Grußwort von Präsident André Kuper Zum Gesprächsforum zum Themenkreis Erinnerungskultur, Anti-Semitismus und Israel-Freundschaft am 16. Februar 2018, 11:00 Uhr im Landtag NRW Meine sehr geehrten Damen und Herren vom Verein Brücke Düsseldorf-Haifa e.v., liebe Gäste, Ehrengäste, Kollegen, Pastoren, Jugendliche, liebe Zeitzeugen und Enkel sowie Gäste aus Israel I. ich möchte auch an dieser Stelle Sie und Euch alle zugleich stellvertretend für alle Abgeordneten des Parlamentes und hier auch unseren Vorsitzenden der Parlamentariergruppe NRW-ISRAEL Norbert Römer - heute morgen hier im Landtag von Nordrhein-Westfalen herzlich begrüßen. Sie haben Gäste aus Israel eingeladen, die mit Ihnen gemeinsam über Wege der Erinnerung nachdenken.
Seite 2/5 Wege der Erinnerung an das unsägliche Leid an die unzähligen Opfer, die der Nationalsozialismus über unzählige Menschen und Völker gebracht hat. Den Schülerinnen und Schülern sage ich: Ihr habt heute das Glück, noch selber Menschen begegnen zu können, die die Zeit des Nationalsozialismus nicht nur erlebt haben, die sie überlebt haben. Es ist für uns hier in Deutschland alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass Überlebende der Shoa aus Israel zurück kommen in das Land der Täter, um mit uns über diese schreckliche Zeit zu sprechen. Wir sind dankbar für dieses Zeichen! Uns verbindet der Wille zur Freiheit. II. Nun fragen Sie in ihrem Projekt, wie Erinnerung der Zukunft aussehen kann, wenn die Generation der Zeitzeugen nicht mehr da ist.
Seite 3/5 Das ist eine wichtige Frage. Elli Wiesel, der große israelische Schriftsteller, Friedensnobelpreisträger und Holocaust- Überlebende hat einmal gesagt: Wer einem Zeitzeugen begegnet ist und zugehört hat, wird selber zum Zeugen! Dieser Satz ist wahr. Eure Verantwortung wächst mit der Erfahrung, die ihr hier macht. Zweit-Zeugen heißt vor diesem Hintergrund ein Projekt, das auch an unseren Schulen durchgeführt wird. Zweit-Zeugen sind Menschen, die das Bezeugte und Dokumentierte in ihre Zeit übersetzen und ihrer Generation neu vermitteln. Das zweite ist: Wir Menschen kommen und gehen. Das gilt aber nicht für die Orte! Die Stätten der nationalsozialistischen Verbrechen bleiben bestehen. Die KZ-Gedenkstätten, allen voran Auschwitz, bezeugen diese Verbrechen unablässig und Sie bleiben stille Orte der Erinnerung an und der Trauer um die Opfer.
Seite 4/5 Wir werden deshalb als Deutsche unseren Beitrag leisten, diese Orte zu erhalten! Ich selber engagiere mich für einen solchen Ort hier in Nordrhein Westfalen, genauer in Ostwestfalen, in Schloss Holte-Stukenbrock. Dort haben die Nationalsozialisten ein großes Kriegsgefangenenlager betrieben, in dem zunächst vor allem russische, aber auch andere osteuropäische und europäische Kriegsgefangene interniert waren. Sie wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Aber viele von ihnen waren zu schwach und haben das Lager nicht überlebt. Niemand weiß, wie viele dort gestorben sind: Die Schätzungen gehen auf bis zu 70.000? Das Lager trug den Namen Stalag 326 Senne. Dieser Ort ist nicht zu vergleichen mit Auschwitz, aber auch er vermittelt einen Eindruck davon, was passiert, wenn die Freiheit verspielt ist, wenn Willkür herrscht und Krieg. Und das dritte ist:
Seite 5/5 Vor dem Hintergrund der Geschichte wollen wir in besonderer Weise darauf achten, dass die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland lebendig bleibt. Es gibt zahlreiche Partnerschaften zwischen Schulen, Hochschulen und Städten unserer Länder! Es gibt Stipendien und die Möglichkeit, eines Freiwilligen Sozialen Jahres in Israel. Nutzt diese Möglichkeiten! Lebt dieses großartige und alles andere als selbstverständliche Angebot der deutschisraelischen Freundschaft! In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und Euch gute Gespräche und Erfahrungen. Ich danke allen Organisatoren, den Lehrerinnen und Lehrern, den beteiligten Vereinen. Meine Dankbarkeit aber gilt den Holocaust Überlebenden, die die Strapazen dieser Reise auf sich genommen haben und heute hier sind. Shalom und Auf bald!