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Transkript:

Stellungnahme des GKV-Spitzenverbandes vom 16.09.2015 zum Antrag der Fraktion DIE LINKE Hochwertige Palliativ- und Hospizversorgung als soziales vom 16.06.2015 Drucksache 18/5202 GKV-Spitzenverband Reinhardtstraße 28, 10117 Berlin Telefon 030 206288-0 Fax 030 206288-88 politik@gkv-spitzenverband.de www.gkv-spitzenverband.de

Seite 2 von 8 Inhaltsverzeichnis I. Stellungnahme zum Antrag der Fraktion DIE LINKE...3 Nr. 1 Rechtsanspruch auf Palliativversorgung...3 Nr. 2 Ausbau der Hospizversorgung...4 Nr. 3 Qualitative Verbesserung der Palliativversorgung und Sterbebegleitung in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern...6 Nr. 4 Erarbeitung einer Nationalen Palliativstrategie...8

Seite 3 von 8 I. Stellungnahme zum Antrag der Fraktion DIE LINKE Beabsichtigte Neuregelung: Nr. 1 Rechtsanspruch auf Palliativversorgung Bei den Leistungen der allgemeinen Palliativversorgung handelt es sich um die sogenannten Leistungen der Regelversorgung. Dazu gehören u. a. die vertragsärztliche Versorgung, die häusliche Krankenpflege, die Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen sowie die Kra n- kenhausversorgung. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unterstützt das Anliegen, Palliativversorgung überall dort zu verwirklichen, wo Menschen sterben. Daher unterstützen wir die im vorliegenden Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland (HPG) vorgesehene Ergänzung des 27 Abs. 1 SGB V, wonach zur Krankenbehandlung auch die palliative Versorgung der Versicherten gehört. Dadurch wird klargestellt, dass die Palliativversorgung integraler Bestandteil der in 27 Abs. 1 Satz 2 SGB V genannten Leistungen ist und die Krankenbehandlung nicht nur kurativ, sondern auch palliativ ausgerichtet ist. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist bereits durch eine eigene Rechtsvorschrift hinreichend gesetzlich definiert. Auch im Bereich des SGB XI ist im Rahmen des Gesetzentwurfes zum HPG ein e Ergänzung des 28 SGB XI vorgesehen, wonach Sterbebegleitungen insoweit Bestandteil von Pflegeleistungen sind. Im Ergebnis ist aus den vorgenannten Erwägungen kein weitergehender Änderungsbedarf erforderlich. Die gemeinsam mit den für die Wahrnehmung der Interessen stationärer Hospize maßgebl i- chen Spitzenorganisationen geschlossene Rahmenvereinbarung nach 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V über Art und Umfang sowie Sicherung der Qualität der stationären Hospizversorgung vom 13.03.1998, i. d. F. vom 14.04.2010, sieht unter 2 Abs. 3 vor, dass die Notwendigkeit einer stationären Hospizversorgung grundsätzlich nicht bei Patientinnen und Patienten vo r- liegt, die in einer stationären Pflegeeinrichtung versorgt werden. Hintergrund dieser Regelung ist, dass es die originäre Aufgabe einer stationären Pflegeeinrichtung ist, auch sterbende

Seite 4 von 8 Menschen adäquat zu versorgen. Um d ies auch bei besonders komplexen Symptomgeschehen gewährleisten zu können, besteht der Anspruch auf spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) auch in stationären Pflegeeinrichtungen. Vor diesem Hintergrund wird nur in Ausnahmefällen eine Verlegung eines Pflegeheimbewohners/einer Pflegeheimbewohnerin in ein stationäres Hospiz erforderlich sein und ist nach den aktuellen Regelungen möglich. Das Pflegestärkungsgesetz II (PSG II) setzt die einrichtungsinternen Eigenanteile in stationären Pflegeeinrichtungen fest. Palliativ- und Sterbebegleitung ist fachlich Bestandteil der pflegerischen Leistung und ist entsprechend in den Vergütungen für die Pflegeeinrichtungen berüc k- sichtigt. Daher ist durch die Neuregelung des PSG II die Befürchtung ausgeräumt, dass die E i- genanteile durch die Erweiterung der Angebote für Sterbebegleitung steigen werden. Bei en t- sprechendem Ausbau dieser Angebote und entsprechenden Nachweisen gegenüber d en Pflegekassen wird dieser Ausbau des Angebots auch durch Vergütungssteigerungen berücksic h- tigt. Der Gesetzentwurf zum HPG sieht sowohl durch den geplanten 39b SGB V (Hospiz- und Palliativberatung) als auch durch den geplanten 132g SGB V Leistungen zur verbesserten Beratung und Unterstützung sowie zur gesundheitlichen Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase bei Palliativpatienten vor. Die Begrenzung des expliziten Anspruchs auf gesundheitliche Versorgungsplanung auf Bewohnerinnen und Bewohner in stationären Pfleg e- einrichtungen sowie in Einrichtungen der Einglieder ungshilfe für behinderte Menschen ist sachgerecht. Da derzeit noch keine hinreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem neuen Instrument vorliegen, wird es als notwendig erachtet, die Umsetzung dieser neuen Leistung begleitend zu evaluieren. Nr. 2 Ausbau der Hospizversorgung

Seite 5 von 8 Hospize leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Palliativpatientinnen und patienten sowie deren Angehörigen. Sowohl bei der GKV als auch bei den maßgeblichen Hospizorganisationen stand bei der Ausgestaltung der gesetzlichen und rahmenvertraglichen Regelungen stets im Vordergrund, Impulse für eine bedarfsgerechte Strukturentwicklung zu g e- ben, ohne das Element der bürgerschaftlichen Verankerung der Hospizbewegung zu gefäh r- den. Daher sehen die gesetzlichen und untergesetzlichen Regelungen auch keine Vollfinanzierung stationärer Hospize vor, um die bürgerschaftliche Verankerung der stationären Ho s- pize nicht zu gefährden. Durch den vorliegenden Entwurf zum HPG ist eine Anhebung der Bezuschussung durch die GKV bei stationären Hospizleistungen auf 95 % der zuschussfähigen Kosten geplant. Eine Sachkostenförderung wird durch den Gesetzentwurf zum H PG bereits vorgesehen. Die konkrete Umsetzung sollte dabei den Rahmenvereinbar ungspartnern überlassen sein. An die Versorgung von lebenslimitierend erkrankten bzw. sterbenden Kindern und Jugendlichen sind besondere Anforderungen zu stellen. So kann die Hospizversorgung von Kindern und Jugendlichen aufgrund der besonderen Krankheitsbilder länger erforderlich sein als bei Erwachsenen oder wiederholte Hospizaufenthalte erfordern. Zudem werden an Kinderhospize auch im Hinblick auf die altersspezifische Versorgung besondere Anforderungen gestellt. Diese besonderen Aspekte werden bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen in den beiden Rahmenvereinbarungen nach 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V über Art und Umfang sowie Sicherung der Qualität der stationären Hospizversorgung vom 13.03.1998, i. d. F. vom 14.04.2010 sowie nach 39a Abs. 2 Satz 7 SGB V zu den Voraussetzungen der Förde rung sowie zu Inhalt, Qualität und Umfang ambulanter Hospizarbeit vom 03.09.2002, i. d. F. vom 14.04.2010 berücksichtigt. Bei der letzten Überarbeitung der vorgenannten Rahmenvereinb a- rungen bestand Konsens, k eine eigenständige Rahmenvereinbarung für Kinder und Jugendliche zu schließen. Die Rahmenvereinbarungspartner werden nach Inkrafttreten des HPG erneut

Seite 6 von 8 zu bewerten haben, ob eine eigene Rahmenvereinbarung für Kinder und Jugendliche erfo r- derlich ist. Nr. 3 Qualitative Verbesserung der Palliativversorgung und Sterbebegleitung in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern a) Zur Förderung der palliativmedizinischen Breitenversorgung im Krankenhaus ist aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes eine stationäre, dezentrale, pa lliativmedizinische Mitbehandehandelnden Ärztin bzw. des Arztes) sinnvoll. Die Vorgabe des Palliativdienstes ließe sich entweder durch eine Ergänzung der bestehenden Entge lte oder alternativ im Rahmen einer Qualitätsrichtlinie des G-BA durchsetzen und kontrollieren. Auch im Interesse einer bedarfsgerechteren Steuerung der Ressourcen ist eine Stärkung der palliativmedizi nischen Breitenversorgung erfor derlich. Die Einführung einer separaten Vergütung spezialisierter palliativmedizinischer Leistungen im Fallpauschalensystem hat zu einer deutlichen, teils auch erlösorientierten Zunahme dieser Leis tungen im Krankenhaus geführt. Insbesondere das Fehlen von Kriterien für die Zuordnung der Patientinnen und Patienten zu diesen spezialisierten Versorgungsangeboten ist ein Problem. Nicht bei jeder Krankenhausbehandlung von Patientinnen und Patienten mit einer unheilbaren Erkrankung wird eine spezialisierte palliativmedizinische Behandlung notwendig sein. Vor diesem Hintergrund sollten patientenseitige Zuweisungskriterien für die spezialisierten palliativmedizinischen Leistungen vom G-BA definiert werden. Für den Bereich der stationären Pflegeeinrichtungen obliegt dem G-BA keine Kompetenz, Qualitäts- und Personalbemessungsstandards festzulegen. Qualität und Personalrichtwe r- te für stationäre Pflegeeinrichtungen sind ausschließliche Aufgabe der Vereinbarung s- partner nach 113 SGB XI. Unter diesen Akteuren werden und wurden solche Vereinb a- rungen getroffen. Im Übrigen sieht das geplante Pflegestärkungsgesetz II vor, dass die Vereinbarungspartner in der Pflege Personalbemessungsstandards festzulegen haben. In

Seite 7 von 8 dieser Form werden sicherlich auch die Personalaufgaben für Palliativ - und Hospizversorgung vereinbart. b) Im Rahmen der Krankenhausbehandlung von schwerstkranken und sterbenden Menschen wird eine multiprofessionelle und interdisziplinäre palliativmedizinische Behandlung hä u- fig auf eigenständigen Palliativstationen erbracht. Diese spezialisie rte Palliativversorgung hat in den letzten Jahren ein starkes Wachstum erfahren und die Anzahl der Krankenhä u- ser mit spezialisierten palliativmedizinischen Angeboten ist flächendeckend angestiegen. Heterogener ist die Versorgungslage im Bereich der palliativmedizinischen Breitenversorgung. Zwar gibt es auch hier einen gestiegenen Versorgungsbedarf, ein entsprechender flächendeckender Anstieg ist aber nicht vorzufinden. Der Fokus der Weiterentwicklung sollte im Krankenhaus aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes anders als in dem Antrag gefordert - daher auf einer Stärkung der palliativmedizinischen Breitenversorgung liegen. Dies erfordert in erster Linie eine entsprechende Organisationsentwicklung an Krankenhäusern, die sicherstellt, dass die Perspektive der Pa lliativversorgung rechtzeitig in die weitere Versorgungsplanung mit betroffenen Patientinnen und Patienten auf Wunsch unter Beteiligung der Angehörigen einfließt. c) Mit dem Ziel einer qualitativ hochwertigen bedarfsgerechten Versorgung im Krankenhaus muss der Fokus auf die Qualitätssicherung und die Weiterentwicklung der Finanzierung s- systematik gelegt werden. Die Finanzierung der palliativmedizinischen Leistungen erfolgt derzeit entweder im Rahmen des Fallpauschalensystems über bundesweit einheitliche Z u- satzentgelte oder krankenhausindividuell im Rahmen von sog. Besonderen Einrichtungen über tagesgleiche Pflegesätze. Mit der Finanzierung über das Fallpauschalensystem we r- den über Struktur- und Leistungsanforderungen direkte Anreize für eine qualitativ gute palliativmedizinische Versorgung gesetzt. Im Bereich der Besonderen Einrichtungen existieren hingegen keine bundeseinheitlichen Qualitätsanforderungen. Der Forderung, da u- erhaft Palliativstationen oder Palliativeinheiten krankenhausindividuell als besondere Einrichtung außerhalb der Fallpauschalen zu finanzieren, widerspricht der GKV-Spitzenverband. Statt diese intransparenten Ausnahmemöglichkeiten zu stärken, sollte vor di e- sem Hintergrund gemeinsam an einer weiteren Verbesserung der Abbildung der Palliativmedizin im Fallpauschalensystem gearbeitet werden. Dadurch können über Struktura n- forderungen Qualitätsstandards sowohl in der spezialisierten als auch in der palliativm e- dizinischen Breitenversorgung gesetzt werden. d) Die Einrichtung eines Palliativbeauftragten in stationären Pflegeeinrichtungen wird abgelehnt. Ungeachtet der Finanzierung der zuständigen Stelle steht dem auch inhaltlich en t-

Seite 8 von 8 gegen, dass nicht nur eine Person mit den komplexen Anforderungen der Palliativ- und Hospizversorgung befasst sein darf, sondern das gesamte Team der Einrichtung. Nur in dieser Art kann sichergestellt werden, dass die Verantwortung nicht nur an eine Person delegiert wird. Nr. 4 Erarbeitung einer Nationalen Palliativstrategie Die im Jahr 2010 geschlossene Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen wird bis zum Jahr 2016 zu einer Nationalen Strategie weiterentwickelt. Die im Antrag genannten Einzelpunkte sind in diesem sogenannten Charta-Prozess Inhalt der Beratungen. An diesen Beratungen nehmen zahlreiche Institutionen sowie Experten aus dem Gesundheitswesen sowie dem Hospiz- und Palliativbereich teil, so dass der Prozess bereits eine breite gesellschaftliche Verankerung hat.