HIV Ein Thema für die Altenpflege?! Menschen mit HIV in der Langzeitpflege Fakten, Mythen, Herausforderungen Referentin für soziale Sicherung und Versorgung Deutsche AIDS-Hilfe
In Deutschland leben ca. 88.000 Menschen mit HIV. Jährlich werden den ca. 3.000-3.500 Fälle neu diagnostiziert. Ca. 450 Menschen mit HIV versterben jährlich. Mehr als 1/3 der Neudiagnosen sind Spätdiagnosen im fortgeschrittenem Immundefekt. 2
Altersverteilung HIV 2015 ca 40% sind über 50 Jahre 3
HIV heute Die HIV-Infektion ist heute eine chronische Erkrankung Behandelt wird mit einer Kombinationstherapie (ART) durchgeführt. Die Behandlung muss lebenslang genommen werden. HIV ist nicht heilbar, aber behandelbar. Das Virus kann nicht vollständig wieder aus dem Körper entfernt werden. Ziel der Therapie ist die Senkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze. Nicht nachweisbar = nicht ansteckend 5
HIV heute Bei rechtzeitigem Therapiebeginn ist AIDS heute eine vermeidbare Komplikation der HIV-Infektion Die Lebenserwartung von Menschen mit HIV ist bei wirksamer Behandlung heute annähernd normal Es besteht kein besonderer Hygiene- oder Schutzbedarf Es besteht kein besonderer Hygiene- oder Schutzbedarf Es besteht kein besonderer Hygiene- oder Schutzbedarf 6
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Menschen mit HIV, ein bunter Strauß Diversität der Lebenswelten: Schwule und andere Männer die Sex mit Männern haben (MSM) Drogengebrauchende Menschen Heterosexuelle Migrant_innen Sexarbeiter_innen Obdachlose Menschen aus dem Knast Bluter / über Blutprodukte infizierte Menschen 8
Mehrfachstigmatisierungen: HIV + Sexuelle Orientierung Drogengebrauch Migrationshintergrund Knasterfahrung Sexarbeit Psychische Erkrankung Vorurteile, Phantasien und irrationale Ängste 9
Nach 30 Jahren: Normale Lebenserwartung Irrationale Infektionsängste Diskriminierung/ Stigmatisierung Vorurteile 10
Zweifache Herausforderung an die Altenpflege Menschen mit HIV als Kunden, Bewohner_innen Menschen mit HIV als Mitarbeiter_innen 11
HIV in der Langzeitpflege 12
HIV heute Die HIV-Infektion ist heute eine chronische Erkrankung Behandelt wird mit einer Kombinationstherapie (ART) durchgeführt. Die Behandlung muss lebenslang genommen werden. HIV ist nicht heilbar, aber behandelbar. Das Virus kann nicht vollständig wieder aus dem Körper entfernt werden. Ziel der Therapie ist die Senkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze. Nicht nachweisbar = nicht ansteckend Es besteht kein besonderer Hygiene- oder Schutzbedarf 13
Schweigepflicht statt Mitteilungspflicht Der HIV-Infizierte ist nicht verpflichtet seine Infektion mitzuteilen; weder dem Personal, noch den Mitbewohner_innen in stationären Einrichtungen Bekommen Sie Kenntnis von der HIV-Infektion unterliegt diese Mitteilung der Schweigepflicht. 14
Rückmeldungen aus Altenhilfeeinrichtungen Mythen die heute noch bestehen: Das müssen wir den anderen Bewohnern mitteilen So jemanden wie sie können wir hier nicht aufnehmen. Dafür sind wir nicht ausgerüstet Das wäre Rufschädigend. Dann würden keine anderen Menschen mehr kommen wollen Den/Die fass ich nicht an Da geh ich nicht ins Zimmer Die Akte müssen wir kennzeichnen; das müssen alle Mitarbeitenden wissen 15
Ergebnisse einer Bachelorarbeit: Befragung von Altenhilfeeinrichtungen: Rückmeldung eines Altenheimes: In unserem Haus gibt es keine Gründe, ältere Menschen mit HIV aufzunehmen. Umfrage beim Personal in Altenheimen: 40 % meinen mit HIV steckt man sich leichter an als mit HEP C, 45% glauben es bräuchte besondere Hygienestandards für HIV Fast 50 % der Examinierten Befragten haben Angst sich mit HIV zu infizieren. 16
Herausforderungen: Menschen mit HIV als Kunden des Altenhilfesystems Haltungen ändern: Menschen mit HIV als Kunden müssen gewollt sein Diskriminierungen, auch aus Ignoranz, dürfen nicht zugelassen werden Sichtbar machen der Offenheit für das Thema Offenheit für die Diversität der zu Pflegenden / zu Betreuenden vermitteln Biographiearbeit und Offenheit für verschiedene Lebenswelten und Lebensentwürfe als wichtigen Bestandteil der Arbeit sehen Ein Schritt: Mitarbeiter_innen fortbilden: Realistisches Bild von Leben mit HIV heute vermitteln Aktuelles Wissen zu HIV und HIV-Therapie heute vermitteln Tabuthemen ansprechen Tabus brechen Material und Fortbildung zur Verfügung stellen 17
Was können wir gemeinsam und was kann jede_r Einzelne tun? 18
Wir wünschen uns Einrichtungen, die das Thema aufgreifen. Die deutlich machen, dass Menschen mit HIV, Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten und ihren jeweiligen Lebensweisen gewollt sind. Das ist ein Thema für die Leitungsebene und für jede_n einzelne_n Mitarbeiter_in Er muss Thema in der Ausbildung sein und Fortbildungen dazu geben Menschen mit HIV muss deutlich werden, dass sie sie willkommen heißen. Reden sie mit ihren Kolleginnen, in ihren Zusammenhängen. Thematisieren sie HIV, regen sie Fortbildungen an. Aidshilfen vor Ort unterstützen sie gerne dabei. 19
20 Vielen Dank!
Kontakt Referentin für soziale Sicherung und Versorgung Deutsche AIDS-Hilfe e.v. Wilhelmstrasse 138 10963 Berlin silke.eggers@dah.aidshilfe.de 030-69 00 87-73 21