Erfahrungsbericht. von. Björn Tillinger (7. Semester, Sonderpädagogik)



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Transkript:

Erfahrungsbericht von Björn Tillinger (7. Semester, Sonderpädagogik) Blockpraktikum (SP-6) am Heilpädagogischen Zentrum Hohenrain (Schweiz) vom 22. August bis 16. September 2011 1

Vorbemerkungen Ich studiere an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg im siebten Semester Sonderpädagogik mit den Fachrichtungen Geistig- und Mehrfachbehindertenpädagogik sowie Blindenpädagogik. Mein letztes Praktikum während meines Studiums, das vierwöchige Blockpraktikum in der ersten Fachrichtung, wollte ich im Ausland machen. Zum einem empfiehlt das Praktikumsamt ein Blockpraktikum im Ausland durchzuführen. Zum anderen war es mir auch persönlich wichtig, diesbezüglich Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Während es in Deutschland schon von Bundesland zu Bundesland Unterschiede in der Bildungspolitik gibt, so bestehen im Ausland noch größere Differenzen. Besonders interessant ist es im Moment zu beobachten, wie andere Länder die neue UN-Konvention zur Inklusion umsetzen bzw. umsetzen möchten. Ich habe mich für die Schweiz entschieden, da sie gerade im sozialen Bereich auch interessant für mein späteres Berufsleben ist. Ich hatte bei mehreren Schulen angefragt und mich schließlich für das Heilpädagogische Zentrum Hohenrain im Kanton Luzern entschieden. Die Schulleiterin wirkte sehr freundlich und kooperativ und war sehr erfreut, einen Praktikanten aufzunehmen. Zudem klang das Angebot des Heilpädagogischen Zentrums sehr umfangreich und interessant. Das Heilpädagogische Zentrum Hohenrain Das Heilpädagogische Zentrum umfasst die sogenannte HSB mit einer Tagesschule und einem Internat für gehörlose, schwerhörige und sprachbehinderte Kinder und Jugendliche, sowie die sogenannte LGB mit einer Schule und einem Internat für lern- und geistigbehinderte Kinder und Jugendliche. Das Heilpädagogische Zentrum Hohenrain ist schon von weitem sichtbar. Untergebracht ist es nämlich in einer alten Johanniter-Kommende. Während rund 600 Jahren wirkte der christliche Johanniterorden in der Kommende Hohenrain (1182-1803). Zeugnis dieser Zeit ist eine imposante, gut erhaltene mittelalterliche Burganlage mit stattlichem Turm, schöner barocker Kirche und Kommende. In den Räumen des Turms Roten und der Kommende begann 1847 Kaplan Josef Grüter 23 hörbehinderte Kinder und Jugendliche zu unterrichten. 1906 wurde ein neues Schulhaus mit Internat gebaut. Nun werden in zwei 2

Abteilungen hörbehinderte und geistigbehinderte Kinder unterrichtet und betreut. 1961 wurde die Anlage durch vier Wohnpavillons mit 16 Gruppenwohnungen und einer zentralen Küche erweitert. Abbildung: Das Heilpädagogische Zentrum Hohenrain heute Ich war überrascht über die gute Infrastruktur. Logopädie, Psychotherapie und Psychomotorik haben eigene Räumlichkeiten. Es gibt Spezialräume für Musik und Rhythmik, Metall- und Holzwerkräume, Küchen, Räume für räumliches Gestalten, Tonatelier und Brennraum. Für Sport gibt es mehrere Turnhallen, eine Leichtathletikanlage, Fußballplatz, Kletterwand, Spielplätze und ein Hallenbad. Eine Bibliothek ergänzt das Angebot. Die gesamte Anlage ist sehr schön gestaltet und gepflegt. Zudem strahlt die alte Burg ihren Charme aus. Heute betreuen ca. 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die 300 Kinder und Jugendlichen. Rund zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen besuchen die Schule als Tagesschülerinnen und -schüler. Sie kommen vorwiegend aus den umliegenden Gemeinden bis hin zu Luzern. Mit Taxi oder Bus fahren die Tagesschülerinnen und - 3

schüler zur Schule und wieder nach Hause. Über den Mittag werden sie auf einer Mittagsgruppe betreut. Die Kinder im Wocheninternat stammen aus dem ganzen Kanton Luzern. Ankommen Ich reiste sonntags an und konnte gleich mein Personalzimmer mit eigenem Bad und Balkon beziehen. Da die alte Burg auf einem Berg liegt, war ich gleich begeistert von der tollen Aussicht auf die umliegenden Berge wie Pilatus, Rigi oder den gletscherbedeckten Titlis. Zufällig traf ich bei meinem ersten Erkundungsgang durch das Gelände die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin, mit der ich im Vorfeld mehrfach Kontakt per Email hatte, um verschiedene Dinge wie mein Personalzimmer u.a. abzuklären. Sie zeigte mir schon ein paar Räumlichkeiten. Der erste Tag Mein erster Tag war gleichzeitig der erste Schultag nach den Sommerferien. Die Schülerinnen und Schüler kamen an diesem Tag erst zur Mittagschule, weil der Vormittag für Begrüßung und Organisatorisches der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reserviert war. Ich traf mich zuerst mit meiner Mentorin, um das Praktikum genauer abzusprechen. Dann fand für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Begrüßung durch die Geschäftsführerin in der Kirche statt. In einem feierlichen Rahmen wurden alle begrüßt und Neuerungen und Organisatorisches vorgestellt. Danach wurden alle neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach vorne gerufen und mit einer Sonnenblume willkommen geheißen. Auch ich wurde zusammen mit den neuen MitarbeiterInnen vorgestellt. Das hat mich überrascht, aber auch gefreut. Dabei fiel ich auf, weil ich als einziger nicht den hiesigen Dialekt sprach. So manches Mal musste ich genauer hinhören, um das Schweizerdeutsch verstehen zu können. Wenn ich dann mal nachfragen musste, so stellten sie aber immer auf hochdeutsch um. Beim anschließenden Umtrunk mit Kaffee und Gipfeli auf dem Höfli ergaben sich die ersten Gespräche. Danach war Stufenkonferenz. Auch hier wurde ich als neuer Mitarbeiter nochmal vorgestellt und willkommen geheißen. Ich hatte es bis jetzt noch nie erlebt, als Praktikant so schnell und vollkommen zum Lehrerkollegium zu gehören. Diese freundliche Atmosphäre begleitete mich das ganze Praktikum hindurch. In der Pause im Lehrerzimmer ergaben sich immer interessante Gespräche. Nach dieser Sitzung bereiteten meine Mentorin und ich den Nachmittag vor, an dem die neuen Schüler 4

kommen sollten. Meine Klasse bestand aus fünf Schülern mit geistiger Behinderung im Alter von 10-12 Jahren. Drei von ihnen kamen ganz neu in diese Schule, nur einen Schüler hatte die Lehrerin schon im vergangenen Jahr gehabt. Zwei der Schüler hatten eine Behinderung im Bereich der Autismusspektrumsstörungen, bei einem Schüler war Trisomie 21 diagnostiziert. Es war ein schöner Nachmittag mit gegenseitigem Kennenlernen. Die weiteren Tage Die Schule begann morgens immer um 8:20 Uhr. Meine Mentorin und ich trafen uns stets eine halbe Stunde vorher, um den Tag zu besprechen. Mittags endete die Schule um 11:55 Uhr. Montags, Dienstags und Donnerstags war von 13:30 Uhr bis 15:05 Mittagschule. Während des gesamten Praktikums habe ich den Sportunterricht übernommen. In den anderen Stunden habe ich hospitiert, manchmal haben wir zusammen unterrichtet (Teamteaching) oder aber oft zwei Gruppen gemacht. Je nach Stunde unterrichtete ich dann Mathematik, Deutsch oder Werken. Wenn ein Schüler beim Klassenunterricht eine Pause benötigte, so war es meine Aufgabe, diesen Schüler zu begleiten. Einige Stunden wurden auch zusammen mit der anderen vierten Klasse durchgeführt. Dies fand ich immer sehr abwechslungsreich. Bei schönem Wetter gingen wir auch nachmittags in den Wald, wo ich auch erlebnispädagogische Elemente ausprobieren konnte. In der letzten Schulwoche fand eine interkulturelle Projektwoche statt. Diese Woche planten meine Mentorin, die Lehrerin der anderen vierten Klasse und ich zusammen. Mir hat diese Projektwoche sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Sie war sehr abwechslungsreich. Viele Einheiten führten wir mit den beiden Klassen zusammen durch. In anderen Sequenzen teilten wir die beiden Klassen auch in drei Gruppen, von denen ich eine unterrichtete. Meinem Wunsch, auch mein Hauptfach katholische Theologie zu unterrichten, konnte nicht entsprochen werden, da in der Schweiz dieses Fach durch Katecheten unterrichtet wird, die dafür an die Schule kommen. In den vier Wochen hatte meine Klasse auch nur einmal Religionsunterricht, bei dem ich dann hospitieren durfte. Für die Katechetin war es das erste Mal, dass sie an einer Sonderschule unterrichtete. Diese Doppelstunde hat mir gut gefallen und ich war beeindruckt, wie sie ohne Vorerfahrung im Unterricht mit Schülern mit einer Behinderung diese Stunde gestaltet hat. 5

Rhythmik war ein weiteres Fach, das von einer eigenen Lehrerin unterrichtet wurde. Auch hier hospitierte ich und unterstützte die Lehrerin. Meiner Meinung nach hatten wir das schönste Klassenzimmer der Schweiz. Wir waren in der alten Kommende und hatten das Eckzimmer im obersten Stock. Von der Aussicht war ich jeden Tag neu begeistert. Morgens bot sich manchmal ein fantastischer Ausblick auf die Berge, die aus dem Nebelmeer ragten. Freizeit Raddampfer auf dem Vierwaldstätter See Unterrichtsvorbereitung und außerdem konnte ich so mit der Welt Kontakt halten. Mit dem Fahrrad erkundigte ich die nähere Umgebung. Dank Auto war ich auch sehr Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmerten sich sehr nett um mich und gaben mir wertvolle Ausflugtipps für die Region. Zudem richtete mir der technische Leiter extra Internet im Zimmer ein, worüber ich ganz begeistert war. Es war sehr hilfreich für die mobil. Nach Luzern betrug die Fahrzeit 20-30 Minuten. Die Stadt mit überdachter Holzbrücke und Vierwaldstätter See mit den alten Raddampfern und den umliegenden Berge ist wirklich sehr schön. Nur die Preise waren sehr abschreckend, zumal der Euro- Franken-Kurs in diesen Wochen sehr schlecht für mich als Deutschen war. Beim Einkaufen bin ich immer wieder erschrocken, wie viel ich bezahlen musste. Die hohen Preise der Bahn veranlassten mich leider jedes Mal, das eigene Auto zu nutzen, das wesentlich billiger war. Essen im Blick von der Rigi auf Luzern und Pilatus Holzbrücke in Luzern Restaurant war für mich als Student unbezahlbar. Sehr schön aber war ein Ausflug am Wochenende auf die sogenannte Königin der Berge, die Rigi (1800m). Mit dem Auto fuhr ich bis Weggis am Vierwaldstätter See. Zu Fuß ging es dann auf die Rigi. Die 1400 Höhenmeter habe ich gut gemeistert. Die Aussicht war gigantisch. Runter bin ich dann mit Zahnradbahn und Seilbahn und habe unten am See 6

noch ein Eis gegessen. Die Zentralschweiz, wie die Region heißt, ist einfach wunderschön. Abschied und Fazit Am letzten Schultag setzten wir uns in der Klasse zusammen und aßen zusammen das sogenannte Znuine [um neun Uhr], ein zweites Frühstück. Die Schüler hatten noch viele Fragen an mich und interessierten sich sehr für Deutschland und auch für meinen Urlaub in Italien, den ich an mein Praktikum anschloss. Sie freuten sich, dass ich Arbeiten, die ich beim Basteln und Werken mit den Schülern selbst erstellt habe, ihnen zur Erinnerung zurück ließ. Die Schulleiterin kam schließlich noch selbst in die Klasse, um sich von mir zu verabschieden. Dabei überraschte sie mich durch eine ganze Anzahl von Abschiedsgeschenken. Nach dem schönen Willkommen zu Beginn des Praktikums war ich nun wirklich überrascht und erfreut, wie ich als Praktikant auch verabschiedet wurde. Ich werde dieses Praktikum in guter Erinnerung behalten. Es war eine sehr schöne und abwechslungsreiche Zeit in der Schweiz. Zudem bin ich wirklich sehr angetan von der Freundlichkeit und Offenheit der Schweizer. Ich kann es mir gut vorstellen, später ein paar Jahre auch mal in der Schweiz zu arbeiten. 7