Weiterbildungskonzept Allgemeine Innere Medizin Interdisziplinäres Notfallzentrum Lindenhofspital Bern 1. Allgemeines 1.1. Betriebliche Merkmale der Ausbildungsstätte Das Lindenhofspital ist ein gemeinnütziges Privatspital mit einem umfassenden medizinischen Angebot. Das Lindenhofspital als führendes Privatspital im Espace Mittelland ist Teil der Lindenhofgruppe, welcher ebenfalls die Spitäler Sonnenhof und Engeried angehören. Das Lindenhofspital selber verfügt über 250 Betten, eine Intensivstation und ein Interdisziplinäres Notfallzentrum. Es bestehen folgende Schwerpunkt Abteilungen: Innere Medizin, Onkologie, Psychosomatik, Nephrologie mit Dialysestation, Allgemeine und Viszerale Chirurgie, Kardiologie incl invasiver Kardiologie 24/365, Angiologie/ Gefässchirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie, Gynäkologie, Intensivstation mit 8 Betten. Ausserdem sind auch Ophthalmologie, HNO, Kinderchirurgie und plastische Chirurgie weitere stark vertretene Disziplinen. Im Jahr werden ca 12000 stationäre und 35000 ambulante Patienten betreut. Das Lindenhofspital verfügt über einen radiologischen Dienst mit Verfügbarkeit des Radiologen 24/7 und ein elektronisches Bildverarbeitungssystem (Pacs). Ebenfalls elektronisch verfügbare Laborresultate. Das Notfallzentrum des Lindenhofspitals ist täglich rund um die Uhr 24/7 für alle Patientinnen und Patienten zugänglich und bietet eine optimale Notfallversorgung. Das Notfallzentrum wird interdisziplinär geführt, es werden also Patienten aus allen Fachrichtungen betreut. Patienten melden sich selbständig (walk-in), oder werden durch die Rettungsdienste oder Hausärzte und Belegärzte zugewiesen. Im Jahr 2013 wurden im Notfallzentrum 10300 Patienten betreut. Insgesamt wurden rund 40% der Patienten stationär aufgenommen und durch das Notfallteam betreut. Im Jahr 2011 erfolgte der Umzug in ein neu gebautes modernes state-of-the-art Notfallzentrum. Es umfasst 15 Behandlungsplätze und schliesst eine Bettenstation mit ein, wo Patienten bis 48 Stunden auch stationär betreut werden. Alle Betten sind mit kompletten Monitoring Möglichkeiten (EKG, Arrhythmieüberwachung, SpO2, nichtinvasiver BD) ausgestattet und es besteht eine Zentralüberwachung.
Zu den Leistungen des Notfallteams gehört neben der Diagnostik und Therapie von ambulanten und stationären Notfallpatienten auch die Versorgung stationärer Patienten des Hauses in den ersten 24 Stunden. Nach den ersten 24 Stunden bleibt der Notfallarzt Anlaufstelle bei Problemen insbesondere unter notfallmedizinischen Aspekten (akute Probleme, Reanimationen etc) sowie der Versorgung zu ausserdienstlichen Zeiten. 1.2. Ärztliches Team 1 Leiterin Notfallzentrum (100%), FMH Innere Medizin, FA Klinische Notfallmedizin und Sonographie 1 Stellvertretender Leiter (100%), FMH Innere Medizin, FA Klinische Notfallmedizin und Sonografie 450 Stellenprozente Oberärzte Notfall mit FMH Titel AIM 630 Stellenprozente Assistenzärzte Notfall in Weiterbildung 200 Stellenprozente Rotationsassistenzärzte von der Inneren Medizin Sonnenhof Konsiliarärzte (Belegärzte) mit 24/7 Erreichbarkeit aus allen Disziplinen, u.a. Pneumologie, Kardiologie (incl. Invasive Kardiologie), Onkologie, Gastroenterologie, Psychosomatik, Nephrologie, Intensivmedizin, Infektiologie, Radiologie und Chirurgische Disziplinen. 1.3. Anerkennung als Weiterbildungsstätte durch die FMH 1 Jahr Stationäre Innere Medizin Kat C 1 Jahr Ambulante Innere Medizin Kategorie IV 2. Weiterbildungsstellen 2.1. Eignung/ Zielgruppen Bei der Einstellung wird auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufsanfänger und erfahrenen Assistenzärzten geachtet. Die Stelle eignet sich sowohl für Anwärter des Facharzttitels Allgemeine Innere Medizin wie auch als Fremdjahr für andere Facharzttitel. 2.2. Verantwortlicher Leiter für die Weiterbildung Für die Weiterbildung ist Frau Dr. med. Brigitte Nyfeler, Leiterin Notfallzentrum verantwortlich. Qualifikationen: FMH Innere Medizin, FA Klinische Notfallmedizin und Sonographie. Instruktortätigkeiten: offizielle Tutorin SGUM, ATLS und ACLS Instruktorin. Aufgabenbereich: Anstellung der Assistenzärzte und Oberärzte, Planung und Gestaltung der Weiterbildung, Organisation von Weiterbildungsveranstaltungen intern und extern. Führung, Supervision und Evaluation der Assistenzärzte. Als weitere Verantwortliche für die Weiterbildung steht die Standort Stellvertreterin Frau Simone Allemann FMH Innere Medizin zur Verfügung. Aufgabenbereich: Erstellen des monatlichen Weiterbildungsprogrammes, Einsatz- und Dienstplanung der Ärzte.
Ausserdem stehen als direkte Tutoren alle Oberärzte mit FMH Titel zur Verfügung. 2.3. Allgemeine Weiterbildungsziele Gemäss WBO Absatz 3. 2.4. Weiterbildungskonzept 2.4.1. Einführung in die Weiterbildungsstätte Für alle neu eintretenden Mitarbeiter organisiert das Lindenhofspital einen 1-tägigen Einführungskurs. Die neuen ärztlichen Mitarbeiter des Notfallzentrums durchlaufen eine strukturierte Einführung gemäss der erstellten Einführungs-Checkliste für ärztliche Mitarbeiter des Notfallzentrums. Die Einführung erfolgt durch die Leiterin oder die Standort Stellvertreterin. Nach einer ersten Einführungszeit von 2-3 Tagen haben die neuen Assistenzärzte immer einen Oberarzt zur Seite. Als Ansprechpartner sind auch die Leiter des Notfallzentrums jederzeit verfügbar. Die Checkliste wird vom neuen Mitarbeiter wie von der Leiterin aktualisiert und besprochen. Gegen Ende der Probezeit findet ein Standortgespräch mit der Leiterin Notfallzentrum statt. 2.4.2. Betreuung durch Tutoren Die Betreuung im Klinischen Alltag gestaltet sich wie folgt: Eine oberärztliche Betreuung durch einen Oberarzt findet vor Ort (kein Hintergrundsdienst) 365 Tage/ 24 Stunden statt. Gemeinsame Besprechung neuer Patienten zusammen mit dem Oberarzt/ Leiterin Notfallzentrum, Planen der weiteren Abklärungen und Schlussbeurteilung im Team. Tägliche Rapporte mit Fallbesprechungen und Diskussion relevanter und interessanter Ergebnisse und allfälliger Probleme. Supervision und Assistenz bei Untersuchungen (Punktionen, Ultraschalluntersuchungen etc) und bei therapeutischen Massnahmen. 2.4.3. Zielvereinbarungen Zielvereinbarungen werden in einem ersten Gespräch noch während der Probezeit definiert. Anschliessend finden mindestens halbjährliche Beurteilungsgespräche statt. Diese erfolgen nach einem strukturierten Ablauf und werden entsprechend dokumentiert. Am Gespräch nehmen immer die Leiterin des Notfallzentrums sowie in der Regel ein weiterer Tutor (wenn möglich der entsprechende Mentor des Assistenzarztes) teil. In diesen Gesprächen werden allgemeine Planung der Weiterbildung und Karriere sowie konkrete Lernziele während der Anstellungszeit besprochen. 2.4.4 Weiterbildungsinhalte Die Weiterbildungsinhalte werden gemäss WBP Facharzt Allgemeine Innere Medizin vom 1.1.2011, Abschnitt 3 sowie Anhang 1 und 3: Lernzielkatalog Basisausbildung und Lernzielkatalog Spitalinternist sowie den hausarztmedizinischen Lernzielen vermittelt. Besonderes Gewicht legen wir auf die Vermittlung folgender Inhalte: -Bei ambulanten wie stationären Patienten differenzierte Anamneseerhebung und Klinische Untersuchung.
-Daraus Entwicklung eines Abklärungs- und Therapieplanes sowie Diagnosestellung inklusive Differentialdiagnosen -Diagnostik und Therapie unter richtiger Einschätzung des Kosten/ Nutzen Verhältnisses -Einleitung einer Primärtherapie und Erstellen eines Therapiekonzeptes für die Hospitalisation bei stationären Patienten. -Erlernen der Triagierung von Patienten respektive medizinische Prioritäten richtig setzen lernen. -Management von akut kranken Patienten aus dem ganzen Spektrum der Inneren Medizin und Chirurgie/ Traumatologie (ohne Polytraumatisierte Patienten) -Sinnvoller Beizug anderer Fachärzte (Konsilien) -Interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem grossen Team -Erlernen manueller Fähigkeiten wie Punktionen, Wundversorgungen, Repositionen, Gipsen, Leitungsanästhesien sowie Möglichkeit zur Ultraschallausbildung. Theoretisches Wissen a) Kenntnis der klinikrelevanten Anatomie, Pathologie, Pathophysiologie, Biochemie, Mikrobiologie, Genetik, Immunologie, Pharmakologie, Epidemiologie. b) Verständnis der in der Inneren Medizin verwendeten technischen, laboranalytischen und bildgebenden Untersuchungsmethoden in Bezug auf Aussagekraft, Grenzen, Risiken und Kosten. c) Kenntnis der Prävention, Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Behandlung der akuten und chronischen sowie der asymptomatischen Erkrankungen, eingehende Kenntnisse der Pharmakotherapie, Kenntnis der entsprechenden Spontanverläufe. d) Kenntnis der in der Inneren Medizin gebräuchlichen Pharmaka und diagnostisch verwendeten Substanzen (z.b. Kontrastmittel), insbesondere bezüglich Pharmakokinetik, Neben und Wechselwirkungen auch bei polymorbiden Patienten (z.b. Niereninsuffizienz) aller Altersgruppen. e) Kenntnis der gesetzlichen Grundlagen über die Arzneimittelverschreibung. (Heilmittelgesetz, Betäubungsmittelgesetz, Krankenversicherungsgesetz, Spezialitätenliste und andere relevante Verordnungen). f) Kompetenz, wissenschaftliche Arbeiten kritisch zu werten und die für den klinischen Alltag relevanten Schlüsse zu ziehen. Fähigkeiten Allgemeine Fähigkeiten: a) Erstellung des kurz- und mittelfristigen, patientenorientierten Behandlungsplanes für akute oder exazerbierte chronische Erkrankungen unter gezielter Inanspruchnahme von interdisziplinärer Zusammenarbeit. b) Fähigkeit, einfache klinische Untersuchungen in allen für die medizinische Grundversorgung wesentlichen, nicht-internistischen Fachgebieten auszuführen. c) Unterstützung von Patienten und Angehörigen in schwierigen sozialen und persönlichen Lebenssituationen. d) Erhebung der gezielten Anamnese und Durchführung der situationsgerechten klinischen Untersuchung. e) Erstellung einer gewichteten Differenzialdiagnose für die klinischen Probleme. f) Fähigkeit, die Patienten über ihren Gesundheitszustand verständlich zu orientieren und über Nutzen und Risiken der Diagnose- und Therapiemassnahmen zu informieren. g) Durchführung pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Behandlungen.
h) Erstellen einer elektronischen Krankengeschichte, von aussagekräftigen Arztbriefen und von Rezepten und Zeugnissen. i) Erkennen von Notfallsituationen in allen medizinischen Bereichen und Einleitung von Sofortmassnahmen. j) Kenntnisse über die Erfassung asymptomatischer Erkrankungen. k) Krankheitsprävention bei entsprechenden Risikopatienten. Diagnostik: a) Interpretation der Resultate von Blut-, Urin-, Liquor-, Aszites-, Stuhl- und Sputumuntersuchungen sowie von Resultaten bildgebender Verfahren, von Endoskopien, EKG, Ergometrie, Lungenfunktion, ambulantem Blutdruckprofil, von Biopsien und von Punktionen. b) Interpretation von radiologischen Untersuchungen von Thorax, Abdomen, Extremitäten, Wirbelsäule und Schädel inkl. Szintigraphie, Computer-Tomographie und MRI. Manuelle Fertigkeiten a) Vollständige klinische Untersuchung. b) Entnahme von Probenmaterial (sowohl zu diagnostischen als auch therapeutischen Zwecken): Blut, Liquor, Aszites, Pleura, mikrobiologische Abstriche. c) Durchführung von Schnelltests: Streptokokken, Hämocue, Urin-Stick. d) Abklärung kardiovaskulärer Krankheiten mittels EKG, einfache Lungenfunktionsprüfung (Peak-Flow), Doppler-Druckmessung. e) Injektion intravenös, intramuskulär, subkutan. Legen eines venösen oder zentralvenösen Katheters, einer Infusion, einer Ascitesdrainage, einer Magensonde, Blasenkatheterisierung. f) Beherrschen der Notfallmassnahmen: kardiopulmonale Reanimation, Defibrillation/Elektrokonversion unter Einhaltung der ACLS-Richtlinien, sowie Abklärung einer verletzten Ultraschalluntersuchung: Besuch eines anerkannten Ultraschallkurs wird ermöglicht und ermutigt. Durchführung von SGUM anerkannten Workshops und Kursen im Notfallzentrum. Ein eigenes Ultraschallgerät steht zur Verfügung. Unsere Ärzte können unter Supervision die Ultraschalluntersuchung erlernen. 2.4.5 Weiterbildungsveranstaltungen -Täglich Montag bis Freitag Kurzfortbildung im Anschluss an den Morgenrapport -1mal wöchentliche ärztliche Fortbildung (abwechselnd Curriculum, Fallbesprechung, MoMo etc) von jeweils 1 Stunde -1mal wöchentlich Journal Club -4mal jährlich ½-1 Tag Workshop Ultraschall -2mal jährlich ½ Tag Workshop Materialparcours -6mal jährlich interne ACLS Schulungen à 3 Stunden -4mal jährlich interne ATLS Schulungen à 3 Stunden -6mal jährlich interner Gipskurs -regelmässige (ca. 8mal jährlich) abendliche Fortbildungen für interne und externe Ärzte (organisiert durch div. Spezialisten des Hauses). -weitere im Hause stattfindende Fortbildungen: z.b interdisziplinäres Tumorboard -Möglichkeit der Teilnahme an externen Weiterbildungsveranstaltungen (z.b SGIM anerkannte Weiterbildungen, ATLS; ACLS etc).
2.4.6 Lernunterstützende Massnahmen -Internetzugang an jedem Arbeitsplatz -Zugang zu computergestützten Informationsquellen wie up to date in medicine, med standards Basel, sowie anderen Datenbanken und Bibliotheken. -Es stehen folgende Fachzeitschriften zur Verfügung: New England Journal of Medicine (NEJM), Annals of Emergency Medicine, American Journal of Emergency Medicine, British Medical Journal (BMJ), Annals of Internal Medicine, Annals of Family Medicine, Praxis, Therapeutische Umschau. -Eine kleine Fachbibliothek steht zur Verfügung. 2.4.7 Die Assistenzärzte werden aufgefordert ein Logbuch über ihre Tätigkeiten zu führen. Dieses wird an den regelmässigen Gesprächen mit der Leiterin NFZ besprochen. Jeder Assistenzarzt hat einen Mentor. Es werden mit jedem Weiterzubildenden mindestens 4 mal jährlich Arbeitsplatzbasierte Assessments durchgeführt. 2.4.8. Risiko und Fehlermanagement Am Notfallzentrum wie im gesamten Klinibetrieb und Spital herrscht eine offene Fehlerkultur. Den Mitarbeitenden steht ein Critical Incident Reporting System zur Verfügung. In notfallinternen oder interdisziplinären Sitzungen werden regelmässig Fallbesprechungen abgehalten. Es besteht ein hausinternes Ethikforum. 3.Evaluation Ein erstes Evaluationsgespräch mit der Leiterin des NFZ erfolgt gegen Ende der 3- monatigen Probezeit. Ansonsten mindestens alle 6 Monate Qualifikationsgespräche mit der Leiterin NFZ incl Eintrag ins Logbuch (bei Bedarf, respektiven Problemen öfter). Bei Austritt erfolgt ein Austrittsgespräch, welches ebenfalls dokumentiert wird. Rund 4mal jährlich wird mit jedem Assistenzarzt ein Arbeitsplatz-basiertes Assessment durchgeführt. Evaluation der Weiterbildungsstätte durch die Assistenzärzte 1mal jährlich im Rahmen der FMH initiierten anonymen Umfrage über die WBS. Bern, 31.3.14 B. Nyfeler, Leiterin Notfallzentrum