Berufswahlmöglichkeiten für jugendliche Flüchtlinge ausweiten!

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Transkript:

BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 18/605 S Stadtbürgerschaft (zu Drs. 18/595 S) 18. Wahlperiode 26.08.14 Antwort des Senats auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU Berufswahlmöglichkeiten für jugendliche Flüchtlinge ausweiten!

Mitteilung des Senats an die Stadtbürgerschaft vom 26. August 2014 "Berufswahlmöglichkeiten für jugendliche Flüchtlinge ausweiten!" (Große Anfrage der Fraktion der CDU) Die Fraktion der CDU hat folgende Große Anfrage an den Senat gerichtet: Der Schritt von der Schule in das duale Ausbildungssystem ist für Jugendliche, die als Flüchtlinge nach Bremen gekommen sind, nicht leicht: Für sie gilt es nicht nur den Übergang in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu finden, sondern auch die deutsche Sprache zu erwerben, eine neue Heimat zu finden, mögliche Traumata zu verarbeiten und ggf. in kurzer Zeit auch eine Alphabetisierung nachzuholen. Dennoch sollten sie das Recht haben einen Beruf wählen zu können, der ihren Neigungen und Interessen entspricht. Dies gilt insbesondere aus integrativen Gründen: Jugendliche Flüchtlinge, die eine Berufsausbildung absolvieren, haben konkrete Bleiberechtsperspektiven. Die Möglichkeit einen Ausbildungsplatz zu wählen, der den eigenen Neigungen und Interessen entspricht, erhöht deshalb auch die Motivation sich in die Gesellschaft zu integrieren. In der Stadtgemeinde Bremen werden Kinder von Flüchtlingen, die im Jugendalter in Bremen ankommen und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ab 16 Jahren in der Re-gel in der Allgemeinen Berufsschule (ABS) Steffensweg beschult (Drs. 18/1104). Die Jugendlichen, die sehr unterschiedliche Bildungshintergründe mitbringen, können dort einen Schulabschluss erwerben und in unterschiedlichen Berufsfeldorientierungsangeboten praktische Erfahrungen sammeln. Für viele dieser Jugendlichen besteht allerdings keine echte Wahlmöglichkeit, denn die Berufsfeldorientierung für männliche jugendliche Flüchtlinge erfolgt hauptsächlich im Fachgebiet Metallbearbeitung. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Welche schulischen Berufsorientierungsangebote mit welchen Fachrichtungen bestehen derzeit für jugendliche Flüchtlinge? Welche berufsvorbereitenden schulischen Angebote bestehen darüber hinaus für Jugendliche ohne Flüchtlingshintergrund? Wie erklärt der Senat das eingeschränkte Angebot für jugendliche Flüchtlinge? 2. Wie viele jugendliche Flüchtlinge besuchen derzeit welche Berufsfeldorientierungsangebote an welchen Schulen? Wie viele Jugendliche ohne Flüchtlingshintergrund besuchen derzeit welche berufsvorbereitenden schulischen Maßnahmen an welchen Schulen? (bitte aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Angeboten) Wie erklärt der Senat ggf. Abweichungen? 3. Zu welchem Zeitpunkt des Schulbesuches erfolgt nach welchen Kriterien die individuelle Zuordnung der jugendlichen Flüchtlinge zu einem Berufsfeld? Stehen dabei ihre Interessen und Neigungen im Vordergrund? Welche Bedeutung haben die bis dahin erworbenen Deutschkenntnisse? Welche Wechselmöglichkeiten haben jugendliche Flüchtlinge, die mit der Zuordnung zu einem Berufsfeld unzufrieden und dadurch im schulischen Bereich demotiviert sind? 4. Wie hoch war bei jugendlichen Flüchtlingen seit 2010 jeweils die Abbrecherquote der schulischen beruflichen Bildungsmaßnahmen? Wie hoch war diese Quote bei Jugendlichen ohne Flüchtlingshintergrund? (bitte aufgeschlüsselt nach Jahren und Geschlecht) Wie erklärt der Senat ggf. Abweichungen? 5. Hält der Senat das bestehende Angebot der Fachrichtungen bei der Berufsfeldorientierung für jugendliche Flüchtlinge für ausreichend?

Der Senat beantwortet die Große Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Bei der Erfassung der Schülerinnen und Schüler werden zur Erfüllung der Aufgaben der Bildungsverwaltung verschiedene Merkmale erhoben, das Merkmal Flüchtling gehört jedoch nicht dazu. Statistisch erfasst wird, wenn Schülerinnen und Schüler die sogenannte Blaue Karte (Bildung-und-Teilhabe-Paket der Bundesregierung) an ihrer Schule abgeben. Hierunter sind auch Empfänger von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Da dies jedoch nicht alle anspruchsberechtigten Schülerinnen und Schüler tun, bietet auch eine Auswertung nach diesem Merkmal keine verlässliche Aussage über die Anzahl der Flüchtlinge. Ein weiterer möglicher Ansatz für eine entsprechende Auswertung bestünde in einer Analyse nach Nationalitäten. Jedoch können auch damit keine verlässlichen Daten generiert werden, da die Möglichkeiten einer Einreise vielfältig sind. Auch bei aktuell als unsicher geltenden Staaten mit einer hohen Flüchtlingsrate ist nicht jeder Jugendliche mit einer entsprechenden Nationalität automatisch ein Flüchtling. Die nachfolgenden statistischen Angaben beziehen sich daher auf Jugendliche mit Migrationshintergrund. 1. Welche schulischen Berufsorientierungsangebote mit welchen Fachrichtungen bestehen derzeit für jugendliche Flüchtlinge? Welche berufsvorbereitenden schulischen Angebote bestehen darüber hinaus für Jugendliche ohne Flüchtlingshintergrund? Wie erklärt der Senat das eingeschränkte Angebot für jugendliche Flüchtlinge? Antwort zu Frage 1: Berufsvorbereitende schulische Angebote an Bremer Schulen sind: Berufsfeldorientierungskurse (vollschulisch) Berufsfeldorientierungskurse mit ausgedehnten Betriebspraktika, sog. Praktikumsklassen Bildungsgänge der Einjährigen berufsvorbereitenden Berufsfachschule in den Fachrichtungen: Ernährung und Hauswirtschaft, Technik, Gesundheit und Sozialwesen, Wirtschaft und Verwaltung Berufswahlvorbereitungskurse mit Sprachförderung Berufsfeldorientierungskurse werden für schulpflichtige Jugendliche ab dem 11. Schulbesuchsjahr mit oder ohne Abschluss angeboten. Praktikumsklassen nehmen Jugendliche in der Regel mit Abschluss auf, die ihren Bildungsweg nicht in einem anderen Vollzeitbildungsgang fortsetzen wollen oder können, keinen Ausbildungsplatz erhalten oder ihre Ausbildung abgebrochen haben. In die vollschulischen Berufsfeldorientierungskurse münden in der Regel Jugendliche ohne Abschluss ein, die damit eine Chance zur Erlangung der Einfachen und der Erweiterten Berufsbildungsreife haben. Die Berufsfeldorientierungskurse werden in folgenden Berufsbereichen angeboten: Wirtschaft und Verwaltung, Metalltechnik, Holztechnik, Elektrotechnik, Bautechnik, Ernährung, Hauswirtschaft, Textiltechnik, Gastronomie und Service. Die Bildungsgänge der Einjährigen berufsvorbereitenden Berufsfachschule setzen die Abschlüsse Einfache Berufsbildungsreife bzw. Erweiterte Berufsbildungsreife voraus und richten sich insbesondere an schulpflichtige Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz im Dualen System gefunden haben. Der Unterricht hat das Ziel, auf eine Berufsausbildung in einem Beruf bzw. in einem beruflichen Bereich vorzubereiten. In Bremen werden für Jugendliche mit Migrationshintergrund, insbesondere auch für jugendliche Flüchtlinge, Berufswahlvorbereitungskurse mit Sprachförderung in folgenden Berufsbereichen angeboten: Wirtschaft und Verwaltung, Technik Metall/ Elektro/ Holz, Er-

nährung und Hauswirtschaft. Diese beruflichen Kurse beinhalten eine Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache neu erlernen. In den Kursen besteht grundsätzlich die Möglichkeit, die Einfache oder die Erweiterte Berufsbildungsreife zu erlangen. Jugendliche, denen dieses nicht gelingt, können darauf aufbauend Berufsfeldorientierungskurse besuchen. Auch hier besteht die Gelegenheit, einen schulischen Abschluss zu erlangen, der als Eingangsvoraussetzung für den Besuch der Einjährigen berufsvorbereitenden Berufsfachschule und weiterer beruflicher Bildungsgänge dient. Zusammenfassend stehen jugendlichen Flüchtlingen vor diesem Hintergrund alle berufsvorbereitenden Angebote offen. Zusätzlich gibt es gezielt für diese Zielgruppe das Angebot der Berufswahlvorbereitungskurse mit Sprachförderung. Insofern hält der Senat das Angebot nicht für eingeschränkt. 2. Wie viele jugendliche Flüchtlinge besuchen derzeit welche Berufsfeldorientierungsangebote an welchen Schulen? Wie viele Jugendliche ohne Flüchtlingshintergrund besuchen derzeit welche berufsvorbereitenden schulischen Maßnahmen an welchen Schulen? (bitte aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Angeboten) Wie erklärt der Senat ggf. Abweichungen? Antwort zu Frage 2: In der folgenden Tabelle finden sich alle Schülerinnen und Schüler in den unter Frage 1 aufgezählten schulischen Angeboten im Rahmen der Ausbildungsvorbereitung, getrennt nach Geschlechtern und Migrationshintergrund. In den Bildungsgängen der ersten zwei Zeilen der Tabelle und der neunten Zeile befinden sich in der Regel die jugendlichen Flüchtlinge. In Bezug auf die gesamte Schülerschaft an berufsbildenden Schulen in Bremen ist der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Bildungsgängen der Ausbildungsvorbereitung höher. Das liegt zum einen daran, dass häufig vor Aufnahme einer Ausbildung noch Sprachkompetenzen erworben werden müssen, zum anderen daran, dass die erste Schwelle des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund aus vielfältigen Gründen schwieriger zu bewältigen ist als für Jugendliche ohne Migrationshintergrund, z. B. weil in manchen Familien der (vollschulische) Besuch einer Schule mit der Möglichkeit des Erwerbs eines höheren allgemeinbildenden Schulabschlusses als qualifizierender wahrgenommen wird als der Besuch der Berufsschule im Rahmen einer dualen Ausbildung.

Schüler/innen in berufsvorbereitenden schulischen Maßnahmen Quelle: Schülerverzeichnis - Stand 30.06.2014 Schüler/innen dav mit Migrationshintergrund*) Schule Bildungsgang Berufsbereich KLV ges. m w ges. m w ABS Vorkurs 2 31 31 0 31 31 0 Vegesack Vorkurs 2 26 26 0 26 26 0 ABS AVBG/TZ P-Kl 13 181 102 79 35 18 17 Metalltechnik AVBG/TZ P-Kl 1 10 10 0 2 2 0 Grenzstr. AVBG/TZ P-Kl versch. Berufsbereiche 2 17 13 4 6 5 1 abhängig vom Praktikumsplatz Bördestr. AVBG/TZ P-Kl 3 30 15 15 8 5 3 Blumenthal AVBG/TZ P-Kl 2 34 7 27 5 2 3 Walliser AVBG/TZ P-Kl 3 45 21 24 19 9 10 ABS AVBG/VZ BWV Wirtschaft u. Verwaltung, Ernährung u. Hauswirtschaft, Holztechnik, Metalltechnik 10 151 111 40 151 111 40 ABS AVBG/VZ BFO Wirtschaft u. Verwaltung, Ernährung u. Hauswirtschaft, Holztechnik, Metalltechnik, 15 186 118 68 73 44 29 Elektrotechnik Vegesack AVBG/VZ BFO Metalltechnik 1 8 8 0 8 8 0 Alwin Lonke AVBG/VZ BFO Bautechnik 1 8 8 0 5 5 0 Blumenthal AVBG/VZ BFO Ernährung u. Hauswirtschaft 2 31 15 16 7 2 5 Neustadt EbvBFS SP Hausw. Dienstleitungen 1 16 2 14 7 1 6 Blumenthal EbvBFS SP Hausw. Dienstleistungen 1 20 3 17 4 0 4 Neustadt EbvBFS SP Hauswirt. u. Soziales 4 90 31 59 40 16 24 Blumenthal EbvBFS SP Hauswirt. u. Soziales 2 31 9 22 8 1 7

Rübekamp EbvBFS SP Hotel u. Gaststätten 1 23 10 13 6 5 1 Rübekamp EbvBFS SP Nahrungsgewerbe 2 30 15 15 19 10 9 Walle EbvBFS FR Gesundh. u. Soziales SP Gesundheit 2 37 2 35 12 1 11 Alwin Lonke EbvBFS FR Technik SP Bau, Farbe, Holz 3 46 35 11 11 7 4 TBZ EbvBFS FR Technik SP E-Technik 3 47 44 3 5 4 1 Vegesack EbvBFS FR Technik SP Informationsverarbeitung 1 13 12 1 1 1 0 BBS Metall EbvBFS FR Technik SP Metalltechnik 1 13 13 0 5 5 0 Vegesack EbvBFS FR Technik SP Metalltechnik 1 8 8 0 0 0 0 TBZ EbvBFS FR Technik SP Metalltechnik 1 13 13 0 2 2 0 Grenzstr. EbvBFS FR Wirt. u. Verwaltung SP Handelsschule 5 104 68 36 30 21 9 Bördestr EbvBFS FR Wirt. u. Verwaltung SP Handelsschule 2 28 17 11 10 5 5 Walliser EbvBFS FR Wirt. u. Verwaltung SP Handelsschule 2 39 32 7 10 8 2 1.316 799 517 546 355 191 60,7% 39,3% 41,5% 44,4% 36,9% *) "Flüchtlinge" werden nicht separat erfasst. AVBG/TZ P-Kl - Praktikumsklassen mit Praktikumsstellen in verschiedenen Berufsbereichen AVBG/VZ BWV.- Berufswahlvorbereitungskurse mit Sprachförd. in versch. Berufsbereichen für Jgdl. mit Migrationshintergrund AVBG/VZ BFO - Berufsfeldorientierungskurse in verschiedenen Berufsbereichen EbvBFS - Einjährige berufsvorbereitende Berufsfachschule in verschiedenen Fachrichtungen und Schwerpunkten

3. Zu welchem Zeitpunkt des Schulbesuches erfolgt nach welchen Kriterien die individuelle Zuordnung der jugendlichen Flüchtlinge zu einem Berufsfeld? Stehen dabei ihre Interessen und Neigungen im Vordergrund? Welche Bedeutung haben die bis dahin erworbenen Deutschkenntnisse? Welche Wechselmöglichkeiten haben jugendliche Flüchtlinge, die mit der Zuordnung zu einem Berufsfeld unzufrieden und dadurch im schulischen Bereich demotiviert sind? Antwort zu Frage 3: Die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber im Lande Bremen (ZAST) ist zuständig für die Aufnahme aller Asylbewerber im Lande Bremen. Sie ist zusätzlich zuständig für die Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen in der Stadtgemeinde Bremen. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erhalten unmittelbar mit Aufnahme in der ZAST einen Sprachkurs, der 20 Stunden pro Woche mit Ausnahme der Schulferien umfasst. Der Kurs wird von der Senatorin für Bildung und Wissenschaft vorgehalten und findet derzeit an der Oberschule Habenhausen statt. Mit dem Übergang der Jugendlichen in die Wohneinrichtungen werden sie durch die Einrichtung Berufspädagogischen Beratung und Steuerung (BEST) in die Berufswahlvorbereitungskurse mit Sprachförderung beraten und vermittelt. Sie werden nach den Kriterien Schulerfahrung aus dem Herkunftsland sowie Sprachstand der deutschen Sprache (Anfänger, Fortgeschrittene) zugeordnet. Zwei der angebotenen Kurse sind nach Geschlechtern getrennt, um kulturellen Gegebenheiten aber auch der Verarbeitung von Fluchterfahrungen Raum zu geben. Im Rahmen der Beratung werden eventuell vorliegende berufliche Erfahrungen und Neigungen erfragt und berücksichtigt. Ein Wechsel in ein oder mehrere andere Berufsfelder ist möglich. Die Allgemeine Berufsschule arbeitet eng mit der Agentur für Arbeit Bremen- Bremerhaven, dem Aus- und Fortbildungszentrum der Senatorin für Finanzen, dem Paritätischen Bildungswerk und dem Bremer und Bremerhavener IntegrationsNetz (BIN) zusammen, auch, um beruflichen Neigungen der jugendlichen Flüchtlinge entsprechen zu können. 4. Wie hoch war bei jugendlichen Flüchtlingen seit 2010 jeweils die Abbrecherquote der schulischen beruflichen Bildungsmaßnahmen? Wie hoch war diese Quote bei Jugendlichen ohne Flüchtlingshintergrund? (bitte aufgeschlüsselt nach Jahren und Geschlecht) Wie erklärt der Senat ggf. Abweichungen? Antwort zu Frage 4: Wie in der Vorbemerkung erläutert, ist jugendliche Flüchtlinge kein statistisches Auswertungskriterium. Die Angaben beziehen sich daher auf Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Die folgende Tabelle zeigt alle Abbrecherinnen und Abbrecher in Praktikumsklassen, Berufsfeldorientierungskursen, Berufswahlvorbereitungskursen mit Sprachförderung und einjährigen berufsvorbereitenden Berufsfachschulen der Schuljahre 2010/11 bis 2012/13 aufgeschlüsselt nach deutscher und anderer Staatsangehörigkeit.

SchülerInnen zu Beginn des Schuljahres deutscher insgesamt ausl. Staatsangehörigkeit Staatsangehörigkeit AbbrecherInnen *) insgesamt ausl. Staatsangehörigkeit deutscher Staatsangehörigkeit AbbrecherInnen - %-Quote insgesamt ausl. Staatsangehörigkeit deutscher Staatsangehörigkeit m w m w m w m w m w m w m w m w m w 2010/11 845 660 259 204 586 456 258 208 85 77 173 131 30,5 31,5 32,8 37,7 29,5 28,7 2011/12 833 654 295 216 538 438 233 186 102 70 131 116 28,0 28,4 34,6 32,4 24,3 26,5 2012/13 743 633 274 206 469 427 192 157 77 61 115 96 25,8 24,8 28,1 29,6 24,5 22,5 Quelle: Auswertungen des Statistikreferates *) Abbrecher ist ein Schüler, der zum Stichtag am Schuljahresbeginn in den ausgewählten Bildungsgängen erfasst war, am Ende des Jahres aber nicht als Absolvent erfasst wurde. Insgesamt geht die Quote der Abbrecherinnen und Abbrecher in den Bildungsgängen der Ausbildungsvorbereitung in den letzten Jahren zurück. Schülerinnen und Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit weisen auch bei zurückgehenden Abbruchquoten eine höhere Abbruchquote auf als diejenigen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache noch erlernen (also insbesondere jugendliche Flüchtlinge) verlassen die einjährigen Bildungsgänge der Ausbildungsvorbereitung häufiger ohne Abschluss in der Regel, um das Schuljahr zu wiederholen. In der Statistik werden sie als Abbrecher/innen gezählt. So erklärt sich die im Vergleich höhere Abbruchquote. Die im Aufbau befindliche Jugendberufsagentur wird sich insbesondere um Jugendliche und Erwachsene bis 25 Jahre kümmern, denen eine berufliche Perspektive fehlt. Dies beinhaltet auch die jugendlichen Flüchtlinge, die nicht direkt in Ausbildung gehen.

5. Hält der Senat das bestehende Angebot der Fachrichtungen bei der Berufsfeldorientierung für jugendliche Flüchtlinge für ausreichend? Antwort zu Frage 5: Mit dem Angebot der Fachrichtungen Wirtschaft und Verwaltung, Technik Metall/Elektro/Holz sowie Ernährung und Hauswirtschaft in den Berufswahlvorbereitungskursen mit Sprachförderung sind alle Berufsfelder im weitesten Sinne abgedeckt. Es können daher unterschiedliche Interessen und Neigungen der Jugendlichen bedient werden. Abhängig von finanziellen und personellen Ressourcen ist eine Erweiterung auf andere berufliche Felder wünschenswert und denkbar, z. B. auf die Bereiche Gesundheit, Gestaltung und Bautechnik. Der Senat ist sich seiner Verantwortung für jugendliche Flüchtlinge bewusst. Das Bündnis für sozialen Zusammenhalt befasst sich mit dem Aufbau einer unterstützenden Struktur für die Personengruppe.