長崎大学教養部紀要. 人文科学. 1967, 7, p

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Transkript:

NAOSITE: Nagasaki University's Ac Title Urashima Taro Aus "Otogisoshi" über Author(s) Hasekura, Yukio Citation 長崎大学教養部紀要. 人文科学. 1967, 7, p.117-125 Issue Date 1967-01-31 URL http://hdl.handle.net/10069/9535 Right This document is downloaded http://naosite.lb.nagasaki-u.ac.jp

117 Urashima Taro Aus "Otogisoshi" übersezt von Yukio HASEKURA Vor vielen Jahren lebte in der Proving Tango (jezt in Kyoto- Präfektur) ein Mann namens Urashima, Er hatte einen Sohn mit Namen Tarö, der vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt war. Dieser ging Tag für Tag fischen, um mit der Beute seine Eltern zu unterhalten. Eines Tages hatte er Muße und ging angeln. An allen Küsten und Inseln, in allen Buchten und Baien angelte er Fische, las Muscheln und sammelte Algen. Da hing an einem Strand, Eshima-ga-Iso genannt, eine Schildkröte an seinem Angelhaken. Zu der Schildkröte sagte Urashima Tarö: "Man spricht von tausendjährigem Lebensalter eines Kraniches und von zehntausend Lebensjahren einer Schildkröte. Ihr gehört also zu den langlebigsten unter den Lebewesen. Es tut mir leid, wenn du, eigentich solch ein langlebiges Tier, so plözlich hier ums Leben kommst. Deshalb will ich dich loslassen. Erinnere dich auch fernerhin an die Gnade!" Mit den Worten ließ Tarö seine Beute wieder in ihr Element zurückkehren. Dann kam er am Abend heim. Am andern Tag, als er wieder angeln ging, bemerkte er auf der fernen See ein Boot. Verwundert stand er da und sah, wie ein schönes Frauenzimmer allein im schwankenden Schifflein auf den Wellen näher und näher an ihn kam. Tarö fragte: "Wer seid Ihr, daß Ihr ganz allein auf dem gefährlichen Meer gefahren

118 Yuk io HASEKURA kommt?" Die Frau antwartete: "Nun, ich benutzte ein günstiges Schiff nach meinem gewünschten Ziel, da raste der Wind so heftig, daß durch den Sturm viele Passagiere von Bord in die Wellen geworfen wurden. Mitten in diesem Tumult setzte mich ein barmherziger Mensch in dieses Boot und ließ auf den Wellen schweben. Nicht wissend, wohin es getrieben würde, war mir bange und traurig, ob man nicht an die Insel der Dämonen gefegt werden möchte. Da bin ich eben einem Menschen begegnet! Das ist nicht durch eine irdische Verbindung geschehen. Sogar Tiger und Wölfe suchen den Anlaß durch den Menschen, so heißt die Lehre, um in ihrer Seelenwanderung aus der niederen Existenz zur höheren wiedergeboren zu sein" Also sprach das fremde Frauenzimmer und weinte bittere Tränen. Urashima Tarö wurde, da er nicht aus Stein und Holz war, durch den Anblick der Jungfrau tief gerührt und zog das Boot an dessen Tau heran. Da flehnte sie unter Tränen: 'Ach, schickt mich gütigst in die Heimat zurück! Wenn man mich hier verläßt, so weiß ich nicht, wohin zu wandern, und was anzufangen. Wenn ich so im Stich gelassen würde, dann wäre ich derselben Gefahr und Angst ausgesezt wie vorher auf der hohen See." Aus Mitleid mit der armen Frau stieg Tarö jetzt mit ihr in den Kahn und ruderte hinaus auf die See. Von ihr geleitet, fuhr er mehr als zehn Tage und gelangte endlich in ihre Heimat. Als er ans Land kam und sich umsah, da kam er sich wie im Traum vor: ein Palast tauchte auf, wie ihn kein himmelischer an Pracht übertraf. Die Mauern des Palastes waren von Silber, die Dächer und Toren aber von Gold. Die Wohnung jener Frau war auch so herrlich und über alle Beschreibung. Die Dame sprach nun also: "Daß man unter demselben Baum

Urashima Tarö 119 lagert und aus demselben Strom trinkt, das alles soll nicht aus der Bestimmung auf dieser Erde geschehen, sondern aus der früheren Existenz vorbestimmt sein. Ihr habt mich auf den Wellen so weit begleitet, das ist viel mehr von der Bestimmung aus der früheren Existenz geschehen. Was hindert dann, daß Ihr mit mir Ehe schließt und zusammen lebt?" Dies und ähnliches sprach sie, gestand ihm ihre Liebe und schwur unveränderliche Treue. Urashima Tarö nahm ihre Liebe an und sagte: "Nun denn, es soll geschehen, wie Ihr wollt" Das Ehepaar war so fest gebunden, daß sie wünschten, sie möchten im Himmel die beiden Vögel sein, die nach einer chinesischen Sage das Männchen und das Weibchen je ein Auge und einen Flügel haben und immer und überall ungetrennt sitzen und fliegen sollen; auf der Erde aber die beiden Äste, die nach derselben Sage einander aus zwei verschiedenen Stämmen entsprossen, doch miteinander eng berührt sind, so daß ihre Masern sich miteinander verknüpfen. So lebten sie Tag und Nacht so einträchtig wie das Brautentenpaar. Einmal sagte die Frau: "Dies hier ist ein Palast mit Namen "Ryugujo" (Drachenpalast). Der Garten hat vier Abteilungen, die nach den vier Jahreszeiten je mit den entsprechenden Bäumen und Blumenpflanzen bepflanzt sind. Kommt mit und schaut!" So sprach sie und führte ihn hinaus. Zuerst öffnete sie die Tür zum Osten, und da war ein Frühlingserscheinen: die Pflaumen und Kirschen standen in voller Blüte, die Weiden ließen ihre dünnen Zweige von sanftem Wind blasen, aus dem Dunst der Blüten und junger Blätter sang die japanische Nachtigall ganz nahe am Vordach, und überhaupt alle Bäume trugen ihre Blüten. Dann schaute man nach Süden. Es schien eine Aussicht des

120 Yuk io HASEKIJRA Sommers darzustellen: am Zaun an der Grenze des Frühlingsbezirkes blüten schon die Deutzia crenata (Unohana). Auf den Lotosblumen im Teich lagen Tautropfen, an den Ufern kräuselten sich kühl die Wellen, und zahlreiche Wasservögel schwammen lustig und munter. Aber im üppigen Laub der Bäume sangen Zikaden ihre rauscheligen Lieder. Aus den Wolken nach dem Gewitter ließ sich ein schriller Ckuckucksruf vernehmen und meldete das Ankommen des Sommers an. Die westliche Abteilung schien den Herbst zu zeigen: da färbten sich die sämtlichen Blätter, die weißen Chrysanthemen, eingefriedigt mit Bambusgitter, der Nebel über den fernen Hügeln und Feldern, das rührende Schreien des Hirsches, der durch Gebüsch des Büschelkrautes mit Tautropfen umherschreitet-alles stellte den Herbst dar. Schaute man nun nach Norden, so fühlte man deutlich den Winter: die Bäume standen überall mit ihren kahlen Zweigen, der erste Reif lag auf dürren Gräsern, die Berge waren vollkommen weiß, am Eingang zu schneebedeckten Tälern stieg der Rauch aus Holzkohlöfen empor, ein erbärmlicher Anblick des Lebens der einfachen Bergeinwohner-alles dies verkündete den Winter. Belustigt mit solchen und ähnlichen interessanten Dingen, verbrachte Tarö nun in aller Pracht und Herrlichkeit Jahre und Monate, und wie im Nu schienen ihm die drei Jahre, die schon vergangen waren, ehe er sich umsah. Da sagte einmal der Tarö: "Gebt mir doch Urlaub von dreißig Tagen! Seitdem ich die Heimat verließ, ohne Abschied von den Eltern zu nehmen, habe ich drei Jahre hier verbracht. Um sie wird mir jezt bange, wie es ihnen nur gehen werde. Darum möchte ich sie einmal wiedersehen und danach beruhigt zurückkommen." Die Frau sprach: "In diesen drei Jahren lebten wir beide wie ein Brautentenpaar

Urashima Tarö 121 sozusagen mit einem Auge und einem Flügel so eng zusammengebunden; zeigt Ihr Euch auch einen Augenblick nicht, so kümmere ich mich schon um Euch, wie es mit Euch stehe. Wenn wir uns jetzt trennen, so weiß man nicht, wann wir wieder uns treffen würden. Die Ehe wird geschlossen über die Zeitgrenze der Gegenwart hinaus bis in die Zukunft, so heißt es. Wenn unser Eheleben also auf dieser Welt auch so flüchtig sein möge wie ein Traum oder ein Trugsbild, so kommt auf der zukünftigen zweiten Existenz doch auf dieselbe Lotosblume mit mir!" Dies sagte sie und brach in Tränen aus. Sie sagte auch noch: "Was verberge ich jetzt? Die Wahrheit zu gestehen, bin ich eigentlich "Otohime", das Edelfräulein dieses Ryugujo-Palastes. Als ich in der Gestalt einer Schildkröte zu meiner Kurzweil auf den Wellen trieb, da wurde ich von Euch geangelt, und Ihr habt mir das Leben geschenkt. Um Euch die Gnade zu vergelten, wurde ich Eure Gattin, daß Ihr Glück und Ereude voll und ganz genießen könntet. Jetzt nehmt dies mit auf den Weg zu meinem Andenken!" Und damit zog sie einen prächtigen Kasten von ihrer linken Seite heraus, reichte ihm diesen und fügte hinzu: "Macht auf keinen Fall diesen Kasten auf!" Alles, was zusammentrifft, trennt sich voneinander, so lehrt Buddha. Das wußte sie natürlich, konnte aber den Abschied doch nicht ertragen und machte also: Seit Jahren gehörten wir eng zusammen, Doch nun, da der Abschied unvermeidlich ist, Ach, da ist nicht zu vermuten, Wann wir uns wieder sehen könnten. Urashima machte dann zur Antwort also: So traurig die Trennung auch sein mag,

122 Yukio HASEKURA So ist unser beider Liebesband Doch stark genug, Um mich wieder zu Euch zu ziehen. Die beiden konnten sich schwer trennen, doch so ging es nicht an und Tarö nahm den Kasten des Andenkens und machte sich auf den Weg nach der Heimat. Auf den Wellen auf der Fahrt nach seinem Elternhause fielen ihm nacheinander allerlei Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft ein, da machte er also ein Gedichtchen. Was soll ich dafür, Daß mir das Bild meiner Lieben Nicht aus dem Sinn kommen will, Mit der mich das Schicksal gebunden hat? Als nun Urashima endlich seine Heimat erreichte und sich hier und dort umsah, da war doch kein einziger Mensch zu sehen. Da war nur noch ein wüstes Land, wo Tiger auf Beute lauern würden. Urashima stand eine Weile staunend da, und konnte nicht begreifen, wie es geschah. Zufällig fiel sein Blick auf eine Hütte daneben. Er näherte sich ihr und rief: "Ein Besucher!" Da trat ein Greis von etwa achtzig Jahren heraus und sprach: "Wer wohl da?" Tarö fragte dann: "Steht hier nicht das Haus des Mannes namens Urashima-no-Shoji (Meier von Urashima)?" Da sagte der Greis: "Wer seid Ihr, daß Ihr des Mannes Spur folgt? Ein echtes Wunder! Der so genannte soll jetzt siebenhundert Jahre vorher hier herum gewesen sein, so erzählt die Überlieferung."

Urashima Tarö 123 Tarö war hocherschrocken und wußte nicht, wie es damit stand. Er erzählte dem Greis seine ganze Geschichte, wie sie wirklich war. Der Alte war darüber nicht wenig erstaunt und sagte mit Tränen in den Augen: "Der wilde Hügel drüben und der alte Grabstein darauf bildet, wie es geliefert ist, die Grabstätte jenes Mannes." Und er zeigte mit dem Finger auf den Ort. Traurig und hilflos drängte sich Tarö durch die betauten dichten Kräuter auf der Heide, kniete vor dem alten Grab nieder und machte unter Tränen also: Wie traurig wird mir doch, Die Heimat wieder zu sehen, Die zur Wildnis geworden, wo Tiger lagern, Die ich, wie ich glaubte, auf eine Weile verließ. So sang Urashima bei sich und stand verblüfft unter einem Kieferbaum. Dann erinnerte sich Tarö an den Kasten, den ihm seine Frau als Andenken gegeben, und von dem sie ihn dabei gewarnt hatte, denselben bei Leibe nicht aufzumachen. Trotz des Verbotes konnte er der verhängnisvollen Versuchung nicht widerstehen und ach! er nahm dann den Deckel ab. Da stiegen aus dem Kasten drei Streifen bläulicher Wolke. Und was für ein Wunder! Kaum er den Rauch erblickte, hatte der blühende Mann in seinem vierundzwanzigsten oder fünfundzwanzigsten Lebensjahr in einen schmutzigen Greis verwandelt mit Falten auf der Stirn, mit schneeweißen Haaren und eisgrauen Brauen. Nun aber nahm Urashima die Gestalt eines Kranichs an und schwang sich in den blauen Himmel empor. Die Schildkröte

124 Yuk io HASEKURA hatte die Lebensjahre ihres Mannes in den Kasten gesiegelt, daß er sogar siebenhundert Jahre, obwohl nicht bewußt, leben konnte. Zum Verhängnis konnte er nicht umhin, den Kasten aufzumachen, trotzdem es ihm streng verboten war. Nach dieser Geschichte mit dem Kästchen des Urashima Tarö wurde also gedichtet: Am Abend, wo ich dich sehe, Mit mir ist' s wie mit Urashimas Kästchen; Ist es geöffnet (od, wird es Morgen), So sind meine Augen aus Bedauern voll Tränen. Das japanische Zeitwort "akeru" bedeutet 'öffnen", zugleich aber auch "es wird Morgen". Fast wie ein Sprichwort wirkt die Redensart: Akete kuyashii Tamatebako. Das heißt: Wenn das Wunderkästchen aufgemacht wird, dann ist alles aus, oder dann ist die Enttäuschung (od. das Bedauern) groß. Alles, was überhaupt lebt, wird von Barmherzigkeit gerührt. Erst recht ein Mensch, der eine Wohltat durch andere nicht zu vergelten weiß, ist nicht mehr als Stein oder Holz. Mann und Frau, die innerlich einander lieben, die sollen, wie es heißt, in diesem und in jenem Leben gebunden sein. Erbaulicherweise hat sich also die Lehre als wahr erwiesen. So verwandelte sich Urashima in einen Kranich und spielt auf dem geweihten Berg Horai. Die Schildkröte trägt auf dem Schild die drei Faktoren: Himmel, Erde und Mensch, und zählt zehntausend Jahre. Daher pflegt man als ein glückverheißendes Beispiel Kraniche und Schildkröten anzuführen. Es wird gelehrt, daß man mitleidig sein soll. Wer mitleidig gegen alle Wesen ist, der soll zukünftig auch

Urashima Tarö125 gesegnet sein. Nachher erschien dann Urashima Tarö als Inkarnation des Urashima-Myojin in der Provinz Tango und erlöste alle Menschen. Die Schildkröte kam auch inkarniert daselbst, und wurde als Göttin zusammen mit dem vergötterten Tarö von allen verherrlicht. Wahrlich ist es eine Geschichte, die Gottes Lob laut singt. (U11141. 9 A 1413 i511)