Gesundheitsbericht Schuljahr 2017/2018 Zahnärztlicher Dienst Stadt Duisburg Bezirke DU-Mitte 1 / DU-Süd 2 Bilanz der letzten fünf Untersuchungsjahre Aufgaben und Rechtsgrundlage Zu den Aufgaben der Zahnärztlichen Dienste in den Gesundheitsämtern gehören Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung, Beobachtung und Bewertung der gesundheitlichen Verhältnisse im Zahn- Mund- und Kieferbereich bei Kindern und Jugendlichen und die dazu gehörenden Präventionsmaßnahmen. Weitere Aufgaben umfassen die Gesundheitsberichtserstattung, Bürgerberatung, Begutachtung und Öffentlichkeitsarbeit. Die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe wird vom Zahnärztlichen Dienst der Stadt Duisburg in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Zahnmedizinische Gruppenprophylaxe Duisburg e. V. auf der Rechtsgrundlage des 21 SGB V durchgeführt und finanziert. Der Arbeitskreis ist ein Zusammenschluss aller in Duisburg vertretenen Krankenkassen, der Zahnärztekammer Nordrhein, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein und des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg. Das Team für den Bezirk Duisburg Mitte/Süd, bestehend aus einer Zahnärztin und einer zahnmedizinischen Assistentin hat im Schuljahr 2017/2018 8950 Kinder in 84 Einrichtungen der Bezirke Duisburg Süd und Duisburg Mitte (51 Kindergärten, 28 Grundschulen und 5 Förderschulen) untersucht und prophylaktisch betreut. Weitere 23 Kitas (2131 Kinder) aus beiden Bezirken wurden von den niedergelassenen Kollegen (14 Obleuten) im Rahmen der Gruppenprophylaxe untersucht und zahnmedizinisch beraten. Alle Einrichtungen wurden parallel zu den durchgeführten zahnmedizinischen Untersuchungen von den zuständigen gruppenprophylaktischen Mitarbeiterinnen ein bis zweimal im Jahr besucht und betreut. Es folgt eine Kurzdarstellung der Ergebnisse. 1 Duisburg-Mitte ist ein Stadtbezirk der Stadt Duisburg mit 110.831 Einwohnern und einer Fläche von 34,98 km² (Stand: 31. Dezember 2016). Der Stadtbezirk Mitte ist die Keimzelle und das Zentrum der heutigen Großstadt Duisburg. Er umfasst die Altstadt, das Dellviertel und die Stadtteile Duissern, Hochfeld, Kasslerfeld, Neudorf-Nord und Neudorf-Süd, Neuenkamp und Wanheimerort. (Quelle: Wikipedia 2017) 2 Duisburg-Süd ist der südlichste und mit 49,84 km² der flächenmäßig größte Stadtbezirk der Stadt Duisburg. Er hat 72.892 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2015). Als Stadtbezirk besteht er seit dem 1. Januar 1975. Er umfasst die folgenden Stadt- und Ortsteile: Bissingheim, Buchholz, Großenbaum, Huckingen, Hüttenheim, Mündelheim mit den Ortsteilen Ehingen, Rheinheim, Serm und Holtum, Rahm, Ungelsheim,Wanheim-Angerhausen und Wedau. (Quelle: Wikipedia 2017) 1
Sanierungsstand 3 Kindergartenkinder 90 80 77,65 75,73 70 60 50 40 30 20 17,01 19,05 2013/14 10 5,34 5,22 0 p.g. primär gesund 4 beh.bed. behandlungsbedürftig Der Anteil der Kindergartenkinder mit primär gesunden Gebissen beträgt im Bezirk DU Mitte/Süd 75,73 Prozent (eine Verschlechterung um fast 2 Prozent im Vergleich zum Schuljahr 2013/14). Der Prozentsatz der Kinder mit behandlungsbedürftigen Zähnen liegt bei über 19 Prozent (2 Prozent mehr als im Schuljahr 2013/14). Im Vergleich zum Schuljahr 2016/17 gibt es in Bezug auf die Zahngesundheit in den Kitas eine sehr geringfügige Veränderung. Der Anteil der zahngesunden Kinder sank um 0,05 Prozent; gleichzeitig stieg der Anteil der Kinder mit Karies, um 1,05 Prozent. Der Trend im Verlauf der letzten fünf Jahre bleibt in Bezug auf beide Indikatoren negativ. Die Differenz bezüglich der Zahngesundheit zwischen den Bezirken Duisburg Mitte und Süd ist nach wie vor signifikant. Sie betrug im Zeitraum zwischen 2013 und 2017 ca. 10 Prozent. In diesem Jahr liegt der Unterschied bei 13 Prozent. Dies betrifft sowohl die Behandlungsbedürftigkeit als auch den Anteil der Kinder mit naturgesunden Zähnen. Diese Entwicklung resultiert zum einem aus einer leichten Verbesserung der Zahngesundheit im Duisburger Süden (2 Prozent mehr Kinder mit primärgesunden Zähnen als im Vorjahr und 1 Prozent weniger Karies), zum anderen aus dem nach wie vor kontinuierlichem Kariesanstieg im Bezirk Duisburg Mitte (über 2 Prozent weniger kariesfreie Kinder und 2,5 Prozent höhere Behandlungsbedürftigkeit wegen Karies). 3 Der Sanierungsstand spiegelt den prozentualen Anteil kariesfreier und sanierter bzw. behandlungsbedürftiger Kinder wider. Für den vorliegenden Vergleich wurden zwei Indikatoren herangezogen: Kariesfreiheit und Behandlungsbedürftigkeit. 4 Ein primär gesundes Gebiss entspricht dem Entwicklungsstand des Kindes und ist frei von Karies, Füllungen und Extraktionen. 2
Sanierungsstand Schulkinder 60,00 50,00 40,00 49,40 42,00 34,77 30,00 20,00 26,76 23,23 23,83 2013/14 10,00 0,00 p.g. primär gesund beh.bed. behandlungsbedürftig Auch bei den Grundschulkindern wird in Bezug auf die Zahngesundheit seit 2013/14 ein negativer Trend beobachtet (vgl. Diagramm oben). Der Anteil der Kinder mit naturgesunden Zähnen sank von fast 49,4 Prozent auf 42 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil der behandlungsbedürftigen Kinder um nahezu 11 Prozent an. Noch deutlicher als in den Kitas zeichnen sich seit 2013/14 auch bei den Schulkindern die negativen Trends ab. Diese liegen in Bezug auf den Anstieg der Behandlungsnotwendigkeit bei etwas über 8 Prozent im Süden und bei fast 13 Prozent in Duisburg Mitte. Bezogen auf die Anteile der Kinder ohne Karieserfahrung gibt es in beiden Bezirken einen deutlichen Abwärtstrend. Die Anteile der Kinder mit naturgesunden Zähnen sanken im Süden um 6,6 Prozent und in Duisburg Mitte um 8,4 Prozent. Im Duisburger Süden sind mehr als 51,5 Prozent der Grundschulkinder primär gesund und 26,4 Prozent behandlungsbedürftig. In den Schulen der Stadtmitte haben lediglich 35,5 Prozent der Kinder naturgesunde Zähne und ca. 41 Prozent müssen dringend zum Zahnarzt. Diese Entwicklung resultiert u. a. aus dem hohen Migrantenzustrom und deren Fluktuation, wovon insbesondere die Schulen der Stadtmitte betroffen sind. DMFT Der DMFT-Index, der bei kariesepidemiologischen Erhebungen verwendet wird, entspricht der Summe der kariösen (Decayed), der fehlenden (Missing) und der gefüllten (Filled) bleibenden Zähne (Teeth). Der DMFT wird pro Kind erhoben. Für eine Population wird der DMFT-Mittelwert errechnet. Dieser Index ist von besonderem Interesse zur Beurteilung der Zahngesundheit bei Schulkindern. Bei der untersuchten Altersgruppe handelt es sich um Kinder der Klassen 1 bis 4. Da der Anteil der bleibenden Zähne bei diesen Kindern noch relativ gering ist, sollte der DMFT-Wert nur zur groben Orientierung dienen. Der DMFT der untersuchten Grundschulkinder bleibt relativ konstant und beträgt in diesem Schuljahr für alle Schüler 0,19 (keine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr). Die Kinder in DU-Mitte haben etwas mehr als doppelt so viele bleibende Zähne mit Karieserfahrung als die Kinder aus den südlichen Stadtteilen. 3
Sanierungsstand Förderschüler 45 40 35 30 25 20 15 10 5 42,22 40,94 39,00 32,68 32,99 29,03 31,70 26,18 24,79 2015/16 2016/17 0 p. g. - primär gesund beh. bed. - behandlungsbedürftig Zum Vergleich der Ergebnisse der zahnärztlichen Untersuchungen der Förderschüler wurde das Schuljahr 2015/16 herangezogen, weil erst seit dem Schuljahr alle Jahrgangsstufen flächendecken untersucht wurden. Der Anteil der Schüler mit Karies stieg um 5,5 Prozent; im Vergleich zum Vorjahr ist das sogar ein Kariesrückgang (um 1,3 Prozent). Der Anteil der Schüler mit naturgesunden Zähnen sank um weitere 2 Prozent. Die Ergebnisse der zahnärztlichen Untersuchungen in den Förderschulen sind in Bezug auf den Zahnsanierungsstand, ebenso wie die Ergebnisse in den Grundschulen, fortlaufend schlechter geworden. Man kann die Zahlen der Untersuchung in den Förderschulen mit denen aus der Grundschuluntersuchung nicht direkt vergleichen, da die Altersgruppen der untersuchten Förderschüler nicht mit den Altersgruppen der Grundschüler identisch sind. Der DMFT-Mittelwert aller Altersstufen beträgt für die Förderschulen in diesem Schuljahr 1,05. Im Vergleich zu den letzten beiden Schuljahren 2015/16 (1,36) und 2016/17 (0,98) ist das in der Bilanz ein leichter Rückgang der durchschnittlichen Karieserfahrung im bleibenden Gebiss pro untersuchtes Kind. 4
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse und Schlussfolgerungen Der Kariesanstieg ist in diesem Jahr nicht ganz so massiv, wie das in den letzten Jahren zu beobachten war. Dennoch bleibt dieser Trend in Duisburg seit mindestens fünf Jahren bestehen. Die aktuellen altersbezogenen Duisburger dmft 5 /DMFT-Werte (2016 und ) sind unten in Tabellenform aufgeführt und mit den Ergebnissen der DAJ-Studie 2016 6 verglichen worden: Duisburg 2016 (17/18) Nordrhein 2016 Bund 2016 dmft 3-Jährige 0,48 (0,57) 0,39 0,48 dmft 6-7-Jährige 1,89 (1,94) 1,59 1,73 DMFT 12-Jährige 7 0,94 (1,15) 0,38 0,44 Laut DAJ-Studie 2016 wird in mehreren Bundesländern ein Wiederanstieg der Karieswerte beobachtet. Im Zeitraum zwischen 2016 und 2018 gab es in Duisburg allerdings noch einen weiteren Kariesanstieg, der in der Tabelle mitberücksichtigt wurde (Werte in Klammern). Die Tatsache, dass Duisburg im Bundes und Landesvergleich in Bezug auf die Zahngesundheit ziemlich weit hinten liegt, ist sicherlich u. a. auf den starken Migrantenzustrom 2015/16 zurückzuführen. Die WAZ berichtet, dass der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an 26 Duisburger Grundschulen zwischen 75 und 100 Prozent liegt. Bei der Hälfte dieser Schulen beträgt der Anteil der Migrantenkinder zwischen 90 und 100 Prozent. Damit liegt die Stadt Duisburg landesweit an der Spitze. Eine ähnlich große Zahl von Schulen mit so hohem Anteil von Migranten weisen im Ruhrgebiet auch Essen und Dortmund auf bei einer um etwa 20 Prozent höheren Einwohnerzahl. (WAZ 14.02.2018; statistische Quelle - Ausländerzentralregister des Ministeriums für Migration und Flüchtlinge 2016) Hoher Migrantenanteil ist mit Sicherheit eine Erklärung für den systematischen Kariesanstieg in Duisburger Kindergärten und Schulen. Lediglich vereinzelte Einrichtungen im Duisburger Süden sind von der Entwicklung kaum bzw. gar nicht betroffen. Die Fluktuation in den Schulen ist besonders stark und betrifft meistens Schüler mit Migrationshintergrund, was wiederum dazu führt, dass diese Kinder zu wenig und zu selten von der zahnmedizinischen Präventionsarbeit in den Einrichtungen profitieren. Die Sprachbarriere kommt erschwerend hinzu. Demnach kann kurzfristig keine Verbesserung der Mundgesundheit in Duisburg erwartet werden. Zusätzliche präventive Maßnahmen wie zum Beispiel die lokale flächendeckende Fluoridierung sind ohne Personalaufbau nicht umsetzbar. Zusammenfassend muss es eingeräumt werden, dass bezüglich der Prävention und Therapie von Karies bei Kindern und Jugendlichen in Duisburg ein weiterhin sehr hoher Handlungsbedarf besteht in Bezug sowohl auf das Milch- als auch auf das bleibende Gebiss. 5 Summe der kariösen (decayed), der fehlenden (missing) und der gefüllten (filled) Milchzähne (teeth). Der dmft wird pro Kind erhoben. 6 Splieth Ch, Basner R, Santamaria R. M,Schmoeckel J, Schüler E. Epidemiologische Begleituntersuchung zur Gruppenprophylaxe 2016 im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) 7 Bei der Gruppe der 12-Jährigen handelt es sich Vorwiegend um Förderschüler. Die regelmäßige zahnärztliche Untersuchung in den Grundschulen endet mit der Jahrgangsstufe 4. (Alter 9-10 Jahre) 5