20 Fallbeispiele zu möglichen Gefahrensituationen im Verkehr für Kinder



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Transkript:

20 Fallbeispiele zu möglichen Gefahrensituationen im Verkehr für Kinder Beschreibungen von Verkehrssituationen/Verkehrssicherheitsgefahren für Kinder 10 spezifische Fallbeispiele für die Gruppe der 6-8 jährigen und 10 Fallbeispiele für die Gruppe der 8-10 jährigen. Verkehrspädagogische Konzeption der FGM Forschungsgesellschaft Mobilität, Gudrun Uranitsch und Günther Illek erarbeitet für: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Dipl. Ing. Dr. Eva-Maria Eichinger-Vill 6.März 2008

1. Hintergrundinformation zu Kindern im Straßenverkehr 1.1 Die Entwicklung der Wahrnehmung im Kindesalter Warum sind Kinder sind im Straßenverkehr so besonders gefährdet? Die Gründe liegen in der Wahrnehmungsweise von Kindern und in ihrem Verhalten im Straßenverkehr. Das zentrale Merkmal der kindlichen Wahrnehmung liegt in ihrer egozentrischen Erlebnis- und Denkweise. MUELLER-LUEKEN betont folgende Charakteristika der kindlichen Wahrnehmung in Zusammenhang mit dem Straßenverkehr: Die Sinneswahrnehmungen sind bei Kindern bis zum Alter von ungefähr sieben Jahren noch unvollständig differenziert (vgl. MUELLER-LUEKEN 1972). Die Diskriminationsfähigkeit der Sinne ist selbst bei Grundschulkindern noch sehr gering, das bedeutet, dass Wesentliches von Unwesentlichem nicht unterschieden und daher in gleicher Weise wahrgenommen wird. Auf Grund der zuvor genannten egozentrischen Erlebnis- und Denkweise (vgl. PIAGET 1969) fehlt dem Kind bis zum Alter von acht Jahren noch jedes Perspektiven- und Positionsbewusstsein. Es ist auch nicht in der Lage, zwei getrennte Wahrnehmungen (z.b. Größe und Entfernung) zu einer komplexen Wahrnehmung zu koordinieren. Die Fähigkeit, Geschwindigkeiten abzuschätzen, ist eng mit der Entwicklung des Zeitbegriffs verbunden. Erst mit rund acht Jahren ist ein Kind in der Lage, eine Beziehung zwischen einer zurückgelegten Strecke und der dafür benötigten Zeit herzustellen. Ab diesem Zeitpunkt besitzt das Kind eine entsprechende Raumvorstellung (vgl. LIMBOURG 1994). Kinder sind impulsiv und spontan. Ihre ganze Konzentrationsfähigkeit gilt dem Spiel und behindert daher ihre Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. Das Verhalten von Kindern im Straßenverkehr ist vor allem durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: Kinder wählen den kürzesten und nicht den sichersten Weg. Auch Kinder, die bereits theoretisch auf den Verkehr vorbereitet sind, können in der Praxis durch Ablenkung (also durch FreundInnen oder plötzliche Geräusche) überraschend und unvorhersehbar gesicherte Wege verlassen und auf die Fahrbahn laufen. 1.2 Die visuelle Wahrnehmung Ein volles Verständnis für einfache Perspektiven ist nach PIAGET und INHELDER (vgl. PIAGET/INHELDER 1971, zit.n. LIMBOURG 1994, S. 62) erst im Alter von neun bis zehn Jahren vorhanden. Damit ist es aber Kindern bis zu diesem Alter nicht möglich, sich in andere VerkehrsteilnehmerInnen hinein zu versetzen. Kinder, die sich hinter parkenden Autos befinden, sind der Meinung, dass AutofahrerInnen sie sehen müssten, da sie ja das Fahrzeug auch sehen können. Die Tiefenschärfenwahrnehmung ist erst mit neun Jahren vollständig ausgebildet, das bedeutet eine Einschränkung des Entfernungsschätzens (vgl. LIMBOURG 1994, S. 62). Eine

zuverlässige Links- Rechts - Unterscheidung kann von achtjährigen Kindern noch nicht erwartet werden. Foto: Copyright FGM 1.3 Die auditive Wahrnehmung Kinder bis zu sechs Jahren haben noch Schwierigkeiten mit der Lokalisierung von Geräuschen. Für den Straßenverkehr bedeutet dies, dass sie Verkehrslärm weder orten können noch in der Lage sind, die Richtung, aus der ein Fahrzeug kommt, richtig einzuordnen. Diese Fähigkeit ist jedoch im Verkehrsbereich unerlässlich, um ergänzende Informationen aus dem toten Sichtwinkel zu liefern, um Ereignisse, die sich im Rücken oder in der Entfernung zutragen oder Signale, die durch Ablenkung übersehen wurden, zu melden (WARWICK 1993, S.33). 1.4 Die Entwicklung des Denkens im Kindesalter Nach Piaget entwickeln sich die kognitiven Fähigkeiten im Kindesalter in mehreren Stufen. In der konkretoperationalen Stufe, also zwischen sechs und zwölf Jahren, sollten Kinder im realen Straßenverkehr lernen, wie sie sich verhalten sollen, da sie in diesem Alter zu Transferleistungen von Übungen im Schonraum zu angemessenem Verhalten im Verkehrsraum noch nicht in der Lage sind (vgl. LIMBOURG 1994, S. 67)

2. Hintergrundinformation zu Kindern als RadfahrerInnen Kinder beginnen mit etwa vier Jahren Rad zu fahren, bereits 90% der Fünfjährigen besitzen ein Fahrrad (vgl. GÜNTHER 1988, zit.n. LIMBOURG 1994). Aus dem in der Kindheit verwendeten Spielzeug wird nach und nach - spätestens aber ab der vierten Schulstufe - das Verkehrmittel Fahrrad, das durch den Erwerb eines Fahrausweises zusätzlich an Attraktivität gewinnt. Während Kinder in Deutschland bereits ab dem achten Lebensjahr allein auf der Straße fahren dürfen (STRASSENVERKEHRSORDNUNG Deutschland 1998), dürfen Kinder in Österreich erst nach positiver Absolvierung der Radfahrprüfung und Vollendung des zehnten Lebensjahres das Fahrrad unbegleitet im Straßenverkehr benützen, sonst ab zwölf Jahren (STRASSENVERKEHRSORDNUNG Österreich 1960). Grundsätzlich gilt, dass Kinder motorische und verkehrsbezogene Fähigkeiten entwickelt haben müssen, um den Anforderungen des Straßenverkehrs zu entsprechen. Erst zwischen acht und zehn Jahren sind Kinder in der Lage, die für das Radfahren erforderlichen motorischen Leistungen wie Gleichgewicht halten, Bremsen, Lenken, Spur halten oder Kurven fahren zu erbringen. Hinzu kommen noch eine Reihe von verkehrsbezogenen Fähigkeiten wie das Erkennen von Gefahren, ein Verständnis für den Straßenverkehr, das Begreifen von Verkehrsregeln und die Geschwindigkeitseinschätzung, die für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr erforderlich sind. Während die meisten psychomotorischen Fähigkeiten bei ausreichendem Radfahrtraining bis zum Alter von acht bis zehn Jahren ausgebildet sind, dauert die Entwicklung der zum Verständnis des Straßenverkehrs notwendigen geistigen Fähigkeiten noch bis zum Alter von zwölf bis 14 Jahren an (vgl. LIMBOURG 1994). 2.1 Verhalten am Fahrrad Wenn man sich das Verhalten von Kindern als RadfahrerInnen ansieht, so fällt auf, dass viele zwar bereits mit 4 Jahren die motorischen Fähigkeiten haben, das Fahrrad zu beherrschen: sie können bremsen, Kurven fahren und die Spur halten. Im Straßenverkehr sind sie jedoch mit komplexen Mehrfachaufgaben, also mit Situationen, in denen mehrere Tätigkeiten gleichzeitig erledigt werden müssen, konfrontiert, die sie überfordern. Sich zu orientieren, wo man hin will, Verkehrszeichen und Vorrangregeln beachten, Handzeichen geben, sich richtig einordnen, die Geschwindigkeit richtig wählen, sich also permanent zu konzentrieren und richtig zu reagieren überfordert die Kinder im Straßenverkehr. Unter 8 Jahren sind sie daher nicht in der Lage, als RadfahrerInnen selbständig am Straßenverkehr teilzunehmen. Was allgemeines Verkehrswissen betrifft, sind sie sehr gut trainierbar, die große Problematik besteht jedoch darin, dass sie dieses Wissen nicht praktisch umsetzen können, was bedeutet,

dass bis ins Schulalter theoretisches Verkehrswissen und praktisches Verkehrsverständnis noch miteinander in Verbindung gebracht werden können. Wie sieht es mit der Unfallgefahr aus? Am gefährdetsten sind Kinder als Fußgänger bis zum 9. Lebensjahr. Als RadfahrerInnen ist ihr Unfallrisiko in der Altersklasse der 6 bis 9 jährigen am größten, wobei es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt: Buben verunglücken häufiger als Mädchen, die Ursachen liegen einerseits in ihrer höheren Risikobereitschaft, und andererseits in ihrem spontanen, manchmal unbedachten Spiel.

Fallbeispiel 1: Kinder glauben, Autos können -so wie siesofort stehen bleiben Kinder gehen davon aus, dass Autos und andere Fahrzeuge so wie FußgängerInnen sofort stehen bleiben oder anhalten können. So stellen sie keine großen Überlegungen an, bevor sie eine Straße überqueren. Außerdem können sie auf Grund ihres Alter Geschwindigkeiten nicht richtig einschätzen. Copyright FGM Als Elternteil das Kind bewusst begleiten und auf die Gefahren aufmerksam machen, ihm ein gutes Vorbild sein. Kinder sind gute BeobachterInnen und werden daraus lernen. Es empfiehlt sich, die verschiedenen Situationen zu verbalisieren, eventuell im Schonraum nachspielen. Bei den Erzählungen des Kindes auf das Erlebte aus Kinderperspektive achten, daraus können Gefahren und Unsicherheiten des Kinder besser entschlüsselt werden.

Fallbeispiel 2: Kinder und Dunkelheit Auf schlecht beleuchteten Straßen, bei Schlechtwetter und Dämmerung wird man leicht übersehen. Reflektoren können die Sichtbarkeit erhöhen. Auch helles Gewand speziell während der dunklen Jahreszeit und in der Dämmerung - trägt zur besseren Sichtbarkeit bei.

Fallbeispiel 3: Kind sieht FreundInnen auf der anderen Straßenseite Sobald ein Kind eine/n FreundIn auf der gegenüberliegenden Straßenseite erblickt, will es zu diesem / dieser hinüberlaufen. Meist tut dies das Kind auf direktem Weg, wobei dieser Weg meist diagonal über die Fahrbahn führt, also der längste Weg auf der Fahrbahn ist. Quelle: Straße und Verkehr 1, Schweiz 1982. Das Kind soll nach genauem Blick links rechts links die Fahrbahn zügig und auf kürzestem Weg überqueren. Erreicht werden kann dies durch Vorbildwirkung von Erwachsenen und bewusstes Üben mit den Eltern.

Fallbeispiel 4: Ball rollt auf die Straße Der Aktionsraum von Kindern wird heutzutage immer mehr eingeengt: Der Weg zum Spielplatz führt entlang oder neben stark befahrenen Straßen und ist oft weit entfernt für Kinderfüße. Ballspiele auf der Straße können im Interesse des Kindes nur in ausgewiesenen Wohnstraßen toleriert werden Quelle: Wenn Kinder Räder bekommen, IG Velo Schweiz. Die Kinder vorallem anfangs, wenn das Spielen am Spielplatz noch neu ist oder auch der Weg dorthin noch nicht bekannt, begleiten, beraten und sukkzessive alleine zurücklegen lassen. Das Kind mit geeigneten und bequemen Taschen oder Rucksäcken für Spielmaterialien und Bälle ausstatten.

Fallbeispiel 5: Kinder sind durch ihre Größe im Straßenverkehr gefährdet Kindern ist aufgrund ihrer geringen Größe oftmals die Sicht auf die Fahrbahn versperrt. Dies geschieht vor allem durch parkende Autos. Häufig reagieren Kinder auf diese Situation mit plötzlichem Loslaufen. Für andere VerkehrsteilnehmerInnen sind sie daher erst auf der Fahrbahn erkennbar. Dadurch besteht erhöhte Unfallgefahr. Foto: Copyright FGM Ein möglicher Ansatzpunkt, diese Situation zu entschärfen, ist es, dem Kind beizubringen, bis zum Rand der parkenden Autos vorzugehen und von dort aus die Straße zu überblicken. So ist es dem Kind möglich, Blickkontakt mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen aufzunehmen. Foto: Copyright FGM

Fallbeispiel 6: Fehlender Gehsteig Da es vor allem in ländlichen Bereichen vorkommen kann, dass der Schulweg entlang von verkehrsreichen Straßen läuft, die keinen Gehsteig haben, ist das Kind nahezu gezwungen, am Fahrbahnrand zu gehen. Durch das dem Kind eigene Verhalten (schlendern, träumen, auf Dinge abseits der Straße konzentriert sein etc.) besteht erhöhte Unfallgefahr. Erschwert wird die Situation bei kurvenreicher Straße mit natürlichen Sichthindernissen! Ein Dem Kind beibringen, auf der linken Straßenseite zu gehen, damit sowohl das Kind entgegenkommende Verkehrsmittel sieht als auch die entgegenkommenden VerkehrsteilnehmerInnen die Möglichkeit haben, einzuschätzen, ob sie vom Kind gesehen werden. Bei nichtvorhandenem Gehsteig (siehe Foto) gibt es folgende Möglichkeiten: 1. Dem Kind einen anderen sicheren Weg vorschlagen, auch wenn dieser einen Umweg darstellt. 2. An das Kind eindringlich appelieren, auf diesem Abschnitt des Weges konzentriert zu bleiben und links zu gehen. In allen Fällen sollte der Schulweg zu Fuß gemeinsam mit den Eltern geübt werden. Foto: Copyright FGM

Fallbeispiel 7: Verhalten beim Überqueren des Schutzweges Nur rund 40 Prozent der österreichischen Autofahrer stoppen laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) vor ungeregelten Schutzwegen und lassen FußgängerInnen über die Straße. Bei Dunkelheit sinke die Bereitschaft, stehen zu bleiben sogar bis auf 10 Prozent. Schuld daran ist laut KfV ein Wildwuchs bei Zebrastreifen - allzu oft werde nämlich dem Ruf nach einem Schutzweg entsprochen, ohne ausreichend zu prüfen, ob dieser auch wirklich ein Mehr an Sicherheit bringt. Umso schwieriger ist es für Kinder, die notwendige Aufmerksamkeit zu bekommen. Quelle: Lernprogramm zur verbindlichen Übung Verkehrserziehung für die 1. und 2. Schulstufe, Kuratorium für Verkehrsicherheit, Wien 1993 Infrastruktur, wie adäquate Beleuchtung, Blinklichter und Bodenmarkierungen können helfen, die Aufmerksamkeit von AutofahrerInnen zu erhöhen. Kinder sollten lernen, nicht voreilig über eine Straße zu gehen, sondern zu warten, bis herannahende Autos wirklich stehen bleiben. Blickkontakt aufnehmen und mit einem Handzeichen auf sich aufmerksam machen, dass das Kind über die Straße gehen will, kann diesen Vorgang unterstützen. Weiters sollte ein Schutzweg besser Zebrastreifen genannt werden, um den vermeintlichen Schutz, den dieser bieten soll, nicht überzubewerten.

Fallbeispiel 8: Baustellen am Gehsteig Der mit Kindern eingeübte Alltagsweg kann plötzlich durch Hindernisse versperrt werden. Baustellen, parkenden Autos, Gerüste und dergleichen verhindern ein gefahrenloses Vorankommen auf derselben Fahrbahnseite. Straßenquerungen sind an diesen Stellen zumeist gefährlich! Quelle: Lernprogramm zur verbindlichen Übung Verkehrserzeihung für die 1. Schulstufe, KfV. Dem Kind verschiedene Alltagswege zeigen, damit es Alternativen hat. Auch die BaustellenbetreiberInnen sollten darauf achten, dass FußgängerInnen ihren Weg gefahrlos fortsetzen können, z.b: hinter einer Gitterabsperrung, einer rechtzeitigen Beschilderung, die rechtzeitig auf die Baustelle aufmerksam macht oder Teile der Straße deutlich ausschildern und zum Fußweg umzufunktionieren.

Fallbeispiel 9: Zu kurze Grünphasen Ampelgeregelte Übergänge sind die sicherste Möglichkeit für Kinder, die Straße zu überqueren. Ist die Grünphase allerdings zu kurz, wird das Kind beim nächsten Mal an dieser Kreuzung sofort loslaufen, ohne nach links oder rechts zu schauen. Foto: Copyright FGM Von Seite der Gemeinde wäre die Grünphase zu verlängern. Bis dahin sollten die Eltern des Kindes diesen Übergang gemeinsam üben es auf die möglichen Gefahren aufmerksam machen.

Fallbeispiel 10: Gefahren rund um den Schulweg Mit Eintritt in die Schule beginnt sich das Leben der Kinder ziemlich auf den Kopf zu stellen. Von Tag zu Tag werden sie selbstbewusster und schon bald wollen sie alleine oder mit FreundInnen in die Schule gehen. Dafür müssen sie aber erst die Gefahren ihres Schulwegs kennenlernen! Foto: Copyright FGM Kinder sind gute BeobachterInnen Die Eltern machen die richtigen Verhaltensweisen vor und kommentieren die einzelnen Schritte dabei laut: "Die Ampel steht auf 'Grün', trotzdem müssen wir zuerst stehen bleiben, weil wir auf die abbiegenden Autos oder RadfahrerInnen achten." Bevor Kinder alleine gehen, sollen sich Eltern vergewissern, dass ihr Kind den Schulweg alleine zurücklegen kann. Eine Beobachtung aus der Ferne kann Eltern helfen, Aufschluss über das Verkehrsverhalten ihres Kindes zu bekommen und gegebenenfalls den Schulweg nochmals gemeinsam zu üben bzw. ihn zu thematisieren. Ampeln, Zebrastreifen, einbiegende Autos, Toreinfahrten oder Straßenlärm sind Eindrücke, die das Kind gleichzeitig verarbeiten muss. Konzentrationsübungen und lebendige Gespräche helfen außerdem, das Erlebte zu verarbeiten und geben Aufschluss darüber, welche Gefahren das Kind im Straßenverkehr aus seiner Erfahrung und Empfindung besonders beschäftigen. Rollenspiele über Situationen im Straßenverkehr ermöglichen weiters ein Training im geschützten Raum.

Fallbeispiel 11: Aus dem Bus aussteigen Quelle: Lernprogramm zur verbindlichen Übung Verkehrserziehung für die 3. und 4. Schulstufe, KfV. Wenn ein Kind aus dem Bus aussteigt, sei es allein oder in der Gruppe, stellt sich das Problem, wo das Kind die Straße überquert. Falsch ist es, am haltenden Bus vorbei über die Straße zu laufen. Fährt das Kind mit öffentlichen Verkehrsmitteln, muss das richtige Verhalten an der Haltestelle, das sichere Ein- und Aussteigen geübt werden. Beim Überqueren der Straße ist es am besten, wenn das Kind wartet, bis der Bus weiterfährt, damit es wieder die gesamte Fahrbahn überblicken kann, um abzuschätzen, wann es sicher die Straße überqueren kann.

Fallbeispiel 12: Aus dem Auto aussteigen Aus Angst vor den Gefahren des Straßenverkehrs führen Eltern ihre Kinder mit dem Auto. Das ist eine Ursache für noch mehr Verkehr- die so genannte Verkehrsspirale entsteht. Neben der Unfallgefahr im Auto ist auch beim Aussteigen Vorsicht geboten! Kinder, die auf der Straße aus dem Auto aussteigen, befinden sich erst recht im Gefahrenbereich des Straßenverkehrs und unterschätzen dies auf Grund der passiven Situation im Auto zuvor. Foto: Copyright FGM Rechts ranfahren und Kinder immer rechts auf dem Gehsteig, am Parkplatz oder am Straßenrand aussteigen lassen. Ausreichend Zeit zum Aussteigen geben. Hektische Aussteigesituationen provozieren Unfälle.

Fallbeispiel 13: Anschnallen im Auto Die im Fallbeispiel 12 genannte Verkehrsspirale birgt noch weitere Gefahren. Statistiken zeigen, dass Kinder als BeifahrerInnen in Autos am häufigsten verunglücken. Auch das Thema Anschnallen im Auto ist hier zu erwähnen. Viele Kinder wollen nicht angeschnallt werden, manchmal ist auch die Strecke zum Ziel so kurz, dass die Eltern darauf verzichten. Bei einem Unfall kann das fatale Folgen haben! Foto: Copyright FGM Kinder unbedingt und auch auf kürzesten Strecken anschnallen, bei jüngeren Kindern entsprechende Sitze (Kinderrückhaltesysteme) verwenden! Die Körpergrösse bestimmt die Wahl des richtigen Kindersitzes. Bis zu einer Körpergrösse von 150 cm ist die auch für etwas ältere Kinder die Verwendung eines Sitzkissens verpflichtend. Bei Schalensitzen auf richtiges Anbringen (z.b.richtung) achten! Die zu frühe Verwendung des Erwachsenengurtes birgt Verletzungsgefahr. Kindersitz muss Mindestnorm ECE 44/03 entsprechen.

Fallbeispiel 14: Radfahren und Linksabbiegen Linksabbiegen im Straßenverkehr ist für Kinder eine der größten Schwierigkeiten, denen sie sich stellen. Der komplexe Vorgang von Zurückschauen, Handzeichen geben, Gegenverkehr und dessen Vorrang beachten stellet eine komplexe Mehrfachaufgabe dar und ist nur durch regelmäßiges Üben zu erlernen. Zunächst jedoch ist das Kind am Fahrrad oft verunsichert, wenn es sich das erste Mal im Straßenverkehr bewegt. Dadurch und durch Fahrtechnikmängel kann es zu Unfällen kommen. Foto: Copyright FGM Durch gezieltes Radfahrtraining im Straßenverkehr unter professioneller Aufsicht können Kinder üben und so ihre Fähigkeiten verbessern. In Graz wird dieses Radfahrtraining für alle vierten Klassen der öffentlichen Grazer Schulen angeboten, wünschenswert wäre eine Ausdehnung des Trainings auf ein weiteres Jahr. Weiters sollten Kinder zunächst im so genannten Schonraum (z.b. im Hof oder Verkehrserziehungsgarten) die Fahrtrechnik erlernen und mit den Eltern von klein an regelmäßig Radausflüge auf Radwegen und verkehrsberuhigten Strecken unternehmen. Eltern sollten das Kind vorausfahren lassen, um zu sehen, wie routiniert ihr Kind bereits am Rad unterwegs ist. Denn nur Übung macht den / die MeisterIn!

Fallbeispiel 15: Beim Radfahren zu weit rechts Eingeschüchtert durch den Verkehr bewegen sich Kinder auf der Fahrbahn häufig zu weit rechts. In stressreichen Situationen stellen dann Gehsteigkante, Bodenunebenheiten, Schlaglöcher oder Kanaldeckel gefährliche Hürden dar, die schnell zu einem Unfall führen können. Auch das Ausfahren von Parklücken ist ein häufiger Fehler von AnfängerInnen! Foto: Copyright FGM Eltern sollen ihr Kind öfter begleiten und ihm die richtige Spur vorgeben (ca. 1 Meter Abstand vom Straßenrand). Dabei sollte das Kind eine Radlänge Abstand halten vom Elternrad halten und immer bremsbereit (mit beiden Händen auf den Bremshebeln) fahren. Auch hier gilt: je öfter und routinierter das Kind Rad fährt, desto sicherer und selbstbewusster verhält es sich im Verkehr.

Fallbeispiel 16: Fehlender Überblick in Kreuzungsbereichen Kinder fahren oft nicht weit genug in eine Kreuzunng ein und sind so nicht in der Lage, die Kreuzung zu überblicken. So bleiben sie oft schon direkt bei einem Stoppschild stehen statt bei der Haltelinie, die sich noch ein paar Meter weiter vorne befindet und können den Querverkehr nicht einsehen. Foto: Copyright FGM Wie schon in den zuvor genannten Beispielen ist es wichtig, durch Radfahrtraining im realen Straßenverkehr verkehrssicheres Radfahrverhalten zu üben. 2 Tipps: beim Herannahen an die Kreuzung Gang zurückschalten, vor dem Wegfahren die Pedale Abfahrt bereit halten, damit das Kind rasch losfahren kann!

Fallbeispiel 17: Spielen hinter Autos Abgestellte Autos in verkehrsberuhigten Bereichen oder Fußgängerzonen werden von Kindern nicht mehr als Gefahrenquelle angesehen. Spielen hinter Fahrzeugen kann aber gefährlich werden, wenn das Kind in seine Spielwelt vertieft ist und nicht bemerkt, dass jemand eingestiegen ist und losfahren möchte. Quelle: Lernprogramm zur verbindlichen Übung Verkehrserziehung für die 1. und 2. Schulstufe, Kuratorium für Verkehrsicherheit, Wien 1993 Lösungsansatz: Kleine Kinder beaufsichtigen, größeren Kindern erklären, dass sie hinter abgestellten Fahrzeugen nicht spielen dürfen.

Fallbeispiel 18: Kinder hören Musik Neue elektronische Geräte wie CD-Player, ipods etc. werden von Kindern auf dem Schulweg verwendet und lenken von der Umgebung ab. So auch vor mancher Gefahr im Straßenverkehr! Copyright FGM Lösungsansatz: Eltern sollen ihrem Kind erklären, dass es im Verkehr auf diese Geräte verzichtet. Nicht eine strenge Vorgehensweise, sondern erklärende Gespräche sollten zum Ziel führen.

Fallbeispiel 19: Ein- und Ausfahrten Ein- und Ausfahrten werden oft nicht als Teil des Verkehrs wahrgenommen. Da die Situation für das herausfahrende Auto ebenfalls sehr unübersichtlich ist, herrscht in solchen Momenten ein großes Gefahrenpotenzial. Copyright FGM Lösungsansatz: Kinder darauf aufmerksam machen, dass auch Ein- und Ausfahrten von Verkehr betroffen sein können. Wieder gilt: Augen auf und auf Musikgeräte, die die Wahrnehmung beeinträchtigen, verzichten!