Hypnocoaching. Lisa Knörzer, Wiebke Fuchs & Lynn Averbeck. Einleitung



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Transkript:

Lisa Knörzer, Wiebke Fuchs & Lynn Averbeck Hypnocoaching Einleitung Unter dem Begriff Hypnocoaching ist es möglich, verschiedene Arten von Coaching - Programmen im Internet zu finden. Die Konzepte der einzelnen Anbieter sind auf den meisten Internetseiten schlecht nachvollziehbar. Deshalb hat sich unsere Projektgruppe das Ziel gesetzt, seriöse Verfahren des Hypnocoachings vorzustellen. Wir sind bei unserer Recherche sowohl auf Wilhelm Gerl (Diplom Psychotherapeut) als auch Gunther Schmidt (Facharzt für psychotherapeutische Medizin) gestoßen, die beide Konzepte zum Hypnocoaching bzw. zum Hypnosystemischen Ansatz entwickelt haben. Im Folgenden werden wir beide Ansätze vorstellen, wobei wir unseren Schwerpunkt auf den Ansatz der Hypnosystemischen Beratung von Gunther Schmidt legen werden. Auf dieser basierend haben wir eine Intervention im Selbstversuch durchgeführt, über die wir am Ende unseres Textes berichten werden. Hynocoaching nach Wilhelm Gerl Coaching allgemein Nach Gerl (1997) ist Coaching als ein Beratungsprozess zu verstehen, bei dem der Coach den Coachee/Klienten dabei unterstützt, seine Ziele zu verfolgen und seine allgemeine Befindlichkeit zu verbessern. Durch eine Analyse der Ressourcen des Coachees, Herausarbeiten von starren Mustern in seinem Verhalten, Aufzeigen von einem eingeengtem Sichtfeld oder Mängeln in der Verhaltensorganisation kann der Coach dem Klienten neue Impulse geben. Diese Vorgehensweise hilft dem Coachee, für sich neue Alternativen zu entwickeln und Ressourcen zu aktivieren, die ihn bei der Zielerreichung unterstützen können. Hypnocoaching Das Hypnocoaching hat gegenüber dem Coaching den Vorteil, dass die unbewusste und vorbewusste Ebene im Beratungsprozess miteingebunden werden können. Zu Beginn des Coaching-Prozesses erarbeitet der Coach mit dem Coachee eine realistische Zielvorstellung. Um zu überprüfen, ob das auf bewusster Ebene formulierte Ziel auch unterbewusst den Bedürfnissen und Ressourcen des Klienten entspricht, wird ein unwillkürliches Körpersignal (z.b. autonomes Körpersignal) abgerufen. Die Reaktion wird vom Klienten unbewusst gesteuert. Durch Hypnose kann der Coachee in einen Zustand versetzt werden, in dem ihm der Zugang zu unbewussten Prozessen leicht fällt und er auch diese Anteile seines Unbewusstseins lösungsorientiert nutzen kann. Mithilfe dieses Zugangs können Möglichkeiten aufgezeigt werden, die in anderen Situationen zur Problemlösung führten, im konkreten Fall aber nicht in Betracht gezogen wurden (Reassoziation). Durch die angeregten Lernprozesse des Unterbewussten können dabei aber auch völlig neue Lösungsstrategien entwickelt werden (Neoassoziation). Das Wissen, das unter Trance genutzt werden kann, ist den bewussten Denkprozessen oft nicht zugänglich. Insbesondere bei schwierigen Problemen, für die trotz Anstrengungen keine Lösung gefunden werden konnte, kann davon ausgegangen

werden, dass die Lösung nicht auf dem Weg des bewussten Denkprozesses zu finden ist. Gerade in diesen Fällen kann durch Hypnose der Zugang zum Unterbewussten helfen, Lösungsstrategien zu finden. Damit dem Coachee diese Strategien auch ohne die Hilfe des Coaches zugänglich sind, wird im Hypnocoaching zusätzlich problembezogene Selbsthypnose erlernt (Gerl, 1997). Hypnosystemische Beratung nach Gunther Schmidt Coaching, Beratung oder Therapie Nach dem Konzept von Schmidt (2004) können Coaching, Therapie und Beratung nicht voneinander abgegrenzt werden. Sein systemisch-konstruktivistischer Ansatz basiert auf der Grundlage, dass sich jede Person eine eigene Realität konstruiert, die für sie der Wahrheit entspricht. Jede Person sieht die Realität aus ihrer eigenen Perspektive. Deshalb kann man nicht pauschal sagen, was der Unterschied zwischen den Begriffen ist. Allgemein sollte man nach Schmidt den Namen des Angebots immer so wählen, dass das angestrebte Ziel optimal unterstützt wird. Deshalb könnte man statt hypnosystemischer Beratung auch von hypnosystemischer Therapie oder auch von hypnosystemischem Coaching sprechen. Hypnosystemischer Ansatz Schmidt (2004) hat den Hypnosystemischen Ansatz als ein Integrationsmodell von Hypnotherapie und systemischer Therapie entwickelt. Die beiden Therapiemodelle ergänzen sich gut und haben wichtige gemeinsame Überschneidungspunkte. Beide Ansätze sehen lebende Systeme als sich selbst organisierend und autopoietisch an, d.h. die Systeme bestehen aus Mustern, die sich selbst erschaffen und aufrechterhalten. Der Vorteil der Hypnosystemischen Beratung besteht darin, dass sich die Systeme sowohl interaktionell als auch intrapsychisch schnell verändern lassen. Psychische Symptome sind meistens unwillkürliche Prozesse, die die Person auf willkürlicher Ebene als unangenehm erlebt. Die Bearbeitung der Symptome sollte somit auf unbewusster Ebene erfolgen, denn bei dem Versuch die Symptome auf der willkürlichen Ebene zu behandeln, können die Symptome noch verstärkt werden. Um Zugang zu den unbewussten Bereichen des Gedächtnisses zu erlangen, wird der Coachee durch Hypnose in Trance versetzt. Dies geschieht durch gezielte Aufmerksamkeitsfokussierung des Klienten. Durch die Bearbeitung der Probleme unter Trance kann die Effizienz gesteigert werden. Die dabei bearbeiteten unwillkürlichen Prozesse laufen schneller und ökonomischer ab (Schmidt, 2004). Der unwillkürliche Bereich des Gedächtnisses ist auch für Entscheidungsprozesse von großer Bedeutung. Nach dem Wissen der Hirnforschung wird fast jede Entscheidung schon in den unbewussten Bereichen des Stammhirns, Mittelhirns und des limbischen Systems entschieden, bevor sie bewusst wird (Roth, 1997; Damasio, 1997). Potentialhypothese Die Potentialhypothese von Erickson (Erickson & Rossi, 1981; Gilligan, 1991; Schmidt, 1992) kann als grundlegende Hypothese der Hypnosystemischen Beratung gesehen werden. Sie besagt, dass der Mensch für die Lösung seiner psychischen, psychosomatischen und

interaktionellen Probleme eigene Kompetenzen besitzt. Die Bereiche, in denen die Kompetenzen abgespeichert sind, müssen fokussiert und aktiviert werden. Daraus lässt sich die Grundaufgabe der Hypnosystemischen Beratung ableiten. Sie soll den Klienten unterstützen, seine Aufmerksamkeit auf seine unbewussten Potentiale zu richten, und ihm helfen, sie zu nutzen (Schmidt, 2004). Pacing und Utilisation Im Folgenden soll auf weitere Prämissen des Hypnosystemischen Ansatzes nach Schmidt (2004) eingegangen werden. Das Ziel einer Beratung besteht im Aufbau einer kooperativen Ja-Haltung zwischen Therapeut und Patient. Der Therapeut soll folglich die individuellen Vorstellungen und Erwartungen des Klienten wertschätzend akzeptieren und sich auf diese einstellen, ohne dabei eigene Bedürfnisse und Ansichten aufzugeben. Der Therapeut bietet für die gemeinsame Arbeit eine gleichgestellte Begegnung an, indem sich der Therapeut dem Klienten angleicht. Diese Methode stammt aus dem NLP und wird als Pacing bezeichnet. Pacing dient in der Beratung als wichtige und allgegenwertige Grundlage und ermöglicht gleichzeitig, dem Klienten Freiräume zu lassen, damit sich dieser entwickeln kann. Eine weitere essentielle Methode, die in der Erickson schen Hypnotherapie Utilisation bezeichnet wird, ist, dass alle Beiträge und Merkmale, die vom Klienten kommen, für den therapeutischen Prozess genutzt werden. Diese Eigenheiten des Klienten sollten zieldienlich und kompetenzfördernd formuliert werden, da sie unter anderem viel darüber aussagen, unter welchen Bedingungen der Klient am besten kooperieren kann. Flow Darüber hinaus sollten Therapeuten die Zusammenarbeit durch Wertschätzung, Sicherheit und Wohlgefühl prägen und somit ein optimales Flow-Erleben ermöglichen. Unter Flow versteht Schmidt (2004) ein Gefühl von Kraft und fließender Energie, dank derer man sich vollständig auf eine Aufgabe konzentrieren kann. Es geht darum, dass die Kompetenzen und kompetenzförderlichen Eigenschaften des Klienten im Mittelpunkt stehen. Demnach ist es nicht förderlich, wenn Therapeuten das Problem im Fokus haben und defizitorientiert vorgehen. Es geht aber nicht darum, Probleme zu leugnen, sondern im Gegenteil darum, sie zieldienlich und kompetenzfördernd einzubeziehen. Mit Hilfe der Potentialhypnose sollen hilfreiche Ereignisse aus der Vergangenheit des Klienten betrachtet werden, in denen sich der Klient so gefühlt hat, wie er es sich in der Zielvisualisierung vorgestellt. Das Ganze wirkt sich dann im Idealfall stärkend auf das Selbstbewusstsein aus und bewirkt, dass Probleme als veränderbar angesehen werden und Hoffnung auf Zielerreichung besteht. Imaginationen und Zielvisualisierung Therapeuten sollen Imaginationen und Aufmerksamkeitsfokussierung unterstützen. Im Zentrum steht eine Zielentwicklung. Dabei ist es wichtig, dass die Ziele positiv formuliert werden. Es soll beschrieben werden, woran der Klient merkt, dass das Ziel erreicht wurde anstelle einer Beschreibung des Unangenehmen, welches mit Zielerreichung wegfällt. Zielvorstellungen sollen darüber hinaus genau imaginiert werden. Der Therapeut kann hierbei

unterstützend Angebote machen und Fragen stellen, die die Imagination des Klienten anregen, damit sich dieser genau vorstellt, wie es aussieht und sich anfühlt, wenn das Ziel erreicht wurde. Schmidt (2004) benutzt hierfür das Bild des Therapeuten als eine Art Realitätenkellner, der diverse Realitätenmenüs im Angebot hat. Zur genauen Zielvisualisierung kann im Optimalfall Tranceerleben genutzt werden. Bei der Imagination sollen bildhafte Vorstellungen auf möglichst vielen Sinneskanälen genutzt werden. Die Fokussierung erfolgt nach innen, und der Therapeut weist den Klienten an, sich ganz konkret die Zielerreichung vorzustellen. Durch Assoziationsketten sollen die gewünschten zieldienlichen Ressourcen aktiviert werden. Neben direkten Angeboten stehen dem Therapeuten auch indirekte Angebote wie Metaphern, Anekdoten, Symbole, Rituale und nonverbale Angebote zur Verfügung. Außerdem sollen intuitives Wissen und intuitive Kompetenz des Klienten unterstützt werden. (Erickson sagt dazu: Trust your unconscious mind zit. nach Schmidt, 2004). Im Idealfall entsteht ein Zusammenspiel zwischen intuitiven und kognitiven Funktionen. Nutzung von Problemkonstruktionen zur Kompetenzentfaltung Aus Sicht des Hypnosystemischen Ansatzes gibt es keine Probleme an sich und in sich selbst. Das Problem wird vom Klienten und seiner Umwelt selbst konstruiert. Schmidt (2004) bezeichnet diese auch als Problemkonstruktionen. Das Problem ist also keine eigenständig existierende Realität, die außerhalb des Ermessensspielraums des Klienten liegt. Der Hypnosystemische Ansatz bietet die Möglichkeit die Problemkonstruktionen der Klienten so zu nutzen, dass eigene Ressourcen entdeckt und entfaltet werden können. Laut der Prinzipien der Utilisation, kann die Problemkonstruktion, die im Problem Talk geäußert wird, zieldienlich für die Therapie sein. Schmidt (2004) nennt drei Arten der Utilisation von Problem Talk. Erstens kann Problem Talk als Prüfmöglichkeit für die therapeutische Kooperation dienen. Die Idee ist es, dass durch eine transparente Metakommunikation über den Problem Talk, die Kooperation gestärkt und zieldienlicher werden kann. Im zweiten Fall kann Problem Talk als Teil der angestrebten Lösung gedacht sein. Hier könnte die Lösung beispielsweise in der Beziehung zum Therapeuten an sich gesehen werden. Drittens kann ein Klient im Problem Talk den einzig richtigen Weg der Lösungsfindung sehen. In diesem Fall verweist Schmidt wieder auf die Wichtigkeit einer transparenten und kollegialen Metakommunikation. Die unserem Eindruck nach, eine der wichtigsten Methoden zu sein scheint. Allgemeines Ziel ist es, den Klienten dazu zu bringen, weg vom überwiegenden Problem Talk hin zum Solution Talk zu kommen. Also hin zu einer Kommunikation, die sich mit der Problemlösung und der dafür dienlichen Ressourcen beschäftigt. Es sollte eine Balance zwischen Problem Talk und Solution Talk angestrebt werden. Dennoch sollte dem Bedürfnis des Klienten nach Problem Talk immer Raum innerhalb der Therapie geschaffen werden.

Interventionen Einige Grundüberlegungen Der Hypnosystemische Ansatz macht sich den Charakter der Problemkonstruktionen zu Eigen. Die Annahme ist, dass sich etwas, was konstruiert wurde, auch de- und umkonstruieren lässt. Probleme werden als Muster der assoziierten Verkoppelung verschiedener synchron auftretender Erlebniselemente (z.b Verhalten, Kognitionen, Emotionen) (Schmidt, 2004, S. 102) verstanden. Hauptaufgabe hypnosystemischer Interventionen ist es, die Problemmuster so zu verändern, dass mehr Wahrnehmung ermöglicht wird. Die Aufmerksamkeit soll dabei so intensiv wie möglich auf die vorhandenen Zielpotentiale gelenkt werden. Der Klient soll seine eigenen Kompetenzen wahrnehmen und erkennen, dass er die für die Problemlösung notwendige Gestaltungsfähigkeit besitzt. Der Therapeut/ Berater unterstützt den Klienten auf diesem Weg mit seinem Wissen. Schritt für Schritt wird zusammen an der Entwicklung von konkreten und lösbaren Zielen/Aufgaben gearbeitet. Verändert werden die Problemmuster, indem Unterschiede eingeführt werden. Es gibt viele Methoden, um Problemmuster zu verändern. Beispielsweise können sie unterbrochen oder aber bereichert werden, indem Informationen bzw. Elemente eliminiert oder hinzugefügt werden. Eine weitere Technik ist die Komplexitätsreduktion. Durch das Schaffen einer Ordnung, kann sich die Wahrnehmung für Veränderungsmöglichkeiten und die nächsten kleinen Schritte öffnen. Der Beratungsprozess: Typische Phasen Im Folgenden werden wir in Anlehnung an Schmidt (2004) die wichtigsten Schritte im Beratungsprozess beschreiben. Für jede der beschriebenen Phasen lassen sich Interventionen entwickeln und anwenden. Zunächst sollte die Idee geklärt werden, mit der der Klient die Therapie/ Beratung aufgesucht hat. Dazu zählt zum Beispiel die Klärung der Erwartungen und der Motivation. In dieser ersten Phase ist ein gutes Pacing besonders wichtig. In der zweiten Phase sollte es darum gehen, Transparenz über das Vorgehen der Therapie/ Beratung zu schaffen und darum, das Arbeitsverhältnisses zwischen Therapeut und Patient zu klären. Eine angemessene Transparenz sorgt für Nachvollziehbarkeit und das wiederum kann zu gesteigerter Kooperation führen. In der dritten Phase werden Zielvisionen entwickelt. Wie sieht mein Leben aus, wenn ich das gewünschte Ziel erreicht habe? In der vierten bis sechsten Phase wird sich mit dem Problem und der Lösung beschäftigt. Zunächst wird nach Situationen im Leben des Klienten gesucht, in denen das gewünschte Zielverhalten einmal gezeigt wurde. Es wird also auf Situationen fokussiert, die nicht dem Problemsystem entsprechen. Auf die Art und Weise wird dem Klienten bewusst gemacht, dass schon Ressourcen zur Lösung vorhanden sind. Im nächsten Schritt können relevante Elemente des Lösungsmusters fokussiert werden, in dem das Problem- mit dem Lösungsmuster verglichen wird. Daran kann eine Kosten-Nutzen-Analyse der beiden Muster angeschlossen werden. So können die

Auswirkungen in Beziehungen, Wertigkeiten etc., die sich durch das Problem- bzw. Lösungsverhalten ergeben, verglichen werden. In der siebten Phase geht es darum, die ursprünglichen Ziele eventuell noch einmal zu modifizieren. An dieser Stelle ist anzumerken, dass Feedback im gesamten Beratungsprozess eine entscheidende Rolle einnimmt. In der achten und neunten Phase sollen die Schritte, die zum Erreichen des Ziels notwendig sind, entwickelt und vereinbart werden. Die Entwicklungsschritte sollten klar und überprüfbar sein. In jeder Sitzung sollte eine Bilanz der bisherigen Entwicklung gezogen werden. Die entscheidenden Fragen sind hier: Was ist der derzeitige Stand? Welche sind die nächsten Schritte? Sind Modifikationen notwendig? Je nach Ergebnis der Bilanz werden die Schritte wiederholt oder beendet. Die letzte Phase bildet den Abschluss der Therapie/ Beratung. Intervention im Selbstversuch Manual unserer Coaching-Sitzung 1.) Reflexionsgespräch mit dem KRAFT-Ziele-Modell (Müller, 2003) Anhand dieses Modells lassen sich Ziele eines Klienten überprüfen. Hierbei werden konkrete Fragen zu den fünf Bausteinen des KRAFT-Modells gestellt, die vom Klienten möglichst genau beantwortet werden sollen. Der Klient kann sich dadurch bewusst werden, ob das Ziel für ihn wichtig und erreichbar ist. Es werden Fragen zu folgenden Kategorien des Ziels gestellt: K konkret (z.b. Was genau möchtest du erreichen?) R realistisch (z.b. Was liegt in deiner Macht?) A attraktiv (z.b. Welchen Nutzen hast du davon?) F Fähigkeiten (z.b. Welche Ressourcen stehen dir zu Verfügung?) T Terminplanung (z.b. Bis zu welchem Datum willst du dein Ziel erreichen?) 2.) Zielerreichung erleben Bei diesem Baustein der Coaching-Sitzung geht es in erster Linie darum, den Klienten auf die darauf folgende Zielvisualisierung vorzubereiten. Er soll Fragen dazu beantworten, wie es in seiner Vorstellung sein wird, das Ziel zu erreichen. Dabei sollten, möglichst alle Sinne angesprochen werden. Der Klient muss nicht alle Fragen beantworten können, der Coach sollte aber möglichst viele Möglichkeiten anbieten, da Menschen unterschiedlich gut auf verschiedene Sinneswahrnehmungen ansprechen. Beispiele für Fragen: (., wenn du dein Ziel erreicht hast?) Visuell Was kannst du sehen,...? Auditiv Was kannst du hören,? Kinästhetisch Was kannst du fühlen,? Olfaktorisch Was kannst du riechen,? Gustatorisch Was kannst du schmecken,?

3.) Zielvisualisierung Der letzte Bestandteil der Coaching-Sitzung ist die Zielvisualisierung. Hierbei wird der Coachee vom Coach in eine Trance geführt, in der er sich seine Zielerreichung genau vorstellen soll. Beispiel einer Zielvisualisierung: Dem Klienten wird die Möglichkeit gegeben, sich durch Anleitung des Coachs zu Beginn einen sicheren Ort vorzustellen. An diesem Ort kann eine Leinwand auftauchen, auf der der Klient sich selbst bei der Erreichung seines Ziels zusieht. Nach einer Weile gibt der Coach dem Coachee die Möglichkeit, selbst ein Teil des Filmes zu werden und die Zielerreichung intensiv zu erleben. Am Ende der Zielvisualisierung führt der Coach den Klienten wieder zurück in den Raum und weckt ihn somit aus seiner Trance. Besonders wichtig hierbei ist, dass dem Klienten genug Zeit gegeben wird, sich seine Zielerreichung intensiv vorzustellen. Als Unterstützung der Visualisierung wurden die beiden anderen Bestandteile der Coaching-Sitzung der Zielvisualisierung vorangestellt. Erfahrungen und Beobachtungen der Coaching Sitzung 1. Zielbesprechung Bei der Durchführung der selbstkonzipierten Zielvisualisierung ist aufgefallen, dass es relativ einfach gelingt, sich die Erreichung eines Ziels konkret und imaginativ vorzustellen. Die einzelnen Arbeitsschritte zur Zielerreichung lagen in unserem Fall auch klar auf der Hand. Wir konnten feststellen, dass es sowohl für die Klienten als auch für den Coach, schwer war Ziele positiv zu formulieren. Man neigt intuitiv dazu, sich auf das zu konzentrieren, was sich verändern soll und somit Negatives weggehen wissen möchte. Analog dazu lag der erste Fokus bei den fehlenden Ressourcen, welche für die Zielerreichung benötigt werden. Es fallen oft Sätze wie um das Ziel zu erreichen, bräuchte ich mehr Motivation, Zielstrebigkeit.... Erst im zweiten Schritt fallen einem die Kompetenzen und Ressourcen ein, die man in sich trägt, wie Geduld, Ruhe und Willenskraft. 2. Zielvisualisierung/ Zielimagination Besonders leicht ist dem Coachee die Imagination durch Tranceerleben im Liegen gefallen, da in dieser Position bessere Möglichkeiten der Entspannung bestanden. Allgemein ist aufgefallen, dass es als leichter empfunden wurde, sich in der Intervention an einen sicheren Ort zu versetzen, als sich das Ziel konkret vorzustellen. Das mag allerdings damit zusammenhängen, dass bereits mehr Übung mit der Vorstellung des sicheren Ortes bestand. Die Methode der Leinwand, die zur Zielvisualisierung verwendet wurde, haben wir als etwas problematisch empfunden. So war es einfacher, sich in die Situation der Zielerreichung einzufühlen, als sich selbst von außen als Beobachter zu betrachten. Besonders aktiv waren bei der Zielvisualisierung der auditive und kinästhetische Sinneskanal.

Literatur Damaiso, A. R. (1997). Descartes Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. München: dtv. Erickson, M. H. & Rossi, E. L. (1981). Hypnotherapie. Aufbau, Beispiele, Forschungen. München: Pfeiffer. Gerl, W. (1997). HypnoCoaching. Selbsthypnose und Eigensupervision in der Naturheilpraxis. Naturheilpraxis, 4, 546-548. Gilligan, S. (1991). Therapeutische Trance. Das Prinzip Kooperation in der Erickson schen Hypnotherapie. Heidelberg: Carl-Auer. Müller, G. (2003). Systemisches Coaching im Management. Weinheim: Beltz. Roth, G. (1997). Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Schmidt, G. (1992). Systemische und hypnotherapeutische Konzepte für die Arbeit mit als psychotisch definierten Klienten. In B. Peter & G. Schmidt (Hrsg.), Erickson in Europa. Heidelberg: Carl-Auer. Schmidt, G. (2004). Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten (2. Auflage). Heidelberg: Carl-Auer.