KONJUNKTURBERICHT IV/2015 Jahreskonjunktur endet mit guter Geschäftslage Erwartungen für 2016 deutlich pessimistischer Das Jahr 2015 ist für die meisten Unternehmen in der Region erfolgreich zu Ende gegangen. Allerdings befürchten viele Unternehmen, dass es im neuen Jahr nicht so weitergehen wird. Insbesondere im Verkehrsgewerbe und im Großhandel sind die Erwartungen deutlich negativer ausgefallen als bei vergangenen Konjunkturumfragen. Für das Verkehrsgewerbe spielt dabei wohl auch die Bewältigung der Abgas-Problematik bei VW eine Rolle. Überdurchschnittlich entwickelt sich nach wie vor der Einzelhandel. Risiken für die Geschäftsentwicklung werden in den Arbeitskosten, den allgemeinen Rahmenbedingungen und den Rohstoff- und Energiepreisen gesehen.
Vor diesem Hintergrund ist der Konjunkturklimaindikator deutlich um zehn Punkte auf nunmehr 110 von 200 möglichen Punkten gefallen. Er bewegt sich nun im Bereich des langjährigen Mittels. Vor einem Jahr hatte er noch bei 118 Punkten gelegen. Die IHK hat im Rahmen ihrer vierteljährlichen Konjunkturumfrage wieder mehr als 200 Unternehmen aus der Industrie, dem Einzel- und dem Großhandel, der Dienstleistungsbranche sowie aus dem Verkehrssektor der Region zu ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation und zu ihren Erwartungen für die kommenden Monate befragt. Im vierten Quartal 2015 bezeichneten 40 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Mehr als die Hälfte nennen sie befriedigend. Die Einschätzung zieht sich durch alle Branchen, wobei der Großhandel und die unternehmensnahen Dienstleister, aber auch der Einzelhandel, eine besonders positive Bilanz ziehen. Die Ertragslage ist insgesamt stabil geblieben, nur im Verkehrsgewerbe hat sie sich deutlich verschlechtert. Auch das Auslandgeschäft verspricht derzeit wenig Impulse für das regionale Wirtschaftswachstum. Die im Auslandsgeschäft aktiven Unternehmen sehen die weitere Entwicklung des Exportgeschäfts mehrheitlich zwar auf gleichem Niveau wie im Vorjahr, jedoch ohne signifikante Zuwächse. Für die nächsten Monate ist ein Zuwachs bei den Investitionen zu erwarten. Triebfeder sind dabei vor allem Ersatzinvestitionen und Rationalisierungsmaßnahmen. Auf dem regionalen Arbeitsmarkt werden insgesamt keine Veränderungen erwartet. Einstellungen werden vor allem im Einzelhandel und im Verkehrsgewerbe geplant, wo der Fachkräftemangel als deutliches Geschäftsrisiko wahrgenommen wird. Die Erwartungen an die Geschäftslage für das erste Quartal 2016 trüben sich ein. Zwar gehen zwei Drittel der Unternehmen davon aus, dass die Geschäftslage in etwa gleich bleibt. Jedes fünfte Unternehmen geht jedoch von einer Verschlechterung der eigenen Geschäftslage aus. Nur jedes zehnte Unternehmen sieht Spielraum für Verbesserungen. -2-
Industrie Die gegenwärtige Geschäftslage in der Industrie hat sich im Vergleich zum Herbst per Saldo leicht verbessert. Zwei Drittel der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage, während die Hälfte die aktuelle Lage befriedigend nennen. Für die nächsten drei Monate gehen vier von fünf Unternehmen davon aus, dass sich die Geschäftslage nicht wesentlich verändert. In etwa jedes zehnte Unternehmen erwartet Verschlechterungen bzw. Verbesserungen. Damit fallen die Erwartungen per Saldo etwas negativer aus als im Vorquartal. Die Zahl der Auftragseingänge ist im vierten Quartal leicht gestiegen und zeigt sich damit etwas positiver als vor einem Jahr. Drei Viertel der Industrieunternehmen melden gestiegene oder gleich gebliebene Auftragseingänge. Die Situation bei den Auftragseingängen aus dem Ausland ist in etwa gleich. Trotzdem bewerten noch immer vier von fünf Unternehmen den Auftragsbestand als ausreichend oder sogar verhältnismäßig groß. Der Anteil der Unternehmen, die ihn als zu klein bezeichnen hat sich im Vergleich zum Vorquartal und auch zum Vorjahr verdoppelt. Für die ersten Monate des neuen Jahres werden vom Exportgeschäft nur geringe Impulse erwartet. Die Ertragslage hat sich im Vergleich zum Vorquartal per Saldo etwas verschlechtert. Zwar konnten wieder ein Viertel der Unternehmen die Erträge steigern, fast ebenso viele melden für das vierte Quartal 2015 jedoch auch eine schlechtere Ertragslage als im Quartal zuvor. Das Umsatzvolumen der Industrieunternehmen im IHK-Bezirk ist per Saldo leicht gestiegen. Auch hier konnten ein Viertel der Unternehmen Umsatzsteigerungen verbuchen und die Hälfte die Umsätze halten. Für das kommende Quartal erwartet ein Fünftel der Unternehmen Umsatzsteigerungen. Zwei Drittel erwarten keine Veränderungen. Die Absichten bei der Beschäftigungsentwicklung sind per Saldo leicht negativ, dafür sind die Investitionsabsichten für die ersten drei Monate im Vergleich leicht gestiegen. -3-
Einzelhandel Die gegenwärtige Geschäftslage im Einzelhandel wird von zwei von fünf befragten Händlern als gut bezeichnet. Die Hälfte schätzen die Lage als befriedigend ein. Damit ist das Jahr 2015 erfolgreich zuende gegangen. Ein Viertel der Unternehmen erwarten, dass sich die Geschäftslage in den nächsten drei Monaten weiter verbessert. Etwas mehr als die Hälfte geht davon aus, dass die Geschäftslage aufgrund einer stabilen Konsumneigung in etwa gleich bleibt. Der Strukturwandel im Handel zeigt sich jedoch deutlich: jeder fünfte Einzelhändler erwartet, dass sich seine Geschäftslage verschlechtert. So setzt sich der Trend fort, dass der Umsatz im Online-Geschäft per Saldo deutlich mehr steigt als im stationären Geschäft. Etwa ein Viertel der stationären Einzelhändler hat Probleme mit der Umsatzentwicklung. Auch bei der Ertragslage zeigt sich, dass ein Viertel der Unternehmen unter Verschlechterungen leidet. Gleichzeitig konnten ebenso viele Händler ihre Ertragslage verbessern. Die Lagerbestände werden von neun von zehn regionalen Einzelhändlern als saisonüblich bezeichnet. Für die kommenden drei Monate erwarten ein Drittel der Einzelhändler steigende Umsätze. Auch hier ist das Zugpferd vor allem der Online-Handel, wo zwei Drittel der Unternehmen Umsatzwachstum erwarten. Im stationären Einzelhandel erwartet dies nur jeder fünfte. Vor diesem Hintergrund sucht der Handel neue Fachkräfte. Ein Fünftel der Betriebe wollen in den kommenden drei Monaten neu einstellen. Bei den Investitionen im Handel nimmt die Dynamik weiter zu. Um im Wettbewerb bestehen zu können, setzt der regionale Einzelhandel wieder vermehrt auf neue Laden- und Geschäftskonzepte. -4-
Großhandel Im vierten Quartal 2015 stellt sich die aktuelle Geschäftslage des Großhandels ebenso positiv dar wie im dritten Quartal. Mehr als die Hälfte der Großhändler bezeichnen ihre Geschäftslage als gut. Die andere Hälfte bezeichnet sie als befriedigend. Allerdings geht ein Drittel der Unternehmen davon aus, dass diese Entwicklung im ersten Quartal endet und die Geschäftslage sich verschlechtern wird. Zwei Drittel erwarten, dass die Geschäftslage stabil bleibt. erwarten drei von zehn Unternehmen Umsatzsteigerungen, jedoch gehen ebenso viele Großhändler davon aus, dass die Umsätze fallen. Neueinstellungen sind bei den befragten Unternehmen zu Jahresbeginn nicht geplant. Dafür ist ein deutlicher Zuwachs bei den Investitionen zu erwarten. Zwei von fünf Unternehmen wollen im ersten Quartal neue Investitionen anstoßen. Das Umsatzniveau im Großhandel ist per Saldo gestiegen, wenn auch nicht ganz so deutlich wie im Vorquartal. Ein Drittel der Großhändler konnten im vierten Quartal 2015 gestiegene Umsätze verbuchen, bei einem Fünftel sind sie jedoch gefallen. Die Ertragslage konnte per Saldo gehalten werden. Die Lagerbestände werden von der überwiegenden Mehrheit der Großhändler im IHK- Bezirk als saisonüblich bezeichnet. Für das erste Quartal fallen die Umsatzerwartungen per Saldo ohne Wachstum aus. Zwar -5-
Unternehmensnahe Dienstleister Die aktuelle Geschäftslage der unternehmensnahen Dienstleister in der Region hat sich im vierten Quartal per Saldo deutlich verbessert. Drei Viertel der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als gut. Alle anderen nennen die Lage befriedigend. Für die kommenden Monate gehen die Unternehmen mehrheitlich davon aus, dass die Lage unverändert bleibt. Damit konnte an das hohe Niveau angeknüpft werden, das in der ersten Jahreshälfte 2015 vorgeherrscht hatte. Auch die Umsatz- und die Ertragslage konnten deutlich verbessert werden. Ein gleichbleibendes Niveau bei den Auftragseingängen gibt Hinweise darauf, dass sich die positive Entwicklung auch in 2016 fortsetzen wird. Auch bei den Investitionen ist ein Zuwachs zu erwarten. Bei der Beschäftigung fällt der Aufwärtstrend wohl etwas schwächer aus. Nicht zuletzt der Fachkräftemangel macht sich hier bemerkbar. Verkehrsgewerbe Im vierten Quartal ist die aktuelle Geschäftslage im regionalen Verkehrsgewerbe per Saldo nach wie vor positiv, jedoch hat sich der Anteil der Unternehmen, die eine gute Geschäftslage melden um ein Drittel reduziert. Für die nächsten drei Monate wird erstmals seit langem eine deutlich schlechtere Geschäftslage erwartet. Zwei von fünf Unternehmen erwarten eine eher ungünstigere Entwicklung. Schon jetzt haben sich Umsatzund Ertragslage etwas verschlechtert und für die nächsten Monate erwartet nur noch jeder zehnte Unternehmer steigende Umsätze. Die Erwartungen sind in Teilen von der Sorge um die indirekten Folgen der Abgas-Problematik bei Volkswagen geprägt. Fast die Hälfte der Unternehmen plant in den kommenden Monaten die Preise für Logistik bzw. Beförderung zu heben. In Sachen Beschäftigung bleibt das Verkehrsgewerbe ein Motor für den regionalen Arbeitsmarkt. Ein Viertel der Unternehmen plant Neueinstellungen. Dabei wird der Fachkräftemangel als große Herausforderung gesehen. Ebenso viele Unternehmen planen eine Ausweitung der Investitionstätigkeit. Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Nina Lenger Telefon: 04921 8901-32 E-Mail: nina.lenger@emden.ihk.de 19. Januar 2016-6-