Was bedeutet die Ankunft von Flüchtlingen und Asylbewerber/innen für Anwohner/innen? Wie können Sie helfen?



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Transkript:

Informationsbroschüre für Bürgerinnen und Bürger Geflüchtete Menschen im Landkreis Stendal Wer sind die Betroffenen? Was bedeutet die Ankunft von Flüchtlingen und Asylbewerber/innen für Anwohner/innen? Wie können Sie helfen? Erstellt von der Initiative refugees welcome Stendal an der Hochschule Magdeburg Stendal. In Kooperation mit dem Integrationskoordinator des Landkreises Stendal und dem Stadtteilmanagement der Hansestadt Stendal für Stadtsee.

Aktuelle Entwicklungen im Landkreis Stendal Zur Ankunft Geflüchteter aus Krisengebieten Die Zahl flüchtender Menschen steigt weltweit, viele Menschen müssen aufgrund von Kriegen ihre Heimat verlassen. Zum Glück gibt es sichere Orte, an denen ihnen Asyl gewährt werden kann. Auch in Stendal. Momentan leben bereits ca. 600 Menschen im Landkreis Stendal, die nach Deutschland flüchten mussten. In diesem Jahr wird insgesamt bis zu 1.000 Menschen im Landkreis Stendal Zuflucht geboten. Es handelt sich dabei überwiegend um Familien mit Kindern, zum Beispiel aus Syrien. Diese Menschen werden zum Teil in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber/innen am Möhringer Weg leben, zum Teil werden Ihnen gemietete Wohnungen im Stadtgebiet zur Verfügung gestellt. Viele müssen lange Zeit warten, bis endlich entschieden ist, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. So lange müssen sie in Stendal wohnen bleiben. Wir möchten Sie mit dieser Broschüre informieren, wo Ihnen im Alltag in Stendal geflüchtete Menschen begegnen könnten. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Geflüchteten helfen können. Was wird bereits getan? Studierende der Hochschule, das Netzwerk für die Integration von Migrant_innen und der Integrationskoordinator des Landkreises Björn Malycha wollen deshalb zusammenarbeiten, damit Flüchtlinge in Stendal Hilfe und Information erhalten. Freiwillige, auch Studierende, helfen z.b. bei der Hausaufgabenbetreuung. Aber es reicht noch nicht. Der Diskussions- und Begegnungsnachmittag anlässlich der Interkulturellen Woche in Stendal, 2014 Weitere Helferinnen und Helfer sind sehr willkommen! Für Lotsendienste, Hilfe bei Amtsgängen und Arztbesuchen und für Deutschkurse. Einige Bürgerinnen und Bürger sind ängstlich oder wütend. Manche Sorgen sind unbegründet. Andere Sorgen haben nichts mit der Aufnahme Geflüchteter zu tun, sondern mit der schwierigen Situation, in der viele Menschen im Stadtsee- Wohngebiet leben müssen. Dafür sind die Flüchtlinge jedoch nicht verantwortlich. Wir haben in dieser Broschüre die populärsten Vorurteile

Wie betrifft uns die Ankunft von Flüchtlingen im Alltag? Es ist Normalität, dass uns geflüchtete Menschen in Stendal im Alltag, in den Schulen, beim Arzt und beim Amtsgang begegnen. Nicht immer fallen sie uns auf. Die Devise lautet immer: Wie würden Sie behandelt werden wollen, müssten Sie ihre Heimat verlassen? Deutschkenntnisse: Geflüchtete Menschen können oft noch wenig oder kein Deutsch sprechen sie lernen es erst. Menschen ohne Deutschkenntnisse können Ihnen auch in Stendal begegnen. Es gibt Bedarf an Engagierten, die Deutschkurse geben möchten. Ansonsten gilt: Begegnen Sie Geflüchteten freundlich, denn das erleichtert das Deutschlernen. Schulen und Kitas: Die Kinder geflüchteter Menschen könnten Ihnen in Schulen und Kitas begegnen. Kitas sind wichtige Orte für erste Bildung, Betreuung und Erziehung der Kleinsten. Hier werden Deutschkenntnisse vermittelt und Kontakte zu deutschen Kindern hergestellt davon haben alle Seiten etwas. Momentan setzen sich Kindheitswissenschaftler/innen der Hochschule dafür ein, dass Stendaler Erzieherinnen und Erzieher im Umgang mit nichtdeutschen Kindern geschult werden. Schulpflicht gilt für alle Kinder in Deutschland, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit und ihrem Aufenthaltsstatus. Für die Integration von Kindern und Jugendlichen spielen Bildungseinrichtungen die wichtigste Rolle. Wohnen: Flüchtlinge könnten Wohnungen in Ihrer Nähe bewohnen. Manche Flüchtlinge kommen aus der Stadt, haben studiert oder gearbeitet. Sie haben sehr ähnlich gelebt, wie wir hier in Deutschland und werden wenig Probleme haben, zurechtzukommen. Andere kommen aber vom Lande und lernen den Umgang mit unserem Versorgungsnetz erst neu. Rücksichtnahme: Geflüchtete Menschen können schlimme Dinge erlebt haben. Viele haben eine lange und mühselige Flucht hinter sich. Ihr Verhalten kann damit zu tun haben, dass sie erst einmal wieder Sicherheit und Stabilität brauchen. Sie müssen sich an eine neue Gemeinschaft gewöhnen. Bitte bedenken Sie das. Wir als Bürgerinnen und Bürger in Stendal können ein sicheres Umfeld schaffen. Kontakt: Wenn Ihnen die Flüchtlinge in Ihrer Nähe noch fremd sind: Lernen sie die Menschen kennen. Sie werden feststellen, dass viele Ihrer Ängste unbegründet sind. Flüchtlinge sind sehr verschieden, wie Menschen eben sind.

Vorbehalte gegen Flüchtlinge? Hier finden Sie Fakten gegen die neun populärsten Irrtümer. 1 Ahnungslose wissen:»wir können doch nicht die ganze Welt aufnehmen.«richtig ist: Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Ende 201 3 waren 51 Millionen Menschen auf der Flucht. Die allerwenigsten Flüchtlinge schaffen es nach Europa - weil sie in der Region bleiben wollen oder weil sie schlicht keine Möglichkeit haben, hierherzukommen. Es gibt fast keine legalen Wege nach Europa. 201 3 wurden knapp elf Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Die Länder, die im weltweiten Vergleich aktuell die meisten Flüchtlinge beherbergen, sind Pakistan, der Libanon, Jordanien, der Iran und die Türkei. Nur 484.500 Menschen kamen überhaupt in Europa an und die wurden auf 38 europäische Staaten verteilt. Also bitte: Wer kann behaupten, wir müssten die ganze Welt aufnehmen? 2 Besorgte Bürger finden:»die vielen Flüchtlinge sind ein großes Problem.«Richtig ist: Ein Problem haben vor allem die Flüchtlinge. Ein Problem haben zunächst Menschen, die vor Konflikten wie in Syrien, Afghanistan und anderen Ländern fliehen müssen um ihr Leben zu retten. Ein Problem haben auch die Nachbarstaaten von Kriegs- und Krisengebieten - siehe Syrien - die in wenigen Wochen Hunderttausende aufnehmen. Die Zahl Schutz suchender Menschen ist abhängig davon, wo und wie sich Kriege und Katastrophen entwickeln. Für Deutschland ist die gestiegene Zahl der Asylsuchenden kein Problem. Viele Wissenschaftler betonen auch, dass Deutschland auf Grund des demografischen Wandels dringend auf Einwanderung angewiesen ist. 3 Einfältige sind überzeugt:»die meisten sind Wirtschaftsflüchtlinge und wollen nur unsere Sozialleistungen.«Richtig ist: Menschen flüchten aus schwerwiegenden Gründen. Niemand setzt sich ohne Grund nachts in ein marodes Boot, in dem Wissen, dass der Tod droht. Niemand setzt Heimat, Besitz und Familie aufs Spiel, nur um Sozialleistungen zu bekommen. Wer Asyl sucht, kämpft ums Überleben. Mit Abstand die größte Gruppe unter den Asylsuchenden in Deutschland sind derzeit Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg (rund 1 2.900 Anträge im ersten Halbjahr 201 4). Danach folgen Flüchtlinge, die als Roma in Serbien (9.400 Anträge) und anderen Balkan-Staaten größter Not für Leib und Leben ausgesetzt sind und verfolgt werden. 4 Kaltherzige denken:»wir sollten uns lieber um unsere eigenen Armen kümmern.«richtig ist: Das Problem der Armen ist die ungleiche Verteilung des Wohlstands. Dass die Versorgung von Flüchtlingen Arme noch ärmer mache, stimmt nicht. Kämen noch weniger Flüchtlinge, bekäme eine arbeitslose Hartz-IV-Empfängerin keinen Cent mehr. Kleine Löhne würden auch nicht steigen. Forscher haben herausgefunden: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und lokaler Arbeitslosigkeit. Hinter diesen Sorgen steht aber ein anderes, dringendes Problem: die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich in Deutschland. Flüchtlinge sind dabei die Schwächsten in der Kette, die diese Zustände am allerwenigsten beeinflussen können. 5 Geizige meinen:»so viele Flüchtlinge können wir uns nicht leisten«richtig ist: Menschenrechte zu beachten kostet Geld. Das können und müssen wir uns leisten. Flüchtlinge zu schützen ist eine humanitäre und völkerrechtliche Verpflichtung. Wer das in Frage stellt, stellt

die Grundlagen des menschlichen Miteinanders und des Rechtsstaats in Frage. Übrigens: Flüchtlinge können viel beitragen - wenn man sie lässt. Dass Zuwanderung den deutschen Staat viel Geld kostet, ist falsch. 201 4 wurde errechnet, dass Menschen ohne deutschen Pass im Schnitt pro Jahr 3300 Euro mehr an Steuern zahlen, als sie an staatlichen Leistungen erhalten. 6 Einige Politiker predigen:»roma haben es nur auf unsere Sozialleistungen abgesehen.«richtig ist: Stimmung gegen Roma machen die, denen es nützt. Bei Asylsuchenden aus Balkanstaaten handelt es sich überwiegend um Roma. Dass diese Flüchtlinge arm sind, ist den meisten Menschen bekannt. Wenig bekannt ist, wie groß ihre Not ist und welche Ursachen das hat. Die zentrale Antwort ist: Wie keine andere Gruppe in Europa werden Roma abgelehnt und attackiert. Sie haben in ihrer Heimat oft keinen Zugang zu Wohnungen und leben in Slums. Oft ohne Strom und Heizung. Der Zugang zu Bildung, Arbeit, Gesundheitsversorgung wird ihnen verwehrt. Und immer wieder werden Roma Opfer rassistischer Gewalt. 7 Schlecht Informierte sagen:»wir können doch nicht alle Probleme dieser Welt lösen.«richtig ist: Deutschland ist mitverantwortlich für die Bedingungen, die Menschen in die Flucht treiben. Die Politik der westlichen Industriestaaten ist nicht an allem schuld. Aber: In dieser Welt, in der global gehandelt und Politik gemacht wird, muss Deutschland die eigene Verantwortung anerkennen. Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen, ist eine gute Idee. Aber es dürfen nicht diejenigen bestraft werden, die am meisten unter der Situation zu leiden haben und am wenigsten dafür verantwortlich sind. Und wer glaubt, wir Europäer/innen und unser Lebensstandard hätten damit nichts zu tun, irrt. 8 Egoisten sagen:»hier ist kein Platz mehr für Flüchtlinge«Richtig ist: Mit vernünftiger Planung könnten wir viel mehr Menschen helfen. Überbelegte Sammelunterkünfte? Wir haben nicht genug Platz, um die neu ankommenden Flüchtlinge unterzubringen? Es gibt derzeit zwar zuwenige Unterkünfte für Schutzsuchende, aber das ist selbstgemacht: Die Behörden haben ihre Planungen an den Asylbewerberzahlen um das Jahr 2007 orientiert, als es sehr wenige Flüchtlinge gab. Viele Kommunen zeigen inzwischen, dass es funktionieren kann: Sie entwickeln neue Konzepte für eine bessere Unterbringung von Flüchtlingen. Sie informieren die lokale Bevölkerung rechtzeitig. Die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen ist eine Frage der Organisation und des Willens von Politik und Bevölkerung. 9 Hetzer behaupten:»asylbewerber sind gefährlich, kriminell und unordentlich«richtig ist: Flüchtlinge sind so verschieden wie Menschen eben sind. Auch wenn es immer wieder behauptet wird: Es gibt keine Hinweise darauf, dass Flüchtlinge öfter straffällig werden als andere Menschen. Einige versuchen, das Gegenteil mit der Polizeistatistik zu untermauern. Das führt in die Irre. Die Polizeistatistik zeigt neben Täter/innen vor allem Tatverdächtige. Deshalb kann man daraus nur schließen, dass Ausländer häufiger verdächtigt, kontrolliert oder angezeigt werden. Möglicherweise werden sie häufiger verdächtigt, weil Menschen mit rassistischen Vorurteilen sie eher anzeigen. Beispiel NSU-Morde: Zehn Jahre lang wurden die türkischen oder griechischen Angehörigen der Opfer von der Polizei als mutmaßliche Täter/innen behandelt, während tatsächlich deutsche Rassist/innen die Täter waren.

Wie können Sie helfen? Bildungseinrichtungen: Es kann passieren, dass geflüchtete Eltern z.b. aus Unkenntnis nicht zu Elternabenden erscheinen. Es kann auch sein dass die Kinder und Jugendlichen Probleme in der Schule haben. Reden Sie mit den LehrerInnen und bieten Sie ihre Hilfe Eltern und auch den jungen Menschen an, wenn Sie helfen können. Flüchtlinge könnten in Ihrer Nähe wohnen. Es kann passieren, dass sie noch nicht wissen, dass die Müllentsorgung angemeldet werden muss, dass die Müllabfuhr die Tonnen abholt oder ähnliches. Wenn Sie bemerken, dass Ihre neuen Nachbarn nicht gut zurecht kommen: Bieten Sie Ihre Hilfe an. Oder setzen Sie sich mit dem Integrationskoordinator des Landkreises Stendal, Björn Malycha, in Verbindung (Kontakt unten). Melden Sie sich bei uns, wenn Sie eine Wohnung oder ein Zimmer an geflüchtete Menschen vermieten wollen (Kontakt unten). Spenden Sie: Welche Dinge des täglichen Lebens aktuell benötigt werden, erfahren Sie beim Arbeitskreis Sachspenden (Kontakt unten). Setzen Sie Vorurteilen Anderer Weltoffenheit und Hilfsbereitschaft entgegen in dieser Broschüre finden Sie Fakten gegen Vorurteile. Wenn Sie sich selbst für Geflüchtete engagieren möchten oder wenn Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie uns: Integrationskoordinator des Landkreises Stendal Björn Malycha Telefon: 03931-607507 Mail: Bjoern.Malycha@Landkreis-stendal.de Initiative refugees welcome Stendal an der Hochschule Magdeburg-Stendal Mail: pr.rwstendal@gmail.com Arbeitskreis Sachspenden Mail: ak-sachspenden_stendal@freenet.de Arbeitskreis Begegnungsaktion Mail: gettogetherstendal@yahoo.de Freiwilligen-Agentur Altmark e.v. Telefon: 03931-5656320 Mail: fa-altmark@web.de Titelbild: Breite Straße. D. Schulz, Stendal, 201 4