Relationale Entwurfstheorie. Kapitel 5 201 / 510



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Transkript:

Kapitel 5 Relationale Entwurfstheorie 201 / 510

Relationale Entwurfstheorie Ein schlecht entworfenes Schema führt zu folgenden Anomalien Updateanomalien: bei Änderungen eines Fakts müssen viele Tupel angefaßt werden Einfügeanomalien: beim Einfügen eines Tupels können viele Werte nicht angegeben werden (im schlimmsten Fall sind nicht alle Schlüsselattributwerte bekannt Tupel kann nicht eingefügt werden) Löschanomalien: beim Löschen eines Tupels geht mehr Information verloren als beabsichtigt 202 / 510

Beispiel Beispiel Ein Finanzberater speichert seine Daten in einem relationalen DBMS Es gibt (M)akler, ihre (B)üros, (I)nvestoren, (A)ktien, (D)ividenden und die (Q)uantität einer Aktie, die ein Investor hält Alles steht in einer großen Relation: Finanz(M, B, I, A, D, Q) 203 / 510

Beispiel Beispiel(2) Finanz M B I A D Q Müller 103 Schmidt IBM 1.20 50 Müller 103 Schmidt Merck 1.00 30 Müller 103 Schmidt Coca Cola 0.00 100 Jung 214 Wilhelm BASF 0.80 80 Jung 214 Wilhelm Merck 1.00 140 Jung 214 Wilhelm IBM 1.20 30.................. 204 / 510

Beispiel Beispiel(3) Was passiert, wenn Müller von 103 nach 145 umzieht? Was passiert, wenn Meier als Makler neu anfängt, aber noch keine Kunden betreut? Was passiert, wenn Wilhelm alle Aktien verkauft und aussteigt? 205 / 510

Beispiel Näher hingeschaut Die Qualität eines relationalen Schemas kann formal überprüft werden Auf den ersten Blick enthält die Relation Finanz sehr viel redundante Daten: 103 ist Müllers Büro IBM zahlt eine Dividende von 1.20 auf jede Aktie Der Berater von Wilhelm ist Jung Wo kommt diese Redundanz her? Bestimmte Attributwerte legen andere Attributwerte fest, es gibt funktionale Abhängigkeiten 206 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Funktionale Abhängigkeiten Z.B. gibt es eine funktionale Abhängigkeit (kurz FD, für functional dependency) zwischen Makler und Büro: Makler Büro Formale Definition einer FD α und β sind Attributmengen eines relationalen Schemas R Es gibt eine FD α β, gdw. für alle Instanzen von R gilt: für alle Paare von Tupeln r,t R gilt r.α = t.α r.β = t.β 207 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Funktionale Abhängigkeiten(2) Es ist unrealistisch, alle möglichen Instanzen von R in der Praxis zu prüfen FDs müssen aus dem Hintergrundwissen über die Anwendung abgeleitet werden Welche anderen FDs gibt es in Finanz? 208 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Funktionale Abhängigkeiten(3) F R = {M B,A D,I M,IA Q} Was machen wir jetzt mit diesen FDs? Man kann einen Schlüssel für R berechnen! 209 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Schlüsselberechnung Eigenschaften eines Schlüssels κ: 1. κ R 2. κ R 3. Es gibt kein κ κ so daß κ R Eigenschaft 2. wird Vollständigkeit genannt, Eigenschaft 3. Minimalität κ wird auch Kandidatenschlüssel genannt (es kann mehr als ein κ geben, das obige Eigenschaften erfüllt) Ein κ wird als Primärschlüssel gewählt Wenn nur Eigenschaften 1. und 2. gelten, wird κ Superschlüssel genannt 210 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Schlüsselberechnung(2) Ist IA ein Schlüssel von Finanz? Eigenschaft 1: Für die Überprüfung von 2. und 3. brauchen wir weitere Konzepte der Relationentheorie 211 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Herleitung weiterer FDs Aus einer Menge F von FDs sind weitere FDs herleitbar F +, die Menge aller aus F herleitbaren FDs, wird Hülle (closure) von F genannt Es gibt Inferenzregeln, die Armstrong Axiome, zum Herleiten weiterer FDs 212 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Armstrong Axiome α,β und γ sind Teilmengen von R Dann gibt es folgende korrekte und vollständige Regeln: Reflexivität: β α α β Verstärkung: Falls α β, dann gilt auch αγ βγ (αγ steht für α γ) Transitivität: α β und β γ α γ Mit Hilfe der Armstrong Axiome können alle gültigen FDs hergeleitet werden. 213 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Armstrong Axiome(2) Die folgenden Zusatzregeln sind eigentlich nicht erforderlich, aber häufig nützlich: Vereinigungsregel: Wenn α β und α γ, dann gilt auch α βγ Dekompositionsregel: Wenn α βγ, dann gelten auch α β und α γ Pseudotransitivitätsregel: Wenn α β und γβ δ, dann gilt auch αγ δ Da die Anwendung der Armstrong Axiome für die Schlüsselfindung etwas aufwendig ist, benutzt man meistens Attributhüllen. 214 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Attributhülle Die Attributhülle AH(α) einer Attributmenge α ist die Menge alle Attribute aus R die funktional von α abhängen Es gibt einen einfachen Algorithmus zur Bestimmung von AH(α): AH := α while (AH ändert sich noch) do for each FD β γ in F R do if (β AH) then AH := AH γ 215 / 510

Funktionale Abhängigkeiten Attributhülle(2) AH(IA) = MBIAQD IA ist Superschlüssel AH(I) = IMB AH(A) = AD IA ist auch Schlüssel 216 / 510

Normalformen Schemaqualitätsprüfung Es gibt Normalformen (NF) die etwas über die Qualität eines Schemas aussagen Wir betrachten 1NF, 2NF, 3NF, BCNF, 4NF Es gibt noch höhere, die aber mehr von theoretischem Interesse sind 217 / 510

Normalformen Erste Normalform (1NF) Ein relationales Schema ist in 1NF, gdw. alle Attribute nur atomare Werte annehmen Nicht in 1NF: In 1NF: Eltern Mutter Vater Kinder Marie Hans {Ines, David}......... Eltern Mutter Vater Kind Marie Hans Ines Marie Hans David......... 218 / 510

Normalformen Zweite Normalform (2NF) Ein Relationenschema ist in 2NF, gdw. es in 1NF ist und jedes Nichtschlüsselattribut (NSA) voll funktional von jedem Schlüssel abhängt β hängt voll funktional von α ab (α β), gdw. α β und es existiert kein α α, so daß α β Finanz z.b. ist nicht in 2NF, da IA Schlüssel, aber I D Verstoß gegen 2NF deutet darauf hin, daß verschiedene Beziehungen (zwischen Entitäten) in einer Relation gemischt wurden 219 / 510

Normalformen Dritte Normalform (3NF) Selbst bei Erfüllung von 2NF können immer noch Redundanzen im Schema enthalten sein (durch transitive Abhängigkeiten) Ein Relationenschema ist in 3NF, gdw. für jede FD α β mindestens eine der folgenden Eigenschaften gilt: α β ist trivial, d.h., β α α ist ein Superschlüssel Jedes Attribut in β ist in einem Schlüssel enthalten Auf diese Weise werden transitive Abhängigkeiten vermieden (in denen NSAe über andere NSAe vom Schlüssel abhängen) 220 / 510

Normalformen Boyce-Codd Normalform (BCNF) Weitere Verschärfung ist BCNF, hier dürfen alle Attribute nur noch direkt vom Schlüssel abhängen Ein Relationenschema ist in BCNF, gdw. für jede FD α β mindestens eine der folgenden Eigenschaften gilt: α β ist trivial, d.h., β α α ist ein Superschlüssel Für weitere Beschreibungen von Redundanzen müssen wir über FDs hinausgehen 221 / 510

Mehrwertige Abhängigkeiten Mehrwertige Abhängigkeiten Fähigkeiten PersNr Sprache ProgSprache 3002 Englisch C 3002 Deutsch C 3002 Englisch Java 3002 Deutsch Java 3005 Englisch C 3005 Deutsch C In diesem Schema gibt es keine FDs, trotzdem haben wir Redundanz 222 / 510

Mehrwertige Abhängigkeiten Mehrwertige Abhängigkeiten(2) Jemand der fünf Programmiersprachen und vier Sprachen beherrscht, benötigt 20 Tupel zur Speicherung dieser Information! Hier werden voneinander unabhängige Konzepte miteinander vermischt Kompaktere Speicherung möglich: Fähigkeiten PersNr Sprache 3002 Englisch 3002 Deutsch 3005 Englisch 3005 Deutsch Fähigkeiten PersNr ProgSprache 3002 C 3002 Java 3005 C 223 / 510

Mehrwertige Abhängigkeiten Mehrwertige Abhängigkeiten(3) Es gibt mehrwertige Abhängigkeiten (MVDs: multivalued dependencies) in diesem Schema: PersNr Sprache und PersNr ProgSprache Formale Definition: α,β, γ R (mit α β γ = R); α β gilt, gdw. für jede Instanz R gilt: für jedes Paar von Tupeln t 1,t 2 in R mit t 1.α = t 2.α existiert ein t 3 R mit t 3.α = t 1.α, t 3.β = t 1.β und t 3.γ = t 2.γ Umgangssprachlich bedeutet dies, daß für alle Tupel mit gleichem Wert für α alle β,γ-kombinationen vorkommen 224 / 510

Mehrwertige Abhängigkeiten Mehrwertige Abhängigkeiten(4) MVDs sind eine Verallgemeinerung von FDs, d.h. jede FD ist eine MVD (aber nicht unbedingt umgekehrt) Ähnlich den Armstrong Axiomen gibt es auch für MVDs Herleitungsregeln (sollen hier aber nicht im Detail besprochen werden) Eine wichtige Eigenschaft von MVDs soll genannt werden: α β α γ für γ = R α β 225 / 510

Vierte Normalform Vierte Normalform In der vierten Normalform (4NF) werden die Eigenschaften der BCNF auf MVDs ausgeweitet Ein Relationenschema ist in 4NF, gdw. für jede MVD α β mindestens eine der folgenden Eigenschaften gilt: α β ist trivial, d.h., β α ODER α β = R α ist ein Superschlüssel 226 / 510

Vierte Normalform Normalformen Eine höhere NF schließt alle niedrigeren mit ein: 4NF BCNF 3NF 2NF 1NF Je höher die NF, desto besser das Schema, d.h. desto weniger Redundanzen Was macht man, wenn die Qualität des momentanen Schemas nicht gut genug ist? Man überführt Schema in eine höhere Normalform und zwar mit Hilfe von Zerlegungen 227 / 510

Zerlegung von Relationen Zerlegung von Relationen Ein Schema R wird in die Teilschemata R 1,...,R n zerlegt, mit R i R für 1 i n Eine Zerlegung sollte zwei Eigenschaften haben: Verlustlosigkeit: die in der ursprünglichen Instanz R enthaltene Information muß aus den Instanzen R 1,...R n rekonstruierbar sein (für alle möglichen Instanzen R) Abhängigkeitsbewahrung: alle FDs in FR sollten in den F R1,...,F Rn bewahrt bleiben 228 / 510

Zerlegung von Relationen Verlustlosigkeit Zerlegung von R in R 1 und R 2 (mit R = R 1 R 2 und R 1 = π R1 (R), R 2 = π R2 (R)) Die Zerlegung ist verlustlos, wenn für jede mögliche Instanz R von R gilt: R = R 1 R 2 Hinreichende Bedingung für verlustlose Zerlegung: (R1 R 2 ) R 1 F + R oder (R1 R 2 ) R 2 F + R 229 / 510

Zerlegung von Relationen Beispiel für Verlust Finanz M B I A D Q Müller 103 Schmidt IBM 1.20 50 Müller 103 Schmidt Merck 1.00 30 Jung 214 Wilhelm Merck 1.00 140 Jung 214 Wilhelm IBM 1.20 30 ւց Finanz1 M B A Müller 103 IBM Müller 103 Merck Jung 214 Merck Jung 214 IBM Finanz2 I A D Q Schmidt IBM 1.20 50 Schmidt Merck 1.00 30 Wilhelm Merck 1.00 140 Wilhelm IBM 1.20 30 230 / 510

Zerlegung von Relationen Beispiel für Verlust(2) Finanz1 Finanz2 Finanz M B I A D Q Müller 103 Schmidt IBM 1.20 50 Müller 103 Schmidt Merck 1.00 30 Jung 214 Wilhelm Merck 1.00 140 Jung 214 Wilhelm IBM 1.20 30 Müller 103 Wilhelm IBM 1.20 50 Müller 103 Wilhelm Merck 1.00 30 Jung 214 Schmidt Merck 1.00 140 Jung 214 Schmidt IBM 1.20 30 231 / 510

Zerlegung von Relationen Abhängigkeitsbewahrung Zerlegung von R in R 1,...,R n Zerlegung ist abhängigkeitsbewahrend, wenn F R (F R1 F Rn ) bzw. F + R = (F R 1 F Rn ) + Im vorherigen Beispiel geht die FD I M verloren, ist also auch nicht abhängigkeitsbewahrend 232 / 510

Zerlegungsalgorithmen Zerlegungsalgorithmen Zerlegung wird normalerweise nicht jedes Mal mühsam per Hand gemacht und überprüft Wichtigster Algorithmus: 3NF-Synthesealgorithmus Zerlegt ein Schema verlustlos und abhängigkeitsbewahrend in 3NF Braucht als Eingabe allerdings eine redundanzfreie Menge von FDs (kanonische Überdeckung) 233 / 510

Zerlegungsalgorithmen Kanonische Überdeckung F c heisst kanonische Überdeckung von F, wenn die folgenden drei Kriterien erfüllt sind: F c F, d.h. F + c = F + In Fc existieren keine FDs α β, bei denen α oder β überflüssige Attribute enthalten. Jede linke Seite einer FD in Fc ist einzigartig. Dies kann durch sukzessive Anwendung der Vereinigungsregel erzielt werden: α β, α γ α βγ 234 / 510

Zerlegungsalgorithmen Kanonische Überdeckung(2) Wann gibt es keine überflüssigen Attribute? A α : (F c (α β) ((α A) β)) F c B β : (F c (α β) (α (β B))) F c Man kann überflüssige Attribute durch Links- bzw. Rechtsreduktion entfernen 235 / 510

Zerlegungsalgorithmen Linksreduktion Führe für jede FD α β F die Linksreduktion durch Überprüfe für alle A α, ob A überflüssig ist, d.h. ob β AttrHülle(F, α A) Falls ja, ersetze α β durch (α A) β. 236 / 510

Zerlegungsalgorithmen Rechtsreduktion Führe für jede (verbliebene) FD α β die Rechtsreduktion durch Überprüfe für alle B β, ob B AttrHülle(F (α β) (α (β B)), α) Falls ja, ist B auf der rechten Seite überflüssig und kann eliminiert werden, d.h. α β wird durch α (β B) ersetzt. 237 / 510

Zerlegungsalgorithmen Nur noch zwei Schritte Entferne die FDs der Form α, die im zweiten Schritt möglicherweise entstanden sind. Fasse mittels der Vereinigungsregel FDs der Form α β 1,...,α β n zusammen, so dass α β 1 β n verbleibt. Damit ist kanonische Überdeckung berechnet Je nach Abarbeitungsreihenfolge der FDs können verschiedene Überdeckungen entstehen (die aber alle redundanzfrei sind) 238 / 510

Zerlegungsalgorithmen 3NF-Synthesealgorithmus Erster Schritt: für jede FD α β in F c forme ein Unterschema R α = α β, ordne R α die FDs F α := {α β F c α β R α } zu Zweiter Schritt: Füge ein Schema R κ mit einem Kandidatenschlüssel hinzu Dritter Schritt: eliminiere redundante Schemata, d.h. falls R i R j, verwerfe R i 239 / 510

Zerlegungsalgorithmen Beispiel Anwendung des 3NF-Synthesealgorithmus auf Finanz mit F Rc = {M B,A D,I M,IA Q} Ergebnis: R M (M,B) RI (I,M) RA (A,D) RIA (I,A,Q) Was ist mit den Anomalien vom Anfang des Kapitels passiert? Sie sind verschwunden! 240 / 510

Zerlegung in BCNF und 4NF Zerlegung in BCNF und 4NF Es gibt noch weitere Zerlegungsalgorithmen für BCNF und 4NF Problem: es gibt Schemata, die nicht abhängigkeitsbewahrend in BCNF oder 4NF zerlegt werden können Meistens gibt man sich mit 3NF zufrieden, weiterer Grund: höhere Normalformen bevorzugen Updateoperationen vor Anfrageoperationen 241 / 510

Zerlegung in BCNF und 4NF Zerlegung in BCNF Starte mit Z = {R} Solange es noch ein R i Z gibt, das nicht in BCNF ist: Finde eine FD (α β) F + mit α β R i α β = α R i / F + Zerlege R i in R i1 := α β und R i2 := R i β Entferne R i aus Z und füge R i1 und R i2 ein, also Z := (Z {R i }) {R i1 } {R i2 } 242 / 510

Zerlegung in BCNF und 4NF Zerlegung in 4NF Starte mit Z = {R} Solange es noch ein R i Z gibt, das nicht in 4NF ist: Finde eine MVD α β F + mit α β R i α β = α R i / F + Zerlege R i in R i1 := α β und R i2 := R i β Entferne R i aus Z und füge R i1 und R i2 ein, also Z := (Z {R i }) {R i1 } {R i2 } 243 / 510

Zusammenfassung Zusammenfassung Mit Hilfe von Normalformen kann die Qualität eines Schemas bestimmt werden Die Verlustlosigkeit ist für alle Zerlegungsalgorithmen garantiert Die Abhängigkeitsbewahrung kann nur bei den Zerlegungen bis zur dritten Normalform garantiert werden 244 / 510