Erasmus-Bericht für die Universidad Politécnica de Cartagena 1. Vorbereitung Ich habe sehr viel Vorbereitungszeit gehabt, da ich erst zum Sommersemester 2013 mein Erasmus-Semester gestartet habe, man sich aber trotzdem im Februar 2012 für das SS 2013 bewerben muss. Wie es jedoch meistens ist, verging die Zeit schneller als man denkt, sodass man am Ende vielleicht doch unter Zeitdruck steht. Ich hatte zum Beispiel die Situation, dass ich während meines Auslandssemester meine Familienversicherung aufgrund meines 25. Geburtstages verloren habe, weshalb ich schon vor meinem Auslandssemester eine Krankenkasse ausgesucht und einen Vertrag abgeschlossen hatte. Außerdem sollte man sich frühzeitig (1-2 Monate vorher) um eine private Auslandskrankenversicherung kümmern, wenn man eine abschließen möchte. Des Weiteren ist es sehr wichtig, den Antrag auf Auslands-BAföG frühzeitig zu stellen (mindestens 6 Monate vorher). Der Antrag muss nicht direkt vollständig sein (viele Angaben kann man normalerweise zu dem Zeitpunkt noch gar nicht machen), wichtig ist einzig und allein, dass der Vorgang gestartet wird, also ein Antrag eingegangen ist. Informationen habe ich mir hauptsächlich über das Internet besorgt. Seit einiger Zeit gibt es für die jeweiligen Auslandsunis auch Seiten auf Facebook, wo ehemaligen Erasmus-Studenten Fragen gestellt werden können. Ansonsten sollte man sich um einen Zwischenmieter bemühen, soweit dies möglich ist. Auch eine Überprüfung und gegebenenfalls Ausweitung des Impfschutzes kann je nach Zielgebiet sinnvoll sein. 2. Formalitäten An meiner Uni war es wichtig, eine Bestätigung mitzubringen, dass du offizielle_r Erasmus-Student_in bist. Außerdem solltest du genügend Passfotos dabei haben. Ich persönlich habe meinen Wohnsitz nicht umgemeldet... Aus diesem Grund kann ich zu diesem Punkt keine hilfreichen Angaben machen. Was das Bankkonto angeht kann ich die DKB (www.dkb.de) mit ihrem Konto DKB Cash empfehlen. Es enthält sowohl ein Giro- als auch ein Visakonto, und mit der Kreditkarte kann man weltweit umsonst Geld abheben, was äußerst praktisch ist. Außerdem gibt es keine Kontoführungsgebühren oder ähnliches. Außerhalb der Erasmusförderung habe ich keine weitere finanzielle Unterstützung erhalten. 3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule Cartagena ist nicht so groß und die verschiedenen Uni-Gebäude sind sehr zentral. Es gibt verschiedene Campusse für die verschiedenen Fakultäten. Meine Fakultät
(Wirtschaftswissenschaft) ist direkt am Hafen und wird auch CIM genannt. Ich bin zu Fuß zur Uni gegangen, wie die meisten Erasmus-Studierende. Ich habe mir jedoch auch ein gebrauchtes Fahrrad gekauft, um andere Strecken fahren zu können (Strand, einkaufen). Es fahren auch Busse in Cartagena, jedoch habe ich diese wenig bis gar nicht genutzt. Wenn man ins Sekretariat geht und sich einschreibt, bekommt man auch ein Passwort für die Internetplattform. Dort kann man dann ein Foto von sich hochladen und den Studierendenausweis bestellen. Bei mir hat die Ausstellung gut 6 Wochen gedauert. Mit dem Ausweis kann man in der Bibliothek Bücher ausleihen, jedoch muss man sich dort extra registrieren. Internetzugang gab es über ein offenes Netzwerk mit Nutzeridentifikation und über Eduroam wie an der Uni Bremen. Jedoch habe ich persönlich nicht durchschaut, wo und warum man Eduroam empfangen kann. Häufig war ich nur über das offene Netzwerk im Internet. Außerdem gibt es im CIM im 1. Stock (in Spanien der 2. Stock) einen Computerraum, der ohne Zugangsdaten oder Buchung genutzt werden kann. Die Mensa ist für kleine Snacks geeignet, Mittag habe ich persönlich eher weniger dort gegessen (relativ teuer für kleine Portionen, aber geschmacklich meistens gut). Jedoch gibt es Napolitana (so ähnlich wie Croissants), Baguettes und Kaffee zu sehr guten Preisen. Es gibt ein Mentor-Programm, welches für die erste Orientierung hilfreich ist. Außerdem bekommt jeder Student einen Professor zugeteilt, der für die akademischen Dinge wie das Learning-Agreement zuständig ist. Bei Problemen hilft auch das International Office freundlich und kompetent gerne aus. Außerdem ist es auch für Erasmus-Studierende möglich, Sport-Kurse zu nutzen oder für die Uni-Teams zu spielen. Bei Facebook gibt es auch eine Erasmus-Gruppe für die verschiedenen Jahrgänge, über die man sich verabreden oder Fragen stellen kann. 4. Akademisches Leben Anders als in Deutschland gibt es nicht das akademische Viertel. Trotzdem kommen die meisten Dozenten gepflegt 5-15 Minuten zu spät Mein Tipp: die ersten Termine pünktlich erscheinen, und dann je nach Erfahrungswert Zeitmanagement anpassen Ansprechpartner für akademische Probleme ist normalerweise der Tutor (Professor), der einem zugeteilt wird. Es gab für die Erasmus-Studierenden eine Informationsveranstaltung in der ersten Vorlesungswoche, zu der per Mail eingeladen wurde. Es ist also wichtig, beim International Office eine funktionierende und regelmäßig kontrollierte Mailadresse anzugeben. Das Kursangebot ist vielfältig und ich persönlich kenne niemanden, der von der UPCT eine Beschränkung auferlegt
bekommen hat. Im Allgemeinen kann man sagen, dass man über alles reden kann, und eigentlich immer eine Lösung gefunden wird. Es gab in den Veranstaltungen der ersten Semester auch Kurse auf Englisch (die nicht zwangsläufig komplett auf Englisch sind), jedoch sind alle fortgeschrittenen Kurse auf Spanisch gewesen. Deshalb ist es dringen zu empfehlen, schon ein gutes Spanisch-Niveau zu besitzen, wenn man in Cartagena studieren möchte. Es gab zwar auch Studierende ganz ohne Spanisch- Kenntnisse, jedoch ist es für sie am Anfang ungleich schwerer als für andere Studierende mit Kenntnissen. Cartagena ist meiner Erfahrung keine Uni, wo während des Erasmus-Semesters nichts geleistet werden muss. Ich musste mehrfach Hausaufgabe einreichen und habe auch im Semester Tests geschrieben. Je nach Kurswahl kann das mehr oder weniger anstrengend werden. Die Prüfungen sind häufig Multiple-Choice Klausuren, bei denen bei 2 oder 3 falschen Antworten eine richtige Antwort gestrichen wird (bei Unsicherheit NICHT antworten!!!!). Dennoch ist das Studium machbar. Erwähnenswert sind sicher auch die Fakultätsfeiern, die jeweils mehr oder weniger eine Woche dauern. Jede Delegation organisiert diese Partys mit verschiedenen Schwerpunkten. Bei der Wirtschaftsfakultät gibt es zum Beispiel eine Wasser Party, bei der eine riesige Wasserschlacht stattfindet. Dort lernt man schnell Leute kennen und es macht auch einfach Spaß. Außerdem kann man sich, wenn man eins der Vorverkaufspakete kauft, ein Andenken an die Uni sichern, denn die Pakete enthalten ein T-Shirt mit Logo und weiteren Aufdruck. 5. Unterkunft Ich hatte vor meiner Ankunft eine Wohnung gefunden, jedoch gab es auch sehr viele Studierende, die erst nach ihrer Ankunft eine Wohnung gesucht haben. Das ist im Normalfall auch kein Problem. Auch hier gibt es eine Facebook-Gruppe, in der Wohnungen angeboten werden. Preislich gibt es schon ab 150 kalt ein Zimmer in einer WG. Meistens werden die Nebenkosten getrennt von der Miete bezahlt. Ich habe 185 im Monat bezahlt, dafür aber auch direkt am Hafen gewohnt. Im International Office gibt es ebenfalls Informationen zur Wohnungssuche. Und wenn man Probleme hat, helfen sie auch, etwas zu finden. Es gibt auch ein Studentenwohnheim, welches Zimmer anbietet. Ich persönlich habe jedoch weder von meinem Antrag noch von 2 Mail-Anfragen je wieder was gehört. Deshalb weiß ich auch nicht, wie viel ein Zimmer nun wirklich kostet. Ich war einmal in einem drin, und die Ausstattung war modern und schön. Es gab auch einen großen Gemeinschaftsraum. Dennoch muss ich im Nachhinein sagen, ist ein WG-Zimmer wohl sowieso die bessere Wahl war. Ich habe
mit 3 Spaniern zusammengewohnt, was beim Erlernen der Sprache sehr hilft. Kurzfristige Unterkünfte für die Zimmersuche vor Ort gibt es genügend. Einfach im Internet nach Pensionen schauen oder in der Erasmus-Gruppe nachfragen (dort sind auch Spanier drin, die gerne helfen). 6. Öffentliche Verkehrsmittel In Cartagena fahren Busse, und ein Ticket kostet 1,20. Man kann auch eine Karte bestellen/kaufen, mit der die Tickets ermäßigt sind. Jedoch habe ich das nicht getan, weshalb ich keine weiteren Informationen dazu habe. Die Bus-Pläne sind etwas gewöhnungsbedürftig, es wird nicht angegeben, wann welcher Bus an welcher Station ist oder wie viel Zeit er für eine Strecke braucht. Taxis gibt es viele und preislich sind sie auch in Ordnung. Mit dem Fahrrad (soweit vorhanden) kann man auch fahren, jedoch gibt es nicht überall Wege und die Autofahrer sind nicht unbedingt an Fahrradfahrer gewöhnt. Den Zug habe ich nicht genommen, jedoch sind sie ziemlich günstig (bei frühzeitiger Buchung 20 nach Madrid). Im Allgemeinen kann ich die Internetseiten http://www.alsa.es/ und http://www.lycar.es/ empfehlen (z.b. für den Transport vom Flughafen Alicante nach Cartagena über Murcia). 7. Studentenjobs Aufgrund der Wirtschaftskrise in Spanien sind Studentenjobs eher rar gesät. Ich persönlich würde nicht darauf zählen, neben dem Studium in der Uni etwas zu finden. Es ist jedoch möglich, ein Erasmus-Praktikum an der Uni zu absolvieren. 8. Nach der Rückkehr Bei mir persönlich ist es so, dass meine Leistungen für heimische Kurse nicht anerkannt werden müssen. Es sind freiwillige Zusatzleistungen, die ich so auf meinem Zeugnis eintragen lassen werde. Soweit ich weiß, muss dazu ein Formular ausgefüllt und eingereicht werden (wenn das Transcript of Records da ist). A propos, es ist empfehlenswert, bevor man Cartagena verlässt noch einmal bei seinem Sekretariat vorbei zu schauen, und nach einem Informationsauszug zu fragen. Das Transcript of Records lässt nämlich bis zu 3 Monate auf sich warten, und irgendwie sollte man nachweisen, dass ernsthaft studiert wurde. Wenn ihr nicht direkt nach der letzten Prüfung fahrt, besteht die Möglichkeit, dass schon ein paar Prüfungen an das Sekretariat gemeldet wurden, welche dann auf dem Auszug erscheinen. Eventuell
nimmt das IO das als vorrübergehende Bestätigung an und das Transcript kann dann später nachgereicht werden. 9. Fazit Cartagena ist eine wunderschöne Stadt mit sehr vielen Stränden drum herum. Mir hat das Ambiente sehr gut gefallen, es gibt viele Möglichkeiten etwas zu unternehmen und sich mit Freunden zu treffen. Außerdem ist das Wetter natürlich super. Die Menschen sind sehr nett, und es ist super interessant, die spanische Kultur näher kennen zu lernen. Andauernd sind irgendwelche Feiern für Heilige und die Semana Santa ist natürlich so oder so ein Highlight. Auch Musik kommt in Cartagena nicht zu kurz. In zahlreichen kleinen Bars finden am Wochenende Konzerte statt, die umsonst besucht werden können. Die Preise sind auch viel niedriger als in Deutschland. Auch die Uni hat mir ziemlich gut gefallen. Davon abgesehen, dass das System sehr verschult ist und man häufig Leistungsnachweise erbringen muss, ist das Gebäude sehr schön und die Professoren versuchen den Erasmus-Studenten zu helfen, wenn es Probleme gibt. Alles in allem würde ich ein Erasmus-Semester oder auch Jahr jedem empfehlen, und Cartagena ist ein super Ort, um dies zu tun. Als ich mich für die verschiedenen Möglichkeiten informiert habe (Spanien stand für mich von Anfang an wegen der Sprache fest), habe ich mich sofort in die Stadt verliebt. Die Häuser sind wunderschön und die Stadt hat viel Geschichte zu bieten. Deshalb stand für mich schnell fest, dass ich nach Cartagena möchte (Nähe zum Meer, Architektur, Klima). Und da ich auch nichts negatives über die Uni gelesen hatte, war meine erste Wahl entschieden. Ich denke für jeden ist es vorteilhaft, ein halbes Jahr oder länger im Ausland zu leben. Man wird quasi gezwungen, sich mit anderen Gebräuchen und Traditionen auseinander zu setzen und wird dabei noch selbstständiger. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, die komplette Zeit in Cartagena zu bleiben und nicht für einen Besuch nach Deutschland zu fahren, um zu testen, ob für mich eine dauerhafte Beschäftigung im Ausland eine reelle Möglichkeit ist. Im Prinzip muss das jeder für sich selber entscheiden, aber wenn man am überlegen ist, so etwas zu machen, ist ein Erasmus-Semester ein guter Testlauf. Da mein Studium so gut wie beendet ist, hat mein Auslandssemester nicht den größten Einfluss darauf. Ich hatte mich jedoch bewusst für ein BWL- und Wirtschafts-Studium im Ausland entschieden, da ich der Meinung war und bin, in dem Bereich könnte mir
eine Ausweitung meiner Kenntnisse dienlich sein. Im Endeffekt habe ich so ein paar Qualifikationen für mein berufliches Leben dazu gewonnen. 1 Flur in der Uni 2 Blick in den Innenhof der Wirtschaftsfakultät
3 Blick aus einem Kursraum 4 Blick auf das Römische Theater
5 Blick auf den Archäologischen Park 6 Rathaus