Sucht Inhaltsverzeichnis 1 Was versteht man unter Drogen? 2 2 Was ist eigentlich Sucht? 2 2.1 Süchtiges Verhalten.............................. 3 2.2 Kennzeichen der Sucht............................ 3 2.3 Folgen der Sucht............................... 3 2.4 Wie entsteht Sucht?.............................. 4 3 Ein Ziel setzen 4 3.1 Entzug..................................... 5 3.2 Therapie.................................... 5 3.3 Nach der Therapie.............................. 5 4 Der Rückfall 6 1
1 Was versteht man unter Drogen? Drogen sind Substanzen, die in die natürlichen Abläufe des Körpers eingreifen und Stimmungen, Gefühle und Wahrnehmungen beeinflussen. Damit sind nicht nur die illegalen Drogen wie Haschisch, LSD, Heroin und Kokain gemeint, sondern auch die legalen Drogen wie Nikotin, Alkohol und Medikamente, deren Missbrauch insgesamt in Deutschland ein viel größeres Ausmaß hat. Drogen sind Substanzen, die unser Körper nicht zum Überleben benötigt. Schon den Fencheltee, der von der Mutter dem Baby zur Beruhigung gegeben wird, könnte man als eine Droge bezeichnen. Nikotin, Alkohol und Medikamente sind Drogen, die in Deutschland nicht verboten sind. Bei Missbrauch sind sie in ihrer zerstörerischen Wirkung aber durchaus den illegalen Drogen vergleichbar. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit wird dies leider immer noch unterschätzt. 2 Was ist eigentlich Sucht? Sucht ist ein umgangssprachliches Wort, das aus dem Wort siechen hervorgegangen ist. Tuberkulose wurde früher auch als Schwindsucht bezeichnet. Mediziner unterscheidet heute zwischen dem Abhängigkeitssyndrom (für substanzgebundene Abhängigkeiten, wie Alkohol oder Nikotin) und der Impulskontrollstörung, Zwangsstörung oder Verhaltenssucht für nicht substanzgebundene Abhängigkeiten. Dazu zählt u.a. die Spielsucht. Sucht kann man als ein krankhaftes Verlangen verstehen, also als eine Abhängigkeit. Trunksucht entspricht der Alkoholabhängigkeit. In den Medien und im allgemeinen Sprachgebrauch konnte sich der Begriff Abhängigkeitssyndrom noch nicht durchsetzen. Er wurde u.a. geschaffen, um eine Vorverurteilung von Abhängigen zu vermeiden. Abhängige sind krank. Das sollte ausgedrückt werden. Die sprachliche Gleichsetzung von medizinisch betreuten Patienten, mit vorrangig körperlicher Abhängigkeit (z. B. Schmerzpatienten unter Morphiumbehandlung) wird so natürlich gleichgesetzt mit den stark psychisch und physisch Abhängigen, wie Heroinabhängigen oder Alkoholikern. Somit wird über den Begriff Sucht erneut nachgedacht und ich werde ihn hier auch weiter verwenden. Eine physische (körperliche) Abhängigkeit liegt vor, wenn der Körper den Stoff in seinen Stoffwechsel eingebaut hat und somit nach Absetzen der Drogen körperliche Entzugserscheinungen, wie Schweißausbrüche, starke Unruhe, Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall oder Erbrechen auftreten. Der Begriff der psychischen Abhängigkeit wurde eingeführt, weil bei einigen Dro- 2
gen (z. B. LSD, Ecstasy, Kokain, Cannabis) meist keine körperliche Abhängigkeit eintritt. Das Verlangen, den Konsum fortzusetzen, ist dennoch sehr stark und nicht mehr steuerbar. Wenn das Mittel abgesetzt wird, treten Unlustgefühle, Unruhe, Angst und oft Depressionen auf. 2.1 Süchtiges Verhalten Eine Verhaltenssucht weist die Merkmale einer psychischen Abhängigkeit auf. Sie kann von Betroffenen willentlich nicht mehr vollständig kontrolliert werden. Beispiele sind Arbeitssucht, Kaufsucht, Pathologisches Spielen (Glücksspielsucht), Sportsucht und Sexsucht sowie Medienabhängigkeiten (Internetabhängigkeit, Computerspielsucht, Fernsehabhängigkeit, Handyabhängigkeit). Teilweise werden auch Essstörungen als Verhaltenssucht aufgefasst. Die Einordnung von Verhaltensweisen als Sucht ist in der Wissenschaft umstritten. 2.2 Kennzeichen der Sucht Starkes Verlangen nach dem Suchtmittel Verteidigung / Verharmlosung des Suchtmittels Periodische und später fortwährende Einnahme Kontrollschwierigkeiten bis hin zum Kontrollverlust Vernachlässigung geliebter Aktivitäten und Interessen Vernachlässigung von Pflichten Die Substanz wird zum Mittelpunkt des Lebens. Einsamkeit, der Betroffene zieht sich zurück. Die Verharmlosung einer Abhängigkeit erkennt man oft an den Floskeln: Das machen doch alle, das habe ich mir jetzt verdient, einmal ist keinmal, ich brauche das zur Entspannung oder ich lebe halt damit. Genau diese Kennzeichen findet man auch in der Verhaltenssucht. 2.3 Folgen der Sucht Toleranzerhöhung (man braucht immer mehr, um den erstrebten Zustand herstellen zu können). Soziale, seelische und/oder körperliche Abhängigkeit Entzugserscheinungen Psychosen, Depressionen, Krampfanfälle 3
Tod Auch Verhaltenssüchte können zum Tod führen, wie z. B. die Magersucht (Anorexia nervosa). 15 Prozent der Betroffenen sterben nicht am Verhungern, sondern an Infektionen des geschwächten Körpers und an Selbstmord. 2.4 Wie entsteht Sucht? Warum werden einige Menschen abhängig und andere nicht? Warum kann ein Alkoholiker nicht kontrolliert trinken? Warum kann ein Raucher nicht aufhören, obwohl er weiß, wie gesundheitsschädlich sein Verhalten ist? Eine generelle Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Jeder Mensch ist vom Wesen her anders. Andere Faktoren begünstigen eine Suchtkarriere: Soziale Herkunft, Umfeld, Kindheitserfahrungen und Erziehung Genetische Vorbelastungen, Vererbung Persönlichkeit, Charakter, Psyche Schwierigkeiten bei der Lösung wichtiger Probleme. Das Zusammentreffen mehrerer belastender Faktoren kann eine Sucht begünstigen muss aber nicht zwangsläufig dahin führen. 3 Ein Ziel setzen Fast jeder Abhängige wird im Laufe seiner Suchtkarriere den Wunsch haben aufzuhören. Das scheitert oft daran, dass das Suchtmittel inzwischen zum Mittelpunkt des Lebens wurde. Es ersetzt scheinbar alles, was dem Abhängigen wichtig ist, es ersetzt den Lebenspartner, die Liebe, das soziale Leben, einfach alles. Es schafft die Wärme, die jeder Mensch nötig hat, denn Menschen sind nicht für die Einsamkeit geschaffen. Das ist einer der Hauptgründe, warum der Weg aus der Sucht so schwierig ist und unüberwindbar scheint. Der Süchtige versucht, sein Mittel gegen alles und jeden zu verteidigen. Das Ziel ist also eine zufriedene Abstinenz zu erreichen. Diese erreicht man nur, wenn man den Verlust des Suchtmittels nicht mehr als einen Verzicht begreift. Die Sucht wird immer da sein. Sie endet auch nicht nach Jahrzehnten. Es gibt keine geheilten Alkoholiker. Es gibt Menschen, die abstinent leben, keinen Alkohol trinken und das für den Rest ihres Lebens. 4
3.1 Entzug Körperlicher Entzug ist die erste Voraussetzung für ein drogenfreies Leben. Unabhängig, von welchem Mittel entzogen wird, ist der Entzug meist begleitet von starker Angst, innerer Unruhe, Unsicherheit und der Versuchung, wieder auf das Mittel zurückzugreifen. Die körperlichen Symptome können durch solche Gefühle bis auf ein unerträgliches Maß gesteigert sein. Hilfreich ist eine suchtmittelfreie Umgebung und konsequente Menschen, die einfühlsam sind, ablenken, beruhigen und Mut machen. Der körperliche Heroin-Entzug gleicht einer starken Grippe und ist in drei bis sieben Tagen ausgestanden. Die auftretenden Entzugserscheinungen können jedoch je nach Dauer und Dosierung des Stoffes, insbesondere bei gleichzeitiger Abhängigkeit von anderen Suchtmitteln (Medikamente, Alkohol) wesentlich gravierender sein. Ein körperlicher Entzug sollte im Krankenhaus durchgeführt werden, da Komplikationen (z. B. Krampfanfälle, Delirien) auftreten können. Dem körperlichen Entzug sollte sich eine Therapie anschließen, um die Abstinenz langfristig zu sichern. Bei dem Stellen der dafür nötigen Anträge ist der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI)im Heidekreis behilflich. Durch ein Vorgespräch kann die Art, Dauer und der Ort der Therapie bestimmt werden. 3.2 Therapie Wie die Entstehung einer Abhängigkeit ein individuell unterschiedlicher Prozess ist, muss auch der Ausstieg als Prozess begriffen werden. In dessen Verlauf wird die Fähigkeit, der Realität standzuhalten, größer; das Erkenntnis-, Denk- und Urteilsvermögen setzt wieder ein, die Angst vor der Zukunft nimmt ab, die Fluchtwünsche werden weniger, das Selbstvertrauen nimmt zu, bis schließlich Nüchternheit als befriedigend und erstrebsames Leben erlebt wird. Die Therapie ist somit der psychische Entzug vom Suchtmittel. Im Laufe der Jahre hat sich ein - auch nach geschlechtsspezifischen Belangen - sehr differenziertes Therapieangebot entwickelt. Es gibt professionelle Hilfe in Einrichtungen, in denen geschulte Fachleute den therapeutischen Rahmen setzen. In Selbsthilfegruppen geben Betroffene ihre Erfahrungen mit dem drogenfreien Leben weiter. Eine Therapie kann in stationären oder ambulanten Einrichtungen durchgeführt werden. 3.3 Nach der Therapie Je nach Persönlichkeit und Suchtverhalten können weitere Maßnahmen, wie das betreute Wohnen (Adaption) sinnvoll sein. In den meisten Fällen ist eine Nachsorge erforderlich. Diese findet oft in Gruppen- oder Einzeltherapien am Wohnort statt. Die 5
Nachsorge kann das Erlernte festigen und wird in der Regel während der Therapiezeit beim Rentenversicherungsträger beantragt. Der Süchtige sollte sich unbedingt eine Selbsthilfegruppe suchen, zu der er Vertrauen hat, in der er sich wohlfühlt und in der er wichtige Probleme ansprechen kann. In den meisten Fällen sollte der Süchtige seine Wohnsituation, seinen Freundeskreis und das soziale Umfeld in dem er sich bewegt ändern, um zufrieden abstinent zu bleiben. Selbsthilfegruppen, Vereine, Sport und Erfolgserlebnisse können eine unschätzbare Hilfe darstellen. 4 Der Rückfall Die Gefahr eines Rückfalls ist auch während und nach einer Therapie ständig präsent. Für den Süchtigen bedeutet er den Wiedereintritt in den Suchtkreislauf mit all seinen zerstörerischen Folgen und für die Mitbetroffenen das Zusammenbrechen von Hoffnungen, die an die Nüchternheit geknüpft waren. Ein Rückfall heißt aber nicht, dass die Hoffnung aufgegeben werden muss. Nicht selten wird eine Abstinenz erst nach mehreren Anläufen erworben. Rückfälle können wichtige Erfahrungen und neue Lernschritte für ein künftiges drogenfreies Leben beinhalten. Während der Therapie erhält der Süchtige Werkzeuge, so will ich sie mal nennen, mit denen er dem Rückfall entgegensteuern kann. Ein Rückfall deutet sich oft schon Wochen davor an. Ein Frühwarnsystem für sich selbst zu entwickeln und gegensteuern zu können, das lernt man bei einer Therapie! März 2013 [MS] 6