Wirtschaftspolitik. Übung 5 - Staatsversagen

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Transkript:

Universität Ulm 89069 Ulm Germany Dipl.-WiWi Kai Kohler Institut für Wirtschaftspolitik Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Ludwig-Erhard-Stiftungsprofessur Sommersemester 2007 Wirtschaftspolitik Übung 5 - Staatsversagen 1 Politische Akteure 2 Eigennutz der Bürokratie 3 Beispiele für Interessengruppen 4 Organisierbarkeit 5 Kollektivgutcharakter 6 Durchsetzung von Verbandsinteressen 7 Gefangenendilemma Literatur: Fritsch M., Wein T. und Ewers H.-J., Marktversagen und Wirtschaftspolitik, Vahlen Verlag München, 6. Auflage 2005, Kapitel 14, 5. Auflage 2003, Kapitel 14, 4. Auflage 2001, Kapitel 14. Zur Vertiefung: Olson M., Die Logik des kollektiven Handelns, Tübingen 1998, 4. Aufl., Seite 42-51 und 130-133 Helmholtzstr. 20, Raum E 01 Tel. 0731 50-24266, Fax -24262 http://www.mathematik.uni-ulm.de/wipo Kai.Kohler@uni-ulm.de

1. Politische Akteure 1. Wähler Nutzenmaximierung Gewinnmaximierung 2. Politiker Stimmenmaximierung 3. Bürokratie Budgetmaximierung 4. Interessengruppen Keiner der politischen Akteure verfolgt als Ziel die Maximierung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt. Der tatsächliche Output des Staates ist ungleich dem gesamtwirtschaftlich wünschenswerten Output. Nur wenn die vorliegenden Rahmenbedingungen es zufälligerweise ermöglichen, führt die Verfolgung individueller Ziele zu einer (unbeabsichtigten) Steigerung der gesellschaftlichen Wohlfahrt. 2

2. Eigennutz der Bürokratie Je höher das Budget ist, desto mehr Vorteile kann der Bürokrat realisieren: höheres persönliches Einkommen höheres Prestige größeres Aufgabengebiet mehr Mitarbeiter höheres nicht-pekuniäres Einkommen Dienstwagen/-reisen Büroausstattung Politiker und Bürokraten befinden sich in der Situation eines bilateralen Monopols : Politiker fragen öffentliche Güter nach. Bürokraten bieten öffentliche Güter an. Politiker wollen den von den Wählern gewünschten Output zu geringen Kosten bereitstellen. Bürokraten wollen ein hohes Budget, welches auf Output und Verschwendung aufgeteilt wird. 3

Budgetmaximierung der Bürokraten führt zu Ineffizienz : Bürokraten wollen eine höhere Menge öffentlicher Güter anbieten, als gesamtwirtschaftlich wünschenwert ist. allokative Ineffizienz. Bürokraten wollen Politikern höhere Kosten glaubhaft machen, als tatsächlich anfallen. betriebliche Ineffizienz Bürokraten sind besser informiert als Politiker und nutzen ihren Informationsvorsprung. Bürokraten unterer Ebenen sind besser informiert als Chefbürokraten und nutzen ihren Informationsvorsprung. Geld B Grenzkosten D (=Angebotskurve) C A X opt E X max Marginale Zahlungsbereitschaft (=Nachfragekurve) öffentliches Gut X 4

Die marginale Zahlungsbereitschaft (MZB) ist die Nachfragekurve nach dem öffentlichen Gut X. Die Zahlungsbereitschaft der Politiker für X ist identisch mit der Zahlungsbereitschaft der Nachfrager. Nachfrager sind Wähler. Stimmengewinne/-verluste Die Fläche unter der Kurve der MZB repräsentiert den Brutto-Nutzen aus dem öffentlichen Gut. Die Grenzkostenkurve ist die Angebotskurve für das öffentliche Gut X. Die Grenzkosten steigen mit der Menge an. Die Fläche unter der Grenzkostenkurve ergibt die insgesamt anfallenden Kosten. Diese sind aber nur dem Bürokraten bekannt. Wünschenswert wäre die Bereitstellung der Menge X opt des öffentlichen Gutes. Die Fläche ABC ist die größtmögliche Rente. Der Politiker gewinnt das Maximum an Stimmen. Es gibt keine Verschwendung durch die Bürokratie. Der Bürokrat versucht, beim Politiker eine größere Menge als X opt durchzusetzen. Die maximal durchsetzbare Menge ist X max. In diesem Fall ist der soziale Überschuss Null, da der Wohlfahrtsgewinn ABC gleich dem Wohlfahrtsverlust CDE ist. 5

Der Politiker gewinnt keine Stimmen, verliert aber auch keine. Das Budget des Bürokraten ist maximal. Der Bürokrat kann alternativ versuchen, dem Politiker eine höher liegende Grenzkostenkurve glaubhaft zu machen. Dies ermöglicht eine Aufteilung der zugeteilten Gelder in Output und Verschwendung. Die budgetmaximierende Menge X max ist nicht realisierbar, da sie bei einer höher liegenden Grenzkostenkurve Stimmenverluste für den Politiker bedeuten würde. Ein Bürokrat, der Gelder verschwendet, wird eine Menge zwischen X opt und X max anstreben. Wofür sich der Bürokrat entscheidet, hängt von der Präferenz und den Möglichkeiten der Verschwendung ab. Politiker wollen budget- bzw. rentenmaximierende Bürokraten verhindern, da dies Wählerstimmen kostet: Kontrolle Verwaltungsintern durch übergeordnete Behörden Verwaltungsextern durch Rechnungshöfe Verwaltungsinterne Anreize Erleichterte Abordnungen bzw. Versetzungen Vergabe von Positionen auf Probe Gehaltssteigerung nach Leistungsstatt nach Altersstufen Gewährung von Leistungszulagen Privatisierung 6

3. Beispiele für Interessengruppen Es existieren viele denkbare Interessengruppen: Konsumenten, Produzenten Arbeitnehmer, Unternehmer Studenten, Professoren Schüler, Lehrer, Eltern, Schulleitungen Fussballprofis, Fussballtrainer, Manager, Fans etc. Interessengruppen versuchen, andere politische Akteure zu beeinflussen: Output Bürokraten Politiker Wähler Interessengruppen 7

4. Organisierbarkeit Einige Interessengruppen schaffen es, eine Organisation aufzubauen, andere Interessengruppen schaffen dies nicht. Einige organisierte Interessengruppen üben einen Einfluss auf das politische Geschehen aus, andere nicht/selten. Die Organisierbarkeit einer Interessengruppe hängt von verschiedenen Faktoren ab: Gruppen mit einer kleiner Mitgliederzahl werden sich eher organisieren als Gruppen mit einer großen Mitgliederzahl. Eine Gruppe wird sich um so eher organisieren können, je homogener die Präferenzen der Gruppenmitglieder sind. Eine Gruppe wird sich eher organisieren, wenn die Kosten der zu bildenden Organisation gering sind. Große Gruppen haben Probleme bzgl. der Organisation: Der Anteil des Einzelnen am gesamten Gruppenanteil ist kleiner. Die Belohnung für gruppenorientiertes Verhalten ist weniger angemessen. Die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Gruppenmitgliedern ist merklich geringer, d.h. der fehlende Beitrag eines Einzelnen wird weniger/nicht wahrgenommen. 8

Je größer die Gruppe, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Einzelner (eine Untergruppe) aus dem Kollektivgut einen so großen Vorteil zieht, dass es auf jeden Fall bereitgestellt wird. Große Gruppen kommen ohne eine formale Organisation nicht aus, eine formlose Koordination ist nicht möglich. Je größer die Zahl der Gruppenmitglieder, um so höher sind die Organisationskosten. 9

5. Kollektivgutcharakter Jeder kann Nutzen aus der Bereitstellung eines Kollektivgutes ziehen, da ein Ausschluss nicht möglich ist. Beispiele für Kollektivgüter: Löhne und Gehälter eines Tarifvertrages durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände Interessenvertretung der Autofahrer durch den ADAC Gefahr des Trittbrettfahrerverhaltens Große Gruppen können sich i.d.r. nur bei veränderten äußeren Rahmenbedingungen organisieren: Zwangsmitgliedschaft per Gesetz I.d.R. verboten, da nach Artikel 9 des Grundgesetzes niemand gezwungen werden kann, Mitglied einer Organisation zu werden und umgekehrt niemand daran gehindert werden darf, Mitglied zu werden. Es existieren einige Ausnahmeregelungen (z.b. Industrie- und Handwerkskammern). Zusatzangebot eines privaten Gutes, welches nur organisierte Mitglieder erwerben können. Rechtschutz durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände Abschleppservice, Zeitschrift (ADAC) 10

6. Durchsetzung von Verbandsinteressen Die Durchsetzung von Verbandsinteressen geschieht auf unterschiedlichen Wegen: Außerparlamentarische Aktivitäten Bereitstellung von Informationen Entlastung der öffentlichen Verwaltung Erzeugung von wirtschaftlichem Druck Mitgliedschaft von Interessenvertretern im Parlament Finanzielle Zuwendungen ökonomischer Institutionen an Parteien, Politiker und Bürokraten 11

5. Gefangenendilemma Wenn individuell rationales Handeln zu einem kollektiv irrationalem Ergebnis führt, befinden sich politische Akteure in einer Gefangenendilemma-Situation. Falls das Handeln zum eigenen Vorteil die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt erhöht, liegt dies an den zufällig vorliegenden Rahmenbedingungen. Beispiel: Die beiden Personen Egon Egoist und Alfons Altklug werden von der Polizei wegen Verdacht auf Einbruch in Haft genommen. Wenn Egon und Alfons leugnen, kann man beiden nur Landstreicherei nachweisen, beide gehen für zwei Jahre ins Gefängnis. Wenn einer der beiden gesteht, wird der Kronzeuge freigesprochen, der andere muss für fünf Jahre ins Gefängnis. Wenn beide gestehen, müssen Egon und Alfons wegen Einbruch jeder für vier Jahre ins Gefängnis. Egon und Alfons stehen beide vor der Frage, ob sie leugnen oder gestehen sollen. 12

Voraussetzungen: Es gibt mit Egon und Alfons genau zwei Angeklagte. Beide stehen nur einmal vor der Alternative leugnen oder gestehen. Beide können nicht miteinander kommunizieren. Beide Individuen handeln rational: Eine Gefängnisstrafe vermindert die Wohlfahrt. Wenn beide kollektiv rational handeln, werden Sie die Zahl der gemeinsamen Gefängnisjahre minimieren. Wenn beide individuell rational handeln, werden Sie die Zahl der individuellen Gefängnisjahre minimieren. Da Individuen zum eigenen Vorteil handeln, werden Egon und Alfons nur die individuellen Gefängnisjahre bei ihrer jeweiligen Entscheidung berücksichtigen. 13

Verhalten des Gefangenen E gesteht leugnet Verhalten des Gefangenen A leugnet gesteht -2 0 I II -2-5 -5-4 III IV 0-4 Wird Egon Egoist leugnen oder gestehen? Egon wird versuchen, die Anzahl seiner Gefängnisjahre zu minimieren. Für Egon gilt: Freispruch ist besser als 2 Jahre Gefängnis. 2 Jahre Gefängnis sind besser als 4 Jahre. 4 Jahre Gefängnis sind besser als 5 Jahre. Somit gilt folgende Rangfolge: III I IV II 14

Was passiert, wenn Egon davon ausgeht, dass sein Freund Alfons leugnet? Wenn Alfons leugnet, bleiben die linken Felder I und III übrig. Wenn Egon leugnet, muss er 2 Jahre ins Gefängnis Wenn Egon gesteht, wird er als Kronzeuge freigesprochen. Da III I, wird Egon Egoist gestehen. Was passiert, wenn Egon davon ausgeht, dass sein Freund Alfons gesteht? Wenn Alfons gesteht, bleiben die rechten Felder II und IV übrig. Wenn Egon leugnet, muss er 5 Jahre ins Gefängnis Wenn Egon gesteht, muss er 4 Jahre ins Gefängnis. Da IV II, wird Egon Egoist gestehen. Unabhängig davon, wie Alfons sich entscheidet ist es für Egon vorteilhaft, zu gestehen. 15

Wird Alfons Altklug leugnen oder gestehen? Alfons wird versuchen, die Anzahl seiner Gefängnisjahre zu minimieren. Für Alfons gilt: Freispruch ist besser als 2 Jahre Gefängnis. 2 Jahre Gefängnis sind besser als 4 Jahre. 4 Jahre Gefängnis sind besser als 5 Jahre. Somit gilt folgende Rangfolge: II I IV III Was passiert, wenn Alfons davon ausgeht, dass sein Freund Egon leugnet? Wenn Egon leugnet, bleiben die oberen Felder I und II übrig. Wenn Alfons leugnet, muss er 2 Jahre ins Gefängnis Wenn Alfons gesteht, wird er als Kronzeuge freigesprochen. Da II I, wird Alfons Altklug gestehen. Was passiert, wenn Alfons davon ausgeht, dass sein Freund Egon gesteht? Wenn Egon gesteht, bleiben die unteren Felder III und IV übrig. Wenn Alfons leugnet, muss er 5 Jahre ins Gefängnis Wenn Alfons gesteht, muss er 4 Jahre ins Gefängnis. Da IV III, wird Alfons Altklug gestehen. Unabhängig davon, wie Egon sich entscheidet ist es für Alfons vorteilhaft, zu gestehen. 16

Egon und Alfons stellen beide fest, dass sie sich unabhängig von der Entscheidung des anderen besser stellen, wenn sie gestehen. Da beide gestehen, müssen Egon und Alfons jeder für vier Jahre ins Gefängnis. Hätten beide kollektiv rational gehandelt, hätte jeder nur zwei Jahre Gefängnis bekommen. Kollektiv rationales Handeln hätte bedeutet: 4 Jahre sind besser als 5 Jahre 5 Jahre sind besser als 8 Jahre. I II=III IV Egon und Alfons hätten sich für I entschieden und beide geleugnet. Dadurch hätten sich beide individuell besser gestellt. Auch bei geänderten Voraussetzungen bleibt das Problem erhalten. 17