Kinderarbeit in Indien. UNICEF Schweiz. Muss das sein? Wir machen Kinder stärker.



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Transkript:

UNICEF Schweiz Kinderarbeit in Indien Muss das sein? Wir machen Kinder stärker.

Kinderarbeit 2 Der Fortbestand von Kinderarbeit am Ende dieses Jahrtausends ist eine Schande für die Zivilisation. Deshalb will die UNICEF 1997 ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Kinderarbeit verdoppeln. Was aber ist Kinderarbeit genau, und wie lässt sie sich verhindern? Hier die Antwort auf einige Fragen: Wenn von Kinderarbeit gesprochen wird, tauchen bestimmte Bilder auf: an Webstühle gekettete Kinder in finsteren Fabriken oder vor Dreck starrende Kinderkolonnen, die unter Tage in Bergwerken zur Arbeit gezwungen werden. Diese Bilder entsprechen einer traurigen Realität, sind aber nur die Spitze des Eisberges. Kinderarbeit hat viele und viele verschiedene Gesichter, die meisten davon sind aber so unscheinbar und beiläufig, dass sie kaum je Mitgefühl erregen. So ist die Mehrheit von den weltweit 100 bis 200 Millionen arbeitenden Kindern innerhalb der Familie tätig. Das mag sich gemütlich anhören, ist es aber mitnichten. Gerade in armen Ländern, wo auch die Eltern unter einem enormen Druck stehen, kann sich die Familie als Hölle entpuppen, wo Dauerarbeit, Schläge, Lieblosigkeiten aller Art bis hin zu sexuellen Übergriffen an der Tagesordnung sind. Diese Kinder ziehen es dann häufig vor, die Familie zu verlassen und in die Fabrik zu gehen bzw. auf der Strasse zu leben. Nicht jede Kinderarbeit ist schlecht Mit «ein bisschen helfen» hat Kinderarbeit also nichts zu tun. Helfen und Verantwortung übernehmen kann für die körperliche, seelische und geistige Entwicklung eines Kindes förderlich sein, wenn wenn es Schulbildung, Erholung und Ruhezeiten nicht beeinträchtigt. Die UNICEF unterscheidet daher zwischen sinnvollen und gefährlichen Tätigkeiten. Unter ausbeuterischer Kinderarbeit versteht man: Vollzeitarbeit in zu jungen Jahren zu viele Arbeitsstunden täglich Tätigkeiten, die die Gesundheit des Kindes ruinieren (Abnahme des Hör- und Sehvermögens, Beeinträchtigung der Koordinationsfähigkeit etc.) Arbeiten und Leben auf der Strasse in schlechten Verhältnissen Unzureichende bzw. gar keine Entlöhnung zu grosse, nicht altersgerechte Verantwortung Tätigkeiten, die den Zugang zu Bildung blockieren Tätigkeiten, die die Würde und das Selbstwertgefühl des Kindes untergraben, wie z. B. Sklaverei, Schuldknechtschaft oder sexuelle Ausbeutung. Kleine Hände, krummer Rücken. Kinderarbeit ist eine Schande für die Zivilisation.

Kinder haben Rechte, aber nicht jedes Kind kommt zu seinem Recht. Das ist einer der Gründe, warum es die UNICEF gibt. Und mit Sicherheit ein guter Grund, die UNICEF zu unterstützen. 4 Erste Priorität: Bildung für alle Die Kinderarbeit verschwindet nicht über Nacht. Sie ist ein vielschichtiges Problem, dem nur beizukommen ist, wenn es von verschiedenen Seiten her angegangen wird. Geduld, Hartnäckigkeit und langfristige Planung sind die einzigen Mittel, um die Zukunftsaussichten von Kindern in aller Welt dauerhaft zu verbessern. Radikale Rezepte mögen verführerisch sein, wirken sich aber häufig kontraproduktiv aus. So wurden 1992 in Bangladesh 50 000 Kinder entlassen, nachdem die USA mit einem Boykott gedroht hatten. Diese Kinder landeten auf der Strasse, arbeiteten danach unter noch schlechteren Bedingungen in Kleinbetrieben oder waren gezwungen, sich zu prostituieren. Kinderarbeit kann Armut zu einem Dauerzustand machen, denn aus arbeitenden Kindern werden später Erwachsene, die als ungelernte Arbeitskräfte den Launen des Marktes hilflos ausgeliefert sind. Insofern kommt den Bildungsprogrammen der UNICEF allererste Priorität zu. Es muss gehandelt werden 190 von 193 Staaten haben die Konvention über die Rechte des Kindes ratifiziert und damit das uneingeschränkte Recht des Kindes auf körperliche, soziale und emotionale Entwicklung anerkannt. Das ist ein Erfolg, dem jetzt Taten folgen müssen. Beim Kampf gegen die Kinderarbeit macht sich die UNICEF für folgende Dinge stark: Konkrete Verbesserung der kindlichen Lebensbedingungen (Bildung, Ernährung, Gesundheit, Wasser) Stärkung der Familien (Selbsthilfe) Erarbeitung von Gesetzesmassnahmen zum Schutz des Kindes und Kontrolle bei ihrer Anwendung Sensibilisierung von Öffentlichkeit und Medien Zusammenarbeit mit Unternehmen für die Erarbeitung von Verhaltens- und Einkaufsregeln bezüglich Kinderarbeit. Auch Mädchen wollen zur Schule gehen. Flexible Schulzeiten machen es möglich.

In Indien Gezielte Unterstützung ist Teil jeder erfolgreichen Entwicklungsarbeit. Deshalb hat UNICEF Schweiz beschlossen, alle 1997 eingegangenen Spenden ihrer Schwesterorganisation in Indien zukommen zu lassen. Geld ist immer dort gut eingesetzt, wo es verlässliche Partner gibt. Lesen Sie hier, warum UNICEF Indien auch Ihr Vertrauen verdient. 6 Indien ist ein phantastisches Land, das Reisende aus dem Westen unweigerlich in seinen Bann schlägt. Im Gegensatz zu vielen Ländern Südamerikas, in denen die Verbindung zur ursprünglichen Kultur brutal gekappt wurde, lebt in Indien ein Erbe fort, das mehrere Jahrtausende umfasst. Alt und neu. Indien ist beides. Weltweit führend in der Computertechnologie, hat sich das Land eine traditionelle Handwerkskunst erhalten, die ihresgleichen sucht. Mit Mahatma Gandhi hat Indien der Welt das einzige Beispiel für eine friedliche Revolution gegeben. Das ist ein Geschenk der Hoffnung, ein Geschenk, das der Westen grosszügig erwidern sollte. Das Aussergewöhnliche an Indien ist nämlich, dass dieses Land die Zukunft will. Mit einer Energie, die jede Hilfeleistung zur Freude macht und angesichts der bitteren Armut bewundernswert ist. Chaos und Farbenpracht, spirituelle Sensibilität und Bescheidenheit sind die Charakteristika des Subkontinents. Aber leider auch ein erdrückendes Mass an Problemen. Das Leben auf der Strasse ist für Kinder gefährlich. Indien will die Zukunft. Und die beginnt im Klassenzimmer. 7

8 In Indien braucht es kein Schulmobiliar. Essen, lernen, schlafen: Alles spielt sich von alters her am Boden ab. Unfall mit Folgen Am 10. Dezember 1996 wurde in New Delhi am Obersten Gerichtshof von Indien ein Urteil gefällt, das 32 engbedruckte Seiten umfasst. Die Klage war alt und ging auf einen Unfall in einer Fabrik zurück, die Feuerwerkskörper herstellte. Bei dem Unfall waren mehrere Angestellte zu Tode gekommen, unter ihnen auch Kinder. Na gut, kann man sagen. Unfälle passieren überall, und was soll an diesen ganzen Gerichtsgeschichten spektakulär sein? Sicher. Unfälle passieren überall, aber es sterben dabei nicht immer gleich unschuldige Kinder. Tatsächlich wurde der Teilstaat Taml Nadu angeklagt, die verbrieften Rechte des Kindes mangelhaft wahrgenommen zu haben. Aus einem lokalen Vorfall wurde eine nationale Frage. Und wenn etwas am Urteil vom 10. Dezember 1996 spektakulär ist, dann die Genauigkeit, mit der der Oberste Gerichtshof das Problem der Kinderarbeit ins Auge fasste. Gerichtsurteile mögen Nicht-Juristen vorkommen wie sinnloser Papierkram, aber sie haben Verbindlichkeit. Wenn die Strafe bekannt ist, wenn der Staat klar macht, dass er bestimmte Vergehen unter gar keinen Umständen duldet, dann ist der Weg in eine bessere Zukunft gegeben. «Wir verfügen, dass jeder Unternehmer, der entgegen der gesetzlichen Bestimmungen ein Kind anstellt, 20 000 Rupien Strafe pro Kind in eine Stiftung einzuzahlen hat, die der Rehabilitation von arbeitenden Kindern dient. Die Verantwortung bleibt auch dann bestehen, wenn der Unternehmer das betreffende Kind entlassen hat.» So weit das Urteil. Stellen Sie sich vor Die Realität, die dahintersteckt, ist erschreckend. In Indien gibt es zwischen 44 und 100 Millionen Kinderarbeiter. Zahlen sind abstrakt und entsorgen gewissermassen das persönliche Schicksal. Stellen Sie sich vor: Sie sind arm. Kein Geld, kein Besitz, nichts. Das Stück Land, das Sie besorgen, gehört nicht Ihnen, sondern einem Grossgrundbesitzer, der Ihnen über mafiaähnlich organisierte Mittelsmänner einen Hungerlohn zahlt. Ihre Kinder sind mangelernährt. Wenn diese krank werden, sind Sie gezwungen, beim Arbeitgeber ein Darlehen aufzunehmen, um den Arzt zu bezahlen. Die Zinsen betragen 120 %. Es gibt zwar eine Schule im Dorf, aber der Lehrer ist mit 120 Schülern in einem einzigen Klassenzimmer dermassen überfordert, dass er nur zweimal die Woche aufkreuzt. Warum sollte Ihr Kind zur Schule gehen? Es lernt dort nichts. Sie schaffen es nicht, Ihre Schulden abzubezahlen, aber Ihr Arbeitgeber hat einen Vorschlag: Ihr siebenjähriger Sohn soll als lebende Sicherheit zum Teppichknüpfen nach Mirzapur geschickt werden. Das sind 1000 km von zu Hause. Sie haben Ihrem Kind eine bessere Zukunft gewünscht, aber die Armutsfalle ist bereits zugeschnappt. Gnadenlos. Mithelfen in der Familie, ja. Die Schule verpassen, nein. Die UNICEF verhindert, dass Kinder ausgebeutet werden oder in Schuldknechtschaft geraten.

Warum eigentlich setzt sich die UNICEF so sehr für Bildung ein? Ganz einfach: Aus Kindern, die lesen und schreiben können, werden Erwachsene, die sich besser wehren können. Aus Kindern, die ein minimales Empfinden für die eigene Würde haben, werden Erwachsene, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Deshalb macht UNICEF Kinder stärker. Helfen Sie mit! 10 Wie bekämpft man Kinderarbeit? Dieses Beispiel ist nicht erfunden. In zahlreichen Gegenden Indiens ist es blanke Realität. Im sogenannten «Teppichgürtel», einem Gebiet zur Grenze Nepals, sind rund 75 % der Angestellten Kinder unter 14 Jahren. Trotzdem ist die Lage nicht aussichtslos. Es hat sich gezeigt, dass der Anteil von Kinderarbeit massiv gesenkt werden kann, wenn entsprechende Massnahmen ergriffen werden. Folgende Strategien von UNICEF Indien haben sich als erfolgreich erwiesen: Bemühungen auf rechtlicher, materieller und ideeller Ebene für eine flächendeckende Verbreitung von qualitativ hochstehenden Primarschulen für alle Kinder zwischen 6 und 11 Jahren. Verbesserung des Schulunterrichtes nach dem Joyful Learning-Konzept, das Schluss macht mit Frontalunterricht und eintönigem «Eintrichtern». Musik, Rhythmus, Gruppenarbeit und entsprechende Lehrmittel fördern die aktive Beteiligung der Kinder am Unterricht. Bei Schulen, die nach diesem Konzept arbeiten, tendiert die Quote vorzeitiger Schulabgänge gegen Null. Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern in diesem Sinne. In Bihar z.b. werden mit der Unterstützung von UNICEF jährlich 15 000 Lehrpersonen fortgebildet. Schaffung von Anreizen, die bewirken, dass die Eltern ihre Kinder lieber zur Schule als an die Arbeit schicken. Ein Kind z. B., das von der Schule 3kg Reis pro Monat erhält, ist keine existentielle Belastung mehr. Schaffung von zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten für die Mütter. Wenn der ökonomische Druck auf die Familie nachlässt, erhöht sich die Chance, dass die Kinder zur Schule gehen. Jedes Kind hat ein Recht auf Spiel und Erholung. Ehemalige Teppichknüpf-Kinder beim Rollenspiel.

Patinnen und Paten gesucht für Barabanki Wenn Leute, die absolut nichts besitzen und kaum etwas zu hoffen haben, sich zusammenschliessen und selber etwas auf die Beine stellen, dann zeugt das von aussergewöhnlichem Mut. In Barabanki gehen mittlerweile 1500 Kinder zur Schule, die niemals eine Schule von innen gesehen hätten, wenn nicht ihre Eltern wie Löwen dafür gekämpft hätten. Wer jetzt eine Patenschaft für Barabanki übernimmt, sorgt dafür, dass ein Delhi. gut angelaufenes Projekt. Barabanki definitiv Schule macht. und sie drängeln sich. Kinder vor einer der Dorfschulen in Barabanki, Uttar Pradesh. I N N E P Ga nges D I E N T I A L B E T Teppichgürtel Unschöne Arbeit: Die Abdecker von Barabanki leben vom Erlös ausgeweideter Tiere, deren Skelette sie an Seifenfabriken verkaufen. Im Atlas ist Barabanki nichts weiter als ein winziger, kursiv gedruckter Name. Ein gottverlassenes Wörtchen im Koordinatensystem einer Welt, die kaum je erfährt, wie sehr die Menschen dort gegen das Elend ankämpfen. Barabanki nämlich befindet sich im berühmt-berüchtigten Teppichgürtel, unweit von Lucknow, der Hauptstadt des indischen Teilstaates Uttar Pradesh. Die dortige Bevölkerung betreibt hauptsächlich Landwirtschaft, aber es wäre zynisch zu behaupten, sie «lebe» davon. Was vom Verdienst übrigbleibt, nachdem die Eintreiber des Grossgrundbesitzers vorbeigekommen sind, reicht bestenfalls zum Überleben. Bittere Armut, Willkür und Brutalität prägten auch das Leben der Abdecker von Barabanki, bis sie sich vor 15 Jahren zu einer Kooperative zusammenschlossen, die mittlerweile weit über die Region hinaus ein Zeichen von Hoffnung gesetzt hat. Die Abdecker werden von den Bauern aufs Feld gerufen, wenn eine Kuh verendet ist. Sie häuten das tote Tier, nehmen es aus und schaffen die Knochen fort. Das ist eine unappetitliche, schwere Arbeit, die um Gottes Lohn Mit einem Franken pro Tag können Sie Kindern eine Chance geben, indem Sie Patin/Pate werden. Für 360 Franken pro Jahr, während drei Jahren. getan wurde, bevor sich die Kooperative wehrte. Die Barabankis gingen vor Gericht und erstritten sich das Recht, die Kuhreste auf eigene Rechnung weiterzuverwerten. Seither verkaufen sie die Knochen an Seifenfabriken, die Häute an Gerbereien. Reich werden sie nicht davon, aber dass sie, die Angehörigen der niedrigsten Kaste, sich durchzusetzen vermochten, hat ihnen Respekt verschafft und sie ermutigt, weitere Schritte zur Verbesserung ihrer Lage zu unternehmen. 13

14 Bessere Bildung, bessere Zukunft Vordringlichstes Ziel der Kooperative in Barabanki ist die Verbesserung des Schulunterrichtes für alle Kinder der Region. Durch ihren eigenen Lernprozess beim Gang durch die juristischen Instanzen haben die Mitglieder der Kooperative erkannt, wie wichtig Bildung für eine bessere Zukunft ist. In den vergangenen drei Jahren haben sie eine Schule nach der anderen eröffnet, so dass inzwischen 1500 Kinder aus 676 Winzig-Dörfern davon profitieren können. Es wird darauf geachtet, dass der Schulweg für die Kinder nicht länger ist als Regionalplan mit allen Schulen von Barabanki. Kein Kind soll einen längeren Schulweg als 2 km haben. 2 km und dass die Klassen eine überschaubare Grösse haben. Ein weiteres Plus ist die Tatsache, dass die Lehrerinnen und Lehrer vom kommunalen Schulkomitee direkt gewählt werden, so dass junge, engagierte Lehrkräfte zum Zug kommen. Dann gibt es noch die kleinen Tricks: So beschloss das Komitee, einen unzuverlässigen Lehrer nicht im Schulhaus, sondern am anderen Ende des Dorfes einzuquartieren. Fortan ist es für die Frauen kein Problem mehr, zu kontrollieren, ob der Lehrer zum Unterricht geht, denn er spaziert ja direkt an ihnen vorbei Die vergessenen Mädchen Besonders gefördert wird in Barabanki die schulische Ausbildung der Mädchen. Mit Grund, denn die Vernachlässigung der Mädchen ist eines der ganz grossen Dramen Indiens. Es wurde festgestellt, dass Mehr weibliche Föten häufiger abgetrieben werden, weil sie «weniger wert» sind. In einer bestimmten Klinik in Bombay betrug das Verhältnis von abgetriebenen Mädchen und Buben 8000:1. 25% aller indischen Mädchen vor ihrem 15. Geburtstag sterben. Gründe: Vernachlässigung und mangelhafte medizinische Versorgung. Mädchen weniger gut und weniger oft ernährt werden als Buben. Mädchen in einem Alter Mütter werden, in dem sie physisch dazu nicht in der Lage sind, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Mädchen seltener eingeschult werden, und wenn doch, dass sie dann kaum je die Grundschulbildung beenden dürfen. Hier setzt die Kooperative von Barabanki ein mit speziell auf Mädchen ausgerichteten Programmen. Z.B. mit flexiblen Schulzeiten, die es den Mädchen erlauben, ihrer Mutter trotzdem beim Kochen und Haushalten zur Hand zu gehen. Oder mit dem vermehrten Einsatz von Lehrerinnen und Mädchenklassen überall dort, wo die Koedukation auf Vorurteile stösst. Wie wichtig das ist, zeigen erste Zahlen. Alphabetisierte Frauen heiraten später, bekommen weniger Kinder und: Sie sind ziemlich streng, wenn es um den Schulbesuch ihrer Kinder geht Glänzende Augen, neugierige Gesichter. Wenn Lernen Spass macht, ist eine bessere Zukunft möglich.

So unterstützen Sie die UNICEF: Alle vier Unterstützungsmöglichkeiten können einzeln gewählt oder beliebig kombiniert werden. Eine Patenschaft 1. Spenden 2. 3. 4. übernehmen Mitglied werden Wenn Sie jetzt spenden, kommt Ihr Geld UNICEF Indien zu. Mit der Auflage, es in jene Projekte zu investieren, die die Kinderarbeit verhindern helfen. Ganz gleich, ob es sich um einen grossen oder kleinen Betrag handelt: Spontane Spenden sind ein Zeichen von Vertrauen. Weil die UNICEF in Ihrem Namen als Treuhänderin amtet und das Geld dort einsetzt, wo es am dringendsten gebraucht wird. Für eine Spende bitte den beigelegten Einzahlungsschein verwenden. Wenn Sie jetzt eine Patenschaft übernehmen, halten Sie dem Bildungsprojekt von Barabanki während drei Jahren die Treue. Das ist ein Versprechen, welches die langfristige Planung erleichtert und damit auch den Erfolg des Projektes. Eine Hilfe von Mensch zu Mensch, die 360.- pro Jahr kostet. Von der UNICEF werden Sie regelmässig über Barabanki informiert. Für eine Patenschaft bitte noch nichts einzahlen. Schicken Sie uns die Antwortkarte, wir schicken Ihnen den entsprechenden Einzahlungsschein. Wenn Sie jetzt Mitglied werden, gehören Sie zum Kreis der UNICEF-Freundinnen und Freunde. Konkret heisst das: Sie helfen der UNICEF helfen. Und zwar in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit und Wasser. Weltweit in 144 Ländern. Über alle Aktivitäten der UNICEF werden Sie regelmässig informiert. Eine Mitgliedschaft kostet jährlich: Für Einzelpersonen 70. Für Familien bzw. Paare 90. Für Jugendliche 20. Für eine Mitgliedschaft bitte noch nichts einzahlen. Schicken Sie uns die Antwortkarte, wir schicken Ihnen den entsprechenden Einzahlungsschein. Karten und Geschenke kaufen Wer UNICEF-Karten oder Geschenke kauft, hilft mit, Kinder in aller Welt stärker zu machen. UNICEF-Produkte gibt es in Fachgeschäften und Warenhäusern. Oder bei UNICEF selbst. Schicken Sie uns die Antwortkarte, wir schicken Ihnen den Katalog. Schweizerisches Komitee für UNICEF Baumackerstrasse 24 8050 Zürich Tel. 01/317 22 66 Fax: 01/312 22 76 Spendenkonto: 80-7211-9