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Transkript:

Schreiben von Mitgliedern der Jüdischen Stimme an den Zentralratsvorsitzenden 1. Ruth Fruchtman S. 2 2. Deborah Phillips S. 3 3. Rolf Verleger S. 4

2 Offener Brief: An Herrn Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Herrn Achim Doerfer, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Göttingen 26. Februar 2019 Sehr geehrte Herren, mit Befremden habe ich von Ihren Protesten gegen die Vergabe des diesjährigen Göttinger Friedenspreises an die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.v. erfahren. Ich selbst bin Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und ein Gründungsmitglied der Jüdischen Stimme. Es wurde uns u.a. von einer gewissen Rechtsanwältin und Mitglied der FDP vorgeworfen, daß wir nur eine Minderheitsmeinung vertreten und unsere Stimme deswegen nicht zählen würde. So habe ich sie jedenfalls verstanden. Ja, schade, wenn wir nur für eine jüdische Minderheit die Stimme erheben. Es wäre uns sehr recht gewesen, wenn Ihre Stimmen, vom Zentralrat und den Gemeinden die sonst laut und unüberhörbar erklingen unseren jüdischen Stimmen annähernd ähnlich gewesen wären. So hätten wir unsere Organisation 2003 nicht gründen müssen, hätten Sie bloß den flagranten Bruch von Menschenrechten in Israel und den besetzten Gebieten den Palästinensern gegenüber jemals verurteilt. Aber nein. Wir hätten umsonst gewartet. Unsere Unterstützung der Organisation BDS (Boykott Desinvestment Sanktionen) hat von Ihnen und Ihren deutschen, nichtjüdischen Fürsprecher-innen, den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht, obwohl die Mitglieder der Jüdischen Stimme alle jüdisch sind und die Mehrheit sogar aus Israel. Es ist eine Schande und ein Skandal, wenn nicht-jüdische Deutsche sich erdreisten, jüdischen Frauen und Männern Antisemitismus vorzuwerfen. Der inflationäre Gebrauch des Antisemitismus-Begriffs zeigt nur, wie wenig Deutsche aus ihrer Geschichte gelernt haben. Er ist außerdem gefährlich, weil er den wahren Antisemitismus nur verschleiert. Sie behaupten übrigens fälschlich, Herr Schuster, daß die BDS Bewegung keine Bewegung sei, deren Kritik sich an der Politik der israelischen Regierung entzündet. Die Boykotte richten sich vielmehr gegen alle in Israel lebenden Menschen. Im Gegenteil: Die BDS Bewegung richtet sich allein gegen die Politik der israelischen Regierung und wird mit dem Ende der Besatzung auch beendet. Ihre Weigerung, Herr Schuster, sich auf eine Diskussion mit unserer Vorsitzenden Iris Hefets und der Künstlerin, Frau Nirit Sommerfeld einzulassen, zeigt nur Ihre Verunsicherung. Haben Sie Angst, daß deren Argumente letztlich doch überzeugender sein könnten als die Ihrigen? Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen Ruth Fruchtman Schriftstellerin / Publizistin

3 Sehr geehrter Dr. Herr Schuster, als Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Mitglied der Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost bin ich sehr enttäuscht und traurig über Ihre Reaktion zu der Preisverleihung an diese Organisation in Göttingen. Die Gruppe besteht aus lauter Jidden, die sich Sorgen machen um Entwicklungen in Israel während der letzten paar Jahrzehnte, Leute, die sich trauen, Ideen aus Gesprächen mit anderen Juden in die weitere (goïsche) Gesellschaft einzubringen. Die meisten Mitglieder der Gruppe sind enttäuscht nach den viel versprechenden politischen Fortschritten Mitte der 90er Jahre. Vor allem die Israelis unter uns, die mit Ungerechtigkeiten in Israel bereits konfrontiert worden sind, haben sich für eine Zusammenarbeit mit der BDS-Bewegung klar ausgedrückt. Wir wollen alle, dass Israel weiterexistiert und nicht bedroht wird. Wir wollen alle, dass unsere Freunde und Verwandschaft dort weniger Angst haben müssen. Sich um diese Probleme Gedanken zu machen, ist alles andere als antisemitisch. Wir haben alle unsere jeweiligen Perspektiven. Traditionell behauptet man, dass bei zwei Juden drei Meinungen zu finden sind. Unsere Meinungsverschiedenheiten sind ja auch unsere Stärke. Das spricht alles für eine Preisverleihung und konstruktive Gespräche zwischen Mitgliedern der Gemeinde! Deswegen schreibe ich, auch wenn sich, nach Ihren Äusserungen in der Öffentlichkeit zu urteilen, eher eine gewisse Konfliktscheu bei Ihnen abzeichnet: die verschiedenen Perspektiven innerhalb der jüdischen Gemeinde sind auch ein Ausdruck der Vielfalt und kein Grund, sich gegen eine Preisverleihung stark zu machen! Viele Grüße aus Berlin, D. Phillips

4 26. Februar 2019 An den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Herrn Dr. Josef Schuster Postfach 04 02 07 10061 Berlin als Offener Brief per e-mail Sehr geehrter Herr Präsident Dr. Schuster, vor vier Jahren hatte ich Ihnen schon einmal geschrieben. Das war einige Monate nach Ihrer Wahl zum Zentralratspräsidenten. Anlass meines Briefs war damals, dass zwei jüdische Gemeinden hintereinander verhindern wollten, dass ich in ihrem Gebiet Vorträge halte: die JG Düsseldorf (für Neuß) und die IKG Stuttgart (für Hechingen). Beide Gemeinden hatten damit am Ende im Wesentlichen nur eines erreicht: die liberale Öffentlichkeit in diesen Städten gegen sich aufzubringen. Sie hatten mir vor vier Jahren auf meinen Brief freundlich geantwortet, sich aber in Ihrer Antwort ausdrücklich einen Dissens zu meinen Meinungen offengehalten. Nun schreibe ich Ihnen aus ähnlichem Anlass, diesmal als Offener Brief, denn Ihr damals diplomatisch formulierter Dissens drückt sich nun als öffentliche Feindschaft gegenüber dem Judentum aus, für das meine Freundinnen und Freunde und ich eintreten, innerhalb und außerhalb der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden e.v. Sie, Herr Präsident, spalten damit die jüdische Gemeinschaft, Sie tun das öffentlich, und so kann ich nicht mehr darauf hoffen, dass dies durch Gespräche im kleinen Kreis geklärt werden kann. Wie Sie wissen, waren meine beiden Eltern und ihre Familien Opfer der NS-Verfolgung. Diesen Brief schreibe ich Ihnen am 54. Todestag meines Vaters ל ז ; für ihn waren meine Geschwister und ich Kinder einer neuen Hoffnung. Hoffnung für ihn und für das Judentum - das ist sein Auftrag an mich, und diesem bin ich treu geblieben: Ich möchte ein stolzer Jude sein, der stolz auf sein Judentum sein kann. Darum habe ich mich unter dem Einfluss des von mir hochrespektierten Zentralratspräsidenten Bubis ab 1995 für die Gründung der jüdischen Gemeinde in Lübeck eingesetzt (in Selbstverwaltung von der Jüdischen Gemeinde Hamburg), habe 2001 tatsächlich die Jüdische Gemeinde Lübeck an führender Stelle mitgegründet, war bis 2005 im Vorstand der Gemeinde, habe mit einer Rede auf der Ratsversammlung 2004 gegen die damaligen Pläne der Zentralratsverwaltung die Anerkennung unseres Landesverbands Jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein zum Zentralratsmitglied erreicht, war 2005-2006 Vorsitzender dieses Landesverbands und war 2005-2009 sein Delegierter im Zentralrat der Juden in Deutschland. Als ich mich 2006 in der Öffentlichkeit kritisch zu Israels Kriegspolitik äußerte und

5 ordentlich Gegenwind von meinen jüdischen Funktionärskolleginnen und -kollegen bekam, schrieb ich das Buch "Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht", war 2009/2010 Vorsitzender der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden e.v., wurde 2016 Mitgründer und Vorsitzender des Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung e.v. und veröffentlichte 2017 das Buch "100 Jahre Heimatland? Judentum und Israel zwischen Nächstenliebe und Nationalismus". All dies geschah auf derselben Linie: Das Judentum in Deutschland wiederaufzubauen. Sie haben inzwischen die Redeweise Ihrer Funktionärskollegen übernommen, wonach meine jüdischen Freunde und ich "Antisemiten" seien und das Umschlagen von "Antizionismus" in "Antisemitismus" befördern würden. Das Gegenteil ist richtig: Die Sorge, dass "Antizionismus" in einfachen Worten: das berechtigte und nachvollziehbare Entsetzen darüber, wie der nach eigenem Verständnis jüdische und demokratische Staat Israel die Palästinenser in Krieg und Frieden behandelt in "Antisemitismus" hier speziell in Zorn gegen Juden, die diese Behandlung der Palästinenser verteidigen, - umschlägt, ist zentrales Motiv meines Handelns: Wenn wir uns nicht unzweideutig von im Namen des Judentums begangenen Menschrechtsverletzungen distanzieren, dann rücken wir das Judentum in ein Zwielicht und lassen zu, dass es zu einer nationalchauvinistischen Lehre verzerrt wird; das hat selbstverständlich Folgen dafür, wie wir Juden dann von außen wahrgenommen werden. Ich weiß mich in guter Gesellschaft: Von Hillel (" 'Was Dir verhasst, tu Deinem Nächsten nicht an' das ist die ganze Lehre"), Rabbi Akiwa ("das wichtigste Gebot: 'Liebe zu Deinem Nächsten - wie Du selbst' ") und Ben-Asaj ("das wichtigste Gebot: 'Und Gott erschuf den Menschen in seinem Ebenbilde' ") über Dr. Leo Baeck, den geistigen Führer des deutschen Judentums im frühen 20. Jahrhundert, bis zu einem großen Teil des heutigen US-amerikanischen Judentums (das beispielsweise mehrheitlich die Botschaftsverlegung der USA nach Jerusalem ablehnte). Dagegen, in welcher Gesellschaft befinden Sie sich, Herr Dr. Schuster? Beim Faschisten Jabotinski, dessen Programm einer "eisernen Mauer" gegen die Palästinenser der heutige Staat Israel durchführt und sich dann noch darüber beschwert, dass man auf geraubtem Land nicht in Frieden leben kann? Das tut weh. Wie soll ich darauf stolz sein können? Wie ich Ihnen schon vor vier Jahren schrieb: Für Gespräche auf allen Ebenen stehe ich zur Verfügung und verbleibe mit freundlichen Grüßen Ihr Prof. Dr. Rolf Verleger Mitglied der Jüdische Stimme für gerechten Frieden e.v. Vorsitzender des Bündnis gegen die israelische Besatzung e.v.