Hallo und guten Tag, wir möchten heute von einem Modellprojekt zur Jungenförderung im Vereinsfußball erzählen und mit Euch und Ihnen anschließend über die Ableitungen für die Jungenarbeit in der Jugendarbeit diskutieren. Wir sind Stefan Weidmann, jetzt wiss. Mitarbeiter, damals Jugendpfleger und Koordinator des AK Jungenarbeit Rhein-Sieg/Bonn Und Christian Vörtmann, Schulsozialarbeiter der Europaschule Bornheim, und im Projekt einer Coaches für die Trainer Das Modellprojekt ist eines unter dreien, die das Kreisjugendamt im Rhein-Sieg-Kreis, genauer das Jugendhilfezentrum für Alfter, Swisttal und Wachtberg initiiert und durchgeführt hat (Kita, Grundschule und Fußballverein). Anlass war letztlich ein neuer Dezernent, der selber Vater von zwei Jungen und sehr interessiert an den Möglichkeiten zur Förderung von Jungen ist. Mit ihm zusammen ist die Idee entstanden, nicht weitere Projekte für Jungen anzubieten, sondern den Blick auf den Alltag von Jungen zu lenken und auf die Beziehungen, die sie dort mit erwachsenen (Fach- )Leuten eingehen. Dabei halfen sicher der zuweilen defizitäre Blick auf Jungen in den Medien (Gewalt, aber auch Bildungsverlierer) und die ausgeprägte Frauen- und Mädchenförderung im Kreisjugendamt. Trotzdem gelang es, das Ganze nicht defizitär auszurichten und nicht gegen die Mädchenförderung zu stellen das wäre letztlich nach hinten los gegangen 1
Ansätze Förderung von Jungen nicht in Form einzelner Angebote, sondern konsequente Berücksichtigung der Lebenslage Junge, also der Bedürfnisse und Entwicklungsaufgaben. Querschnittsaufgabe! fortlaufende Qualifizierung von Männern und Frauen im Umgang mit den verschiedenen Geschlechtern und ihren Bedürfnissen. Fort- und Weiterbildung, aber besonders Reflektion, Begleitung und kollegialer Austausch im Rahmen der alltäglichen Arbeit mit Jungen. Also: Beziehungen und Alltag der Jungen und der Fachleute! Zielsetzungen Generell für Bedürfnisse von Jungen sensibilisieren neue oder bestehende Beziehungen von Jungen zu erwachsenen (Fach-)Männern und Frauen weiter entwickeln (als Basis für die Entwicklung der Jungen). Eine solche Beziehung muss einerseits Sicherheit geben andererseits muss sie neue Eindrücke vermitteln und Möglichkeiten eröffnen. Anstoß für eine langfristige Jungenarbeit, die an die jeweils beteiligten Fachkräfte angebunden ist. Impulse für andere Fachkräfte und Einrichtungen, sich in der Förderung von Jungen stärker zu engagieren. Durchführung und Ressourcen JHZ, in Kooperation mit dem Amt für psych. Beratungsdienste des Rhein-Sieg-Kreises. Ein Projekt besonders von der psych. Beratungsstelle des CV Bonn unterstützt. Fachlich begleitet durch die LAG Jungenarbeit NRW. Modellprojekte: Ressourcen genutzt, die schnell und problemlos zur Verfügung gestellt werden konnten. Für die Übertragung der Modelle muss aber jeweils wieder neu nach finanziellen und personellen Ressourcen gesucht werden. Spenden sind gut möglich, Institutionalisierung ist das Problem! Modellprojekt im Fußball Jungen sind ungebrochen fasziniert vom Fußball. In nahezu jedem Dorf werden Jungen in dieser Sportart in gleich mehreren Mannschaften von erwachsenen Männern trainiert. Diese Männer sind, auch wenn Ihnen das nicht immer bewusst ist, ein Vorbild für die Jungen, für manche möglicherweise der einzige Mann in ihrem Leben. Der Fußballplatz ist darüber hinaus ein Ort, wo Jungen mit anderen Jungen zusammen kommen und sich nach bestimmten Regeln in der auch körperlichen Auseinandersetzung messen und es vielleicht der einzige Ort, wo sie das noch dürfen. Der Fußball bietet also Raum und Gelegenheit für männliche Sozialisationsprozesse. Wie diese Prozesse sind, welche Rolle die Trainer für Jungen spielen, welche Rolle die Gruppe der Jungen in der Fußballmannschaft spielt, und wie diese Prozesse und Rollen ggf. für Jungen verbessert werden können diesen Fragen ging das Projekt in Form von Trainingshospitationen und Reflektionsgesprächen in zwei Vereinen nach. Durchführung: Volker Neuhaus (Amt für psychologische Beratungsdienste des RSK) und eben Christian Vörtmann SV Niederbachem: A-Jugend und D11-Jugend; Ende September 2011 an insgesamt 8 Terminen SV Wachtberg: C-Jugend; September 2013 an 3 Terminen; jeweils gemeinsame Auswertung 2
Ergebnisse der gemeins. Auswertung: - Trainingsvorbereitung wird gemeinsam abgesprochen und organisiert (wenn mehr als ein Trainer). Dies kommt den Jungen zugute, je klarer, eindeutiger und strukturierter das Training und insbesondere die jeweiligen Anweisungen sind. - Trainer ist Gruppenleiter, der Chef auf dem Platz, er gestaltet den Rahmen, in dem sich die Gruppe und der einzelne Junge/Spieler entwickelt. Dies schafft Struktur, die Spieler wissen genau, was sie im Training erwarten können und was der Trainer von ihnen erwartet. Rituale, die den Beginn und das Ende des Trainings markieren, erzeugen Sicherheit - Trainer ist Vorbild (hat etwas heldenhaftes, die Jungen feuern ihre Trainer bei Spielen der Herrenmannschaft an, laden Trainer zu Geburtstagsfeiern ein Trainer setzen aber auch Grenzen bei Spielern und manchmal auch deren Eltern) Ansprechpartner (evtl. auch bei Schwierigkeiten in Familie, Schule ), Vaterfigur (Trainer sind sich der Rolle bewusst, wenn Väter zu hause fehlen. Problematisch war es in einem Fall, wenn der Trainer gleichzeitig auch Vater eines Spielers ist - Rollenklarheit) Trainer ist in jedem Fall eine männliche Bezugsperson (Kommunikation: Trainer Spieler / Mann - Junge!) Überlegungen: - Übertrag auf andere Gemeinden: Unklarheit der Zuständigkeit, Finanzierung; Kooperation und integriertes Denken der Kommunalverwaltung notwendig - Fortbildung (Bedürfnisse und Entwicklungsaufgaben von Jungen, Rollenverhalten, Teamentwicklung) und Austausch (wie gehe ich mit Jungen um?) der Trainer: Gespräche mit FVM, Fußballkreis Bonn: großes Interesse, aber eher nix für die Trainerausbildung (falsche Trainer), Trainerabend mit Pele Wollitz super 3
Männlichkeit und Fußball Thesen (Christian und Stefan im Wechsel, mit Diskussion) Thesen sollen deutlich machen, dass Fußballprojekte in der Jugendarbeit dem Vereinsfußball im Sinne der Jungen nicht das Wasser reichen können! Die Struktur des Vereinsfußball Trainer ist für Jungen wegen des Wettkampfs und der Zugehörigkeit besonders interessant! Regeln, Ligensystem, Gewinner-Verlierer, Trainigsanzüge (Zugehörigkeit) Achtung: ab 15/16 brechen sie aus dem System aus, anderes wird interessanter! das kann Jugendarbeit nicht bieten, vielleicht wäre aber ab 15/16 eine Kooperation mit den Vereinen sinnvoll, um einen niedrigschwelligen, jugendarbeiterischen Zugang/Verbleib zu ermöglichen Entscheidend ist die kontinuierliche Beziehung, die Spieler und Trainer eingehen! Beziehung Spieler-Trainer und Trainer als männliches (Vor-)Bild das ist in Fußballprojekten nicht möglich Durch das regelmäßige, gemeinsame Tun und den gemeinsamen Kampf gegen Andere entsteht Kameradschaft! Kameradschaft, Freundschaft: gemeinsames Tun Der Fußballplatz ist nicht pädagogisiert und nicht gegendert, hier wird Männlichkeit gelebt! Einer der letzten Orte, wo Männer und Jungen das dürfen und sollen - Männlichkeit leben Große Körperlichkeit: Kampf, aber auch Kabine/Dusche, Umarmen etc. Fußball spielt auch als Inszenierung im Alltag der Jungen eine sehr große Rolle! Alltag: Inszenierung (CR7 etc.), in der Schule wird darüber gesprochen, Fußball auf dem Pausenhof (wenn sie es noch dürfen), Anerkennung für fußballerisches Können Kommt der Vereinsfußball in besonderer Weise den Entwicklungsbedürfnissen von Jungen nach? Welche Entwicklungsbedürfnisse sind das eigentlich? 4
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