Vorsprung Bayern Die Zukunft des bayerischen Hochschulsystems



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Transkript:

Vorsprung Bayern Die Zukunft des bayerischen Hochschulsystems Dienstag, 23.04.2013 um 10:00 Uhr Sheraton Carlton Hotel Nürnberg Eilgutstraße 15, 90443 Nürnberg Position und Empfehlungen zur hochschulischen Bildung Bertram Brossardt Hauptgeschäftsführer vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort.

1 Sehr geehrte Frau Bause, sehr geehrter Herr Freller, sehr geehrter Herr Hacker, sehr geehrter Herr Professor Nida-Rümelin, sehr geehrter Herr Professor Piazolo, sehr geehrte Damen und Herren, Herzlichen Dank, dass Sie sich alle heute Vormittag Zeit genommen haben. Ich freue mich, mit Ihnen parteiübergreifend darüber zu diskutieren, wie wir das bayerische Hochschulsystem zukunftsfest gestalten. Anforderungen der Wirtschaft an die Hochschulen Leistungsfähige Hochschulen haben eine Schlüsselfunktion für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen in der globalisierten Wirtschaft. Erstens: Wettbewerbsfähige Unternehmen brauchen hervorragend ausgebildete Hochschulabsolventen. Sie brauchen Brain Power in einer immer stärker wissensbasierten und digitalisierten Wirtschaft. Dazu zählt die Fähigkeit, aus einem breiten Wissensschatz zu schöpfen, sich schnell neues Wissen anzueignen und effektiv zu nutzen. Und

2 dazu zählt die Kompetenz, mit neuen Medien, neuer Hard- und Software und neuen technischen Standards und Hilfsmitteln effektiv umzugehen. Sie brauchen Will Power im härter werdenden globalen Wettbewerb. Nur wer Leistungsbereitschaft, Kreativität und Willensstärke vereint, wird Innovationen hervorbringen und sich neue Märkte erschließen. Sie brauchen Social Power in einer Arbeitswelt, in der die internationalen Netzwerke zwischen Unternehmen und damit zwischen deren Mitarbeitern immer engmaschiger werden. Arbeitskräfte heute müssen in ihrer Mentalität und mit ihren Kompetenzen wie Kenntnisse fremder Sprachen und Kulturen auf die Global Company im Global Village vorbereitet sein. Schließlich: Sie brauchen Man Power. Der demografische Wandel macht Fachkräfte in vielen Bereichen zur Mangelware. Nach unserer Studie Arbeitslandschaft 2035 werden uns allein in Bayern bereits im Jahr 2020 rund 230.000 Fachkräfte fehlen. Darunter sind

3 43.000 Stellen für Akademiker, die nicht besetzt werden können. Die Erfordernisse der Unternehmen und die Anforderungen der Arbeitswelt müssen Hochschulen stets im Blick behalten, um den Studierenden die Kompetenzen zu vermitteln, die ihnen einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglichen, und den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu decken. Zweitens: Wettbewerbsfähige Unternehmen müssen ihre Belegschaft beständig weiter qualifizieren. Denn in der heutigen globalisierten Wirtschaft ist Veränderung die einzige Regel, auf die man sich verlassen kann. Bei dieser Dynamik muss das in Ausbildung und Studium erworbene Wissen durch den Erwerb neuer Kompetenzen immer wieder auf den aktuellen Stand gebracht werden. Die primäre Verantwortung dafür, sich qualifiziert zu halten, liegt beim einzelnen Mitarbeiter. Jedoch ist es natürlich auch im Interesse des Unternehmens, die eigene Belegschaft auf einem hohen Kompetenzniveau zu halten.

4 Hochschulen leisten hier einen wichtigen Beitrag, wenn sie ihr Angebot in Kooperation mit den Unternehmen und nach dem Qualifikationsbedarf der Mitarbeiter entwickeln. Drittens: Unternehmen können im heutigen internationalen Wettbewerb dauerhaft nur als innovative Unternehmen bestehen. Um ihre Innovationskraft zu erhalten und zu stärken, brauchen Unternehmen auch die Hochschulen als Kooperationspartner im Bereich Forschung und Entwicklung. Gerade mit Blick auf die Hybridisierung unserer Wirtschaft gewinnt das enge Zusammenspiel von Wirtschaft und Wissenschaft zunehmend an Bedeutung. Mit Hybridisierung ist der Trend zu individualisierten Problemlösungen gemeint, die aus einer intelligenten Verknüpfung von industriellem Produkt und Dienstleistung

5 bestehen. Darauf müssen sich unsere Unternehmen heute einstellen mit Innovationen, die im Rahmen moderner und leistungsfähiger F+E-Infrastrukturen gewonnen werden, in denen Unternehmen auch mit öffentlichen Forschungseinrichtungen kooperieren. Wir haben in Bayern eine hervorragende Forschungslandschaft, in der unsere Hochschulen eine zentrale Rolle spielen. Vielerorts arbeiten Unternehmen und Hochschulen in Bayern bereits sehr erfolgreich zusammen. Dennoch brauchen wir in Zukunft eine noch engere Zusammenarbeit. Herausforderungen für das bayerische Hochschulsystem Zweifellos sind die Herausforderungen an die Hochschulen in den letzten Jahren insgesamt gewachsen: Der nationale und internationale Wettbewerb um die besten Wissenschaftler und Studierenden hat sich verschärft. Die Heterogenität unter den Studierenden hat durch die Bologna-Reform, das G8 und die Öffnung der Hochschulen für beruflich Qualifizierte zugenommen.

6 Zudem sind die Studierendenzahlen in den letzten Jahren weiter gewachsen. Umso wichtiger ist es, dass die Weichen in der bayerischen Hochschulpolitik richtig gestellt bleiben, damit die Hochschulen ihr hohes Leistungsniveau halten und verbessern um die Attraktivität des Hochschulstandortes Bayern zu stärken, um als vorbildliche Nachwuchsschmieden Studierende auf die Anforderungen der Arbeitswelt von heute und morgen gut vorzubereiten und um ihren Beitrag in Forschung und Lehre zu leisten Das alles ist wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft. Angesichts der Herausforderungen und Aufgaben, vor denen die bayerischen Hochschulen stehen, haben wir sechs Themenfelder definiert, bei denen wir Handlungsbedarf sehen.

7 Diese Handlungsfelder, die Sie auch in unserem Positionspapier finden, möchte ich als Einstieg in unsere Diskussion kurz darstellen: Erstens: Um die Arbeitsmarktorientierung der Hochschulen zu stärken, sollten in allen Studiengängen Praxiserfahrungen gesammelt werden können, etwa durch ein studienbegleitendes Praktikum, ganze Praxissemester oder eine Abschlussarbeit in einem Unternehmen. Zudem brauchen wir in der Lehre eine stärker kompetenz- und handlungsorientierte Wissensvermittlung. Wir brauchen mehr Personaltransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen, indem etwa Mitarbeiter von Unternehmen an Hochschulen lehren und umgekehrt Hochschullehrer, etwa in einem Praxisfreisemester, in den Unternehmensalltag hineinschnuppern. Wir brauchen mehr berufsbegleitende Studiengänge, gerade in den MINT-Fächern und in der Fläche.

8 Wir brauchen mehr zielgruppengerechte Angebote für die Meister, Techniker und Fachkräfte, die an die Hochschulen kommen, etwa Brückenkurse, eine intensivere Betreuung und Blended Learning. Wir müssen das duale Studium stärken, durch mehr staatliche Mittel, ein differenzierteres Studienangebot und den Verzicht auf Zulassungsbeschränkungen. Gerade in den Bereichen, wo uns ein erheblicher Fachkräftemangel droht, muss das Angebot in der Fläche ausgebaut werden. Das gilt vor allem für den MINT-Bereich und die Gesundheits- und Pflegeberufe. Zweitens: Der Bologna-Prozess, der vor zehn Jahren in Bayern zu grundlegenden Reformen an den Hochschulen geführt hat, hat viel Positives bewirkt. Es gibt keinen Grund, diese Reformen in Frage zu stellen. Aber es gibt natürlich Optimierungsbedarf. So sollten die Hochschulen die Spielräume, die ihnen Bologna bietet, noch stärker nutzen. So haben sie große Gestaltungsfreiheit, ihr Lehrangebot mit noch mehr Eigenprofil zu

9 versehen und am Bedarf ihrer Studienklientel zu orientieren. Zudem reizen Hochschulen in Bayern die Möglichkeiten wesentlich seltener aus, formell und informell erworbene Kompetenzen anzuerkennen. Und auch die Kooperation mit anderen Bildungsanbietern und privaten Hochschulen ist ausbaufähig. Ein Thema, das uns auch beschäftigt, sind die durch Bologna entstandenen Mobilitätshindernisse. Um diese zu beseitigen, brauchen wir in Bayern und Deutschland ein einheitliches und transparentes System der Anerkennung von Studienleistungen. Und wir wollen auch keine Verwässerung der akademischen Abschlüsse. Wo Bachelor drauf steht, muss auch Bachelor drin sein. Drittens: An den bayerischen Hochschulen hat sich noch kein offenes und transparentes System zur Qualitätssicherung durchgesetzt. Um die Leistungskraft und die Attraktivität der Hochschulen zu stärken, braucht es jedoch ein hochwertiges und effizientes Qualitätsmanagement.

10 Wir fordern deswegen, dass alle bayerischen Hochschulen ein internes Qualitätsmanagement aufbauen und sich dabei auch an dem orientieren, was heute schon in Unternehmen praktiziert wird; dass zudem das System der Akkreditierung, das sehr aufwändig, bürokratisch, intransparent und kostenintensiv ist, weiter entwickelt werden muss, dass die Hochschulen die Ergebnisse ihrer Maßnahmen zur Qualitätssicherung offen und transparent kommunizieren und dass alle bayerischen Hochschulen und ihre jeweiligen Fachbereiche durch eine externe Expertenkommission evaluiert werden. Viertens: Insgesamt müssen die Hochschulen die Studienbedingungen optimieren. Das zeigen die hohen Studienabbruchquoten. In den MINT-Fächern bricht etwa jeder Dritte in Bayern sein Studium ab. Außerdem reizen die Hochschulen bei weitem noch nicht ihre Spielräume aus, um Studieren in Bayern flexibel nach der eigenen Lebenssituation zu gestalten.

11 Wir fordern daher, eine Studienverlaufsstatistik oder alternativ ein Monitoring auf freiwilliger Basis der Studierenden einzuführen mit dem Ziel, die Zahl der Studienabbrüche auf maximal zehn Prozent zu reduzieren. Zudem brauchen wir eine noch bessere Studienorientierung in der Schule und mehr Maßnahmen an den Hochschulen gerade in der Studieneingangsphase, die konkret Studienabbrüchen gegensteuern. Im Projekt Best MINT unterstützen wir gemeinsam mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium solche Maßnahmen. An den Hochschulen müssen zielgruppengerechte Methoden und Didaktik Einzug halten. Gute Lehre muss durch hochschuldidaktische Schulungen und durch Leistungsanreize gezielt gefördert werden. Last but not least müssen die Hochschulen ihre Studienangebote an den Rahmenbedingungen ausrichten, die Studierende heute mitbringen. Konkret brauchen wir mehr modulare, berufsbegleitende und Teilzeitstudiengänge.

12 Fünftens: Im Wettbewerb um die besten Köpfe brauchen die Hochschulen eine eigene Internationalisierungsstrategie. Das heißt im Einzelnen: Die bayerischen Hochschulen brauchen strategische Gesamtkonzepte, um ihre Internationalisierung in Bildung, Ausbildung, Forschung, Nachwuchsförderung und Hochschulpersonal voranzutreiben. Die bayerischen Hochschulen sollten ihren Anteil internationaler und englischsprachiger Studiengänge erhöhen und dabei mit ausgewählten Partnerhochschulen zusammenarbeiten. Um internationale Spitzenkräfte für Forschung und Lehre anzuziehen, muss die Besoldung attraktiver und flexibler gestaltet werden, verlässliche Strukturen für wissenschaftliche Karrieren geschaffen und eine attraktive Forschungsinfrastruktur angeboten werden. Sechstens: Die Eigenständigkeit der Hochschulen ist weiter auszubauen. Wie Unternehmen können sich auch Hochschulen nur dann im Wettbewerb

13 behaupten, wenn sie flexibel und selbständig agieren und reagieren können. In den vergangenen Jahren sind den bayerischen Hochschulen bereits viele Kompetenzen übertragen worden, die ihre Handlungsfähigkeit gestärkt haben. Dieser Weg muss weiter gegangen werden. Es spricht nichts dagegen und vieles dafür, den Hochschulen einen Globalhaushalt zur Verfügung zu stellen und ihnen die Kompetenz beim Personal- und Immobilienmanagement zu übertragen. Die Politik hat für eine adäquate finanzielle Ausstattung zu sorgen, die langfristig gesichert ist. Deswegen bedauern wir ausdrücklich die Abschaffung der Studiengebühren, da sie eine wichtige Säule der Hochschulfinanzierung sind. Mittelfristig erwarten wir ihre Wiedereinführung. Bis dahin muss die Politik die Kompensation aus dem Staatshaushalt sichern und dynamisch an die Entwicklung der Studierendenzahlen koppeln. Meine Damen und Herren,

14 Die Zukunft des bayerischen Hochschulsystems ist uns als bayerische Wirtschaft eine Herzensangelegenheit. Denn unsere Hochschulen leisten einen elementaren Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. In diesem Sinne freue ich mich auf die nun anschließende Diskussion und hoffe auf einen ertragreichen, parteiübergreifenden Austausch.