100 Jahre Frauenwahlrecht Frauen in der Politik der Region Hannover

Ähnliche Dokumente
Haushalte in der Region Hannover Zunahme an Einpersonenhaushalten

Einwohnerinnen und Einwohner Bevölkerung der Region Ende Juni 2017

Tag der Demokratie Bundestagswahl 2017 in der Region Hannover

Geburten 2017 Weiterhin hohe Geburtenzahl

100. Geburtstag Nelson Mandela Südafrikaner/innen in der Region Hannover

Einwohnerinnen und Einwohner Bevölkerung der Region Ende März 2017

500 Jahre Reformation Protestantismus in der Region Hannover

Katholisch in der Region Hannover 40. Jahrestag der Wahl von Johannes Paul II.

Wandel sozialer Beziehungen Zum Abschied von Erwin Jordan

Wien und die Region Hannover Zum Abschied von Prof. Dr. Axel Priebs

Bevölkerung Ende ,2 Mio. wohnberechtigte Personen

Tag der Mädchen Bevölkerung und Bildungsbeteiligung

Privathaushalte 2016 Trend zu mehr Paaren?

Brexit in der Bevölkerungsstatistik Mehr Einbürgerungen nach 2016

Eingetragene Lebenspartnerschaften Statistische Bilanz

Bevölkerungsentwicklung von Springe Wachstum nach Jahren des Rückgangs

Einwohnerinnen und Einwohner Bevölkerungszahl Ende 2016

Geburten 2016 auf Rekordniveau Trends und Entwicklungen

VI.Politische Partizipation. Grafiken. Tabellen

Familien in der Region Hannover Traditionelle Beziehungen im Wandel

Statistischer Infodienst

Bevölkerung Ende März 2018 Anhaltendes Bevölkerungswachstum

Mehr Frauen in den Landtag Eckpunkte für eine Novelle des Bayerischen Landeswahlgesetzes zur Sicherung paritätischer Wahlvorschläge und gleichberechti

Was ist amtlich an der amtlichen Zahl Konzepte der Bevölkerungszahl

Parität in der Politik als Ziel Paritätsgesetz als Weg? Potsdam, 15. September 2016 Dr. Helga Lukoschat

Kommunalwahlen Bayern 2014

Vielfalt in der Region Hannover Tag der Migrantinnen und Migranten

Olympische Winterspiele in Korea Ausblick aus statistischer Sicht

Frauen in der Kommunalpolitik

WALLISER NATIONALRATS- KANDIDATINNEN 2003

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 5/ Wahlperiode

Frauen haben die Wahl!

Frauen haben die Wahl!

Ein Rückblick auf die Ergebnisse der letzten Europawahlen in

Die Landtagswahl 2011 in Baden- Württemberg - Eine Wahlnachlese aus frauenpolitischer Sicht

Mehr Frauen in die Räte! Tagung des Landesfrauenrates Niedersachsen e.v. am in Hannover

Informationen über den Landtag Niedersachsen in Leichter Sprache

Vermögensdelikte: häufigster Anlass für eine Verurteilung

Der Deutsche Bundestag

Grad einer Schwerbehinderung

6 Bei der Landtagswahl am 27. März 2011 erhielt die SPD mit 35,7 Prozent den höchsten Stimmenanteil.

Repräsentative Wahlstatistik zur Bundestagswahl am 18. September 2005

13. März 2016 Repräsentative Wahlstatistik

Informationen über den Landtag Niedersachsen in Leichter Sprache

2009: Damenwahl - denn ohne Frauen ist kein Staat zu machen! Der Oberbürgermeister. 2009: Damenwahl. - denn ohne Frauen ist kein Staat zu machen!

NEWSLETTER. LWL-Gleichstellungsstelle 1/2018

12. Wie wählten die Anderen? Ein Vergleich niedersächsischer und hessischer Städte

PARITÄT IN DER POLITIK

Nachrichten zur Statistik

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020

5. Parteihochburgen und Wahlbeteiligung in der Landeshauptstadt Hannover

Analyse der Bundestagswahl Zahlen, Daten und Interpretationen

Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 20. August 2013

Von der Wissenschaft in die Politik kein einfacher Seitenwechsel

Zuwanderung durch Flucht Auswirkung auf die Bevölkerungsstatistik

Bekanntmachung des Wahltages der Kommunalwahl 2019 und Aufforderung zur Einreichung von Wahlvorschlägen

Leben in Bayern. II. Bevölkerung: Hohe Attraktivität Bayerns. Grafiken. In Bayern zweitgrößtes Bevölkerungswachstum

Statistischer Bericht

Steigende Zahl von ABC-Schützen Fortschreibung für das Umland bis 2022

Die Münchner Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik bei der Bundestagswahl 2005

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG

WO BLEIBEN DIE FRAUEN? Partizipation und Repräsentation von Frauen auf europäischer Ebene. PD Dr. Beate Hoecker

Tabelle A1: Die Ergebnisse bei Bundestagswahlen, (ab 1953 Zweitstimmenanteile)

Statistik informiert... Nr. XI/ Dezember 2017

DIE WAHL ZUM 19. DEUTSCHEN BUNDESTAG AM 24. SEPTEMBER 2017

3/2004. Die Landtagswahl vom 7. März 2004 in der Stadt Salzburg

In der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung ist die SPD die stärkste Fraktion. Aktuell stellt sie 21 von 81 Stadtverordneten.

Demographische Situation in Schalkenmehren. Überblick. Historische Bevölkerungsentwicklung

AM 25. Mai 2014 IN RHEINLAND-PFALZ

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: Ja zur Einbürgerung Einbürgerungskampagne starten!

Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung in den Bundesländern. Bevölkerung mit MH an der Gesamtbevölkerung 2013

Der Bayerische. Land-Tag. in leichter Sprache

Grundzüge des niedersächsischen Kommunalwahlsystems

Wahl der Abgeordneten des 7. Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009

Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg

Das Wahlverhalten der Baden-Württembergerinnen. im langfristigen Vergleich. Land, Kommunen. Elisabeth Glück

Demographische Entwicklung

Wahlstatistik zur Europawahl 2009

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Eine kurze Geschichte des politischen Wahlrechts

Bundestagswahl am 22. September 2013 Repräsentative Wahlstatistik

Statistischer Bericht

Sicherheit im Skisport. Sicherheit im Skisport. Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport

Grundzüge des niedersächsischen Kommunalwahlsystems

Europawahlergebnisse nach Alter und Geschlecht. Das Duisburger Endergebnis (II)

Der Bayerische Landtag für Einsteiger

2012 / 3. Abweichung der Beteiligung in Mülheim an der Ruhr vom Landesdurchschnitt bei allen Wahlen seit / 1949 / / 1965 / 1966

Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2013

Wahlen. Wahlbeteiligung zu Bundestagswahlen regelmäßig höher als zu Landtagswahlen

Historische Bevölkerungsentwicklung insgesamt und nach Geschlecht Bevölkerungsanstieg bis 1997, seit 1998 rückläufige Bevölkerungsentwicklung

4. Welche Mehrheit wäre notwendig, um die grundgesetzlichen Kontrollrechte der Opposition zu ändern? (Buch, S. 167)

EUROPAWAHL 2014 Ergebnisse nach Alter und Geschlecht in Nordrhein-Westfalen. Heft 5.

10. Wählerpotenziale, Wählermobilisierung und Wählerwanderung 10.1 Wählerpotenziale in der Region Hannover

Statistischer Bericht B VII j/17 Deutscher Bundestag Strukturdaten nach Bundestagswahlkreisen Sachsen. Titel Impressum.

Wahlbekanntmachung anlässlich der Wahl des Kreistages des Landkreises Hildesheim am 11. September 2016

Statistischer Infodienst

Mit unserer Stimme viel erreichen! 100 Jahre Frauenwahlrecht

Nachrichten zur Statistik

Demographie_Begründungsdokument_ von 5

Transkript:

100 Jahre Frauenwahlrecht Frauen in der Politik der Region Hannover Statistische Kurzinformationen 1/2019 0

Am 12. November 2018 jährte sich in Deutschland zum 100. Mal die Einführung des Frauenwahlrechts. Erstmals konnten Frauen dann bei der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ihre Stimme abgeben. Das 100-jährige Jubiläum ist Anlass, sich diesem Thema statistisch mit Blick auf die Region Hannover zuzuwenden. Seit der Amerikanischen Unabhängigkeit und der Französischen Revolution wurde im Zuge der Entwicklung demokratischer Teilhabeformen auch die Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter beim Wahlrecht erhoben. In den USA gab es schon im 18. Jahrhundert ein begrenztes Wahlrecht für Frauen, so konnten zwischen 1776 und 1807 zum Beispiel Witwen an der Wahl teilnehmen. Auf kommunaler Ebene führte beispielsweise Kolumbien 1853 das Frauenwahlrecht ein. Neuseeland gewährte das Frauenwahlrecht 1893. In Europa konnten Frauen in Finnland erstmals 1906 wählen. Auf nationaler Ebene zog in Europa als letztes Land Liechtenstein 1984 nach. Am längsten wurde Frauen auf substaatlicher Ebene im schweizerischen Kanton Appenzell-Innerrhoden das Wahlrecht verwehrt. Erst 1990 fiel diese Beschränkung demokratischer Grundrechte. Abbildung 1: Frauenanteil, bei den aus der Region Hannover stammenden Abgeordneten Als Frauen in Deutschland erstmals an der Wahl teilnahmen, nutzten sie zu 80 % das Wahlrecht und damit in etwas geringerem Umfang als die Männer. Von den 423 Abgeordneten der Nationalversammlung waren 37 Frauen. Das entspricht einem Frauenanteil von 8,7 %. Im Reichstag und in den ersten zehn gewählten Bundestagen lag der Anteil der weiblichen Abgeordneten bei der Konstituierung nie über 10 %. Erst der 11. Deutsche Bundestag wies bei seiner Konstituierung 1987 mit 1

15,4 % einen Frauenanteil auf, der mehr als ein Zehntel betrug. 1998 waren dann erstmals mehr als 30 % der Abgeordneten des Deutschen Bundestages Frauen, ein Wert, der seitdem nicht mehr unterschritten wurde. Aus der Region Hannover sind gegenwärtig 34 Abgeordnete in das Europäische Parlament, in den Deutschen Bundestag oder in den Niedersächsischen Landtag gewählt worden. Bezogen auf diese Abgeordneten wird in allen drei Parlamenten ein nahezu ausgewogenes Geschlechterverhältnis erreicht. In der Regionsversammlung liegt der Frauenanteil gegenwärtig niedriger. Mit 39,3 % Frauenanteil wird indes ein Wert erreicht, der deutlich höher liegt als im Deutschen Bundestag (30,7 % zum Zeitpunkt der letzten Konstituierung) oder gegenwärtig im Niedersächsischen Landtag (27,7 %). Abbildung 2: Frauen und Männer bei der Kommunalwahl 2016 Der Frauenanteil der gewählten Männer lag dabei fast zehn Prozentpunkte über dem Frauenanteil bei den Kandidatinnen. Anders verhält es sich bei den Räten der 21 Städte und Gemeinden in der Region Hannover. Der Frauenanteil bei den Kandidaturen hierfür ist zwar in etwa so hoch wie der Frauenanteil bei den Kandidaturen für die Regionsversammlung, jedoch fällt der Anteil bei den gewählten Mitgliedern etwas geringer aus. Frauen stehen in der Regionsversammlung an der Spitze jedes dritten Fachausschusses und stellen gegenwärtig die Mehrzahl der Fraktionsvorsitzenden (fünf der acht gebildeten Fraktionen und Gruppen werden von Frauen geführt). Auch unter den drei Stellvertretungen des Regionspräsidenten sind zwei Frauen. 2

Der Frauenanteil in der Regionsversammlung lag seit Gründung der Region Hannover beständig über 30 % und ist im Verlauf der Zeit mit Ausnahme des Jahres 2006 stetig angestiegen. Von den gegenwärtig in der Versammlung vertretenen Parteien und Wählergruppen erreichte BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN konstant den höchsten Frauenanteil. Mit Ausnahme der 2006 begonnenen Wahlperiode lag der Frauenanteil in dieser Fraktion konstant bei 50 % und höher. Direkt dahinter lag zum Zeitpunkt der Wahl stets die SPD. Sie wurde 2016 jedoch auf den dritten Platz verwiesen, da die zweiköpfige Fraktion der Wählergemeinschaft DIE HANNOVERANER einen Frauenanteil von 50 % erreicht. Abbildung 3: Frauenanteil der gewählten Abgeordneten der Regionsversammlung nach Parteien und Wählergruppen 2001-2016 1 Ende 2018 also unter Einbezug von nachgerückten Ersatzbewerberinnen und Ersatzbewerbern betrug der Frauenanteil an den Mitgliedern der Regionsversammlung 38,1 %. Prozentual hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit einem Anteil von 66,7 % die meisten Frauen unter ihren Mitgliedern. Nach der Fraktion DIE HANNOVERANER folgt die CDU-Fraktion, in der 41,7 % der Mitglieder Frauen sind. Die SPD erreicht nunmehr einen Frauenanteil von 34,6 %. Bezüglich der Hauptverwaltungsbeamtinnen und Hauptverwaltungsbeamten gibt es in der Region Hannover immer noch einen klaren männlichen Trend. So wurden bei den drei Wahlen für das Amt des Regionspräsidenten insgesamt 18 Kandidaturen von Männern und drei von Frauen zugelassen. In den 21 Städten und Gemeinden 1 Nicht aufgeführt sind die Parteien, die 2016 keine Sitze in der Regionsversammlung erreicht haben. Dargestellt ist jeweils der Frauenanteil direkt nach der Wahl. 3

der Region Hannover werden gegenwärtig zwei der 21 Stadtverwaltungen von Bürgermeisterinnen geführt (Pattensen und Ronnenberg). Während Frauen in der politischen Repräsentanz zwar erkennbar sind, sind sie jedoch noch immer davon entfernt den Anteil an Posten und Funktionen einzunehmen, der ihrem Anteil in der Gesamtbevölkerung entspricht. Nahezu exakt die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner der Region Hannover sind Frauen. Am 30.09.2018 waren in den Melderegistern der Region Hannover 1.178.442 Personen verzeichnet, davon waren 50,8 % weiblich. Der Frauenanteil ist übrigens leicht rückläufig: Ein Rückblick zeigt, dass der Anteil der Frauen an der Bevölkerung langfristig rückläufig ist. Der sinkende Frauenanteil in der Bevölkerung hat einen recht einfachen Hintergrund. Im demographischen Aufbau der Bevölkerung nehmen der Erste und vor allem der Zweite Weltkrieg eine zunehmend geringere Rolle ein. Insbesondere in den Geburtsjahrgängen vor 1928 waren in der Vergangenheit die gestorbenen Soldaten ein wesentlicher Grund für den schwächeren Besatz mit Männern als mit Frauen. Abbildung 4: Entwicklung des Frauenanteils in der Bevölkerung der Region Hannover 1973-2018 2 2 Amtliche Bevölkerungsfortschreibung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen 4

IMPRESSUM Herausgeber Fachbereich Region Hannover Der Regionspräsident Team Statistik Hildesheimer Str. 20 30169 Hannover statistik@region-hannover.de Text Beate Birk / Katja Busch / Dr. Stephan Klecha Stand 18.01.2019 5