HÖHER Management GmbH



Ähnliche Dokumente
Das Leitbild vom Verein WIR

B&B Verlag für Sozialwirtschaft GmbH. Inhaltsübersicht

Kreativ visualisieren

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

micura Pflegedienste München/Dachau GmbH

micura Pflegedienste Köln

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Gut essen als Dialysepatient Grundlagen der Ernährung. Claire Drube Dr. Sebastian Drube

Fragebogen ISONORM 9241/110-S

Herzlich Willkommen beim Webinar: Was verkaufen wir eigentlich?

Ziel- und Qualitätsorientierung. Fortbildung für die Begutachtung in Verbindung mit dem Gesamtplanverfahren nach 58 SGB XII

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Um Ihre Ziele durchzusetzen! Um Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen! Um in Begegnungen mit anderen Ihre Selbstachtung zu wahren!

Deutschland-Check Nr. 35

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Studie über Umfassendes Qualitätsmanagement ( TQM ) und Verbindung zum EFQM Excellence Modell

Gutes Leben was ist das?

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Qualitätsmanagement. Unterrichtsthemen aus Sozialpflege und Sozialpädagogik. Bernd Biermann. Herausgeber: Bernd Biermann. 1.

Quality Assurance Review der IT-Revision (QAR-IT) -Ein Leitfaden -

Moderne Behandlung des Grauen Stars

Anleitung über den Umgang mit Schildern

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Alle gehören dazu. Vorwort

Erfolg beginnt im Kopf

Integrierte Dienstleistungen regionaler Netzwerke für Lebenslanges Lernen zur Vertiefung des Programms. Lernende Regionen Förderung von Netzwerken

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Fragebogen zur Evaluation von NLP im Coaching

Qualitätsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen

Der BeB und die Diakonie Deutschland fordern: Gesundheit und Reha müssen besser werden. So ist es jetzt:

Vertrauen in Medien und politische Kommunikation die Meinung der Bürger

1. TEIL (3 5 Fragen) Freizeit, Unterhaltung 2,5 Min.

Elternumfrage Kita und Reception. Campus Hamburg

So erstellen Sie Ihren Business Avatar

Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

Hilfen durch das Pflegeversicherungsgesetz

- Making HCM a Business Priority

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang

WAS finde ich WO im Beipackzettel

Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit in Rehabilitationskliniken

K. Hartmann-Consulting. Schulungsunterlage Outlook 2013 Kompakt Teil 1

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Hinweise zum Fragebogen. Wir möchten Sie darum bitten, die jeweils zutreffenden Antworten in den dafür vorgesehenen

Papa - was ist American Dream?

Checkliste. zur Gesprächsvorbereitung Mitarbeitergespräch. Aktivität / Frage Handlungsbedarf erledigt

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Darum geht es in diesem Heft

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Leseprobe - Seite 5 - Kapitel 5 Fragetechniken - Einfürung

Wichtige Forderungen für ein Bundes-Teilhabe-Gesetz

Welche Gedanken wir uns für die Erstellung einer Präsentation machen, sollen Ihnen die folgende Folien zeigen.

Elternumfrage Kindergarten (mit Krippe und Vorschule) Phorms Campus München

Leit-Bild. Elbe-Werkstätten GmbH und. PIER Service & Consulting GmbH. Mit Menschen erfolgreich

Wechselbereitschaft von. Bevölkerungsrepräsentative Umfrage vom 09. Januar PUTZ & PARTNER Unternehmensberatung AG

Änderung der ISO/IEC Anpassung an ISO 9001: 2000

Wie bewerten. LehrerInnen & SchülerInnen. die MindMatters-Materialien?

Dokumentation für die software für zahnärzte der procedia GmbH Onlinedokumentation

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Evangelisieren warum eigentlich?

2. Psychologische Fragen. Nicht genannt.

Das Thema von diesem Text ist: Geld-Verwaltung für Menschen mit Lernschwierigkeiten

K u n d e n. F r a g e b o g e n. für die Gütesiegel- verleihung. - ambulante Dienste -

Verbrauchertipp! Gesetz zur Button-Lösung

1 Mathematische Grundlagen

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Fragebogen: Abschlussbefragung

micura Pflegedienste München Ost

Warum tun manche Menschen nicht das, was Sie als Führungskraft von ihnen erwarten?


Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Objektorientierte Programmierung für Anfänger am Beispiel PHP

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

Neun Strategien der Partnerarbeit

Adventskalender Gewinnspiel

Dokumentation für die software für zahnärzte der procedia GmbH Onlinedokumentation

Statuten in leichter Sprache

NINA DEISSLER. Flirten. Wie wirke ich? Was kann ich sagen? Wie spiele ich meine Stärken aus?

Business-Master Unternehmer-Training

Erlebnisorientiertes Lernen mit Pferden

50 Fragen, um Dir das Rauchen abzugewöhnen 1/6

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

So funktioniert Ihr Selbstmanagement noch besser

ARBEITNEHMERÜBERLASSUNG. Zeitarbeit? Leiharbeit?

Gelassenheit gewinnen 30 Bilder für ein starkes Selbst

Inhalt. 1. Einleitung Hilfe, mein Kind kann nicht richtig schreiben und lesen! Seite

Pflegeneuausrichtungsgesetz: Pflegebedürftige und Menschen mit Demenz sind die Gewinner!

Fehler und Probleme bei Auswahl und Installation eines Dokumentenmanagement Systems

Dow Jones am im 1-min Chat

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Die Liebe und der Verlust

Transkript:

HÖHER Management GmbH Qualitätsmanagementbeauftragter in Sozial-, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen Themenkomplex Grundlagen und Grundbegriffe des Qualitätsmanagements

Autoren: Maik Smolinski: Diplom Betriebswirt, Heimleiter, Qualitätsbeauftragter für soziale Einrichtungen, NLP Berater Christin Smolinski: Heimleiterin, Diplom Pflegewirtin 2. Auflage 2012 Das Werk ist urheberechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung und des Nachdrucks bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftlicher Genehmigung der HÖHER Management GmbH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Zur besseren Lesbarkeit wurde in diesem Lehrbrief überwiegend die neutrale Geschlechtsform gewählt. Bei der jeweils gewählten Form sind sowohl weibliche als auch männliche Personen angesprochen. HÖHER Management GmbH

Abbildung 1 Qualität ist sicherlich nicht alles - aber ohne Qualität ist alles nichts! - 3 -

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.......................................... 6 2. Einführung ins Qualitätsmanagement.......................... 7 2.1 Begriffserklärung Qualität.............................. 7 2.2 Qualitätsebenen nach A. Donabedian......................... 9 2.3 Das 4 Stufen Modell der Pflegequalität....................... 10 2.4 Qualität nach Shaw.................................. 12 3. Qualitätsmanagement.................................. 15 3.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen im Qualitätsmanagement............ 18 3.3 Instrumente des Qualitätsmanagements...................... 23 3.3.1 Qualitätszirkel................................. 23 3.3.2 Pflegestandards................................ 30 3.3.3 Qualitätsentwicklung in der Pflege und Entwicklungsprozess von Expertenstandards............................ 31 3.3.4 Pflegeprozess................................. 34 3.3.5 Pflegedokumentation............................. 38 3.3.6 Pflegevisite.................................. 40 3.3.7 Fallbesprechung............................... 42 3.3.8 Pflegemodell................................. 43 3.3.9 Pflegeleitbild................................. 44 3.3.10 Benchmarking................................. 45 3.3.11 Mitarbeiter................................... 46 3.4 Qualitätsmanagement nach DIN ISO 9000..................... 47 3.4.1 Begriffe (Auszug)............................... 47 4. Qualitätsmanagementsysteme............................. 52 4.1 DIN ISO 9000 ff.................................... 53 4.1.1 20 Elemente eines Qualitätsmanagementsystems............. 54 4.1.2 Eine neue Norm DIN EN ISO 9001:2008 seit 2008.............. 57 4.2 Foundation for Quality Management........................ 57 4.2.1 Der Nutzen des Modells........................... 58 4.2.2 Grundkonzepte................................ 58 4.3 Total Quality Management (TQM).......................... 59 4.4 Gütesiegel...................................... 60-4 -

Inhaltsverzeichnis 5. Grundbedürfnisse.................................... 65 5.1 Bedürfnispyramide nach Maslow.......................... 65 5.2 Über Henderson................................... 66 5.3 Zu Krohwinkel.................................... 67 6. Selbstkontrollaufgaben................................. 74 7. Literaturverzeichnis................................... 75 8. Glossar......................................... 76 9. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis......................... 77 10. Einsendeaufgaben.................................... 79-5 -

1. Einleitung Für den Begriff Qualität existiert nicht die eine allein gültige Definition. Vielmehr ist es eine sehr differenzierte Begriffsbestimmung, die sowohl objektive Inhalte (z.b. Betriebswirtschaftliche Bestandteile) als auch subjektive Wahrnehmungen (z.b. Bewohnerzufriedenheit) umfasst. Das liegt unter anderem in der langen Geschichte der Ansätze des Qualitätsbegriffes von Produkten und Dienstleistungen in unterschiedlichen Branchen. Dementsprechend haben sich auch verschiedene spezifisch ausgeprägte Modelle für das Qualitätsmanagement entwickelt, die wir in den folgenden Kapiteln vertiefend besprechen werden. Weiterhin beschreiben wir die entscheidenden Schritte von einer reinen Qualitätssicherung zum Qualitätsmanagement. Bitte achten Sie im vorliegenden Lehrbrief auf folgende Typografie # Wichtig Merksätze stellen wesentliche Kernaussagen dar. Sie dienen Ihnen als Orientierung hinsichtlich der Wichtigkeit von Lerninhalten. Beispiele Sie bilden einen Praxisnahen Bezug zum Erlernten. - 6 -

Im Kapitel 2 sollen Sie eine Einführung in das Qualitätsmanagement bekommen und Ihr Verständnis für Qualität steigern. Nach dem Durcharbeiten dieses Kapitel wissen Sie Was Qualität bedeutet Welche Stufen der Qualität es gibt 2. Einführung ins Qualitätsmanagement 2.1 Begriffserklärung Qualität Wie schon in der Einleitung angedeutet, gibt es in der Literatur verschiedene Definitionen für den Begriff Qualität. Anforderungen Leistungsvermögen Abbildung 2: 1 Qualität (lat.: qualitas = Beschaffenheit, Merkmal, Eigenschaft, Zustand) ist die Bezeichnung einer potentiell wahrnehmbaren Zustandsform von Systemen und ihrer Merkmale, welche in einem bestimmten Zeitintervall anhand bestimmter Eigenschaften des Systems in diesem Zustand definiert wird. Qualität könnte sowohl ein Produkt 1 Quelle: UTBAN & FISCHER, Pflege heute, 2. Auflage 2001-7 -

wie Bier und dessen chemische Elemente und den daraus resultierenden subjektiv bewertbaren Geschmack, als auch die Prozesse bei einer Dienstleistung, beispielsweise dem Verkauf des Bieres, beschreiben. Qualität wird laut der Norm EN ISO 9000:2005 (der gültigen Norm zum Qualitätsmanagement), als Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt, definiert. Die Qualität gibt damit an, in welchem Maße ein Produkt (Ware oder Dienstleistung) den bestehenden Anforderungen entspricht. Die Benennung Qualität kann zusammen mit Adjektiven wie schlecht, gut oder ausgezeichnet verwendet werden. Inhärent bedeutet im Gegensatz zu zugeordnet einer Einheit innewohnend, insbesondere als ständiges Merkmal. Damit sind objektiv messbare Merkmale wie z.b. Länge, Breite, Gewicht, Materialspezifikationen gemeint. Nicht inhärent sind subjektiv zugeordnete Beschreibungen wie schön oder auch der Preis weil diese eben nicht objektiv messbar sind. Der Preis oder ein persönliches Urteil sind also nicht Bestandteil der Qualität. Durch die Definition einer Zielgruppe und Meinungsumfragen kann das subjektive Empfinden dieser Zielgruppe ermittelt, ein inhärentes Merkmal definiert und damit messbar und Bestandteil der Qualität werden. Diese Definition löste die Formulierung des DIN EN ISO 8402:1995-08, des früheren Standards zum Qualitätsmanagement, ab. Nach dieser ist Qualität die Gesamtheit von Merkmalen einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen. Einheiten sind dabei Produkte, Dienstleistungen, Konzepte, Entwürfe, Software, Arbeitsabläufe, Verfahren und Prozesse; Qualität ist eine Funktion der Anspruchsklasse. Nach der IEC 2371 ist Qualität die Übereinstimmung zwischen den festgestellten Eigenschaften und den vorher festgelegten Forderungen einer Betrachtungseinheit. Während Qualität früher traditionell als eine Eigenschaft von Produkten oder Dienstleistungen verstanden wurde, also die Erfordernisse der Kunden im Vordergrund standen, erstreckt sich der Qualitätsbegriff im Rahmen von Total- Quality-Konzepten, wie dem Total Quality -Management als umfassende Variante des Qualitätsmanagements, über ganze Unternehmen. Neben die Kundenanforderungen treten die Anforderungen von Mitarbeitern, Kapitalgebern und Öffentlichkeit (rechtliche Anforderungen), an deren Erfüllung sich die umfassende Qualität eines Unternehmens ( Total Quality ) misst. - 8 -

2.2 Qualitätsebenen nach A. Donabedian Zur Beschreibung der Qualität, vor allem im Gesundheitswesen, kommt häufig das 3-Ebenen Modell des amerikanischen Arztes A. Donabedian zur Anwendung. Donabedian teilt Qualität in 3 Ebenen ein: Strukturqualität Prozessqualität Ergebnisqualität Prozessqualität ist: Strukturqualität ist: Ergebnisqualität ist: Abbildung 3: Qualitätsebenen nach A. Donabedian 2 Strukturqualität Prozessqualität Die Strukturqualität ist gekennzeichnet durch bauliche, technische und personelle Rahmenbedingungen. Typ des Trägers Personalschlüssel Leitbild ect. Die Prozessqualität ist gekennzeichnet durch die Maßnahmen, die sich auf den Pflege- und Versorgungsablauf beziehen. Hilfsmittel zur Beurteilung der Prozessqualität ist unter anderem die Pflegedokumentation. Jedoch betrifft die Prozessqualität nicht nur die Prozesse in der direkten Pflege. Auch alle anderen Prozesse in einer Einrichtung (z.b. Verwaltung, Hauswirtschaft und Haustechnik) sind hier zu berücksichtigen. 2 Quelle: www.qualitätsebenen.de - 9 -

Ergebnisqualität Die Ergebnisqualität spiegelt die Zufriedenheit und Lebensqualität der Bewohner wieder. Die Ergebnisqualität soll etwas über die Zielerreichung der zuvor definierten Ziele aussagen. Eine solche Aussage kann nur getroffen werden, durch einen Soll Ist Vergleich. Tabelle 1 Nach Donabedian ist Pflegequalität: Der Grad der der Übereinstimmung zwischen den Zielen des Gesundheitswesens / des Kunden und der wirklich geleisteten Pflege. Schon aus der Definition wird das Spannungsfeld der Unterschiedlichen Kundenanforderungen deutlich. Zum einen der Kunde Pflegekasse, der erwartet geringe Kosten bei angemessenen Leistungen, während für den Kunde Patient der Behandlungserfolg und eine auf seine Bedürfnisse abgestimmte Versorgung im Vordergrund steht. 2.3 Das 4 Stufen Modell der Pflegequalität Optimale Pflege Miteinbeziehung des Patienten Angemessene Pflege dem Patienten angepasst Sichere Pflege Routineversorgung Gefährliche Pflege Patient erleidet Schaden Grundpflege Patient ist aktiviert, trägt Mitverantwortung an seiner Rehabilitation. Er und seine Angehörigen erhalten sinnvolle Gesundheitserziehung. Patient erfährt Berücksichtigung seiner individuellen Bedürfnisse. Patient ist mit dem Nötigsten versorgt. Er erleidet keinen Schaden. Patient erleidet physische Schäden (Dekubiti, Kontraktionen, Unfälle, usw.). Sein Äußeres ist ungepflegt. Behandlungspflege und therapeutische Pflege Patient kennt Sinn und Zweck der Behandlung, ist damit einverstanden, kooperiert, kann die Behandlung später selbst weiterführen (oder seine Angehörigen). Patient ist über die Behandlung informiert, ist während und nach der Behandlung adäquat unterstützt und überwacht (patietenbezogene Behandlungspflege). Patient erhält korrekte, jedoch spitalbezogene Behandlungspflege. Er leidet keinen Schaden. Patient erhält fehlerhafte Behandlungspflege und erleidet (vermeidbare) Komplikationen. - 10 -

Optimale Pflege Miteinbeziehung des Patienten Angemessene Pflege dem Patienten angepasst Sichere Pflege Routineversorgung Gefährliche Pflege Patient erleidet Schaden Eingehen auf psychische und soziale Bedürfnisse Patient ist so in die Pflege mit einbezogen, dass er eine angepasste Lebensweise lernt und Lebenshilfe über die Spitalentlassung hinaus erfährt (bzw. seelsorgerliche Sterbehilfe). Patient erfährt ein Klima, in dem er seine Bedürfnisse ausdrücken kann und sich verstanden und akzeptiert fühlt. Er kann Kontakte nach außen aufrechterhalten. Patient muss sich in allem den Spitalregeln anpasse. Er bekommt keine Hilfe in der Auseinander-setzung mit Fragen über Leben und Tod. Patient erleidet psychische Schäden (Angst, Stress, Regression, Isolation). Kommunikation Patient erfährt gezielte Beratung, die ihm weiterhilft (therapeutische Beziehung). Patient erfährt eine echte zwischenmenschliche Beziehung, in der Gespräche und Meinungsaustausch möglich sind. Patient erfährt stereotype spitalbezogene Kommunikation. Patient ist nicht informiert. Er kann seine Meinungen nicht anbringen. Pflegeplanung und Informationsübermittlung Patient (inkl. Angehörige) werden in die Pflegeplanung mit einbezogen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist spitalintern und extern gewährleistet. Es ist ein individueller Pflegeplan vorhanden, der nach Bedarf modifiziert wird. Es finden regelmäßige Gespräche im Pflegeteam statt. Sichere Übergaberapporte sind gewährleistet. Das Rapportwesen ist mangelhaft. Tabelle 2-11 -

2.4 Qualität nach Shaw Definition und Bewertung der Pflegequalität nach Shaw Merkmale der Pflegequalität nach Charles Shaw: Angemessenheit Gerechtigkeit Zugänglichkeit Effektivität Uneffektiv Akzeptanz Effizienz Angemessenheit Gerechtigkeit Zugänglichkeit Effektivität Uneffektiv Akzeptanz Effizienz Dienstleistungen und Maßnahmen entsprechen den Bedürfnissen der Bevölkerung oder eines Individuums. Der Anspruch ist hoch: zu jedem Zeitpunkt soll das Angebot dem Bedarf an Pflegeleistungen entsprechen Jedes Individuum und jede Bevölkerung hat Anspruch auf die gleiche Pflege. Pflegebedürftige mit vergleichbarer Pflegeintensität erhalten also unabhängig vom sozialen Status, vom Einkommen, von der Hautfarbe oder der Religionszugehörigkeit die gleiche Pflege. Dienstleistungen werden nicht durch unzulässige Beschränkungen von Zeit oder Entfernung eingeschränkt. Pflege wird genau dann und dort angeboten, wo sie benötigt wird. Der angestrebte Nutzen für den Einzelnen und für Bevölkerungsgruppen wird realisiert. Sind z.b. sog. Rituale, die in der Pflege aus Tradition vollzogen werden, obwohl ein eindeutiger Nutzen niemals nachgewiesen wurde, etwa das Einreiben mit Franzbranntwein zur Pneumonieprophylaxe. Dienstleistungen werden so ausgeführt, dass vernünftige Erwartungen von Patienten, Pflegenden und der Gesellschaft befriedigt werden. Der Pflegebedürftige ist nicht der passive Empfänger von Pflege, die über seinen Kopf hinweg geplant und durchgeführt wird. Akzeptanz als Kriterium bindet Pflegequalität an die Erwartungen des Pflegeempfängers und macht dadurch deutlich, dass die Anpassung an die individuelle Situation des Pflegebedürftigen ebenfalls mit entscheidet. Mittel werden nicht auf eine Dienstleistung oder einen Patienten verwendet, wenn diese nicht auch wirklich geeignet oder für andere wichtiger sind. Tabelle 3-12 -

Zusammenfassung Qualität ist niemals Zufall; sie ist immer das Ergebnis hoher Ziele, aufrichtiger Bemühung, intelligenter Vorgehensweise und geschickter Ausführung. (Will A. Foster) Das könnte Qualität auch sein: Qualität ist wenn der Kunde zurück kommt und nicht das Produkt Pflegequalität die Übereinstimmung zwischen der wirklichen Pflege und den zuvor dafür formulierten Standards und Kriterien. Eigene Zusammenfassung Welche Inhalte im letzten Kapitel erscheinen mir so wichtig, dass ich sie noch einmal mit eigenen Worten auf den Punkt bringen möchte? Welche weiterführenden Fragen wirft das Gelernte auf? Regt es mich zu Gedanken an, die über den Inhalten im engeren Sinne hinausführen? Fallen mir Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung ein, die das Gelernte illustrieren, bestätigen, oder ihm widersprechen? - 13 -

Welche Aspekte des Gelernten fand ich interessant, nützlich, überzeugend, und welche nicht? Warum? Welche Fragen blieben offen? Was erschien mir unklar? Was erschien mir falsch? Welche Aspekte des Gelernten kann ich bei gegenwärtigen oder zukünftigen Tätigkeiten selber nutzen? Wie könnte eine solche Nutzung aussehen? - 14 -