Ein Semester auf Gran Canaria Universidad de Las Palmas de Gran Canaria Malte Jasper - 5. Semester - BWL: Spedition, Transport & Logistik - DHBW Mannheim September 2013 - Januar 2014 1
Vorbereitung des Aufenthaltes Der Vorbereitungsaufwand meines Auslandssemesters war relativ überschaubar. Das lag zum einen daran, dass ich bereits über umfassende Spanisch-Kenntnisse verfügte und zum anderen an der Reisefreiheit in der EU, die ein visumfreies Reisen ermöglicht. Nach der Abgabe der Bewerbungsunterlagen im International Office wurde ich ca. einen Monat später zur Online Bewerbung der ULPGC (Universidad de Las Palmas de Gran Canaria) eingeladen. Hierfür werden unter anderem Kopien des Personalausweises sowie der EU-Versichertenkarte benötigt. Zusätzlich musste eine Zusatzversicherung für Unfälle auf dem Uni-Gelände abgeschlossen werden, welche für alle Studenten verpflichtend ist (ca. 25 Euro). Auch das Learning Agreement, welches in Absprache mit der Studiengangsleitung erstellt wurde, wird dafür benötigt. Die hierzu nötige Kurswahl gestaltete sich zunächst als sehr unübersichtlich, da man jeden Kurs einzeln auf der Website der Gast-Universität nachschlagen musste und die bereitgestellten Informationen eher dürftig sind. Im Endeffekt hat man allerdings bis Mitte Oktober für die endgültige Kurswahl Zeit, sodass man sich nicht stressen muss. Die Organisation der Anreise nach Gran Canaria ist problemlos möglich, da aus fast allen deutschen Städten mehrere Flüge pro Woche starten. Angeboten werden die Flüge von Tuifly, Condor, Ryanair, Norwegian und Vueling (mit Umstieg in Barcelona). Vom Flughafen fährt alle 30 Minuten ein Bus in die Stadt (20 Minuten Fahrzeit). Da ich von ehemaligen Erasmus-Studenten erfahren hatte, dass es genug Wohnungen gibt und sich vor Ort viele spontane Wohngemeinschaften bilden, habe ich die Wohnungssuche erst nach meiner Ankunft in Angriff genommen. Die Universität bietet auch Wohnungen an, diese sind allerdings verhältnismäßig teuer und liegen außerdem abseits der Stadt (dafür dann aber direkt auf dem Uni-Campus). Für die ersten drei Nächte habe ich daher einfach ein Hostel in Las Palmas reserviert. Studium im Gastland Im Bus vom Flughafen nach Las Palmas habe ich bereits andere Austauschstudenten kennengelernt, mit denen ich direkt die Stadt erkundet und die Termine der Einführungswoche besucht habe. Die ersten zwei Tage der Einführungswoche bestanden aus formellen Treffen und Begrüßungsveranstaltungen der Universitäten und der Fakultäten. Es wurde das Angebot der Uni und der verschiedenen Studentengruppen vorgestellt und alles Organisatorische erläutert. Insgesamt verbringen jährlich über 1000 Austauschstudenten ihr Semester an der Universität, insgesamt kommt die Uni so auf 24 000 Studenten. An den anderen Tagen der Einführungswoche wurden Ausflüge auf der Insel und Surfkurse angeboten. 2
Die Fakultät für Wirtschaft und Jura liegt auf dem größten Uni-Campus in Tafira, welches in 20 Minuten mit dem Bus entfernt auf gut 500 Metern Höhe liegt und einen tollen Ausblick auf Las Palmas bietet. Zudem bietet die Höhe den Vorteil, dass es bei hohen Temperaturen im Sommer deutlich erträglicher ist als in der Stadt. Die Palmen auf dem Campus geben dem Studieren ein besonderes Flair. Die Kurswahl vor Ort war in Ordnung. Man durfte zwar theoretisch sämtliche Kurse wählen, jedoch war eine Kombination von Kursen aus verschieden Jahren oder Studiengängen nur begrenzt möglich. Das lag vor allem daran, dass ein normaler Kurs drei Termine pro Woche hat und Terminkollisionen somit sehr wahrscheinlich sind. Viele Studiengänge werden sowohl vormittags als auch nachmittags angeboten. Einigen Austausch-Kommilitonen wurde die Teilnahme an den Vormittags-Kursen verwehrt, da diese im Gegensatz zu den Nachmittags-Kursen öfters überfüllt waren. Ich hatte diesbezüglich keine Probleme, da die Kurse des 4. Studienjahres von Administracion de Empresas (BWL) sowieso nur nachmittags stattgefunden haben. Die Kurse waren alle in Gruppen von bis zu 35 Studenten eingeteilt, was eine einigermaßen angenehme Lernatmosphäre gewährleistet hat. Es bestand für alle Kurse Anwesenheitspflicht und durch die Organisation in Klassen fühlte man sich ab und an die eigene Schulzeit erinnert, wofür aber auch die typisch spanische Lautstärke verantwortlich sein kann. Ich habe insgesamt vier Kurse an der Fakultät für Wirtschaft sowie einen Spanisch-Kurs belegt. Pro Woche und Kurs gab es je zwei Einheiten Theorie sowie eine Praxisstunde. In einem Kurs wurde dabei in dieser beispielsweise in kleineren Gruppen ein fiktives Unternehmen gegründet, welches mit den anderen Gruppen konkurrieren musste, in dem wir verschiedene Unternehmensstrategien anwenden und ausgestalten mussten. Die Präsentationen und Mitarbeit in den Praxisstunden haben je nach Kurs bis zu 30 Prozent der Gesamtnote ausgemacht. Zusätzlich gab es teilweise Zwischentests während des Semesters, die finalen Klausuren fanden abschließend im Januar statt (können aber in Ausnahmefällen vorgezogen werden). Für alle Erasmus-Studenten wurde ein Spanisch-Kurs auf verschiedenen Sprachniveaus angeboten (A1/A2, B1 sowie B2), der kostenfrei ist und für den man sechs ECTS-Punkte angerechnet bekommen kann. 3
Aufenthalt im Gastland Auch wenn Gran Canaria über 1000 Kilometer vom spanischen Festland und nur 200 Kilometer von Marokko entfernt liegt, könnte es europäischer nicht sein. In unmittelbarer Nähe zum Flughafen erwarten einen große IKEA- und Carrefour-Märkte, sodass man sich wie auf dem europäischen Festland fühlt, an die Nähe zu Afrika wird man dagegen nur ganz selten erinnert. Nach nicht einmal zwei Tagen hatte ich das perfekte Zimmer über das Internet gefunden (www.easypiso.com) - 2 Minuten zur Bushaltestelle des Uni-Bus (Guagua 26), ausschließlich Spanisch sprachige Mitbewohner und nur 100 Meter bis zum Stadtstrand Las Canteras. Las Palmas ist mit 380 000 Einwohnern die größte Stadt der kanarischen Inseln und bietet neben dem tollen Strand, der auf drei Kilometern parallel zu einem der Stadtzentren verläuft, auch viele kulturelle Veranstaltungen. Hierbei ist neben vielen Konzerten vor allem der berühmte Karneval zu nennen, welchen ich allerdings leider nicht mehr sehen konnte, da er jedes Jahr im Februar stattfindet. Aus Sicht eines Erasmus-Studenten bietet die Insel ein tolles Freizeitangebot. Neben unzähligen Stränden und Wassersportarten bietet die Insel auch schöne Wanderungen. Und sollten einem doch einmal die Pläne ausgehen, kann man sich auf den anderen Inseln umsehen, welche man dank des Bewohner-Status mit 50 Prozent Preisnachlass günstig per Fähre oder Propellermaschine besuchen konnte. Die Eurokrise hat Spanien besonders hart getroffen, was man auch in Las Palmas überall in Form von leerstehenden Geschäften und Wohnungen sehen kann. Gerade die jungen Akademiker haben keine guten Zukunftsaussichten und in vielen Vorlesungen werden die Auswirkungen der Krise und notwendigen Maßnahmen des Staates diskutiert. Trotz des boomenden Tourismus und des großen Hafens von Las Palmas müssen sich daher viele Kommilitonen nach Alternativen im Ausland umsehen. Persönliche Wertung Die Erfahrung, in einem fremden Umfeld und in einer anderen Sprache zu studieren, war sehr positiv und motivierend. Die Herausforderung der Sprache konnte ich dank meiner Vorkenntnisse gut meistern, auch wenn man selbstverständlich nicht immer folgen konnte. Trotzdem hat man das Gefühl bekommen, gut mitarbeiten zu können, sodass ich jetzt definitiv weniger Respekt davor habe, in Zukunft im Ausland zu arbeiten. Inhaltlich hat mir sehr gefallen, dass die theoretischen Vorlesungen regelmäßig mit praktischen Unterrichtseinheiten kombiniert wurden und somit der Arbeitsaufwand sich auf das ganze Semester verteilt hat. 4
Vom Anspruch habe ich das Studium als gleichwertig zur DHBW empfunden, auch wenn eine abschließende Beurteilung schwierig ist, da sich die Studiengänge nur teilweise überschneiden. Auf der persönlichen Seite nehme ich eine tolle Erfahrung und viele wichtige Begegnungen mit nach Hause. Für ein paar Monate auf einer Insel zu leben, ist ein besonderes Erlebnis und ich bin mir sicher, dass viele von den Menschen, die ich während dieses Semesters kennengelernt habe, auch in Zukunft meine Freunde bleiben. Malte Jasper 30.01.2014 Quelle der Fotos: www.wikipedia.de 1. Anhang: Tabelle mit den absolvierten Kursen Studiengang an DHBW: Spedition, Transport & Logistik Kurs-Code* Kursbezeichnung Credits Estrategia empresarial Gastuniversität* 6 Planificacion y control de gestion 6 Distribucion comercial y gestion de ventas 3 Dirrecion de empresas internacionales 3 Español como lengua extranjera 6 5