Finanzierungssituation deutscher Unternehmen Anfang 2009

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Transkript:

Finanzierungssituation deutscher Unternehmen Anfang 2009 Im Zuge der Finanzmarktkrise scheint sich die Finanzierungssituation der Unternehmen stetig zu verändern. Die KfW führt zwar ohnehin einmal im Jahr eine Unternehmensbefragung in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden zum Thema Finanzierungssituation und Bankenverhalten durch. Die Feldphase dieser Befragung wird aber erst im März abgeschlossen sein und die Ergebnisse im Mai publiziert. Um jetzt schon ein aktuelles Stimmungsbild zu erhalten, hat die KfW Bankengruppe Anfang Februar eine Befragung unter Finanzierungsexperten von Unternehmensverbänden durchgeführt. Die Verbände verfügen über aktuelle Ergebnisse eigener Befragungen ihrer Mitglieder und stehen in regelmäßigen Kontakt mit den Unternehmen, so dass sie deren Finanzierungssituation gut kennen, bzw. einschätzen können. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen vorliegt, die vor allem durch gestiegene Anforderungen an die Stellung von Sicherheiten und Konditionenerhöhungen gekennzeichnet ist. Allerdings kann von einer allgemeinen Kreditklemme weiterhin nicht die Rede sein, da der Zugang zur Kreditfinanzierung noch weitgehend offen ist. Es gibt jedoch einige Bereiche insbesondere Automobil-, Werft- sowie Teile der Metall- und Elektroindustrie, die sich erheblichen Finanzierungsengpässen gegenüber sehen. Auch bei den Kreditversicherungen gibt es insbesondere in diesen Sektoren Schwierigkeiten. Bemerkenswert ist, dass die stark rückläufigen Auftragseingänge sowie die sehr negativen Geschäftserwartungen wohl zu einer starken Kürzung der Investitionspläne der Unternehmen für das Jahr 2009 geführt haben. Trotz weitgehend negativer Erwartungen der Verbandsexperten für die nächsten Monate bleibt die Hoffnung, dass durch die Konjunkturpakete der Bundesregierung, aber auch durch die des Auslands genügend große Impulse für den Beginn eines nachhaltigen Aufschwungs gegeben werden. 1. Einleitung Nachdem Anfang des Jahrtausends viele mittelständische Unternehmen über massive Finanzierungsprobleme klagten, hatte sich die Finanzierungssituation vieler kleiner und mittlerer Unternehmen auch in Folge der guten Konjunktur im Laufe der letzten drei Jahre merklich verbessert. Dennoch blieb die Finanzierungssituation bei kleineren Unternehmen wesentlich schwieriger als bei großen Unternehmen, die schon längere Zeit kaum noch von Problemen hinsichtlich der Finanzierung berichteten. Dies zeigt die einmal jährlich in Zu-

Befragung zur Finanzierungssituation 2 sammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden durchgeführte Unternehmensbefragung der KfW. 1 In Folge der Finanzmarktkrise scheinen jedoch insbesondere Großunternehmen vermehrt Probleme zu haben. 2 Um ein aktuelles Bild der Finanzierungslage der Unternehmen zu erhalten, hat die KfW eine Befragung von Finanzierungsexperten bei den Verbänden der deutschen Wirtschaft durchgeführt, die auch an der gemeinsam durchgeführten Unternehmensbefragung teilnehmen. 3 Die Befragung erfolgte mittels eines Fragebogens und anschließenden Telefoninterviews. Neben dem Zugang zu Investitions- sowie kurzfristigen Krediten und Liquiditätslinien wurde dabei auch nach Entwicklungen bei Lieferantenkrediten, Kreditversicherungen und Leasing gefragt. 2. Zugang zu langfristigen Krediten zur Finanzierung von Investitionen Der Zugang zu Investitionskrediten hat sich nach Angaben von knapp 67 % der befragten Verbände in den letzten drei Monaten für die meisten Mitgliedsunternehmen nicht verändert (vgl. Grafik 1). Etwa 33 % der Verbandsexperten berichten von schwierigeren Bedingungen, kein Verband meldet Verbesserungen. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Aussagen auf die Mehrheit der Mitgliedsunternehmen beziehen. D.h. innerhalb eines Verbandes, der unveränderte Bedingungen meldet, kann es natürlich Unternehmen geben, für die sich die Situation verschlechtert, oder auch verbessert hat. Für die Erwartungen bezüglich der nächsten drei Monate sieht das Bild im Vergleich zur aktuellen Lage deutlich schlechter aus. Hier erwartet die überwiegende Mehrheit der Verbände 73 % eine Verschlechterung, während nur knapp 27 % unveränderte Bedingungen erwarten. Auch hier erwartet kein Verband Verbesserungen. Schwierigeren Bedingungen sehen sich vor allem die Automobilindustrie einschließlich deren Zulieferer, Werften, aber auch weitere Teile der Metall- und Elektroindustrie gegenüber, die stark exportorientiert sind. Dies ist wohl dadurch bedingt, dass die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise zuerst das Ausland getroffen haben, wodurch zunächst die exportorientierten Branchen, bzw. die Branchen, die vom internationalen Handel profitieren, Schwierigkeiten bekamen. Branchen, deren Geschäftslage eher von der Inlandsnachfrage bestimmt 1 Zur Untersuchung der Entwicklung der Finanzierungsbedingungen über die Zeit anhand von Ergebnissen der Unternehmensbefragung, vgl. Zimmermann (2008). Zu den Ergebnissen der letzten Befragung, vgl. Zimmermann / Plankensteiner (2008). 2 Vgl. z.b. DIHK (2008), S. 1 f. 3 Befragt wurden 14 Verbände, siehe Anhang.

Befragung zur Finanzierungssituation 3 wird, sehen hingegen im Durchschnitt bisher noch wenig Veränderungen, bzw. Verschlechterungen beim Kreditzugang. Zugang zu Investitionskrediten in den letzten 3 Monaten 66,7% 33,3% leichter gleich schwieriger Zugang zu Investitionskrediten in den nächsten 3 Monaten 26,7% 73,3% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grafik 1: Entwicklung des Zugangs zu Investitionskrediten bei Mitgliedsunternehmen der befragten Unternehmensverbände Konsequenzen der eingetrübten Finanzierungsbedingungen Die angegebenen Gründe für den schlechteren Zugang zu Investitionskrediten in den letzten drei Monaten (vgl. Grafik 2) sind vor allem mehr geforderte Sicherheiten (75 %) sowie höhere Zinsen (67 %). 25 % der Verbandsexperten berichten von höheren Anforderungen an Offenlegung von Informationen oder an die Dokumentation. Im Handwerk, in dem eher kleinere Unternehmen vertreten sind, klagt die Mehrheit der Unternehmen, die über zunehmende Finanzierungsschwierigkeiten berichten, über zusätzliche Sicherheitenanforderungen. Gestiegene Zinsen werden hingegen als Grund nur selten genannt. Die oben genannten Brachen mit erheblichen Problemen berichten von häufigen Ratingherabstufungen der Unternehmen und zum Teil von Nachverhandlungen bei Abweichun-

Befragung zur Finanzierungssituation 4 gen von (financial) covenants 4, die im ungünstigsten Falle zur vorzeitigen Kündigung des Kredits führen können. Einige Verbände berichten, dass den Unternehmen als Grund für Konditionenerhöhungen seitens der Kreditinstitute in nicht wenigen Fällen höhere Refinanzierungskosten genannt werden, wobei betroffene Unternehmen darüber klagen, dass dies für sie nicht nachvollziehbar sei, bzw. vom Kreditinstitut nicht belegt wird. 66,7% höhere Zinsen Gründe für schwierigeren Zugang 25,0% Anforderungen an Offenlegung / Dokumentation mehr Sicherheiten 75,0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Anmerkung: Mehrfachnennungen möglich. Grafik 2: Gründe für einen verschlechterten Zugang zu Investitionskrediten Die Ergebnisse zeigen, dass Banken und Sparkassen im Zuge der Krise risikobewusster geworden sind und sich eingegangene Risiken oft auch besser bezahlen bzw. absichern lassen, als zu den vorangegangenen konjunkturell besseren Zeiten. Das ist in Rezessionsphasen typisch, da hier die Kreditausfallrisiken zunehmen und dies über steigende Risikomargen in die Kreditzinsen eingepreist wird. Infolge der aktuellen Zinssenkungen der EZB sollten die Zinsen für Unternehmenskredite im Trend jedoch grundsätzlich den Veränderungen der Leitzinsentwicklung folgen. Davon profitieren aber eher Kreditnehmer guter Bonität. 4 Covenants (Kreditvereinbarungsklauseln oder auch (Neben-)Vereinbarungen) sind vertragliche Zusicherungen des Kreditnehmers während der Laufzeit des Kreditvertrages, die z. B. das Einhalten bestimmter finanzwirtschaftlicher Relationen beim Kreditnehmer festlegen.

Befragung zur Finanzierungssituation 5 Für risikoreichere Kredite können die Kreditzinsen ausgelöst durch die steigenden Ausfallrisiken trotz sinkender Leitzinsen durchaus steigen. Nicht zu beantworten ist jedenfalls die Frage, ob die gestiegene Risikosensitivität der Banken und Sparkassen auch durch deren eigene problematische Situation bedingt zu einer übertriebenen Zurückhaltung führt oder ob die Kreditinstitute die Situation ausnutzen, um Margensteigerungen am Markt durchzusetzen. Zur Frage des Vorliegens einer allgemeinen Kreditklemme Die Verbände wurden auch gefragt, ob ein typisches Mitgliedsunternehmen mit durchschnittlicher Bonität derzeit grundsätzlich Probleme hat, überhaupt einen Kredit zu bekommen. Die Antwort fällt eindeutig aus. 93 % der Verbandsexperten sind der Meinung, dass ein typisches Mitgliedsunternehmen derzeit keine Probleme hat, einen Investitionskredit zu erhalten (vgl. Grafik 3). Ein typisches Mitgliedsunternehmen hat derzeit Probleme, überhaupt noch einen Kredit zu erhalten 7,1% 92,9% Ja Nein 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grafik 3: Zur Frage nach Problemen des generellen Investitionskreditzugangs Allerdings verweisen die meisten Verbände darauf, dass es durchaus Fälle gibt, in denen der Zugang zu Investitionskrediten sehr schwierig geworden ist insbesondere in der Automobilindustrie einschließlich deren Zulieferer, den Werften, aber auch in Teile der Metall- und Elektroindustrie. Aber auch aus dem Handwerksverband wird berichtet, dass nicht wenige

Befragung zur Finanzierungssituation 6 Unternehmen Schwierigkeiten haben, überhaupt einen Investitionskredit zu erhalten. Hier wird deutlich, dass die grundsätzlichen Finanzierungsprobleme, die bei kleinen Unternehmen wie sie typisch für das Handwerk sind seit Jahren bestehen, natürlich auch in der Krise weiter existieren oder sich verschärfen. Dass der allgemeine Kreditzugang weitgehend offen geblieben ist, kann mit daran liegen, dass sich die Fuldamentaldaten der Unternehmen in Deutschland u. a. deren Eigenkapitalausstattung in den letzten Jahren deutlich verbessert haben. 5 Auch der Antragseingang im Förderbereich der KfW Mittelstandsbank läuft selbst am aktuellen Rand auf einem hohen Niveau, das in etwa dem des vergangenen Jahres entspricht. Insofern zeigen sich aus dem Fördergeschäft heraus noch keine negativen Auswirkungen der Finanzkrise. Da die Banken und Sparkassen entweder das volle oder einen substanziellen Teil des Risikos der Förderkredite tragen, belegt dies, dass für einen großen Teil der kleinen und mittleren Unternehmen der Kreditzugang weiter offen ist. Reaktionen der Unternehmen auf Finanzierungsprobleme Die Unternehmen reagieren auf Finanzierungsprobleme, indem sie ihre geplanten Investitionen zurückfahren, auf alternative Finanzierungsquellen ausweichen und zur Not langfristige Vorhaben mit kurzfristigen Mitteln finanzieren. Zwar geben fast 80 % der Verbände an, dass Unternehmen ihre Investitionspläne für das Jahr 2009 reduziert oder ganz gestrichen haben, weisen aber darauf hin, dass hier in den meisten Fällen nicht primär Finanzierungsprobleme ausschlaggebend sind, sondern die aktuell trüben Geschäftserwartungen. Knapp 27 % sagen, dass die Unternehmen auf alternative Finanzierungsinstrumente zum Bankkredit ausweichen, wobei neben Leasing viele auf eigene Mittel, bzw. eine Eigenkapitalzuführung setzen, aber auch (bei eher kleinen Unternehmen) auf Kredite aus der Familie und dem Bekanntenkreis. In relativ wenigen Fällen wird eine fristeninkongruente Finanzierung genannt. Falls dies geschieht, dann eher bei großen und bei kleinen Unternehmen (Handwerk). Im Groß-, bzw. Einzelhandel wird als Maßnahme die Optimierung von Forderungs- und Kreditmanagement sowie der Lagerhaltung angeführt. Im Zuge der Krise wird es schwieriger, auf alternative Finanzierungsinstrumente zur Bankfinanzierung zurückzugreifen. So ist es für größere Unternehmen z.b. schwieriger geworden, bzw. kaum noch möglich, Anleihen zu platzieren. Außerdem sind die Verbriefungsmärkte weitgehend zum Erliegen gekommen, so dass beispielsweise die Refinanzierung von Handelsforderungen über Verbriefungstransaktionen zum erliegen gekommen ist. Bezüglich des 5 Zur Entwicklung der Eigenkapitalausstattung vgl. Reize / Lo (2008), S. 20 ff.

Befragung zur Finanzierungssituation 7 Leasings werden vereinzelt schwierigere Bedingungen gemeldet, d.h. verschlechterte Konditionen und ein schlechterer Zugang. Dies könnte an infolge der Finanzkrise gestiegenen Refinanzierungskosten der Leasinggesellschaften liegen sowie an Bonitätsverschlechterungen der Leasing in Anspruch nehmenden Unternehmen. Im Einzelhandel wird eine geringere Inanspruchnahme von Leasing festgestellt (insbesondere von Kassen- und EDV-Systemen), wobei dies nicht unbedingt an den verschlechterten Konditionen der Leasingangebote liegen muss, sondern auch von der im Zuge der Unternehmenssteuerreform 2008 durchgesetzten steuersystemwidrigen Hinzurechung der Leasingraten im Rahmen der Gewerbesteuer verursacht sein könnte. Unterschiede zwischen kleineren und größeren Unternehmen Finanzierungsproblemen sehen sich derzeit insbesondere große Unternehmen (größere Mittelständler sowie Großunternehmen) und kleine Unternehmen gegenüber. Mittelgroße Unternehmen mit Umsätzen im ein- bis unteren zweistelligen Millionenbereich berichten deutlich weniger über Finanzierungsschwierigkeiten. Ausnahmen bilden jene Branchen, die derzeit besondere Probleme haben, da hier sich die Kreditwürdigkeit von sehr vielen Unternehmen auch mittelgroßen verschlechtert hat. Die erheblichen Probleme von großen Unternehmen sind sicherlich auch dadurch bedingt, dass diese im Vergleich zu kleineren Unternehmen exportorientierter sind und somit früher von der schlechten Wirtschaftslage betroffen waren. In dieser Situation haben sie Schwierigkeiten, sich sowohl über den Kapitalmarkt als auch über Banken Kreditmittel in gewünschter Höhe zu beschaffen. Kleine Unternehmen sind derzeit von Finanzierungsproblemen häufiger betroffen, da sie über geringere Puffer verfügen als mittlere und große Mittelständler und daher in konjunkturellen Abschwungphasen besonders stark ausfallgefährdet sind. Einige Verbände berichten, dass zunehmend auch mittelgroße Unternehmen über Schwierigkeiten klagen und befürchten, dass sich dies bei einem Übergreifen der Rezession auch auf eher binnenorientierte Branchen deutlich verstärken wird.

Befragung zur Finanzierungssituation 8 3. Zugang zu kurzfristigen Krediten und Liquiditätslinien Zugang zu kurzfr. Krediten in den letzten 3 Monaten 66,7% 33,3% leichter gleich schwieriger Zugang zu kurzfr. Krediten in den nächsten 3 Monaten 40,0% 60,0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grafik 4: Entwicklung des Zugangs zu kurzfristigen Krediten (Laufzeit bis 1 Jahr) bei Mitgliedsunternehmen der befragten Unternehmensverbände Über zwei Drittel der befragten Verbandsexperten geben an, dass sich der Zugang zu kurzfristigen Krediten (Laufzeit bis 1 Jahr) nicht verändert hat (vgl. Grafik 4). Gut 33 % sehen einen schwieriger gewordenen Zugang. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit der Einschätzung des Zugangs zu Investitionskrediten. Unterschiede gibt es aber bezüglich der Erwartungen für die nächsten 3 Monate. Hier berichten die Verbände, bzw. deren Mitgliedsunternehmen zwar ebenfalls in der Mehrheit negative Erwartungen. Mit 60 % fällt dieser Anteil jedoch geringer aus als bei Investitionskrediten mit 73 %. Als Hauptgrund für eine Verschlechterung des Zugangs zu kurzfristigen Krediten werden von allen Verbänden gestiegene Zinsen genannt. Jeweils ein Drittel berichtet von höheren Sicherheitsanforderungen sowie von Problemen, überhaupt einen Kredit zu erhalten. Probleme werden von einigen Verbänden insbesondere bei Auftragsvorfinanzierungen gemeldet.

Befragung zur Finanzierungssituation 9 Liquiditätslinien sind in den letzten 3 Monaten worden 0,0% 85,7% 14,3% erhöht nicht verändert reduziert Liquiditätslinien dürften in den nächsten 3 Monaten werden 9,1% 54,5% 36,4% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grafik 5: Entwicklung der Liquiditätslinien Wenig Veränderungen haben sich bisher bei den Liquiditätslinien gezeigt. Hier berichten knapp 86 % der Verbände von weitgehend unveränderten Linien (vgl. Grafik 5). Allerdings berichten einige Verbände, dass nicht wenige Unternehmen eine Reduzierung in naher Zukunft befürchten. Zudem seien Wünsche auf Ausweitung der Linien von Unternehmen, die infolge der schlechten Geschäftslage eine Erhöhung benötigen, oft abgelehnt worden. Die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung ist daher auch weniger optimistisch, hier erwarten über 36 % der Verbandsexperten, dass eine Verkürzung der Linien ansteht. Analog zu den Investitions- und kurzfristigen Krediten wird zumindest punktuell auch bei den Liquiditätslinien von verschlechterten Konditionen berichtet. Eine Kündigung oder starke Reduzierung der Linien ist dagegen bisher eher selten vorgekommen. 4. Situation bei Lieferantenkrediten und Kreditversicherungen Lieferantenkredite stellen eine nicht unbedeutende Finanzierungsquelle für viele kleine und mittlere Unternehmen zur Beschaffung von Liquidität dar. In der Krise ist zu erwarten, dass sich die Liquiditätslage der Unternehmen verschlechtert und sich Änderungen im Angebot, bzw. der Nutzung von Lieferantenkrediten ergeben. Einige der befragten Experten berichten, dass sich die Inanspruchnahme von Lieferantenkrediten geändert bzw. verstärkt hat und

Befragung zur Finanzierungssituation 10 stellen eine zunehmende Ausnutzung gewährter Zahlungsziele fest. Andererseits kommt es in Einzelfällen wohl auch vor, dass Unternehmen früher als gewöhnlich Zahlungen leisten, um wichtige Zulieferer zu stützen. Auf der Seite des Angebotes an Lieferantenkrediten berichten auch zwei Fünftel der Verbände von Veränderungen. Einerseits wird hier davon gesprochen, dass Zahlungsziele verkürzt wurden und schneller Mahnungen erfolgen, andererseits berichtet eine Minderheit bei wichtigen Abnehmern auch von verlängerten Zahlungszielen. Schwierigkeiten beim Zugang und der Nutzung von Kreditversicherungen 69,2% 30,8% Ja Nein 0% 20% 40% 60% 80% 100% Grafik 6: Schwierigkeiten beim Zugang und der Nutzung von Kreditversicherungen Jedes Unternehmen, das eine Ware liefert oder eine Dienstleistung auf Rechnung erbringt, kann sich mittels einer Kreditversicherung gegenüber dem Risiko einer unbezahlt bleibenden Forderung absichern. Gerät das abnehmende Unternehmen in Liquiditätsengpässe, kann dies zu finanziellen Problemen des eigenen Unternehmens führen. Die Kreditversicherung übernimmt dabei nicht nur die Entschädigung bei einem Forderungsverlust, sondern auch die Bonitätsprüfung der abnehmenden Unternehmen im In- und Ausland. Da es in der aktuellen Krise zu zum Teil deutlichen Bonitätsherabstufungen von Unternehmen gekommen ist, verwundert es nicht, dass es Probleme bei der Inanspruchnahme von Kreditversicherungen gibt. Knapp 70 % der befragten Verbände berichten von erheblichen Prämiensteigerungen, Limitkürzungen und gesperrten Kunden. Insbesondere die Branchen

Befragung zur Finanzierungssituation 11 sind hier betroffen, die auch über Finanzierungsprobleme in der Kreditfinanzierung klagen. Die Automobilbranche, Werften, Textilunternehmen und exportorientierte Unternehmen werden hier genannt. Für Bauunternehmen war der Zugang zu Kreditversicherungen zudem schon immer eher problematisch. 5. Zusammenfassung Die Ergebnisse der Expertenbefragung zeigen, dass die Kreditversorgung der Unternehmen im Durchschnitt intakt ist und keine Kreditklemme vorliegt. Ernstere Probleme existieren vor allem in bestimmten Branchen, wie in der Automobilindustrie einschließlich deren Zulieferer sowie in exportorientierten Branchen bzw. Unternehmen. Es mag daher nicht verwundern, dass Finanzierungsprobleme derzeit insbesondere von großen Unternehmen (größere Mittelständler sowie Großunternehmen) berichtet werden, allerdings klagen auch kleinere Unternehmen, die auch in den letzten Jahren überdurchschnittliche Schwierigkeiten hatten. Mittelgroße Unternehmen berichten deutlich weniger über Finanzierungsschwierigkeiten. Für die nächsten drei Monate sind die Erwartungen der Verbände überwiegend negativ, d.h. es wird befürchtet, dass die Finanzierungslage sich insgesamt weiter anspannt. Die schlechteren Finanzierungsbedingungen machen sich in erster Linie durch gestiegene Anforderungen an Sicherheiten sowie Konditionenerhöhungen bemerkbar. Die Unternehmen reagieren mit Einschränkungen der geplanten Investitionen und mit dem Versuch, alternative Finanzierungsinstrumente zu nutzen. Allerdings erfolgt die oft erhebliche Reduzierung der Investitionspläne in den meisten Fällen aufgrund der schlechten Geschäftslage, bzw. trüben Geschäftserwartungen. Bezüglich der Fristigkeit der Finanzierung gibt es insgesamt kaum Unterschiede zwischen der Einschätzung der aktuellen Lage bei der kurzfristigen und langfristigen Kreditfinanzierungen. Allerdings sind die Erwartungen für die nächsten drei Monate auf Seiten der langfristigen Kreditfinanzierung trüber als bei der kurzfristigen. Bei den Liquiditätslinien werden die Lage und die Aussichten besser beurteilt, wobei gewünschte Ausweitungen der Linien oft auf Schwierigkeiten stoßen. Analog zur Kreditfinanzierung gibt es vor allem in bestimmten Branchen Probleme bei der Nutzung von Kreditversicherungen, sei es, dass die Konditionen sich stark verschlechtert haben oder der generelle Zugang schwierig geworden ist. Bei Lieferantenkrediten berichten einige Verbände von Kürzungen der Zahlungsziele. Angesichts der partiell stark eingetrübten Finanzierungssituation und der erheblich negativen Erwartungen muss die Wirtschaftsförderung handeln. Zwar läuft das Fördergeschäft der KfW Mittelstandsbank am aktuellen Rand noch auf einem hohen Niveau. Um jedoch die Unter-

Befragung zur Finanzierungssituation 12 nehmen besser zu unterstützten, die derzeit infolge der Krise erhebliche Finanzierungsprobleme haben, ist ein zentraler KfW-Baustein des ersten Maßnahmenpaktes der Bundesregierung zur Stützung der Konjunktur das KfW Sonderprogramm 2009 für Unternehmen bis 500 Mio. Jahresumsatz (in Ausnahmefällen auch darüber hinaus). Im Rahmen des Programms ist eine Haftungsfreistellung von 50 % bei der Finanzierung von Betriebsmitteln (einschließlich Warenlager sowie sonstiger Liquiditätsbedarf) und bis zu 90 % bei Investitionsfinanzierungen für das durchleitende Kreditinstitut möglich. Die KfW erhofft sich durch die erhebliche Risikoentlastung eine deutliche Erhöhung der Kreditvergabebereitschaft in Zeiten der Krise. Weiterhin wird die KfW im Rahmen des zweiten Maßnahmenpaketes der Bundesregierung die Programmbedingungen des KfW Sonderprogramms 2009 verbessern und ein ähnliches Programm für große Unternehmen auflegen, das ebenfalls hohe Haftungsfreistellungen vorsieht. So ist gewährleistet, dass auch große Unternehmen wieder besser Mittel erhalten können. Autor: Dr. Dirk Plankensteiner (069) 7431-4061

Befragung zur Finanzierungssituation 13 Literaturverzeichnis DIHK (2008): Die Auswirkungen der Finanzkrise aus Sicht der Unternehmen. Berlin 2008. Reize / Lo (2008): Mittelstand auch kleine Unternehmen erfolgreich im Ausland! KfW- Mittelstandspanel 2008. KfW Bankengruppe, Frankfurt am Main. Zimmermann (2008): Der Zugang zu Krediten. Entwicklung im Zeitablauf, Beurteilung und Bedeutung von Teilaspekten aus Unternehmenssicht. In: KfW-Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 41, 2008. Zimmermann / Plankensteiner (2008): Unternehmensbefragung 2008. Unternehmensfinanzierung bisher keine deutliche Verschlechterung trotz Subprimekrise. KfW Bankengruppe, Frankfurt am Main.

Befragung zur Finanzierungssituation 14 Anhang An der Befragung haben folgende Verbände teilgenommen: 1. Bundesverband der Deutschen Industrie e.v. (BDI) 2. Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels e.v. (BGA) 3. Bundesverband Druck und Medien e.v. (BVDM) 4. Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e.v. 5. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.v. (HVBI) 6. Hauptverband des Deutschen Einzelhandels e.v. (HDE) 7. Verband der Automobilindustrie e.v. (VDA) 8. Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.v. (VbW) 9. Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.v. (VUMV) 10. Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.v. (UVB) 11. Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.v. (WSM) 12. Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.v. (ZDB) 13. Zentralverband des Deutschen Handwerks e.v. (ZDH) 14. Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.v. (ZVEI)