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VCÖ: Oberösterreich braucht mehr Infrastrukturen für klimafreundliche Mobilität Marktgemeinde Ottensheim gewinnt den VCÖ-Mobilitätspreis OÖ VCÖ (Wien / Linz, 12. September 2011) Die Marktgemeinde Ottensheim ist der diesjährige Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich. VCÖ, Landesrat Rudi Anschober und ÖBB-Postbus haben heute in Linz den VCÖ-Mobilitätspreis an Bürgermeisterin Uli Böker überreicht. Eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt, dass Oberösterreichs Infrastruktur für klimafreundliche Mobilität noch nicht fit für die Zukunft ist. Das öffentliche Verkehrsnetz ist zu wenig dicht, es fehlt an Gehwegen, die Radfahrinfrastruktur ist stark verbesserungswürdig. Die Infrastrukturpolitik von heute bestimmt unsere Mobilität von morgen. Um die Klimaschutzziele und die Ziele der Energiepolitik zu erreichen, braucht es einen Paradigmenwechsel in der Infrastrukturpolitik. In Österreich, aber auch in Oberösterreich, bringt VCÖ-Experte DI Martin Blum die Ergebnisse der aktuellen VCÖ-Untersuchung auf den Punkt. Der Verkehr ist nach wie vor die größte Herausforderung bei der Energiewende, die in Oberösterreich als erster Region Europas, umgesetzt wird. Nach jahrzehntelanger Zunahme der CO 2-Emissionen muss es nun endlich heißen: Runter mit dem Energieverbrauch. Das schont Geldbörse und Klima. Dies geht nur durch den offensiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs, durch Umsetzung umweltorientierter Verkehrskonzepte und dem Ausbau der Elektro-Mobilität, so der OÖ Umwelt-Landesrat Rudi Anschober. Das EU-Klimaschutzziel für das Jahr 2050 besagt, dass die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs um 60 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu verringern sind. In Oberösterreich verursachte der Verkehrssektor im Vorjahr rund 4,4 Millionen Tonnen CO 2, um rund 1,9 Millionen Tonnen mehr als im Jahr 1990. Das EU-Klimaziel bedeutet für Oberösterreichs Verkehr, dass dessen Emissionen bis zum Jahr 2050 auf rund eine Million Tonnen CO2 zu verringern sind das bedeutet eine Reduktion um 77 Prozent gegenüber heute, macht die VCÖ-Untersuchung deutlich. Den größten Teil der CO2-Emissionen wird der Gütertransport beanspruchen. Für uns Menschen bedeutet das, dass wir unsere alltäglichen Wege in Zukunft viel stärker zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen müssen. Doch dafür fehlt es heute in vielen Regionen an der nötigen Infrastruktur, betont VCÖ-Experte Blum. Der VCÖ macht auf die größten Mängel aufmerksam: Oberösterreich hat als einziges Bundesland keine S-Bahn. Der Regionalverkehr weist zahlreiche Lücken auf. Diese sind dort,
wo es eine Schieneninfrastruktur gibt, wie etwa bei der Mühlkreisbahn mit einer Modernisierung der Bahn zu schließen und dort, wo es keine Schienen gibt, ist das Busangebot auszuweiten. Ingesamt hat das Schienennetz in Oberösterreich eine Gesamtlänge von rund 1.050 Kilometer. Mängel sind auch bei der Radverkehrsinfrastruktur in Oberösterreich festzustellen, so der VCÖ. Entlang vieler Freilandstraßen fehlt ein Radweg, selbst dort, wo Siedlungen in der Nähe sind. Das führt dazu, dass auch kürzere Fahrten mit dem Auto gemacht werden, weil es vielen schlicht zu gefährlich ist, auf einer Straße zu fahren, wo Lkw mit 80 km/h oder mehr an einem vorbeifahren, erklärt VCÖ-Experte Blum. In den Gemeinden und Städten selbst, kann das Radfahren durch verkehrsberuhigte Zonen sowie Tempo 30 gefördert werden. Weiters macht der VCÖ darauf aufmerksam, dass es in Oberösterreich zu wenige Fahrradabstellanlagen gibt. Ein großes Verlagerungspotenzial von Autofahrten auf das Fahrrad ergibt sich auch durch Elektro-Fahrräder. In Oberösterreich wurden im Vorjahr rund 6.000 Elektro- Fahrräder gekauft, für heuer rechnet der VCÖ mit einem weiteren Anstieg. Für die E-Bikes sind mehr sichere, überdachte Fahrradabstellanlagen zu errichten. Infrastruktur zum Gehen massiv verbessern In den vergangenen 30 Jahren ging die Verkehrsplanung sehr häufig auf Kosten der Fußgängerinnen und Fußgänger. Dabei ist das Gehen gemeinsam mit dem Radfahren die gesündeste Form der Mobilität. Jede zehnte Autofahrt ist kürzer als ein Kilometer, also in fußläufiger Distanz, betont VCÖ-Experte Blum. Gehen im Alltag ist zudem eine ideale Medizin gegen Bewegungsmangel und Herzkreislauf-Erkrankungen. Um den Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege erhöhen zu können, empfiehlt der VCÖ mehr Shared Space Flächen sowie Begegnungszonen, ausreichend breite Gehsteige und entlang von Freilandstraßen zumindest im Bereich von Siedlungen Gehwege. Viele Arbeitsplätze durch klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur Der Bau von Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität bringt Oberösterreich nicht nur den Klimaschutzzielen näher und verringert die Mobilitätskosten für die Haushalte, sondern schafft auch mehr Arbeitsplätze als der Bau von Autobahnen. Eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt, dass pro Milliarde Euro beim Autobahnbau für ein Jahr 10.190 Arbeitsplätze geschaffen werden. Eine Milliarde Euro in Verkehrsberuhigung und in Radwegebau investiert, bringen hingegen 15.940 Arbeitsplätze, das sind um 56 Prozent mehr. Und mit Investitionen in den Öffentlichen Nahverkehr werden mit einer Milliarde Euro sogar 16.440 Arbeitsplätze geschaffen. Weiterer Vorteil von Investitionen in die Geh- und Radfahrinfrastruktur: Die Projekte sind kleiner und werden in der Regel von örtlichen Baufirmen umgesetzt, die regionale Wirtschaft wird damit gestärkt, so der VCÖ.
Kostengünstigere Infrastruktur Ein wichtiger Faktor sind zudem die Kosten für die Gemeinden und Städte. Während eine Straße im Ortsgebiet im Schnitt rund 1,1 Millionen Euro pro Kilometer kostet, kommt ein Einrichtungsradweg auf 160.000 Euro pro Kilometer und ein Radfahrstreifen überhaupt auf nur 7.500 Euro pro Kilometer, wie die VCÖ-Studie zeigt. Neue Technologien werden im Verkehr wichtiger Während in der Vergangenheit Infrastrukturpolitik vor allem den Bau von Straßen und Schienen bedeutete, werden in Zukunft neue Technologien, die die Effizienz des Verkehrs erhöhen, wichtiger werden. Dazu gehören flexible Parkgebühren oder die Ausweitung der Lkw-Maut auf Freilandstraßen, was den derzeitigen Ausweichverkehr deutlich verringern und den Gemeinden wichtige Einnahmen bringen würde, so VCÖ-Experte Blum. VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich geht an Marktgemeinde Ottensheim Deutliche Verbesserungen bei der Infrastruktur für klimafreundliche Mobilität hat die Marktgemeinde Ottensheim umgesetzt und wird damit mit dem VCÖ-Mobilitätspreis belohnt. Bürgermeisterin Uli Böker erhielt heute den VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich von Landesrat Rudi Anschober, VCÖ-Experten Martin Blum und ÖBB-Postbus Regionalmanager Peter Schmolmüller überreicht. Der ÖBB-Postbus ist Hauptunterstützer des VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich. Der VCÖ-Mobilitätspreis OÖ wird zudem von der Energie AG OÖ und vom Oberösterreichischen Verkehrsverbund unterstützt. Nachhaltige Mobilität beginnt bei der bewussten, persönlichen Wahl des geeigneten Verkehrsmittels. Wenn diese Verkehrsmittelwahl quasi bereits vor der Haustüre durch die eigene Wohnsitzgemeinde positiv unterstützt wird, hat der Öffentliche Verkehr einen deutlichen Startvorteil, den wir uns als Postbus gerne überall wünschen würden. In diesem Sinne vielen Dank und herzliche Gratulation an die Marktgemeinde Ottensheim, betont Peter Schmolmüller, Regionalmanager der ÖBB-Postbus GmbH. Die Marktgemeinde Ottensheim ist gut an das Öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Von und nach Linz verkehren Bus und Bahn zu den Hauptverkehrszeiten recht häufig. Doch lange Zeit waren die Haltestellen in schlechtem Zustand, Fahrpläne unübersichtlich und schwer zu finden. Ottensheim hat zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um die Benützung der Öffentlichen Verkehrsmittel einfacher zu machen. Die Haltestellen bekamen ein einheitliches Design, die Fahrtrichtung ist gut erkennbar, die Fahr- und Ortspläne sind übersichtlich und leicht verständlich. Zusätzlich gibt es auch mehr überdachte Fahrradabstellanlagen, stellt VCÖ-Experte Blum das Projekt vor. Auch für jene, die zu Fuß unterwegs sind, hat Ottensheim Maßnahmen umgesetzt. Zwei Straßenabschnitte wurden nach dem Shared Space Prinzip gestaltet. Mehr Fairness für alle lautet die Devise, die bei der Ottensheimer Bevölkerung sehr gut ankommt. Shared Space fokussiert die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer auf das, worauf es im Straßenverkehr ankommt, nämlich auf die anderen Verkehrsteilnehmer und erhöht dadurch die Verkehrssicherheit.
Die bisherigen Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich Jahr 2011: Marktgemeine Ottensheim Jahr 2010: Jugendermäßigung im OÖVV OÖ Verkehrsverbund Jahr 2009: 3-Märkte-Bus der Gemeinden Pregarten, Wartberg ob der Aist und Hagenberg im Mühlkreis Jahr 2008: Verkehrsparen Traun, Stadtgemeinde Traun Jahr 2007: Nahversorgungskonzept, Regionalmanagement Oberösterreich Jahr 2006: Rad aktiv, Stadt Vöcklabruck Jahr 2005: Mobilitätsmanagement, Johannes-Keppler-Universität Linz VCÖ: Klimafreundliche Mobilität ist ein Jobmotor (Anzahl geschaffener Arbeitsplätze durch eine Milliarde Euro) Autobahnbau: 10.190 Arbeitsplätze Verkehrsberuhigung / Radwege: 15.940 Arbeitsplätze Öffentlicher Nahverkehr: 16.440 Arbeitsplätze Bahnhöfe: 17.360 Arbeitsplätze Quelle: Haller, VCÖ 2011