Täter-Opfer-Ausgleich im Vollzug in Baden-Württemberg. Dipl. Mediatorin Sylvia Henning LAG - TOA - BW

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Transkript:

Täter-Opfer-Ausgleich im Vollzug in Baden-Württemberg Dipl. Mediatorin Sylvia Henning LAG - TOA - BW

Was ist Spielgeld? Haushalt der Landesregierung Finanzmasse Verwendung wird von Fraktionen bestimmt Projekt - Standards für die JVA entwickeln zu viel Geld Ministerialrat Prof. Dr. Rüdiger Wulf TOA in JVA

Projekt - Koordination Anfrage an die LAG TOA BW Wolfgang Schlupp-Hauck Sprecher der LAG Entscheidungen in der LAG über Mediatoren, Haftanstalten, Finanzierungsmodalitäten Einbeziehung des Netzwerkes Straffälligenhilfe BW als Mittelverwalter Gründung der Steuerungsgruppe (Geschäftsführer der beteiligten Vereine)

Standorte und Mediatoren Sylvia Henning Bezirksverein für soziale Rechtspflege Pforzheim Michael Schadt Projekt Handschlag Reutlingen Reiner Weik Projekt Handschlag Reutlingen Thomas Findling G-Recht Heidenheim

Projektbeteiligte Haftanstalten Adelsheim Jugendstrafvollzug Pforzheim Strafvollzug für Jugendliche und Heranwachsende Schwäbisch Gmünd Frauenstrafvollzug Heimsheim Langstrafvollzug Rottenburg Kurzstrafvollzug

Erste Überlegungen Spezialisierte Mediatoren besondere Schulung Ansprechpartner für Opfer evtl. über Koordinator Selbstmelder dürfen nicht zurückgewiesen werden Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring und Opferberatungsstellen Erarbeitung von angemessenen Wegen, die Opfer anzusprechen Anschreiben über Staatsanwaltschaft Kontakt über Opferanwälte, Arbeitsstelle Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit

Methoden Aber wo? in der JVA - im begleiteten Ausgang - beim Freigang (mit Bewachung?)

Arbeit in der JVA Persönliches Bekanntmachen des Projektes Kontaktpflege mit allen Diensten Klärung der Hausmodalitäten Zugang zu den Gefangenen Akteneinsicht Briefkontrolle Gewünschte Rückmeldungen

Erste Fälle Schwere der Delikte brachte unerwartete psychische Belastung (Mord, Sexualverbrechen ) Supervision wurde notwendig Begleitung durch eine Traumatherapeutin Regelmäßige Teambesprechungen Erster erfolgreicher TOA in JVA durchgeführt (versuchter Mord i.z. mit fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs Drogenfahrt)

Öffentlichkeitsarbeit

Im folgenden Film(-chen) kommen abwechselnd Opfer und Täter zu Wort. Es werden keine Personen gezeigt, um die Beteiligten zu schützen. Der Film wurde von der Filmemacherin Jana Bürgelin von der Filmakademie Baden- Württemberg GmbH produziert und ist auch auf der Homepage der LAG-TOA-BW zu sehen www.toa-bw.de/justizvollzug

Briefe der Opfer an ihren Täter

Aber auch damit mussten wir uns auseinandersetzen

Statistik der letzten 16 Monate Eingegangene Fälle: 96 Erfolgreich abgeschlossen: 14 In Bearbeitung: 12 Der Rest wurde nach einer 3-monatigen Wartezeit mit einem Abschlussgespräch beendet, weil das Opfer nicht reagierte oder die Täter verlegt wurden, bzw. den Versuch abgebrochen haben Wesentliche Delikte: schwere KV, schwerer Raub, räuberische Erpressung, erpresserischer Menschenraub, Entführung Minderjähriger, sexueller Missbrauch, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch von Kindern, versuchter Totschlag, Mord, Brandstiftung mit Todesfolge, Betrug

Wissenschaftliche Begleitung Dr. Michael Kilchling Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg i. Br. entwickelte mit seinem Team Fragebögen für alle am TOA Beteiligten Auswertung erfolgt 2015

Workshop

Perspektive Mediation

Stärken Mediatoren sind ein Link, Chance für die Opfer und Täter auch nach der Verurteilung noch eine Lösung den Konfliktes zu finden Das Opfer kann entscheiden, sich jetzt noch aktiv in den Prozeß einzubringen Mehr Sensibilität für die Opfer(-perspektive) Aktivere Kommunikationsprozesse / neue Wege mit opferunterstützenden Personen, Chance der inneren Heilung auf beiden Seiten.

Schwächen - Fragen Der Zugang erfolgt bis jetzt über die Täter Was wollen Opfer tatsächlich Welche Therapeuten befürworten Kontakte mit beiden Seiten? Wie und wann, aus welchen Gründen? Kennen Juristen den TOA überhaupt Frage der Ausbildung Vermutung: Opfervertreter haben Angst, die Angelegenheit aus der Hand zu geben

Was müssen wir verbessern Mehr Sensibilität für die Opfer(-perspektive) Opfer vor dem Anschreiben vorbereiten evtl. über Anwalt oder Opferhilfe Info in der Hauptverhandlung Aufgabe der Justiz oder Prozessbegleitung. In HV bereits fragen, ob Opfer angeschrieben werden kann Anschreiben für Opfer mit allgemeinem Angebot Opferhilfe vielleicht auch über Opferanwalt Evtl. Einbeziehung von Ehrenamtlichen für die Nachbetreuung diese ausbilden und fachlich begleiten (Teilnahme an der Supervision)

Lehren für die Zukunft Zentrale Opferberatung schaffen - Eigenständige Zugänge für Opfer schaffen - Opfer muss früher an die Hand genommen werden Aufbau eines Netzwerkes Opfer -Täter Arbeit Modul in der Opferarbeit (das Angebot als ein solches entwickeln) Begleitung von Opfern als Zugang und als Voraussetzung zur Bearbeitung persönlichen Schadens Opfer müssen spätestens mit dem Urteil von der Möglichkeit des TOA im Justizvollzug erfahren (Informationspflicht auf Seite der Judikative) Gewährleistung des Kommunikations-flußes zwischen Justiz und Mediator Vorbehalte von Therapeuten? verstärkte Ansprache Feste Position im Haushalt des Landes sein

Aktueller Sachstand Die erste Projektphase ist abgeschlossen Noch keine Zusage, ob das Projekt fortgeführt werden kann Aber!!! Derzeit werden die gesetzlichen Regelungen aktualisiert Standards - JVA werden fortgeschrieben und verabschiedet Standards TOA-JVA werden überarbeitet und bleiben eigenes Regelwerk Mit der Festschreibung als Muss - muss auch die Möglichkeit geschaffen werden - hoffen wir!!!

Vielen Dank, dass ich Ihnen dies berichten konnte.