuflings. Dieser wurde als natürlicher Sohn des Hans von Hammerstein von dessen Schwester Louise Dorothea, die mit einem Heinrich von Schüßler kinderlos verheiratet war, unter dem Namen Alfred von Schüßler adoptiert. (Zimmermann: Abenteuer der Familienforschung). Die uneheliche Mutter hatte ihren Vater, einen Tagelöhner auf dem Gut Equord, schon als Dreijährige durch Selbstmord verloren 5. 1823 gebar sie eine weitere uneheliche Tochter, deren Vater ebenfalls in der Kirchenbucheintragung nicht verraten wurde, und drei Jahre darauf heiratete sie in Mehrum den aus Erwitte bei Lippstadt stammenden Jäger Paul Joseph Alexander Ahrens, mit dem sie anscheinend aus Equord verzog. Es wurden aber keine Hinweise gefunden, dass eine Beziehung zu Marie Christine Dorothea R. bestanden hat. Insbesondere über die Verehelichung mit Könnecker und die Zahlung einer Abfindung von 1000 Talern fanden sich keine Aufzeichnungen. Gerade für diesen Zeitraum sind keine Geldregister vorhanden. Bei zwei Besuchen im Kreisarchiv Peine am 09.03.2000 und 10.10.2000 wurden folgende Dokumente auf den Namen Roffmann, Rofmann bzw. Roffmanns hin untersucht: 5 s. KrA Peine Sign.-Nr. 514: Untersuchungssache gegen den Gerichtsherrn Georg August v. Hammerstein wegen unbefugter Inhaftierung des eines Flachsdiebstahls verdächtigten und im Gefängnis durch Suizid verstorbenen Tagelöhners Berend Lohmann aus Equord sowie Unterhaltsklage von Lohmanns Witwe gegen den Gerichtsherrn.

Sign.-Nr. 196: Geld-Register des Hochfreiherrlichen Gutes Equord, Johannis 1791 Johannis 1792 Sign.-Nr. 197: dito Johannis 1792 Johannis 1793 128 In der Hoffnung, Hinweise auf Henning Jacob Roffmann zu finden, wurden bewusst die Geldregister dieser beiden Jahrgänge durchgesehen, da 1792 bei der Taufe des Sohnes Georg Friedrich die Gutsjunker Friedrich Georg Christoph Clamor v. Hammerstein und Wilhelm Georg Philipp Friedrich v. Hammerstein die Paten waren. Also musste der Soldat Henning Jacob Roffmann beim Gut eine gewisse Rolle gespielt haben. Bei den Geldregistern handelt es sich um buchmäßig geführte Aufzeichnungen der Einnahmen und Ausgaben des Gutes. Bei den Einnahmen sind deren Gründe genannt, beispielsweise Verkauf von Getreide und Vieh etc. Bei den Ausgaben sind die Zahlungsempfänger genannt. Dabei taucht mehrmals Rofmann ohne Vornamen sowie Conrad Rofmann und einmal Kleinknecht Conrad Rofmann auf; die Zahlungen bezogen sich auf Botengänge. Dieser Conrad Rofmann kann von mir z.zt. nicht eingeordnet werden. Die gesuchten Hinweise auf Henning Jacob Roffmann und dessen Funktion wurden nicht gefunden. Sign.-Nr. 128: Vorschläge des Verwalters Brackmann zur Verbesserung der Verwaltung und Bewirtschaftung der Hammersteinschen Güter, 1794 1797 > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 147: Protokoll vom 4. / 7. April 1907 über die Rückgabe des verpachtet gewesenen Gutes Equord an den Verpächter (Rückgewehr von seiten des Pächters Theodor Roßmann in Equord an Albrecht Freiherr v. Hammerstein). > Der hier genannte Pächter Theodor Roßmann scheint kein Roffmann zu sein. Ein Schreibfehler scheint nicht vorzuliegen. Sign.-Nr. 402: Verzeichnis des Dienstpersonals Equord > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 418: Liste der Seelenzahl und Wohngebäude Equord und Schierke 1842 1845 > 1843: Heinrich Roffmann 3 Personen, davon unter 7 Jahre: 1 Person weibl. 20 45 Jahre: 1 Person männl., 1 Person weibl. > keinen Hinweis gefunden Anmerkung: Dabei handelt es sich offensichtlich um Johann Heinrich Christoph R. (5.1) und seine Ehefrau Marie Dorothee, geb. Kaune, sowie die 1843 geborene und später nach USA ausgewanderte Johanna Auguste Christine (Hannchen), verehelichte Kruse.

129 Sign.-Nr. 466: Heberegister des Rittergutes Equord 1766 > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 471: Zehntregister des Hauses Equord > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 494: Dienstregister des Hauses Equord 1794 Rofmann 52 Tage Handdienste 6 Anmerkung: Aus der Eintragung geht nicht hervor, um welchen Rof(f)mann es sich hier handelt, da keine Vornamen angegeben sind. Sign.-Nr. 495: Verzeichnis der zum Rittergut Equord gehörenden Dienstpflichtigen und Beschreibung der zu erbringenden Dienstleistungen 1809 > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 496: Sammlung von Abschriften und Originalen zur Frage der Spanndienstpflicht der Equorder Dienstleute > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 497: Verrechnungsbuch über Schulden und Guthaben der dienstpflichtigen Equorder Bauern 1) 1825: Roffmann, Friedrich, der 52 Hand- und Spanndienste im Jahr zu leisten hatte und 2) 1832: Roffmann, Christian, der Gartenland zur Bewirtschaftung hatte. Bei 1) handelt es sich vermutlich um einen Sohn von Henning Jacob R,. bei 2) fehlt die Zuordnung. Sign.-Nr. 498: Streitigkeiten zwischen der Gesamtheit der Spanndienstpflichtigen zu Equord etc. einerseits und der Gutsherrschaft (Gutspächter von Wissel, Hans Werner v.hammerstein und Hans v. Hammerstein) andererseits wegen des Spanndienstes 1756 1831 > keinen Hinweis gefunden Sign.-Nr. 566: Beschreibung und Taxierung der landtagsfähigen Güter Sögeln und Rotenburg bei Bramsche im Osnabrückischen 7. Darin heißt es: Beide Güter liegen 4 Stunden von Osnabrück in der Nähe des Städtchens Bramsche in dem fruchtbaren Landstrich an den Ufern der Hase. 6 Anmerkung: Die Anzahl der zu leistenden Hand- und Spanndienste war unterschiedlich; in diesem Fall war wöchentlich 1 Tag Handdienst zu erbringen. Dabei waren alle vorkommenden landwirtschaftlichen Arbeiten (Stall-, Feld-, Hofarbeiten) zu verrichten. Die Arbeitszeit war im Sommer 6 11 Uhr, 13 18 Uhr und im Winter 7 11 Uhr, 13 17 Uhr. Die Hand- und Spanndienste konnten auch durch Geldzahlungen abgegolten werden. 7 Entwurf von Hans v. Hammerstein, 1820: Anschlag der im Osnabrückischen gelegenen beiden Rittergüter Sögeln und Rotenburg.

5. Schlussfolgerungen Anhand der vorgefundenen Dokumente (Kirchenbücher und Archivalien) konnte die Abstammungslinie bis zu Jacob Roffmann mit ziemlicher Schlüssigkeit nachvollzogen werden. Es werden mögliche Verbindungen zu den bis heute nachvollziehbaren Nachkommen von Toni Roffmann in der Generation 8 bzw. von Johann Heinrich Roffmann und Friedrich Johann Roffmann in der Generation 7 aufgezeigt. 130 Es bleibt aber eine Reihe von Fragen offen. Nach Prioritäten geordnet sind dies: 1. Abstammung von Henning Jacob Roffmann > wer ist Jacob Roffmann? 2. Ist es der 1770 in Mehrum im Alter von 63 Jahren verstorbene Untervoigt Jacob Roffmann? Von wem stammt er ab und welche Funktion beinhaltet die Bezeichnung Untervoigt? Oder ist Henning Jacob Roffmann ein Sohn von Jacob Hans Roffmann. Dann müssten der als Vater angegebene Jacob Roffmann und der am 12.11.1705 in Kemme geborene Hans Jacob Roffmann identisch sein. Möglicherweise ist dieser Jacob Roffmann identisch mit Jacob Hans Roffmann (*12. Nov. 1705 in Kemme, 13. Jan. 1778 in?) aus der Nachkommenschaft von Hans Roffmann. Vom Lebensalter käme das hin; er wäre bei der Geburt von Henning Jacob R. 39 Jahre alt gewesen. Damit wäre eine Verbindung zur Kemmer Linie gefunden und es ergäbe sich die auf Seite 28 dargestellte Abstammungslinie. Ist Jacob Roffmann auch der Vater von Johann Heinrich Roffmann und von Johann Friedrich Roffmann aus Mehrum? Damit wäre auch eine Verknüpfung der Nachkommenschaft von Johann Heinrich Roffmann und Johann Friedrich Roffmann mit der Kemmer Linie gefunden.handelt es sich bei Johann Heinrich Roffmann um den gleichnamigen Untervoigt, dessen Kinder 1778 und1781 und dessen Ehefrau 1802 gestorben ist? 3. Welche Funktion hatte Henning Jacob Roffmann in Equord, der einmal als Soldat 1792 und dann als Invalide (1795) bezeichnet wird, wenn sich die Gutsjunker als Paten für den Sohn Georg Friedrich (1792) nicht zu schade waren? 4. Wer ist der Vater von Johann Heinrich Christoph Roffmann? Ist es tatsächlich der in der Taufeintragung genannte Dienstknecht Johann Berend Könnecker, der aber offensichtlich die Vaterschaft nie anerkannt und die Mutter des Kindes ja auch nicht geheiratet hat. Kommt er auch als Vater der beiden anderen Kinder von Marie Dorothea Roffmann in Frage? 5. Welche Stellung hatte Christina Marie Dorothea Roffmann auf dem Gut Equord und in welchem Verhältnis stand sie zur Familie von Hammerstein?

131 6. Warum verließ ihr 1811 in Soßmar geborener Sohn Johann Heinrich Christoph nach 1852 Equord und ging nach Trochel bei Rotenburg? Von welchem Geld kaufte er 1856 die Hofstelle in Suderbruch und warum ging er danach noch nach Loccum? 7. Mögliche Abstammungslinie Tony Roffmann Hans Roffmann Bartold Roffmann * 07.01.1673/74 Kemme Jacob Hans Roffmann * 12.11.1705 Kemme Johann Henning oder Heinrich Roffmann *13. od.18. Jan. 1741 Bruder? Henning Jacob Roffmann (7.3) * 20.12.1744 Equord 14.01.1812 Bruder? Johann Friedrich Roffmann aus Mehrum Marie Ch. D. Roffmann (6.2) *12.01.1786 Equord 19.06.1838 Johann Heinrich Christoph Roffmann (5.1) * 24.03.1811 Soßmar 23.04.1894 Suderbruch