Was hat der Boden mit der DüV zu tun? Gebietsversammlung Qualitätstrocknung Nordbayern eg Fiegenstall, 22.02.2018
Gliederung Die Natur des Menschen Grundsätzliches Organische Düngung und Kalium Persönliche Einschätzung zur Düngeverordnung Folie 2
Der Mensch ist etwa 2 Mill. Jahre alt. Davon hat er 1,99 Mill. Jahre oder 99,5 % hiermit verbracht: Quelle: Wikipedia Quelle: Wikipedia Folie 3
Dies waren prägende Rahmenbedingungen! Daraus ergab sich unsere Grundprogrammierung : Das Überleben hing an der Zugehörigkeit zur Gruppe. => Tanz nicht aus der Reihe! Zu viel Wagemut bei der Jagd bedeutete den Tod. => Sei feige! Nahrung war knapp und Nahrungsbeschaffung mühsam. => Sei faul! Folie 4
Darum: Ich möchte alldiejenigen bitten aufzustehen, die sich mit Bodenkunde auskennen. Folie 5
Gesellschaft und Boden: Die Lebensmittel entspringen dem Boden. Das Land mit seinen Gewässern gibt uns Nahrung. Die Erde belohnt die Verständnisvollen und Sorgsamen reich, die Unwissenden und Faulen aber bestraft sie unerbittlich. Diese Partnerschaft zwischen dem Land und seinem Bewirtschafter ist der Gründungsfelsen unserer vielschichtigen sozialen Struktur. Walter Clay Lowdermilk US-Bodenkundler Folie 7
Lesen Sie das! Folie 8
Das ist die Situation. Landwirtschaft Gesellschaft/Umwelt Folie 9
Gliederung Die Natur des Menschen Grundsätzliches Organische Düngung und Kalium Persönliche Einschätzung zur Düngeverordnung Folie 10
Dies kennen Sie. Quelle: Wikipedia Folie 11
Es geht um dieses Zusammenspiel! Folie 12 Quelle: Havlin et al.
Was in der Pflanze ankommt, ist entscheidend - nicht die Düngung! Folie 13
Die Bodenstruktur ist ein wesentlicher Faktor! Quelle: Bigham Folie 14
Mit Pflug und Kreiselegge geht es nicht! Folie 15 Quelle: Stebutt
Mit einem Abschnitt alles gesagt Quelle: Sekera Folie 16
Die übliche Bodenuntersuchung Folie 17
Es geht besser! Folie 18
Bei viel organischer Düngung entscheidend! Ca Mg K Na Ca Mg K Na Quelle: Blum (verändert) Folie 19
Gliederung Die Natur des Menschen Grundsätzliches Organische Düngung und Kalium Persönliche Einschätzung zur Düngeverordnung Folie 20
Kalium und Bodenart Bildquelle: IVA Folie 21
Biogasgärrest vs Gülle Kalium Zellwand Im Biogasfermenter werden 80 bis 90 % der organischen Substanz abgebaut. D. h., ein Großteil der Zellwände ist zerstört und das Kalium sofort verfügbar. BGR ist ein Kaliumflüssigdünger. Bei Gülle geschieht der Abbau der Zellwände erst im Boden -> Kalium wird erst nach und nach verfügbar. Gülle ist ein Kaliumlangzeitdünger. Im BGR ist der Ammoniumanteil höher. Bildquelle: verändert nach www.biologie-schule.de Folie 22
Nährstoffangebot und Ertrag Bildquelle: www.eike-klima-energie.eu Folie 23
Versuchsaufbau Eine intensive Biogasfruchtfolge entzieht ca. 200 kg N je ha und Jahr. Diese N-Menge wurde über verschiedene Kombinationen von Biogasgärrest (BGR) und Kalkammonsalpeter (KAS) gegeben. Dabei wurden auch deutlich höhere N-Mengen als die 200 kg N appliziert. BGR 125 % bedeutet, dass 125 % des N-Entzuges also etwa 250 kg N/ha in Form von BGR gegeben wurden. BGR 75 % entsprechend 150 kg N/ha über BGR Folie 24
BGR-Wirkung leichter Standort 1.500 kg WW 90 kg N Quelle: LfL Folie 28
BGR-Wirkung mittlerer Standort 1.000 kg WW 90 kg N Quelle: LfL Folie 29
MDÄ leichter Standort MDÄ = Anteil des N im BGR, der in Form von KAS für denselben Ertrag ausreichte Quelle: LfL Folie 30
MDÄ mittlerer Standort MDÄ = Anteil des N im BGR, der in Form von KAS für denselben Ertrag ausreichte Quelle: LfL Folie 31
Mindestanrechnung nach DüV Wenn der Ammoniumanteil höher ist, dann muss mit dem höheren Ammoniumanteil gerechnet werden! Quelle: Bundesanzeiger Folie 32
Warum ist das so? Warum ist die Düngewirkung des Gärrestes auf dem mittleren Standort besser als auf dem leichten? Warum steigt der Ertrag durch Ergänzung mit KAS selbst bei sehr hohem N-Niveau noch einmal deutlich an? Warum ist dieser Anstieg bei Ergänzung mit KAS auf dem leichten Standort größer als auf dem mittleren? Ich bezweifle, dass dies auf eine reine N-Wirkung des KAS zurückzuführen ist. Folie 33
MDÄ von Mais im Vergleich zu Weizen Quelle: LfL Folie 34
Warum ist das so? Warum ist die Düngewirkung des Gärrestes auf dem leichten Standort bei Mais deutlich besser als bei Winterweizen? Liegt es daran, dass Mais gegenüber Weizen einen größeren Anteil des org. N nutzen kann? Folie 35
Nutzung von Boden-N durch Weizen und Mais Quelle: Havlin et al. Folie 36
Ist der Unterschied in der Verwertung von BGR zw. Weizen und Mais auf die Freisetzung von org. N zurückzuführen? Vermutlich nicht, denn die org. Substanz wurde im Fermenter bereits größtenteils abgebaut (höherer Ammonium-Anteil). Wenn dem so wäre, müsste der Unterschied zw. den beiden Kulturen bei Gülle (mehr org. Substanz) größer sein. Folie 37
MDÄ von Mais im Vergleich zu Weizen Quelle: LfL Folie 38
Was nun? Was ist denn nun die Antwort auf all diese Fragen? Folie 40
Kalium und Kalzium Bildquelle: PDA Folie 41
Ammonium und Kalzium Bildquelle: YARA Folie 42
Kalzium und Stickstoffstoffwechsel Überdüngte Parzellen (Überschuss an Magnesium oder Kalium im Boden) erschweren den Wurzeln die Kalziumaufnahme. Die Stickstoffeffizienz von harnstoffhaltigen Düngemitteln wird durch lösliche Kalziumquellen wie Kalziumnitrat erhöht. (Anmerkung: Aus Harnstoff wird im Boden sehr schnell Ammonium.) Bildquelle: www.atpnutrition.ca Folie 43
Kalium und Bodenart Bildquelle: https://bisz.suedzucker.de Folie 44
Mais und Kaliumaufnahme 280 kg K 2 O/ha in 20 d = 14 kg K 2 O/(ha x d) Quelle: Corrazina et al. Folie 45
Kaliumbedarf von Weizen und Mais Quelle: Havlin et al. Folie 46
Die Antworten BGR hat einen höheren Ammoniumanteil als Gülle und enthält das Kalium in gelöster Form. Hohe Ammonium- und Kaliummengen behindern die Kalziumaufnahme. Kalzium spielt in der Pflanze eine wichtige Rolle bei der Ammoniumverwertung. In schweren Böden können die Tonminerale einen Teil des Kaliums (und des Ammoniums?) aus der Suppe fischen und so das Ungleichgewicht zwischen K und NH 4 einerseits und Ca andererseits reduzieren. KAS enthält Ca und hat 50 % Nitrat. Dadurch wird das Ungleichgewicht zwischen K, Mg, NH 4 und Ca ebenfalls reduziert. Außerdem dürfte bei der Nitratverarbeitung in der Pflanze Ca keine so große Rolle spielen wie bei der N-Aufnahme in Form von Ammonium. Mais hat eine wahnwitzige Kalium-Aufnahmegeschwindigkeit und kann sich dadurch selbst aus der Kaliumflut befreien. Folie 47
MDÄ mittlerer Standort MDÄ = Anteil des N im BGR, der in Form von KAS für denselben Ertrag ausreichte Quelle: LfL Folie 48
MDÄ leichter Standort MDÄ = Anteil des N im BGR, der in Form von KAS für denselben Ertrag ausreichte bessere Wirkung bei Gabenteilung durch Begrenzung der Kaliumflutung Quelle: LfL Folie 49
MDÄ von Mais im Vergleich zu Weizen Quelle: LfL Folie 50
Was kann man tun? BGR abgeben und mehr KAS einsetzen? Wird ein Landwirt vor dem Hintergrund, dass zu hohe Nährstoffüberschüsse zukünftig sanktioniert werden, gerne einen Dünger aufnehmen, dessen Wirkung ihre Tücken hat? Wird ein Landwirt gerne einen Dünger aufnehmen, durch den die Düngeplanung aufwändiger und damit die Arbeit mehr wird? Ist der Transport von Wasser über weitere Strecken besonders wirtschaftlich? Was kann eine gezielte Kalziumzugabe (Produkt Dolomin???) zum BGR bewirken? Was bringt eine Blattdüngung von Kalzium zu Getreide? Kann das Kalium im BGR bei der Gabe zu Getreide (und Raps?) gebremst werden? Folie 51
Schwere Standorte? Bisher haben wir nur über leichte und mittlere Standorte gesprochen Folie 52
Kaliumverfügbarkeit und Standorteigenschaften bei schweren Böden GK E nach gelbem Heft Dr. Reiner Dohrmann, BGR Hannover: Illit ist ein wunderbarer K-Speicher, aber er gibt es nicht mehr her. Umrechnungsfaktor K -> K 2 O = 1,20 Quelle: Gething Folie 53
Kaliumverfügbarkeit und Bodenfeuchte Quelle: Bergmann Folie 54
Kaliumaufnahmerate und Bodentemperatur Quelle: Havlin et al. Folie 55
Die Kaliumdüngetechnik verbessern (I) Bildquelle: Liebler Folie 56
Die Kaliumdüngetechnik verbessern (II) Bildquelle: Liebler Folie 57
Mais vor der Trockenperiode Bildquelle: Liebler Folie 58
Mais in der Trockenperiode Bildquelle: Liebler Folie 59
Niederschläge Würzburg Mai und Juni 2017 Folie 60
Maiskolben mit und ohne Kaliumdüngung Bildquelle: Liebler Folie 61
Maispflanzen mit und ohne Kaliumdüngung Bildquelle: Liebler Folie 62
Teilfläche mit Kalium Bildquelle: Liebler Folie 63
Teilfläche ohne Kalium Bildquelle: Liebler Folie 64
Funktion von Kalium + B Ein Mangel an K, Mg und/oder B führt zu einem Zuckerstau im Blatt, der die Pflanze hochattraktiv für saugende und beißende Insekten macht (Maiszünsler). Bildquelle: www.kali-gmbh.com Folie 65
Stickstoff und Kalium (I) Quelle: Gething Folie 66
Stickstoff und Kalium (II) Quelle: Bergmann Folie 67
Fazit Kalium Das N/K-Verhältnis in der Pflanze ist ein ganz wichtiges, wenn nicht gar das entscheidende. Ohne die Berücksichtigung der Kaliumdynamik - des Bodens - der Kultur und - des Düngemittels - in Abhängigkeit von der Witterung (Bodentemperatur und Bodenfeuchte) ist eine gute Stickstoffausnutzung lediglich ein Zufallsprodukt. Über eine gute Bodenuntersuchung und Pflanzenanalysen können Sie diese Dynamik an Ihrem Standort kennenlernen. In der DüV ist das leider nicht enthalten. Kalium, beachte, dass Du vom Mais kommst und zum Mais zurückkehren sollst. Folie 68
Gliederung Die Natur des Menschen Grundsätzliches Organische Düngung und Kalium Persönliche Einschätzung zur Düngeverordnung Folie 79
Bergmann Quelle: www.maiskomitee.de Folie 80
Ausnutzung der Düngung Annahme: Die Ausnutzung des gedüngten Stickstoffs beträgt 50 %. Bei einer Düngemenge von 100 kg N/ha werden dann 50 kg N/ha pflanzenbaulich wirksam und 50 kg N/ha sind als Verlust zu verbuchen. Die neue DüV gesteht beim Stickstoff Verluste nur noch in dieser Höhe zu. Ist die Ausnutzung schlecht, hat dies eine Begrenzung des N-Einsatzes zur Folge. U. U. kann das Ertragsniveau des Standortes dann nicht mehr erreicht werden. Daher muss alles auf eine gute Ausnutzung ausgelegt werden. Folie 81
Wenn man gut ist, ist mehr möglich. Folie 82
Selbst berechnen! Nährstoffvergleich heranziehen: N-Abfuhr x 100 = Gesamtwirkungsgrad der N-Düngung N-Zufuhr Beispiel: 160 kg N/ha x 100 = 76 % 210 kg N/ha 50 kg N/ha = 208 kg N/ha maximaler N-Einsatz 0,24 Folie 83
Es gibt 14 essenzielle Pflanzennährstoffe. Quelle: Fuchs Folie 84
Meine persönliche Sicht der Dinge: Wir haben in Deutschland ein strukturelles Problem mit Nährstoffüberschüssen. Dafür trägt die Gesellschaft genauso Verantwortung wie die Landwirte: EEG, Einzelbetriebliche Investitionsförderung, großzügige Vergabe von Baugenehmigungen, zu laxe Kontrollen usw. Daher sollte m. E. die Gesellschaft auch einen Beitrag zur Lösung des strukturellen Problems leisten. Bodenkunde und Pflanzenernährung sind aber allein unsere Baustelle. Hier sind wir in der Pflicht und müssen die Defizite schleunigst beheben. Eine gute Nährstoffausnutzung tut auch unserem Geldbeutel gut. Folie 85