Erfahrungsbericht Studiengang: B.Sc. Betriebswirtschaftslehre Austauschjahr/Semester: 2011/12 5. Semester Gastuniversität: Tel Aviv University Stadt: Tel Aviv Land: Israel Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen. 1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) und Ankunft Ich hatte mich schon früh dazu entschlossen, für mein Auslandssemester in den Nahen Osten, speziell nach Israel, zu gehen. Da die Uni Mannheim (bis zu diesem Zeitpunkt) keine Partnerschaft mit israelischen Universitäten aufgebaut hatte, entschloss ich mich für die Freemover-Variante. In Israel kamen insgesamt drei Universitäten in Frage: Universität Tel Aviv, Hebräische Universität Jerusalem und Ben Gurion Universität in Beer Sheva (Negev-
Wüste). Meine Entscheidung für Tel Aviv basierte auf folgenden Beweggründen: die gut organisierte Universitätswebseite, positive Erfahrungsberichte, eine professionelle Unterstützung und Hilfestellung durch die Mitarbeiter des dortigen Overseas Programs sowie einem generellen Interesse an der Stadt Tel Aviv. Die wichtigsten Informationen (z.b. Kosten, Semesterplan, Sprachkurs, Wohnsituation, etc.) zum internationalen Programm der Universität Tel Aviv findet man auf deren Webseite (http://international.tau.ac.il/). Die größte Herausforderung beim Freemoving ist sicherlich die Frage nach der Kursanrechnung in Mannheim. Die Universität Tel Aviv veröffentlicht auf ihrer Webseite jeweils den Kursplan des vorangegangenen Semesters mit allen Kursangeboten, sodass man in Zusammenarbeit mit dem Dekanat prüfen kann, ob die angebotenen Kurse zur Anrechnung führen werden. Da sich das Kursangebot von Jahr zu Jahr grundsätzlich nicht wesentlich ändert, kann man sich zunächst einmal an dem Kursplan des Vorjahres orientieren. Gegebenfalls kann man auch beim Overseas Program in Tel Aviv selbst nachfragen, ob wesentliche Änderungen im Kursplan des nächsten Jahres zu erwarten sind. Die Bewerbung an der Universität Tel Aviv läuft über ein elektronisches Onlineportal, das man auf der Webseite des Overseas Programs finden kann. Das Portal ist selbsterklärend und klar strukturiert, sodass die Bewerbung problemlos ablief. Alle für die Bewerbung notwendigen Dokumente sind aufgelistet und bei Fragen kann man sich immer per Mail an einen der Mitarbeiter wenden, die einem schnell antworten. 2. Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.) Die Unterkunft findet üblicherweise in den sog. dormitories (Wohnheim) der Universität gegenüber des Campus statt. Die Universität selbst liegt in Ramat Aviv, einem gehobenen Stadtteil im Norden Tel Avivs. Im Umkreis von zwei Minuten zu Fuß befinden sich mehrere Supermärkte, die Ramat Aviv Mall, das Sportcenter der Universität sowie der Campus der Universität selbst. Mit dem Bus fährt man zwischen 10 30 Minuten ins Zentrum (je nachdem, wo man hin möchte), sodass auch der Weg in die Stadt nicht weit ist. Grundsätzlich sind die Wohnungen auf dem Campus zu empfehlen, v.a. wenn man sich im Voraus nicht selbst vor Ort nach Wohnungen erkundigen kann. Ich würde davon abraten, von Deutschland aus eine Wohnung auf eigene Initiative zu mieten, da man ohne Hebräischund/oder Ortskenntnisse oft einen Aufschlag zahlen muss. In den Wohnungen im Wohnheim wohnt man zu viert, jeweils zwei Personen in einem Zimmer mit gemeinsamer Küche, Bad und WC. Gegen einen Aufschlag kann man sich auf Wunsch auch ein!"#$%&'(#$")$*+,-.)#/.$ Einzelzimmer in einem Apartment organisieren. Die Wohnungen sind in gutem Zustand sowie sauber und funktional eingerichtet. Die Preise für die Unterkunft findet man auf der Webseite der Universität, 2011 betrug der Preis für einen Platz in einer Wohnung pro Monat ca. 400 US$.
!,0$1.23#/.#/45(/(#")$!"#$6"))#-$ 3. Studium an der Gasthochschule *)$7"/8,/8$92-$:/";#-0".<.$ Das Overseas Department bietet eine Reihe an Kursen an, aus denen man frei wählen kann. Das Programm gliedert sich zusammen aus folgenden einzelnen Bereichen: jüdische Studien, israelische Studien, Management und Economics, Naher Osten Studien, Kunststudien sowie Life Sciences and General. Das Kursangebot ist reichhaltig und gibt einem v.a. die Möglichkeit, sich eingehender mit Israel und dem Nahen Osten zu beschäftigen. Die Professoren sind sehr gut ausgebildet und sprechen fließend Englisch (viele kommen aus den USA und haben dort eine Ausbildung an renommierten Universitäten genossen). Die Kurse haben eine Größe von ca. 20 30 Studenten, sodass die Vorlesungen deutlich interaktiver gestaltet sind als man es z.b. an deutschen Universitäten gewohnt ist. Meine Kurse setzten sich wie folgt zusammen:
1. Israeli Economy 2. Business Ethics 3. Radical Islamic Movements (Structure and Ideology) 4. After Auschwitz : Images of the Holocaust in Contemporary Culture 5. Hebräisch-Sprachkurs Die Universität Tel Aviv fordert von allen Austauschstudenten einen Sprachnachweis in Hebräisch. Falls man diesen nicht vorlegen kann, muss man vor Beginn des Semesters einen zweimonatigen Intensivsprachkurs absolvieren. Manche mögen das als Nachteil empfinden, ich kann es jedoch nur empfehlen. Israelis sprechen zwar gut Englisch, allerdings spielt sich das gesamte Alltagsleben in Israel auf Hebräisch ab es gibt beispielsweise keine Busfahrpläne an den Haltestellen auf Englisch. Wenn man also wenigstens lesen 7"/$=#">$3#0$?,)+20$)".$@>"'A$,2B$=#>$*;";$ und schreiben kann, ist das von Vorteil. Darüber hinaus ist es eine faszinierende Sprache und ein ganz neues System (es wird von rechts nach links geschrieben mit gänzlich neuen Schriftzeichen), dem es gebührt, erforscht und erlernt zu werden. Ich selbst habe noch während des Semesters mit Hebräisch weitergemacht. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass der Nahe Osten solch eine dynamische und auch komplexe Region darstellt, dass einem das Studium dort die Chance bietet, sich mit den aktuellen (Konflikt- )Themen deutlich eingehender und detaillierter zu beschäftigen. Das Auslandssemester in Tel Aviv hat mir somit auch akademisch die Möglichkeit geboten, sich mit einer Vielfalt von Themen näher zu befassen und die Historie sowie Struktur @#.$%/#00#.$C1D/,858#E$,2B$3#)$?,)+20$ der vielen vorherrschenden Konflikte nachzuvollziehen. Ich habe dadurch auch sehr viel über die israelische Kultur und Denkweise lernen können.
4. Alltag und Freizeit Tel Aviv als eine der pulsierendsten Städte des Nahen Ostens bietet schier grenzenlose Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten. Sport und Outdoor- Aktivitäten haben grundsätzlich einen hohen Stellenwert in Israel. Der Strand von Ramat Aviv ist in 10 Minuten zu Fuß vom Campus zu erreichen. Der Central Park Tel Avivs, der HaYarkon- =#>$*;";$ Park, ist in umgehender Reichweite der Universität gelegen. Das Sportzentrum der Universität verfügt über 3 Schwimmbecken (u.a. ein 50m-Außen-Olympiabecken), Fußball-, Tennis-, Basketball- und Squashplätze und ist direkt gegenüber des Wohnheims gelegen. Darüber hinaus bietet natürlich das Zentrum von Tel Aviv eine Vielfalt an Sport-, Kultur- und Ausgehmöglichkeiten. Da Israel verhältnismäßig klein ist, ist keine Reise innerhalb des Landes wirklich lang. Den Norden mit den wunderschönen Golan-Höhen und dem faszinierenden Panorama des See Genezareths hat man in ca. zwei Stunden erreicht. Nach Haifa fährt man 40 Minuten mit dem Zug, ebenso lang fährt der Bus von Tel Aviv nach Jerusalem. Man ist in kurzer Zeit sowohl in der Negevwüste als auch am Toten Meer. Die weiteste Entfernung ist der Badeort Eilat am Roten Meer (5 Stunden mit dem Bus). Durch die überschaubaren Distanzen lassen sich sehr @>"'A$;5)$1A5+20F#-8$,2B$G#-20,>#)$2/3$3#/$=#)+#>F#-8$ gut Wochenendausflüge organisieren, in denen man die Vielfalt des Landes entdecken und erkunden kann. Zwischen dem Sprachkurs und dem Beginn des Semesters ist üblicherweise eine Pause von einem Monat. Das eröffnet einem die wunderbare Möglichkeit, Israel und den Nahen Osten zu erkunden. Ich selbst habe eine Reise durchs Westjordanland, Jordanien, Ägypten und den Libanon gemacht und habe so die Möglichkeit gehabt, sowohl die israelische als auch die arabische Perspektive auf diese Region kennen zu lernen. Ich möchte noch eine kurze Anmerkung zum Thema Sicherheit machen, da dies ja immer ein heikles Thema ist, wenn es sich um den Nahen Osten handelt. Ich selbst habe mich in Israel
zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man in Deutschland deutlich sensibilisiert ist, da man natürlich oft nur von den Katastrophenmeldungen hört. Meiner Meinung nach verzehren viele unbestätigte Vorurteile das Bild über die Sicherheitslage in Israel. Ich kann jedem nur empfehlen, sich nicht allzu sehr von diesen Vorurteilen beeinträchtigen zu lassen und zu versuchen, die Lage so nüchtern und sachlich wie möglich einzuschätzen. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass Israel eine stark militarisierte Gesellschaft ist, d.h. Sicherheitskontrollen sind an der Tagesordnung ob in Einkaufszentren, am Eingang zur Universität oder im Wohnheim. Auch sieht man verhältnismäßig viele SoldatInnen in Uniform mit Gewehr auf den Straßen oder im öffentlichen Verkehr. Das mag einen am Anfang etwas ungewohnt vorkommen, heißt aber nicht, dass man jegliche Orte umgehen sollte, die von Sicherheitskräften bewacht werden. Man gewöhnt sich schnell daran und in Israel ist das eben Teil des Alltagsbildes. H">".<-9#-#)5/"#$;5-$3#-$%>,8#),2#-$"/$G#-20,>#)$ 5. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung; Abschlusswort an Ihre Nachfolger) Abschließend kann ich sagen, dass ich ein unglaublich spannendes und ereignisreiches Auslandssemester verbracht habe. Israel ist so ein interessantes, pulsierendes und kontrastreiches Land, dass sechs Monate bei weitem nicht ausreichen, diesem Land gerecht zu werden. Allerdings reicht die Zeit aus, eine Faszination für die Kultur, die Leute und die Geschichte des Landes zu entwickeln. Ich habe das Glück gehabt, wunderbare Leute getroffen zu haben, unter anderem auch viele Israelis. Ich kann nur jedem empfehlen, sich nicht innerhalb der Gruppe der Austauschstudenten abzuschotten sondern zu versuchen, Kontakt mit Einheimischen aufzubauen nur so bekommt man wirklich ein Bild dessen, was beispielsweise die Faszination des Sabbat ausmacht, welchen Stellenwert die Familie im I-.(535J#$K,)">"#$")$L,-A$ Alltagsleben hat oder welchen Einfluss die Religion auf das Leben in Israel hat. Israelis sind sehr gastfreundlich und insofern sollte man die Möglichkeit nutzen, mehr über das Land zu erfahren, was sich in den Köpfen der Leute abspielt und wie sich diese Kultur, die gerade mal 60 Jahre alt ist (Israel wurde 1948 gegründet), entwickelt hat. Die Diaspora des jüdischen
Volkes sowie die vielen verschiedenen Einflüssen aus den USA, Europa und der arabischen Welt haben Israel zu einem Mix von Kulturen gemacht, aus dem sich wiederum eine eigene, sehr prägnante Kultur herausgebildet hat. Zum Schluss möchte ich all diejenigen, die ein Auslandssemester der anderen Art planen und grundsätzlich mit dem Gedanken spielen, sich ihr Auslandssemester durch die Freemover -Option soz. maßzuschneidern, ermutigen, diesen Weg zu gehen. Wie ich selbst erfahren habe ist der administrative Aufwand nicht viel höher als die normale Auslandsbewerbung, denn all die Unterlagen, die ich nach Tel Aviv schicken musste, wurden letzten Endes auch von den anderen, regulären Partneruniversitäten gefordert. Wenn man alles gut organisiert, ist der Mehraufwand der Freemover -Bewerbung also nicht unbedingt größer und man hat wirklich die Chance, genau an den Ort zu kommen, an dem man schon immer mal für ein paar Monate leben wollte (gegeben es ist nicht schon auf der Liste der Auslandsuniversitäten)