Herausforderungen und innovative Ansätze in der tiergerechten Haltung

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Transkript:

Tierische Erzeugung Herausforderungen und innovative Ansätze in der tiergerechten Haltung Jahresbericht 2016/2017

Impressum: Herausgeber: Redaktion: Fotos: Druck: Schutzgebühr: Landwirtschaftskammer Niedersachsen Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Stefan Sagkob Yvonne Konersmann Landwirtschaftskammer Niedersachsen K.G.-Druck Günzel GmbH 10 Euro ISBN: 978-3-9818882-0-1 Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Oldenburg 2017

Herausforderungen und innovative Ansätze in der tiergerechten Haltung - Niedersachsen - 2016 / 2017

V o r w o r t V o r w o r t Herzlich Willkommen - Wissen aus der Praxis für die Praxis - Sehr geehrte Damen und Herren, es freut mich, Ihnen die vorliegende Broschüre vorstellen zu dürfen. Wir möchten Ihnen gern die niedersächsische und regionale Tierhaltung bezüglich Leistungsstand, Nachhaltigkeit, Tierwohlverbesserung, Nährstoffmanagement und weiteren neuen Herausforderungen darstellen. Im ersten Teil bekommen Sie einen Einblick in den Aufbau und die Struktur der niedersächsischen Tierzucht. Die Tierzucht besitzt eine sehr lange Tradition. Zahlen zur Entwicklung und aktuellen Ergebnissen auf dem Gebiet der Leistungs- und Qualitätsprüfungen bei den verschiedenen Tierarten können Sie dem zweiten Teil entnehmen Die Erfassung und Auswertung von Gesundheitsparametern dient der Verbesserung der Herdengesundheit. Leistungsdaten auf Grundlage einer exakten Datenerfassung und -auswertung sind auch zukünftig sehr wichtig. Dies gilt auch für die Erhaltung seltener Nutztierrassen und Förderung der genetischen Vielfalt. Im dritten Teil dieser Broschüre wird über eine Vielzahl von Erprobungen, Versuchen und Projekten im Bereich der Tierhaltung und Ressourcenschutz berichtet. Im Versuchswesen werden von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen aktuelle Fragestellungen zu den Bereichen der Haltung, Fütterung, Zucht und der Tiergesundheit, unter anderem auch in Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen und Versuchseinrichtungen, bearbeitet. Ein gut aufgestelltes Versuchswesen Tier bildet die Grundlage, um Tierwohl zu verbessern sowie Klima und Umwelt zu schonen und den zahlreichen Familienbetrieben eine bestmögliche Beratung zukommen zu lassen. Im vierten und fünften Teil präsentieren die Qualitätsprüfungsanstalt für Schweine in Quakenbrück- Vehr, die Versuchsstation für Schweinehaltung in Wehnen und die Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft in Ovelgönne ihre Möglichkeiten. Der Tierhaltungsstandort in Wehnen wurde zusammen mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover neu ausgerichtet. Neue Entwicklungskonzepte in der Tierhaltung, die Steigerung des Tierwohls, die Reduzierung von Emissionen und die Anforderungen aus dem Tierschutzplan Niedersachsen wurden berücksichtigt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen dankt allen beteiligten Organisationen, Versuchspartnern und Mitarbeitern. Oldenburg, im Mai 2017 Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen 2

LWK Niedersachsen - Unternehmensbereich Tier - LWK Niedersachsen - Unternehmensbereich Tier - Das Leitbild der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Wir beraten, qualifizieren und fördern beschreibt den traditionellen Aufbau. Über die Zentrale, die elf Bezirksstellen mit ihren Außenstellen, die Versuchsstationen, die Institute und die Bewilligungsstellen wird eine flächendeckende Präsenz in Niedersachsen erreicht. Der Unternehmensbereich Tier (UB Tier) ist Bestandteil des Geschäftsbereiches Landwirtschaft und besteht aus den Sachgebieten: Tierzucht: Grundsatz- und Auftragsangelegenheiten, Fördermaßnahmen in der Tierzucht, Beratung von Züchtern und Tierzuchtorganisationen, wobei die bedrohten Nutztierrassen gleichermaßen berücksichtigt werden, Qualifizierungsmaßnahmen, tierzuchtrechtliche Überwachung Tierhaltung: Fachliche Betreuung in Haltung, Fütterung und Tierschutz über alle Tierarten hinweg, Betriebszweigauswertung, Öffentlichkeitsarbeit, Fachgespräche, Weiterbildung Versuchswesen Tier: Projekte und Versuche aus der landwirtschaftlichen Praxis, Planung, Koordinierung und Auswertung von Versuchen, Wissenstransfer Agrarforschung zur Praxis Tiergesundheitsdienste: Präventive und integrierte Bestandsbetreuung, Monitoring, Entwicklung von Qualitätssicherungssystemen, Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Tiergesundheit sowie dem Fachbereich: Fischerei: Fachliche Betreuung kleine Hochsee Küstenfischerei, Binnenfischerei, Aquakultur, Tierschutz in der Fischerei, Qualifizierungsmaßnahmen Der Unternehmensbereich Tier ist interdisziplinär mit anderen Institutionen, Landes- und Bundesministerien, Interessensvertretungen, der Wirtschaft und der Wissenschaft vernetzt. Der Informationsaustausch und Wissenstransfer über alle Tierarten hinweg ist Grundlage für eine qualitativ hochwertige und neutrale Beratung. Diese Erfahrung wird u. a. im Tierschutzplan Niedersachsen über die Fachreferenten in die verschiedenen Arbeitsgruppen Pferd, Rind, Schwein, Geflügel und Tierschutzindikatoren eingebracht. Der UB Tier stellt sich neuen Herausforderungen und ist kompetenter Partner zur nachhaltigen und ressourcenschonenden Entwicklung der Tierhaltung in Niedersachsen. Es werden sowohl Aufgaben der landwirtschaftlichen Fachbehörde, wie Aus-, Fort- und Weiterbildung, Erstellung von Leitlinien als auch die Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung unter besonderer Berücksichtigung des Tier- und Ressourcenschutzes sowie des Verbraucherschutzes realisiert. In der vorliegenden Ausgabe gewinnen Sie einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der heutigen Tierhaltung in Niedersachsen und des Aufgabengebietes im Unternehmensbereiches Tier. Dr. Ludwig Diekmann Unternehmensbereichsleiter Tier der Landwirtschaftskammer Niedersachsen 3

Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Die im Gebiet der Landwirtschaftskammer Niedersachsen tätigen Organisationen in der Tierproduktion haben sich schon vor langer Zeit zur Vereinigung der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) zusammengeschlossen. Auf freiwilliger Basis können alle in diesem Bereich tätigen Tierproduktionsorganisationen Mitglied werden. Aktuell sind es 33 Mitgliedsorganisationen. Die ANT wird durch den Vorstand und die Mitgliederversammlung repräsentiert. Die ANT hat sich zum Ziel gesetzt, die im Bereich der tierischen Produktion tätigen Organisationen in vielfältiger Weise zu unterstützen. Dazu gehört: Die Vertretungen der Interessen seiner Mitglieder nach vorausgegangener Konsultation auf Kammer-, Landes- und Bundesebene zu übernehmen. Die gemeinsame Beratung und Beschlussfassung über grundlegende und spezielle Maßnahmen, die zur Stabilisierung bzw. zur organisatorischen und wirtschaftlichen Verbesserung der tierischen Produktion in den Ländern Niedersachsen und Bremen beitragen können. Erarbeitung von Stellungnahmen zu Gesetzen und Verordnungen. Unterstützung des Ausschusses für Tierhaltung bzw. von Fachkommissionen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen bei allen anstehenden Fragen durch fachliche Beratung und Bereitstellung geeigneter Unterlagen. Die Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten hat sich in der letzten Zeit in vielfältiger Weise eingebracht. Die ANT hat sich in jüngster Zeit auch sehr intensiv mit dem Wolf beschäftigt und sich dazu entschieden im Arbeitskreis Wolf mit zu arbeiten. Weiter versucht die ANT in regelmäßigen Abständen mit der Hausspitze des niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Kontakt zu treten, um aktuelle Fragen im Bereich der Tierproduktion und der Tierzucht zu diskutieren und Lösungen herbeizuführen. Diese Broschüre wird von der ANT ausdrücklich begrüßt. Eine gute Datengrundlage bildet das Fundament für die Weiterentwicklung der Tierproduktion. Dieses gilt nicht nur für die Zuchtprogramme, sondern vielmehr auch für alle anfallenden Entscheidungsprozesse in der Tierhaltung. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die an dieser Broschüre mitgewirkt haben. Wilhelm Willoh Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten 4

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Tierzuchtrechtlich relevante Organisationen in Niedersachsen... 7 1.1 Zuchtverbände... 8 1.2 Besamungsstationen, Embryo-Entnahmeeinheiten, Samendepots... 9 1.3 Lehrgangsstätten nach Tierzuchtgesetz... 10 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen... 11 2.1 Milchkühe und Rinder... 11 2.1.1 Entwicklung der Rinderhaltung in Niedersachsen... 11 2.1.2 Milchleistungs- und Qualitätsprüfung... 13 2.1.3 Melktechnik Spezialberatung... 18 2.1.4 Betriebszweigauswertung Bullenmast in Niedersachsen 2015/16... 21 2.2 Schafe und Ziegen... 31 2.2.1 Schafzucht und Leistungsprüfung... 31 2.2.2 Leistungsprüfungsergebnisse in der Ziegenzucht... 35 2.2.3 Das Leineschaf - eine alte Rasse mit aktualisierter Zuchtzielbeschreibung... 38 2.3 Schwein... 41 2.3.1 Entwicklung der Schweinehaltung in Niedersachsen... 41 2.3.2 Leistungsprüfungen beim Schwein in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr.. 43 2.4 Geflügel... 48 2.4.1 Betriebszweigauswertung Hähnchenmast für das Wirtschaftsjahr 2015/2016... 48 2.5 Equiden... 50 2.5.1 Leistungsprüfungen in der Pferdezucht 2016... 50 2.5.2 Leistungsprüfungen in der Kaltblutzucht 2016... 52 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Demonstrationen, Erprobungen Versuche und Projekte... 54 3.1 Wiederkäuer... 57 3.1.1 Untersuchungen zum Einsatz von gesextem Sperma in der Milchviehpopulation Niedersachsens... 57 3.1.2 Variation der Futteraufnahmen von Milchkühen vor der Kalbung... 62 3.1.3 Einsatz von Lupinen in der Milchkuhfütterung... 69 3.1.4 Erfassung zur eingesetzten Arbeitszeit in der Bullenmast und dem Alter der Bullenställe in praktischen Betrieben in Niedersachsen im Wirtschaftsjahr 2015/16... 73 5

Inhaltsverzeichnis 3.2 Schwein... 78 3.2.1 Gülleanfall von Mastschweinen... 78 3.2.2 Einfluss eines Kunststoffbodens mit reduziertem Schlitzanteil auf das Tierverhalten und die Tiergesundheit bei Mastschweinen... 83 3.2.3 Einfluss von Beschäftigungsmaterial und Besatzdichte auf Schwanz- und Ohrbeißen bei Saug- und Aufzuchtferkeln... 92 3.2.4 Untersuchung zur Milchleistung bei Sauen... 96 3.2.5 Überprüfung der Tränkwasserqualität und -quantität in der Ferkelaufzucht... 103 3.2.6 Protein in der Endmast sparen... 108 3.2.7 Stark N-/P-reduzierte Mastschweinefütterung... 112 3.2.8 Schweinemast ohne Sojaschrot... 115 3.2.9 Reichen 12 % Protein für die Mast ab 80 kg?... 118 3.2.10 Interdisziplinäres Konzept (Diagnostik/Fütterung/Vakzination) zur Optimierung der frühen Ferkelentwicklung und Stabilisierung der Bestandsimmunität zwecks effektiver Reduktion der Salmonelleninfektionen in bisher auffälligen Ferkelerzeugerbetrieben... 122 3.3 Geflügel... 125 3.3.1 Masthähnchenfütterung Einfluss einer Proteinreduzierung auf Schlachtkörpermerkmale und Geschlechtsdimorphismus... 125 3.3.2 Poultry Activity Farm - Entwicklung eines innovativen Haltungskonzeptes mit automatischer Beschäftigung für Legehennen und Puten für eine verhaltensgerechte, tierwohlorientierte Haltung... 133 3.3.3 Vorstellung und Sachstand: EIP Agri Projekt "CarboFeet"... 137 4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr... 143 4.1 Aufbau und Struktur der LPA... 143 4.2 Untersuchungen der LPA Quakenbrück-Vehr im Jahr 2016... 150 5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen... 152 5.1 Aufbau, Struktur und Herausforderung... 152 6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft... 157 6.1 Aufbau und Struktur der Feldversuchsstation... 157 6.2 Erhebungen, Auswertungen, Versuche... 158 6.2.1 Fusariumtoxine in Maissilagen niedersächsischer Milchviehbetriebe... 158 6.2.2 Vermeidung von Aflatoxin B1 Anreicherungen in CCM-Silage... 162 7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer... 167 8 Aufbau und Präsenz der Landwirtschaftskammer... 174 9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT)... 177 6

1 Tierzuchtrechtlich relevante Organisationen in Niedersachsen 1 Tierzuchtrechtlich relevante Organisationen in Niedersachsen Dr. H.-G. Brunken 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; hans-gerd.brunken@lwk-niedersachsen.de Schlüsselwörter: Zuchtorganisationen, Besamungsstationen, Embryo-Entnahmeeinheiten, Lehrgangsstätten nach Tierzuchtgesetz Das Tierzuchtrecht in Deutschland unterliegt aktuell einigen gravierenden Änderungen. Derzeit besteht es aus dem Tierzuchtgesetz vom 21.12.2006 und einigen darauf basierenden Verordnungen (z. B. Tierzuchtorganisation-Verordnung, Samen-Verordnung, VO über Lehrgänge nach dem Tierzuchtgesetz etc.). Das deutsche Tierzuchtrecht berücksichtigt dabei viele Richtlinien und Entscheidungen der EU. In 2016 wurde nun vom europäischen Parlament und Rat eine EU-Tierzuchtverordnung (vom 08. Juni 2016) erlassen. Sie gilt ab dem 01.November 2018 und ersetzt einige Teile des deutschen Tierzuchtgesetzes und der genannten Verordnungen. Bis zum 01.11.2018 sind die deutschen tierzuchtrechtlichen Bestimmungen an die EU-Tierzuchtverordnung anzupassen. Im Rahmen der Erarbeitung der EU-Tierzuchtverordnung sowie der derzeit laufenden Überarbeitung des deutschen Tierzuchtrechtes wurden und werden von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zahlreiche Stellungnahmen und Anmerkungen erarbeitet. Die Einbindung und Information der niedersächsischen Organisationen aus dem Bereich Tierzucht, Besamung und Embryotransfer stellen dabei einen wichtigen Schwerpunkt dar. Des Weiteren wird durch die Vertretung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in einer ständigen Arbeitsgruppe im Verband der Landwirtschaftskammern eine enge Abstimmung auf Bundesebene erreicht. In Niedersachsen sind zahlreiche Organisationen und Einrichtungen tätig und ansässig, die den Bestimmungen des Tierzuchtrechtes unterliegen. Zu nennen sind hier in erster Linie die Zuchtorganisationen (Züchtervereinigungen und Zuchtunternehmen), Besamungsstationen und Samendepots, Embryo-Entnahmeeinheiten sowie Ausbildungsstätten, an denen Lehrgänge im Bereich der künstlichen Besamung durchgeführt werden. Für die Anerkennung und Überwachung dieser Einrichtungen und Organisationen sind in Niedersachsen verschiedene Behörden zuständig. 7

1 Tierzuchtrechtlich relevante Organisationen in Niedersachsen 1.1 Zuchtverbände In Niedersachsen sind zum 31.12.2016 insgesamt 21 Zuchtorganisationen anerkannt, die ihren Geschäftssitz hier haben und die sich auf die im Tierzuchtgesetz geregelten Tierarten Rind, Pferd, Schwein, Schaf und Ziege verteilen: Tabelle 1: Übersicht anerkannter Zuchtorganisationen nach Tierarten, Stand 3/2017 Anzahl anerkannter Tierart Zuchtorganisationen Rind 4 Pferd 11 Schwein 1 Schaf 4 Ziege 1 Gesamt 21 Die Anerkennung der Zuchtorganisationen, die ihren Sitz in Niedersachsen haben, wird vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz befristet für max. 10 Jahre erteilt. In dieser Zeit unterliegen die Zuchtorganisationen in tierzuchtrechtlicher Hinsicht einer routinemäßigen und zusätzlichen anlassbezogenen Überwachung durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Daneben werden von der Landwirtschaftskammer zu Änderungen der Zuchtbuchordnungen und Anerkennungsgrundlagen der Zuchtorganisationen Stellungnahmen gegenüber dem Ministerium erarbeitet. 8

1 Tierzuchtrechtlich relevante Organisationen in Niedersachsen 1.2 Besamungsstationen, Embryo-Entnahmeeinheiten, Samendepots Im Bereich des Besamungswesens und Embryo-Transfers sind zum 31.12.2016 insgesamt 114 Stationen mit Sitz in Niedersachsen tätig. Die Verteilung geht aus der folgenden Übersicht hervor, die einzelnen Institutionen sind auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer unter www.lwkniedersachsen.de/ (webcode 01014676) dargestellt: Tabelle 2: Übersicht Besamungsstationen, Samendepots und Embryo-Entnahmeeinheiten, Stand 3/2017 Tierart Anzahl Anzahl Anzahl Embryo- Besamungsstationen Samendepots Entnahmeeinheiten Rind 7 11 7 Pferd 51 8 13 Schwein 10 2 Schaf und Ziegen 2 3 Gesamt 70 19 25 Für die Anerkennung dieser Einrichtungen gibt es 2 verschiedene Verfahrenswege: Besamungsstationen und Embryo-Entnahmeeinheiten mit Sitz in Niedersachsen, die ihren Samen bzw. ihre Embryonen ausschließlich innerhalb Deutschlands abgeben, benötigen hierfür eine Erlaubnis nach dem Tierzuchtgesetz. Diese Erlaubnis wird von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erteilt. Wenn eine Abgabe in andere EU-Staaten beabsichtigt ist, brauchen Besamungsstationen und Samendepots eine Zulassung zum innergemeinschaftlichen Handel mit Samen bzw. Embryo-Entnahmeeinheiten eine Zulassung zum innergemeinschaftlichen Handel mit Embryonen. Diese Zulassung wird für die niedersächsischen Stationen vom LAVES (Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) erteilt. Von den insgesamt 114 Einrichtungen aus dem Bereich Besamungswesen und Embryotransfer in Niedersachsen besitzen 28 eine Erlaubnis nach dem Tierzuchtgesetz und 86 eine Zulassung zum innergemeinschaftlichen Handel. Sowohl die von der Landwirtschaftskammer als auch die vom LAVES zugelassenen Besamungsstationen, Samendepots und Embryo-Entnahmeeinheiten unterliegen in tierzuchtrechtlicher Hinsicht einer laufenden Überwachung durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und in veterinärhygienischer Hinsicht einer laufenden Überwachung überwiegend gemeinsamen durch die zuständigen Veterinärbehörden der Kommunen und der Landwirtschaftskammer. 9

1 Tierzuchtrechtlich relevante Organisationen in Niedersachsen 1.3 Lehrgangsstätten nach Tierzuchtgesetz Im Tierzuchtgesetz ist verankert, dass künstliche Besamungen ausschließlich von Tierärzten, Besamungsbeauftragten, Fachagrarwirten für Besamungswesen und sogenannten Eigenbestandsbesamern durchgeführt werden dürfen. Für die Befugnis zur Durchführung der Künstlichen Besamung müssen Besamungsbeauftragte, Fachagrarwirte und Eigenbestandsbesamer einen Lehrgang (mind. 4-wöchig für Besamungsbeauftragte bzw. mind. 25 Stunden für Eigenbestandsbesamer) mit einer abschließenden Prüfung erfolgreich in einer anerkannten Ausbildungsstätte absolviert haben. Die Anerkennung der niedersächsischen Ausbildungsstätten obliegt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5, deren Mitarbeiter auch an der Durchführung der Lehrgänge und der Abnahme der Prüfungen beteiligt sind. Aus der folgenden Übersicht geht hervor, wieviel Ausbildungsstätten in Niedersachsen anerkannt sind und wie viel Eigenbestandsbesamer bzw. Besamungsbeauftragte 2016 einen Lehrgang absolviert haben: Tabelle 3: Übersicht Lehrgänge in 2016 nach Tierarten Tierart (Lehrgang für ) Anzahl Lehrgangsstätten Anzahl Teilnehmer Rind ( Eigenbestandsbesamer) 6 283 Pferd (Eigenbestandsbesamer) 2 36 Pferd (Besamungsbeauftragter) 2 10 Schwein (Eigenbestandsbesamer) 6 105 Gesamt 16 434 Von den 434 Teilnehmern des Jahres 2016 haben 424 eine Ausbildung zum Eigenbestandsbesamer und 10 Teilnehmer eine Ausbildung zum Besamungsbeauftragten abgeschlossen. Eigenbestandsbesamer und Besamungsbeauftragte, die ihre Ausbildung in einem anderen Staat absolviert haben, benötigen die Feststellung einer Gleichwertigkeit, bevor sie in Deutschland tätig werden dürfen. Hierfür ist in der Regel ein zusätzlicher Nachweis über Kenntnisse der in Deutschland geltenden Rechtsbestimmung en (z. B. im Tierzucht- und Tierseuchenrecht) vorzulegen. Für die Feststellung der Gleichwertigkeit ist in Niedersachsen ebenfalls die Landwirtschaftskammer zuständig. 10

Rinder insgesamt darunter Milchkühe 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.1 Milchkühe und Rinder 2.1.1 Entwicklung der Rinderhaltung in Niedersachsen Y. Konersmann 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück; yvonne.konersman@lwk-niedersachsen.de Deutschlandweit werden mehr als 12,5 Mio. Rinder gehalten. Davon stammt etwas mehr als jedes fünfte Rind aus niedersächsischen Betrieben. Bezogen auf die Milchkühe werden ebenfalls rund 20 % aller deutschen Kühe in niedersächsischen Milchviehbetrieben gemolken (Abbildung 1). 869.347 4.272.126 2.651.450 Niedersachsen Deutschland 12.563.177 Abbildung 1: Rinder- und Milchkuhbestand in Deutschland und Niedersachsen im Vergleich, (Quelle: Destatis, LSN, Mai 2016) Der Milchkuhbestand in Niedersachsen hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. Während bis etwa 1980 noch über 1 Mio. Milchkühe in Niedersachsen gehalten wurden, entwickelte sich der Bestand in den nachfolgenden Jahren rückläufig bis ein Tiefpunkt vor etwa 10 Jahren erreicht wurde. Seither hat sich der Milchkuhbestand stabilisiert auf aktuell 860.932 (Nov. 2016). Die Anzahl der durchschnittlich pro Betrieb gehaltenen Milchkühe nimmt weiter zu. Während 2005 in Niedersachsen durchschnittlich 46 Milchkühe je Betrieb gehalten wurden, sind es heute bereits 86 (Abbildung 2). In Niedersachsen werden 62 % der Milchkühe in Beständen > 100 Milchkühe gehalten. Nach Betriebsgrößenklassen sortiert, stehen mit 39 % die meisten Kühe in Beständen mit 100 bis 199 Kühen (Zählung Nov. 2015). 11

Milch-kg Fett-% und Eiweiß-% 1.020.239 763.400 720.800 776.442 845.318 865.357 860.932 1.030.032 1.024.595 949.545 1.080.037 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 237.937 46 Kühe je Betrieb 86 Kühe je Betrieb 200.000 123.345 63.510 42.011 19.504 15.800 13.395 11.023 10.560 10.068 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2005 2010 2014 2015 2016 Anzahl der Milchkühe in Niedersachsen Milchkuhhalter Abbildung 2: Entwicklung des Bestandes an Milchkühen und Betrieben in Niedersachsen (Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen/ LSN) Die Milchleistung in Niedersachsen konnte in den vergangenen Jahren stetig gesteigert werden. Während vor 40 Jahren in Niedersachsen durchschnittlich rund 5.000 kg Milch pro Kuh gemessen wurden, sind es im vergangenen Kontrolljahr erstmalig über 9.000 kg Milch. 9.200 9.000 8.800 8.600 8.400 8.200 8.000 7.800 7.600 7.400 7.200 4,40 4,20 4,00 3,80 3,60 3,40 3,20 Milch-kg Fett-% Eiweiß-% Abbildung 3: Entwicklung der Milchleistungsprüfung in Niedersachsen (Quelle: Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (vit) Verden) 12

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.1.2 Milchleistungs- und Qualitätsprüfung H. Meine-Schwenker 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; heidi.meine-schwenker@lwk-niedersachsen.de Die Auswertungen der Ergebnisse aus der Milchleistungsprüfungs- und Qualitätsprüfung (MLP) zeigen für Niedersachsen wiederum einen leichten Anstieg in der Milchleistung. Die Zahl der Betriebe geht weiter zurück, die durchschnittliche Kuhzahl je Betrieb steigt kontinuierlich. An der Milchleistungs- und Qualitätsprüfung (MLP) im Kontrolljahr 2016 nahmen 8138 Betriebe im Bereich der LWK Niedersachsen teil, 421 weniger als im Vorjahr (- 4,9 %). Jedoch wurden mit 772.827 (A+B)-Kühen gut 1,8 % mehr Kühe als im vorigen Kontrolljahr erfasst. Damit stehen durchschnittlich 95 Milchkühe in den Ställen der teilnehmenden MLP-Betriebe. Die Herdbuchdichte beträgt 86 %. Am Ende des Kontrolljahres (Stand 30.09.) weist das VIT ein Minus von 497 MLP-Betrieben (-6%) aus und rund 70.000 weniger Kühe. Dieser Abfall und damit der beschleunigte Strukturwandel steht in Zusammenhang mit den nicht kostendeckenden Milcherlösen und dem Milchmengen-Reduktionsprogramm. Die Milchleistungs- und Qualitätsprüfung wird von den drei Kontrollverbänden, Milchkontroll-Verband Elbe-Weser e.v., Milchwirtschaftlicher Kontrollverband Mittelweser e.v. und dem Landeskontrollverband Weser-Ems e.v. durchgeführt, die im Landeskontrollverband Niedersachsen als Dachverband zusammengeschlossen sind. Die Untersuchung der Proben läuft in den jeweils zugehörigen Untersuchungsstellen Rehburg, Verden und Leer. In den drei Unter-suchungsstellen wurden im vergangenen Jahr fast 9 Mio. Milchproben auf Inhaltsstoffe im Rahmen der regelmäßigen MLP untersucht. Zusätzlich wurden nahezu 850.000 Proben der Molkereien auf Inhaltsstoffe und Zellzahlen im Rahmen der Milchgüteverordnung untersucht. Zusätzlich hatten die Labore Milchproben auf Keimzahl und Hemmstoffe zu untersuchen. Die Betriebe erhalten mit dem VIT-Zwischenbericht 11-mal im Jahr Informationen aus der MLP für ihr Herdenmanagement. Diese Informationen dienen einerseits der züchterischen Weiterentwicklung der Herde, aber auch der Unterstützung des Betriebsleiters und der Beratung bei der Optimierung der Produktionsprozesse, um den steigenden Anforderungen an Haltung und Fütterung, die mit dem Leistungsvermögen der Tiere einhergehen, gerecht zu werden. Über die Angabe der Inhaltsstoffe und der Zellzahlen kann die Stoffwechselsituation und der Eutergesundheitsstatus erfasst und hier umgehend eingegriffen werden. Seit April 2015 werden im Zwischenbericht regelmäßig Kennzahlen zur Eutergesundheit (Eutergesundheitsbericht) des jeweiligen Betriebes veröffentlicht. Die Kennzahlen dienen als Frühwarnsystem und erlauben die Beurteilung der Eutergesundheit 13

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen auf Herdenebene. Durch den Vergleich mit den 25% besten Betrieben im Kontrollverband kann jeder Betriebsleiter sehen, wo er mit seiner Herde steht. Nur wenn die Stoffwechselsituation und der Eutergesundheitsstatus der Tiere bekannt ist, kann das Wohlbefinden der Tiere und eine rentable, landwirtschaftliche Nutztierhaltung erreicht werden. Der von den VIT erstellte Jahresabschluss weist eine Gesamtdurchschnittsleistung der niedersächsischen Betriebe von 9.020 kg Milch bei 4,07 % Fett u. 3,39 % Eiweiß aus (Tabelle 4). Dies entspricht einer Leistungsentwicklung von + 110 kg Milch gegenüber dem Vorjahr. Damit konnte die 9.000-kg-Marke für Niedersachsen insgesamt überschritten werden. Die durchschnittliche Milchkuh im Milchland Niedersachsen gibt demnach eine Menge von insgesamt 673 kg Fett und Eiweiß. Innerhalb Niedersachsens differieren die Regionen in der Milchleistung sehr stark- abhängig auch von der Futtergrundlage - zwischen der höchsten Durchschnittsleistung von 9.931 kg pro Kuh in der Region Osnabrück und der geringeren Milchleistung von 8.521 kg in der Grünlandgeprägten Region Friesland/ Ostfriesland im Norden mit mehr Weidegang, Graskonserven und wenig Silomaisangebot. Die Zahlen spiegeln auch den anhaltenden Strukturwandel wider, der zu weniger aber immer größeren und spezialisierten Betrieben führt (Tabelle 5). Der Anteil der Betriebe und Kühe in den Bestandsgrößen über 80 Kühe hat in den letzten Jahren konstant zugenommen, wohingegen er unterhalb dieser Größenordnung stetig zurückging. Tabelle 4: Anzahl der MLP-Betriebe, der MLP-Kühe und Darstellung der Milchleistung aller MLP-geprüften Kühe im Gebiet der LWK Niedersachsen (2016) sowie der Vergleich zum Vorjahr. 2016 Ergebnisse Vorjahresvergleich MLP - Betriebe 8.138-4,9 % MLP - Kühe (A + B) 772.827 + 1,8 % ø Kuhzahl 95,0 + 7,1 % ø Milch - kg 9.020 + 110 kg ø Fett - % 4,07 + 0,03 ø Fett - kg 367 +7 kg ø Eiweiß - % 3,39-0,01 ø Eiweiß - kg 306 + 3 kg 14

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Tabelle 5: Ergebnisse der MLP-Kühe im Gebiet der LWK Niedersachsen im Verlauf der Jahre Jahr Absolute Zahlen Entwicklung zum Vorjahr Betriebe Kühe (A+B) Kühe pro Betrieb Betriebe Kühe Kühe pro Betrieb 2012 9388 699.922 74,6-3,8 % + 5,0 % + 6,7 % 2013 9109 729.760 80,1-3,0 % + 5,5 % + 7,3 % 2014 8832 755.530 85,5-3,0 % + 3,5 % + 6,7 % 2015 8559 758.800 88,7-3,1 % + 0,4 % + 3,7 % 2016 8138 772.827 95,0-4,9 % + 1,9 % + 7,1 % Quelle: Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (VIT) Diejenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die maßgeblich von der Rinderzucht und Milchproduktion leben, haben in den letzten Jahren hohe Investitionen vorgenommen. Vor allem in den norddeutschen Grünlandregionen zwischen Ems, Weser und Elbe wird die Milchproduktion weiter ausgebaut. Hier entstanden in den vergangenen zehn Jahren die meisten neuen Laufställe und Erweiterungsbauten. Investiert wird darüber hinaus kontinuierlich in die Melk- und Fütterungstechnik sowie die Optimierung der betrieblichen Abläufe. Grundlage dafür sind in erster Linie die Ergebnisse der Milchleistungs- und Qualitätsprüfung. Zum Erfolg eines milcherzeugenden Betriebes gehört neben der reinen Milchleistung eine angepasste Fütterung, eine tiergerechte Haltung und eine Milchqualität, die den Ansprüchen der Verbraucher an ein gesundes Lebensmittel gerecht wird. Vor diesem Hintergrund haben MLP-Prüfmerkmale zur Milchqualität und Tiergesundheit bei der Beurteilung der Ergebnisse stark an Bedeutung gewonnen. Nach wie vor markieren die Herdbuchverbände die Leistungsspitze. Osnabrücker Herdbuch (OHG) und Masterrind GmbH haben in 2016 erneut die Schwelle von 9.000 kg Milch übertroffen. Die Osnabrücker nehmen mit 9.986 kg Milch im Durchschnitt unangefochten die Spitzenstellung in ganz Deutschland ein und stehen kurz vor der 10.000-kg-Marke. Die Milchviehhaltung in Niedersachsen war in den letzten 20 Jahren von einem rasanten Strukturwandel begleitet. Es werden immer weniger Milchkühe in kleinen Beständen gehalten. Während 1992 noch rund 23.000 Landwirte als MLP- Mitglieder registriert wurden, reduzierte sich diese Zahl bis zum Jahr 2016 um über 14.800 Mitglieder auf 8.138. Damit haben in rund 20 Jahren über 64 % der MLP-Mitglieder den Produktionszweig Milchviehhaltung aufgegeben. Die strukturellen Veränderungen zeigen weiterhin eindeutig den Trend hin zu immer größeren und spezialisierteren Betrieben. Auch zu Zeiten der Milchquote gab es eine eindeutige Wanderung der Milchmengen in Richtung Norden bzw. Nordwesten, hin zu den Gunststandorten für die Milcherzeugung. 15

Tabelle 6: Jahresabschluss der Milchleistungsprüfung 2016 Nur niedersächsische Betriebe, Quelle: Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. (vit), Verden 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 16

Tabelle 7: Jahresabschluss der Milchleistungsprüfung 2016 Zusammenstellung nach Herdbuchverbänden (Auszug), Quelle: Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. (vit), Verden 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 17

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.1.3 Melktechnik Spezialberatung Dr. M. Hubal 1, J. Oelgeschläger 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; michael.hubal@lwk-niedersachsen.de 2 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; juergen.oelgeschlaeger@lwk-niedersachsen.de Das regelmäßige und richtige Melken sind entscheidende Maßnahmen zur Erzeugung und Gewinnung hochwertiger Qualitätsmilch. Wesentliche Voraussetzung für ein Euter schonendes und hygienisches Melken ist hierbei eine einwandfrei funktionierende und gut gepflegte Melkanlage. Auftretende Mängel sind häufiger auf unzureichende Pflege und Bedienungsfehler zurück zu führen als auf die eingesetzte Technik selbst. Melkanlagenprüfung nach DIN/ISO Es zeigt sich, dass bei Betrieben mit erhöhtem Zellzahlgehalt in der Anlieferungsmilch eine Überprüfung der Melkanlage mehrere Jahre zurückliegt. Um mögliche Mängel hinsichtlich der Melktechnik feststellen zu können, die häufig nicht unerheblich sind, kommen heute moderne elektronische Prüfgeräte zum Einsatz. Mit diesen Geräten ist sowohl eine Vakuum- und Luftdurchflussmessung, als auch eine Pulsationsprüfung möglich. Des Weiteren werden diese Geräte auch bei den so genannten Nassmessungen eingesetzt, die im Folgenden noch näher beschrieben werden. Die technische Ausführung einer Melkanlage muss den Anforderungen der DIN/ISO 5707 entsprechen. Diese enthält Mindestanforderungen für die Leistung der Vakuumpumpe, für die Einstellung der Pulsation sowie für den Querschnitt von Luft- und Melkleitungen in Abhängigkeit von der Größe der Anlage und Art des Melksystems. Eng verknüpft mit der beschriebenen Norm 5707 ist auch die neu verfasste DIN/ISO 20966 Automatische Melksysteme Anforderungen und Prüfung. Aus ihr geht hervor, dass auch automatische Melksysteme dieser Norm entsprechen bzw. die darin beschriebenen Mindestanforderungen erfüllen müssen. Darüber hinaus gelten für diese Anlagen besondere Sicherheits- und Hygieneanforderungen. Ob eine Melkanlage diesen Mindestanforderungen genügt lässt sich anhand einer mechanischen Prüfung feststellen, deren Ablauf in der DIN/ISO 6690 beschrieben ist. Diese Überprüfung ermöglicht es, Mängel der Melkanlage festzustellen und deren Auswirkung dar zu stellen, die sich nach ihren Ursachen wie folgt gliedern: - systembedingte Mängel - installationsbedingte Mängel - Wartungsmängel 18

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Hier bleibt anzumerken, dass systembedingte Mängel generell den Milchentzug beeinflussen, deren Einwirkung über Zitze, Strichkanal und Euter verläuft und ihre negativen Einflüsse zunächst nur minimiert werden können. Bei entsprechender Aufmerksamkeit und Sorgfalt in Hinblick auf Installation und Wartung können systembedingte Mängel aber schon im Vorfeld minimiert werden. In diesem Zusammenhang sei nochmals auf die vertragliche Überprüfung und Abnahme neu installierter Melkanlagen hin zu weisen. Mit allen namhaften Herstellern bestehen seitens der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Verträge, wonach diese Überprüfung nach Inbetriebnahme der Anlage durchzuführen ist. Häufigste Ursachen bestehender Mängel sind nach wie vor in den Bereichen Pulsation, Vakuumregelung und Dichtigkeit der Leitungen zu finden. Selbst bei neu installierten Anlagen liegt der Anteil beanstandeter Installationen bei ca. 50%! Diese Beanstandungen werden vor Ort vom zuständigen Fachmonteur in aller Regel am Tag der Überprüfung bearbeitet, so dass eine mängelfreie Melkanlage übergeben werden kann. Folgende Hersteller lassen sämtliche Neuanlagen durch die LWK Niedersachsen überprüfen: - Boumatic - Dairymaster - DeLaval - Favorit - Gea Farm Technologies - Happel - Lemmer Fullwood - SAC Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen prüft jährlich ca. 150-200 neue Melkanlagen und hat bisher weit über 2500 dieser Anlagen geprüft. Dadurch bestehen sehr fundierte Kenntnisse und Erfahrungen, die den Milcherzeugern in Niedersachsen täglich zum Vorteil bei der Erzeugung von Qualitätsmilch zu Gute kommen. Die Milcherzeugerberatung Seit mehr als 15 Jahren setzt die Landwirtschaftskammer Lactocorder, Vakuumaufzeichnungsgeräte sowie Temperaturdatenlogger in der Milcherzeugerberatung ein. Mit dem Lactocorder, einem mobil einsetzbaren Milchmengenmessgerät, besteht durch die Aufzeichnung von Milchflusskurven die Möglichkeit, das Milchabgabeverhalten der Kühe über den gesamten Zeitraum vom Ansetzen des Melkzeuges bis zu dessen Abnahme zu beurteilen. Voraussetzung für den Einsatz des Lactocorders ist eine technisch einwandfrei arbeitende Melkanlage, da verschiedene Faktoren der eingesetzten Melktechnik, z. B. Vakuum, Taktverhältnis der Pulsation und Zitzengummi, die Phasen der Milchabgabe beeinflussen. Auf dieser Basis können Aussagen zur Melkarbeit, Funktion der Melktechnik sowie Melkbarkeit der einzelnen Kühe getroffen werden. Der Einsatz des Lactocorders ist sowohl für Betriebe mit Eutergesundheitsproblemen, als auch für die Betriebe, die ihre Melkarbeit 19

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen optimieren wollen, geeignet. Milchflusskurven erlauben eine Bewertung des Melkvorganges im Hinblick auf Einflüsse der Physiologie, aber auch von Melkroutine und Melktechnik. Aktuelle Aufzeichnungen von Milchflusskurven belegen nach wie vor, dass die Eutervorbereitung vielfach verbesserungswürdig ist und die Abnahmeautomatik nicht immer den Erwartungen entspricht. Nur eine ausreichende Vorstimulation durch den Melker stellt die volle Melkbereitschaft her und begünstigt somit möglichst kurze, Euter schonende Maschinenhaftzeiten. Diese Melkbereitschaft wird durch das Vormelken und die Reinigung der Zitzen erzielt. Weiterhin ist es möglich, auch die Reinigung der Melkanlage mit dem Lactocorder zu überprüfen. Mit dem Reinigungsmonitoring werden hierbei die Faktoren der Reinigung - Mechanik, Zeit, Temperatur und Chemie - mittels integrierter Sensoren registriert und aufgezeichnet. Auch hier lassen aktuelle Aufzeichnungen erkennen, dass gut gewartete Melkanlagen leichter zu reinigen sind und saubere Anlagen eine längere Lebensdauer haben. Die Aufzeichnung von Milchflusskurven unter Praxisbedingungen ist mit dem Lactocorder problemlos möglich und der Beratung steht somit ein ausgezeichnetes Werkzeug zur Verfügung. Neben der technischen Überprüfung werden auch Vakuummessungen während des Melkens durchgeführt. Damit diese Messungen alle Einflüsse, die während des Melkens auftreten, miteinschließen, sind sie zwingend an die Melkzeit gebunden. Treffender müssten diese Messungen als Messungen unter Melkbedingungen bezeichnet werden. Um diese Messungen durchführen zu können, sind je nach Fragestellung verschiedene Messpunkte erforderlich z.b. im Zitzengummikopf, unterhalb der Zitze im kurzen Milchschlauch sowie im Pulsraum. Vor Melkbeginn wird ein Melkzeug mit den notwendigen Sensoren und Messschläuchen ausgestattet, wobei das Einstechen mit den heute verwendeten Nadeln völlig unbedenklich ist. Auf Grund vorliegender Bedarfs- und Grenzwerte werden die ermittelten Vakuumhöhen und milchflussbedingten Vakuumschwankungen ausgewertet und analysiert. Normative Werte in Zusammenhang mit einer gültigen DIN/ISO existieren für diese Messung nicht. Die technische Überprüfung der Melkanlage nach DIN/ISO bleibt weiterhin die Grundlage der Melkanlagenüberprüfung, allerdings bieten diese Nassmessungen, auch in Zusammenhang mit dem Lactocorder, das Zusammenwirken von Melker, Milchkuh und Melkmaschine noch besser darzustellen. Fazit Eine gut funktionierende und regelmäßig gewartete Melkanlage gewährleistet einen zügigen und möglichst schonenden Milchentzug. Die Melktechnik hat einen großen Einfluss auf die Eutergesundheit und kommt mindestens zweimal am Tag mit dem Tier in Berührung. Eine regelmäßige Überprüfung dieser Technik sichert langfristig die Funktionstüchtigkeit und ist Grundlage guter Eutergesundheit. 20

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.1.4 Betriebszweigauswertung Bullenmast in Niedersachsen 2015/16 H. Meine-Schwenker 1, G. Borcherding 2, L. Grosse 3, C. de Joung 4 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; heidi.meine-schwenker@lwk-niedersachsen.de 2 Beratungs- und Erzeugerring Freren e.v., Am Hundesand 12, 49809 Lingen; Borcherding@GZ-Lingen.de 3 Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredlungswirtschaft GmbH, Veerßer Str. 65, 29525 Uelzen; grosse@vzf.de 4 Beratungsring Osnabrück e.v., Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück; c.dejoung@br-os.de Das vergangene Wirtschaftsjahr hat den Bullenmästern gegenüber dem Vorjahr etwas höhere Erlöse für die Schlachtbullen aber auch höhere Kostenpositionen im Futtermittelbereich gebracht. Dagegen notierten die Einstallpreise für Kälber oder Fresser etwas günstiger als im vorangegangenen Jahr. In den betrachteten Betrieben ergibt sich, unabhängig vom gewählten Verfahren, eine durchschnittliche Direktkostenfreie Leistung (DkfL) von 278 pro Mastplatz und damit ein um ca. 13 geringfügig günstiger Wert als im Vorjahr. Die beiden Verfahren der Mast mit den jüngeren Starterkälbern oder den Fressern erzielten nahezu gleiche DkfL je Mastplatz. Die zentrale Gesamtauswertung umfasst die Daten von insgesamt 221 Betrieben aus den Beratungsringen Osnabrück, Freren, Grafschaft Bentheim, der Ringgemeinschaft Vechta und dem VzF. Der Schwerpunkt liegt hier also in den intensiven Viehhaltungskreisen im Südwesten Niedersachsens. Die Fresseraufzucht wurde getrennt ausgewertet. Den Beratern sei wiederum Dank für die konstruktive Mitarbeit. In den betrachteten Betrieben wird vornehmlich Intensivmast in Stallhaltung ohne Einstreu und auf Maisbasis sowie unter Verwendung fleischbetonter Rassen betrieben, die überwiegend aus Süddeutschland zugekauft werden. Leider liegen immer weniger Daten von Betrieben mit Mast schwarzbunter Bullen vor, obwohl in Niedersachsen nach wie vor - mit Schwerpunkt in den Milchviehbetrieben - viele Holsteinbullen als Koppelprodukt gemästet werden. Nur Betriebe mit klarer Zuordnung der Rassen oder der Mastverfahren wurden für die Sonderauswertungen berücksichtigt. Betriebe mit Einstallung von Tieren unterschiedlichen Alters oder Verwendung unterschiedlichster Rassen sind somit leider nur begrenzt auswertbar. Wie in den Vorjahren verteilen sich die Betriebe mit Bullenmast schwerpunktmäßig auf die drei Mastverfahren: - Mast mit Einstallung von Kälbern bis 60 kg Lebendgewicht - Mast mit Starterkälbern von 60 bis 100 kg Lebendgewicht - Mast mit Zukauf von Fressern mit ca. 180 kg Lebendgewicht Die Betriebe, die Bullen auf Basis zugekaufter Starterkälber (80 Betriebe) bzw. auf Basis zugekaufter Fresser (93 Betriebe) mästen, stellen nach wie vor die größten Gruppen und bieten sich daher für den Jahresvergleich (Tabelle 8) an. Die Auswertung erfolgt jeweils bis zur Direktkostenfreien 21

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Leistung pro Tier, pro Masttag und pro Mastplatz. Außerdem werden ausgewählte Kennzahlen der beiden Verfahren dargestellt. Starterkälber Die Betriebe mit der Mast von Starterkälbern erzeugten durchschnittlich 179 Tiere. Insgesamt ist festzustellen, dass die Mast mit Starterkälbern eher stagniert; es werden vermehrt Fresser eingestallt und die Zahl derer, die die schwereren Aufstaller und Absetzer oder auch Tiere unterschiedlichen Alters einstallen, ist in den betrachteten Betrieben gewachsen. Starterkälber sind eindeutig arbeits- und verlustintensiver, teilweise sind in den wachsenden Betrieben zu wenig Kälberplätze vorhanden, so dass eher in einen neuen Endmaststall investiert wird. Rassenmäßig standen in 33 % der Betriebe mit Starterkälbern nur Braunviehbullen und in 36 % nur Fleckviehbullen; bei 29 % der Betriebe konnte keine klare Rassenzuordnung erfolgen, 2 Betriebe mästeten Schwarzbunte. Die monetäre Gesamtleistung ist gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt um 56 auf 1635 pro erzeugtem Bullen gestiegen. Die Mäster konnten ihre Bullen im Mittel des Wirtschaftsjahres mit 4,02 / kg Schlachtgewicht (brutto) inkl. MwSt. und abzüglich der Vorkosten vermarkten und erzielten damit 6 Ct mehr als im Vorjahr. Die Notierung unterlag im Zeitraum sehr großen Schwankungen. Nach dem Sommerloch Mitte 2015 mit Tiefstpreisen um 3,60 / kg Schlachtgewicht (R3-netto) erholten sich die Bullenpreise im üblichen Rhythmus auf ein erfreuliches Hoch von ca. 4,00 /kg SG zum Jahreswechsel um dann ausgangs des Winters wieder schnell und deutlich zu fallen. Zum Ende des Wirtschaftsjahres, ab April 2016, fielen die Preise dann drastisch. Gefühlt stellt sich das vergangene Auswertungsjahr daher schlechter dar. Die schlechten Preise der letzten Monate des Wirtschaftsjahres wirkten sich weniger aus, da die schlachtreifen Bullen entweder schon weg waren oder, in der Hoffnung auf bessere Preise, behalten wurden. Das Kalenderjahr 2016 hat insgesamt bei der Preisfeststellung der Jungbullen der Handelsklasse R3 mit 3,62 /kg SG gegenüber 2015 einen um 16 Cent geringeren Erlös gebracht (Abbildung 4). Bekanntlich werden die Erlöse im Einzelbetrieb eindeutig durch die Preisschwankungen im Jahresverlauf und somit den Ablieferungszeitpunkt der fertigen Bullen beeinflusst. Das sogenannte Sommerloch war somit auch im vergangenen Jahr vorhanden. 22

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Abbildung 4: Jungbullenpreise (R3) in Niedersachsen (2014-2016) Betrachtet man die Notierung in Niedersachsen, so werden nach amtlicher Meldung mehr O3-Jungbullen als R3-Tiere geschlachtet. Wenn auch die Warenströme nicht genau bekannt sind, so ist anzunehmen, dass die besseren Qualitäten vielfach in NRW geschlachtet werden. Hier weist die Statistik einen höheren Anteil U- und R3-Schlachtungen aus. Auf der Kostenseite erhöhten sich die Direktkosten bei der Mast mit Starterkälbern um +27 auf 1217. Gegenüber dem Vorjahr verringerten sich die Kälberpreise bei gleichem Zukaufgewicht leicht um 15 pro Kalb auf 440. Die Kraftfutterkosten waren mit 349 je erzeugtem Tier gegenüber dem Vorjahr um + 18 erhöht, bei gleichzeitig höherem Kraftfuttereinsatz von 13,32 dt / erzeugtem Tier. Die Grundfutterkosten wurden in Anlehnung an den Erntepreis für Körnermais als Vergleichspreis bewertet. Hier ergab sich gegenüber dem Vorjahr mit 287 ein um +28 höherer Wert pro erzeugtem Tier. Je nach einzelbetrieblicher Situation oder Höhe des Pachtpreisniveaus für Maisflächen dürften sich diese Werte im Jahresabschluss nicht immer so wiederfinden. Die nur in einem Teil der Betriebe verfütterten Nebenprodukte wie Biertreber, Pülpe etc. wurden getrennt vom Grundfutter erfasst. Hier ergab sich ein Wert von durchschnittlich 13, wobei nur in 21 % (n=47) der Betriebe eine Angabe zum Einsatz von Saftfuttern vorlag. Die errechneten Futterkosten lagen mit 1,05 /kg Zuwachs rechnerisch um 3 Cent über dem Vorjahr. 23

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Tabelle 8: Vergleich der Wirtschaftsjahre Starterkälber (60 kg - 100 kg) Fresser 2013/14 2014/15 2015/16 Merkmal Einheit 2015/16 2014/15 2013/14 88 77 80 Anzahl Betriebe Stk. 93 99 96 177 182 179 Erzeugte Tiere 1) Stk. 174 155 163 Leistung 1.586 1556 1617 Normalverkäufe / erz.tier 1673 1641 1.634 14 15 13 Notschlachtungen / erz.tier 12 14 14 6 8 5 Bestandsveränderung / erz.tier -9-17 -23 1606 1579 1635 Leistung gesamt / erz.tier 1676 1638 1625 Direktkosten 493 455 440 Zugänge / erz.tier 727 736 769 46 44 39 Aufzuchtmilch / erz.tier 0 1 3 355 331 349 Kraftfutter / erz.tier 295 285 308 31 32 33 Tierarzt, Medikamente / erz.tier 10 9 11 54 53 56 Strom, Wasser, Sonstiges / erz.tier 45 43 43 268 259 287 Grundfutter / erz.tier 259 239 241 18 16 13 Nebenprodukte / erz.tier 9 7 7 1.265 1.190 1217 Direktkosten / erz.tier 1345 1320 1382 341 389 418 Direktkostenfreie Leistung (DKfL) / erz. Tier 331 318 243 63,1 72,2 77,2 DKfL je Tag Ct / Tag 76,8 74,1 55,2 230 264 282 DKfL je Mastplatz / Platz 280 270 201 weitere Kennzahlen 476 437 421 Preis Zugänge / Stk. 714 726 753 80 79 79 Gewicht Zugänge kg / Stk. 198 201 196 647 640 653 Zuwachs kg / erz. Tier 544 535 536 708 707 711 Nettozuwachs g / Tag 710 711 701 1196 1195 1203 TZ brutto LG g / Tag 1256 1250 1219 415 409 418 Schlachtgewicht kg / Stk. 422 417 417 3,96 3,96 4,02 Erlös / kg SG / kg 4,04 3,99 3,98 4,30 4,47 5,02 Verluste % 1,89 1,92 2,35 2,93 3,45 3,06 Vorzeitige Abgänge % 2,39 3,01 2,81 2,04 2,09 2,21 Bruttospanne 2) / Tag 2,20 2,11 1,92 12,77 12,67 13,32 Kraftfutter dt / erz. Tier 11,66 10,99 11,36 2,36 2,36 2,45 Kraftfuttereinsatz kg / Tag 2,67 2,55 2,57 1,06 1,02 1,05 Futterkosten / kg Zuw. 1,04 1,00 1,04 1) Erzeugte Tiere = kg Gesamtzuwachs / (Verkaufs-LG - Einkaufsgewicht) 2) Bruttospanne (inkl. Verluste) = (Verkaufserlös - Kälberpreis) / Futtertage Der Aufwand für Strom, Wasser, Sonstiges ist vielfach als Pauschale pro Tier bzw. Masttag angesetzt. Bei Betrachtung der Kostenstruktur ergibt sich, dass die Futterkosten mit einem Anteil von 56,5 % (Vorjahr: 54,6 %) den Löwenanteil des Aufwandes ausmachten, während die Bestandsergänzung mit 36,2% (Vorjahr 38,2%) und die sonstigen Kosten 7 % betragen. Bei den Fressern verhält es sich eher umgekehrt: hier fallen vor allem die Bestandsergänzungskosten ins Gewicht. Auf den Fressereinkauf entfallen 54,1 % der Direktkosten und 41,8 % auf die Futterkosten. 24

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Verteilung der Direktkosten in % bei Starterkälbern Verteilung der Direktkosten in % bei Fressern 4,6% 24,6% 36,2% 0,7% 3,4% 19,9% 54,1% 2,7% 21,9% 28,7% 3,2% Zugänge Kraftfutter Strom, Wasser, Sonst. Aufzuchtmilch Tierarzt, Medik. Grundfutter, Nebenprod. Zugänge Tierarzt, Medik. Grundfutter, Nebenprod. Kraftfutter Strom, Wasser, Sonst. Abbildung 6: Kostenstruktur bei Mast mit Starterkälbern WJ 2015/2016 Abbildung 5: Kostenstruktur bei Mast mit Fressern WJ 2015/2016 Bei der Mast mit Starterkälbern haben die durchschnittlichen Schlachtgewichte im betrachteten Zeitraum mit 418 kg auf hohem Niveau zugelegt. Vor 10 Jahren lag das Schlachtgewicht in den ausgewerteten Starterkälber-Betrieben noch bei durchschnittlich 401 kg. Grundsätzlich liegt die Ursache für die hohen Endgewichte, neben einer besseren Verteilung der Einstallkosten, auch in der besseren Klassifizierung der schwereren Schlachtkörper. Hohe Schlachtgewicht bedingen jedoch Tiermaterial mit entsprechendem Wachstumsvermögen. Die Auswertung über alle Betriebe und Verfahren hat regelmäßig ergeben, dass die Erlöse pro kg Schlachtgewicht mit dem Endgewicht ansteigen; gleichzeitig steigen auch die täglichen Zunahmen und die DkfL je Mastplatz. Hier wirkt in der Auswertung auch der Rasseneffekt, denn die intensiveren Rassen werden eindeutig schwerer gemästet. Die Schlachtgewichte ergaben über alle Verfahren und Rassen (bei 221 Betrieben) in den spezialisierten Mastbetrieben durchschnittlich 420 kg SG. 70 % aller ausgewerteten Betriebe lieferten zwischen 400-440 kg SG ab. 13 % mästeten Bullen über 440 kg SG. Der Trend zu steigenden Schlachtgewichten scheint im Mittel der Betriebe anzuhalten, wobei einige Mäster schon an der Obergrenze angekommen sind, oberhalb derer die Vermarkter Abschläge erheben. Demgegenüber ist das durchschnittliche Schlachtgewicht im Lande insgesamt erheblich niedriger. So ergab die Nachfrage bei einigen großen Schlachthöfen, Schlachtgewichte in 2016 von durchschnittlich 381 bzw. 393 kg über alle Jungbullen, je nachdem wie hoch der Anteil milchbetonter Rassen (HF) ist. Rassenspezifisch gibt es natürlich die bekannten Variationen. 25

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Über die Jahre liegen die Totalverluste und Ausfälle durch vorzeitige Abgänge dieses Mastverfahrens insgesamt zwischen ca. 7 und 8 %, diesjährig wieder etwas höher bei 8,06 %. Einzelbetrieblich ergaben sich hohe Schwankungen. Der Nettozuwachs je Masttag bewegt sich gegenüber dem Vorjahr mit Ø 711 g auf leicht besserem Niveau. Die Kennzahl errechnet sich aus dem Zweihälftengewicht dividiert durch das Lebensalter in Tagen und stellt eine objektive und zunehmend stärker berücksichtigte Größe dar. Die Täglichen Zunahmen haben sich in den letzten Jahren tendenziell jährlich leicht erhöht, bewegen sich mit 1203 g auf einem recht hohen Niveau und spiegeln die hier betrachtete intensive Mast mit fleischbetonten Rassen aus Süddeutschland wieder. Die Vorkosten betrugen durchschnittlich 39, wobei dieser Wert teilweise in Verbindung mit den gezahlten Erlösen zu sehen ist. Die Bruttospanne (inkl. Verluste) konnte sich im Durchschnitt der Betriebe mit Starterkälbern im WJ 2015/16 auf 2,21 /Tag erhöhen. Die Bruttospanne dient als einfaches Kriterium für die Marge zwischen Einkauf und Verkauf. Dieser Wert ist positiver als in den Vorjahren, für eine Aufstockung und Investition in einen Stallneubau dürfte er kaum ausreichen, da aus diesem Betrag die Futterkosten, Zins und Tilgung, Futtervorlage, Arbeitszeit und sonstige Kosten zu bedienen sind. Die Direktkostenfreie Leistung (DkfL) ergab in der Gruppe der Starterkälber einen Wert von 418 (+29 ) je erzeugtem Tier, 77,2 Cent pro Masttag und 282 (+ 18 ) pro Mastplatz. Die DkfL wird als Kriterium für die Produktivität bzw. die am Markt erzielbare Leistung angesehen. Sie sagt noch nichts aus über den Gewinn des Betriebszweiges. Aus der DkfL sind alle festen Kosten und Reparaturen für Gebäude und Maschinen, die eingesetzte Arbeitszeit und die Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu entlohnen. Fresserzukauf In den Fresserbetrieben ist eine etwas andere Rassenzusammensetzung als bei den Starterkälberbetrieben zu verzeichnen. 43 % der Betriebe halten ausschließlich Fleckvieh, 19,4 % Braunviehbullen und 37,6 % haben Tiere unterschiedlicher Rassen eingestallt. Hier handelt es sich um Betriebe, die Tiere unterschiedlicher Rassen oder auch Kreuzungstiere bzw. Absetzer aus der Mutterkuhhaltung mästen. Die Direktkostenfreie Leistung pro erzeugtem Tier ergab 280 und damit 10 mehr gegenüber dem Vorjahr. Bei leicht günstigeren Einstallpreisen für die Fresser wurde die bessere Marktleistung von 1676 pro erzeugtem Tier (+38 ) durch die gestiegenen Futtermittelkosten teilweise wieder aufgezehrt. Die um 14 höheren Kraftfutterkosten je erzeugtem Tier ergaben sich, wie bei den Starterkälbern, vornehmlich durch die höheren Schlachtgewichte und den damit erhöhten Kraftfuttereinsatz (+0,67 dt). Die gegenüber dem Vorjahr höhere Bewertung des Grundfutters (11 Ct/10 MJ ME) verursachte um 20 höhere Kosten. Die Fressermast zeichnet sich gegenüber der Starterkälber-Mast im abgelaufenen Jahr mit durchschnittlich 435 Futtertagen durch einen um 110 Tage kürzeren Haltungszeitraum aus. Sie bietet somit Vorteile hinsichtlich der Arbeitszeit und Optimierung des Ergebnisses pro Stallplatz. 26

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Mit einer Direktkostenfreien Leistung von 280 / Mastplatz und 76,1 Cent / Masttag erzielte die Mast mit Fressern im vergangenen Wirtschaftsjahr ähnliche Ergebnisse wie mit Starterkälbern. Die Verkaufsgewichte lagen mit 422 kg Schlachtgewicht über Vorjahresniveau, bei einem durchschnittlichen Zuwachs je erzeugtem Bullen von 544 kg. Mit 4,04 /kg SG ergibt sich ein um 5 Cent besserer Schlachterlös je kg als im Vorjahr. Das Niveau der Verluste und vorzeitigen Abgänge bewegt sich mit 4,28 % leicht unter Vorjahresniveau. Hier sind über die Jahre allgemein keine gravierenden Veränderungen festzustellen. Die Fressermast weist grundsätzlich weniger Verluste und Tierarztkosten auf als die Starterkälbermast mit den jüngeren Tieren. Die biologischen Leistungen wie die täglichen Zunahmen bewegen sich gegenüber dem Vorjahr mit 1256 g /Tag bzw. die Nettozunahme mit 710 g auf ähnlichem Niveau. Einfluss der Vaterrassen Einige wesentliche Kennzahlen des Einflusses verschiedener Vaterrassen innerhalb der drei betrachteten Mastverfahren werden in Tabelle 9 dargestellt. Die Betriebe mit schwarzbunten Bullen finden sich überwiegend im Verfahren mit Mast kleiner Kälber bis 60 kg sowie einige wenige mit Zukauf von Starterkälbern. Es handelt sich hier in der Regel um Milchviehbetriebe mit Ausmast der eigenen Bullenkälber. In den anderen Mastverfahren werden nur vereinzelt schwarzbunte Bullen eingestallt. Der Anteil an Betrieben mit Fleckvieh in der Auswertung ist gesunken. Ursache ist eine etwas geänderte Betriebsauswahl und der Trend, bei Aufstockung nicht nur die relativ teuren Fleckviehtiere, sondern zunehmend entweder Bullen unterschiedlicher Rassen oder keine definierten Herkünfte ( Sonstige ) einzustallen. Insgesamt ergaben sich 2015/16 wenig Unterschiede in der Direktkostenfreien Leistung zwischen Braunvieh und Fleckvieh. Bei Starterkälbern steht das Braunvieh mit 308 DkfL je Mastplatz etwas positiver dar, bei Einstallung von Fressern hat das Fleckvieh mit 295 die Nase vorn; gegenüber 280 DkfL je Platz bei Braunvieh. Die Gruppe mit verschiedenen Rassen weist die geringste DkfL je Platz mit 262 (Starter) bzw. 270 (Fresser) auf. Dieses Ergebnis ist nicht neu. Grundsätzlich sollte man sich auf eine Rasse bzw. Herkunft konzentrieren. Sammelbecken für unterschiedlichste Tiere bringen häufig eher Probleme. Dies untermauert der hohe Wert von 9,29 % bei den Verlusten/vorzeitigen Abgängen in dieser Gruppe. Die Fleckviehbullen sind gegenüber den Braunviehbullen bei Einstallung tendenziell etwas schwerer, wurden rassebedingt aber auch auf höhere Endgewichte bzw. Schlachtgewichte von mittlerweile gut 428 (Starterkälber) bzw. 430 kg (Fresser) gebracht. Eine nochmalige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Kälbereinkaufspreise liegen in den betrachteten Betrieben um 245 (Starter) bzw. 217 (Fresser) höher als bei den Braunviehbullen; ein Wert, der über höhere biologische Leistungen kompensiert werden muss. Der höhere Einkaufspreis basiert nicht nur auf den höheren Preisen je kg, sondern auch den höheren Gewichten beim Einkauf der Fleckviehtiere. Insgesamt ist die Preisdifferenzierung zwischen Braunvieh und Fleckvieh in den letzten Jahren leicht gesunken. 27

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Die Ausschlachtung liegt mit 57,1 % bei Fleckvieh-Starterkälbern und 57,0 % bei Fleckvieh-Fressern um 1,4 % bzw. 1,7 % höher als bei Braunviehbullen. Exakte Ausschlachtungswerte sind letztlich nur über das Wiegen bei der Ablieferung festzustellen. Die besseren Schlachtkörper, charakterisiert durch Handelsklasse und Fettstufe, finden sich naturgemäß in den höheren Erlösen je kg wieder. Erwartungsgemäß wiesen die Betriebe mit Braunviehkälbern höhere Verluste und Notschlachtungen gegenüber denen mit Fleckviehkälbern auf. Mit 6,2 % Verlusten/vorzeitigen Abgängen bei den Starterkälbern und 7,08 % bei Fressern liegen die Braunviehbullen wie in jeder Auswertung höher als das Fleckvieh, jedoch besser als in den Vorjahren. Das Handling der Braunviehbullen ist allgemein schwieriger und nicht jeder Mäster kommt mit Ihnen klar. Eindeutig höhere Zunahmen ergeben sich für Fleckviehbullen. Der korrekteste Vergleichswert für die Erfassung der Tageszunahmen ist der Nettozuwachs in g pro Tag, da er das festgestellte Schlachtgewicht in Bezug zu den Lebenstagen (nach HI-Tier) setzt. Hier werden bei Fleckviehbullen weitaus höhere Nettozunahmen je Tag von 764 g (Starterkälber) bzw. 752 g (Fresser) gegenüber dem Braunvieh von 672 g (Starter) bzw. 668 g (Fresser) erreicht. Die Betriebe mit gemischter Einstallung liegen in den meisten Werten zwischen Braunvieh und Fleckvieh. In fast allen Kennzahlen schneidet das Verfahren der Mast mit Einstallung kleiner Schwarzbunter Kälber im Durchschnitt der Betriebe eher schlechter ab. Dieses gilt für die täglichen Zunahmen von 1082 g und den Nettozuwachs von 621 g, die aber dennoch über den Vorjahreswerten liegen. Naturgemäß haben Schwarzbunte eine schlechtere Ausschlachtung (54,3 %), geringere Erlöse pro kg Schlachtgewicht von durchschnittlich - 21 Cent/kg gegenüber Braunvieh und durchschnittlich -38 Cent /kg gegenüber Fleckvieh. Mit 9,71 % Verlusten und vorzeitigen Abgängen wurde ein hoher Wert auf Vorjahresniveau erreicht, der sich aus der insgesamt erheblich längeren Mastdauer (635 Tage) und der Einstallung kleinerer und damit empfindlicherer Tiere ergibt. Bei einer Betrachtung des oberen Viertels der wenigen Schwarzbuntbetriebe (insgesamt 17) über alle Verfahren ergibt sich, dass das Ergebnis hinsichtlich der DkfL je Mastplatz mit einem Wert von 331 durchaus mit dem Durchschnitt der Mast mit Fleckvieh oder Braunviehbullen mithalten kann. Die DkfL/Tier ist in dieser Gruppe mit 545 (bei nur 4 Betrieben!) zunächst hervorragend, relativiert sich aber mit der langen Mastdauer und dem daraus resultierenden höheren Arbeits-, Gebäudeund Kapitalanspruch. Also weitere Kosten, die hier nicht erfasst sind. Interessant ist, dass die Werte und Unterschiede zwischen den Rassen über die Jahre annähernd gleichbleiben. Wenn auch die Direktkostenfreie Leistung pro Tier aufgrund der günstigen Kälbereinstandspreise häufig zugunsten des Braunviehs ausfällt, so bleibt die DkfL/ Mastplatz als entscheidendem Kriterium für den Vergleich und Entlohnung von Kapital und Arbeit mit 308 bei Braunvieh im Verfahren Starterkälbermast (280 bei Fressern) und 303 bei Fleckvieh (295 Fresser) ohne wesentliche Unterschiede. 28

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Kennzahlen erfolgreicher Mäster Die Sortierung der erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betriebe nach der erzielten Direktkostenfreien Leistung je Mastplatz erfolgte beispielhaft für die Fleckviehbetriebe und ist in Tabelle 10 dargestellt. Bei der Betrachtung der 75 Fleckviehbetreibe über alle Verfahren ist festzustellen, dass die erfolgreicheren Betriebe spezialisierter und größer sind (228 erzeugte Tiere) und vielfach in neueren Ställen mästen. Eine hohe DkfL sagt etwas aus über die Produktionstechnik, nicht aber über den Gewinn pro Platz. Hohe Kapitaldienste für teure Ställe, sehr hohe Flächenkosten oder auch Lohnkosten und Einsatz teurer Technik können den Wert sehr schmälern. Tabelle 9: Kennzahlen ausgewählter Vaterrassen 2015/16 Kleine Kälber Starterkälber Fresserzukauf Merkmal Einheit Schwarzbunte vieh vieh vieh vieh Braun- Fleck- Braun- Fleck- Sonstige Sonstige Anzahl Betriebe Stk. 12 25 23 20 18 40 32 Erzeugte Tiere 1) Stk. 87 224 220 137 153 164 200 Normalverkäufe / erz.tier 1404 1567 1692 1621 1656 1734 1647 Preis Zugänge / Stk 110 306 551 415 579 796 747 Erlös / kg SG / kg 3,74 3,92 4,14 4,03 3,98 4,10 4,04 Gewicht Zugänge kg / Stk. 50 80 82 77 185 196 208 Zuwachs kg / erz. Tier 685 650 659 657 556 551 534 Schlachtgewicht kg / Stk. 402 410 428 419 414 430 422 Ausschlachtung % 54,3 55,7 57,1 56,5 55,3 57,0 56,5 Tageszunahme netto g / Tag 621 672 764 702 668 752 695 Verluste / vorzeit. Abgänge % 9,71 6,22 5,87 9,29 7,08 3,05 3,58 Kraftfutterverbrauch dt / erz. Tier 14,69 13,65 12,85 13,23 13,46 10,91 11,62 Futterkosten / kg Zuwachs / kg Zuw. 1,20 1,07 0,99 1,08 1,09 1,00 1,05 Futtertage Tage/PE 635 561 519 555 464 422 436 DkfL/Tier / erz. Tier 457 472 428 392 351 338 321 DkfL/Platz /Platz 263 308 303 262 280 295 270 1) Erzeugte Tiere = kg Gesamtzuwachs/ (Verkaufs -LG Einkaufsgewicht) Die erfolgreichsten 25 % der Fleckviehbetriebe erzielten mit einer Direktkostenfreien Leistung von 386 je Mastplatz +202 mehr als das weniger erfolgreiche Viertel mit 184. Bei guten Preisen machen sich die Unterschiede stärker bemerkbar. Bei der Annahme von 100 Stallplätzen ergibt sich in einfacher Rechnung zwischen dem oberen und unteren Viertel ein Unterschiedsbetrag in der Direktkostenfreien Leistung von 20.200 pro Betrieb! Im oberen Viertel der Fleckviehbetriebe war die Mastdauer mit 447 Tagen um 21 Tage kürzer bei 19 kg höherem Schlachtgewicht (437 kg) und einem um 13 Cent (4,17 /kg) besseren Erlös je kg Schlachtgewicht. Dieser Wert basiert auf einer besseren Klassifizierung, möglicherweise aber auch auf günstigeren Vermarktungszeitpunkt. Die erfolgreicheren Betriebe füttern intensiver und haben mit 783 g Nettozunahme und 1.363 g TZ erheblich höhere Zunahmen aufzuweisen als die weniger Erfolgreichen (Abbildung 7). Einzelbetrieblich schwanken die Werte insgesamt zwischen Tageszunahmen von 1037 bis 1454 g. 29

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Erfolgreichere Betriebe haben ein insgesamt besseres Management, bessere Tierbeobachtung, gute Haltungsbedingungen und vor allem geringere Totalverluste. g 800 780 760 740 720 700 783 Abbildung 7: Unterschiede im Nettozuwachs am Beispiel Fleckviehbullen über alle Verfahren sortiert nach DkfL/Mastplatz Erfolgreiche/weniger erfolgreiche Betriebe Fleckviehbullen über alle Verfahren (n=75) ++ 755 725 Ø - - g Nettozuwachs Tabelle 10: Vergleich erfolgreicher und weniger erfolgreicher Betriebe am Beispiel aller Fleckviehbetriebe 2015/16 (Sortierung nach Direktkostenfreier Leistung / Mastplatz) Nur Fleckvieh - alle Verfahren Merkmal Einheit 25 %++ Mittel 25 %-- Anzahl Betriebe Stk. 18 75 18 Erzeugte Tiere 1) Stk. 228 181 143 Leistung gesamt / erz. Tier 1802 1723 1622 Direktkosten (mit Grundfutter) / erz. Tier 1330 1362 1388 Direktkostenfreie Leistung (DkfL) / erz. Tier 473 361 234 DkfL je Mastplatz / Stallplatz 386 288 184 Erlös / kg SG / kg 4,17 4,10 4,04 Schlachtgewicht kg / Stk. 437 428 416 Tageszunahme netto g / Tag 783 755 725 TZ brutto LG g / Tag 1363 1291 1228 Futtertage Tage/ erz. Tier 447 461 468 Verluste / vorzeitige Abgänge % 2,93 4,25 5,82 Kraftfuttereinsatz kg / Tag 2,62 2,56 2,48 Bruttospanne / Tag 2,49 2,22 1,97 1) Erzeugte Tiere = kg Gesamtzuwachs/ (Verkaufs -LG Einkaufsgewicht) Fazit: Das Wirtschaftsjahr 2015/16 hat der Bullenmast im langjährigen Vergleich akzeptable Erlöse aber auch gestiegene Kosten für Kraftfutter und Grundfutter (Mais.) beschert. Das Jahr war vielfach gefühlt schlechter als die monetären Ergebnisse es erscheinen ließen. Die erfolgreichen Betriebe mit guter Produktionstechnik haben Geld verdient, das teilweise durchaus wieder in Wachstum investiert wird. Dagegen muss Bullenmästern mit durchschnittlichen Ergebnissen oder darunter von einem Stallneubau abgeraten werden. Unabhängig vom Marktpreisniveau sind die biologischen Kennzahlen und vor allem auch die Verhältnisse zwischen den einzelnen Verfahren oder Rassen erstaunlich konstant. Wie in den Vorjahren so bleibt die Variation zwischen den Betrieben erstaunlich groß. Bei Betrachtung der einzelbetrieblichen Unterschiede ist nach wie vor gültig, dass die erfolgreicheren Betriebe neben geschicktem Ein- und Verkauf der Tiere auch die besseren produktionstechnischen Kennzahlen aufweisen. 30

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.2 Schafe und Ziegen 2.2.1 Schafzucht und Leistungsprüfung K. Gerdes 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; klaus.gerdes@lwk-niedersachsen.de In Niedersachsen wird die Herdbuchzucht von folgenden tierzuchtrechtlich anerkannten Züchtervereinigungen betrieben: - LSV Niedersachsen (211 Bestände, 9.161 eingetragene Zuchttiere) - LSV Weser-Ems (232 Bestände, 7.963 eingetragene Zuchttiere) - VLH ( 19 Bestände, 3.930 eingetragene Zuchttiere) - Stade ( 21 Bestände, 512 eingetragene Zuchttiere) Mit insgesamt 483 Herdbuchbeständen und 21.566 Herdbuchtieren ist Niedersachsen das bedeutendste Bundesland in der deutschen Schafzucht. Auch nach der Abschaffung der staatlichen Körung stellen die von den Landesschafzuchtverbänden geführten Herdbuchherden die Zuchtbasis hinsichtlich Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung und Selektion dar, und die Herdbuchherden haben die Aufgabe, die Gebrauchsschafhaltungen mit Zuchttieren zu versorgen, um diese am Leistungsfortschritt aus der Zuchtbasis teilhaben zu lassen. Insgesamt hatten Ende 2016 mehr als 11.356 Schafhalter in Niedersachsen knapp 233.677 Tiere bei der Niedersächsischen Tierseuchenkasse angemeldet. Darin enthalten sind auch Kleinstbestände und man kann davon ausgehen, dass 80% der Betriebe weniger als 20 Tiere im Bestand halten. So vielseitig wie Boden und Landschaft im Bundesland Niedersachsen sind, so zahlreich sind auch die von den vier genannten Zuchtverbänden betreuten Rassen. Die Zahl der Rassen ist in den letzten Jahren auf 38 gestiegen. Leistungsprüfungen haben in der Schafzucht eine lange Tradition. Sie haben sich allerdings entsprechend der wirtschaftlichen Gegebenheiten von der Wollleistungsprüfung auf die Fleischleistungsprüfung verlagert. Je nach Zuchtrichtung und Rasse werden in der Schafzucht verschiedene Zuchtwertteile mit unterschiedlichen Leistungsparametern berücksichtigt: - Die Zuchtleistung wird für alle Rassen dokumentiert. In Niedersachsen wurden 2016 18.211 Mutterschafe zuchtleistungsgeprüft. Die Werte Ablammergebnis und Aufzuchtergebnis sind in Tabelle 12 nach Rassen aufgeführt. - Für die Fleischleistung spielen Gewichtzunahme, Bemuskelung und Verfettungsgrad die entscheidende Rolle. Insgesamt wurden über 3.000 Bocklämmer im Feld, also im Züchterstall oder anlässlich der Körung geprüft (Tabelle 13). Hierbei werden die Tiere gewogen und die tägliche Zunahme wird errechnet. Darüber hinaus wurden auch Ultraschallmessungen im Feld zur Feststellung der Muskelfülle und der Verfettung durchgeführt. Gemessen wurden insgesamt 1.311 männliche und weibliche Nachkommen (Tabelle 11) 31

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen - Bei der Milchleistung (Ostfriesische Milchschafe) kommt es auf die Fett- und Eiweißmenge an. Aber auch die Gehalte an Laktose und Harnstoff und die Zellzahl werden ermittelt und ins EDV-Herdbuch übertragen. Sie liefern wichtige Informationen zur Nährstoffversorgung und zum Gesundheitszustand der geprüften Tiere. In Niedersachsen wurden 2016 insgesamt 77 Tiere geprüft. Milchschafe werden nach der Methode E geprüft (Lämmer werden zur Kontrolle abgesperrt). - Für die Wollqualität der Wollschafrassen spielen Ausgeglichenheit, Farbe und Feinheit der Wolle eine Rolle. Bei den Haarschafrassen wird die Fellqualität bewertet, wobei die Fellfarbe und die Zeichnung bedeutsam sind. - Zusätzlich werden bei allen Rassen auch die äußere Erscheinung und bei Landschafrassen auch noch die Eignung zur Landschaftspflege beurteilt. Die Landschaftspflegeeignung wird anhand der Merkmale Marschfähigkeit, Genügsamkeit und Widerstandsfähigkeit erfasst. Die Leistungsprüfungsergebnisse und die Auswertung der Daten bilden die wichtigste Grundlage für alle Selektionsentscheidungen in der Schafzucht. So wurden im letzten Jahr 759 geprüfte Jungböcke gekört und zur Zucht zugelassen. In 2014 ist auch in der Schafzucht die sog. BLUP Zuchtwertschätzung eingeführt worden. Jetzt gibt es für alle einheimischen Schafrassen drei Zuchtwerte und zwar für die Reproduktion, das Exterieur und die Fleischleistung. Der ZWS-Durchlauf erfolgt jährlich im Frühsommer, wenn die Ergebnisse der Zuchtleistung und Fleischleistungsprüfungen der Zuchtlämmer des jeweiligen Jahres schon vorliegen und erfasst wurden. Zuchtwerte werden für männliche und weibliche Tiere berechnet und ausgewiesen. Tabelle 11: US-Auswertung 2016 (Korrektur auf Alter, Geschlecht, und Geburtstyp) Rasse Gruppen Züchter Lämmer Alter tgl. Zunahme korr. Zunahme Muskel korr. Muskel Fett korr. Fett Schwarzk. Fleisch- schaf 26 18 493 97 403 405 30,0 29,5 7,1 6,7 Merinofleischschaf 5 5 105 123 317 356 30,7 30,2 7,5 6,9 Suffolk 13 8 179 99 419 435 32,0 30,7 7,1 6,1 Texel 18 11 243 111 377 406 33,2 31,9 6,3 5,4 Weißk. Fleischschaf 9 2 128 124 319 355 30,9 30,0 7,1 6,3 Berrichon du Cher 2 2 44 99 379 409 34,4 33,8 8,1 7,4 Leineschaf 3 3 56 92 343 327 25,8 27,5 6,1 7,2 Dorper 3 2 50 110 283 311 28,5 29,7 4,7 5,4 Charollais 2 1 13 118 347 381 32,2 30,8 6,0 5,1 Gesamt 81 52 1.311 32

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Tabelle 12: Feldprüfung Fruchtbarkeit/ Zuchtleistung 2016 Schafrassen Niedersachsen ausgewertet Ablammung in % Aufzucht in % Fleischschafe Schwarzköpfiges Fleischschaf 1585 168 160 Merinofleischschaf 521 185 172 Merinolandschaf 29 186 172 Weißköpfiges Fleischschaf 761 167 152 Texelschaf 438 186 168 Leineschaf 1550 162 146 Blauköpfiges Fleischschaf 40 190 170 Suffolk 523 185 165 Berrichon du Cher 111 172 151 Charollais 20 210 195 Zwartbles 11 209 191 Kerry-Hill 18 169 162 Swifter 48 269 234 Shropshire 59 181 173 Milchschafe Ostfriesisches Milchschaf w/s 1249 168 145 Landschafe Weiße Hornlose Heidschnucke 2387 123 108 Weiße Geh. Heidschnucke 932 122 117 Graue Geh. Heidschnucke 3956 126 120 Bentheimer Landschaf 1824 151 145 Fuchsschaf 1064 164 155 Herdwick 80 156 156 Gesch. Bergschaf 104 167 160 Krainer Steinschaf 11 133 133 Jacob Schaf 28 168 130 Scottish Blackface 155 165 153 Skudde 29 160 160 Romanow 22 329 214 Rhönschaf 13 180 164 Rauhwolliges Pommersches Landschaf 207 160 143 Ouessantschaf 81 103 101 Gotländisches Pelzschaf 10 224 214 Walachenschaf 28 195 189 Ungarisches Zackelschaf 5 140 120 Walliser Schwarznasenschaf 37 145 134 Haarschafe Kamerunschafe 63 172 161 Dorper 159 212 191 Nolana 53 182 175 33

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Tabelle 13: Feldprüfung Mastleistung 2016 Schafrassen Fleischschafe Anzahl Niedersachsen Zuchtlämmer aus Herden tägliche Zunahme Schwarzk. Fleischschaf 935 28 387 Merinofleischschaf 175 6 324 Weißköpfiges Fleischschaf 264 10 335 Texelschaf 313 15 357 Leineschaf 400 14 270 Suffolk 370 14 364 Berrichon du Cher 58 3 355 Swifter 86 1 291 Charollais 13 2 331 Shropshire 50 5 259 Milchschafe Ostfriesisches Milchschaf 126 12 378 Landschafe Weiße Hornlose Heidschn. 133 7 168 Weiße Geh. Heidschnucke 6 2 150 Graue Geh. Heidschnucke 664 12 175 Bentheimer Landschaf 77 4 266 Fuchsschaf 136 5 213 Rauh.Pom.Landschafe 61 4 201 Bergschaf 16 1 179 Scottisch Blackface 16 1 179 Haarschafe Kamerun 17 1 211 Dorper 41 4 263 34

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.2.2 Leistungsprüfungsergebnisse in der Ziegenzucht E. Steinbach 1 1 LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Oldenburg-Süd, Löninger Str. 68, 49661 Cloppenburg; elke.steinbach@lwk-niedersachsen.de Die Population der aktiven Herdbuchziegen umfasste im Jahr 2016 in Niedersachsen 879 Ziegen. Insgesamt wurden 17 verschiedene Rassen in 71 Betrieben züchterisch bearbeitet. Am stärksten vertreten waren die Rassen: Thüringer Wald Ziege, Burenziege sowie die Weiße und Bunte Deutsche Edelziege. Milchleistungsprüfung (MLP) An der Milchleistungsprüfung beteiligten sich im Jahr 2016 acht aktive Herdbuchbetriebe. Insgesamt erreichten 126 Milchziegen aus vier verschiedenen Rassen den Vollabschluss von 240 Tagen. Bei den Bockmüttern der Milchziegenrassen werden Mindestanforderungen hinsichtlich der in diesem Zeitraum erbrachten Fett- und Eiweißgehalte gefordert. Die Leistungsergebnisse der einzelnen Rassen und der Gesamtdurchschnitt über alle Rassen sind in Tabelle 14 dargestellt. Ferner ist die Entwicklung gegenüber dem Vorjahr aufgeführt. Demnach lag 2016 die durchschnittliche Milchleistung innerhalb von 240 Tagen über alle Rassen mit 724 kg Milch 18 kg über dem Wert des Vorjahres. Bezüglich der Inhaltsstoffe wurde im Mittel 3,31 % Fett und 2,98 % Eiweiß im genannten Zeitraum erzielt, dies entsprach einer Summe von 46 kg Fett und Eiweiß. Fleischleistungsprüfung Bei der Fleischleistungsprüfung im Feld werden die Geburtsgewichte und die Zunahmen der Fleischziegenrassen bis zum 40.-50. Lebenstag durch die Besitzer ermittelt. Im Jahr 2016 wurden die Daten von insgesamt 208 Burenziegen aus 108 Lammungen ausgewertet. In der Tabelle 15 sind die Ergebnisse der Fleischleistungsprüfung aufgeführt. Im Durchschnitt lag die tägliche Zunahme der Burenziegen bis zum 40.-50. Tag bei 221 g. Das Wurfgewicht betrug zu diesem Zeitpunkt im Mittel 3,5 kg. In den vergangenen Jahren hat sich bei den Burenziegenzüchtern zusätzlich eine zweite Wiegung der Lämmer zwischen dem 90.-120. Lebenstag etabliert. Diese Wiegung ist optional, sie wird jedoch zur Darstellung des züchterischen Niveaus ausgewiesen sowie zur Selektion von den Züchtern genutzt. Im Jahr 2016 wurden 104 Burenlämmer in diesem Abschnitt gewogen und erzielten eine mittlere Zunahme von 233 g je Tag. Die Anzahl der geprüften Tiere lag deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Grundsätzlich ist zu beachten, dass bei der Milchleistungsprüfung wie auch bei der Fleischleistungsprüfung die Fütterung und das Management des Zuchtbetriebes die Ausschöpfung des genetischen Leistungspotentials beeinflussen. Dieser Umwelteffekt zeigt sich auch bei den Ziegenbetrieben. 35

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Hinzu kommt der im Verhältnis zur Gesamtzahl große Einfluss einiger Betriebe mit vielen Ziegen, welcher die Durchschnittswerte stark beeinflusst. Tabelle 14: Jahresabschluss 2016: Vollabschlüsse nach Rassen - Ø-Leistung je Tier - TWZ BDE WDE BSZ Ø aller Rassen ± zum Vorjahr Anzahl am A- Abschluss (%) 74 11 13 2 100 -- Anzahl Tiere 93 14 16 3 126-22 Anzahl Halter 4 2 3 1 240-Tage-Leistung Milch (kg) 649 727 1161 709 724 +18 Fett (%) 3,30 3,21 3,47 3,18 3,31-0,01 Fett (kg) 21 24 40 22 24 +0,59 Eiweiß (%) 2,92 2,91 3,39 2,92 2,98-0,08 Eiweiß (kg) 19 21 40 21 22 +0,37 Fett + Eiweiß (kg) 40 45 80 43 46 +0,96 Laktationsleistung Melktage 271 270 273 258 271-8 Milch (kg) 709 797 1.277 726 808 +39 Fett (%) 3,31 3,27 3,49 3,28 3,33-0,32 Fett (kg) 23 26 45 24 27 +1,25 Eiweiß (%) 2,96 2,98 3,43 2,9 3,04-0,36 Eiweiß (kg) 21 24 44 21 25 +1,03 Fett + Eiweiß (kg) 44 50 89 45 52 +2,28 (TWZ=Thüringer Wald Ziege, BDE=Bunte Deutsche Edelziege, WDE=Weiße Deutsche Edelziege, BSZ=Bündner Strahlenziege) 36

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Tabelle 15: Fleischleistungsprüfungsabschluss 2016 der Rasse Burenziege Fleischleistungsprüfungsabschluss für das Jahr 2016 (Populationsdurchschnitt der Rasse Burenziege) Anzahl lebend geborene Lämmer: 208 (männl.: 98; weibl.:110) Einlingswürfe: 19; Zwillingswürfe: 65; Drillingswürfe: 23; Vierlingswürfe: 1 9 Betriebe Durchschnittliche tägliche Zunahmen Geburtsgewicht (kg) bis zum 40.-50. Tag (g) bis zum 90.-120.Tag (g) Anzahl Anzahl Anzahl m 228 98 m 247 53 m 3,7 98 w 215 110 w 218 51 w 3,3 110 Einl. M 235 13 Einl. M 194 9 Einl. M 4,1 13 Einl. W 211 6 Einl. W 170 1 Einl. W 3,9 6 Zwill. M 209 60 Zwill. M 248 26 Zwill. M 3,8 60 Zwill. W 204 61 Zwill. W 200 22 Zwill. W 3,5 61 Drill. M 273 24 Drill. M 273 17 Drill. M 3,1 24 Drill. W 233 40 Drill. W 230 25 Drill. W 3,0 40 Vierl. M 217 1 Vierl. M 284 1 Vierl. M 3,0 1 Vierl. W 196 3 Vierl. W 267 3 Vierl. W 3,0 3 Alle 221 208 Alle 233 104 Alle 3,5 208 37

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.2.3 Das Leineschaf - eine alte Rasse mit aktualisierter Zuchtzielbeschreibung M. Brockob 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Freundallee 9a, 30173 Hannover; mathias.brockob@lwk-niedersachsen.de Zusammenführung der zwei Leineschaftypen in 2016 Züchter und Zuchtleiter der Schafzuchtverbände, die Leineschafe betreuen, trafen sich am 05.04.2016 auf dem Versuchsgut der Universität Göttingen in Dassel-Relliehausen, um ein einheitliches Zuchtprogramm für die Leineschafzucht zu erarbeiten. Die Veranstaltung wurde von Klaus König (GEH-Rassebetreuer) und dem Niedersächsischen Schafzuchtverband organisiert und tatkräftig von den Mitarbeitern des Versuchsgutes Relliehausen unterstützt. Die Teilnehmer beschlossen einstimmig, die seit 1995 getrennt geführten zwei Leineschaftypen wieder als eine Rasse zusammenzufassen und diese zukünftig mit der Bezeichnung Leineschaf als Landschafrasse zu führen. Ergänzend wurde eine einheitliche Rasse- und Zuchtzielbeschreibung durch die Versammlung verabschiedet, die im September 2016 durch die VDL-Rasseausschüsse bestätigt wurde. Hintergrund der Zusammenführung ist die züchterische Annäherung und die fortgeschrittene Durchmischung der beiden Leineschaf-Zuchtrichtungen in den letzten Jahrzehnten. Schon 2009 trafen sich die Züchter zur ersten gemeinsamen Bundesschau für Leineschafe in Leipzig, um einen Überblick über die vorhandene Population zu erhalten. Im Monitoringbericht der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), der von VDL und VIT in Zusammenarbeit mit den Schafzuchtverbänden 2012 erstellt wurde, ist eine erste gemeinsame genetische Auswertung der beiden Leineschaftypen erfolgt und auch in der aktuellen Roten Liste (BLE) von 2013 sind die zwei Rassetypen als gemeinsame Beobachtungspopulation erfasst. Am 1. Januar 2016 waren in sieben Bundesländern NI, SA, TH, SN, BB, HE und NW insgesamt 3491 Leineschafe eingetragen, davon etwa 90 Böcke. 1.787 Mutterschafe waren im Zuchtbuch Leineschaf und 1.707 Mutterschafe im Zuchtbuch Leineschaf ursprünglicher Typ eingetragen. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Klaus König (GEH-Rassebetreuer), Marvin Greiling und Hanno Franke (Sächsischer Schaf- und Ziegenzuchtverband) beschäftigten sich in den letzten Monaten intensiv mit der Zuchtgeschichte und der Identifizierung und Festlegung der Bocklinien, die dann in OVICAP weitergeführt werden sollen. Anhand der Daten des Herdbuchprogramms OVICAP konnten alle männlichen Tiere identifiziert werden, die bislang Anteil an der Fortführung einer Linie hatten. Als Ergebnis wurden 14 Vaterlinien, die entsprechend ihrer Historie bezeichnet wurden, erkannt. Von diesen sind aber nur noch 10 mit lebenden Zuchtböcken in der Gesamtpopulation vertreten. Von diesen 10 Vaterlinien gehen 7 auf die Mitte der Neunziger Jahre importierten Polenböcke der Zuchtverbände Thüringen & Sachsen zurück (identisch mit den polnischen Cerkwica Linien 1-7). Weitere zwei Linien gehen auf die vom Niedersächsischen Verband im Jahr 1987 importierten 38

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Polenböcke Emo & Dedi zurück. Die niedersächsische Linie Siegfried geht auf einen Bock zurück, der Ende der 1970-ziger Jahre im Zuchtbetrieb Jahns eingesetzt wurde. Ähnliche Ergebnisse weist das vom BLE in Auftrag gegebene Monitoring zu den tiergenetischen Ressourcen beim Leineschaf auf, die das VIT Verden 2012 auf der Grundlage der OVICAP-Daten durchgeführt hat. Von den 16 Zuchtböcken mit über 1% Genanteil an der aktiven Population gehörten 12 zu den von Sachsen und Thüringen importierten polnischen Böcken aus Cerkwica. Mit 4,9 % am stärksten vertreten war ein 1995 aus Polen stammender Bock der Linie 1 auf, der in Thüringen und in Niedersachsen für viele Nachkommen sorgte. Weitere starke Linienbegründer sind die bereits erwähnten Böcke Emo und Dedi, die 1987 auf Initiative des damaligen Zuchtleiters Dr. Heinz Schmidt aus Polen nach Niedersachsen geholt wurden sowie zwei niedersächsische Böcke, die auf Linien der Rassenkombination aus den siebziger Jahren zurückgingen. Marvin Greiling vom Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit 2014 mit der Populationsanalyse der Rasse Leineschaf beschäftigt und diese Anfang 2016 mit allen verfügbaren Daten aus OVICAP aktualisiert. Als Ergebnis wurden ein hoher Inzuchtgrad und eine relativ hohe Inzuchtsteigerung (0,67) bei den Leineschafen festgestellt. Die Aufgabe der Züchter und Zuchtverbände ist es nun, die noch vorhandenen Vaterlinien zu erhalten. Aber da das Leineschaf in der Lage ist auf extensivem Dauergrünland, wie es besonders häufig in der Landschaftspflege anzutreffen ist, ein marktgerechtes Lamm zu erzeugen, ist das Potential für die Haltung dieser Rasse vorhanden. Gleichzeitig gibt es erfreulicherweise viele engagierte Züchter und Halter, die die Vorzüge dieser Rasse zu schätzen wissen, und einige Bundesländer unterstützen die Zucht auch finanziell. Auf Vorschlag der Leineschafzüchtertagung vom 05.04.2016 öffnet der Landesschafzuchtverband Niedersachsen seine jährliche Bockauktion in Mecklenhorst für einen Auftrieb von Leineschafen aus allen Zuchtverbänden, um den überregionalen Zuchttieraustausch zu fördern. Als Schaufenster der Leineschafzucht kann die Mecklenhorster Bockauktion nun künftig den Züchtern ein optimales Vergleichsportal bieten und zum Erhalt der verschiedenen Blutlinien beitragen. Gleichzeitig wird durch die Stiftung Leineschaf der Ankauf finanziell unterstützt. Zuchtziel und Rassebeschreibung Abkürzung: LES Rasseschlüssel: 10 VDL- Beschluss: 2016 Herkunft: einheimisch Rassegruppe: Landschaf Rote Liste: BEO Rassetypische Merkmale Mittelrahmiges weißes Schaf mit hoher Widerstandfähigkeit gegen Witterungs- und Haltungseinflüssen und guter Eignung für die Hüte- und Koppelhaltung. Die ursprüngliche Heimat ist Südniedersachsen, längs der Leine und das Eichsfeld. 39

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Der Kopf des weiblichen Schafes ist lang und schmal, der des Bockes kürzer und gröber. Beide Geschlechter sind hornlos. Es ist für ein Landschaf gut bemuskelt. Das Vlies besteht aus einer weißen, langabwachsenden, dicht gestapelten Wolle mit 28 36 Mikron. Kopf bis hinter die Ohren und Beine sind unbewollt. Pigmente sind unerwünscht. Das Leineschaf verfügt über eine lange Brunstsaison. Abbildung 8: Das Leineschaf Zuchtziel Züchtung eines genügsamen, widerstandsfähigen Schafes. Eine ausreichende Bauchbewollung ist erwünscht. Körperfalten sind unerwünscht. Angestrebt wird ein langer Rumpf mit breitem Rücken und Becken, der von einem trockenen Fundament auf harten Klauen getragen wird. Neben einer guten Bemuskelung an Rücken und Keulen wird besonderer Wert auf Anpassungsfähigkeit, Härte und Marschfähigkeit gelegt. Die Erstzulassung ist ab einem Alter von ca. 8 Monaten möglich. Gute Muttereigenschaften, wie eine hohe Fruchtbarkeit und Milchleistung sowie Leichtlammigkeit sind weitere Zuchtzielkriterien. Tabelle 16: Leistungsangaben für das Leineschaf Körpergewicht (kg) Vliesgewicht (kg) Ablammergebnis (%) Widerristhöhe (cm) Altböcke 100 120 5,0 6,0 75 85 Jährlingsböcke 80 100 4,0 5,0 Lammböcke (6 Monate) 50 70 Mutterschafe 60 80 3,5 4,0 140 200 65 80 Zuchtlämmer (6 Monate) 40-55 Die täglichen Zunahmen liegen bei Mastlämmern im Bereich 250 400 g. 40

Schweine insgesamt darunter Mastschweine 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.3 Schwein 2.3.1 Entwicklung der Schweinehaltung in Niedersachsen Y. Konersmann 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück; yvonne.konersman@lwk-niedersachsen.de Deutschlandweit werden mehr als 27,2 Mio. Schweine gehalten. In Niedersachsen gibt es mehr als 8,5 Mio. Schweine. Demnach stehen in Ställen Niedersachsens über 30 % aller in Deutschland gehaltenen Schweine. Bezogen nur auf die Mastschweine leben mit 4,2 Mio. knapp 35 % aller Mastschweine in niedersächsischen Ställen (Abbildung 9). Es kommt demnach etwa jedes dritte Schnitzel aus Niedersachsen. 4,24 Niedersachsen Deutschland 12,20 8,58 27,27 Abbildung 9: Bestand an Schweinen und Mastschweinen (in Millionen) für die Regionen Deutschland und Niedersachsen im Vergleich, (Quelle: Destatis, LSN, November 2016) Der Schweinebestand in Niedersachsen hat bis zum Jahr 2012 stetig zugenommen. Mit über 9 Mio. markiert dieses Jahr die absolute Spitze. In den nachfolgenden Jahren sinkt der Bestand leicht auf aktuell 8,5 Mio. Schweinen. Betrachtet man die Entwicklung der Sauen- und Mastschweinebestände getrennt, ergibt sich folgendes Bild: Die Anzahl der Mastschweine nimmt ebenfalls bis zum Jahr 2012 zu (4,42 Mio.) und sinkt in Folge leicht auf 4,24 Mio. in 2016. Anders hingegen stellt sich die Anzahl der Zuchtschweine dar: Seit 2003 reduziert sich der Bestand an Zuchtschweinen kontinuierlich. Während 2003 noch gut 662.000 Zuchtschweine in Niedersachsen gezählt wurden, ist statistisch betrachtet bis zum Jahr 2016 knapp jedes vierte Zuchtschwein verschwunden (Abbildung 10). 41

Bestandsgrößen 2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 10.000.000 9.000.000 Schweine insgesamt Mastschweine Zuchtschweine 8.000.000 7.000.000 6.000.000 5.000.000 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Abbildung 10: Entwicklung des Schweinebestandes in Niedersachsen im Zeitraum 2000 bis 2016 (Quelle: Destatis, jeweils November-Zählung) Die Betriebsgröße in Niedersachsen ist stetig gewachsen. Bei den Mastschweinen nimmt die Betriebsgröße von 503 Mastschweinen pro Betrieb in 2010 auf 771 Mastschweinen pro Betrieb in 2016 deutlich zu. Gleichzeitig bedeutet dies ein Aussteigen von etwa 2.000 Betrieben (-27 %) aus der Mastschweinehaltung im gleichen Zeitraum. Die Bestandsgröße der Sauenhalter ist im gleichen Zeitraum von 169 auf 204 Zuchtschweine je Betrieb deutlich gewachsen. Verbunden mit einer Abnahme des Sauenbestandes bedeutet dies ein Aussteigen von etwa 1.400 Betrieben in den vergangenen sechs Jahren (-41 %) (Abbildung 11). 5.000.000 4.500.000 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 Zuchtschweine Zuchtschweine/ Betrieb Mastschweine Mastschweine/ Betrieb Abbildung 11: Entwicklung der Bestandsgrößen für Zuchtschweine und Mastschweine in Niedersachsen im Zeitraum 2010-2016 (Quelle: Destatis) 42

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.3.2 Leistungsprüfungen beim Schwein in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr W. Vogt 1 1 Leistungsprüfungsanstalt für Schweine, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück; wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen führt in der Leistungsprüfungsanstalt (LPA) Quakenbrück-Vehr stationäre Leistungsprüfungen beim Schwein durch. Bis 2008 wurden die Prüfkapazitäten der LPA nahezu ausschließlich für die Durchführung von Herdbuchprüfungen und von Besamungsebernachkommen-Prüfungen genutzt. Nach Inkrafttreten des neuen Tierzuchtgesetztes liegen die bisher behördlich durchgeführten Leistungsprüfungen nun im Verantwortungsbereich der Zuchtorganisationen. Die Änderungen im Bereich der tierzuchtrechtlichen Rahmenbedingungen und auch der Strukturwandel der letzten Jahre haben dazu beigetragen, dass die Anzahl der niedersächsischen Zuchtbetriebe stark zurückgegangen ist. Weil es in Niedersachsen keinen aktiven Schweinezuchtverband mehr gibt, haben sich die verbleibenden Herdbuchzüchter Zuchtverbänden anderer Bundesländer angeschlossen. Insgesamt hat die oben genannte Entwicklung allerdings dazu geführt, dass die Beschickung der LPA mit Herdbuchtieren in den letzten Jahren stark rückläufig ist. Im Jahr 2016 wurden nur noch 38 Herdbuchtiere geprüft. Die Schweinebesamungsstation Weser-Ems hat ihr Besamungseberprüfprogramm inzwischen komplett auf eine gelenkte Feldprüfung umgestellt. Somit werden auch in diesem Bereich keine stationären Prüfungen mehr durchgeführt. Aufgrund dieser Veränderungen hat sich die LPA im Aufgabenspektrum neu ausgerichtet. Das Angebot an Zuchtorganisationen und Besamungsstationen, stationäre Leistungsprüfungen in Quakenbrück durchzuführen, wird von der Landwirtschaftskammer auch in Zukunft weiter aufrechterhalten. Daneben ist die LPA aber zu einem wichtigen Standort für die Bearbeitung von Fragen des praxisorientierten Projekt- und Versuchswesens ausgebaut worden. Ein neues Aufgabengebiet der LPA sind Exakt-Fütterungsversuche. In diesem Zusammenhang geht es schwerpunktmäßig um die Beantwortung von Fragen zu Protein- und Phosphorreduzierten Fütterungsstrategien, zur Ebermast, zur Höhe der Nährstoffausscheidungen, zum Einsatz alternativer Eiweißträger sowie zur Nachhaltigkeit im Bereich der Schweinemast. Auf der Agenda stehen ebenfalls Projekte zur Akzeptanz ökologischer Futtermittel, zur allgemeinen Verbesserung der Tiergesundheit und zu Tierschutzfragen. Prüfungen dieser Art wurden in 2016 mit einem Umfang von insgesamt 784 Tieren in der LPA durchgeführt. Zum einen handelte es sich um kammereigene 43

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Projekte. Andere Versuche fanden in Zusammenarbeit mit der Futtermittelindustrie bzw. im Auftrag dieser statt. Darüber hinaus wurden Schweine von in Niedersachsen aktiven Schweinezuchtorganisationen auf ihr genetisches Leistungsvermögen hin getestet. Diese Prüfungen sind stark angelehnt an die Prüfung nach ZDS-Richtlinie, unterscheiden sich aber beispielsweise durch angepasste mehrphasige Fütterungssysteme oder Einbeziehung von Zusatzuntersuchungen, wie zum Beispiel der Erfassung von Tropfsaftverlusten. Diese Art der Prüfung durchliefen im zurückliegenden Jahr 360 Tiere. Tabelle 17 und Abbildung 12 geben eine Übersicht über die Entwicklung der LPA-Prüfungen. Insgesamt war die LPA gut ausgelastet. Der Rückgang der Gesamttierzahl (1182 Tiere) ist dadurch zu erklären, dass im Rahmen der Exakt-Fütterungsversuche im Gegensatz zur Herdbuchprüfung (zwei Tiere pro Bucht) nur noch ein Tier pro Bucht aufgestallt wird. Nur so lassen sich genaue Daten zum Futterverbrauch des Einzeltieres ermitteln. Die Prüfkapazitäten sind dadurch jedoch eingeschränkt. Tabelle 17: Entwicklung der LPA-Prüfungen in Quakenbrück Herdbuch/ Topgenetik Leistungsprüfung Jahr Prüfung nach in Anlehnung ZDS-Richtlinie ZDS-Richtlinie Prüfung /Versuch nachhaltige Tierhaltung Gesamttierzahl 2004 1706 1706 2005 1802 1802 2006 1894 120 2014 2007 1790 0 1790 2008 1872 80 1952 2009 1210 350 1560 2010 1507 320 1827 2011 1129 340 1469 2012 1219 440 1659 2013 930 536 1466 2014 266 160 720 1146 2015 94 400 792 1286 2016 38 360 784 1182 Unter Stationsbedingungen sind neutrale Prüfungen unter einheitlichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen möglich. Eine Vielzahl von Leistungsmerkmalen werden exakt erfasst und wissenschaftlich ausgewertet. Besonders hervorzuheben sind die Merkmale tägliche Futteraufnahme und Futteraufwand pro kg Zunahme (Futterverwertung). Die Erfassung dieser Kriterien ist in Praxisbetrieben nicht möglich. 44

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Abbildung 12: Übersicht der Prüfungen in der LPA Quakenbrück-Vehr Herdbuchprüfungen Nachfolgend werden die Ergebnisse der Mast- und Schlachtleistungsprüfung von Tieren aus niedersächsischen Herdbuchzuchtbetrieben dargestellt. Die drei verbleibenden Zuchtbetriebe haben sich organisatorisch den Schweinezuchtverbänden Hessen bzw. Baden-Württemberg angeschlossen. Die Ergebnisse der LPA-Prüfung fließen in die Zuchtwertschätzung ein und bilden weiterhin die Grundlage für Selektionsentscheidungen in den Zuchtbetrieben. Der Einsatz leistungsfähiger Genetik führt in der Praxis zu Leistungsverbesserungen bei wirtschaftlich wichtigen Merkmalen und trägt somit auch erheblich zur Ressourcenschonung bei. In der LPA werden Daten zur Mastleistung, zum Schlachtkörperwert und zur Fleischbeschaffenheit erhoben. Als Leitfaden für die Durchführung der Prüfungen dient eine bundeseinheitliche Prüfrichtlinie des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion (ZDS). Die Mastleistungsprüfungen wurden im Berichtsjahr 2016 als Zweier-Gruppenprüfung durchgeführt. Hierbei besteht eine Prüfgruppe aus zwei gleichgeschlechtlichen und möglichst gleichmäßig entwickelten Tieren eines Wurfes. Das Prüffutter entspricht den Vorgaben der ZDS-Richtlinie und wird regelmäßig durch die LUFA Nord-West auf Einhaltung der geforderten Inhaltsstoffe kontrolliert. Es wird den Tieren über Trockenfutterautomaten ad libitum zur Verfügung gestellt. Der Prüfabschnitt beginnt mit 30 kg und endet bei ca. 110 kg Lebendgewicht. Als einheitliches Schlachtgewicht werden 85 kg angestrebt. Bei den Vaterrassen und Endprodukten werden weibliche Tiere, bei den Mutterrassen Kastrate geprüft. Nach Abschluss der Mast werden für alle Prüftiere das Alter bei Mastende, die tägliche Zunahme, die tägliche Futteraufnahme und der Futteraufwand je kg Zuwachs erfasst. 45

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Die Schlachtung der Tiere erfolgt auf dem Vion-Schlachthof in Emstek. Im Rahmen der Schlachtkörperauswertung werden folgende Merkmale erfasst: Schlachtgewicht warm (kg) Schlachtkörperlänge (cm) Rückenspeckdicke (cm) Seitenspeckdicke (cm) Speckmaß über dem Rückenmuskel (cm) Fleisch- und Fettfläche im Kotelett (Kotelettplanimetrie) (cm²) Magerfleischanteil (Bonner Formel) (%) Fleischanteil im Bauch (Gruber Formel) (%) AutoFOM-Klassifizierungsdaten Zur Beurteilung der Fleischbeschaffenheit werden verschiedene Messungen durchgeführt: Leitfähigkeit (LF) 45 Minuten und 24 Stunden nach der Schlachtung ph-wert-messung (Säuregrad) 45 Minuten und 24 Stunden nach der Schlachtung Die Datenerhebung am Schlachthof erfolgt durch qualifiziertes, regelmäßig geschultes Personal der Leistungsprüfungsanstalt. Alle Leistungskriterien werden exakt erfasst und auf wissenschaftlicher Basis ausgewertet. Tabelle 18: Ergebnisse Herdbuchprüfungen 2016 Rasse Pietrain (weiblich) DL (weiblich) Anzahl Tiere 36 2 tägl. Zunahme g 898 1136 Futterverwertung 1 : 2,22 2,53 Rückenspeckdicke cm 1,8 2,4 Fleischfläche cm² 60,1 41,5 Fleisch-Fett-Verhältnis 1: 0,16 0,45 MFA (Bonner Formel) 65,49 53,90 ph1 Kotelett 6,53 6,31 LF24 Kotelett 4,47 4,25 46

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Im Bereich Reinzuchtprüfung wurde die Rasse Pietrain mit 36 Tieren geprüft. Die durchschnittlichen täglichen Zunahmen lagen auf einem für diese Rasse hohen Niveau von 898 g. Die Pietrain-Tiere weisen eine sehr gute Futterverwertung von 1 : 2,22 auf. Das Niveau der Rückenmuskelflächen, des Fleisch-Fett-Verhältnisses und des Magerfleischanteils nach Bonner Formel war gegenüber dem Vorjahr stabil. Die Pietrain-Tiere zeichneten sich insgesamt durch viel Wuchs und durch eine überdurchschnittlich gute Fleischfülle aus. Weiterhin spielt die Kontrolle der Fleischqualität eine wichtige Rolle. Die Fleischbeschaffenheitskriterien lagen im Berichtsjahr auf einem stabilen, hohen Niveau. Neben den Pietrain-Tieren wurden zwei Tiere der Deutschen Landrasse geprüft. 47

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.4 Geflügel 2.4.1 Betriebszweigauswertung Hähnchenmast für das Wirtschaftsjahr 2015/2016 H. Pieper 1, S. Schierhold 2, M. Schöttmer 3, 1 LWK Niedersachsen, Außenstelle Hameln, Klütstraße 10, 31787 Hameln; henning.pieper@lwk-niedersachsen.de 2 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; silke.schierhold@lwk-niedersachsen.de 3 Beratungsring Grafschaft Bentheim e.v., Berliner Straße 8, 49828 Neuenhaus; schoettmer@br-grafschaft-bentheim.de Die Betriebszweigauswertung (BZA) Hähnchenmast der Landwirtschaftskammer Niedersachen wird volljährig! Seit nunmehr 18 Wirtschaftsjahren können Aussagen über die Rentabilität in der Hähnchenmast getätigt werden. Gewisse Tendenzen, wie z.b. zu schwereren Schlachtkörpergewichten und eine stetig verbesserte biologische Leistung lässt sich hierbei schon seit einigen Jahren beobachten. Auch für das Wirtschaftsjahr 2015/2016 wurden von der Landwirtschaftskammer und dem Beratungsring der Grafschaft Bentheim 81 Betriebe ausgewertet. Das entspricht etwa 620 Mastdurchgängen. Grundlage sind Erlöse der Lebendgewichte zuzüglich Sonderboni wie beispielsweise der Prämie der Initiative Tierwohl. Dem gegenübergestellt sind die direkten Kosten, die es benötigt, um ein Kilogramm Körpermasse zu erzeugen. Alle Einzelposten sind brutto erfasst und auf das verwertete - sprich letztendlich bezahlte Gewicht - ausgewertet worden. Sortierkriterium waren die Direktkostenfreien Leistung je qm Stallgrundfläche. Dieser Kennwert berücksichtigt das Ergebnis des Einzeltieres, die Stallbelegung und die Durchgänge pro Jahr. Kosten von erneuerbaren Energien oder Wasserentnahmen aus eigenen Brunnen sind monetär bewertet worden. Zu den Ergebnissen: Ein erstes Kriterium zur Unterscheidung des oberen Viertels (+25%) mit dem des Durchschnittes aller Betriebe und deren unteren Viertels (-25%) sind oftmals die Anzahl der Leerstehtage. Veraltete Empfehlungen zwischen den Mastdurchgängen mindestens zweiwöchige Ruhepausen einzulegen, ist heutzutage ökonomisch nicht mehr zu vertreten. Bei einer sorgfältigen Serviceperiode, sind Leerstehzeiten von 5-7 Tagen ideal. Wohlwissend, dass dieser Zeitraum eine zügige Entmistung und Reinigung voraussetzt. Der Vorteil einer höheren Erzeugung je qm Stallgrundfläche wird ergänzt durch einen gleichmäßigen Rhythmus und planbaren Terminen für Fangund Reinigungskollonnen. In Plus von drei Leerstehtagen, niedrigeren Tageszunahmen und einem höheren Bedarf an Masttagen bei einem niedrigeren Endgewicht führt in Summe zu einem weniger guten Ergebnis. Der Auszahlungspreis in allen drei Leistungsgruppen war exakt gleich, obwohl es erhebliche Erlösunterschiede zwischen den Ausstallterminen gab. Wenn der Auszahlungspreis der zweiten, und somit der stück-und gewichtsmäßigen Hauptausstallung fünf Cent je Kilogramm im oberen zum unteren Viertel höher liegt, dann ist ein Mehrerlös von sieben Cent je Tier schnell erreicht. Stehen demgegenüber sechs Cent je Kilogramm, mithin neun Cent je Tier niedrigere Direktkosten, dann 48

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen ergeben sich je Quadratmeter nutzbarer Stallgrundfläche eine Differenz zwischen dem oberen und unteren Viertel von 28. Zur Verdeutlichung: 28 x 2.000qm Stallgrundfläche für eine übliche Stallfläche ergeben 56.000 /Jahr bei gleichem Arbeitsbedarf. Dieses entspricht schon annährend dem Kapitaldienst einer solchen Anlage. Sprich, das obere Viertel hat beinahe die Festkosten gedeckt, bevor es mit dem unteren Viertel in den Vergleich tritt. Die Futterkosten machen in etwa 68% der direkten Kosten aus. Von daher sind hier die Stellschrauben am effektivsten zu optimieren. Bei etwa gleichen Futterkosten je dt Gesamtfutter ergeben sich bei neun-zehntel Punkten verbesserter Futterverwertung günstigere Aufwendungen in diesem Punkt von drei Cent je Tier. Das sind bei etwa 285.000 verwerteten Tieren einer o.a. Stalleinheit bereits 8.500 /Jahr(!) Ein Anteil an den gesamtverwerteten Tieren von etwa 97% entspricht tierartübergreifend einem hervorragenden Ergebnis, beachtet man hierbei, dass hierbei bereits die Aufzuchtverluste inbegriffen sind. Insgesamt kann im Wirtschaftsjahr 2015/2016 erneut von einer erfolgreichen Mast gesprochen werden. Dieses verdeutlicht die Grafik Gesamtwirtschaftlichkeit/m² Stallfläche in der Hähnchenmast im Laufe der Jahre. Der untere Teil der Säule zeigt den Anteil der Festkosten. Darauf gesattelt sind die Entlohnungen des Arbeitsbedarfs. Die Verlaufskurven zeigen die Direktkostenfreien Leistungen je qm Stallgrundfläche des oberen und unteren Viertels, sowie des Durchschnitts aller Betriebe. Festzuhalten bleibt, das sowohl der Durchschnitt mit dessen oberen Viertel vollkostendeckend wirtschaftet und lediglich das untere Viertel hat im Verlauf der Jahre die direkten und festen Kosten gedeckt. Eine Entlohnung der Arbeitskraft hat nicht stattgefunden. Tierartübergreifend kann die Hähnchenmast als wirtschaftlich rentabel und nachhaltig beurteilt werden. 90,00 80,00 70,00 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 Festkosten Löhne oberes Viertel Durchschnitt unteres Viertel Abbildung 13: Gesamtwirtschaftlichkeit / m2 Stallfläche in der Hähnchenmast im Laufe der Jahre (brutto LW); Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Beratungsring Grafschaft Bentheim 49

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.5 Equiden 2.5.1 Leistungsprüfungen in der Pferdezucht 2016 U. Struck 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Wilhelm-Seedorf-Str. 3, 29525 Uelzen; ulrike.struck@lwk-niedersachsen.de Die in Niedersachsen anerkannten Pferdezuchtverbände haben in ihren Satzungen und Zuchtbuchordnungen klar das jeweilige Zuchtziel für die Rassen beschrieben. Um dieses Ziel zu erreichen, beziehen alle Zuchtverbände bei fast allen Rassen die Informationen der Leistungsprüfungen in ihre Zuchtprogramme mit ein. Inzwischen werden nur noch in vier Prüfungsanstalten Prüfungen für Warmbluthengste angeboten. Zwei Anstalten liegen in Niedersachsen. Dazu gehören die Hengstleistungsprüfungsanstalt Adelheidsdorf und der Zucht- und Ausbildungsbetrieb Bescht in Schlieckau. Ab 2016 werden 14-tägige Veranlagungsprüfungen, 50-tägige Leistungsprüfungen sowie dreitägige Sportprüfungen angeboten werden. Darüber hinaus gibt es nach wie vor die Leistungsprüfung über den Turniersport. In der Tabelle 19 ist die Anzahl der Hengste in den Prüfungen (14-Tage-Test, 50-Tage-Test) aufgeführt. Über die FN werden die Hengstleistungsprüfungen für die Warmblüter organisiert. Die Leistungsprüfungen für die Ponys, Kleinpferde und sonstige Rassen werden über die Veranstalter vor Ort, z. B. Leistungsprüfungsanstalten oder auch Zuchtverbände vorbereitet und durchgeführt. Erfreulich ist nach wie vor der hohe Stellenwert der Prüfstationen im Pferdeland Niedersachsen, denn beiden Stationen werden die jungen Hengste gern zur Ausbildung und Vorbereitung auf ihr Examen anvertraut. Die Anforderungen und Durchführungsbestimmungen sind für alle Hengste in der ZBO (Zuchtbuchordnung) der Verbände bzw. der ZVO (Zuchtverbandsordnung) der FN (Deutsche reiterliche Vereinigung) verbindlich geregelt. Durch die bundesweite Auswertung der Prüfungsergebnisse auf FN- Ebene können die Einzelergebnisse auf der Internetseite der FN unter www.pferd-leistungspruefung.de eingesehen werden. 50

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Tabelle 19: Stationsprüfungen Warmbluthengste, Zuchtrichtung Reiten im Jahr 2016 Prüfungsanstalt Prüfungsart Anzahl geprüfter Hengste Adelheidsdorf 14 Tage Springen 22 Adelheidsdorf 14-Tage Dressur 31 Adelheidsdorf 50-Tage Springen 21 Adelheidsdorf 50-Tage Springen 33 Schlieckau 14 Tage Springen 26 Schlieckau 14 Tage Dressur 23 Schlieckau 14 Tage Dressur 30 Schlieckau 50 Tage Dressur 21 Schlieckau 50 Tage Dressur 26 Bei den Zuchtstuten werden sowohl Stationsprüfungen als auch Feldprüfungen zur Überprüfung der Leistungsveranlagung angeboten. Der Hannoveraner Verband hat im Zuchtjahr 2016 38 Feldprüfungen veranstaltet, auf denen 721 Zuchtstuten geprüft wurden. Auf Station im 4-Wochen-Test sind anlässlich der zwei Stationsprüfungen 22 Stuten geprüft worden. Der Anteil geprüfter an den neu eingetragenen Stuten liegt bei 31,11 %. Der Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes richtete 2016 in Vechta und im erweiterten Zuchtgebiet 12 Prüfungen aus, bei denen 291 Stuten geprüft wurden. Beim Springpferdezuchtverband wurden von Züchtern in Niedersachsen 52 Stuten geprüft. Der Zuchtverband für deutsche Pferde hat in 2016 in Niedersachsen keine eigene Stutenleistungsprüfung durchgeführt. An den ZfdP-Stutenleistungsprüfungen in Schleswig-Holstein und Hessen haben vier Stuten (Zuchtbuch: Deutsches Pferd) aus Niedersachsen mit Erfolg teilgenommen. Für die Entwicklung der Zucht ist es notwendig, neben den Hengsten auch die Qualität der Zuchtstuten rechtzeitig zu erkennen. Die Prüfungsnoten sind nicht nur für den Züchter eine wichtige Aussage über die Leistungsfähigkeit seiner Stute, sondern auch ein Aspekt für die Zuchtwertschätzung der Hengste. 51

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen 2.5.2 Leistungsprüfungen in der Kaltblutzucht 2016 U. Struck 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Wilhelm-Seedorf-Str. 3, 29525 Uelzen; ulrike.struck@lwk-niedersachsen.de Die Leistungsprüfung - Zuchtrichtung Ziehen und Fahren - (Zugleistungsprüfung) für Hengste und Stuten wird seit 2014 nach einer bundesweit einheitlichen Prüfung mit Fremdfahrertest durchgeführt. Für die Eintragung von Hengsten in das Hengstbuch I und für die Vergabe von Staatsprämien bei Stuten ist die erfolgreiche Teilnahme an dieser Prüfung verpflichtend. Prüfungsstandort für Hengste und Stuten ist die Hengstleistungsprüfungsanstalt des Niedersächsischen Landgestütes Celle in Adelheidsdorf. Zusätzlich können auf Vorschlag des Stammbuches für Kaltblutpferde Niedersachsen e.v. weitere Prüfungsstandorte für Kaltblutstuten zugelassen werden. Die Prüfung gliedert sich in drei Prüfungsteile: - Fahrprüfung (Prüfungsteil I) Fremdfahrerprüfung - Geschicklichkeitsziehen (Prüfungsteil II), - Zugleistungsprüfung (Prüfungsteil III) Die Fahrprüfung (Prüfungsteil I) wird als Einspännerprüfung vor einem zweiachsigen Wagen durchgeführt. Eine Zeitnahme erfolgt nicht. Beim Geschicklichkeitsziehen und bei der Zugleistungsprüfung ist das Anspannen Bestandteil der Prüfung. Die Bewertung fließt in die Note Umgänglichkeit mit ein. Leichte Peitschenhilfe ist grundsätzlich erlaubt. Bei dreimaligem Ausbrechen bzw. Widersetzlichkeit in einer Teilprüfung wird das Pferd von der weiteren Prüfung ausgeschlossen. Die Prüfung gilt dann als nicht bestanden. Das Geschicklichkeitsziehen (Prüfungsteil II) wird mittels Ziehen einer Schwachholzstange (ca. 7 m lang, 0,3 Festmeter trocken entrindet) auf einem Parcours von ca. 120 m Länge durch sechs um drei Meter von der Mittellinie versetzte Pflichttore im Arbeitsschritt ohne Mindestzeit durchgeführt. Der Kegelabstand im Tor beträgt ca. 1,1 m, der Torabstand 17 m. Eine Zeitnahme erfolgt nicht. Die Zugleistungsprüfung (Prüfungsteil III) wird vor dem Zugschlitten für alle Kaltblutrassen mit einem Zugwiderstand von mindestens 20 % des Körpergewichtes durchgeführt. Es ist eine Strecke von 1000 m in 12,5 Minuten mit dreimaligem Halt von je 10 Sekunden zurückzulegen. Die Anweisung zum Anhalten während dieser Teilprüfung erfolgt durch die Richter. 52

2 Entwicklung der Tierhaltung sowie Leistungs- und Qualitätsprüfungen in Niedersachsen Bei der Ermittlung des Gesamtergebnisses werden folgende Merkmale zu Grunde gelegt: Tabelle 20: Übersicht Merkmale mit Gewichtungsfaktoren Merkmale % Anteil Umgänglichkeit 15 Arbeitswilligkeit 10 Zugmanier 20 Fahranlage 20 Nervenstärke 10 Schritt 15 Trab 10 Im abgelaufenen Jahr 2016 fand die Feldprüfung wieder auf dem Gelände der Hengstleistungsprüfungsanstalt in Adelheidsdorf statt. Aus Niedersachsen wurden vier Stuten und zwei Hengste geprüft. Die Stuten erzielten eine Durchschnittsnote in Höhe von 8,26, die Hengste beendeten die Prüfung mit der Durchschnittsnote 7,64. Die Prüfungsergebnisse besitzen nach wie vor eine gute Aussagekraft im Hinblick auf Leistungsfähigkeit und Gebrauchseignung der Prüfungsteilnehmer und wirken sich bei erfolgreichem Abschneiden positiv auf den Marktwert der Pferde aus. Ebenso erhalten die Züchter wertvolle Entscheidungshilfen bei der weiteren Zuchtplanung. Für die Unterstützung und das Entgegenkommen seitens des ML und des Landgestütes Celle sei an dieser Stelle gedankt. 53

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Demonstrationen, Erprobungen Versuche und Projekte S. Sagkob 1 1 LWK Niedersachsen, F.B. 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; stefan.sagkob@lwk-niedersachsen.de Einleitung Es gibt viele Fragestellungen im Bereich Verbesserung Tierwohl, Tierschutz, Umwelt- und Ressourcenschutz. Die Tierhaltung steht im Fokus der Öffentlichkeit und der Politik, wie z.b. der Tierschutzplan Niedersachsen und die Novellierung der Düngeverordnung zeigt. Durch die neuen Herausforderungen in der nachhaltigen Tierhaltung und Schutz der Umwelt ist es sinnvoll, eigene Antworten neutral und unabhängig zur örtlichen Struktur für die Landwirte zu erarbeiten. Ein Auszug mit rechtlichem Hintergrund bildet das Tierzuchtgesetz, das Tierschutzgesetz, die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, der Tierschutzplan Niedersachsen, Düngeverordnung und das Gesetz über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Netzwerk Versuchswesen Tier Ziel des Sachgebietes Versuchswesen Tier ist ein Netzwerkaufbau und Wissenstransfer in den Bereichen Demonstration, Erprobung, Versuche und der Weiterentwicklung der Tierhaltung. Die Untersuchungen sind tierartübergeifend und interdisziplinär ausgelegt. Der Schwerpunkt liegt in der neutralen und unabhängigen Findung von Antworten für die Probleme der praktischen Landwirte, wobei viele Organisationen mitwirken und beteiligt sind. Siehe untenstehende Abbildung. Abbildung 14: Anforderungen an das Versuchswesen Tier mit Zielausrichtung 54

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Es entstehen Fragestellungen auf den Betrieben, in der Praxis und Beratung. Zu diesen Fragestellungen wird ein Untersuchungsdesign mit den jeweiligen Fachleuten und beteiligten Landwirten besprochen und geplant. Nach der Durchführung werden die Ergebnisse zusammengestellt und für die Praxis interpretiert. Die Ergebnisse bilden eine Entscheidungsbasis für die Landwirte und Politik. Die Untersuchungen werden auf den eigenen LWK-Tierhaltungsstandorten und bei Bedarf auf landwirtschaftlichen Betrieben verfolgt. Für sehr umfassende Fragestellungen und Themen wird eine Hypothese erarbeitet. Diese Hypothese bildet eine Übergabe in die Agrarforschung, die von Universitäten und Hochschulen bearbeiten werden. In Bachelor- und Masterthesen werden Erkenntnisse erarbeitet, die als Antwort in die Praxis überführt werden. In der kausalen Forschung ist das Sachgebiet Versuchswesen Tier nur unterstützend tätig. In der folgenden Abbildung 15 wird auf die Begriffe Demonstration, Erprobung, Versuch und Projekt eingegangen. Abbildung 15: Einordnung der Begriffe im Versuchswesen Tier in Abhängigkeit der Aussagekraft, Datenqualität und Zeit Die Begriffe können nach Dauer, Datenqualität, Datenquantität und Aussagekraft eingeteilt werden. Eine Demonstration ist zeitlich begrenzt und besitzt eine geringe Datenqualität. Über die Erprobung, den Versuch bis hin zum langjährigen Projekt steigt die Datenqualität und Aussagekraft. Mit einer Demonstration und Erprobung kann eine Tendenz dargestellt werden. Um eine Entscheidungsbasis zu erarbeiten sind die Ergebnisse aus einem Versuch und einem Projekt vorzuziehen. Der Aufbau ist durchlässig, da aus Projektergebnissen eine kurze Demonstration vor Landwirten entstehen kann. Hier dargestellt als hellgrüner Pfeil. 55

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Die Fragestellungen werden nach der SMART-Regel aufgestellt, um die Effizienz und Effektivität zu steigern. Tabelle 21: Übersicht SMART-Regel nach Doran, G. T. (1981) /Prof. Dr. Hugo M. Kehr, Dipl.-Psych. Kaspar Schattke, TUM (2012) S Bedeutung Spezifisch Beschreibung Ziele müssen eindeutig definiert sein (nicht vage, sondern so präzise wie möglich). M Messbar Ziele müssen messbar sein (Messbarkeitskriterien). A Akzeptiert Ziele müssen von den Empfängern akzeptiert / abgestimmt werden/sein R Realistisch Ziele müssen möglich sein. T Terminiert zu jedem Ziel gehört eine klare Terminvorgabe, bis wann das Ziel erreicht sein muss. Das Versuchswesen Tier der Landwirtschaftskammer Niedersachsen besitzt die Stärke der Neutralität und Unabhängigkeit. Die folgenden Beiträge dienen als Beratungs- und Entscheidungsgrundlage für die hiesigen Betriebe und bilden eine Entscheidungsgrundlage die Tierhaltung zu verbessern. Die Beiträge gliedern sich in - Einleitung / Zielsetzung - Material- und Methodenteil - Ergebnisse / Auswertung - Fazit 56

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.1 Wiederkäuer 3.1.1 Untersuchungen zum Einsatz von gesextem Sperma in der Milchviehpopulation Niedersachsens Dr. J. Groenewold 1, S. Diers 2, Prof. Dr. C. Knorr 2 1 LWK Niedersachsen, F.B. 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; jakob.groenewold@lwk-niedersachsen.de 2 Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Abteilung Biotechnologie und Reproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere, Burckhardtweg 2, 37077 Göttingen 1. Einleitung Gesextes Sperma wird züchterisch gezielt eingesetzt, um mehr weibliche Nachzuchttiere zu erzeugen und damit die Selektionsintensität in den Betrieben zu erhöhen. Vorteile ergeben sich aber auch dadurch, dass die Schwer- und Totgeburtenrate bei weiblichen Kälbern deutlich niedriger ist als bei männlichen Kälbern. Es stellt sich nun die Frage, ob und inwiefern das Geschlecht der Kälber auch einen Einfluss auf die Leistung der erstlaktierenden Muttertiere hat. Ziel der vorliegenden Studie war es daher insbesondere zu prüfen, ob es einen Effekt des eingesetzten gesexten Spermas auf funktionale Merkmale und Produktionsmerkmale von Färsen unter Berücksichtigung des Kalbgeschlechtes gibt. 2. Material und Methoden Der Auswertung lagen Herdendaten aus den Zuchtgebieten der Rinderzuchtverbände Masterrind und des VOSt aus dem Milchkotrolljahr 2014/2015 zugrunde, die von den Vereinigten Informationssystemen Tier (vit) in Verden aufbereitet wurden. Zur Datenauswahl mussten verschiedene Kriterien erfüllt werden: a) Es wurden nur Daten von niedersächsischen Herden der Rasse Holstein Frisian ausgewählt, in denen jeweils mindestens 20 Besamungen bei Färsen mit jeweils ungesextem bzw. gesextem Sperma erfolgten. Von diesen Färsen wurden Daten zur Milchleistung, Fruchtbarkeit, und zum Kalbeverlauf ausgewertet b) Das Intervall letzte Besamung bis Kalbung musste zudem mindestens 265 und durfte höchstens 295 Tage betragen. Die korrekte Zuordnung der geborenen Kälber aus einer Besamung mit gesextem bzw. ungesextem Sperma war damit gewährleistet. c) Die ausgewählten Herden mussten mindestens zehn verifizierte Kalbungen aus gesextem und nicht gesextem Sperma aufweisen. Die ausgewerteten 55.554 Kälber wurden vier Klassen zugeordnet, wobei nach Art des eingesetzten Spermas (nicht gesext / gesext) und dem Geschlecht der geborenen Kälber (männlich / weiblich) differenziert wurde: 57

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung ng_m ng_w g_m g_w nicht gesextes Sperma_männliches Kalb nicht gesextes Sperma_weibliches Kalb (weiblich) gesextes Sperma_männliches Kalb (weiblich) gesextes Sperma_weibliches Kalb Tabelle 22: Verteilung der ausgewerteten Kälber nach Geschlecht und Art des verwendeten Spermas Kategorie Gesextes Geschlecht des Anzahl Sperma Kalbes Kälber % Anteil ng_m Nein männlich 15.585 28,0 ng_w Nein weiblich 17.389 31,3 g_m Ja männlich 2.930 5,3 g_w Ja weiblich 19.650 35,4 Gesamt 55.554 100 3. Ergebnisse und Diskussion Um einen Überblick über den Einsatz von gesextem Sperma in den Herden zu erhalten, wurden zunächst 178.270 Tiere in die Auswertung aufgenommen. Bei diesen wurde das gesexte Sperma mit einem Anteil von 59,7 % in der ersten Besamung eingesetzt. Für die Folgebesamungen nimmt die Verwendung stark ab. So wird bei der vierten Besamung nur noch bei 6,6 % der Tiere gesextes Sperma eingesetzt. Damit bestätigen sich andere Studien, in denen festgestellt wurde, dass geschlechtssortiertes Sperma aufgrund der geringeren Trächtigkeitsraten und höheren Kosten überwiegend für Färsen und für erste Besamungen genutzt wird (Seidel, 2007; DeJarnette et al., 2009). Die Anzahl der Tiere war für diese Teilauswertung deutlich höher als für die Folgenden, da Abgänge bis zur Kalbung und die vorgegebenen Kriterien die Datenmenge reduziert haben. Von den insgesamt 55.554 Kälbern aus Färsenkalbungen entstammen 22.580 aus Besamungen mit gesextem Sperma (Anteil weibliche Kälber: 87,0 %) und 32.974 aus solchen mit nicht gesextem Sperma (Anteil weibliche Kälber: 52,7 %). Von diesen Kälbern wurden die Totgeburtenraten für die einzelnen Kategorien entsprechend der Tabelle 23 ermittelt. Diese liegen für weibliche Kälber unabhängig von der Spermaaufbereitung bei je 5 %. Beim Einsatz von gesextem lagen die Totgeburtenraten bei 10,8 % und damit etwas höher als bei nicht gesextem Sperma (9,7 %). Auffällig ist in der vorliegenden Studie die mit einem Anteil von 30,6 % deutlich erhöhte Totgeburtenrate für männliche Kälber aus gesextem Sperma. Daraus ergibt sich eine 2,86-fach erhöhte geschätzte Wahrscheinlichkeit für eine Totgeburt von männlichen Kälbern aus gesextem Sperma gegenüber männlichen Kälbern aus nicht gesextem Sperma. 58

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 23: Totgeburtenrate (in %) bei Färsen in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kalbes und der Art des eingesetzten Spermas im Vergleich zu anderen Untersuchungen. Literaturquelle ng_m ng_w g_m g_w Borchersen u. Peacock (2009) 20,0 12,0 14,0 10,0 DeJarnette et al. (2009) 13,0 10,5 20,0 9,2 Norman et al. (2010) 10,8 9,7 15,6 10,8 LWK Niedersachsen (2016) 13,4 5,0 30,6 5,0 In dieser und in zwei anderen durchgeführten Studien (DeJearnette et al., 2009; Norman et al., 2010) sind die Totgeburtenraten für männliche Kälber aus gesextem Sperma erhöht, wobei deutliche Unterschiede zwischen den Ergebnissen festzustellen sind. Borchersen und Peacock (2009) beschreiben dagegen einen gegenteiligen Effekt. DeJarnette et al. (2009) weisen als mögliche Einflussfaktoren auf Unterschiede beim Kalbealter, die Kalbesaison und die eingesetzten Bullen hin. Sie halten es für wahrscheinlich, dass während des Sortierprozesses fehlerhaft selektierte aneuploide männliche Spermien in einem direkten Zusammenhang zu der Totgeburtenrate von männlichen Kälbern aus gesextem Sperma stehen. Für das Merkmal Kalbeverlauf wurden nur Kalbungen mit beobachtetem Kalbeverlauf (Klassen: 1-4) in die Auswertung aufgenommen (n=52.710). Die mittleren Kalbeverlaufsklassen zeigen Unterschiede zwischen den Geschlechtern (m: 1,41 und 1,42; w: 1,26 und 1,25). Bei männlichen Kälbern zeichnet sich ein etwas schwierigerer Kalbeverlauf ab. Auch Tubman et al. (2004) bestätigen dieses Ergebnis mit mittleren Kalbeverläufen von 1,15 für weibliche Kälber und 1,30 für männliche Kälber. Als Ursache hierfür ist insbesondere das höhere Geburtsgewicht der männlichen Tiere anzusehen. Die Art des eingesetzten Spermas hatte keinen Einfluss auf den Kalbeverlauf. Auch bei der Schwergeburtenrate (N= 52.710) liegen die Raten bei männlichen Kälbern generell höher als bei weiblichen. Auch hier ist kein Unterschied bezüglich der Spermaart zu erkennen (ng_m: 6,1% / ng_w: 2,5% / g_m: 5,6% / g_w: 2,2%). Eine weitere Datenauswertung erfolgte für die Merkmale Rastzeit und Anzahl Besamungen und die Non-Return-Raten. Ein Effekt von gesextem Sperma auf die Länge der Rastzeit ist nicht zu erkennen, beim Besamungsindex und der Non-Return-Rate sind die Unterschiede gering. Die Laktationsleistungen Milch-, Fett- und Eiweißmenge wurden für alle Kühe ermittelt, die mindestens acht Kontrolltage in der ersten Laktation absolviert haben (n=32. 718). Die hochgerechnete 305-Tage-Milchmenge (Tabelle 24) ist für Erstkalbinnen, die aus gesextem Sperma gekalbt haben, um 204 kg niedriger als bei Färsen mit einer Kalbung aus nicht gesextem Sperma. Auch bei der Fett- und Eiweißmenge zeigen sich ähnlich gerichtete Unterschiede. Dabei ist zu beachten, dass das Erstkalbealter der gesext besamten Färsen rund 40 Tage niedriger als in der Vergleichsgruppe ist. 59

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 24: 305-Tage-Laktationsleistung für Milchmenge bei Färsen in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kalbes und der Art des eingesetzten Spermas Kategorie Anzahl Milchmenge kg Tiere (305 Tage) Standardabweichung ng_m 9.184 8.858 1.408 ng_w 10.286 8.656 1.382 g_m 1.685 8.456 1.421 g_w 11.583 8.487 1.362 Die Überlebensraten innerhalb der ersten Laktation wurden für die verschiedenen Stufen des Effektes gesextes Sperma*Kalbgeschlecht anhand von Erstkalbinnen berechnet, die mindestens 100 Tage vor dem Datenschnitt (10.10.2015) gekalbt hatten (N=51.436). Erstkalbinnen mit weiblichen Kälbern aus gesextem Sperma zeigen dabei eine etwas höhere Überlebensraten als andere Erstkalbinnen. Bei den Abgangsursachen (Kriterien lt. ADR-Berichten, 2006) zeigen sich keine Unterschiede zwischen den einzelnen Kategorien. 4. Zusammenfassung und Fazit Ziel der vorliegenden Studie war es, den Effekt von gesextem Sperma auf funktionale Merkmale und Produktionsmerkmale von Färsen unter Berücksichtigung des Kalbgeschlechtes zu untersuchen. - Gesextes Sperma wird überwiegend für die ersten Besamungen bei Färsen eingesetzt, mit den Folgebesamungen nimmt der Einsatz stark ab. - In dieser Auswertung wurden 87 % weibliche Kälber aus geschlechtssortiertem Sperma geboren, was in etwa den Erwartungen entspricht. - Viele der untersuchten Merkmale weisen zwar einen Einfluss des Kalbegeschlechtes, jedoch nicht in Abhängigkeit von der Verwendung von gesextem oder nicht gesextem Sperma auf. So zeigte sich bei männlichen Kälbern ein schwierigerer Kalbeverlauf und eine erhöhte Schwergeburtenrate, während die Rastzeit und die Anzahl Besamungen in der ersten Laktation nach Geburten von weiblichen Kälbern leicht verringert ist. Komplikationen bei der Geburt können das nachfolgende Fruchtbarkeitsergebnis negativ beeinflussen. - Auch die anderen untersuchten Merkmale weisen keine signifikanten Unterschiede zwischen der Art des eingesetzten Spermas auf - Auffällig ist jedoch die Totgeburtenrate männlicher Kälber aus weiblich gesextem Sperma. Sie ist hier für männliche Kälber aus gesextem Sperma im Vergleich zu den anderen Interaktionen deutlich erhöht. In der Literatur werden dazu jedoch unterschiedliche, zum Teil konträre Angaben gemacht, so dass hier noch weiterer Forschungsbedarf besteht. 60

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 5. Literaturverzeichnis BORCHERSEN, S. UND PEACOCK, M. (2009): Danish A.I. field data with sexed semen. Theriogenology 71, 59-63. DEJARNETTE, J.M., NEBEL, R.L. UND MARSHALL, C.E. (2009): Evaluating the success of sex-sorted semen in U.S. dairy herds from on farm records. Theriogenology 71, 49 58. NORMAN, H.D., HUTCHISON, J.L. UND MILLER, R.H. (2010): Use of sexed semen and its effect on conception rate, calf sex, dystocia, and stillbirth of Holstein in the United States. Journal of Dairy Science 93, 3880 3890. SEIDEL, G.E. (2007): Overview of sexing sperm. Theriogenology 68, 443-446. TUBMAN, L.M., BRINK, Z., SUH, T.K. UND SEIDEL, G.E. (2004): Characteristics of calves produced with sperm sexed by flow cytometry/cell sorting. Journal of Animal Science 82, 1029-1036. 61

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.1.2 Variation der Futteraufnahmen von Milchkühen vor der Kalbung A. Meyer 1, T. Engelhard 2, Prof. Dr. R. Staufenbiel 3 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 2 Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt, Lindenstr. 18, 39606 Iden, thomas.engelhard@llg.mule.sachsen-anhalt.de 3 Freie Universität Berlin, Klinik für Klauentiere, Königsweg 65, 14163 Berlin 1. Einleitung In einer früheren Untersuchung am ZTT Iden nahmen Milchkühe während der letzten fünf Tage vor der Kalbung (a.p.) im Mittel 13,0 kg TM/Kuh/Tag auf. Anschließend wurden die Tiere in zwei Klassen mit hoher und niedriger TM-Aufnahme eingeteilt. Die Kühe mit den niedrigen TM-Aufnahmen a.p. (9,5 kg TM/Tag) wiesen gegenüber den Tieren mit dem hohen Verzehr (15,8 kg) folgendes auf: höhere Laktationsnummern und höhere Körpermassen, reduzierte Milchmengen und Milcheiweißgehalte in der folgenden Frühlaktation, geringere visuelle Bewertungen der Pansenfüllung nach Hungergrubenscore, erhöhte Gehalte an Freien Fettsäuren (NEFA) und Betahydroxybutyrat im Blut, vermehrt Kuhabgänge wegen Stoffwechselstörungen (p.p). In der folgenden Untersuchung sollten die Effekte unterschiedlicher und insbesondere geringer Futteraufnahmen a.p. exakter erfasst sowie nach Ursachen für die Variationen gesucht werden. 2. Material und Methoden In die Untersuchung wurden 109 DH-Kühe, die nach der 1. bis maximal 9. Laktation trockengestellt wurden, einbezogen. Während der Vorbereitungsfütterung in den letzten drei bis zwei Wochen a.p. bis zum 60. Tag p.p. erfolgte ununterbrochen die Erfassung der Futteraufnahmen an automatischen Wiegetrögen mit Tiererkennung. Die Rationen entsprachen der Betriebsroutine und wiesen folgende Gehalte je kg TM auf: Vorbereitungszeit 6,6 MJ NEL, 138 g Rohprotein, 148 g nxp, 395 g andfom, 226 g Stärke + Zucker Frühlaktation 7,1 MJ NEL, 163 g Rohprotein, 157 g nxp, 307 g andfom, 248 g Stärke + Zucker Nach der Kalbung wurden die Milchmengen täglich sowie die Milchfett- und Milcheiweißgehalte wöchentlich bis zum 60. Tag p.p. gemessen. Am 21., 14. und 7. Tag a.p., am Tag der Kalbung sowie am 1. bis 3., 7. 28. und 60. Tag. p.p. wurden wichtige Parameter des Stoffwechsels im Blut sowie zur Bestimmung von Blutbildern untersucht. Im peripartalen Zeitraum erfolgte täglich eine definierte Einschätzung der Pansenfüllung mittels Hungergrubenscore (Score 1 = sehr schlechte 62

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Füllung bis Score 5 = sehr starke Füllung, Zielwert a.p. > 3,5). Die Kühe wurden mehrfach gewogen, die Körperkondition nach body condition score (BCS) eingeschätzt sowie die Rückenfettdicken (RFD) gemessen. Bestandteil der Auswertung waren weiterhin Leistungs- und Fruchtbarkeitsdaten der Vorlaktation sowie Informationen zum Kalbeverlauf im Untersuchungszeitraum. Die Daten der Tiergesundheit und zu klinischen Untersuchungen der Tiere, u.a. zum Status der Klauengesundheit, wurden permanent erfasst. Für die Datenauswertung erfolgte wiederum die Bildung von drei Auswertungsklassen in Abhängigkeit von der mittleren TM-Aufnahme der Einzeltiere in den letzten 7 Tagen a.p.. Die Klassenbildung wurde unter Berücksichtigung des Mittelwertes (13,9 kg TM/Kuh/Tag) und der Standardabweichung s (2,6 kg) für alle Tiere wie folgt vorgenommen: Klasse 1 = gering : < Mittelwert ½ s Klasse 2 = mittel : Mittelwert ½ s bis < Mittelwert + ½ s Klasse 3 = hoch : Mittelwert + ½ s Dabei ergab sich die in Tabelle 25 dargestellte Einteilung. Zwei Kühe wurden nicht zugeordnet. Neun Kühe schieden aufgrund von Zwangsmerzungen aus, sieben davon bis zum 60. Tag p.p.. Tabelle 25: Bildung der Auswertungsklassen in Abhängigkeit von der mittleren TM-Aufnahme der Kühe (kg/kuh/tag) in der letzten Woche a.p. Auswertungsklasse 1 2 3 TM-Aufnahme der letzten Woche a.p. gering mittel hoch Anzahl Kühe 34 37 36 Grenzen der Klassenbildung < 12,6 12,6 bis 15,2 > 15,2 Mittelwert (Stabw) 10,9 (1,3) 13,8 (0,8) 16,8 (1,1) Minimum Maximum 8,5 12,5 12,6 15,2 15,3 19,7 Im gesamten Zeitraum der Datenerfassung wurden an Kühen, die beim praktischen Controlling mit geringen Futteraufnahmen a.p. und p.p. auffielen, im Rahmen des Herdenmanagements Maßnahmen zur Erhöhung des Futterverzehrs und zur Stabilisierung des Stoffwechsels vorgenommen. Kennzeichnung mit abc weisen in den Tabellen auf signifikante Mittelwertdifferenzen hin (p < 0,05), Kennzeichnungen mit * im Text auf signifikante Korrelationen. 3. Ergebnisse Verschiebungen von 305-Tage-Leistungen und Gesamtleistungen zwischen den Klassen resultierten aus unterschiedlicher Laktationsdauer als Folge unterschiedlicher Zwischenkalbezeit (ZKZ). Teilweise vorzeitiges Trockenstellen von Tieren als Reaktion auf verlängerte Laktationsdauer nach verspäteter Konzeption führte zu einer im Mittel verlängerten ersten Phase des Trockenstehens in der Klasse 1. 63

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 26: Daten der Vorlaktation und zum Trockenstellen Auswertungsklasse / Futteraufnahme a.p. Parameter 1 gering 2 mittel 3 hoch Mittelwert Mittelwert Mittelwert Nummer Vorlaktation 3,5 3,0 3,1 Vorlaktation Milchmenge, kg Milchmenge, kg, 305 Tage Fett- + Eiweißmenge, kg Fett- + Eiweißmenge, kg, 305 Tage 13.177 11.683 944 821 12.259 11.393 897 828 13.037 12.180 949 871 Vorlaktation Rastzeit, Tage Zwischenkalbezeit, Tage Portionsaufwand 86 429 a 3,5 a 82 390 b 2,0 b 83 383 b 1,9 b Trockenstellen Körpermasse, kg BCS-Note Rückenfettdicke, mm 750 3,3 a 17,7 737 3,1 17,2 750 3,0 b 14,6 Trockenstehdauer (Phase 1), Tage Vorbereitungszeit (Phase 2), Tage 37 a 21 31 b 21 30 b 20 Die Kühe der Klasse 1 weisen einen etwas höheren BCS auf, ohne im Mittel zu fett zu sein. 15 % der Kühe in Klasse 1 erreichten oder überschritten den oberen BCS-Grenzwert für die Kalbung von 3,75 schon zum Trockenstellen. Die anderen Klassen lagen im unteren Bereich des Optimums oder wiesen schon auf eine knappe Konditionierung für Trockensteher hin. Bei 13 bzw. 8 % der Kühe ergab sich eine BCS-Note von 3,75 zum Trockenstellen. Auftretende Lahmheiten beeinflussten die TM-Aufnahmen a.p. signifikant. Der tägliche TM-Verzehr von lahmen Tieren (n = 25) lag bei 12,5 kg TM, der von Kühen ohne diese Störung bei 14,3 kg TM (n = 84). Als signifikante Einflussfaktoren auf die TM-Aufnahmen a.p. wurden Merkmale der Geburt ermittelt. Mit Zwillingen tragende Kühe fraßen deutlich weniger (11,0 kg TM, n = 5) als die mit Einlingen (14,0 kg, n = 104). Ebenso waren bei Totgeburten geringe TM-Aufnahmen schon a.p. zu verzeichnen (11,8 kg TM, n = 7) sowie ein Trend dazu bei mittelschweren bis schweren Geburten (12,8 kg, n = 13). Differenzen in den TM-Aufnahmen bestehen zwischen den Klassen im Mittel der gesamten Vorbereitungsphase (Tabelle 27). Für die Klasse 1 setzt sich der geringere Verzehr auch p.p. fort. Bei vergleichbaren Rationsangeboten variieren die Energieaufnahmen zwischen den Klassen mit dem TM-Verzehr, woraus im Mittel geringere Milchleistungen für die Klasse 1 resultieren. Infolge dieser 64

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Anpassung an die Versorgungslage ergaben sich in der Frühlaktation keine ausgeprägten Unterschiede in der Energiebilanz (Abbildung 16). Diese waren aber a.p. in signifikantem Umfang vorhanden. Alle Klassen lagen deutlich über dem nach GfE (2003) kalkulierten Energiebedarf. Tabelle 27: TM- und Energieaufnahmen sowie Milchleistungen und -inhaltsstoffe Parameter TM-Aufnahme drei Wochen a.p., kg/tag Energieaufnahme, MJ NEL/Tag TM-Aufnahme bis 60. Tag p.p., kg/tag Energieaufnahme, MJ NEL/Tag Milchmenge bis 60. Tag p.p., kg/tag ECM, kg/tag Milchfettgehalt bis 60. Tag p.p., % Milcheiweißgehalt, % Auswertungsklasse / Futteraufnahme a.p. 1 gering 2 mittel 3 hoch 12,4 a 81 a 20,8 a 148 a 41,5 a 14,3 b 93 b 23,2 b 165 b 41,6 a 45,1b 44,9 b 3,99 3,15 3,84 3,21 16,9 c 110 c 23,6 b 168 b 45,4 b 46,9 b 3,86 3,18 Abbildung 16: TM-Aufnahmen und Energiebilanzen der Kühe der Auswertungsklassen während der Vorbereitungsphase a.p. und in der nachfolgenden Frühlaktation Die Kühe der Klasse 1 verloren nach BCS in der Trockenstehphase deutlich an Kondition (Tabelle 28), während in den Klassen 2 und 3 ein leichter Zuwachs zu verzeichnen war. Die Messungen der RFD ergaben dagegen jeweils Zunahmen, ansteigend mit der Höhe der TM- und Energieaufnahmen. Solche Differenzen traten auch bei der Körpermasseentwicklung vom Trockenstellen bis nach der Kalbung auf. Die Geburtsgewichte der Kälber waren ähnlich (Klasse 1: 41,9 kg; Klasse 2: 42,9 kg; Klasse 3: 41,1 kg). 65

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 28: Veränderung von BCS und RFD sowie der Körpermassen vom Trockenstellen bis zum 60. Laktationstag Auswertungsklasse / Futteraufnahme a.p. Parameter Body condition score (BCS) Trockenstellen bis 1./3. Tag p.p. 1./3. Tag bis 60. Tag p.p. Rückenfettdicke (RFD) Trockenstellen bis 1./3. Tag p.p. 1./3. Tag bis 60. Tag p.p. Körpermasse Trockenstellen bis 1./3. Tag p.p. 1./3. Tag bis 60. Tag p.p. 1 gering 2 mittel 3 hoch Mittelwert Mittelwert Mittelwert -0,12 a 0,09 b 0,18 b -0,76-0,71-0,70 1,5 1,8 2,7-6,6-7,9-7,0-37 a -22-12 b -50-35 -48 In der Frühlaktation waren für die Veränderungen von BCS, RFD und Körpermassen in Übereinstimmung mit den Energiebilanzen keine gesicherten Differenzen zwischen den Klassen festzustellen. Die Messwerte der NEFA im Blut lagen für die Klasse 1 schon a.p. auf einem höheren Niveau als die der Klasse 3 (Abbildung 17), was auf intensivere Lipolyse hinweist. Beginnend mit dem Tag der Kalbung steigen die NEFA-Gehalte dieser Tiere im Vergleich zu denen der Klasse 2 und insbesondere 3 stärker an und überschreiten z. T. die Obergrenze des Referenzbereiches nach Staufenbiel. Dies erklärt sich nicht anhand der berechneten Energiebilanzen und der festgestellten Veränderungen von BCS, RFD und Körpermasse. Die mittleren BHB-Gehalte im Blut stiegen nach der Kalbung für die Klasse 1 ebenfalls am stärksten an. Am Ende der ersten Laktationswoche wurde der Grenzwert von 1,0 mmol/l erreicht und überschritten, was auf eine subklinisch ketogene Stoffwechsellage hindeutet. In der ersten Laktationswoche wurden für die Klasse 1 in 23 % der Einzelproben BHB-Werte < 1,2 mmol gemessen (Klasse 2: 8 %, Klasse 3: 6 %). Für die Messzeitpunkte 28. und 60. Tag p.p. fielen zusammengefasst in der Klasse 1 26 % der Proben mit solchen überhöhten Werten auf (Klasse 2: 8%, 3: 0 %). Die Untersuchungen der Leberenzyme im Blut (ASAT, GLDH, GGT) ergaben keine gesicherten Klassenunterschiede, was auf Effekte vorgenommener stoffwechselstabilisierender Maßnahmen und/oder auf physiologische Leistungsanpassungen hinweisen könnte. Aus der Bestimmung der Blutbilder ergab sich weder für die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) noch für die Entzündungszellen (Leukozyten) und/oder aus weiteren Parametern zur Identifizierung inflammatorischer Prozesse ein Zusammenhang zur TM-Aufnahme a.p. Aufgrund von Stoffwechselstörungen und möglichen Folgeerkrankungen (Mastitis) gingen im ersten Laktationsdrittel 6 % der Kühe der Klasse 1 ab (Klassen 2 und 3: 3 %). 66

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Abbildung 17: Gehalte an NEFA und BHB im Blut der Kühe der Auswertungsklassen während der Vorbereitungsphase a.p. und in der nachfolgenden Frühlaktation Der Verlauf der täglichen TM-Aufnahmen der Kühe in den letzten zwei Wochen a.p. zeigt für die Kühe der Klasse 1 neben dem geringeren Niveau auch den vergleichsweise stärksten Rückgang bis zur Kalbung (Abbildung 18). Der TM-Verzehr der Kühe der Klasse 3 befand sich dagegen bis kurz vor der Kalbung auf einem konstant hohen Niveau. Die Mittelwerte der visuellen Bewertungen der Pansenfüllungen folgen im Verlauf den TM-Aufnahmen und spiegeln diese wider. Die absoluten Differenzen sind dabei gering, zeigen aber im Mittel der letzten fünf Tage a.p. und der ersten fünf Tage p.p. signifikant geringere Noten für die Klasse 1 (a.p. Klasse 1: 3,46 a, 2: 3,65 b, 3: 3,74 b, p.p. Klasse 1: 2,78 a, 2: 3,00 b, 3: 2,98). Abbildung 18: Verlauf der TM-Aufnahmen und der Pansenfüllung ( Hungergrubenscore ) der Kühe der Auswertungsklassen in den letzten beiden Wochen a.p. und in der ersten Laktationswoche 4. Fazit Anders als in der vorhergehenden Untersuchung blieben ältere und schwerere Kühe nicht deutlich im TM-Verzehr a.p. zurück. In der Herde etablierte Managementmaßnahmen können dazu beigetragen haben. Die Versuchskühe waren im Mittel nicht zu fett, die mit geringeren TM-Aufnahmen jedoch etwas stärker konditioniert, die mit höheren eher knapp. Eine verlängerte ZKZ mit erhöhtem 67

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Aufwand tragend gewordener Kühe sowie deshalb teilweise verlängerter Trockenstehdauer wurden als Ursachen für geringere TM-Aufnahmen a.p. ermittelt, ebenso auftretende Lahmheiten. Maßnahmen zur Optimierung des Fruchtbarkeits-, Trockensteher- und Klauengesundheitsmanagements können förderlich auf die TM-Aufnahmen a.p. wirken. Zu beachten ist, dass Kühe mit Zwillingsträchtigkeiten a.p. und die mit problematischen Geburten weniger fraßen. Die Futteraufnahme a.p. kann ein Indikator für solche Probleme sein. Für Kühe mit geringem und a.p. stark abfallendem Futterverzehr ergaben sich p.p. geringere Leistungen. Gleichzeitig zeigten die NEFA- sowie BHB-Gehalte im Blut jedoch abweichend von den Energiebilanzen eine Erhöhung der Stoffwechselbelastungen sowie des Ketoserisiko für diese Tiere an. Dies schlug sich jedoch nicht in schwerwiegenden Leberschädigungen oder stark erhöhten Abgangsraten infolge Stoffwechsel- und klinischer Folgeerkrankungen nieder. Maßnahmen des Herdenmanagements könnten wiederum ausgleichend gewirkt haben. Unterschiede bei den Veränderungen von BCS, RFD und Körpermassen a.p. können als Folge der differenzierten TM- und Energieaufnahmen interpretiert werden. Entgegen der kalkulierten positiven Energiebilanz, aber in Übereinstimmung mit den NEFA im Blut ergab sich ein Rückgang der BCS- Note für die Kühe der Klasse 1 in der Trockenstehphase. Die Messungen der RFD wiesen den nach berechneten Energiebilanzen zu erwartenden Zuwachs für alle Gruppen aus. Die Höhe der TM-Aufnahmen im peripartalen Zeitraum spiegelte sich deutlich in den Bewertungen der Pansenfüllung wider. Die absoluten Unterschiede waren im Mittel mit 0,2 bis 0,3 Noten zwischen den Klassen allerdings gering, was im Einzelfall zu verminderter Sicherheit bei der praktischen Anwendung des Bewertungsverfahrens führen könnte. Es sollte aber trotzdem als ein Element des komplexen Fütterungscontrollings im geburtsnahen Zeitraum angewendet werden, insbesondere um gegebenenfalls Kühe mit sehr geringen TM-Aufnahmen zu identifizieren. 68

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.1.3 Einsatz von Lupinen in der Milchkuhfütterung A. Meyer 1, T. Engelhard 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 2 Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt, Lindenstr. 18, 39606 Iden, thomas.engelhard@llg.mule.sachsen-anhalt.de 1. Zielsetzung Mit ihrer Eiweißpflanzenstrategie verfolgt die Bunderegierung das Ziel, mehr Eiweiß vom eigenen Acker zu produzieren. Mit Ausnahme der Fütterung in ökologisch wirtschaftenden Betrieben spielt der Einsatz heimischer Hülsenfrüchte bei uns bisher noch eine eher untergeordnete Rolle, aber durch die Greening-Verpflichtungen, Ackerfuchsschwanzprobleme im Ackerbau, GVO-Freiheit etc. erfahren die Körnerleguminosen derzeit eine Renaissance. Insbesondere die steigende Nachfrage nach gentechnisch unveränderten Milchprodukten macht die Körnerleguminosen interessant für den Einsatz in der Rinderfütterung. GVO-frei zu füttern heißt zumeist, auf Soja zu verzichten, zumal Nicht-GVO-Soja derzeit knapp und teuer ist. Bekanntlich können auch Hochleistungskühe ausschließlich mit Rapsschrot als Eiweißfuttermittel versorgt werden. Aber wenn (fast) alle Kühe in Deutschland nur noch Raps- und kein Sojaschrot mehr bekommen und die anderen Nutztierarten auch noch ihren möglichen Anteil erhalten sollten, würde die derzeit verfügbare Menge bei weitem nicht ausreichen. Um zu prüfen, welche Leistungen durch die Verfütterung von Körnerleguminosen zu erwarten sind, wurde in Kooperation mit der LWK Niedersachsen am ZTT in Iden ein Versuch zum Einsatz von Blauen Lupinen in der Milchkuhfütterung durchgeführt. Im Vergleich zu Ackerbohnen und Erbsen zeichnen sich Lupinen durch höhere Rohproteingehalte von etwa 29 bis 38 % sowie durch höhere Energiegehalte aus. Für bestimmte Rationstypen kann der geringere Stärkegehalt vorteilhaft sein. Wegen der Anfälligkeit gegenüber der Pilzkrankheit Anthraknose spielt derzeit nur die Blaue Lupine eine Rolle. 2. Material und Methoden Die TMR-Fütterung erfolgte an Fress-Wiegetrögen mit automatischer Tiererkennung. Während in der Versuchsgruppe Blaue Lupinen und Rapsschrot zu gleichen Anteilen (jeweils ca. 2,5 kg/tag) verfüttert wurden, erfolgte in der Kontrollgruppe der Einsatz des Eiweißfuttermittels ausschließlich über Rapsschrot (ca. 4,5 kg/tag). Zusätzlich gab es weitere geringfügige Anpassungen der Versuchsration im Kraftfutteranteil, hinsichtlich des Grobfutters waren die Rationen identisch zusammengestellt (Tabelle 29). Aufgrund des höheren Schwefelgehaltes bedingt durch den höheren Rapsschrotanteil lag die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) der Kontrollration etwas tiefer als die des Versuchsfutters. 69

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 29: Zusammensetzung und Gehaltswerte der Rationen Ration Futtermittel Versuchsgruppe Kontrollgruppe Lupine + Raps Raps % TM der TMR Maissilage + Pressschnitzelsilage 20 + 6 Gras- + Luzernesilage + Stroh 21 + 11 + 4 Rapsextraktionsschrot 9 16 Blaue Lupinen 9 - Getreidemischung + Feuchtmais 18 20 Rohglycerin + Mineralfutter 2 2 Nährstoff- und Energiegehalte je kg TM der TMR NEL, MJ 7,2 7,1 Rohprotein / nxp / RNB, g 161 / 158 / 0,6 162 / 160 / 0,4 Strukturwirksame Rohfaser /Grobfutter-NDF, g 127 / 232 128 / 233 Stärke / Zucker, g 219 / 35 214 / 35 Rohfett, g 38 36 Phosphor, g 4,3 4,2 DCAB, meq 126 108 Eine Erhöhung der UDP- und nxp-gehalte der Lupinen ist durch einer thermische bzw. hydrothermische Behandlung möglich. Von beiden im Versuch eingesetzten Lupinensorten (Boregine, Regent) wurde eine Teilpartie in einer mobilen Toastanlage thermisch behandelt. Bei einer weiteren Sorte (Boruta) erfolgte eine hydrothermische Behandlung. Anschließend untersuchte die Universität Stuttgart-Hohenheim den ruminalen Rohproteinabbau in den unbehandelten und behandelten Lupinenproben an Kühen mit großer Pansenfistel. Die daraus abgeleiteten UDP-Gehalte zeigt die Abbildung 20. Behandlungseffekte von ca. 10 Prozentpunkten sind zu erkennen (ausgewiesen für Passageraten durch den Pansen von 5 und 8 % je Stunde). 3. Ergebnisse Im Ergebnis des 100tägigen Fütterungsversuchs mit 80 Kühen ergaben sich keine statistisch abzusichernden Unterschiede in der Futteraufnahme sowie bei den Milchleistungsparametern (Tabelle 30). 70

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 30: Ausgewählte Ergebnisse des Fütterungsversuchs Parameter Gruppe Lupine + Raps Raps TM-Aufnahme kg/tag 25,5 26,1 Milchmenge kg/tag 42,7 44,4 ECM kg/tag 40,6 42,0 Fettmenge g/tag 1534 1556 Eiweißmenge g/tag 1442 1530 Milchharnstoffgehalt g/l 198 192 Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem anteiligen Einsatz von Blauen Lupinen als Eiweißfuttermittel in Kombination mit Rapsschrot hohe Futteraufnahmen sowie Milch- und Eiweißleistungen zu erreichen sind. Im Versuch deutete sich in der Tendenz aber auch eine etwas höhere Milcheiweißleistungen für die reine Rapsschrotration an. Dies könnte an den im Vergleich zu den Lupinen wesentlich konstanteren Proteingehalten im Extraktionsschrot gelegen haben. Abbildung 19 zeigt analysierte Rohproteingehalte aus den einzelnen Anlieferungen der im Versuch eingesetzten Eiweißfuttermittel. Diese möglichen Schwankungen gilt es in der Praxis zu bedenken. 400 Rohprotein, g/kg TM 350 Tabellenwerte 300 250 200 150 Blaue Lupine Rapsextraktionsschrot Abbildung 19: Rohproteingehalte in Proben von Anlieferungen der eingesetzten Eiweißfuttermittel 71

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Weiterhin ergab sich aus den Futtermitteluntersuchungen und aus der Rationskalkulation für die Lupinenration ein etwas geringerer Gehalt an nxp. Auch das könnte Ursache für die etwas niedrigere Milcheiweißleistung sein. Alle verfütterten Lupinensorten wurden auf ihren Alkaloidgehalt untersucht. Die dabei festgestellten Konzentrationen waren mit 0,01 % sehr gering und besitzen für die Wiederkäuerfütterung keinerlei Relevanz. 40 UDP, % 35 30 Passagerate 5%/h 33 Passagerate 8 %/h 34 37 25 25 25 28 26 25 20 15 10 21 18 18 15 unbehandelt behandelt Boregine Regent Boruta Boregine Regent Boruta Sorte Abbildung 20: UDP-Anteile in Sorten von Blauen Lupinen vor und nach technischer Behandlung (Boregine und Regent: thermische Behandlung, Boruta: hydrothermische Behandlung) 4. Fazit In einem Milchkuhversuch mit Einzeltierfütterung wurde die Kombination von Blauen Lupinen und Rapsschrot mit dem alleinigen Einsatz von Rapsschrot als Eiweißfuttermittel verglichen. Je Kuh und Tag wurden etwa 2,5 kg unbehandelte Lupinen verfüttert. Zwischen den Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede. Passend zur kalkulierten Versorgungslage der Kühe deutet sich eine etwas höhere Milch- und Milcheiweißleistung bei ausschließlicher Versorgung mit Rapsschrot als Proteinkomponente an. Schwankende Rohprotein- und nxp-gehalte von Blauen Lupinen können sich ggf. nachteilig auf die Konstanz der Versorgungslage auswirken. Durch thermische oder hydrothermische Behandlung kann der UDP- und nxp-gehalt der Lupinen erhöht werden. 72

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.1.4 Erfassung zur eingesetzten Arbeitszeit in der Bullenmast und dem Alter der Bullenställe in praktischen Betrieben in Niedersachsen im Wirtschaftsjahr 2015/16 H. Meine-Schwenker 1 1 LWK Niedersachsen, F.B. 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; heidi.meine-schwenker@lwk-niedersachsen.de Unter Beteiligung von: Beratungs- und Erzeugerring Freren e.v., Am Hundesand 12, 49809 Lingen; Borcherding@GZ-Lingen.de Beratungsring Grafschaft Bentheim e.v., Berliner Str. 8, 49828 Neuenhaus; Butmeyer@br-grafschaft-bentheim.de Beratungsring Osnabrück e.v., Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück; c.dejoung@br-os.de Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredlungswirtschaft GmbH, Veerßer Str. 65, 29525 Uelzen; grosse@vzf.de Ringgemeinschaft Vechta e.v., Rombergstr. 53, 49377 Vechta, moellmann@rgvec.de Schlüsselwörter: Arbeitszeit, Baujahr, Bullenställe, Bullenmast 1. Zielsetzung In der alljährlich durchgeführten zentralen Betriebszweigauswertung Bullenmast (siehe Kapitel 2.1.4) werden ökonomische und produktionstechnische Kennzahlen von den Beratern erfasst. Diese Auswertungen bieten die Möglichkeit, auch weitere interessante Fragestellungen in der Praxis zu erfassen. Die Abfrage gibt den Beratern ein Medium an die Hand, um dann konkret auf den Betrieben bestimmte Themen wie z.b. das Thema Arbeitszeit pro Bullenplatz diskutieren zu können. Im vergangenen Jahr wurden zusätzlich Informationen zum Alter der Gebäude erfasst. Es handelt sich hier um eine Abfrage der Ist-Situation in einem Teil der Beratungsbetriebe und nicht um eine wissenschaftliche Auswertung. 2. Material und Methoden Der zentralen Betriebszweigauswertung 2015/16 lagen insgesamt Daten von 221 Betrieben der Beratungsringe Osnabrück, Freren, Vechta, Grafschaft Bentheim und dem VzF zugrunde. Von diesen Betrieben haben die Berater in 216 Betrieben das Baujahr der Stallgebäude für die Bullenmast erfasst. Es wurde differenziert in Altbauten, mit Angabe von einem oder mehreren Altbau oder ein Baujahr vor 1991, d.h. mehr als 25 Jahre alt. Als Mittelalt wurden die Baujahre 1991-2010, d.h. zwischen 5 und 25 Jahre alt, eingeteilt. Als Neubau wurden alle zwischen 2016 und 2011 gebauten Ställe klassifiziert. Betriebe mit mehreren Baujahrsangaben, d.h. verschiedenen Ställen, wurden in die Gruppen: Neu- + Altbau, Neu + Mittelalt, Alt + Mittelalt, mehrere Mittelalt eingeteilt. Die unter dem Aspekt der Baujahre erfassten Betriebe verteilten sich über alle Verfahren und Rassen. Für die Arbeitszeiterfassung wurden verschiedene Angaben erfasst, die über die bisherige Erfassung im Rahmen der BZA Bullenmast hinausgehen: die Anzahl der Mastplätze ab eingestalltem Kalb und die Anzahl der Mastplätze ab Fresser. Bei der Fresser- und Aufstallermast sind beide Werte in der Regel identisch. Zusätzlich wird die Gesamtarbeitszeit für den Betriebszweig Bullenmast für alle Tätigkeiten außer Güllefahren, Mistausbringung, Grundfuttergewinnung erfasst. Da es 73

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung bei den sehr unterschiedlichen Verfahren schwierig ist, die Arbeitszeit für Fütterung korrekt auszuwerten, wurde nur nach der Arbeitszeit für die Fresser, d.h. ab ca. 180 kg Lebendgewicht, gefragt. Die Arbeitszeitabfrage für das Einstreuen und Misten bezog sich ebenfalls nur auf die Fresser und hier für die Stalltypen der Ställe mit Einstreu und gemischt, d.h. Laufstall mit Spalten und mit Einstreu, in der Regel Tretmistställe. Es sollte das Einstreuen, ggf. Abgittern der Tiere zum Entmisten, das Herausbringen des Mistes aus dem Stall beinhalten. Leider lagen bei den Arbeitszeitangaben nicht für alle Betriebe vollständige Angaben vor. Es handelte sich nicht um eine wissenschaftliche Erhebung, sondern eine Abfrage bei den Landwirten im Rahmen der Betriebsbesuche zur Datenaufnahme für die Betriebszweigauswertungen. Die Ergebnisse sind begrenzt repräsentativ für ganz Niedersachsen, da die betrachteten Betriebe schwerpunktmäßig im südlichen Weser-Ems-Gebiet lagen. Dennoch geben die Auswertungen einen Einblick in die aktuelle Ist-Situation der praktischen Betriebe. 3. Ergebnisse Abfrage Baujahr In fast der Hälfte der betrachteten Betriebe (46,8 %) wurden die Bullen in Altgebäuden gehalten, die vor 1991 gebaut wurden (siehe Tabelle 31). In diesen Betrieben werden im Mittel nur jährlich 108 Tiere je Betrieb erzeugt. In 43 Betrieben (19,9 %) standen die Bullen in einem mittelalten Stall, der zwischen 1991 und 2010 errichtet wurde. In 16 Betrieben (7,4%) stehen die Bullen nur in einem Neubau und in fast einem Viertel (24,5 %) der Betriebe werden die Bullen in einem Neubau oder einer Kombination aus Neubau und älteren bzw. alten Gebäuden gemästet. Dies sind die Betriebe, die in den letzten Jahren gewachsen sind und die damit auch die größeren Bestände aufweisen. Geht man davon aus, dass die an der BZA beteiligten Betriebe eher diejenigen mit den besseren Leistungen und moderneren Ställen darstellen, dann dürfte die Bullenmast in Niedersachsen insgesamt noch mehr in alten abgeschriebenen Ställen stattfinden. Überwiegend findet die Mast in Ställen mit Vollspaltenboden statt. In den ausgewerteten Betrieben in Niedersachsen mit Angabe des Baujahrs, vornehmlich aus den intensiven Tierhaltungsregionen in Weser-Ems, hatten nur 9 Betriebe Ställe mit Einstreu, in der Regel Tretmistställe, während in 29 Betrieben Ställe mit Spaltenboden und Laufstall mit Einstreu, also verschiedene Verfahren, zu finden waren. In der anstehenden Diskussion über mehr Tierkomfort, höhere Platzanforderungen und eine bequeme, weiche Liegefläche zeigt die Abfrage, dass eine nicht unerhebliche Zahl von Bullen in Betrieben stehen, die möglicherweise nicht den neueren Anforderungen entsprechen. Eine höhere Platzanforderung pro Tier wird letztlich die Zahl der Plätze insgesamt reduzieren. Es gibt nur wenig Bullenställe mit Einstreu. Die Nachrüstung der Spaltenböden mit einer bequemeren Liegefläche (Gummiauflage) macht vielfach Sinn, wird aber technisch nicht in allen Altgebäuden möglich sein. Vor allem bedeutet es niedersachsenweit ein erhebliches Investitionsvolumen, dass ein Teil der Betriebe wahrscheinlich nicht auf sich nehmen wird. 74

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 31: Abfrage Alter der Bullenmastställe in Niedersachsen im Rahmen der BZA WJ 2015/16 (216 Angaben gesamt) Alt- bauten (vor 1991) Mittelalt 2010) Neubau (1991- (2011-2016) Neu + Alt (mehrere) Neu + Mittelalt (mehrere) Alt + Mittelalt (mehrere) Mittelalt (mehrere) Anzahl Betriebe 101 43 16 25 12 16 3 Anteil in % 46,8 19,9 7,4 11,6 5,5 7,4 1,4 Anzahl erzeugte Tiere 108 178 254 272 429 191 169 DkfL/Platz 265 282 284 303 318 263 351 Abfrage Arbeitszeit Leider lagen nicht von allen Betrieben verwertbare Angaben über die aufgewendeten Arbeitszeiten vor. Es wurde differenziert ausgewertet nach der Mast mit Einstallung von Starterkälbern sowie Fressern und Aufstallern, also den schwereren Tieren. Bei den Starterkälbern (Tabelle 32) gab es keine Angaben zu reinen Einstreuställen. Hier nannten die Betriebe mit ausschließlich Spaltenboden 298 Plätze ab Kalb und davon 192 Fresserplätze. Die gesamte Arbeitszeit (Akh) in Stunden für den Betriebszweig Bullenmast ab Einstallung der Kälber wurde mit 6,9 Stunden je Platz angegeben. Allein für die Fütterung der Fresser wurden 5,3 Stunden angegeben. 7 Betriebe hatten verschiedene Ställe mit Spaltenboden und Einstreu. Mit 400 Plätzen ab Kalb waren es eindeutig die größeren Einheiten, die darüber in der Regel Rationalisierungseffekte nutzen können. Mit 6,5 Stunden je Platz ab Kalb und 4,3 Akh/ Platz für die Fütterung der Fresser liegen die Werte hier günstiger. Die Angaben sind mit Vorsicht zu betrachten, da es bei einer Abfrage nicht ganz einfach ist, den Arbeitszeitaufwand für die unterschiedlichen Bereiche Kälber(-aufzucht) und Fresser klar zu beziffern und auch unterschiedlich viele Angaben für die einzelnen Merkmale vorlagen. Tabelle 32: Arbeitszeiterfassung bei Mast mit Starterkälbern Abfrage im Rahmen der BZA Bullenmast WJ 2015/16 (n=80 Betriebe) in Niedersachsen Merkmal Einheit Anzahl Angaben Spaltenboden (n=73) Einstreu/ Tretmist + Laufstall (gemischt) (n=7) Nur Einstreu/ Tretmist Plätze ab Kalb Plätze 80 298 400 - Fresserplätze Plätze 63 192 306 - Akh alle Plätze Std / Platz 75 6,9 6,5 - Akh Fütterung Fresser Std / Platz 58 5,3 4,3-75

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Eine klarere Zuordnung ist bei der Abfrage bei der Mast mit Fressern bzw. Aufstallern (Tabelle 33) möglich. Hier lagen Angaben von 90 Betrieben zu allen Werten vor. Die Betriebe mit ausschließlich Spaltenboden hatten durchschnittlich 181 Mastplätze ab Fresser und nannten einen Gesamtaufwand für alle Tätigkeiten im Betriebszweig Bullenmast von 6,2 Akh/Platz. Davon entfielen 4,8 Stunden auf die Fütterung. Der Rest entfällt auf Tätigkeiten wie Tierkontrolle, Dokumentation, Datenbank, evtl. Tierbehandlung, Ein- und Ausstallen, Reinigung etc. Die 18 Betriebe mit gemischten Verfahren (Spaltenboden und Einstreuställe) sind mit 262 Fresserplätzen schon größer, haben mehrere Ställe, und wenden durchschnittlich 7,5 Stunden pro Fresserplatz auf, davon 4,5 Stunden für die Fütterung und 1,5 Stunden für das Einstreuen und Misten. Die Gruppe der Betriebe mit Einstreu bzw. Tretmistställen (n=7) hat im Mittel 464 Fresserplätze und wendet insgesamt 7,0 Akh/Platz auf, davon 3,9 Akh /Platz für die Fütterung der Fresser und 1,6 Akh/Platz für Einstreuen und Misten. Aufgrund der größeren Bestände sind hier eindeutige Größen- und Rationalisierungseffekte abzulesen. Je nach vorhandenem Stallkonzept und Entmistungsverfahren kann der Zeitaufwand für das Einstreuen oder Entmisten sehr unterschiedlich sein. Durch automatische Einstreuverfahren und insbesondere den Einbau einer Schieberentmistung lässt sich Arbeitszeit verringern. Allgemein ist festzustellen, dass die Tretmistställe eher große Einheiten darstellen. Leider waren nur sehr wenige Betriebe mit reinen Einstreuställen dabei. Somit sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. So wurden hier die Tiere relativ schwer mit 257 kg eingestallt, was auf Absetzer aus der Mutterkuhhaltung hindeutet. Nettozunahmen von 759 g und hohe Schlachtgewichte von 445 kg zeichnen die Betriebe aus. Die Verluste / vorzeitigen Abgänge waren mit 2,5 % unterdurchschnittlich, die Direktkostenfreie Leistung war überdurchschnittlich. Neben dem höheren Arbeitsaufwand für die Strohkette sind die Kosten für das Stroh nicht zu vernachlässigen. Die hier genannten Werte für das Einstreuen und Misten erscheinen gegenüber sonstigen Angaben aus der Praxis eher niedrig. Ursache kann möglicherweise sein, dass in der Gruppe mit verschiedenen Ställen ein Teil der Tiere noch auf Spaltenböden steht und es sich in der Gruppe mit Einstreu um wenige Angaben aus großen Beständen handelt. In der Abfrage wurde der Arbeitszeitbedarf pro Platz betrachtet. Häufig findet man Angaben zum Arbeitszeitbedarf eines Tieres; dieser ist aufgrund der Mastdauer in der Regel höher als der Bedarf pro Platz (und Jahr). 76

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 33: Arbeitszeiterfassung bei Mast mit Fressern Abfrage im Rahmen der BZA Bullenmast WJ 2015/16 (n=90 Betriebe) in Niedersachsen Merkmal Einheit Anzahl Angaben Spaltenboden (n=65) Einstreu/ Tretmist + Laufstall (gemischt) (n=18) Nur Einstreu/ Tretmist (n=7) Fresserplätze Plätze 90 181 262 464 Akh je Fresser Std / Platz 90 6,2 7,5 7,0 Akh Fütterung Fresser Std / Platz 90 4,8 4,5 3,9 Akh Einstreuen /Misten Fresser Std / Platz 25-1,5 1,6 4. Fazit Auch wenn die Abfrage in den betrachteten BZA-Betrieben nicht ganz repräsentativ für die Situation in Niedersachsen ist, so gibt sie dennoch einen ungefähren Blick auf die Bullenmast. Fast die Hälfte der Betriebe mästet Bullen ausschließlich in Ställen, die mehr als 25 Jahre alt und damit in der Regel steuerlich abgeschrieben sind. Sind neuere Ställe vorhanden, so werden dennoch in fast allen Betrieben weiterhin Altgebäude genutzt. Die Angabe der aufgewendeten Arbeitszeit für die Bullenmast mit Fressern schwankt in den drei betrachteten Verfahren Spaltenboden, nur Einstreuställe und Spaltenboden + Einstreu (gemischte Ställe) zwischen 6,2 und 7,5 Stunden je Platz. Für das Füttern wurden zwischen 4,8 und 3,9 Stunden angesetzt. In den wenigen betrachteten Einstreuställen (vornehmlich Tretmist) mit großen Tierzahlen wurden 1,6 Stunden für das Einstreuen und Entmisten genannt. 77

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2 Schwein 3.2.1 Gülleanfall von Mastschweinen W. Vogt 1, A. Meyer 2 1 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück,wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de 2 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de Zielsetzung Die Novellierung der Düngeverordnung tritt voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2017 in Kraft. Die Umsetzung der neuen Düngeverordnung setzt neben Kenntnissen zur Nährstoffkonzentration der Gülle auch Kenntnisse zum tatsächlich anfallenden Güllevolumen aus der Tierhaltung voraus. Dazu liegen bisher nur wenige verlässliche Zahlen vor. Um Daten zum Anfall von Gülle aus der Mastschweinehaltung zu erhalten, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in ihrem Versuchsbetrieb für Schweinemast, der Leistungsprüfungsanstalt für Schweine in Quakenbrück (LPA), erste eigene Messungen hierzu durchgeführt. Seit April 2015 werden in der LPA neben den Güllemengen auch die Tränk- und Reinigungswassermengen der einzelnen Mastdurchgänge kontinuierlich dokumentiert. Erste vorläufige Ergebnisse liegen nun vor. Material und Methoden Die LPA Quakenbrück verfügt neben anderen Prüfkapazitäten über einen Prüfstall mit Gruppenhaltung und Transponderfütterung mit insgesamt 200 Tierplätzen. In diesem Stall wurden die Messungen zum Gülleanfall durchgeführt. Der Stall verfügt über insgesamt fünf Prüfabteile, die über einen zentralen Versorgungsgang zugänglich sind (Kammstallprinzip). Pro Abteil werden in vier Buchten je 10 Tiere, also insgesamt 40 Tiere, gemästet. Die LPA führt in diesem Prüfstall schwerpunktmäßig Fütterungsversuche und Tests von Schweinegenetiken durch. In jeder Bucht ist eine Futterstation (Fa. Insentec) mit Einzeltiererkennung über Transponder-Ohrmarken installiert. Jeder Stationsbesuch wird mit der entsprechenden Futteraufnahme und der Dauer des Besuchs registriert. Alle erfassten Daten werden auf einem Zentralrechner gespeichert. Die Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgt ad libitum. Die Einstallung der Tiere erfolgt im Schnitt mit 28 kg Lebendgewicht. Das durchschnittliche Mastendgewicht beträgt 124 kg, die täglichen Zunahmen liegen zwischen 950 bis 1000 g. Bei den gehaltenen Tieren handelt es sich fast ausschließlich um Mastendprodukte, also Kreuzungstiere. Die Gruppenhaltung auf Vollspaltenboden kommt Praxisverhältnissen nahe. 78

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Abbildung 21: Zehnergruppenbuchten in der LPA Quakenbrück Güllesystem und Wasserversorgung Die 60 cm tiefen Güllekanäle werden im Wechselstauverfahren betrieben. In jedem Abteil befinden sich unter den Buchten zwei separate Güllekanäle, die auf der dem Zentralkanal abgewandten Seite miteinander verbunden sind. Die Güllekanäle münden in einen nachgelagerten Zentralkanal, der sich unter dem Erschließungsgang befindet. In diesen kann die Gülle aus den einzelnen Abteilen über ein Schiebersystem abgelassen werden. Vom Zentralkanal aus fließt die Gülle in eine außenliegende Vorgrube. Von da aus wird sie in eine Hochbehälteranlage gepumpt. Die Wasserversorgung der Tiere erfolgt über Nippeltränken. Jede Bucht ist mit zwei Tränkenippeln (Einbauhöhen 40 und 60 cm) ausgestattet. Die Tränken werden vor jedem Durchgang neu ausgelitert und die Durchflussrate auf 1,0 Liter pro Minute eingestellt. Messung der Güllemengen Vor Beginn der ersten Messungen wurden die Güllekanäle gründlich gesäubert. Anschließend wurde der Rauminhalt exakt vermessen. Die ermittelten Volumina entsprachen den Angaben der Bauzeichnungen. Es war sichergestellt, dass die Gülleschieber zum Zentralkanal fest verschlossen waren und keine Gülle unkontrolliert ab- bzw. zufließen konnte. Die Güllemengen wurden über Füllstandsmessungen in den Güllekanälen unter den Gruppenbuchten erfasst. Die Pegelanstiege wurden hierbei mit einem Zollstock gemessen. Insgesamt wurden pro Durchgang zwei Füllstandsmessungen durchgeführt. Die erste Füllstandsmessung fand während einer Zwischenentleerung, in der Regel ca. acht Wochen nach dem Einstallen der Tiere, statt. Gemessen wurde dabei der Füllstand vor und nach dem Ablassen der Gülle. 79

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Es wurde stets darauf geachtet, dass bei allen Messungen eine glatte Flüssigkeitsoberfläche vorlag und keine Kothaufen auftraten, die die Oberfläche überragten. Die Füllstände wurden pro Abteil an acht definierten Stellen des Güllelagers unter den Spalten gemessen. Nach Mastende und Abschluss der Reinigungsarbeiten wurden die Kanäle ein zweites Mal gründlich entleert. Auch hierbei wurde vor und nach dem Entleeren gemessen. Um den Rauminhalt zu ermitteln, wurden die durchschnittlichen Füllstandshöhen mit der Grundfläche der Güllekanäle multipliziert. Messung der Tränk- und Reinigungswassermengen Die Tränkwassermengen wurden pro Abteil und Produktionszyklus über eigens installierte Ringkolben-Wasserzähler gemessen. Das Wasser stammt aus dem kommunalen Versorgungsnetz. Die Reinigungswassermengen wurden über Standard-Wasserzähler erfasst. Reinigungswasser wird in geringem Umfang für die Zwischenreinigung der Stallgänge und zum größten Teil zur gründlichen Reinigung der Abteile nach dem Ausstallen der Tiere verwendet. Analyse der Nährstoffgehalte in der LPA-Gülle Untersuchungen zum Trockensubstanz- und Nährstoffgehalt der LPA-Gülle wurden stichprobenartig durchgeführt. Dabei wurden nach vier verschiedenen Zwischenentleerungen der LPA-Abteile Gülleproben gezogen. Bei der Zwischenentleerung fließt die Gülle nach dem Öffnen der Schieber aus den Stallabteilen in einen Zentralkanal und von da aus in eine außenliegende Vorgrube. Während des raschen Abfließens wird die Gülle relativ gut homogenisiert. Aus der Vorgrube werden dann die Proben entnommen. Die Probenahme erfolgt mit Hilfe eines becherartigen Kunststoffgefäßes mit Stiel, das mit einem Schraubdeckel verschlossen und etwa 50 cm tief in die Gülle abgesenkt wird. Nach dem Absenken wird der Schraubdeckel über eine Schraubstange geöffnet, und das Gefäß füllt sich mit Gülle. Danach wird das Gefäß langsam wieder hochgezogen. Das Probenmaterial wird anschließend in ein spezielles Probengefäß umgefüllt. Unmittelbar danach wird es an die LUFA Nord-West in Hameln verschickt und dort analysiert. Die Gülle aus der Zwischenentleerung enthält kein Reinigungswasser. Ergebnisse Insgesamt wurden 20 Mastdurchgänge mit insgesamt ca. 800 Tieren ausgewertet. Die Messungen fanden von April 2015 (Einstallung des ersten Durchgangs) bis zum Oktober 2016 (Ausstallung des letzten untersuchten Mastdurchgangs) statt. In der Tabelle 34 sind die einzelnen Durchgänge mit dem entsprechenden Gülleanfall pro Mastschwein dargestellt. Im Gülleanfall pro Tier ist das Reinigungswasser enthalten. Grundsätzlich wurden 40 Tiere pro Abteil gemästet. Zu- und Abgänge, z.b. Ausfälle während der Mast, wurden rechnerisch berücksichtigt. 80

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Im Beobachtungszeitraum wurde im Versuchsstall ein durchschnittlicher Gülleanfall (incl. Reinigungswasser) von 0,507 m³ pro Mastschwein ermittelt. Die Schwankungsbreite betrug 0,440 bis 0,635 m³, d.h. der Maximalwert liegt um 44 % höher als der Minimalwert. Der Tabelle 34 sind auch die Tränk- und Reinigungswassermengen zu entnehmen. Im Schnitt haben die Tiere 0,755 m³ Tränkwasser aufgenommen. Die geringste Tränkwasseraufnahme lag bei 0,672 m³, die höchste bei 0,918 m³. Im LVFZ Schwarzenau wurde ein durchschnittlicher Verbrauch von 0,77 m³ festgestellt. Die KTBL-Angaben liegen bei 0,76 m³. Die Werte weisen demzufolge eine gute Übereinstimmung auf. Für die gründliche Reinigung der Stallabteile vor der Wiederbelegung wurden in der LPA pro Tier durchschnittlich 0,081 m³ Wasser benötigt. Eine Einweichanlage war nicht vorhanden. Tabelle 34: Gülleanfall, Tränkwasser- und Reinigungswasserverbrauch pro Mastschwein Abteil Datum Datum Anzahl Nr. Einstallung Gülleanfall 2) Tränkwasserverbrauch Reinigungswasserverbrauch Ausstallung Tiere 1) m³ m³ m³ 1 28.04.2015 11.08.2015 40,0 0,599 0,745 0,059 2 28.04.2015 11.08.2015 39,7 0,541 0,918 0,058 3 16.04.2015 04.08.2015 39,8 0,460 0,680 0,064 4 16.04.2015 04.08.2015 40,0 0,454 0,716 0,066 5 16.04.2015 04.08.2015 39,0 0,499 0,701 0,056 1 16.09.2015 06.01.2016 40,0 0,536 0,745 0,071 2 16.09.2015 06.01.2016 39,0 0,601 0,853 0,091 3 14.08.2015 07.12.2015 40,0 0,492 0,712 0,122 4 14.08.2015 07.12.2015 38,5 0,477 0,708 0,123 5 14.08.2015 07.12.2015 39,6 0,472 0,673 0,119 1 29.01.2016 31.05.2016 40,0 0,452 0,672 0,072 2 29.01.2016 31.05.2016 39,0 0,442 0,682 0,070 3 02.02.2016 31.05.2016 40,0 0,470 0,726 0,074 4 02.02.2016 31.05.2016 39,7 0,453 0,714 0,072 5 02.02.2016 31.05.2016 39,7 0,521 0,730 0,083 1 21.06.2016 18.10.2016 40,0 0,562 0,837 0,094 2 21.06.2016 18.10.2016 40,0 0,635 0,918 0,073 3 10.06.2016 18.10.2016 40,0 0,440 0,728 0,083 4 10.06.2016 18.10.2016 39,7 0,535 0,828 0,084 5 10.06.2016 18.10.2016 40,0 0,497 0,804 0,079 Durchschnittswert aus 20 Durchgängen 0,507 0,755 0,081 1) Durchschnittsbestand 2) incl. Reinigungswasser 81

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Im Rahmen von vier stichprobenartig durchgeführten Gülleprobenanalysen wies die Gülle der Zwischenentleerung einen durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt von 6,23 % (von 4,73 bis 7,29 %) auf. Da hierin kein Reinigungswasser enthalten ist, liegt der Trockensubstanzgehalt der LPA-Gülle incl. des Reinigungswassers niedriger. Die Ergebnisse der Gülleuntersuchungen sind als vorläufig zu betrachten, da bisher nur wenige Gülleanalysen vorliegen und die Probeentnahmen noch weiter intensiviert und optimiert werden müssen. Wird die durchschnittliche Güllemenge incl. Reinigungswasser von 0,507 m³ pro Tier mit praxisüblichen 2,83 Umtrieben (KTBL-Datensammlung) multipliziert, so ergibt sich unter LPA-Bedingungen rechnerisch ein Gülleanfall von 1,43 m³ pro Mastplatz und Jahr. Ohne Reinigungswasser (Ø 0,081 m³) würden sich in der LPA etwa 0,43 m 3 /Tier bzw. 1,21 m³ Gülle je Platz und Jahr ergeben. Demgegenüber weist die novellierte Düngeverordnung einen Gülleanfall ohne Reinigungswasser von 1,5 m³ pro Platz und Jahr aus. Die in der LPA ermittelten Zahlen entsprechen in etwa den Zahlen, die 2012 im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung (LVFZ) im bayerischen Schwarzenau festgestellt wurden. Hier produzierten die Mastschweine aus 11 Durchgängen im Durchschnitt 0,45 m³ Gülle/Tier bzw. 1,27 m 3 /Platz und Jahr, wobei auch hier das Reinigungswasser noch nicht enthalten war. Das LVFZ geht in der Praxis von 10 bis 15 % Reinigungswasser aus. Der LPA-Gesamtwasserverbrauch pro Tier betrug 0,836 m³. Dieser Verbrauch setzt sich aus 90,3 % Tränkwasser und 9,7 % Reinigungswasser zusammen. Fazit In der LPA Quakenbrück wurden in 20 Mastdurchgängen mit je 40 Tieren pro Durchgang die anfallenden Güllemengen gemessen. Im Durchschnitt produzierte ein LPA- Mastschwein bei einem Gewichtszuwachs von 96 kg rund 0,43 m³ Gülle (ohne Reinigungswasser). Der berechnete Gülleanfall pro Mastplatz und Jahr in Höhe von 1,21 m³ ist niedriger als der in der novellierten Düngeverordnung und entspricht etwa den Zahlen, die im LVFZ in Schwarzenau in 2012 ermittelt wurden. Der Tränkwasserverbrauch betrug durchschnittlich 0,755 m³ pro Tier. Für die Reinigung der Stallabteile wurden pro Tier 0,081 m³ Wasser verbraucht. Die in der LPA Quakenbrück ermittelten Werte zum Gülleanfall lassen sich sicherlich nicht eins zu eins auf alle Praxisbetriebe übertragen. In der Praxis haben zahlreiche betriebsindividuelle Faktoren Einfluss auf die oben beschriebenen Kennzahlen. Die Quakenbrücker Werte können aber als Basisdaten zur Grobkalkulation des Gülleanfalls verwendet werden. Die LPA-Messungen von Güllemengen sowie von Tränk- und Reinigungswasser-verbrauchsmengen sollen kontinuierlich fortgeführt werden. 82

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.2 Einfluss eines Kunststoffbodens mit reduziertem Schlitzanteil auf das Tierverhalten und die Tiergesundheit bei Mastschweinen Dr. H. Janssen¹, J. Kuhlmann² 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg, heiko.janssen@lwk-niedersachsen.de 2 Georg-August-Universität Göttingen, 37077 Göttingen 1. Einleitung Im Rahmen der anhaltenden Diskussion über das Tierwohl in der konventionellen Mastschweinehaltung sind auch die Betonspaltenböden und insbesondere deren Schlitzanteil und deren Schlitzbreite Thema. Planbefestigte Liegeflächen können den Komfort verbessern, wobei die Flächen keine Flüssigkeiten abführen. Die Hygiene und die Tiergesundheit können negativ beeinträchtigt werden. Vor diesem Hintergrund wurde der zu untersuchende Kunststoffboden entwickelt, der sich durch verringerte Perforationsgrade und veränderte Oberflächenstruktur auszeichnet. Im Vergleich zum konventionellen Vollspaltenboden wurde der Einfluss dieses Bodens auf das Tierverhalten und Tiergesundheit untersucht. Ziel war es, mögliche Einflüsse des Kunststoffs, der neuartigen Oberflächenstruktur und des verringerten Perforationsgrades auf das Verhalten sowie mögliche Verletzungen der Mastschweine zu erfassen. Um eine artgerechte Haltung von Mastschweinen zu gewährleisten, sind verschiedene Faktoren zu beachten. Einer dieser Faktoren ist der Stallboden. Ein Stallboden beeinflusst die Tiere bei verschiedenen Verhaltensweisen, wie z.b. im Bewegungs-, Ruhe-, Komfort- und Ausscheidungsverhalten. Vor Allem der Liegekomfort ist ein entscheidender Punkt für das Wohlbefinden der Tiere, da Mastschweine ca. 80% des Tages mit Liegen verbringen und nach dem Einstallen als Erstes den Liegebereich aussuchen (MARX und BUCHHOLZ, 1989). Wichtig für den Liegebereich ist, dass er trocken, sauber und vor Zugluft geschützt ist (TROXLER, 1997). Die Tiere legen erst nach der Wahl der Liegefläche ihre Bereiche zum Kot und Harn absetzen an. Dies beeinflusst somit die Sauberkeit der Bucht (MAYER, 1999). Verschiedene Autoren (MARX und SCHUSTER, 1980) haben in Wahlversuchen dargelegt, dass Schweine einen Boden mit geschlossener Fläche bzw. einen Boden mit einem geringen Perforationsgrad bevorzugen. Neben der Ausgestaltung des Bodens ist das Auftreten von Verletzungen an den Extremitäten der Tiere ein entscheidender Faktor für eine artgerechte Haltung. Mögliche Auswirkungen der Bodenbeschaffenheit sind in der Tabelle 35 dargestellt. 83

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 35: Folgen von Stallbodenmängeln (WALDMANN, 2003) Stallbodeneigenschaft Erhöhte Rauigkeit Zu glatter, unprofilierter Boden Zu weicher Boden (z.b. bei Einstreu) Scharfkantige Spalten, Grate, Bodendefekte Zu weite Spalten/Löcher; zu schmale Balken Zu enge Spalten, Löcher; zu breite Balken Auswirkung am Schwein Vermehrter Sohlenhornabrieb, Hornrisse, Lederhautblutungen Trittunsicherheit, ungenügender Hornabrieb, Stallklauenbildung Ungenügender Hornabrieb, Stallklauenbildung Verletzungen der Ballen und Trachten Lederhautquetschung, Hornkluft, Kronsaumverletzung Ungenügende Kotdurchlässigkeit, Trittunsicherheit Die aufgeführten Punkte zeigen, dass der Stallboden einen Einfluss auf Verletzungen der Klauen hat (KTBL-HEFT 77, 2008). Im Folgenden wird der Einfluss der beiden Kunststoffböden auf das Tierverhalten und Verletzungen der Tiere anhand einer Erprobung dargelegt. 2. Material und Methoden Versuchsaufbau Für die Untersuchungen (März bis Juni 2015) standen zwei Abteile des Maststalls der Versuchsstation für Schweinezucht und -haltung, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Wehnen zur Verfügung. In jedem Abteil befanden sich sechs Buchten, von denen jeweils drei als Versuchs- und drei als Kontrollbuchten dienten. In den Versuchsbuchten wurde, entsprechend der Einbauempfehlung der Herstellerfirma, der Betonspaltenboden im Wand- bzw. Liegebereich (ca. 50 % der Buchtenfläche) durch den jeweiligen Tierwohlboden aus Kunststoff ersetzt. In einem Abteil (M1) wies der Versuchsboden (VB17) eine Spaltenweite von 17 mm und einen Perforationsgrad von 5,5 % auf. Der Boden im Fressbereich wurde nicht verändert und war mit konventionellem Betonspaltenboden, der eine Spaltenbreite von 18 mm und einen Perforationsgrad von 15 % aufwies, ausgestattet. Der Boden in den Kontrollbuchten wurde nicht verändert und entsprach dem Betonspaltenboden im Fressbereich der Versuchsbucht. Der Versuchsboden 2 (VB12) des zweiten Abteils (M4) zeichnete sich durch eine Spaltenweite von 12 mm und einem Perforationsgrad von 3,8 % aus. Die Kontrollbuchten in M4 wurden nicht verändert und waren mit Betonspaltenboden mit einer Spaltenweite von 17 mm und einem Perforationsgrad von 12,4 % ausgestattet. Die Versuchsböden zeichnen sich durch eine dreidimensionale Oberflächenstruktur und einem verringerten Spaltenanteil aus (Abbildung 22). Die Oberfläche besitzt Erhebungen, um den Tieren während des Laufens Halt zu 84

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung verschaffen. Von diesen Erhebungen verläuft ein Gefälle zu den abgerundeten Spalten, um ein zügiges Abfließen von Kot und Harn zu gewährleisten. Abbildung 22: Versuchsboden mit dreidimensionaler Oberflächenstruktur und verringertem Perforationsgrad (Quelle: Hölscher & Leuschner 2015) In jedes Abteil wurden 108 Versuchstiere eingestallt, die zufällig auf die Versuchs- und Kontrollgruppe aufgeteilt wurden (18 Tiere pro Bucht). Das durchschnittliche Einstallgewicht lag bei den Tieren auf dem VB 17 bei 36,78 kg (± 7,16 kg) und bei den Tieren der dazugehörigen Kontrollgruppe bei 32,61 kg (± 7,49 kg). Die Tiere auf dem VB 12 wiesen ein durchschnittliches Gewicht von 51,91 kg (± 4,91 kg) und die Tiere in der Kontrollgruppe ein Gewicht von 36,54 (± 6,41 kg) auf. Beim Einstallen wurde der Ist-Zustand, bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes festgestellt. Jedes Tier erhielt eine individuelle Ohrmarke. Um den Einfluss des Tierwohlbodens auf die Tiere während der Mast zu bewerten, wurde ein standardisiertes Beobachtungschema aufgestellt. Wöchentlich wurden das Aufsteh-, Hinlege- und Gangverhalten und alle zwei Wochen die Verletzungen (im Bereich Körper/Rücken, Brust/Bauch, Gliedmaßen) der Tiere erfasst. Um die Verhaltensweisen klassifizieren zu können, wurde ein Boniturschlüssel verwendet, in dem jeweils drei Klassen definiert wurden: Für das Aufstehverhalten waren diese: Klasse 1 Ohne Wegrutschen Klasse 2 1-2 mal Wegrutschen Klasse 3 3 mal oder häufiger Wegrutschen Beim Hinlegeverhalten gliederten sie sich wie folgt: Klasse 1 Ohne Wegrutschen Klasse 2 Grätschen, leichtes Wegrutschen Klasse 3 Völliges Wegrutschen Für das Gangverhalten waren die Klassen folgender maßen aufgeteilt: Klasse 1 Ohne Wegrutschen Klasse 2 Grätschen oder leichtes Wegrutschen Klasse 3 Häufiges Wegrutschen Um die Verletzungen der Tiere und ihre Lokalisation bestimmen zu können wurde eine schematische Darstellung des Schweins, von BORBERG (2005) weiterentwickelt (Abbildung 23). 85

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Körper/Rücken Brust/Bauch Abbildung 23: Schematische Darstellung Schwein Basierend auf dieser Darstellung und zurückgreifend auf die Integumentbeurteilung nach Ekesbo und Van den Weghe (1998) wurden für die Verletzungen die einzelnen Boniturklassen erstellt. Für den Bereich Körper/Rücken sowie im Bereich Brust/Bauch wurden folgende Klassen berücksichtigt: Klasse 1 keine Kratzer, alle Kratzer < 5 cm Klasse 2 bis 3 Kratzer > 5 cm Klasse 3 ab 4 Kratzern > 5 cm, Wunden < 2 -Münze Klasse 4 Wunden > 2 -Münze Im Bereich der Gliedmaßen sahen die Bewertungsklassen wie folgt aus: Klasse 1 keine Wunden Klasse 2 1-4 Beine mit je einer oder mehreren Wunden Versuchsdurchführung Die Verhaltensbeobachtung wurde als Direktbeobachtung im Stall durchgeführt. Das Aufsteh-, Hinlege-, Gangverhalten wurde wöchentlich bei fünf zufällig gewählten Tieren pro Bucht sowohl in der Versuchs- als auch in der Kontrollgruppe bewertet. Je Woche und erfasstem Verhalten lagen somit 30 Beobachtungen je Abteil vor. In den Versuchsbuchten wurden nur Tiere berücksichtigt, die sich zur Datenerhebung auf dem Tierwohlboden aufhielten. Neben der Bewertung der Verhaltensweise, wurde die Identifikation des Schweins, das Datum, das Abteil und die Bucht festgehalten. Zunächst wurde die Bucht betreten, so dass die Tiere aufstanden. Danach wurde die Beobachtung des Hinlegeverhaltens vom Futtergang aus vorgenommen. Zeigten ein oder mehrere Tiere das Verhalten Hinlegen wurde dies bewertet. Im nächsten Schritt wurde das Aufstehverhalten erfasst. Hierzu wurden die Tiere vom Futtergang aus mit Stroh, Futter oder Papier zum Aufstehen verleitet. Zeigten die Schweine die gewünschte Verhaltensweise, wurde diese wiederum festgehalten. Das Gangverhalten wurde ebenfalls vom Futtergang aus erfasst. Wichtig hierbei war, dass das Tier, bei dem die Verhaltensweise bewertet wurde, eine Distanz von mindestens fünf Schritten ohne eine Behinderung (z.b. durch Artgenossen) zurückgelegt hatte. Erst dann wurde die Verhaltensweise als Gangverhalten bewertet. Gegebenenfalls wurden die Tiere wiederum mit Stroh, Futter oder Papier zum Gehen animiert. 86

ohne Wegrutschen 1-2 mal Wegrutschen 3 mal oder häufiger Wegrutschen ohne Wegrutschen Grätschen, leichtes Wegrutschen völliges Wegrutschen ohne Wegrutschen Grätschen oder leichtes Wegrutschen häufiges Wegrutschen Häufigkeit (%) 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Alle zwei Wochen wurden die Verletzungen der Tiere während des Wiegens erfasst. Dazu wurden alle Tiere einer Bucht in den Wartebereich vor der Waage verbracht. Von dort wurde jeweils ein Tier auf die Waage getrieben, die Ohrmarkennummer, das Datum, das Abteil, die Bucht und das Geschlecht dokumentiert. Dann erfolgte die Bewertung der Hautveränderungen und Verletzungen. Insgesamt erfolgte die Datenerhebung in Abteil M1 über einen Zeitraum von 12 Wochen und in M4 betrug der Zeitraum 11 Wochen. 3. Ergebnisse und Diskussion Im Vergleich zu den Kontrollgruppen konnten in beiden Versuchsgruppen deutliche Veränderungen in Bezug zur Trittsicherheit der Tiere auf dem Tierwohlboden festgestellt werden. Bei 90 % der Beobachtungen in den Kontrollgruppen wurde das Aufsteh-, Hinlege- und Gangverhalten der Klasse 1 zugeordnet, es konnte kein Wegrutschen beobachtet werden. In den Versuchsgruppen lag dieser Anteil an Beobachtungen der Klasse 1 auf deutlich geringerem Niveau. Häufigeres Wegrutschen beim Aufsteh-, Hinlege- und Gangverhalten wurde bei den Tieren auf dem Tierwohlboden beobachtet (Abbildung 24 und Abbildung 25). 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Versuchsgruppe Kontrollgruppe Aufstehverhalten Hinlegeverhalten Gangverhalten Verhalten Abbildung 24: Tierverhalten VB17 und Kontrollgruppe (N = 1072) Beim Vergleich der Versuchsgruppen untereinander zeigt sich, dass die Trittsicherheit der Tiere auf dem Versuchsboden mit einer Schlitzweite von 12 mm (VB12) im Vergleich zu den Tieren auf dem auf dem Versuchsboden mit einer Schlitzweite von 17 mm (VB17) deutlich geringer war. Vermehrtes Wegrutschen wurde sowohl beim Aufsteh-, Hinlege- als auch Gangverhalten auf dem Boden mit dem geringeren Schlitzanteil beobachtet. 87

Häufigkeit (%) ohne Wegrutschen 1-2 mal Wegrutschen 3 mal oder häufiger Wegrutschen ohne Wegrutschen Grätschen, leichtes Wegrutschen völliges Wegrutschen ohne Wegrutschen Grätschen oder leichtes Wegrutschen häufiges Wegrutschen Häufigkeit (%) 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Versuchsgruppe Kontrollgruppe Aufstehverhalten Hinlegeverhalten Gangverhalten Verhalten Abbildung 25: Tierverhalten VB12 und Kontrollgruppe (N = 987) In der Abbildung 26 und Abbildung 27 sind die Verletzungen am Körper/Rücken in Abhängigkeit vom Schweregrad dargestellt. Im Bereich des Körpers konnte ein vermehrtes Aufkommen von Kratzern und Verletzungen bei den Versuchstieren beobachtet werden. Die Verletzungen werden wie folgt in Klassen eingeteilt: Klasse 1 keine Kratzer, alle Kratzer < 5 cm Klasse 2 bis 3 Kratzer > 5 cm Klasse 3 ab 4 Kratzern > 5 cm, Wunden < 2 -Münze Klasse 4 Wunden > 2 -Münze Versuchsgruppe Kontrollgruppe 50 40 30 20 10 0 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4 Körper/Rücken Verletzungen Abbildung 26: Verletzungen im Bereich des Körpers/Rückens VB17 und Kontrollgruppe (N = 693) 88

Häufigkeit (%) Häufigkeit (%) 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Versuchsgruppe Kontrollgruppe 60 50 40 30 20 10 0 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4 Körper/Rücken Verletzungen Abbildung 27: Verletzungen im Bereich des Körpers/Rückens VB12 und Kontrollgruppe (N = 592) Der Vergleich zwischen den Versuchsgruppen zeigt, dass die Tiere auf dem VB12 häufiger stärkere Verletzungen zeigten als die Tiere auf dem VB17. Versuchsgruppe Kontrollgruppe 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4 Brust/Bauch Verletzungen Abbildung 28: Verletzungen im Bereich Brust/Bauch VB17 und Kontrollgruppe (N = 693) Im Bereich Brust/Bauch konnten nur geringe Unterschiede zwischen den Tieren auf dem VB17 und den Kontrolltieren beobachtet werden (Abbildung 28). Die Tiere auf dem VB12 hingegen wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe einen höheren Verletzungsgrad auf (Abbildung 29) Im Bereich der Gliedmaßen wiesen die Tiere auf den Versuchsböden und in der Kontrollgruppe keine Unterschiede in der Häufigkeit der Verletzungen auf. Das Auftreten von Kratzern und kleinen Veränderungen der Haut sind sehr wahrscheinlich auf Rangkämpfe oder auf den Treibegang zur Waage zurückzuführen. Der Einfluss des Bodens ist in weiterführenden Mastdurchgängen zu beleuchten. 89

Häufigkeit Lahmheiten (%) Häufigkeit (%) 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Versuchsgruppe Kontrollgruppe 60 50 40 30 20 10 0 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4 Brust/Bauch Verletzungen Abbildung 29: Verletzungen im Bereich Brust/Bauch VB12 und Kontrollgruppe (N = 592) Die Ergebnisse zeigen, dass die Trittsicherheit der Schweine auf beiden Versuchsböden herabgesetzt war. Die Versuchstiere rutschten häufiger auf den Böden bis zum ersten Steg der dreidimensionalen Form aus. Dies liegt vermutlich an der glatten Kunststoffoberfläche im ersten Mastdurchgang und dem Gefälle zum Spalt. Des Weiteren wurden bei einem hohen Anteil an Schweinen der Versuchsgruppen Lahmheiten detektiert. In der Gruppe VB17 wiesen 13% der Tiere und in der Gruppe VB12 20% der Tiere eine Lahmheit auf. In beiden Kontrollgruppen betrug der Anteil lediglich 3,7 %. Versuchsgruppe VB 17 Kontrollgruppe VB 17 Versuchsgruppe VB 12 Kontrollgruppe VB12 25 20 15 10 5 0 Zeit Abbildung 30: Lahmheiten VB17, VB 12 und Kontrollgruppen 90

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung In den ersten Beobachtungen scheinen sich die beiden Versuchsböden negativ auf den Bewegungsapparat auszuwirken. Diese Beobachtung konnte allerdings von den anderen vier Versuchsstandorten und durchgeführten Untersuchungen nicht bestätigt werden. In dieser Untersuchung am Standort Wehnen war das Einstallgewicht aufgrund der Nutzung von Vormastabteilen sehr hoch und hatte eine große Streuung. Ein Zusammenhang mit den Lahmheiten und dem Aktivitätsverhalten könnte bestehen. Der Urin fließt aufgrund der Bodenstruktur sehr schnell ab. Aufgrund des verringerten Schlitzanteils und Nutzung als Kotfläche trat eine höhere Verschmutzung auf. Der Boden könnte aber eine sehr gute Alternative zur planbefestigten Fläche sein. Die vorhandenen Ergebnisse beruhen aber nur auf einem Mastdurchgang in zwei Abteilen. Um eine größere Genauigkeit der Ergebnisse zu erhalten sind weitere Wiederholungen von Nöten. Ein Untersuchungsansatz sollte dabei sein, die Tiere mit geringerem Gewicht einzustallen bzw. den Boden schon in der Ferkelaufzucht zu verwenden, da sich im Laufe des Versuches gezeigt hat, dass ein hohes Einstallgewicht und eine frühe Gewöhnung an den Boden einen großen Einfluss auf die Tiergesundheit und vor allem auf die Lahmheit haben können. Danksagung Die Untersuchung wurde dankenswerterweise durch die Firma Hölscher und Leuschner durch die Bereitstellung und den Einbau des Bodens sowie durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und die Landwirtschaftlichen Rentenbank finanziell unterstützt. 91

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.3 Einfluss von Beschäftigungsmaterial und Besatzdichte auf Schwanz- und Ohrbeißen bei Saug- und Aufzuchtferkeln K. Aper 1, Prof. Dr. C. Winckler 2, Ass. Prof. Dr. C. Leeb 3 1 LWK Niedersachsen, Bst.OL-Süd; Löninger Straße 68, 49649 Cloppenburg; kerstin.aper@lwk-niedersachsen.de 2 BOKU, Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien; christoph.winckler@boku.ac.at 3 BOKU, Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien; christine.leeb@boku.ac.at Schlüsselwörter: Keywords: Schwanzbeißen, Beschäftigungsmaterial, Besatzdichte, Saugferkel, Aufzuchtferkel tail biting, exploration material, stocking density, suckling piglet, weaned piglet 1. Zielsetzung Schwanzbeißen ist ein abnormales Verhalten, das bereits in den 50er Jahren hauptsächlich bei Mastschweinen dokumentiert wurde (Schrøder-Petersen und Simonsen 2001) und multifaktorielle Ursachen hat (Moinard et al. 2003). Schwanzbeißen kann einerseits durch Entzündungen und Infektionen zu Schlachtausfällen und damit zu ökonomischen Verlusten führen, andererseits hat das gebissene Tier Schmerzen und fühlt sich unwohl. Aus dieser Situation ist es motiviert, ebenfalls die Schwänze anderer Schweine zu bebeißen (Schrøder-Petersen und Simonsen 2001). Dies führt dazu, dass in kurzer Zeit eine gesamte Gruppe betroffen sein kann. Bereits das Verhalten Schwanz-in-das-Maul-Nehmen der Aufzuchtferkel ist ein Anzeichen für das spätere Schwanzbeißen der heranwachsenden bzw. erwachsenen Schweine (Schrøder-Petersen et al. 2004). Beschäftigungsmaterial, das bereits Saugferkeln angeboten wird, setzt die Wahrscheinlichkeit von schweren Verletzungen durch Schwanzbeißen bei Mastschweinen herab (Telkänranta et al. 2014). Eine reduzierte Besatzdichte vermindert bei Mastschweinen ebenfalls das Auftreten von Schwanzbeißen (Delfs et al. 2014). In dieser Masterarbeit wurde untersucht, ob zusätzliches Beschäftigungsmaterial (zusätzlich zu Sisalseil über Raufe angebotenes Heu) das Auftreten von Verhaltensabweichungen wie Schwanz-in-das-Maul-Nehmen und Schwanz- bzw. Ohrenbeißen bzw. die daraus resultierenden Verletzungen bei Saug- und Aufzuchtferkeln verringern kann. Bei Aufzuchtferkeln wird darüber hinaus untersucht, wie sich eine verringerte Besatzdichte auswirkt. 2. Material und Methoden Es fanden drei Durchgänge mit je 58 unkupierten Ferkeln statt. Das Beschäftigungsmaterial der Kontrollgruppen (3 Würfe je Durchgang) bei den Saugferkeln bestand aus einem teilweise auf dem Boden aufliegenden Sisalseil. Den Untersuchungsgruppen (je 3 Würfe) wurde zusätzlich Heu in einer Raufe angeboten. Die Saugferkelgruppen wurden im Alter von 4 Wochen abgesetzt und je drei Würfe (Sisalseil bzw. Heu/Sisalseil) wurden in zwei Gruppen mit gesetzlicher Besatzdichte (bis 92

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 30 kg 0,35 m2 / Tier; 17 Tiere je Gruppe) bzw. mit verringerter Besatzdichte (bis 30 kg 0,50 m2 / Tier; 12 Tiere je Gruppe) aufgeteilt. Daraus ergibt sich je Durchgang jeweils eine Gruppe mit jeder Faktorkombination (Beschäftigung + Besatzdichte). Die Ferkel verblieben 6 Wochen in der Aufzucht und erreichten ein Gewicht von etwa 25-28 kg. Die folgende Abbildung 31 verdeutlicht den Versuchsaufbau. Abbildung 31: Versuchsaufbau mit den Untersuchungsgruppen und Kontrollgruppen bei den Saugferkeln und Aufzuchtferkeln mit der Anzahl an Tieren pro Durchgang Zusätzlich wurden das Geburtsgewicht, das Absetzgewicht und das Ausstallgewicht am Ende der Ferkelaufzucht festgehalten. Das Verhalten wurde mittels Direktbeobachtung (kontinuierliche Verhaltenszählung) zweimal wöchentlich für je 2 x 10 min (Saugferkel) bzw. 15 min (Aufzuchtferkel) je Bucht erfasst. Des Weiteren wurde dreimal wöchentlich der Zustand der Schwänze und Ohren der Ferkel bonitiert. Die Verhaltensdaten wurden mittels eines linearen gemischten Modells, die Boniturdaten lediglich deskriptiv ausgewertet. 3. Ergebnisse Die Saugferkel der Kontrollgruppen (kein Heu) zeigten deutlicher häufiger Manipulation am Schwanz und am Ohr sowie am restlichen Körper als die Untersuchungsgruppen (Heu). Das Interesse am Beschäftigungsmaterial war in den mit Heu versorgten Gruppen höher, während die Buchtengenossen weniger manipuliert wurden. Der Anteil an Schwanz und/oder Ohren verletzten 93

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Saugferkeln (oberflächliche Kratzer) war in den Durchgängen sehr unterschiedlich; numerisch waren insbesondere im ersten Durchgang in den Gruppen mit Heu mehr Verletzungen am Schwanz und an den Ohrspitzen aufzufinden waren als bei den Kontrollgruppen (kein Heu). Zusätzliches Beschäftigungsmaterial bzw. die Besatzdichte hatten auf die Häufigkeit von Manipulationen am Schwanz bei den Aufzuchtferkeln keinen signifikanten Einfluss. Manipulationen am Ohr wurden bei den Kontrollgruppen (kein Heu) signifikant häufiger beobachtet. Numerisch wiesen die Aufzuchtferkelgruppen ohne Heu vermehrt Schwanzverletzungen auf. Tiefere Wunden mit Blut traten dabei insbesondere zum Ende der Aufzuchtphase auf. Auch bei Gruppen mit normaler Besatzdichte wurden quantitativ mehr Verletzungen als bei reduzierter Besatzdichte bonitiert. Insgesamt sank jedoch das Auftreten von Schwanzverletzungen von Durchgang zu Durchgang. Da die Häufigkeit von Manipulation am Schwanz bei allen Gruppen nahezu gleich war, lagen offensichtlich Unterschiede in der Intensität vor. Die Schwanzverletzungen in den Gruppen ohne Heu waren massiver als in den Gruppen mit Heu. Die Auszählung der über die gesamte Aufzucht betroffenen Tiere zeigte, dass zusätzliches Beschäftigungsmaterial den Anteil der von Schwanzverletzungen betroffenen Tiere numerisch senkte. Die Besatzdichte hatte einen zusätzlichen Einfluss auf die Häufigkeit der Schwanzverletzungen. Bezüglich Ohrspitzen- und Ohrrandverletzungen ergab sich hinsichtlich des Einflusses von Beschäftigungsmaterial und Besatzdichte kein einheitliches Bild. Die Tageszunahmen bis zum Ende der Aufzucht unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. 4. Bedeutung Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Das Sisalseil wurde sowohl von den Saugferkeln als auch von den Aufzuchtferkeln sehr gut angenommen. In der Abferkelbucht musste das Sisalseil nicht erneuert werden, in der Ferkelaufzucht hingegen musste das Seil jeden Tag um ca. 20-30 cm nachgegeben werden. Pro Durchgang (58 Ferkel) wurden ca. 200 m Sisalseil (Ø 10 mm) für ca. 0,30 /m, verwendet. Das Heu wurde im kleinen Ballen für 5 /Ballen bezogen. Hier war der Verbrauch sehr unterschiedlich in den Durchgängen, ungefähr wurden zwei Ballen pro Durchgang (29 Ferkel) verbraucht. 5. Fazit Die vorliegenden Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Haltung von Saug- und Aufzuchtferkeln mit nichtkupiertem Schwanz möglich ist. Durch Einsatz von Beschäftigungsmaterial von Geburt an und regelmäßige Beobachtung der Tiere sowie die Kontrolle des Schwanzes und der Ohren auf Verletzungen kann das Auftreten von Schwanzverletzungen in der Ferkelaufzucht verringert werden. 94

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 5. Literaturverzeichnis MOINARD, C.; MENDL, M.; NICOL, C.J; GREEN, L.E (2003): A case control study of on-farm risk factors for tail biting in pigs. In: Applied Animal Behaviour Science 81 (4), S. 333 355. DOI: 10.1016/S0168-1591(02)00276-9. SCHRØDER-PETERSEN, D. L.; SIMONSEN, H. B. (2001): Tail biting in pigs. In: Veterinary journal (London, England: 1997) 162 (3), S. 196 210. DOI: 10.1053/tvjl.2001.0605. SCHRØDER-PETERSEN, D. L.; HEISKANEN, T.; ERSBØLL, A. K. (2004): Tail-in-mouth behaviour in slaughter pigs, in relation to internal factors such as. Age, size, gender, and motivational background. In: Acta Agriculturae Scandinavica, Section A - Animal Science 54 (3), S. 159 166. DOI: 10.1080/09064700410003835. TELKÄNRANTA, HELENA; SWAN, KIRSI; HIRVONEN, HEIKKI; VALROS, ANNA (2014): Chewable materials before weaning reduce tail biting in growing pigs. In: Applied Animal Behaviour Science 157, S. 14 22. DOI: 10.1016/j.applanim.2014.01.004. 95

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.4 Untersuchung zur Milchleistung bei Sauen Dr. H. Janssen 1, M. Gößling 2, Prof. Dr. S. Hoy 3, 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; heiko.janssen@lwk-niedersachsen.de 2 Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Haustiergenetik; Leihgesterner Weg 52 35392 Gießen; mareike_goessling@web.de 3 Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Haustiergenetik; Leihgesterner Weg 52 35392 Gießen; Steffen.Hoy@agrar.uni-giessen.de Schlüsselwörter: Keywords: Milchleistung, Sau, Säugezeit milk yield, sow, suckling time 1. Zielsetzung Im Zusammenhang mit den zunehmenden Wurfgrößen wird darüber diskutiert, ob die Milchleistung der Sauen noch ausreichend ist. Mit Beginn der gezielten Züchtung wurden die Sauen hinsichtlich ihrer Zitzenzahl, der Fruchtbarkeit (Zahl geborener Ferkel je Wurf, Geburtsgewicht) und ihrer Aufzuchtleistung (Anzahl und Gewicht der Ferkel je Wurf im Alter von 4 Wochen) bonitiert und selektiert (Falkenberg und Hammer, 2008). Dies führte in den letzten Jahrzehnten zu einem Anstieg der Fruchtbarkeit in allen bekannten kommerziell gezüchteten Populationen. In den letzten Jahren wurde die Wurfgröße der Sauen auch in Deutschland im Mittel um 0,2 Ferkel je Wurf und Jahr gesteigert. Aus älteren Untersuchungen ist bekannt, dass Sauen im zweiten und dritten Wurf eine höhere Milchleistung haben als Jungsauen oder ältere Sauen. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass sich die Milchleistung mit zunehmender Wurfgröße erhöhte und dass Milchmenge demzufolge ermolken wird. Die Milchleistung wurde vor etwa 30 Jahren mit 2,6 bis knapp 8 Liter pro Tag angegeben. Daher stellt sich die Frage, ob diese Aussagen auch bei unseren modernen Sauen gelten und wie hoch die Milchleistung der Sauen aktuell ist. Dabei ist die Milchmenge bei Sauen viel schwieriger zu erfassen als bei Kühen. 2. Material und Methoden Die wenigen bisher durchgeführten Untersuchungen nutzten die Wiegen-Säugen-Wiegen -Methode. Die Milchleistung wird indirekt über die Gewichte der Ferkel gemessen. Dazu wurden die Ferkel von der Sau weggesperrt, vor jedem oder zumindest vor einigen Saugakten einzeln gewogen, dann zum Säugen an die Mutter gesetzt und danach sofort wieder gewogen. Kot- und Harnverluste können dabei nicht gezielt aufgenommen und mitberechnet werden. Der Wägefehler der Waage kann außerdem größer sein als die Milchmenge, die die Ferkel trinken. Daher wurde eine andere Methode angewandt. Die Ferkel wurden einzeln gewogen und die Wurfmasse innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt und nach 7 bzw. 10 Tagen errechnet. Ab diesem Zeitpunkt wurde mit der Beifütterung begonnen. In beiden Betrieben wurden die Ferkel also am Tag 7, in Betrieb 1 zusätzlich am Tag 10, gewogen. Außerdem erfassten wir die Absetzgewichte 96

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung und berechneten aus dem Wurfzuwachs, abzüglich der Futterenergie für das Beifutter, die Milchleistung der Sauen. Die Beifuttermengen wurden nämlich ebenfalls für jeden Wurf eingewogen. Die Gewichte am ersten Tag wurden von denen am siebten Tag für jeden Wurf subtrahiert und dann mit 4,1 kg multipliziert. Nach Literaturangaben (Roth et al., 2014) werden nämlich 4,1 kg Sauenmilch je kg Lebendmassezunahme der Ferkel benötigt. Dann wurde das Ergebnis durch die ersten sieben Tage der Aufzucht dividiert, um die Milchleistung pro Tag und Sau für die erste Laktationswoche zu berechnen. Die weiteren Berechnungen bezogen sich auf die komplette Säugezeit der Ferkel, hierbei wurde jedoch ab dem Tag der Beifütterung der Energiegehalt des Beifutters abgezogen. Auf dem Betrieb 1 wurde darüber hinaus noch die Milchleistung im Zeitabschnitt vom 8. bis 10. Laktationstag berechnet. Die Untersuchungen fanden in zwei Betrieben statt. Die Versuchsstation der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit dem Sitz in Wehnen bei Oldenburg besaß Abferkelställe mit verschiedenen Aufstallungstypen (Strohstall, gerade Aufstallung und schräge Aufstallung). Eine Woche vor dem errechneten Abferkeltermin wurden die Sauen eingestallt und zweimal täglich mit einem Sauenfutter für säugende Sauen per Hand gefüttert. Zur Beschäftigung befanden sich Strohraufen über den Trögen und Kunststoff-Spielzeuge zum Beißen und Beschäftigen an den Trögen. Die Saugferkel wurden ab dem zehnten Tag mit Ferkel-Prestarter gefüttert und die Säugezeit betrug im Durchschnitt 28 Tage. Der Obere Hardthof in Gießen verfügt seit 2012 über einen neuen Schweinestall. Der Abferkelbereich besitzt Buchten mit Ferkelschutzkörben in gerader Aufstallung. In Wehnen wurden 25 Sauen und 303 Ferkel untersucht (Rassen zumeist DL, DE, BHZP-Sauen, Naima und Viktoria). Auf dem Oberen Hardthof wurden 18 Sauen und 199 Ferkel zumeist von DL, DE und DL/DE-Kreuzungen in die Untersuchungen einbezogen. Die Sauen und Ferkel in Wehnen und auf dem Oberen Hardthof wurden, je nach Bedarf, mit dem jeweiligen Sauen- bzw. Ferkelfutter gefüttert (Tabelle 36, Tabelle 37). Die Analysenergebnisse der Futterrationen für säugende Sauen und Ferkel unterschieden sich nicht wesentlich zwischen den beiden Betrieben. Der statistische Vergleich erfolgte mit üblichen Verfahren der Mittelwertvergleiche. Tabelle 36: Zusammensetzung der Futterration der säugenden Sauen in Wehnen und auf dem Oberen Hardthof Wehnen (Originalsubstanz) Oberer Hardthof (Originalsubstanz) Wasser 11,80 % 10,80 % Rohasche 4,90 % 6,26 % Rohprotein 16,70 % 17,22 % Rohfett 4,20 % 4,45 % Stärke 37,80 % 38,98 % Rohfaser 4,80 % 5,33 % Lysin 1,03 % 1,07 % ME-Schwein 13,0 MJ/kg 12,84 MJ/kg 97

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 37: Zusammensetzung der Futterration des Beifutters für die Ferkel in Wehnen und auf dem Oberen Hardthof Wehnen Oberer Hardthof Protein 19,50 % 20,00 % Rohfaser 2,00 % 2,00 % Calcium 0,65 % 0,90 % Lysin 1,60 % 1,50 % Phosphor 0,55 % 0,70 % Natrium 0,25 % 0,20 % ME-Ferkel 15,6 MJ/kg 15,5 MJ/kg 3. Ergebnisse 3.1 Unterschiede zwischen den Betrieben Im Mittel aller 43 Sauen betrug die Wurfgröße zur Geburt 14,12 lebend geborene Ferkel und beim Absetzen 11,67 Ferkel pro Sauenwurf. Für die Wurfmasse (WM) am ersten Lebenstag (LT) ergab sich ein Mittelwert von 18,50 kg, für das Gewicht am 7. LT von 32,75 kg und für die Absetzwurfmasse ein solcher von 94,40 kg. Tabelle 38: Leistungsdaten im Mittel aller Sauen (n = 43) Daten auf Basis aller Würfe n Minimum Maximum Mittelwerte Wurfgröße lebend bei der Geburt 43 7 21 14,12 Wurfgröße beim Absetzen 43 7 16 11,67 Wurfmasse 1. LT (kg) 43 12,22 25,88 18,50 Wurfmasse 7. LT (kg) 43 19,32 47,10 32,75 Wurfmasse beim Absetzen (kg) 43 66,30 135,24 94,40 Lebendmassezunahme 1. Woche (kg) 43 6,56 24,35 14,25 kumulative Milchleistung in der 1. Woche 43 26,90 92,25 56,75 pro Sau (kg) tägliche Milchleistung in der 1. Woche (kg/d) 43 3,84 16,46 8,83 Der Lebendmassezuwachs (LMZ) der Ferkel belief sich durchschnittlich auf 14,25 kg in der ersten Woche, daraus resultierte eine Milchmenge (ML) pro Sau in der ersten Woche von 56,75 kg und von 8,83 kg Milch pro Tag im Durchschnitt (siehe Tabelle 38). Dabei wurde die Energiemenge für die Ferkelmilch, die einige Würfe in Betrieb 2 erhielten, berücksichtigt. In Betrieb 1 war die Milchleistung in der ersten Lebenswoche der Ferkel (= 1. Laktationswoche) mit durchschnittlich 9,37 kg pro Tag deutlich höher als in Betrieb 2 mit 8,07 kg. Die Milchleistung stieg von der 1. zur 2. Säugewoche bereits an. Das war in Betrieb 1 nachweisbar, da sich im Zeitraum vom 8. bis zum 10. Laktationstag die Milchmenge auf 10,82 kg/tag erhöhte. Für den Abschnitt vom 11. bis zum 25. Säugetag legte im Betrieb 1 die Milchleistung nochmals geringfügig zu auf 10,94 Liter/Tag. Auch im Betrieb 2 war 98

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung vom 7. bis zum 25. Säugetag ein deutlicher Anstieg der Milchleistung zu erkennen: die Sauen gaben im Durchschnitt 9,89 kg Milch pro Tag. Für die gesamte Säugezeit errechnete sich in beiden Betrieben eine Milchleistung von 10,49 bzw. 9,40 Liter pro Säugetag (Tabelle 39). Tabelle 39: Milchleistung von Sauen in den beiden Betrieben in verschiedenen Zeitabschnitten (kg/tag) Milchleistung von Wehnen Oberer Hardthof Tag 1 bis 7 9,37 8,07 Tag 8 bis 10 10,82 Tag 7 bis 25 9,89 Tag 11 bis 25 10,94 Tag 1 bis 25 10,49 9,40 Die Differenzen in der Milchleistung zwischen den beiden Betrieben waren zwar nicht statistisch gesichert, aber mit etwa einem Liter Unterschied biologisch durchaus bedeutend. Als wesentliche Gründe sind zu nennen: die Herde in Wehnen war mit durchschnittlich 4,9 Würfen signifikant älter als die Herde auf dem Hardthof mit 2,8 Würfen. Auch die Wurfgröße bei der Geburt (14,4 vs. 12,1 lebend geborene Ferkel) und beim Absetzen (12,1 vs. 11,1) war in Wehnen höher (beim Absetzen statistisch gesichert). Außerdem unterschieden sich die Genotypen der Sauen in beiden Betrieben. In Betrieb 1 standen BHZP-, DL- und DE-Sauen, in Betrieb 2 neben DL- und DE-Sauen auch einige wenige Pietrain-, Hampshire- und Hybridsauen aus DL und DE. Insbesondere die Pi- und Ha-Sauen wiesen dabei unterdurchschnittliche Milchleistungen (5,91 bzw. 6,89 kg in der 1. Säugewoche) auf. 3.2 Unterschiede zwischen den Sauen Zwischen den Sauen innerhalb beider Betriebe traten große Unterschiede in der Tagesmilchleistung auf, wie es beispielhaft für die Milchleistung in der ersten Woche in der Abbildung 32 und der Abbildung 33 dargestellt ist. Die Milchleistung der besten Sau war etwa dreimal so hoch wie die der schlechtesten Sau. Es war zu erkennen, dass es eine Reihe von Sauen gab, die bereits in der ersten Säugewoche über 10 Liter Milch pro Tag gaben. Praktiker reagieren auf die unterschiedliche Milchleistung mit dem Umsetzen von Ferkeln und der Wurfgrößen-Standardisierung. Generell ist es wichtig, eine genügend hohe Futtermenge in die Sau hineinzubekommen. Mit einer dreimal täglichen Fütterung, bei der die Futtermenge nach der Abferkelung täglich um etwa 300 Gramm gesteigert wird (dlz primus Heft 12/2016), ist die Voraussetzung für eine hohe Milchleistung der Sau gegeben. In der Analyse wurde ein hochsignifikanter Korrelationskoeffizient für den Zusammenhang zwischen der täglichen Milchleistung und der Wurfmasse beim Absetzen von r = 0,51 gefunden. Steigt die Milchleistung, erhöht sich die Wurfmasse beim Absetzen der Ferkel. 99

Milch kg/tag Milch kg/tag 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Betrieb 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Saunummer Milchleistung (kg/tag) Mittelwert 9,37 kg Abbildung 32: Milchleistung bei den 25 Sauen im Betrieb 1 im Mittel der ersten Säugewoche 14 12 10 8 6 4 2 0 Betrieb 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Saunummer Milchleistung (kg/tag) Mittelwert 8,07 kg Abbildung 33: Milchleistung bei den 18 Sauen im Betrieb 2 im Mittel der ersten Säugewoche In einer weiteren Auswertung wurden jüngere und ältere Sauen bezüglich der Milchleistung in der ersten Woche miteinander verglichen. Dazu wurden Sauen mit 2 oder 3 Würfen und Sauen mit 4 bis 9 Würfen zu zwei Gruppen zusammengefasst. Die jüngeren Sauen (n = 27) erreichten im Mittel eine tägliche Milchleistung von 8,51 kg, die älteren Tiere (n = 16) eine solche von 9,36 kg. In der Zeit vom 8. Säugetag bis zum Absetzen waren die Ergebnisse nicht eindeutig. Während auf dem Oberen Hardthof Sauen im dritten Wurf mit 9,9 kg eine geringfügig höhere Milchleistung als Sauen im zweiten Wurf mit 9,82 kg hatten (es gab keine älteren Sauen), besaßen in Wehnen die jüngsten Sauen im zweiten Wurf mit 12,4 kg die höchste und Sauen im dritten Wurf mit 9,95 kg die niedrigste Milchleistung. Wahrscheinlich sind die Unterschiede bei dem relativ kleinen Stichprobenumfang aber zufällig. 100

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.3 Wurfgröße und Milchleistung Es wird verschiedentlich darauf hingewiesen, dass die Ferkel in größeren Würfen eine höhere Milchleistung ermelken. Mit den Auswertungen kann das im Betrieb 2 durch Zahlen belegt werden. In Würfen mit 12 Ferkeln beim Absetzen war die Milchleistung in der ersten Woche und auch vom 8. bis 25. Säugetag höher als in Würfen mit 8 bis 11 Ferkeln (Abbildung 34). In der ersten Säugewoche war der Unterschied signifikant. Die gleiche Tendenz gab es im Betrieb 1 für die erste Säugewoche: in größeren Würfen war die Milchleistung der Sau im Mittel mit 10,11 kg um etwas mehr als einen halben Liter pro Tag höher als in kleineren Würfen (9,46 kg, nicht signifikant). Dagegen war kein Unterschied in der Milchleistung vom 10. Säugetag bis zum Absetzen zu erkennen (11,07 vs 10,81 kg/d), wobei die Einteilung etwas anders als in Betrieb 2 war (7 bis 12 Ferkel beim Absetzen bzw. größere Würfe). Abbildung 34: Mittlere Milchleistung vom 1. bis 7. bzw. 8. bis 25. Säugetag in Zuordnung zur Wurfgröße beim Absetzen (8-11 bzw. 12 Ferkel in Betrieb 2) 4. Fazit Moderne Sauen weisen eine höhere Milchleistung auf als noch vor 20 bis 30 Jahren. Im Mittel der vierwöchigen Säugezeit und der Betriebe betrug die Milchleistung zwischen 9,4 kg (Betrieb 2) und 10,5 kg/tag (Betrieb 1). Die Zucht auf höhere Wurfgrößen hatte demzufolge auch eine Steigerung der Milchleistung zur Folge. Zwischen den einzelnen Sauen traten erhebliche Unterschiede in der mittleren Milchleistung auf. Die mittlere Milchleistung pro Tag in der ersten Woche lag mit 9,4 kg in Betrieb 1 höher als in Betrieb 2 (8,1 kg Milch pro Tag). Als Ursachen sind zu nennen: Unterschiede in der Altersstruktur (in Betrieb 2 waren die Sauen jünger), im Genotyp, im Fütterungsmanagement und/oder der Kondition der Sauen. Eine höhere Milchleistung bei einer höheren Zahl gesäugter (abgesetzter) Ferkel ist im Betrieb 2 nachgewiesen und deutet sich in Betrieb 1 an. Für die in beiden Betrieben vorhandenen Wurfgrößen hat die Milchleistung gereicht, denn es konnte eine positive Korrelation zwischen Milchleistung und Wurfmasse beim Absetzen gefunden werden. Insgesamt 101

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung besteht aber weiterhin die technische Schwierigkeit, mit vertretbarem Aufwand Informationen zur Milchleistung der Sauen zu erhalten. 5. Literatur ROTH, F. X.; STANGL, G. I., SCHWARZ, F. J., SÜDEKUM, K.-H. UND EDER, K. (2014): Kirchgessner Tierernährung, DLG-Verlag, Frankfurt am Main. FALKENBERG, H. UND HAMMER, H. (2008): Zur Geschichte und Kultur der Schweinezüchtung und - haltung 4. Mitt.: Schweinezucht und -produktion in Europa zwischen 1900 und 1945, Züchtungskunde, Vol. 80, S. 315 333. Eugen Ulmer KG, Stuttgart. 102

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.5 Überprüfung der Tränkwasserqualität und -quantität in der Ferkelaufzucht Dr. H. Janssen 1, A. Meyer 2, L. Schemme 3 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; heiko.janssen@lwk-niedersachsen.de 2 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Freundallee 9A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 3 Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück Schlüsselwörter: Keywords: Wasser water 1. Zielsetzung Wasser in ausreichender Menge und Qualität stellt eine wesentliche Voraussetzung für eine artund leistungsgerechte Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere dar. Während beim Zukauf von Futtermitteln Wert auf die enthaltenen Inhaltsstoffe gelegt wird, erfährt das Tränkwasser meist weniger Beachtung. Dabei erfüllt das Wasser zahlreiche und vielfältige Funktionen im Organismus und wird somit nicht grundlos als das wichtigste Futtermittel angesehen. Auf der Grundlage von Wasserproben landwirtschaftlicher Betriebe mit Brunnen- und Stadtwasser sollten Informationen über die derzeitige Wasserversorgung hinsichtlich der Qualität und Quantität in der Ferkelaufzucht im Raum Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gewonnen werden. 2. Material und Methoden In 29 Betrieben (12 Brunnenwasserbetriebe und 17 Stadtwasserbetriebe: 400 4000 Ferkelaufzuchtplätze) wurden Wasserproben zur Ein- und Ausstallung eines Durchgangs in jeweils einem Prüfabteil gezogen. Die Fütterung erfolgte betriebsindividuell mittels Trocken-, Brei- oder Flüssigfütterung. Beim Erstbesuch (Einstallung des Durchgangs) war das jeweilige Abteil leer und gereinigt, beim Zweitbesuch (Ausstallung des Durchgangs) war das Abteil geräumt und nicht gereinigt. Somit konnten mögliche Veränderungen der Wasserqualität und -quantität im Verlauf eines Durchgangs erfasst werden. Des Weiteren wurden Tränkenippel zur Erfassung der Wasserquantität in den Abteilen vorausgesetzt. Zu beiden Besuchsterminen wurden die Proben auf chemisch-physikalische und mikrobiologische Parameter untersucht und anhand der Empfehlungen des BMELV bewertet. Zur Überprüfung der Eignung des Wassers wurde neben dem sich im System befindlichen Wasser auch das eingespeiste Wasser analysiert. Eine Übersicht der gezogenen Proben ist Tabelle 40 zu entnehmen. 103

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 40: Zusammenfassung der Probenentnahmestellen und Untersuchungsarten am 1. und 2. Besuchstermin Chemisch-physikalische Untersuchung Mikrobiologische Untersuchung Qualität des eingespeisten Wassers X X 1. Besuch Prüfabteil: Stagnationswasser* X X Prüfabteil: Systemwasser** X 2. Besuch Prüfabteil: Stagnationswasser X X Prüfabteil: Systemwasser X *Stagnationswasser: Wasser, das längere Zeit im Leitungssystem stand (stagnierte). **Systemwasser: Wasser, das sich nach 5-minütigem Wasserablassen noch im Leitungssystem befindet. 3. Ergebnisse Wasserqualitätsuntersuchungen Tabelle 41 fasst die wesentlichen Ergebnisse der chemisch-physikalischen Untersuchungen zusammen. Die Referenzproben spiegeln die Untersuchungsergebnisse des eingespeisten Wassers wieder. Tabelle 41: Ergebnisse der chemisch-physikalischen Untersuchungen Referenzproben Abteilproben OW Wasserart Wasserart Parameter Brunnen Stadt Brunnen Stadt 1. Besuch 1. Besuch 2. Besuch 1. Besuch 2. Besuch ph-wert 7,2 a 7,9 b 7,3 7,3 7,8 7,8 7-9 Elektr. Leitf. (µs/cm) 686 511 687 687 512 511 <3000 Nitrat (mg/l) 24,7 12,4 23,0 22,7 13 12,7 <200 Ammonium (mg/l) Gesamteisen (mg/l) 1,0 0,3 0,9 0,9 0,2 0,2 <3 2,3 0,1 3,4 1,2 0,1 0,1 <3 Sulfat(mg/l) 82,8 56,4 82,3 80,1 57,9 55,7 <500 a, b innerhalb einer Zeile kennzeichnen signifikante Unterschiede (p = 0,05) OW = Orientierungswert BMELV (2007) 104

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Eine mikrobiologische Belastung des Tränkwassers birgt Risiken für die Gesundheit der Tiere ebenso wie für die Qualität der von diesen Tieren gewonnenen Lebensmittel. Demnach ist eine direkte oder indirekte Gefährdung von Mensch und Tier möglich, wenn es sich um Zoonose-Erreger (z. B. Salmonellen, bestimmte E. coli) handelt. Die im Rahmen der Untersuchung ermittelten Ergebnisse mikrobiologischer Parameter sind Tabelle 42 zu entnehmen. Ebenfalls wurde hier differenziert zwischen der Qualität des in das Versorgungssystem eingespeisten Wassers (Referenzproben) und der Qualität des im Abteil aufgenommenen Wassers (Abteilproben). Tabelle 42: Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen Referenz- proben Wasserart Abteilproben Wasserart OW Brunnen Stadt Brunnen Stadt Parameter 1. Besuch 1. Besuch 2. Besuch 1. Besuch 2. Besuch GKZ 22 C (KBE/ml) 134 60 Stagnationswasser 7880 8490 7898 8508 < 10.000 GKZ 36 C (KBE/ml) 13 a 59 b 1225 868 1871 1515 < 1.000 Coliforme K. (pro 100 1 ml) 0 103 177 139 214 kein OW GKZ 22 C (KBE/ml) 993 3070 1696 3773 < 10.000 Systemwasser GKZ 36 C (KBE/ml) 283 635 393 745 < 1.000 Coliforme K. (pro 100 ml) 37 130 137 230 kein OW a, b innerhalb einer Zeile kennzeichnen signifikante Unterschiede (p < 0,05) GKZ = Gesamtkeimzahl OW = Orientierungswert BMELV (2007) Die Bewertung der Eignung des eingespeisten Wassers ergab bei 92 % der Stadtwasserbetriebe und bei 53 % der Brunnenwasserbetriebe Trinkwasserqualität. Bei näherer Betrachtung der chemisch-physikalischen Parameter überschritten 41 % der Betriebe mit Brunnenwasserversorgung im eingespeisten Wasser mehrere Tränkwasserorientierungswerte. Hierzu zählten insbesondere Betriebe mit erhöhten Eisengehalten. Die Ergebnisse der chemisch-physikalischen Parameter in den 105

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Prüfabteilen spiegelten die des eingespeisten Wassers wider. Hinsichtlich der Mikrobiologie überschritten 40 % der an den Untersuchungen teilgenommenen Betriebe am Erst- und 60% beim Zweitbesuch in mindestens einem mikrobiologischen Parameter die Tränkwasserorientierungswerte. Erhebliche Unterschiede zwischen den Keimgehalten des Stagnationswassers und des Systemwassers unterstrichen die Bedeutung des sogenannten Wasserablassens vor der Einstallung, aber auch innerhalb eines Durchgangs. So konnten um das 8fache reduzierte Keimgehalte im Systemwasser gegenüber dem Stagnationswasser nachgewiesen werden. Zwischen den Besuchsterminen konnten keine signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Wasserqualität festgestellt werden. Abbildung 35 fasst die Ergebnisse der Wasserqualität zusammen. % der Betriebe Wasserqualitätsübersicht 100 90 92 % Brunnenwasser Stadtwasser 80 70 60 53 % 50 40 30 41 % 25 % 32 % 29 % 20 10 8 % 15 % 0 Referenzproben mit Trinkwasserqualität Referenzproben: Trinkwasser-GW chem. - phy. überschritten Abteilproben (1. Besuch): Abteilproben (2. Besuch): Tränkwasser-OW (mikrob.) Tränkwasser-OW (mikrob.) überschritten überschritten Abbildung 35: Ergebnisübersicht zur Wasserqualität teilgenommener Betriebe nach Wasserarten (Brunnenwasser: 17 Betriebe, Stadtwasser: 12 Betriebe) Wasserquantitätsmessungen Während im Mittel die Durchflussraten mit 1112 ml/min deutlich oberhalb der Empfehlungen (500 700 ml/min) lagen, konnten einzelbetrieblich und in Abhängigkeit der Einstellung des Tränkenippels erhebliche Abweichungen in beide Richtungen festgestellt werden. Die gemessenen Durchflussraten lagen somit zwischen 325 ml/min und 2780 ml/min. Die Durchflussrate kann wesentlich die Wasseraufnahme beeinflussen und sollte somit regelmäßig überprüft werden, um eine art- und leistungsgerechte Versorgung zu gewährleisten. 106

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Neben der Durchflussrate wurde die Anzahl Aufzuchtferkel pro Tränkestelle erfasst. Diese Erhebung ergab, dass 28 % der Betriebe mehr als 12 Aufzuchtferkel pro Tränkestelle hielten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass offene Beckentränken in Breifutterautomaten, in denen das Wasserbecken bauartbedingt nicht deutlich durch eine Aufkantung vom Futterbereich getrennt waren, nicht als Tränkestelle erfasst wurden. 4. Fazit Obwohl Wasser das wichtigste Futtermittel ist, belegen aktuelle Untersuchungen, dass sowohl der qualitativen als auch quantitativen Wasserversorgung in der Praxis noch immer nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird. Sowohl chemisch-physikalische als auch mikrobiologische Parameter können zur Beurteilung der Qualität herangezogen und in ein entsprechendes Hygiene- Monitoring implementiert werden. 107

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.6 Protein in der Endmast sparen A. Meyer 1, W. Vogt 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 2 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück; wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de 1. Zielsetzung Die neue Düngeverordnung zwingt Betriebe, die Nährstoffüberschüsse weiter zu reduzieren. Außerdem muss Deutschland die Ammoniakemissionen weiter verringern. In einem dritten Versuch wurde geprüft, ob im Vergleich zum RAM-Futter noch geringere Gehalte an Rohprotein und Phosphor für Mastschweine möglich sind. Die ersten beiden Versuche hatten gezeigt, dass ein Futter mit 12 % Rohprotein in der Endmast ab 100 bzw. 90 kg keine Leistungseinbußen verursachte. 2. Material und Methoden In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden je 40 Ferkel (Pi 408 x Danzucht) nach Gewicht auf drei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Basis war das niedersächsische RAM-Futter-Konzept. Durch die Einführung eines dreiphasigen RAM-Futters wurde die Standard- Bezeichnung der RAM-Typen geändert, und zwar RAM 2.1 in RAM 3.1 und RAM 2.2 in RAM 3.3. Während die Gruppe 1 (RAM zweiphasig) das RAM 3.1-Futter bis 65 kg und anschließend das Endmastfutter RAM 3.3 erhielt, wurde in der Gruppe 2 (RAM dreiphasig) das RAM 3.1 nur bis 40 kg eingesetzt, danach wurde ein RAM 3.2 für die Mittelmast bis 80 kg zwischengeschaltet und anschließend das RAM 3.3 gefüttert. Gruppe 3 (RAM vierphasig) wurde wie folgt gefüttert: RAM 3.1 bis 40 kg, RAM 3.2 von 40 bis 65 kg, RAM 3.3 von 65 bis 80 kg und danach das RAM 3.3 a mit 12 % Rohprotein. In diesem Futter war kein Sojaschrot mehr enthalten, sondern nur noch etwa 10 % Rapsschrot. Die Proteinreduzierung auf 12 % erforderte einen Zusatz von Tryptophan und Valin. Gegenüber dem üblichen RAM-Futter waren die Phosphorgehalte in allen Versuchsfuttern noch weiter reduziert. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 27 bis 124 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen. 108

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 43: Übersicht über die drei Futtergruppen Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 RAM zweipha- RAM dreiphasig RAM vierphasig sig (12 % RP ab 80 kg) 40 Tiere 40 Tiere 40 Tiere RAM RAM RAM Mastab- 3.1 3.3 3.1 3.2 3.3 3.1 3.2 3.3 3.3.a schnitt kg 27-65 65-124 27-40 40-80 80-124 27-40 40-65 65-80 80-124 Rohprotein % 17,0 14,0 17,0 16,0 14,0 17,0 16,0 14,0 12,0 Lysin % 1,10 0,90 1,10 1,00 0,90 1,10 1,00 0,90 0,90 Phosphor % 0,47 0,43 0,47 0,45 0,43 0,47 0,45 0,43 0,39 ME MJ/kg 13,4 13,0 13,4 13,4 13,0 13,4 13,4 13,0 13,0 Das Aminosäurenverhältnis (Lysin: Methionin+Cystin: Threonin: Tryptophan: Valin) wurde auf 1: 0,55:0,65:0,18:0,65 eingestellt. Tabelle 44: Futteranalysen RAM RAM RAM RAM 3.1 3.2 3.3 3.3 a Rohprotein % 17,0 15,4 14,4 12,4 ME MJ/kg 13,5 13,3 13,0 12,8 Phosphor % 0,47 0,41 0,44 0,39 Lysin % 1,01 0,94 0,90 0,90 Methionin + Cystin % 0,60 0,55 0,55 051 Threonin % 0,69 0,63 0,63 0,56 Lysin/ME g/mj 0,75 0,71 0,69 0,70 3. Ergebnisse In diesem Versuch erreichten die Schweine durchschnittliche Tageszunahmen von 1034 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,48 kg. Die Gruppe 1 (RAM zweiphasig) erzielte 1052 g, die Gruppe 2 (RAM dreiphasig) 1033 g und die Gruppe 3 (RAM vierphasig, 12 % RP ab 80 kg) 1017 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je kg Zuwachs war in den beiden ersten Gruppen mit 2,45 bzw. 2,46 signifikant besser als in der Gruppe 3 mit 2,53 kg. Die Tiere fraßen im Mittel 2,56 kg täglich. Die Gruppe 1, die ab 65 kg das Futter RAM 3.3 mit 14 % Rohprotein erhielt, wies in der Endmast Tageszunahmen von 1139 g und einen Futteraufwand von 2,74 je kg Zuwachs auf. Die Tiere der Gruppe 2 (RAM dreiphasig) mit Einsatz des RAM 3.3 ab 80 kg nahmen in der Endmast 1127 g zu und benötigten 2,85 kg Futter je kg Zuwachs. Die Tageszunahmen der Tiere, die zum Ende mit dem sehr eiweißarmen Futter (12 % RP) versorgt wurden, lagen im letzten Mastabschnitt ab 80 kg bei 1102 g, der Futteraufwand betrug 2,95 kg. Das heißt, dass die Proteinreduzierung von 109

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 14 auf 12 % ab 80 kg zu vergleichbaren Tageszunahmen führte, denn die Unterschiede in der Mastleistung waren nicht signifikant. Hinsichtlich der Mastleistung lässt sich schlussfolgern, dass auch eine über das übliche RAM-Futter-Niveau hinausgehende Protein- und Phosphorreduzierung in diesem Versuch nicht zu Leistungseinbußen führt. Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe wiesen signifikant niedrigere Schultergewichte auf, allerdings ist dieser Parameter nicht Bestandteil der Abrechnungsmaske. Im Mittel wurden 0,986 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. In diesem Merkmal traten zwar keine statistisch gesicherten Unterschiede auf, aber der geringere Wert der Gruppe 3 von 0,968 ist doch auffällig und deutet auf eine nicht ausreichende Versorgung mit Aminosäuren hin. Diese Gruppe wies eine höhere Streuung in diesem Merkmal als die anderen Gruppen auf und umfasste mehr Tiere mit sehr niedrigen Indexgewichten. Tabelle 45: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung Gruppe 1 RAM zweiphasig Gruppe 2 RAM dreiphasig Gruppe 3 RAM vierphasig 12 % ab 80 kg Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht Tageszunahmen Futteraufwand/kg Zuwachs Futterverbrauch/Tag kg kg g kg kg 40 26,7 124,8 1052 2,45 a 2,58 40 26,8 123,8 1033 2,46 a 2,54 40 26,8 123,7 1017 2,53 b 2,57 Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch Indexpunkte/kg kg % kg kg kg kg % 97,0 77,5 18,4 7,3 8,9 a 14,0 56,3 0,993 96,6 78,0 18,4 7,3 8,9 a 13,9 56,2 0,998 95,8 77,6 18,0 7,1 8,7 b 14,1 54,4 0,968 a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p<0,05). 110

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Futterkosten Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs liegen in der Gruppe 1 (RAM zweiphasig) bei 61,64, in der Gruppe 2 (RAM dreiphasig) bei 62,20 und in der Gruppe 3 (RAM vierphasig, 12 % RP) bei 62,96. Nährstoffausscheidungen Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt: Gruppe 1 (RAM zweiphasig): 3,24 kg N und 1,29 kg P 2O 5 Gruppe 2 (RAM dreiphasig): 3,26 kg N und 1,28 kg P 2O 5 Gruppe 3 (RAM vierphasig): 2,89 kg N und 1,22 kg P 2O 5 Somit schieden die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe 11 % weniger N und 5 % weniger P 2O 5 als die zwei- und dreiphasig gefütterten Schweine aus. 4. Fazit In einem dritten Mastversuch wurde überprüft, ob die Eiweißversorgung in der Endmast gegenüber der üblichen zweiphasigen und einer neu konzipierten dreiphasigen RAM-Fütterung noch weiter reduziert werden kann. Dies wurde mit einem vierphasigen RAM-Futterkonzept erreicht, bei dem im letzten Mastabschnitt ab 80 kg ein stark reduziertes Futter eingesetzt wurde, das nur noch 12 % Rohprotein enthielt. Gleichzeitig wurde der Phosphorgehalt nach und nach von 0,47 auf 0,39 % abgesenkt. Mit im Mittel 1034 g Tageszunahmen und einem Futterverbrauch von 2,48 kg je kg Zuwachs wurden insgesamt sehr hohe Mastleistungen erreicht. Die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe benötigten signifikant mehr Futter je kg Zuwachs. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in dieser Gruppe etwa 1,30 über denen der zweiphasig gefütterten Gruppe. Die stark proteinreduzierte Variante führte zu geringeren Ausscheidungen von 11 % N und 5 % P 2O 5. Dieser Versuch zeigt, dass auch mit einer stark reduzierten Eiweißversorgung sehr hohe Mastleistungen möglich sind. Die stark proteinreduzierte Futtergruppe weist aber, auch wenn dieser Effekt statistisch nicht abzusichern war, ungünstigere Werte bei den Indexpunkten pro kg Schlachtkörpergewicht und beim Muskelfleischanteil Bauch auf. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass in Zusammenhang mit der starken Proteinabsenkung ab 80 kg Einbußen bei der Schlachtkörperbewertung nicht mehr auszuschließen sind und die Grenze einer leistungsgerechten Eiweißversorgung erreicht ist. Der vorherige Versuch mit einer starken Proteinreduzierung ab 90 kg verlief hingegen ohne Leistungseinbußen bei den Schlachtkörpermerkmalen. Aus allen Versuchen lässt sich aber das Resümee ziehen, dass in der Praxis z.t. noch erhebliche Reserven in der Eiweiß- und Phosphorversorgung der Mastschweine liegen und insbesondere in der Endmast noch mehr Nährstoffe gespart werden können. 111

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.7 Stark N-/P-reduzierte Mastschweinefütterung A. Meyer 1, W. Vogt 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 2 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück; wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de 1. Zielsetzung Die novellierte Düngeverordnung beinhaltet neue Werte für die Nährstoffausscheidungen. Diese wurden 1:1 vom DLG-Band Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere aus dem Jahr 2014 übernommen. Dort sind die entsprechenden Fütterungsstrategien hinterlegt, die Grundlage für die Berechnung der Nährstoffausscheidungen sind. Für Mastschweine ergeben sich je nach Fütterungsstrategie (Universalfutter, N-/P-reduzierte und stark N-/P-reduzierte Fütterung) und Leistungsniveau (700 g, 750 g, 850 g, 950 g Tageszunahmen) 12 verschiedene Werte für den Stickstoff- und Phosphoranfall. Da in der Praxis bisweilen in Frage gestellt wird, dass eine stark N- und P-reduzierte Fütterung problemlos möglich ist, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen überprüft, welche Leistungen mit diesem vierphasigen Fütterungsverfahren zu erzielen sind. 2. Material und Methoden In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 113 Ferkel (Pi x Danzucht) nach Gewicht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Die RAM-Gruppe (Kontrolle, 58 Tiere) erhielt das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis 70 kg LG und danach das Endmastfutter RAM 2.2. Die DLG-Gruppe (55 Tiere) wurde vierphasig entsprechend den Vorgaben des stark N-/P-reduzierten Verfahrens laut Düngeverordnung gefüttert, der Futterwechsel erfolgte bei 40, 65 und 90 kg LG. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 28 bis 123 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen. Tabelle 46: Übersicht über die zwei Futtergruppen RAM-Gruppe DLG-Gruppe zweiphasig vierphasig RAM 2.1 RAM 2.2 DLG 1 DLG 2 DLG 3 DLG 4 Mastabschnitt kg 28-70 70-123 28-40 40-65 65-90 90-123 Rohprotein % 17,0 14,0 17,5 16,5 15,5 14,0 Lysin % 1,10 0,90 1,10 1,00 0,90 0,75 ME MJ/kg 13,4 13,0 13,4 13,4 13,0 13,0 Phosphor % 0,50 0,45 0,47 0,45 0,42 0,42 112

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Das Aminosäurenverhältnis (Lysin: Methionin+Cystin: Threonin: Tryptophan) wurde auf 1: 0,55:0,65:0,18 eingestellt. Tabelle 47: Futteranalysen RAM RAM DLG DLG DLG DLG 2.1 2.2 1 2 3 4 Rohprotein % 17,0 14,0 17,3 16,5 16,3 14,0 Lysin % 1,04 0,88 1,02 0,99 0,93 0,76 Methionin + Cystin % 0,61 0,53 0,59 0,58 0,58 0,52 Threonin % 0,72 0,57 0,71 0,66 0,63 0,50 ME MJ/kg 13,5 13,3 13,4 13,7 13,2 13,1 Lysin/ME g/mj 0,77 0,66 0,76 0,72 0,70 0,58 Phospor % 0,47 0,45 0,45 0,42 0,45 0,45 3. Ergebnisse In diesem Versuch erreichten die Schweine durchschnittliche Tageszunahmen von 953 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,57 kg. Die RAM-Gruppe erzielte 950 g und die DLG-Gruppe (stark N-/P-reduziert) 956 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,52 bzw. 2,61 kg. Die Tiere fraßen pro Tag 2,39 kg (RAM-Gruppe) bzw. 2,49 kg (DLG-Gruppe). Die Unterschiede im Futteraufwand und im täglichen Futterverbrauch waren statistisch abzusichern. Die Tiere der RAM-Gruppe wiesen in der Endmast ab 70 kg Tageszunahmen von knapp 1000 g und einen Futteraufwand von 2,88 je kg Zuwachs auf. Die Tiere der DLG-Gruppe nahmen in der Endmast ab 90 kg 975 g je Tag zu und benötigten 3,25 kg Futter je kg Zuwachs. Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Im Mittel wurden 1,001 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung. In der Gruppe 1 fiel ein Tier wegen Beinschäden, in der Gruppe 2 eines wegen Entwicklungsstörungen vorzeitig aus. 113

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 48: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht Tageszunahmen Futteraufwand/kg Zuwachs Futterverbrauch/Tag Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch Indexpunkte/kg SG kg kg g kg kg kg % kg kg kg kg % RAM-Gruppe zweiphasig 57 27,8 123,1 950 2,52 a 2,39 a 96,7 78,5 18,7 7,4 9,1 13,9 57,5 1,009 DLG-Gruppe vierphasig 54 27,8 122,9 956 2,61 b 2,49 b 97,1 78,4 18,5 7,3 9,0 14,0 56,6 0,993 Futterkosten Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs liegen in der RAM-Gruppe bei 58,11 und in der DLG-Gruppe bei 58,99. Nährstoffausscheidungen Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt: RAM-Gruppe (zweiphasige Fütterung): 3,37 kg N und 1,47 kg P 2O 5 DLG-Gruppe (stark N-/P-reduzierte Fütterung): 3,62 kg N und 1,34 kg P 2O 5 Somit schieden die Tiere der stark N-/P-reduzierten Gruppe 7 % mehr N, aber 9 % weniger P 20 5 als die zweiphasig gefütterten Schweine der RAM-Gruppe aus. 4. Fazit In einem Mastversuch wurde überprüft, welche Leistungen mit einer stark N-/P-reduzierten Fütterung nach DLG im Vergleich zur zweiphasigen RAM-Fütterung zu erzielen sind. Mit im Durchschnitt 953 g Tageszunahmen und einem Futterverbrauch von 2,57 kg je kg Zuwachs wurde ein hohes Leistungsniveau erreicht. Während die Tageszunahmen der beiden Gruppen gleich waren, gab es gesicherte Unterschiede im Futteraufwand/kg Zuwachs und im täglichen Futterverbrauch zugunsten der RAM-Gruppe. In der Schlachtkörperbewertung waren keine signifikanten Differenzen zu verzeichnen. Die Indexpunkte/kg Schlachtkörpergewicht lagen im Mittel bei 1.001. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs betrugen 58,11 (RAM) und 58,99 (DLG). Die stark N-/P-reduzierte Variante führte beim Stickstoff zu höheren Ausscheidungen von 7 % und beim Phosphor zu niedrigeren Ausscheidungen von 9 %. 114

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.8 Schweinemast ohne Sojaschrot A. Meyer 1, W. Vogt 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 2 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück; wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de 1. Einleitung Verzicht auf Sojaimporte aus Südamerika, GVO-freie Fütterung und Einsatz von heimischen Eiweißfuttern - solche Forderungen nehmen seitens der Gesellschaft und auch des Lebensmittelhandels stetig zu. Auf der anderen Seite wurden im letzten Jahr etwa 3,7 Mio. Sojabohnen und 2,9 Mio. t Sojaschrot nach Deutschland importiert (Ovid, 2016), ein Großteil davon aus Südamerika. Fakt ist, dass Sojaschrot nach wie vor die Hauptproteinquelle in der Schweinefütterung ist. Zur Reduzierung von Sojaschrot im Schweinefutter liegen bereits zahlreiche Versuchsergebnisse vor, hingegen wurde eine sojafreie Fütterung bisher eher selten untersucht. Deshalb hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen überprüft, wie sich eine Fütterung ohne Sojaschrot auf die Leistung von Mastschweinen auswirkt. 2. Material und Methoden In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden insgesamt 115 Ferkel (Pi x Danzucht) nach Gewicht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Die Kontrollgruppe erhielt das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis 70 kg LG und danach das Endmastfutter RAM 2.2. Diese Futter enthielten als Eiweißkomponenten Soja- und Rapsextraktionsschrot (12,5 % Sojaschrot im RAM 2.1 und 4 % im RAM 2.2). Die Versuchsgruppe erhielt RAM-Futter ohne Sojaschrot. Stattdessen wurden Sonnenblumenextraktionsschrot aus geschälter Saat (ca. 46 % Rohprotein und 8 % Rohfaser) und als weitere Proteinquellen Rapsschrot sowie Getreideschlempefutter eingesetzt, und zwar 12,3 % Sonnenblumenschrot sowie 7,5 % Rapsschrot im RAM 2.1 und rund 1,9 % Sonnenblumenschrot, 5,8 % Rapsschrot und 3 % Getreideschlempefutter im RAM 2.2. Tabelle 49: RAM-Futter in beiden Gruppen RAM 2.1 RAM 2.2 Mastabschnitt kg 28-70 70-123 Rohprotein % 17,0 14,0 Lysin % 1,10 0,90 ME MJ/kg 13,4 13,0 Phosphor % 0,50 0,45 115

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Das Aminosäurenverhältnis (Lysin : Methionin+Cystin : Threonin : Tryptophan) wurde auf 1 : 0,55 : 0,65 : 0,18 eingestellt. Tabelle 50: Futteranalysen Kontrolle Kontrolle ohne Soja ohne Soja RAM 2.1 RAM 2.2 RAM 2.1 RAM 2.2 Rohprotein % 16,4 14,3 16,5 14,6 Lysin % 1,02 0,91 1,06 0,90 Methionin + Cystin % 0,58 0,54 0,60 0,58 Threonin % 0,68 0,60 0,65 0,58 ME MJ/kg 13,5 13,1 13,5 13,0 Lysin/ME g/mj 0,76 0,69 0,79 0,69 Phospor % 0,47 0,46 0,50 0,48 3. Ergebnisse Die Schweine wiesen durchschnittliche Tageszunahmen von 955 g auf, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,60 kg. Die Kontrollgruppe erzielte 966 g und die Gruppe ohne Soja 944 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,59 bzw. 2,61 kg. Die Tiere fraßen pro Tag 2,49 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,46 kg (Gruppe ohne Soja ). Die Unterschiede in der Mastleistung waren statistisch nicht abzusichern. Die Tiere der Kontrollgruppe wiesen in der Endmast ab 70 kg Tageszunahmen von 987 g und einen Futteraufwand von 2,96 je kg Zuwachs auf. Die Tiere der Gruppe ohne Soja nahmen in dieser Zeit 959 g je Tag zu und benötigten 3,0 kg Futter je kg Zuwachs. Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Im Mittel wurden 0,987 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung. In jeder Gruppe fielen zwei Tiere vorzeitig aus. 116

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 51: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung Kontrollgruppe Versuchsgruppe mit Soja ohne Soja Anzahl Tiere 54 57 Anfangsgewicht kg 27,6 27,5 Endgewicht kg 123,7 123,3 Tageszunahmen g 966 944 Futteraufwand/kg Zuwachs kg 2,59 2,61 Futterverbrauch/Tag kg 2,49 2,46 Schlachtkörpergewicht kg 96,5 96,2 Schlachtausbeute % 77,9 78,1 Schinken kg 18,3 18,1 Lachs kg 7,3 7,2 Schulter kg 8,9 8,9 Bauch kg 13,8 14,0 MFA Bauch % 56,4 55,9 Indexpunkte/kg SG 0,991 0,983 Futterkosten Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs liegen in der Kontrollgruppe bei 62,23 und in der Versuchsgruppe ohne Soja bei 63,01. 4. Fazit In einem Mastversuch wurde überprüft, welche Leistungen mit einer sojafreien Fütterung im Vergleich zu einer üblichen RAM-Fütterung mit Sojaschrot zu erzielen sind. Die Proteinkomponenten der sojafreien Rationen waren Sonnenblumenextraktionsschrot aus geschälter Saat, Rapsschrot sowie Getreideschlempefutter. Mit im Durchschnitt 955 g Tageszunahmen und einem Futterverbrauch von 2,60 kg je kg Zuwachs wurde ein hohes Leistungsniveau erreicht. Die Indexpunkte/kg Schlachtkörpergewicht lagen im Mittel bei 0,987. Es gab keine signifikanten Leistungsunterschiede. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs betrugen 62,23 (Kontrolle) und 63,01 (ohne Soja). Fazit dieses Versuchs ist, dass Mastschweine auch ohne Sojaschrot hohe Leistungen erzielen können. 117

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.9 Reichen 12 % Protein für die Mast ab 80 kg? A. Meyer 1, W. Vogt 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9 A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 2 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück; wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de 1. Zielsetzung Durch die Novellierung der Düngeverordnung und der TA Luft sind Tierhaltungsbetriebe gefordert, Nährstoffüberschüsse und Ammoniakemissionen noch weiter zu senken. Wie weit kann der Proteingehalt im Schweinefutter reduziert werden, ohne Leistungen einzubüßen? Zu dieser Fragestellung hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bereits mehrere Versuche mit eiweißarmem Futter in der Endmast durchgeführt. Während die ersten beiden Versuche gezeigt hatten, dass ein Futter mit 12 % Rohprotein in der Endmast ab 100 bzw. 90 kg Lebendgewicht keine Leistungseinbußen verursachte, traten im dritten Versuch mit Absenkung ab 80 kg zwar keine signifikanten Unterschiede auf, aber einige Parameter der Schlachtkörperbewertung wiesen ungünstigere Werte auf. Ob die stark eiweißreduzierte Fütterung bei 80 kg LG tatsächlich an ihre Grenze stößt, sollte ein weiterer Versuch zeigen. 2. Material und Methoden In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 117 Ferkel (German Pietrain x Danzucht) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Basis war das niedersächsische RAM-Futter-Konzept. Durch die Einführung eines dreiphasigen RAM- Futters wurde die Standard-Bezeichnung der RAM-Typen geändert, und zwar RAM 2.1 in RAM 3.1 und RAM 2.2 in RAM 3.3. Während die Kontrollgruppe (RAM zweiphasig) das RAM 3.1-Futter bis 65 kg und anschließend das Endmastfutter RAM 3.3 erhielt, wurde in der Versuchsgruppe (12 % RP) vierphasig gefüttert: RAM 3.1 bis 40 kg, RAM 3.2 von 40 bis 65 kg, RAM 3.3 von 65 bis 80 kg und anschließend RAM 3.3 a mit 12 % Rohprotein. Dieses Futter enthielt kein Sojaschrot mehr, sondern als Eiweißkomponenten nur noch ca. 7 % Rapsschrot und etwas Weizenkleberfutter. Die Proteinreduzierung auf 12 % erforderte neben der Ergänzung der ersten vier Aminosäuren noch einen Zusatz von Valin. Gegenüber dem üblichen RAM-Futter waren die Phosphorgehalte in allen Versuchsfuttern noch weiter reduziert. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 27 bis 124 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen. 118

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Tabelle 52: Übersicht über die zwei Futtergruppen Kontrollgruppe Versuchsgruppe RAM zweiphasig 12% RP ab 80 kg RAM RAM Mastabschnitt 3.1 3.3 3.1 3.2 3.3 3.3.a kg 27-65 65-124 27-40 40-65 65-80 80-124 Rohprotein % 17,0 14,0 17,0 16,0 14,0 12,0 Lysin % 1,10 0,95 1,10 1,00 0,95 0,95 Phosphor % 0,47 0,43 0,47 0,45 0,43 0,39 ME MJ/kg 13,4 13,0 13,4 13,4 13,0 12,8 Das Aminosäurenverhältnis (Lysin: Methionin+Cystin: Threonin: Tryptophan: Valin) wurde auf 1:0,55:0,65:0,18:0,65 eingestellt. Im Gegensatz zum vorangegangenen Versuch wurden die Vorgaben für den Lysingehalt im RAM 3.3 und 3.3 a um 0,05 % erhöht und der Energiegehalt im RAM 3.3 a um 0,2 MJ/kg gesenkt. Tabelle 53: Futteranalysen RAM RAM RAM RAM 3.1 3.2 3.3 3.3 a Rohprotein % 17,0 16,1 14,1 12,6 ME MJ/kg 13,8 13,7 13,3 12,8 Phosphor % 0,48 0,46 0,42 0,38 Lysin % 1,13 1,03 0,95 0,93 Methionin + Cystin % 0,59 0,59 0,54 0,55 Threonin % 0,72 0,69 0,62 0,62 Lysin/ME g/mj 0,82 0,75 0,71 0,73 3. Ergebnisse In diesem Versuch erreichten die Schweine durchschnittliche Tageszunahmen von 1021 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,57 kg. Die Kontrollgruppe (RAM zweiphasig) erzielte 1024 g und die Versuchsgruppe (RAM vierphasig, 12 % RP ab 80 kg) 1017 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand der Kontrollgruppe war mit 2,53 kg je kg Zuwachs signifikant niedriger als der der Versuchsgruppe mit 2,60 kg. Die Tiere fraßen im Mittel 2,62 kg täglich. Die Kontrollgruppe, die ab 65 kg das Futter RAM 3.3 mit 14 % Rohprotein erhielt, wies in der Endmast Tageszunahmen von 1106 g und einen Futteraufwand je kg Zuwachs von 2,84 kg auf. Die Tageszunahmen der Tiere, die zum Ende mit dem sehr eiweißarmen Futter (12 % RP) versorgt wurden, lagen im letzten Mastabschnitt ab 80 kg bei 1115 g, der Futteraufwand betrug 3,10 kg. 119

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Die Tiere der Kontrollgruppe wiesen ein signifikant höheres Schlachtkörpergewicht auf. Dies führte auch zu einem signifikant höheren Schinken- und Lachsgewicht. Auch bei den Kriterien der Fleischbeschaffenheit (ph 1 und LF 1) waren die Differenzen statistisch zu sichern, was allerdings nicht erklärlich ist. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht unterschieden sich nicht, sie lagen im Mittel bei 0,986. Die Schlachtkörperbewertung zeigte auch, dass die stark eiweißreduzierte Fütterung bei den Kastraten zu schlechteren Ergebnissen führte, während die weiblichen Tiere mit diesem Futter gut zurechtkamen. Insgesamt schieden drei Tiere der Kontroll- und zwei Tiere der Versuchsgruppe wegen Beinschäden und Entwicklungsstörungen vorzeitig aus. Tabelle 54: Mastleistung, Schlachtkörperbewertung und Fleischbeschaffenheit Kontrollgruppe RAM zweiphasig Versuchsgruppe RAM vierphasig 12 % ab 80 kg Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht Tageszunahmen Futteraufwand/kg Zuwachs Futterverbrauch/Tag kg kg g kg kg 56 26,9 124,5 1024 2,53 a 2,59 56 26,9 123,7 1017 2,60 b 2,64 Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch Indexpunkte/kg ph 1 LF 1 kg % kg kg kg kg % 97,2 a 77,9 18,4 a 7,3 a 8,9 13,8 55,7 0,989 6,41 a 4,8 a 96,1 b 77,9 18,1 b 7,2 b 8,9 13,9 54,9 0,983 6,52 b 4,5 b a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p<0,05). Futterkosten Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs liegen in der Kontrollgruppe (RAM zweiphasig) bei 62,16 und in der Versuchsgruppe (RAM vierphasig, 12 % RP ab 80 kg) bei 61,28. 120

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Nährstoffausscheidungen Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt: Kontrollgruppe: 3,43 kg N und 1,37 kg P 2O 5 Versuchsgruppe: 3,0 kg N und 1,27 kg P 2O 5 Somit schieden die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe 13 % weniger N und 7 % weniger P 2O 5 aus. 4. Fazit In einem weiteren Mastversuch wurde überprüft, ob die Eiweißversorgung in der Endmast gegenüber der üblichen zweiphasigen RAM-Fütterung noch weiter reduziert werden kann. Dies wurde mit einem vierphasigen RAM-Futterkonzept erreicht, bei dem im letzten Mastabschnitt ab 80 kg ein stark reduziertes Futter eingesetzt wurde, das nur noch 12 % Rohprotein enthielt. Gleichzeitig wurde der Phosphorgehalt nach und nach von 0,47 auf 0,39 % abgesenkt. Mit im Mittel 1021 g Tageszunahmen und einem Futterverbrauch von 2,57 kg je kg Zuwachs wurden insgesamt sehr hohe Mastleistungen erreicht. Während die Tageszunahmen gleich waren, benötigten die Schweine der stark proteinreduzierten Gruppe mehr Futter je kg Zuwachs (2,60 gegenüber 2,53 kg). Bedingt durch das höhere Endgewicht wiesen die Kontrolltiere ein signifikant höheres Schlachtkörpergewicht und folglich ein signifikant höheres Schinken- und Lachsgewicht auf. Keine Differenzen traten in den Indexgewichten auf. Untypisch und nicht erklärlich sind die Unterschiede in der Fleischbeschaffenheit. In der stark proteinreduzierten Gruppe waren die Futterkosten je 100 kg Zuwachs um 0,88 geringer, es wurden 13 % N und 7 % P 2O 5 weniger ausgeschieden. 121

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.2.10 Interdisziplinäres Konzept (Diagnostik/Fütterung/Vakzination) zur Optimierung der frühen Ferkelentwicklung und Stabilisierung der Bestandsimmunität zwecks effektiver Reduktion der Salmonelleninfektionen in bisher auffälligen Ferkelerzeugerbetrieben C. Holling 1, A. Schulte zu Sundern 2, Jun. Prof. Dr. C. Visscher 2, A. Deermann 3, J. Schulte-Wülwer 3 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5 Tiergesundheitsdienste, Sedanstr. 4, 26121 Oldenburg; carolin.holling@lwk-niedersachsen.de 2 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Tierernährung, Bischofsholerdamm 15, 30173 Hannover 3 EVH Select GmbH, An der Feuerwache 14, 49716 Meppen Schlüsselwörter: Keywords: Kolostrumversorgung, Biosicherheit, Sau colostrum supply, biosecurity, sow 1. Zielsetzung Die Salmonellose ist in Deutschland und auch europaweit die zweithäufigste Zoonose beim Menschen. Die Übertragung erfolgt insbesondere über kontaminiertes Geflügel-, Schweine, und Rindfleisch sowie Eier. Seit einigen Jahren ist die Anzahl der gemeldeten Salmonellose-Fälle beim Menschen stark rückläufig, was vermutlich auf die intensiven Bekämpfungsmaßnahmen gegen Salmonellen in der Geflügelpopulation zurückzuführen ist (BVL 2016). Mit Abnahme des Anteils der durch Geflügelfleisch übertragenen Erkrankungen nimmt der relative Anteil der durch Schweinefleisch übertragenen Erkrankungen zu. Die Strategie zur Bekämpfung und Überwachung der Salmonellensituation in der Lebensmittelkette Schwein basiert auf einer stichprobenartigen, serologischen Untersuchung von Fleischsaftproben am Schlachthof auf Grundlage der Schweine-Salmonellen-Verordnung. Die Auswertungen dieses Salmonellenmonitorings (QS Qualität und Sicherheit GmbH, Bonn) zeigen, dass seit einigen Jahren keine weiteren Verbesserungen der Salmonellen-Situation in deutschen Schweinemastbeständen verzeichnet werden können. Nach bisherigen Erfahrungen stellt mitunter der Zukauf von bereits infizierten Mastläufern aus der Ferkelerzeugung ein Risiko für einen Salmonelleneintrag in den Mastbestand dar, was durch eine steigende Anzahl serologisch positiver Salmonellenbefunde in Zucht- und Ferkelerzeugerbeständen bestätigt werden kann. Aus diesem Grund wird eine Ausweitung der Salmonellenbekämpfung auf die Zucht und Ferkelerzeugung, ähnlich wie in der Geflügelbranche, als wichtig erachtet (BVL 2016). In den niedersächsischen Regionen Emsland und Grafschaft Bentheim nehmen ca. 200 Ferkelerzeugerbetriebe zweimal jährlich an einem regionalen Tiergesundheitsscreening (EVH-Screening, EVH Select GmbH, Meppen) teil, indem zehn Blutproben von zur Mast verkaufsfertigen Ferkeln unter anderem auf Antikörper gegen Salmonellen untersucht werden. Es fällt auf, dass neben Betrieben mit offensichtlichen hygienischen Mängeln auch Betriebe mit guten Hygienebedingungen und hohen biologischen Leistungen 122

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung höhere Salmonellen-Antikörpertiter aufweisen. Als prädisponierende Faktoren für den Anstieg der serologisch positiven Salmonellenbefunde kommt, neben der Gruppenhaltung von Sauen sowie Defiziten bei Fütterung und Hygiene, auch eine herabgesetzte maternale Immunität der Saugferkel infolge des Anstiegs der Wurfgröße in den letzten Jahren in Frage. Ziel des Projektes ist es, durch eine gezielte Diagnostik den Verlauf der Salmonelleninfektionen in auffälligen Ferkelerzeugerbetrieben zu analysieren und durch die Erprobung gezielter Maßnahmen eine Reduktion der Salmonelleninfektionen zu erwirken. Im Fokus dabei stehen diätetische Maßnahmen bei Sauen rund um den Geburtstermin, sowie die Vakzination von Sauen und Ferkeln gegen Salmonella Typhimurium. 2. Material und Methoden Die Untersuchungen und Auswertungen erstrecken sich auf den Projektzeitraum von Juni 2016 bis Mai 2019. Im ersten Teil des Projektes erfolgt eine gezielte Analyse eines Gesamtdatensatzes der Betriebe, die in den teilnehmenden Beratungsringen vereinigt sind. Dieser Datensatz besteht aus den Befunden des EVH-Screenings sowie den üblicherweise in den Betrieben erhobenen Daten (z. B. Sauenplaner, etc.). Mit Hilfe dieser Auswertung wird untersucht, ob Betriebe, deren Ferkel überdurchschnittlich hohe Antikörpertiter gegen Salmonellen aufweisen, durch bestimmte Merkmale (z. B. Leistungs- u. Tiergesundheitsparameter) charakterisiert werden können. Im zweiten Teil des Projektes wurden auf Grundlage der Salmonellenbefunde aus dem EVH-Screening zwölf salmonellen-auffällige und zwölf salmonellen-unauffällige Betriebe ausgewählt, wobei einem salmonellen-auffälligen Betrieb immer ein salmonellen-unauffälliger Betrieb mit ähnlicher Bestandsgröße, Betriebsführung und Hygiene mit dem Ziel der vergleichenden Auswertung zugeordnet wurde. Während einer ersten Bestandsuntersuchung wurden in diesen ausgewählten Betrieben Daten zu Biosicherheit, Management und Fütterung erhoben. Zusätzlich wurden bei 24 48 Stunden alten Saugferkeln Blutproben zur Überprüfung der Kolostrumversorgung sowie einer maternal vermittelten Immunität gegen Salmonellen entnommen. Im weiteren Verlauf des Projektes folgen weitere serologische und bakteriologische Untersuchungen bei Sauen und Ferkeln um betriebsindividuelle Infektionsverläufe zu erkennen. Alle salmonellenauffälligen Betriebe erhalten eine intensive tierärztliche Beratung zur Reduktion der Salmonelleninfektionen. In vier salmonellenauffälligen Betrieben wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Fütterung der Sauen einige Tage vor und nach der Geburt gelegt mit dem Ziel eine Stress-bedingte Ausscheidung von Salmonellen zu vermeiden. Die Impfung gegen Salmonella Typhimurium stellt eine weitere, schwerpunktmäßige Maßnahme dar, wobei in fünf Beständen eine Impfung der Sauen vorgesehen ist. In zwei Betrieben werden zusätzlich die Ferkel geimpft. Die Effektivität der Maßnahmen wird anhand serologischen und bakteriologischen Untersuchungen kontrolliert. 123

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3. Ergebnisse Zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch keine Auswertungen vor. 4. Bedeutung, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Die Bekämpfung von Salmonellen ist von großer Bedeutung für die Lebensmittelsicherheit. Für Schweinemastbetriebe ist eine Einstufung in Kategorie I nach Schweine-Salmonellen-Verordnung von großer Bedeutung, da viele Schlachthöfe bereits mit Preisabzügen für Kategorie III Betriebe bzw. Bonuszahlungen für Kategorie I Betriebe arbeiten. Salmonellen-unauffällige Ferkel sind auf dem Markt gefragt, während Ferkelerzeugern, die Ferkel mit hohen Antikörpertitern gegen Salmonellen liefern, Vermarktungsschwierigkeiten drohen. Auch Jungsauenvermehrer geraten zunehmend unter Druck, da eine Remontierung mit unauffälligen Jungsauen die Basis für eine stabile Sauenherde in der Ferkelerzeugung ist. 5. Fazit Die Salmonellenbekämpfung auf allen Stufen der Schweineproduktion ist von großer Bedeutung für die Lebensmittelsicherheit. Insbesondere in Betrieben mit einer hohen Biosicherheit sind effektive Strategien zur Reduktion der Salmonelleninfektionen in der Ferkelerzeugung dringend notwendig und werden in diesem Projekt untersucht. 5. Literaturverzeichnis BUNDESAMT FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ UND LEBENSMITTELSICHERHEIT (BVL), (2016): Zoonosen- Monitoring 2015, Berichte zur Lebensmittelsicherheit, BVL Report 11.2. Weitere Literatur ist bei den Verfassern erhältlich. 124

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.3 Geflügel 3.3.1 Masthähnchenfütterung Einfluss einer Proteinreduzierung auf Schlachtkörpermerkmale und Geschlechtsdimorphismus Dr. P. Hiller 1, M. Klahsen 2, J. Schättler 3, A. Meyer 4, C. Balz 5 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; peter.hiller@lwk-niedersachsen.de 2 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; mathias.klahsen@lwk-niedersachsen.de 3 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; julekatrin.schaettler@lwk-niedersachsen.de 4 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Freundallee 9A, 30173 Hannover; andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de 5 LWK Niedersachsen, FB 3.5, Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; christina.balz@lwk-niedersachsen.de Schlüsselwörter: Keywords: Fütterung, Protein, Broiler, Geschlechtsdimorphismus, Stickstoffausscheidung feeding, protein, broiler, sexual dimorphism, nitrogen excretion 1. Zielsetzung Nicht erst mit dem Tierschutzplan Niedersachsen steht die konventionelle Hähnchenmast im Fokus der Öffentlichkeit. Kritisiert werden Besatzdichten, unzureichende Beschäftigungsmöglichkeiten der Tiere, die Herdengröße in den Stallanlagen und das enorme Leistungsvermögen. Darüber hinaus werden Emissionen aus Hähnchenmastställen in Form von Stäuben, Gerüchen und Ammoniak stark diskutiert. Zudem werden die Düngeverordnung sowie die TA Luft bundesweit novelliert. Deutschland soll seine Ammoniak-emissionen bis zum Jahre 2030 um 29 % verringern. Als technische Lösung zur Reduzierung der Ammoniakfreisetzung in Geflügelstallanlagen werden zurzeit geprüfte und DLG-zertifizierte Abluftreinigungsanlagen von den Genehmigungsbehörden zugelassen. Es muss jedoch die Frage gestellt werden, ob teure Abluftreinigungsanlagen effektiv sind und auf Dauer die Ammoniakfreisetzung in Ställen in größerem Umfang reduzieren können oder ob eine verminderte Ammoniakbildung vor einer Ammoniakfreisetzung stehen müsste. Ammoniak wird durch die mikrobielle und enzymatische Umsetzung von Harnsäure gebildet, welche bei der Verdauung des proteinhaltigen Futters entsteht und ausgeschieden wird. Die Ausscheidung von nicht verwerteten Futterproteinen und deren Umsetzung zu flüchtigen N-Verbindungen ist ein Ansatzpunkt zur Reduzierung der Ammoniakemissionen. Masthähnchen benötigen eine bedarfsgerechte Proteinversorgung mit einer optimierten Aminosäurezufuhr, dies steht außer Frage. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat in einem Praxisbetrieb geprüft, inwiefern eine proteinreduzierte Fütterung der Masthähnchen unter herkömmlichen Mastbedingungen ein sinnvoller Beitrag zum Thema Tierwohl und Ammoniakminimierung sein könnte. Dieser Beitrag sollte sowohl vom Mäster, der Schlachterei und vom Verbraucher mitgetragen werden können. Die Ausprägung der wertvollen Teilstücke, vor allem der Brustkappe, hat hierbei eine tragende und ökonomische Bedeutung. Die Fütterung kann die Ausprägung der Muskelmasse und den Verfettungsgrad stark 125

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung beeinflussen. Da bei der verlängerten Hähnchenmast bzw. bei der Schwermast der geschlechtliche Gewichtsunterschied (Geschlechtsdimorphismus) im Verlauf der Mast sehr ausgeprägt ist, fließt auch diese Indoor-Maßnahme mit in die Untersuchung ein. 2. Material und Methoden In einem Standard-Hähnchenmaststall mit einer Gesamttierzahl von rund 30.000 Masthühnern wurde der Einfluss einer proteinreduzierten Fütterung auf die biologischen Leistungsparameter, die wertvollen Teilstücke des Schlachtkörpers und die Fußballengesundheit untersucht. Eingestallt wurden 18 Tiere je m² Nutzfläche (Initiative Tierwohl). Nach 35 Masttagen fand der Vorgriff und mit 42 Masttagen die Endausstallung statt. Aus der Gesamtzahl der Tiere wurden sowohl beim Vorgriff als auch bei der Endausstallung 35 weibliche und 35 männliche Hähnchen als Stichprobe herausgegriffen. Die Tiere wurden anschließend markiert, lebend gewogen und in einem nahegelegenen Geflügelschlachthof geschlachtet sowie teilzerlegt. Die proteinreduzierte Fütterung wurde in allen vier Futterphasen durch eine zunehmende Weizenbeifütterung und eine über mehrere Tage andauernde Futterverschneidung des Zukauffutters umgesetzt. Das Phasenfutter wies eine gekrümelte Futterstruktur auf. Der Fütterungsplan mit Ergänzungsfuttermitteln und Weizenbeifütterung sowie der Verlauf der Rohprotein- und Energieversorgung während der Mast sind in Abbildung 36 dargestellt. Abbildung 36: Fütterungsplan und Proteinversorgung In Phase 1 wurden dem Hähnchenstarter schon ab dem ersten Masttag 3 % Bruchweizen zugegeben. Ab dem 5. Masttag (Phase 2) wurde das Starterfutter mit steigenden Anteilen an Aufzuchtfutter 1 und Bruchweizen verschnitten. Als Beispiel wurde diese Herde am 7. Masttag mit 76 % des handelsüblichen Starterfutters, 15 % Mast-1 und rund 9 % Weizen gefüttert. Am 22. Masttag (Phase 3) 126

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung wurden 54 % Mast-1 gegeben, welches mit 11 % Mast-2, 32 % Bruchweizen und 3 % ganzen Weizenkörnern verschnitten wurde. Ab dem 28. Masttag wurde auf Futterphase 4 umgestellt. Wie aus den Beispielen hervorgeht, wird mit einer dem Wachstum der Tiere angepassten Verschneidung des Futters mit Weizenbeifütterung der Proteingehalt der Gesamtration gegenüber dem Standard- Mastverfahren gesenkt. Am Ende des Mastdurchgangs wurden so, anstelle der üblichen 857 g Rohprotein (XP) je Masttier, 775 g Rohprotein je eingestalltem Masttier (inklusive Verluste) bzw. 808 g Rohprotein je ausgestalltem Masttier aufgenommen. Der durchschnittliche theoretische Proteingehalt der gesamten Futtermischung betrug 18,5 %. Standardalleinfutter beginnen im Starterfutter mit rund 22 % Rohprotein und enden mit 19,5 % Rohprotein im Endmastfutter (20 % Rohprotein in der gesamten Mast). Die Proteinreduzierung in dieser Untersuchung betrug demnach mindestens 1,5 %. Die Tabelle 55 zeigt den Vergleich der Rohprotein- und Energiegehalte zwischen einer Standard-, einer N-/P-reduzierten Fütterung und der Fütterung in diesem Versuch. Um eine Vergleichbarkeit zu den Werten der DLG herzustellen, wurde die Multiphasenfütterung in diesem Versuch in Futterphasen aufgeteilt. Die Zeitpunkte, an denen mit der Verschneidung der nachfolgenden Ergänzungsfuttermittel begonnen wurde, bilden den Wechsel zur nächsten Futterphase. Tabelle 55: Vergleich der Energie- und Rohproteingehalte im Futter Standard (DLG, 2014) N-/P-reduziert (DLG, 2014) Futterphase Rohprotein Energie g/kg MJ ME/kg Starter 220 12,4-12,6 Mast 1 205 12,6-13,0 Mast 2 200 13,0-13,2 Endmast 195 13,0-13,4 Starter 210 12,4-12,6 Mast 1 208 12,6-13,0 Mast 2 195 13,0-13,2 Endmast 190 13,0-13,4 Versuch Phase 1 bis Tag 5 211 12,5 Phase 2 bis Tag 22 199 12,9 Phase 3 bis Tag 28 186 13,2 Phase 4 bis Ende 178 13,3 127

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Abbildung 37: Blick in den Versuchsstall 3. Ergebnisse und Diskussion Zum Vorgriff am 35. Masttag hatte die Herde der Herkunft Ross 308 ein durchschnittliches Lebendgewicht von 2.166 g erreicht. Die Endausstallung fand am 42. Masttag mit einem durchschnittlichen Lebendgewicht von 2.795 g statt. Insgesamt wurden 122.601 kg Futter verbraucht. Dies entspricht einem mittleren Futterverbrauch von 4.294 g je abgeliefertem Masttier inklusive Vorgriff. Am 42. Masttag haben die schweren Tiere bei Endausstallung durchschnittlich 4.521 g Futter verzehrt, was einer Futterverwertung von 1 : 1,62 entspricht. Je Endmasttier wurden rund 830 g Rohprotein und je kg Lebendmasse 302 g Rohprotein aufgenommen. Die wichtigsten Ergebnisse sind in Tabelle 56 dargestellt. Tabelle 56: Versuchsergebnisse 35. Masttag 42. Masttag Zuwachs je Tier, kg 2,17 2,80 Futter je Tier, kg 3,18 4,52 Futterverwertung 1,47 1,62 Proteingehalt im Futter, Ø % 18,8 18,4 Proteinaufnahme je Tier, g 597 830 Proteinaufnahme, g/kg LG 275 302 Wasserverbrauch je Tier, l 5,4 7,6 Wasser : Futter Verhältnis 1,70 : 1 1,69 : 1 Die Bewertung der Einstreuqualität ergab, dass die Einstreu zu jedem Zeitpunkt scharrfähig und trocken und ein Nachstreuen nicht notwendig war. Der Trockensubstanzgehalt des Mistes betrug zum Zeitpunkt der Endausstallung 66,8 %. Als Ergebnis für die Fußballengesundheit wurden 93 % mit dem Score 0 und 7 % mit dem Score 1 bonitiert. 128

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Bewertung der Stickstoffausscheidungen Ausgehend vom Ansatz der aufgenommenen Futter- und Proteinmenge je Tier für Vor- und Endgriff, sind folgende Ergebnisse festzuhalten: Am 35. Masttag wurden 6.375 Tiere mit einem durchschnittlichen Lebendgewicht von 2.167 g ausgestallt. Je Tier wurden 3,18 kg Futter und 597 g Rohprotein aufgenommen. Umgerechnet ergibt sich daraus eine Menge von 95,5 g Stickstoff (N) je Vorgrifftier. Der N-Ansatz dieser Tiere wird mit 65,0 g kalkuliert. Basis sind Ganzkörperanalysen aus früheren Untersuchungen. Somit beträgt die N-Ausscheidung zum Zeitpunkt des Vorgriffs für den gesamten Stall 30,5 g N je Tier. Am 42. Masttag wurden 22.246 Tiere mit einem durchschnittlichen Lebendgewicht von 2.795 g ausgestallt. Der Proteinaufwand lag bei 830 g, was einen N-Input von 133 g je Tier ergibt. Nach Abzug von 82,5 g N für den N-Ansatz, ergibt sich für die N-Ausscheidung ein kalkulatorischer Wert von 50,5 g N. Da beim Vorgriff 22,3 % der Gesamttierzahl ausgestallt wurden und somit 77,7 % vom Gesamtbestand in den Endgriff gingen, sind die N-Ausscheidungen in Höhe von 30,5 g für den Vorgriff und 50,5 g für den Endgriff anteilig zu berechnen. Unter Berücksichtigung dessen ergibt sich für die N-Ausscheidung im Vorgriff ein Wert von 6,8 g N und für den Endgriff ein Wert von 39,2 g N. Aus der Addition dieser theoretischen N-Ausscheidungen resultiert für diesen Versuchsdurchgang eine N-Ausscheidung in Höhe von rund 46 g N je Tier. Eine Übersicht der Berechnungsgrundlage und der N-Ausscheidungen je Tier ist in Tabelle 57 dargestellt. Tabelle 57: Stickstoffausscheidungen je Tier 35. Masttag 42.Masttag ausgestallte Tiere 6.375 22.246 ausgestallte Tiere, % 22,3 77,7 Lebendgewichte, g/tier 2.167 2.795 Proteinaufwand, g/tier 597 830 N-Aufwand, g/tier 95,5 133 N-Ansatz, g/tier 65,0 82,5 N-Ausscheidung (g/tier) 30,5 50,5 Mittlere N-Ausscheidung im Versuch 46 Die N-Ausscheidungen in der Hähnchenmast nach DLG-Werten weisen bei Standardfütterung 57,2 g N und bei N-/P-reduzierter Fütterung 53,2 g N je Tier und Durchgang auf. Zur Berechnung wurden die Werte der N-Ausscheidungen nach DLG für die Mast ab 39 Tagen und die Mast bei 35 Tagen sowie die gleichen Prozentsätze für den Vor- und Endgriff wie im Versuchsbetrieb (Vorgriff 22,3 % und Endgriff 77,7 % der Gesamttierzahl) herangezogen. Somit liegt der ermittelte Wert von 46 g N je Tier im Versuchsdurchgang 19,6 % unter den Normwerten der DLG bei Standardfütterung und 13,6 % unter den Angaben zur N-/P-reduzierten Fütterung. Je Mastplatz und Jahr gesehen werden 129

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung im vorliegenden Versuch bei jährlich 7,3 Durchgängen 336 g N ausgeschieden. Nach DLG-Werten beträgt die N-Ausscheidung rund 418 g N bei Standard- und 388 g N bei N-/P-reduzierter Fütterung. Geschlechtsdimorphismus Körpergewichte von Hähnchen und sogleich die Ausprägung wertvoller Teilstücke unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Geschlecht mit zunehmendem Alter. Während um den 28./29. Masttag die Lebendgewichte zwischen weiblichen Mastküken und den männlichen weniger stark differieren, sind die Lebendgewichte der männlichen Masthühner zum Mast-ende deutlich höher als die der Hennen. Die Ergebnisse der Teilstückzerlegungen sind in Abbildung 38 zusammengestellt. Die Gewichte der Teilstücke unterschieden sich zwischen den Geschlechtern sowohl am 35. als auch am 42. Masttag signifikant voneinander (p 0,05). Während der geschlechtliche Gewichtsunterschied am 35. Masttag knapp 400 g beträgt, steigt dieser am 42. Masttag auf rund 570 g an. Das durchschnittliche Lebendgewicht der Stichprobe war mit 2719 g um 76 g leichter als das ermittelte durchschnittliche Gewicht aller Tiere in der Schlachtabrechnung. Die prozentuale Ausschlachtung beider Geschlechter ist am 35. bzw. 42. Masttag mit rund 74 % konstant. Der prozentuale Anteil der Brustkappe am Schlachtgewicht lag am 35. Masttag zwischen den Geschlechtern bei 37,5 % (Hähne) bis 37,7 % (Hennen) und am 42. Masttag fällt der prozentuale Anteil der Brustkappe mit 38,0 % bis 38,7 % geringfügig höher aus. Die prozentualen Schenkelgewichte am Schlachtgewicht sind sowohl am 35. als auch am 42. Masttag zwischen den Geschlechtern mit rund 30 % vergleichbar. Abbildung 38: Ergebnisse der Teilstückzerlegung nach Geschlecht 130

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Abbildung 39: Teilkörperzerlegung 4. Fazit Proteinreduzierte Fütterung In diesem Versuch wurde der Proteingehalt um 1,5 % gegenüber der Standardfütterung reduziert. Die Ergebnisse zeigen, dass Hähnchen mit einer sogenannten Multiphasenfütterung - dem Verschneiden von Futterphasen - und einer Weizenbeifütterung durchaus beachtliche biologische Leistungen erbringen können. Die Ausprägung wertvoller Fleischstücke leidet dabei offensichtlich nicht. Zwar könnte die Futterverwertung im Vergleich zu aktuellen Betriebszweiganalysen geringfügig schlechter und die Ausprägung der Brustkappe möglicherweise um einige Prozentpunkte geringer sein, aber es ist ein Kompromiss, der eingegangen werden sollte, um den Verschärfungen der neuen Düngegesetzgebung und der TA-Luft zu begegnen. Dieser Kompromiss könnte dazu führen, dass diese Futterstrategie emissionsmindernde Maßnahmen in Form von teuren technischen Anlagen zur Luftreinigung und deren laufende Kosten unnötig macht oder zumindest reduzieren kann. Beachtlich ist, dass diese Art der Phasenfütterung die Stickstoffausscheidung je Tier um fast 14 % gegenüber der N-/P-reduzierten Fütterung nach DLG reduziert. Dabei sollten die Fitness und die Fußballengesundheit dieser Tiere nicht unbeachtet bleiben. Wie aus den Schlachtbefundungen hervorgeht, hatten deutlich mehr als 90 % der Tiere keine Fußballenläsionen, was bei dem erzielten Lebendgewicht eine beachtliche Leistung und unter anderem auf die gute Einstreuqualität zurückzuführen ist. Zudem wurden keine Auffälligkeiten in Bezug auf Skeletterkrankungen beobachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine proteinreduzierte Fütterung zum Tierwohl und zur Tiergesundheit beiträgt, wobei ganz klar herausgestellt werden muss, dass der Mensch der Schlüssel ist und nicht die Technik. Geschlechtsdimorphismus Der geschlechtliche Gewichtsunterschied betrug am 35. Masttag 400 g und am 42. Masttag 570 g. Der prozentuale Anteil der Brustkappen lag am 35. Masttag bei 37,5 % (Hähne) bis 37,7 % (Hennen) und am 42. Masttag bei 38,0 % bis 38,7 %. Da der geschlechtliche Unterschied in der 131

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Ausprägung wertvoller Teilstücke mit zunehmendem Alter größer wird, können die Hähnchen in Zukunft dem Geschlecht nach sortiert eingestallt werden. Dabei könnte der Stall in Längsrichtung geteilt werden. Mit rund 30 bis 35 Tagen werden die Hennen und nach 40 bis 42 Tagen die männlichen Tiere herausgegriffen. Dieser Versuch zur proteinreduzierten Fütterung im Hinblick auf Geschlechtsdimorphismus in einem Praxisbetrieb zeigt, dass auch bei einer konventionellen Tiergenetik wie Ross 308 Nachhaltigkeit, Tierschutz und Umweltschutz über Fütterung betrieben werden kann. Eine proteinärmere Fütterung scheint zu funktionieren, ohne die Mastdauer unbedingt verlängern zu müssen. Warum nicht etwas runter vom Gas, ohne das Wohlbefinden der Tiere zu beeinträchtigen. Somit können Ressourcen geschont und die Nährstoffeinträge durch Emissionen reduziert werden. Aber Achtung: Diese beschriebene Fütterungsvariante ist kein Selbstläufer. Der Faktor Mensch steht mit seinem Fachverstand und seiner Arbeitszeit im Fokus des Geschehens. Weitere Versuchsdurchgänge werden folgen, um dieses Ergebnis weiter absichern zu können. 132

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.3.2 Poultry Activity Farm - Entwicklung eines innovativen Haltungskonzeptes mit automatischer Beschäftigung für Legehennen und Puten für eine verhaltensgerechte, tierwohlorientierte Haltung C.Brüning 1, Dr. P.Hiller 2, Dr. L. Diekmann 3, K. Kulke 4, M. Schmidt 4, Dr. B. Spindler 4, J. Stracke 4, Prof. Dr. N. Kemper 4, 1 LWK Niedersachsen, Fachbereich 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; carla.bruening@lwk-niedersachsen.de 2 LWK Niedersachsen, Fachbereich 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; peter.hiller@lwk-niedersachsen.de 3 LWK Niedersachsen, Fachbereich 3.5, Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; ludwig.diekmann@lwk-niedersachsen.de 4 Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN), Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Problemstellung Federpicken und Kannibalismus stellen in der Haltung von Legehennen und Mastputen eine weit verbreitete Verhaltensstörung dar, welche sowohl aus wirtschaftlicher Sicht, als auch aus Tierschutzaspekten problematisch ist. Bislang wurden den Tieren zum Schutz prophylaktisch die Schnabelspitze gekürzt. Nach dem deutschen Tierschutzgesetz 6 ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen sowie das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres verboten. Ausnahmegenehmigungen waren bislang zulässig, wenn glaubhaft dargelegt werden konnte, dass der Eingriff im Hinblick auf die vorgesehene Nutzung zum Schutz des Tieres unerlässlich war. Die zur Regel gewordene Ausnahme wird nun unterbunden. Somit ist in der Legehennenhaltung der Ausstieg aus dem Schnabelkürzen zu Jahr 2017 beschritten worden und auch in der Putenhaltung soll das routinemäßige Kürzen der Schnäbel zukünftig unterlassen werden. Erfahrungen aus Pilotprojekten zum Verzicht auf Schnabelkürzen bei Legehennen (Spindler et al., 2013; I. Garrelfs, 2016) und bei Puten (Spindler et al., 2012, 2015; Habig et al., 2014, Kulke et al., 2014) zeigen, dass es zukünftig darum gehen muss, die Haltungsbedingungen und das Management noch stärker an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen. Die Ursachen für das multifaktoriell bedingte Federpicken und Kannibalismus sind nur bedingt einzugrenzen. Ein Schlüsselfaktor für eine stressfreie, tiergerechte Haltungsumwelt ist neben der optimalen Klima- und Lichtgestaltung und einer leistungsorientierten und bedarfsgerechten Versorgung die Befriedigung des Nahrungsaufnahme- und Erkundungsverhaltens. Bisherige Erfahrungen Speziell im Bereich der Legehenne, aber auch Erfahrungen im Putenbereich zeigen, dass das Fehlverhalten durch ein Angebot von Beschäftigungsmaterialien gemindert und bei akuten Problemen durch intensive und attraktive Beschäftigung gegengesteuert werden kann. Die Herausforderung ist der Einsatz von geeigneten, gesundheitlich unbedenklichen sowie wirtschaftlich zumutbaren und praktikablen Beschäftigungsmaterialen. Das Angebot handelsüblicher 133

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Picksteine ist im ausreichenden Umfang, sodass alle Tiere diese nutzen können, oftmals zu kostenintensiv. Heu und Stroh stellt aufgrund schwankenden Qualitäten keine konstante und eine eventuell hygienisch bedenkliche Beschäftigung dar. Das Angebot von Körner in der Einstreu ist logistisch und personell eine große Herausforderung. Pilotprojekte mit einer automatischen Beschäftigungsanlage, über die Maissilage oder ganze Körner angeboten werden können, zeigen eine arbeitswirtschaftlich machbare und täglich zeitgleiche Beschäftigung von möglichst vielen Tieren. Fragestellungen Folgende Fragen sollen im Rahmen des Projektes bearbeitet werden: - Es liegen bislang nur Praxiserfahrungen aus dem Legehennenbereich vor. Welche Anforderungen müssen die automatischen Beschäftigungsanlagen und das zu verwendende Beschäftigungsmaterial bei Puten erfüllen? - Wie ist die Eignung verschiedener Materialien und bestehen Vorteile durch eine Abwechslung von Beschäftigungsmaterialen? - Welche Mengen sind zu welchen Zeitpunkten anzubieten? - Besteht ein direkter Einfluss auf das Tierverhalten? - Können kritische Situationen durch besonders attraktive Materialien und eine erhöhte Bereitstellung beruhigt werden? - Besteht ein Einfluss auf die Einstreuqualität? - Besteht ein Einfluss auf die Leistung der Tiere? - Ist eine automatische Beschäftigung wirtschaftlich? - Bestehen hygienische Probleme durch die Anlage bzw. eingesetzte Materialien? Ziel Ziel dieses Projektes ist in Zusammenarbeit mit niedersächsischen Geflügelhaltern, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen unter kontrollierten praxisnahen Bedingungen eine innovative, nachhaltige Beschäftigungsanlage für Legehennen und Puten zu entwickeln. Das neuartige Haltungskonzept soll einen Beitrag zu einer tiergerechten, tierwohlorientierten Geflügelhaltung leisten, die es ermöglicht die Tiere ihren arteigenen Bedürfnissen entsprechend langanhaltend zu beschäftigen und das Halten von Tieren mit ungekürzten Schnäbeln zu erleichtern. Aktueller Stand Die Planungen zum Versuchsdesign sind sowohl für den Legehennen- als auch für den Putenbereich weitestgehend abgeschlossen. Im Legehennenbereich werden erste Vorversuche auf einem Praxisbetrieb durchgeführt, der bereits eine automatische Beschäftigungsanlage in seinem Stall installiert hat. Das Material wird vor dem 134

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Stall in einen Mischbehälter gegeben und über ein Rohrfördersystem in vier Strängen über die gesamte Länge des Stalls verteilt. Zeitgleich wird dann im gesamten Stall über Auslauflöcher das Beschäftigungsmaterial in die Einstreu fallen gelassen. Insbesondere die Vorzüglichkeit der verschiedenen Beschäftigungsmaterialien soll getestet werden. Hierzu werden in jeweils achtwöchigen Abschnitten folgende Materialien angeboten: - Maissilage (feucht) und Luzerne - getrocknete Maissilage und Luzerne - Getreide (Weizen, Hafer) und Strohpellet Die Datenerhebung umfasst die Dokumentation der Herdendaten, wie Leistung und Tiergesundheit. Außerdem wird der Arbeitsaufwand rund um die automatische Beschäftigungsanlage dokumentiert. Zur Beurteilung der Tiergerechtheit und dem Wohlergehen der Tiere wird mittels Video-, Foto- und Direktbeobachtung das Tierverhalten und die Nutzungsintensität der eingebrachten Beschäftigungsmaterialien bewertet. Des Weiteren findet im Abstand von vier Wochen eine Bonitur der Tiere (Gefieder, Fußballen, Brustbein, Gewicht) statt, sodass deren Entwicklung und eventuell auftretendes Pickverhalten nachvollzogen werden kann. Die eingesetzten Materialien im Labor auf ihren Trockensubstanzgehalt und die Keim- und Pilzbelastung untersucht. Zur Abrundung der ganzheitlichen Betrachtung wird die Haltungsumwelt hinsichtlich Klima, Licht und Einstreuqualität beurteilt. Abschließend soll außerdem eine ökonomische Bewertung der automatischen Beschäftigungsanlage erfolgen. In der Putenhaltung steht kein Prototyp einer automatischen Beschäftigungsanlage zur Verfügung. Hier umfasst die Planungsphase zusätzlich die Entwicklung eines Prototyps. Im Vergleich zur Legehenne kann das Beschäftigungsmaterial der Pute nicht in der Einstreu angeboten werden. Das Material wird wie im Legehennenbereich über ein Rohrfördersystem über die gesamte Stalllänge verbracht. Damit die Tiere dieses Nutzen, wurde eine Art Futterautomat entwickelt, der als Vorratsbehälter dient und den Puten das Erarbeiten von Beschäftigungsmaterial über kleine Löcher auf Augenhöhe ermöglicht. Aktuell finden Vorversuche mit den entwickelten Prototypen statt, welche noch händisch befüllt werden. Es handelt sich um einen Wahlversuch. Jeweils einer Tiergruppe werden 4 Prototypen mit jeweils unterschiedlichen Materialien angeboten. Neben dem normalen Mastfutter werden Luzernepellets (gequetscht), Weizenkörner und Mais (gequetscht) angeboten. Die Datenerhebung gleicht dem in der Legehennenhaltung beschriebenen Umfang. Zum aktuellen Zeitpunkt können aus der Datenerhebung noch keine Ergebnisse dargestellt werden. Literatur SPINDLER, B., SCHULZE HILLERT, M., SÜRIE, C., KAMPHUES, J., HARTUNG, J. (2012): Abschlussbericht: Untersuchung zum Verzicht auf Schnabelkürzen bei Mastputenhennen. Kann der Einsatz von 135

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung tierischem Eiweiß im Alleinfutter Federpicken und Kannibalismus bei Putenhennen reduzieren? Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. SPINDLER, B., SCHULZE-BISPING, M., HARTUNG, J., ANDERSSON, R. (2013): Abschlussbericht: Praxisbegleitende Untersuchung zur Prüfung des Verzichts auf Schnabelkürzen bei Legehennen in Praxisbetrieben. Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. SPINDLER, B., SCHULZE-BISPING, M., SÜRIE, C., KEMPER, N. (2015): Putenmast ohne Schnabelkürzen Am vegetarischen Futter lag es nicht. DGS Das Magazin für die Geflügelwirtschaft und Schweineproduktion 01/2015,14-17. HABIG, C., SPINDLER, B., HARTUNG, J. (2014): Gegenwärtige Management- und Haltungsbedingungen bei nicht schnabelgekürtzen Puten in der ökologischen Haltung. Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. KULKE, K., HABIG, C., SPINDLER, B., KEMPER, N. (2014): Abschlussbericht: Untersuchungen zum Vorkommen von Kannibalismus bei nicht schnabelgekürzten Putenhähnen bei unterschiedlichen Besatzdichten. Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. GARRELFS, I., HILLER, P., SAGKOB, S. DIEKMANN, L. (2016): Minimierung von Federpicken und Kannibalismus bei Legehennen mit intaktem Schnabel Neue Wege für die Praxis: Managementleitfaden. Landwirtschaftskammer Niedersachen und Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Gefördert durch: 136

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 3.3.3 Vorstellung und Sachstand: EIP Agri Projekt "CarboFeet" M. Klahsen 1, J. Schättler 1, Dr. P. Hiller 1, S. Sagkob 1, Dr. L. Diekmann 1, Prof. Dr. N. Kemper 2, Dr. B. Spindler 2, K. Hinz 2, 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; mathias.klahsen@lwk-niedersachsen.de 2 Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Schlüsselwörter: Keywords: Fütterung, Broiler, Mastputen, Pflanzenkohle feeding, broiler, turkeys, biochar 1. Problemstellung Der Tierschutzindikator Fußballengesundheit und die Minimierung des Antibiotikaeinsatzes spielt beim Masthähnchen und beim Putenhahn eine bedeutende Rolle. Tierwohl und Tierschutz werden in Indikatoren anhand des Zustandes der Fußballen als objektives Bewertungskriterium gemessen. Tiergesundheit und Minimierung von pharmakologisch wirksamen Substanzen sind politisch gesteckte Ziele mit zeitnaher Umsetzung. Eine Proteinreduzierung im Futter ist nachhaltig, emissionsmindernd, in der Tiermast stressminimierend und stoffwechselentlastend. Seit dem Herbst 2014 beschäftigt sich die Landwirtschaftskammer im Rahmen eines Pilot-Projektes im Versuchswesen für Tierhaltung und Tiergesundheit mit dem Einsatz von aktivierter Pflanzenkohle als Einstreuzusatz für die Hähnchenmast. In den Vorversuchen mit Hähnchen in einem Praxisbetrieb konnten positive Effekte der Pflanzenkohle als Einstreuzusatz festgestellt werden (HIL- LER und NANNEN 2016). In der Literatur stößt man auf Pflanzenkohle als Einstreuzusatz, Güllezusatz oder Futterzusatzstoff in der Tierhaltung. Das Besondere an der Pflanzenkohle ist die enorme Oberfläche des Kohlenstoffgerüstes. Pflanzenkohle sieht mikroskopisch aus wie ein Schwamm mit Hohlräumen und Poren (Abbildung 40), in denen Wasser, Nährstoffe (zum Beispiel Stickstoffverbindungen, die an der Luft Ammoniak freisetzen) sowie Giftstoffe und Keime gespeichert werden können. Auch kann Pflanzenkohle das 5-fache ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Pflanzenkohle ist aber nicht identisch mit Holzkohle oder Brennkohle. 137

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Abbildung 40: Struktur der Pflanzenkohle (20 µm) Mit einer speziellen Verfahrenstechnik wird Pflanzenkohle über einen Carbonisierungsprozess hergestellt, bei dem reine Pflanzenkohle gewonnen wird. Der Pflanzenkohlelieferant ist nach GMP+ zertifiziert und stellt durch Untersuchungen die Einhaltung der geltenden Grenzwerte für unerwünschte Stoffe wie Dioxine und PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) sicher. Der Rohstoff für die Pflanzenkohle ist Stammholz aus unbelasteten Wäldern. Derartige Pflanzenkohlen sind als Einzelfuttermittel in der Europäischen Union zugelassen und in der Verordnung (EU) Nr. 68/2013 der Europäischen Kommission vom 16. Januar 2013 geregelt (EUROPÄISCHE KOMMIS- SION 2013). KANA et al. (2011) stellten in einer Untersuchung mit Broilern bei einem Einsatz von 2-6 kg Pflanzenkohle pro Tonne Futter signifikant höhere Endgewichte fest. Die besten Wachstumsergebnisse konnten bei einer Pflanzenkohlegabe von 2 kg/t beobachtet werden. In einer weiteren Untersuchung mit Broilern beobachteten MAJEWSKA et al. (2011) bei einer Pflanzenkohlekonzentration von 3 kg/t signifikant höhere Zuwachsleistungen. Eine Aktivierung der Pflanzenkohle, z.b. durch Ansäuerung, kann die Wirkung der Pflanzenkohle um ein Vielfaches verstärken (GERLACH und SCHMIDT 2012). 2. Zielstellung Gegenstand dieses Projektes ist es zu prüfen, ob durch Beimischung von zertifizierter und aktivierter Pflanzenkohle und/oder einer Proteinreduzierung im Futter die Qualität der Einstreu und somit auch die Fußballengesundheit verbessert werden kann. Durch die Eigenschaften der Pflanzenkohle soll eine verbesserte Darmgesundheit und folglich ein reduzierter Arzneimitteleinsatz bei gleichen biologischen Leistungen erreicht werden. Weiter werden durch die Bindung von Stickstoffverbindungen positive Effekte auf die Emissionen erwartet. 3. Material und Methoden Diese Untersuchung findet im Rahmen eines EIP-Projektes (Europäische Innovationspartnerschaft) mit einer Laufzeit von 8/2016 8/2019 statt. Diese Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass 138

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung Untersuchungen von der Praxis für die Praxis mit Begleitung durch Beratung und Wissenschaft durchgeführt werden. Die Struktur der Operationellen Gruppe (OG) CarboFeet ist in Abbildung 41 dargestellt. Der Kern der OG setzt sich aus je vier Praxisbetrieben mit Broiler- und Putenhahnenmast, der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zusammen. Gäste der OG sind u.a. Experten aus dem vor- und nachgelagerten Bereich. Abbildung 41: Struktur des EIP-Projektes "CarboFeet" Projektphase I: In dieser Projektphase werden sowohl Masthühner als auch Putenhähne mit und ohne Pflanzenkohle im Standardverfahren (6-Phasen-Futterprogramm bei Puten bzw. 4 Phasen-Futter bei Hähnchen) ernährt. Die aktivierte Pflanzenkohle wird auf zwei Versuchsstationen und einem Fokusbetrieb mit einer Konzentration von 2 kg/t Futtermittel mittels Dosiereinrichtung dem Futter beigemischt. Um fundierte Ergebnisse zu erzielen, wird in allen Versuchsvarianten ein Wiederholungsdurchgang durchgeführt. Projektphase II: In der Projektphase II soll die Wirkung der aktivierten Pflanzenkohle bei einem abgesenkten Rohproteingehalt des Futters untersucht werden. Der Rohproteingehalt soll in den einzelnen Futterphasen als Zielwert um 1,5-2,0 % gesenkt werden. Die Umsetzbarkeit wird zunächst erneut auf zwei Versuchsstationen und einen Fokusbetrieb getestet. Eine Wiederholung des Durchganges wird angestrebt. Projektphase III: Die gemachten Versuchsergebnisse in Projektphase I und II werden in die Praxis überführt und die Praxisbetriebe setzen die geprüften Varianten um. Der Versuchsplan sieht vor, dass jeweils drei Hähnchenmäster und drei Putenmäster mit Hahnenmast sich am Projekt beteiligen. Auf den Praxisbetrieben sollen die Varianten Standardfütterung mit und ohne aktivierte Pflanzenkohle und proteinreduzierte Fütterung mit und ohne aktivierte Pflanzenkohle mit jeweils einer Wiederholung umgesetzt werden. 139

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung In den Projektphasen I-III werden während der Versuche folgende Daten erhoben: Biologische Leistungen (z.b. Gewichtsentwicklung, Futterverwertung, Mortalität) Tiergesundheitsparameter (z.b. Fußballen, Hock-burns, Verletzungen) Stallklimamessungen Bewertung der Einstreu Nährstoffbilanzierung Ökonomie Projektphase IV: Nach Abschluss und Auswertung aller Versuche findet der Wissenstransfer in die breite Praxis aus Landes-, Bundes- und EU-Ebene statt. Die gesammelten Versuchsergebnisse werden in Form von Leitfäden, Fachforen und Seminaren dem Fachpublikum vorgestellt und veröffentlicht. 4. Aktueller Stand In den Versuchsstationen Moorgut Kartzfehn (Pute) und dem LFG Ruthe (Broiler) sowie einem Fokusbetrieb (Broiler) werden die Vorversuche (Projektphase I und II) durchgeführt. Der Zeitraum beträgt je zwei Mastdurchgänge für die Varianten Standardfütterung/Pflanzenkohle und proteinreduzierte Fütterung/Pflanzenkohle. Die Tiere erhalten betriebsspezifische, handelsübliche Mischfutter in allen Fütterungsphasen. Die aktivierte und zertifizierte Pflanzenkohle wird auf den Betrieben über eine Dosiereinrichtung beigemischt. Dadurch sollen negative Einflüsse des Pelletierungsprozesses auf die Pflanzenkohle vermieden werden. Der Einfluss auf die Pflanzenkohle durch die Pelletierung wurde anhand elektronenmikroskopischer Aufnahmen untersucht. Hierbei wurde festgestellt, dass die porenartige Struktur der Pflanzenkohle stark beeinträchtigt wird. Die intakte Hohlraumstruktur der Pflanzenkohle ist in Abbildung 40 dargestellt. Die Aktivierung der Pflanzenkohle wird durch ein Säureprodukt auf Kräuterbasis erreicht. Die Versuchsvariante Proteinreduziert erhält ein um 1,5-2,0 % XP-reduziertes betriebsindividuelles Mischfutter, welches mit aktivierter Pflanzenkohle angereichert wird. Zum aktuellen Zeitpunkt können noch keine abgesicherten Ergebnisse aus den Vorversuchen präsentiert werden. 5. Literatur EUROPÄISCHE KOMMISSION (2013): Verordnung (EU) Nr. 68/2013 der Kommission vom 16. Januar 2013 zum Katalog der Einzelfuttermittel (2013), Nr. 575. GERLACH H., SCHMIDT H.P. (2012): Pflanzenkohle in der Geflügel-haltung. In: Ithaka Journal 1/ 2012: 26 28. 140

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung HILLER, P., NANNEN, A. (2016): Einstreumanagement als Maßnahme zur Verbesserung der Fußballengesundheit bei Masthähnchen was bringt Pflanzenkohle als Einstreuzusatz. In: LWK Niedersachsen (2016): Qualitätsprüfungen und Projekte in der Tierhaltung, S. 114-120. KANA, J.R., TEGUIA, A., MUNGFU, B.M., TCHOUMBOUE, J. (2011): Growth performance and carcass characteristics of broiler chickens fed diets supplemented with graded levels of charcoal from maize cob or seed of Canarium schweinfurthii Engl. In: Tropical Ani-mal Health and Production Bd. 43 (2011), Nr. 1, S. 51 56. MAJEWSKA, T., PUDYSZAK, K., KOZLOWSKI, K. (2011): The effect of charcoal addition to diets for broilers on performance and carcass parameters. In: Veterinarija ir Zootechnika Bd. 55 (2011), Nr. 77, S. 30 32. Gefördert durch: 141

3 Weiterentwicklung der Tierhaltung 142

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr 4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr 4.1 Aufbau und Struktur der LPA S. Sagkob 1, W. Vogt 2 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg; stefan.sagkob@lwk-niedersachsen.de 2 Leistungsprüfungsanstalt für Schweine, Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück; wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de Entwicklung und Neuausrichtung Die Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück führte seit 1952 im Auftrag des Landes Niedersachsen schwerpunktmäßig Stationsprüfungen auf Mastleistung, Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit beim Schwein durch. Nach Inkrafttreten des neuen Tierzuchtgesetzes am 1. Januar 2007 und einer entsprechenden Übergangsfrist liegen die bisher behördlich durchgeführten Leistungsprüfungen nun im Verantwortungsbereich der Zuchtorganisationen. Die Leistungsprüfungsanstalt besitzt Tradition und langjährige Erfahrung. Sie ist für ihre exakten Datenerhebungen und Auswertungen über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekannt. Abbildung 42: Leistungsprüfungsanstalt für Schweine Im Hinblick auf die neuen Herausforderungen nachhaltiger Tierhaltung und auf aktuelle Diskussionen im Bereich Tierschutz ist die LPA ein wichtiger Standort für die Fragen im Versuchswesen Tier geworden. Es werden neutrale und unabhängige Daten ermittelt. Es entsteht eine Wissensbasis, 143

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr die von Landwirten, Beratern, niedersächsischen Ministerien und Firmen des vor- und nachgelagerten landwirtschaftlichen Bereichs genutzt werden kann. Der Tierhaltungsstandort in Quakenbrück hat sich spezialisiert. Die Fragestellungen und die Richtung der Spezialisierung bilden die landwirtschaftliche Praxis ab. Aufgabenschwerpunkte Bis 2013/ 2014 wurden in der Leistungsprüfungsanstalt schwerpunktmäßig Herdbuchprüfungen für die in Niedersachsen ansässigen Herdbuchzuchtbetriebe durchgeführt. Im Rahmen dieser Prüfungen wurden zahlreiche Leistungskriterien zum genetischen Leistungsvermögen der Prüftiere erhoben. Die am intensivsten geprüfte Rasse war in den zurückliegenden Jahren die Vaterrasse Pietrain. Die LPA-Daten dienen den Züchtern und Zuchtorganisationen als wichtige Entscheidungshilfe im Rahmen der züchterischen Selektion. Daneben wurden Nachkommen von Pietrain-Besamungsebern der Schweinebesamungsstation Weser-Ems und der Schweinebesamungsstation Göttingen geprüft. Auf Basis der LPA-Ergebnisse erfolgte eine Einstufung der besten Eber in die Kategorie TOP-Genetik. Aufgrund des Rückgangs der Beschickung mit Herdbuchtieren und des Wegfalls der Besamungsebernachkommen-Prüfung stehen nun die Bearbeitung aktueller Fragestellungen im Bereich nachhaltiger Tierhaltung im Vordergrund. Hierzu gehören Fragen zu Protein- und Phosphorreduzierten Fütterungsstrategien, zur Ebermast, zur Höhe der Nährstoffausscheidungen, zum Einsatz alternativer Eiweißträger, zur Akzeptanz ökologischer Futtermittel sowie zur allgemeinen Verbesserung der Tiergesundheit und zum Tierschutz. Ein weiterer neuer Baustein im Aufgabenspektrum der LPA sind Leistungsprüfungen für in Niedersachsen aktive Schweinezuchtunternehmen. Die Unternehmen führen in der LPA Tests von Genetiken durch. Der Prüfungsablauf ist angelehnt an die ZDS-Richtlinie für die Stationsprüfung von Schweinen. Prüfkapazitäten In der LPA stehen in insgesamt acht Ställen 350 Einzelprüfbuchten zur Verfügung. Durch Doppelbelegung der Buchten (2 Tiere pro Bucht) lässt sich die Prüfkapazität auf 700 Prüfplätze erhöhen. 144

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Abbildung 43: Lageplan der LPA-Gebäude Daneben stehen fünf Stallabteile mit einem 10er-Gruppenhaltungssystem mit Transponderfütterung zur Verfügung. Diese fünf Stallabteile lassen sich mit jeweils 40 Prüftieren (4 Buchten à 10 Tiere pro Abteil) belegen, so dass hier zusätzlich 200 Prüfplätze genutzt werden können. Die Gesamt- Prüfkapazität liegt somit bei maximal 900 Prüfplätzen. Tiergesundheit In die LPA dürfen nur gesunde Tiere aus gesunden Beständen eingestallt werden. Die Lieferbetriebe werden vom Schweinegesundheitsdienst überwacht. Nach vorheriger Abstimmung werden derzeit entweder im Lieferbetrieb selbst oder in der LPA folgende Impfungen durchgeführt: - Mykoplasmen - PRRS - Circovirus - Influenza Prüfung in Einzel- bzw. Zweierbuchten Die Buchten können wahlweise mit je einem oder auch zwei Prüftieren belegt werden. Die Trockenfutterautomaten werden mit pelletiertem Futter beschickt. Die Befüllung der Automaten erfolgt mittels einer computergesteuerten Fütterungsanlage (Fa. Weda). Die buchtenindividuelle Futterzuteilung kann sowohl ad libitum als auch rationiert erfolgen. Die Fütterungsanlage erfasst exakt die pro Bucht ausgefütterten Futtermengen. 145

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Abbildung 44: Einblick in die Zweiergruppenprüfung Prüfung in Zehnerbuchten Die Zehnerbuchten sind mit Futter-Abrufstationen der Firma Insentec ausgestattet. Die Prüftiere sind mittels Transponder-Ohrmarken gekennzeichnet. Über die Einzeltiererkennung erfassen die Fütterungsstationen folgende Kriterien: - Anzahl der Besuche pro Tier und Tag - Dauer der Besuche pro Tier - verbrauchte Futtermenge pro Besuch Das Transponder-Fütterungssystem erlaubt neben der exakten Ermittlung der tierindividuellen Futteraufnahmen auch eine Analyse des Fressverhaltens der Prüftiere. Mastleistungskriterien Folgende Mastleistungskriterien werden in der LPA erfasst: - Alter bei Mastende - tägliche Zunahme - tägliche Futteraufnahme - Futterverwertung - Daten zum Fressverhalten (bei Zehnergruppenhaltung) Die Mastleistungskriterien werden auf Basis eines fest definierten Mastabschnittes berechnet. Im Rahmen der Herdbuchprüfungen wird der Mastabschnitt 30 bis 110 kg zugrunde gelegt. 146

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Abbildung 45: Zehnergruppenhaltung Ziel ist es, das laut bundeseinheitlicher Prüfrichtlinie geforderte einheitliche Schlachtgewicht von 85 kg zu erreichen. Im Rahmen der Versuche werden die Prüftiere in der Regel von 28 bis ca. 125 kg gemästet, um ein praxisübliches durchschnittliches Schlachtgewicht von ca. 96 kg zu erreichen. Neben einphasiger Mast (Herdbuchprüfungen) kann auch mehrphasig gefüttert werden. Bei mehrphasiger Mast ist es über Zwischenwiegungen möglich, einzelne Mastabschnitte auszuwerten. Für die Durchführung von Fütterungsversuchen stehen derzeit in der LPA insgesamt 22 Futtersilos zur Verfügung. Über LUFA-Analysen wird die Qualität der eingesetzten Futterchargen kontinuierlich kontrolliert. Schlachtleistungskriterien Die Schlachtung der Prüftiere findet am Vion-Schlachthof in Emstek statt. Die Tiere werden über Schlagstempel gekennzeichnet, um sie während des Schlachtprozesses eindeutig identifizieren zu können. Der Schlachthof stellt der LPA die AutoFOM-Klassifizierungsdaten zur Verfügung. Darüber hinaus lassen sich nach LPA-Standard folgende weitere Schlachtleistungsmerkmale erfassen: - Schlachtkörperlänge - Rückenspeckdicken - Seitenspeckdicke - Speckdicke über dem Rückenmuskel - Fleischfläche u. Fettfläche (Kotelettanschnitt 13./14. Rippe, anschließende Planimetrierung) 147

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Auf Basis der erhobenen Messwerte werden mit Hilfe wissenschaftlicher Formeln folgende weitere Schlachtkörpermerkmale berechnet: - Fleisch-Fett-Verhältnis - Magerfleischanteil (nach Bonner Formel) - Fleischanteil im Bauch (nach Gruber Formel) Abbildung 46: Fleischqualitätsmessung Fleischbeschaffenheitsmerkmale Folgende Fleischbeschaffenheitskriterien lassen sich erheben: - ph 1 Wert, Kotelett (45 Minuten nach der Schlachtung) - ph 24 Wert, Kotelett (24 Stunden nach der Schlachtung) - ph 24 Wert, Schinken (24 Stunden nach der Schlachtung) - LF1 Wert, Kotelett (45 Minuten nach der Schlachtung) - LF24 Wert, Kotelett (24 Stunden nach der Schlachtung) - Tropfsaftverlust Der Tropfsaftverlust wird über die EZ-Driploss-Methode erfasst. Dabei werden zwei ca. 10 g schwere Fleischproben aus dem Kotelett gestanzt. Diese werden in Fleischsafttrichtern 24 Stunden gelagert. Über Rückwaage nach 24 Stunden wird der Tropfsaftverlust in % ermittelt. Bei speziellen Fragestellungen, wie z.b. zwecks Ermittlung des intramuskulären Fettgehaltes, sind am Schlachthof auch Entnahmen weiterer Fleisch- bzw. Speck-Proben möglich. 148

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Abbildung 47: Entnahme Tropfsaftproben Vorteile der Stationsprüfung Auf der Station werden standardisierte Haltungs- und Fütterungsbedingungen gewährleistet. Das bedeutet, für alle Prüftiere gelten einheitliche Umweltbedingungen. Es lassen sich eine Vielzahl von Merkmalen erfassen. Bei hoher Genauigkeit in der Datenerhebung erfolgen alle Mess- und Auswertungsmethoden auf wissenschaftlicher Basis. Unter LPA-Bedingungen sind Wiederholungen möglich. Die Überwachung des Tierbestandes und die Erfassung der Daten im Stall erfolgt durch qualifiziertes Personal. Die Mitarbeiter, die die Schlachthofauswertungen übernehmen, werden einmal jährlich im Rahmen einer ZDS-Techniker-Tagung geschult. Die Neutralität der auf Station durchgeführten Prüfungen wird von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen garantiert. Auszug Angebots- und Projektübersicht der LPA Die Leistungsprüfungsanstalt für Schweine in Quakenbrück bietet die Möglichkeit folgende Projekte umzusetzen: - Fütterungsversuche - Test von Genetiken - Bearbeitung aktueller Fragestellungen im Bereich nachhaltiger Tierhaltung - Spezielle Prüfungen im neutralen Rahmen für den Bereich Schweinemast - Herdbuchprüfungen für in Niedersachsen ansässige Herdbuchzuchtbetriebe - TOP-Genetik-Prüfungen von Besamungsebern 149

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr 4.2 Untersuchungen der LPA Quakenbrück-Vehr im Jahr 2016 38 Prüftiere haben in 2016 die klassische LPA-Herdbuchprüfung durchlaufen, 360 Tiere wurden in Anlehnung an die Richtlinie des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion geprüft. Im Rahmen der Versuchsfragestellungen wurden 784 Tiere untersucht. Davon entfielen 304 Tiere auf Auftragsversuche der Futtermittelwirtschaft und 480 Tiere auf kammereigene Versuche. Die Ergebnisse dieser Versuche werden unter Gliederungspunkt 3 Weiterentwicklung der Tierhaltung detailliert dargestellt: Protein in der Endmast sparen In zwei früheren Fütterungsversuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurde untersucht, ob ein Mastfutter mit geringeren Rohprotein- und Phosphorgehalten zu Leistungseinbußen beim Mastschwein führt. Sie zeigten, dass ein Endmastfutter mit nur 12 % Rohprotein ab 100 bzw. 90 kg keine Leistungseinbußen verursacht. Im dritten Versuch (120 Tiere) erfolgte die starke Eiweißreduzierung bereits ab 80 kg Mastgewicht. Schweinemast ohne Soja Gesellschaftliche Forderungen nach Verzicht auf Sojaimporte aus Südamerika, nach GVO-freier Fütterung und nach dem Einsatz von heimischen Eiweißfuttermitteln werden immer lauter. In einem Fütterungsversuch mit 120 Tieren wurde überprüft, ob eine Fütterung ohne Sojaschrot Auswirkungen auf die Leistung von Mastschweinen hat. Die Proteinkomponenten der sojafreien Rationen waren Sonnenblumenextraktionsschrot, Rapsschrot sowie Getreideschlempe. Stark N-/P-reduzierte Mastschweinefütterung In diesem Versuch mit 120 Tieren wurde überprüft, welche Leistungen mit einer vierphasigen N-/Preduzierten Fütterung nach DLG-Vorgaben im Vergleich zur zweiphasigen RAM-Fütterung zu erzielen sind. Reichen 12 % Protein für die Mast ab 80 kg In diesem Wiederholungsversuch wurde geprüft, ob sich im Vergleich zur zweiphasigen RAM-Fütterung der Rohproteingehalt im Rahmen einer vierphasigen Fütterungsvariante ab 80 kg Mastgewicht auf 12 % absenken lässt, ohne dass Einbußen bei der Mast- bzw. Schlachtleistung auftreten. Über die kammereigenen Versuche hinaus wurden in der LPA Quakenbrück zwei Auftragsversuche der Futtermittelwirtschaft durchgeführt, deren Ergebnisse firmeninternen Zwecken dienen und die in dieser Broschüre deshalb nicht veröffentlicht werden. 150

4 Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Probiotikum-Versuch Probiotische Futterzusatzstoffe sollen die Gesunderhaltung des Darms fördern und die Nährstoffausnutzung verbessern. In einem Auftragsversuch (184 Tiere) wurde geprüft, ob sich durch den Einsatz eines speziellen Probiotikums im Futter das Wachstum und der Futterverbrauch von Mastschweinen positiv beeinflussen lassen. Verschiedene Aminosäurenergänzungen in der Ebermast Der Auftragsversuch (120 Eber) sollte zeigen, welchen Einfluss unterschiedliche Aminosäurenergänzungen im Mischfutter auf die Wachstumsleistung in der Ebermast haben. Wir bieten an: - Neutrale, exakte und belastbare Versuchsdurchführungen. - Kontinuierliche Begleitung von Fragestellungen für den Bereich Tierwohl Schwein, Fütterung und Test von Genetiken - Umsetzung der Projekte von der Idee über Konzeptionierung, Erstellung des Versuchsdesigns, Durchführung, exakte Datenerhebung bis hin zur Auswertung der Daten auf Basis wissenschaftlicher Methoden. - Die Spezialisten und Fachreferenten aus dem gesamten Bereich der Landwirtschaftskammer können jederzeit hinzugezogen werden, um den Versuch zu begleiten und die Ergebnisse zu interpretieren. 151

5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen 5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen 5.1 Aufbau, Struktur und Herausforderung 1. Einleitung Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen betreibt seit über 50 Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb am Standort Wehnen. Vor einem Jahr wurde der Betrieb konsequent an den Herausforderungen in der Schweinehaltung, Acker- und Pflanzenbau ausgerichtet. Besonders in den letzten Jahren sind der Tierschutz, die Verbesserung des Tierwohls und das Nährstoffmanagement in den Fokus der Verbraucher, der Landwirte und der Politik gelangt. Abbildung 48: Aufbau Datenstruktur im Nährstoffkreislauf am Standort Wehnen Die Abbildung 48 zeigt den Aufbau der Datenquellen aus der Tierhaltung, dem Nährstoffanfall, der Düngung, dem Anbau, der Ernte und der Verfütterung im eigenen Stall. Es entstehen Zahlen und Daten entlang der Wertschöpfungskette. Ziel ist eine Transparenz der Nährstoffströme darzustellen und digital zu vernetzen. Der Tierschutzplan Niedersachsen hat das Ziel, gesellschaftlich akzeptierte und vom Tierhalter leistbare Haltungsbedingungen für Nutztiere zu etablieren und das Vertrauen des Verbrauchers in die erzeugten Lebensmittel zu stärken. Tierwohl soll belegbar gewährleistet werden. Der Tierschutzplan Niedersachsen strahlt auf nationale und europäische Ebene aus. Einige Fachleute der Landwirtschaftskammer arbeiten intensiv z.t. tierartübergreifend in den Arbeitsgruppen mit und erarbeiten alternative Lösungsstrategien zu Kritikpunkten heutiger Nutztierhaltungen. Diese Handlungsalternativen fußen auf selbstdurchgeführten oder mit Agrarhochschulen kooperierenden Ergebnissen aus Demonstrationen, Erprobungen, Versuchen und Projekten. Die Verbesserung des Tierwohls ist ein kontinuierlicher Prozess und muss stetig auf die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden. 152

5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen 2. Darstellung des Betriebes 2016 Der Betrieb Wehnen hat eine Gesamtfläche von 110,5 Hektar (ha), davon sind 50,75 ha Eigentum und 59,75 ha längerfristige Pachtflächen. In der Schweinehaltung wurde am Standort Wehnen ein geschlossenes System mit etwa 100 Sauen und etwa 800 Mastplätzen gefahren. Ein Teil der Ferkel wird über die Viehzentrale regional vermarktet. Bei den Sauen handelte es sich um die Herkunft BHZP (Viktoria). Das selbst angebaute Getreide vom Versuchsbetrieb für Acker- und Pflanzenbau wird an den eigenen Tierbestand verfüttert. Der anfallende Mist dient als Dünger für die eigenen Flächen. 3. Darstellung des Versuchsbetriebes 2016 Durch die Konzentrierung der überbetrieblichen Ausbildung in Echem werden die freigewordenen Stallkapazitäten in Wehnen für kritische Fragestellungen in der Nutztierhaltung intensiver genutzt. Dies wird möglich, da mit Umzug der Überbetrieblichen Ausbildung nach Echem die Störgröße der Auszubildenden im Stall bei Tierverhaltensfragen wegfällt. In Wehnen soll ein Kompetenzzentrum nachhaltiger Tierhaltung mit interdisziplinärem Ansatz entstehen. Wesentlicher Bestandteil der Vernetzung und operationellen Gruppe ist die Versuchsstation für Schweinezucht und -haltung, Versuchsstation für Acker- und Pflanzenbau, wissenschaftliche Begleitung niedersächsischer Agrarhochschulen und die Verbindung zu landwirtschaftlichen Praxisbetrieben. Durch eine Kooperation mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover wird der Standort Wehnen im Jahr 2016 modernisiert und neu ausgerichtet. Schwerpunkt der Ausrichtung des Kompetenzzentrums sind Fragen zur Verbesserung des Tierwohls und Tiergesundheit, Untersuchung alternativer nachhaltiger Haltungsstrategien, Mensch-Tier-Interaktion, Arbeitsbelastung für den Menschen, Produktqualität, Wirtschaftlichkeit und Verbesserung des Nährstoffmanagements. Diese ersten Umbaumaßnahmen werden im Rahmen des Projektes InnoPig durchgeführt. InnoPig ist ein norddeutsches Verbundprojekt mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft. Zum Projekt gehören folgende Partner: - Christian-Albrechts-Universität Kiel - Georg-August-Universität Göttingen - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover - LWK Schleswig-Holstein - LWK Niedersachsen - Big Dutchman Pig Equipment GmbH - Alfons Greten Betonwerke GmbH - ISN Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.v - Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland e.v. 153

5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen Der Abferkelbereich wird für die Beobachtung und Neuentwicklung von Haltungsstrategien tiergerechter gestaltet. Im Rahmen des InnoPig-Projektes wird der konventionelle Ferkelschutzkorb (Variante1) mit der Freilaufbuchten (Variante 2) und der Gruppenabferkelungen (Variante 3) verglichen. Abbildung 49: Einblick in die Variante 1- Ferkelschutzkorb Abbildung 50: Einblick in die Variante 2, Bewegungs- und Freilaufbucht 154

5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen Abbildung 51: Einblick in die Variante 3, Gruppenabferkelungen kurz vor der Tierzusammenführung 155

5 Versuchsstation Schweinezucht und -haltung Wehnen Die Bewegungsbuchten unterscheiden sich im Platzangebot und in der Raumgestaltung. Weiterhin sollen die Effekte der verschiedenen Abferkelsysteme in den Stufen Aufzucht und Mast analysiert werden. Dabei soll das landwirtschaftlich übliche Standardverfahren - zweiphasige Ferkelaufzucht und Mast, mit der Ferkelaufzucht im Abferkelabteil und anschließender Umstallung direkt in die Mast (1 mal Umstallen) verglichen. Die Bewertung der geprüften Verfahren soll sich an den Kriterien Tiergesundheit, Tierverhalten, Leistung und Wirtschaftlichkeit orientieren. Tabelle 58: Zusammenfassung der Tierplätze und Veränderungen in der Versuchsstation für Schweinezucht und -haltung Wehnen Stand 2015 Zukunft 1 Wochen Rhythmus 5 Wochen Rhythmus Sauenplätze 132 136 Deckzentrum, inkl. Eber 41 41 Wartestallplätze 55 55 Abferkelbuchten 36 40 Ferkelaufzuchtplätze 352 348 156

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 6.1 Aufbau und Struktur der Feldversuchsstation Die Feldversuchsstation für Grünlandwirtschaft und Rinderhaltung ist 2008 als Folgemodell aus dem Versuchsbetrieb Infeld hervorgegangen und seit Herbst 2010 in der Albrecht-Thaer-Straße 1, 26939 Ovelgönne ansässig. Die Feldversuchsstation bearbeitet praxisnahe aktuelle Fragestellungen auf ausgewählten Prüfund Praxisbetrieben in den Bereichen: - Weidewirtschaft und -management - Rinderfütterung und -haltung - Grünlandwirtschaft und Nährstoffmanagement. Die Projektakquise sowie deren Bearbeitung laufen in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen der Landwirtschaftskammer, mit der Wissenschaft und mit landwirtschaftlichen Organisationen in Niedersachsen. Ziel ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse auf Praxisebene zu erproben und zu hinterfragen und davon ausgehend Beratungsempfehlungen abzuleiten. Neben der praktischen Tätigkeit und der produktionstechnischen Beratung auf Betriebseben werden von der Feldversuchsstation Vorträge zu Themen rund um Grünlandwirtschaft und Rinderhaltung gehalten. 157

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 6.2 Erhebungen, Auswertungen, Versuche 6.2.1 Fusariumtoxine in Maissilagen niedersächsischer Milchviehbetriebe Dirk Albers 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; dirk.albers@lwk-niedersachsen.de 1. Einleitung Ein bedeutsamer Einflussfaktor auf Leistung und Tiergesundheit ist die Futtermittelhygiene. Hierbei spielt u.a. der Besatz des Futters mit Schimmel- und Schwärzepilzen oder Hefen sowie deren Sporen als Vermehrungsform eine besondere Rolle. Da diese ubiquitär sind, d.h. überall in der Umwelt vorkommen, ist ein natürlicher Besatz des Futters nicht zu vermeiden. Das Ausmaß der Infektion hängt im Wesentlichen vom Infektionsdruck (viel infektiöses Material der Vorfrucht, enge Fruchtfolgen etc.), den Witterungsbedingungen und der Sortenanfälligkeit ab. So genannte Feldpilze können sowohl wachsende als auch reifende Pflanzen befallen. Ihr Wachstum bzw. ihre Vermehrung ist von vielen Faktoren abhängig. Fördernd wirken u.a. feuchtwarme Witterungen, Mangelernährung, Trockenstress oder unterlassene Fungizidbehandlungen. Neben den Feldpilzen können sich auch sogenannte Lagerpilze bei ungenügender Konservierung in Futterstöcken oder im Lagergetreide vermehren und schlimmstenfalls zum Verderb des Futters führen. Zu den auf einheimischen Futterpflanzen nachgewiesenen Feldpilzen gehören u.a. die Gattungen 'Alternaria' und 'Fusarium'. Sie schädigen nicht nur die Pflanze, sondern sind auch in der Lage so genannte Mykotoxine zu bilden. Von einigen kann bei bestimmten Konzentrationen im Futter ein Gefährdungspotenzial für die Leistung und Tiergesundheit ausgehen. Über 300 Mykotoxine wurden bisher beschrieben, wobei aber nur wenige für die praktische Fütterung von Bedeutung sind. Für die Feldpilze gelten die Fusariumtoxine `Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZON) als Leittoxine. Besonders empfindlich reagieren Schweine auf diese Toxine. Im intakten Vormagensystem von Rindern können Mykotoxine durch die Mikroorganismen in größerem Umfang abgebaut, d.h. entgiftet werden. Die von Fusarien (F.) gebildeten Toxine werden in drei Hauptgruppen eingeteilt: Trichothecene, Zearalenon und die Fumonisine. Zu der Gruppe der Trichothecene gehören u.a. auch die im Getreide- und Futterbau bedeutsamsten Mykotoxine DON und Nivalenol, wobei DON wahrscheinlich das am häufigsten vorkommende Mykotoxin in Nahrungs- und Futtermitteln ist. Beide Toxine werden vor allem durch F.graminearum gebildet. Die negative Wirkung von DON zeigt sich vor allem durch eine verringerte Futteraufnahme und infolge dessen durch eine verringerte Wachstums- oder 158

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft Milchleistung. Des Weiteren wird eine Beeinträchtigung des Immunsystems bei zu hoher Aufnahme nicht ausgeschlossen. ZON wird durch eine Reihe verschiedener Fusarien gebildet. Die Hauptbildner sind aber die gleichen Pilze, die auch für die DON-Bildung verantwortlich sind. Die Substanz ZON besitzt auf Grund ihrer räumlichen chemischen Struktur eine ausgeprägte östrogenartige Wirkung und wirkt anabolisch. Wirkungen von ZON bei Nutztieren zeigen sich insbesondere in der Beeinträchtigung des Fortpflanzungsgeschehens. Hinsichtlich der Schadwirkungen von Mykotoxinen sollte jedoch berücksichtigt werden, dass es bis auf wenige Ausnahmen keine typischen Krankheitsbilder gibt, die eine sichere Diagnose ermöglichen. Die Ursachen von Fressunlust, Fruchtbarkeitsstörungen oder Immunschwäche sind bekanntlich sehr vielseitig. Auch die Analyse von Toxinen oder deren Bestandteile in Körperflüssigkeiten oder -geweben ist nicht geeignet, um auf die Höhe der Belastung einer Ration oder einzelner Futtermittel zu schließen, da die Anreicherung im Körper durch viele Faktoren beeinflusst wird. Außerdem werden Wechselwirkungen verschiedener Toxine diskutiert. Daraus folgt, dass die einzelnen Futtermittel vor dem Einsatz zu untersuchen sind und bei der Rationsgestaltung die Richtwerte für Mykotoxine berücksichtigt werden sollten. Laut EU-Futtermittelrecht gehören Mykotoxine zur Gruppe der unerwünschten Stoffe (Richtlinie 2002/32/EG), wobei aber nur Aflatoxin B1 mit einem Grenzwert angeführt ist. "Sonstige Mykotoxine" wie DON oder ZON regelt die EU-Empfehlung 2006/576/EG mit Richtwerten (Tabelle 59). Der Unterschied zwischen Grenzwert und Richtwert besteht darin, dass bei Überschreiten eines Grenzwerts die betroffene Ware nicht verdünnt werden darf und aus der Futtermittelkette zu entfernen ist. Bei einer Richtwert- oder Orientierungswertüberschreitung darf das betroffene Futtermittel verdünnt, das heißt mit weniger belastetem Futter verschnitten werden. Auch wenn die Richtwerte für Futtermittel aufgeführt werden (Tabelle 59), beziehen diese sich letztendlich auch auf die Gesamtration. In Milchviehrationen sollten beispielsweise 5 mg DON oder 0.5 mg ZON je kg (bei 88 % TM) nicht überschritten werden. 2. Material und Methoden Um zu prüfen, wie hoch die Belastung mit DON und ZON in niedersächsischen Maissilagen ist, wurden in 2016 in 57 zufällig ausgewählten niedersächsischen Milchviehbetrieben Proben gezogen und analysiert. Die DON-Analyse wurde von der LUFA NordWest mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC), die ZON-Analyse mittels Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (LC/MS) durchgeführt. Da die Richtwerte sich auf Futtermittel mit einem Trockenmassegehalt von 88 % beziehen, wurden zur besseren Vergleichbarkeit die analysierten Toxingehalte in den Originalsilagen ebenfalls auf einen Trockenmassegehalt von 88 % korrigiert. 159

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 3. Ergebnisse Der mittlere Gehalt an DON in den untersuchten Maissilagen des Jahres 2016 liegt bei 0,62 mg/kg bei 88 % Trockenmasse und damit niedriger als in 2015 und auf vergleichbarem Niveau wie 2014. Gleiches gilt für die Median- und Minimumwerte. Im Mittel der Proben werden die Richtwerte nicht überschritten. Die höchste DON-Konzentration liegt bei 2,48 mg/kg. Lediglich eine der insgesamt 57 Proben liegt über dem Orientierungswert von 2 mg/kg für Tränkekälber (s. Tabelle 59). Der mittlere ZON-Gehalte der untersuchten Maissilagen liegt mit 0,07 mg/kg bei 88 % Trockenmasse deutlich unter den Werten der Proben aus 2014 und 2015. Der höchste gemessene Wert liegt bei 0,45 mg/kg und liegt damit unter dem Orientierungswert für Milchkühe und Tränkekälber von 0,5 mg/kg bei 88 % Trockenmasse (s. Tabelle 59). Dass Maisprodukte deutlich höher belastet sein können, zeigt ein Vergleich der Maissilage und der Maiskornsilage eines Betriebes. Während die Gehalte an DON sich nicht gravierend unterscheiden und auch unter den Orientierungswerten liegen, liegt der ZON-Gehalt der Maiskornsilage mit 1,72 mg/kg deutlich über dem Gehalt der Maissilage mit 0,07 mg/kg. Damit sind auch die Orientierungswerte für Milchkühe und Tränkekälber von 0,5 mg/kg deutlich überschritten. Dieses ist beim Einsatz der Maiskornsilage in der Fütterung zu berücksichtigen. Beispielsweise kann eine solche Maiskornsilage als Hauptenergieträger bei Tränkekälbern zu gesundheitlichen Problemen führen. Dieses Beispiel verdeutlicht auch, dass hofeigene Maiskornprodukte (Körnermais, Maiskornsilage, CCM etc.) deutlich belastet sein können. Werden diese dann in Kombination mit hoch kontaminierter Maissilage verfüttert, besteht vor allem bei Rindern mit Pansenfermentationsstörungen oder Tränkekälbern mit noch nicht voll funktionsfähigem Vormagensystem die Gefahr einer Beeinträchtigung der Tiergesundheit. Tabelle 59: Ermittelte Gehalte an Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZON) in niedersächsischen Maissilagen in den Jahren 2014, 2015 und 2016 Toxin (Untersuchungsmethode) DON (HPLC) ZON (LC/MS) Jahr 2014, 2015, 2016, 2014, 2015, 2016, n=25 n=43 n=57 n=25 n=43 n=57 (mg/kg bei 88% T) (mg/kg bei 88% T) Mittelwert 0,59 1,25 0,62 0,14 0,13 0,07 Maximum 1,64 3,19 2,48 0,30 0,62 0,45 Median 0,40 1,12 0,56 0,10 0,12 0,05 Minimum 0,14 0,31 0,11 0,01 0,00 0,01 Orientierungswerte DON Milchkühe: 5 mg/kg Futter bei 88% TM DON Kälber < 4 Monate : 2 mg/kg Futter bei 88 % TM ZON Milchkühe u. Kälber : 0,5 mg/kg Futter bei 88% TM 160

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 5. Fazit Fusariumtoxine können die Leistung und Tiergesundheit gefährden. Nach Untersuchungsergebnissen von Maissilageproben des Jahres 2016 aus Niedersachsen sind diese verhältnismäßig gering mit den Fusariumtoxinen DON und ZON belastet. In Einzelfällen können aber Maissilagen, vor allem aber auch hofeigene Maiskornprodukte belastet sein und einzelne Orientierungswerte überschritten werden. Sofern Maissilagen und Rationen mit hohen Maissilage- oder Körnermaisanteilen schlecht gefressen werden oder sich bei Kälbern bzw. Milchkühen, die mit hohen hofeigenen Mais- und Getreideanteilen gefüttert werden, Wachstumsstörungen oder schlechte Fruchtbarkeitsleitungen einstellen, sollten die Futtermittel auf Mykotoxine untersucht werden. Nur so können die Orientierungswerte für die Rationsplanung eingehalten und die Tiergesundheit gesichert werden. 161

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 6.2.2 Vermeidung von Aflatoxin B1 Anreicherungen in CCM-Silage Dirk Albers 1 1 LWK Niedersachsen, FB 3.5; Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg; dirk.albers@lwk-niedersachsen.de 1. Einleitung Aflatoxine sind Mykotoxine, die hauptsächlich von Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus gebildet werden. Wichtige Aflatoxine sind Aflatoxin B1, B2, G1 und G2, wobei Aflatoxin B1 am häufigsten vorkommt. Aflatoxine gelten bei Aufnahme in bestimmten Konzentrationen als krebserregend, immunsupressiv und gentoxisch bzw. mutagen. Daher hat der Gesetzgeber Grenz- bzw. Höchstwerte für diese Pilzgifte in Futter- und Lebensmittel erlassen. In den vergangenen Jahren wurden, wenn auch nur sehr vereinzelt, Herdensammelmilchproben positiv auf das Aflatoxinmetabolit M1, ein Derivat der Aflatoxine B und G, getestet (LVN, 2015). Nachdem geprüfte Zukauffuttermittel als Quellen ausgeschlossen werden konnten, stellten sich bei der weiteren Recherche hofeigene Feuchtmaiskonserven in Form von CCM-Silagen oder Maiskornsilagen als Ursachen heraus. Mais zählt neben anderen (eher exotischen) Feldfrüchten zu den Ernteprodukten mit einem vergleichsweise hohen Kontaminationsrisiko. Die Bildung der Aflatoxine kann bereits auf dem Feld stattfinden. Häufiger ist aber die Kontamination der Produkte unter ungünstigen Lagerungsbedingungen. Hierzu zählen Sauerstoffzufuhr, eine hohe Restfeuchte im Erntegut sowie hohe Luftfeuchtigkeit gepaart mit hohen Temperaturen (Valenta, 2006). Daher sind ein Schimmelpilzwachstum und die damit verbundene mögliche Bildung von Aflatoxinen in undichten CCM- oder Maiskornsilagemieten, vor allem in den Sommermonaten, möglich. Gleiches gilt für geöffnete Silomieten bei unzureichender Entnahme bzw. unzureichendem Vorschub, auflockernder Entnahme oder unzureichender Hygiene am Silostock. Entsprechend den Literaturangaben gibt es verschiedene Möglichkeiten der Dekontamination. U.a. werden physikalische, biologische oder chemische Methoden beschrieben. Eine chemische Methode, die zu einer Dekontamination bzw. zu einem Abbau von Mykotoxinen (Detoxifizierung) führen soll, ist die Behandlung des Ernteguts mit Natriumsulfit (Valenta, 2006). Schäffler (2016) konnte in einem Silierversuch nachweisen, dass die Behandlung von Deoxynivalenol (DON) kontaminierter Maiskornsilage mit Natriumsulfit in bestimmten Konzentrationen zu einer deutlichen Reduzierung der Mykotoxinbelastung und Verbesserung der Futterhygiene führen kann. Vor diesem Hintergrund wurde im Sommer 2016 ein Silierversuch angelegt, in dem geprüft werden sollte, ob ein Zusatz von Natriumsulfit auch das Wachstum von Aflatoxine bildenden Schimmelpilzen verhindern und/oder zu einer Detoxifizierung von Aflatoxinen beitragen kann. 162

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft Material und Methoden Als Ausgangsmaterial wurde zunächst von einem Praxisbetrieb aus einer CCM Miete eine repräsentative Probe gezogen und auf Aflatoxin-B1-Kontamination untersucht. Nachdem der Befund negativ war, wurde ausreichend Probenmaterial aus der Miete gewonnen und für den Silierversuch verwendet. Der Trockenmassegehalt des Ausgangsmaterials lag bei annähernd 54%. Um eventuelle Veränderungen im Ausgangsmaterial nachvollziehen zu können, wurden als Kontrollvariante Proben des Materials in luftdicht abgeschlossenen Weckgläsern gelagert (Variante V0). Für den eigentlichen Versuch wurden vier weitere Varianten angelegt. Bei den Varianten 1 und 1A (V1 u. V1A) wurden keine Siliermittel zugefügt. Die Varianten 2 und 2A (V2 u. V2A) wurden mit 0,6 % Propionsäure behandelt. Die Varianten 3 und 3A (V3 u. V3A) mit 0,3 % eines aus Natriumbenzoat und Kaliumsorbat bestehenden Siliermittels und die Varianten 4 und 4A (V4 u. V4A) mit 0,6 % Natriumsulfit. Das Probenmaterial wurde in Kunststoffbehältnisse mit Schraubdeckel einsiliert. Für die Simulation einer undichten Silomiete mit Gasaustausch bzw. um einen Sauerstoffeintrag ins Siliergut zu gewährleisten, wurden die Behälter am Boden und in dem oberen Viertel der Wandungen mit einem 6 mm Bohrer durchlöchert. Jeder Behälter wies somit 8 Löcher für den Gasaustausch auf. Von jeder Variante wurden drei Proben angefertigt. Um prüfen zu können, ob die Siliermittel einerseits die Vermehrung der Schimmelpilze verhindern und andererseits zu einer Detoxifizierung im Siliergut beitragen können, wurden den A-Varianten jeweils mit Aflatoxin B1 kontaminierter Körnermais beigemengt. Die Konzentration an Aflatoxin B1 in dem Körnermais betrug 4.244 µg/kg Trockenmasse. Die berechnete Konzentration an Aflatoxin B1 in den inokulierten A-Varianten betrug 30 µg/kg Trockenmasse. Für die Dokumentation des Temperaturverlaufs wurden TinyTag-Temperaturlogger mittig in den Gefäßen im Siliergut platziert. In 24 Stunden wurden vier Messungen je Logger dokumentiert. Um Silierbedingungen der Praxis zu simulieren, wurden die Gefäße während der Versuchsdauer im Außenbereich in einem offenen Folientunnel gelagert. Der Versuch wurde am 24. Juli 2016 angelegt und am 10. Februar 2017 beendet, dauerte also 200 Tage. Um erste Effekte zu prüfen, wurden nach Abschluss des Versuches zunächst aus den drei Proben jeder Variante eine Mischprobe erstellt und die Aflatoxin B1-Konzentration von der LUFA-NordWest nach der Methode VDLUFA III 16.1.4 ermittelt. 163

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft 2. Ergebnisse Zusammengefasst wurden folgende Ergebnisse ermittelt (s. Tabelle 60): - In der luftdicht abgeschlossenen, völlig unbehandelten Variante V0 betrug die Aflatoxin B1-Konzentration 0,9 µg/kg Trockenmasse. Damit wurde das Anfangsergebnis im Ausgangsmaterial bestätigt. - Dasselbe Ergebnis zeigte sich auch bei allen Varianten, denen kein kontaminierter Körnermais beigemengt wurde. Auch hier lag die Aflatoxin B1-Konzentrationen 0,9 µg/kg Trockenmasse. - Es wurden keine Unterschiede zwischen der unbehandelten Kontrollvariante V1 und den Varianten V2, V3 und V4, denen die Siliermittel zugefügt wurden, festgestellt. - In allen A-Varianten, denen kontaminierter Körnermais beigemengt wurde, lagen die Konzentrationen an Aflatoxin B1 höher als bei den nicht-a-varianten. In den mit Siliermitteln behandelten Varianten V2A, V3A und V4A lagen die Konzentrationen zwischen 27 und 30,22 µg/kg Trockenmasse und damit auf vergleichbarem Niveau. Die Werte unterschieden sich nicht von den zu Anfang ermittelten 30 µg/kg Trockenmasse. Der Vergleich der analysierten mit den vorher ermittelten Konzentrationen lässt den Schluss zu, dass die eingesetzten Siliermittel zwar ein weiteres Schimmelpilzwachstum verhindern, aber keines der eingesetzten Siliermittel, auch das Natriumsulfit nicht, zum Abbau von Aflatoxinen und damit zu einer Detoxifizierung beitragen. - Die höchste Konzentration an Aflatoxin B1 wurde mit 38,75 µg/kg Trockenmasse in der Variante V1A ermittelt (Ausgangswert: 30 µg/kg Trockenmasse). In dieser mit Aflatoxinmais kontaminierten, nicht mit Siliermittel behandelten Variante zeigte sich auch optisch ein deutliches Pilzwachstum (s. Abbildung 52). Das sichtbare Schimmelpilzwachstum und die erhöhte Aflatoxin B1 Konzentration weisen auf eine erhöhte mikrobielle Aktivität hin. - Die gemessenen Minimal- und Maximaltemperaturen in den Gefäßen reichten von -4,81 C (gemessen in einer Frostperiode) bis +37,5 C (bei direkter Sonneneinstrahlung). Die relative Verteilung der gemittelten Temperaturmessungen je Variante in verschiedenen Temperaturbereichen zeigt, dass annähernd die Hälfte aller Temperaturmessungen in dem Bereich bis 20 C zu verzeichnen waren. Die andere Hälfte lag in den Temperaturbereichen von 21 C bis 30 C (s. Tabelle 61). 164

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft Tabelle 60: Aflatoxin B1-Konzentrationen in CCM-Silage bei unterschiedlicher Behandlung (ohne und mit Siliermittelzusätzen sowie ohne und mit Aflatoxin B1-Kontamination) unter Luftstress nach 200 Versuchstagen. Jeweils Mittelwerte aus n=3. Variante (V) CCM plus Behandlung Aflatoxin B1 (µg/kg TM) V0 CCM in luftundurchlässigen Weckgläsern 0,9 V1 CCM 0,9 V1A CCM + Zugabe v. kontaminiertem K.-Mais 38,75 V2 CCM + Propionsäure (0,6%) 0,9 V2A CCM+ Zugabe v. kontaminiertem K.-Mais + Propionsäure (0,6%) 27,0 V3 CCM + Kaliumsorbat u. Natriumbenzoat (0,3%) 0,9 V3A CCM + Zugabe v. kontaminiertem K.-Mais + Kaliumsorbat u. Natriumbenzoat 30,45 (0,3%) V4 CCM + Natriumsulfit (0.6%) 0,9 V4A CCM + Zugabe v. kontaminiertem K.-Mais + Natriumsulfit (0,6%) 30,22 Tabelle 61: Relative Verteilung (%) der gemittelten Temperaturmessungen in verschiedenen Temperaturbereichen. (V1= keine Aufzeichnungen) Variante Temperaturbereich 20 C > 20 C 25 C > 25 C < 30 C V0 59 39 2 V1 - - - V1A 49 44 7 V2 49 44 7 V2A 47 45 8 V3 56 40 4 V3A 52 44 4 V4 52 43 5 V4A 59 39 2 165

6 Feldversuchsstation für Rinderhaltung und Grünlandwirtschaft f Abbildung 52: In den nicht mit Siliermittel behandelten aber Aflatoxin B1 kontaminierten Varianten V 1A war deutliches Schimmelpilzwachstum zu beobachten. 4. Fazit Trotz suboptimaler Silierbedingungen (Sauerstoffeintrag, Gasaustausch etc.) und guter Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze (hohe Restfeuchte im Erntegut, Temperaturen über 20 C etc.) hat in diesem Versuch keine Anreicherung von Aflatoxin B1 in einem nicht belastetem CCM-Erntegut eines Praxisbetriebes stattgefunden. Die Kontamination des Erntegutes mit stark belastetem Körnermais führte bei der nicht mit Siliermittel behandelten Variante V1A zu einem sichtbaren Schimmelpilzbefall und einer Erhöhung der Aflatoxin B1-Konzentration um 8,75 µg/kg Trockenmasse nach 200 Tagen Silier- bzw. Lagerdauer. Bei den mit Siliermittel behandelten Varianten waren, trotz der suboptimalen Silierbedingungen, weder ein Schimmelpilzwachstum noch eine Anreicherung von Aflatoxin B1 zu verzeichnen. Hieraus ist jedoch nicht der Schluss zu ziehen, dass Siliermittel suboptimale Silier- und Lagerbedingungen ausgleichen können, sondern dass sie bei ordnungsgemäßen Einsatz das Erntegut während der Lagerung stabilisieren können. Eine Detoxifizierung bzw. einen Abbau von Aflatoxin B1 hat in diesem Versuch keines der eingesetzten Siliermittel bewirkt. 166

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer 7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Adressen Autoren Albers, Dirk Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour-Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 636 Email: dirk.albers@lwk-niedersachsen.de Aper, Kerstin Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Oldenburg-Süd Adresse: Löninger Straße 68, 49649 Cloppenburg Telefon: 04471 9483-33 Email: kerstin.aper@lwk-niedersachsen.de Balz, Christina Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 280 Email: christina.balz@lwk-niedersachsen.de Borcherding, Gerd Beratungs- und Erzeugerring Freren e. V. Adresse: Am Hundesand 12, 49809 Lingen Telefon: 0591 966 5669 300 Email: borcherding@gz-lingen.de Brockob, Mathias Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Freundallee 9 A, 30173 Hannover Telefon: 0511 3665 4485 Email: mathias.brockob@lwk-niedersachsen.de Brüning, Carla Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 280 Email: carla.bruening@lwk-niedersachsen.de 167

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Dr. Brunken, Hans-Gerd Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 627 Email: hans-gerd.brunken@lwk-niedersachsen.de Deermann, Ansgar EVH Select GmbH Adresse: An der Feuerwache 14, 49716 Meppen Email: deermann@porcussanus.de de Joung, Christian Beratungsring Osnabrück e. V. Adresse: Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück Telefon: 0541 56008 121 Email: c.dejoung@br-os.de Dr. Diekmann, Ludwig Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste, Leiter Unternehmensbereich Tier Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 638 Email: ludwig.diekmann@lwk-niedersachsen.de Diers, Sophie Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Abteilung Biotechnologie und Reproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere Adresse: Burckhardtweg 2, 37077 Göttingen Email: sophie.diers@uni-goettingen.de Engelhard, Thomas Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt Adresse: Lindenstraße 8, 39606 Iden Email: thomas.engelhard@llfg.mlu.sachsen-anhalt.de Gerdes, Klaus Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 611 Email: klaus.gerdes@lwk-niedersachsen.de Gößling, Mareike Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Haustiergenetik Adresse: Leihgesterner Weg 52, 35392 Gießen Email: mareike_goessling@web.de 168

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Dr. Groenewold, Jakob Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 471 Email: jakob.groenewold@lwk-niedersachsen.de Grosse, Lambert Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredlungswirtschaft GmbH Adresse: Veerßer Str. 65, 29525 Uelzen Email: grosse@vzf.de Dr. Hiller, Peter Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 696 Email: peter.hiller@lwk-niedersachsen.de Hinz, Katharina Stiftung Tierärztliche Hochschule, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: katharina.hinz@tiho-hannover.de Holling, Carolin Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste; Schweinegesundheitsdienst Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 240 Email: carolin.holling@lwk-niedersachsen.de Prof. Dr. Hoy, Steffen Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Haustiergenetik Adresse: Leihgesterner Weg 52, 35392 Gießen Email: steffen.hoy@agrar.uni-giessen.de Dr. Hubal, Michael Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 607 Email: michael.hubal@lwk-niedersachsen.de Dr. Janssen, Heiko Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 637 Email: heiko.janssen@lwk-niedersachsen.de 169

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Prof. Dr. Kemper, Nicole Stiftung Tierärztliche Hochschule, Leiterin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: nicole.kemper@tiho-hannover.de Klahsen, Mathias Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 693 Email: mathias.klahsen@lwk-niedersachsen.de Prof. Dr. Knorr, Christoph Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Abteilung Biotechnologie und Reproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere Adresse: Burckhardtweg 2, 37077 Göttingen Email: cknorr@gwdg.de Konersmann, Yvonne Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Am Schölerberg 7, 49082 Osnabrück Telefon: 0541 56008 127 Email: yvonne.konersmann@lwk-niedersachsen.de Kuhlmann, Jan Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften Adresse: Burckhardtweg 2, 37077 Göttingen Kulke, Katja Stiftung Tierärztliche Hochschule, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: katja.kulke@tiho-hannover.de Ass. Prof. Dr. Leeb, Christine Universität für Bodenkultur Wien BOKU, Institut für Nutztierwissenschaften (NUWI) Adresse: Gregor-Mendel-Straße 33, A-1180 Wien Email: christine.leeb@boku.ac.at Meine-Schwenker, Heidi Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 692 Email: heidi.meine-schwenker@lwk-niedersachsen.de 170

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Meyer, Andrea Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Freundallee 9 A, 30173 Hannover Telefon: 0511 3665 4479 Email: andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de Oelgeschläger, Jürgen Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 607 Email: juergen.oelgeschlaeger@lwk-niedersachsen.de Pieper, Henning Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Außenstelle Hameln-Pyrmont Adresse: Klütstraße 10, 31787 Hameln Telefon: 05151 9843 13 Email: henning.pieper@lwk-niedersachsen.de Sagkob, Stefan Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 609 Email: stefan.sagkob@lwk-niedersachsen.de Schättler, Jule Katrin Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Mars-la-Tour Straße 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 693 Email: julekatrin.schaettler@lwk-niedersachsen.de Schemme, Lea IQ-Agrar Service GmbH Adresse: Iburger Straße 225, 49082 Osnabrück Email: schemme@iq-agrar.de Schmidt, Melanie Stiftung Tierärztliche Hochschule, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: melanie.schmidt@tiho-hannover.de Schulte zu Sundern, A. Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Tierernährung Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: anton.schulte.zu.sundern@tiho-hannover.de 171

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Dr. Schulte-Wülwer, Josef EVH Select GmbH Adresse: An der Feuerwache 14, 49716 Meppen Schöttmer, Manfred Beratungsring Grafschaft Bentheim e. V. Adresse: Berliner Straße 8, 49828 Neuenhaus Telefon: 05941 9209 786 Email: schoettmer@br-grafschaft-bentheim.de Dr. Spindler, Brigit Stiftung Tierärztliche Hochschule, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: birgit.spindler@tiho-hannover.de Steinbach, Elke Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Oldenburg Süd Adresse: Löninger Str. 68, 49661 Cloppenburg Telefon: 04471 9483-21 Email: elke.steinbach@lwk-niedersachsen.de Prof. Dr. Staufenbiel, Rudolf Freie Universität Berlin, Klinik für Klauentiere Adresse: Königsweg 65, 14163 Berlin Email: rudolf.staufenbiel@fu-berlin.de Stracke, Jenny Stiftung Tierärztliche Hochschule, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: jenny.stracke@tiho-hannover.de Struck, Ulrike Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich 3.5 Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen Tier, Tiergesundheitsdienste Adresse: Wilhelm-Seedorf-Str. 3, 29525 Uelzen Telefon: 0581 8073 300 Email: ulrike.struck@lwk-niedersachsen.de Jun. Prof. Dr. Visscher, Christian Stiftung Tierärztliche Hochschule, Institut für Tierernährung Adresse: Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover Email: christian.visscher@tiho-hannover.de Prof. Dr. Winckler, Christoph Universität für Bodenkultur Wien BOKU, Institut für Nutztierwissenschaften (NUWI) Adresse: Gregor-Mendel-Straße 33, A-1180 Wien Email: christoph.winckler@boku.ac.at 172

7 Kontaktadressen Autoren / Landwirtschaftskammer Vogt, Wolfgang Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück-Vehr Adresse: Am Vehr-Esch 2, 49610 Quakenbrück Telefon: 05431 90309 12 Email: wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de 173

8 Aufbau und Präsenz der Landwirtschaftskammer 8 Aufbau und Präsenz der Landwirtschaftskammer Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist die Selbstverwaltungsorganisation der Landwirtschaft in Niedersachsen. Sie ging am 1. Januar 2006 aus der Fusion der Landwirtschaftskammern Hannover in Hannover und der Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg hervor. Aufgaben Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen vertritt die fachlichen Interessen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft und im Gartenbau. Die wichtigsten Aufgaben der Landwirtschaftskammer sind die Beratung und die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft. Darüber hinaus nimmt die Landwirtschaftskammer zahlreiche Aufgaben im hoheitlichen Wirkungsbereich wahr. Dazu gehören die Umsetzung von Gesetzen und Verordnungen und die verwaltungsmäßige Abwicklung von zahlreichen Aufgaben in der staatlichen Agrarförderung. Die Landwirtschaftskammer nimmt außerdem gegenüber anderen öffentlich-rechtlichen und staatlichen Körperschaften in Niedersachsen die Aufgaben der landwirtschaftlichen Fachbehörde wahr. Selbstverwaltung In der Landwirtschaftskammer arbeiten ehrenamtliche, gewählte Vertreterinnen und Vertreter des Berufsstandes und hauptamtliche Fachleute eng zusammen. Das höchste Beschlussorgan der Landwirtschaftskammer ist die Kammerversammlung. Sie konstituiert sich alle sechs Jahre neu. Ihre insgesamt 138 ehrenamtlichen Mitglieder sind zu 2/3 landwirtschaftliche Unternehmerinnen/Unternehmer und zu 1/3 Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer aus der Land- und Forstwirtschaft, dem Gartenbau und der Fischerei. Die Mitglieder der Kammerversammlung berufen bis zu 30 weitere Personen aus verschiedenen landwirtschaftlichen Berufsgruppen. Weiterhin bildet die Kammerversammlung zu bestimmten Aufgabengebieten Ausschüsse, deren Aufgabe die Vorbereitung von Beschlussfassungen für die ehrenamtlichen Gremien ist. Die Kammerversammlung wählt alle drei Jahre eine Präsidentin oder einen Präsidenten, zwei Stellvertreterinnen oder Stellvertreter sowie bis zu zwölf weitere Mitglieder, die gemeinsam den ehrenamtlichen Vorstand der Landwirtschaftskammer bilden. Seit dem 10.02.2015 bekleidet Herr Gerhard Schwetje das Präsidentenamt. Er wird unterstützt von Herrn Heinrich Gruppe und Herman Hermeling. Der Vorstand wählt für eine Amtszeit von sechs Jahren die Direktorin bzw. den Direktor der Landwirtschaftskammer. Er/Sie ist damit die oder der Vorgesetzte der Beamtinnen, Beamten, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und führt die Geschäfte der laufenden Verwaltung und von Auftragsangelegenheiten. Hans-Joachim Harms ist Direktor der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. 174

8 Aufbau und Präsenz der Landwirtschaftskammer Geschäftsbereiche Die laufenden Geschäfte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen führt der Kammerdirektor. In sechs Geschäftsbereichen (Verwaltung, Förderung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau, LUFA Nord-West) in Oldenburg und Hannover, in elf Bezirksstellen, zehn Bewilligungsstellen, fünf Forstämtern und mehreren Instituten und Versuchsfeldern sind in der Landwirtschaftskammer rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Betreuungsgebiet der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist das Land Niedersachsen, mit rund 2,6 Millionen Hektar Landwirtschaftlicher Nutzfläche und 700.000 Hektar privaten Waldflächen. Abbildung 53: Dienststellenkarte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (10/2015) 175

8 Aufbau und Präsenz der Landwirtschaftskammer 176

9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) 9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Besamungsstation Göttingen e.g. Ansprechpartner: Johannes Graefe Adresse: Am Mittelfelde 52, 37120 Bovenden Telefon: 05594 9437301 Email: info@bg-goettingen.de Bundes Hybrid Zucht Programm (BHZP) Ansprechpartner: Dr. Conrad Welp Adresse: An der Wassermühle 8, 21368 Dahlenburg-Ellringen Telefon: 05851 944-0 Email: info@bhzp.de Eberstation Huntemühlen Ansprechpartner: Falk Bischoff Adresse: Huntetalstr. 7, 49328 Melle Telefon: 05427 927 685 Email: falk.bischoff@eberstation-huntemuehlen.de Futterberatungsdienst Niedersachsen e.v. Vorsitzender: Willi Willoh Berater: Andrea Meyer Adresse: Johannssenstr. 10, 30159 Hannover Telefon: 0511 3665-4479 Email: andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de GFS- Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung e.g. Vorsitzender: Paul Hegemann Ansprechpartner: Annette Niggemeyer, Josef Brüninghoff Adresse: Zum Pöpping 29, 59387 Ascheberg Telefon: 02593 913 0 Email: info@gfs-topgenetik.de Hannoveraner Verband e.v. Vorsitzender: Manfred Schäfer Geschäftsführer: Dr. Werner Schade Adresse: Lindhooper Str. 92, 27283 Verden Telefon: 04231 67370 Email: hannoveraner@hannoveraner.com 177

9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Herdbuchzuchtverein für die Diepholzer Gans Vorsitzender: Horst Johannig Beraterin: Dr. Peter Hiller Adresse: Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801-696 Email: peter.hiller@lwk-niedersachsen.de Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland e.v. Vorsitzender: Heinrich Dierkes Geschäftsführer: Dr. Torsten Staack Adresse: Kirchplatz 2, 49401 Damme Telefon: 05491 9665-0 Email: isn@schweine.net Landesfischereiverband Niedersachsen Vorsitzender: Carsten Brauer Berater: Volkmar Hinz Adresse: Johannssenstr. 10, 30159 Hannover Telefon: 0511 3665-4498 Email: info@fischerei-niedersachsen.de Landeskontrollverband Niedersachsen Vorsitzender: Johann Heumann Geschäftsführer: Dr. Ernst Bohlsen Adresse: Marie-Curie-Str. 8, 27283 Verden Telefon: 0491 9280 912 Email: info@lkv-we.de mail@milchkontrolle.de Landesschafzuchtverband Niedersachsen e.v. Vorsitzender: Joachim Rehse Berater: Mathias Brockob Adresse: Johannssenstr. 10, 30159 Hannover Telefon: 0511 329777 Email: info@schafzucht-niedersachsen.de Landesschafzuchtverband Weser-Ems e.v. Vorsitzender: Heiko Schmidt Berater: Klaus Gerdes Adresse: Mars-la-Tour-Str.6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441-82123 Email: klaus.gerdes@lwk-niedersachsen.de 178

9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Landesverband der Rassekaninchenzüchter Weser-Ems e.v. Vorsitzender : Johann Vrielink Adresse: Zuschlagstr. 15, 48527 Nordhorn Telefon: 0592 338 16 Email: Johann.Vrielink@t-online.de Landesverband für landwirtschaftliche Wildhaltung Niedersachsen e.v. Vorsitzender: Dieter Horstmann Berater: Dirk Wahl Adresse: Vor dem Zoll 2, 31582 Nienburg Telefon: 05021 9740-198 Email: info@wildhaltung-niedersachsen.de Landesverband Hannoverscher Rassegeflügelzüchter e.v. Ansprechpartner: Alfred Karl Walter Adresse: Hauptstr. 3, 37434 Krebeck Telefon: 05507 1276 Email: a.k.walter@web.de Landesverband Hannoverscher Rassekaninchenzüchter e.v. Ansprechpartner: Gerald Heidel Adresse: Am Kreihenberge 2, 31582 Nienburg Telefon: 05021 926002 Email: vorsitzender@lvh-kaninchen.de Landesverband Hannoverscher Imker Vorsitzender: Jürgen Frühling Berater: Marianne.Fritzensmeier@LWK-Niedersachsen.de Adresse: Johannssenstr. 10, 30159 Hannover Telefon: 0511/324339 Email: info@imkerlvhannover.de Landesverband Niedersächsischer Schweineerzeuger e.v. Vorsitzender: Heinrich Dierkes Berater: Dr. Albert Hortmann-Scholten Adresse: Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441/801-316 Email: albert.hortmann-scholten@lwk-niedersachsen.de 179

9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Landesverband Niedersächsischer Ziegenzüchter Vorsitzender: Holger Dalhoff Berater: Elke Steinbach Adresse: Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801 639 Email: elke.steinbach@lwk-niedersachsen.de Masterrind GmbH - Rinderzucht und Vermarktung Vorsitzender: Jörg Stubbemann Ansprechpartner: Ulrich Brehmer, Cord Höltje, Dr. Josef Pott, Ralf Strassemeyer, Hartmut Zingel Adresse: Osterkrug 20, 27283 Verden Telefon: 04231 679-0 Email: info@masterrind.com Milchkontrollverband Elbe-Weser e.v. Vorsitzender: Johann Heumann Geschäftsführer: Dr. Hubert Rothfuß Adresse: Marie-Curie-Str. 8, 27283 Verden Telefon: 04231 9895-50 Email: mail@lkv-milchwirtschaft.de Niedersächsische Geflügelwirtschaft Landesverband e.v. - NGW- Vorsitzender: Friedrich-Otto Ripke Geschäftsführer: Dieter Oltmann Adresse: Mars-la-Tour-Str. 6, 26121 Oldenburg Telefon: 0441 361 381-0 Email: info@ngw-landesverband.de Oldenburger Schweinezuchtgesellschaft e.v. Ansprechpartner: Henning Schnitger Adresse: Spasche 3, 27793 Wildeshausen Telefon: 04431 43 08 Email: info@schweinezucht.de Pferdesportverband Hannover e.v. Vorsitzender: Axel Milkau Berater: Erika Putensen Adresse: Hans-Böckler-Allee 20, 30173 Hannover Telefon: 0511 32 57 68 Email: info@psvhan.de 180

9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Pferdestammbuch Weser-Ems e.v. Vorsitzender: Egon Wichmann Ansprechpartner: Mareile Oellrich-Overesch (Zuchtleitung) Adresse: Grafenhorstr. 5, 49377 Vechta Telefon: 04441 9355 0 Email: info@pferdestammbuch.com Schweinebesamungsstation Weser-Ems e.v. Vorsitzender: Willi Willoh Ansprechpartner: Werner Taphorn, Johannes Korfhage Adresse: Am Osterfeld 13, 49661 Cloppenburg-Bethen Telefon: 04471 9167-0 Email: schweinebesamung@t-online.de Stader Schafzuchtverband e.v. Vorsitzender: Dr. Helmut Wilke Berater: Oleg Faber Adresse: Stader Str. 4, 27404 Heeslingen Telefon: 04281 2484 Email: dr.wilke@t-online.de Stammbuch für Kaltblutpferde Niedersachsen e.v. Vorsitzender: Dr. Uwe Clar Beraterin: Ulrike Struck Adresse: Wilhelm-Seedorf-Str. 3, 29525 Uelzen Telefon: 0581 8073-300 Email: info@kaltblutpferde-nds.de Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover e.v. Vorsitzender: Joachim Völksen Berater: Volker Hofmeister Adresse: Vor den Höfen 32, 31303 Burgdorf Telefon: 05136 9703903 Email: ponyverbandhannover@t-online.de Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.v. Vorsitzender: Wilhelm Weerda (Präsident) Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff Adresse: Grafenhorstr. 5, 49377 Vechta Telefon: 04441 93550 Email: info@oldenburger-pferde.com 181

9 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten (ANT) Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e.v. Vorsitzender: Wolfgang Eberhardt Geschäftsführer: Anna Katharina Wiegner Adresse: Im Kanaleck 10, 30926 Seelze OT Lohnde Telefon: 05137 93820-0 Email: info@vzap.org Verband Lüneburger Heidschnuckenzüchter e.v. Vorsitzender: Carl Wilhelm Kuhlmann Berater: Mathias Brockob Adresse: Johannssenstr. 10, 30159 Hannover Telefon: 0511 32 97 77 Email: info@heidschnucken-verband.de Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.v. (vit) Vorsitzender: Dr. Lothar Döring Geschäftsführer: Dr. Reinhard Reents Adresse: Heinrich-Schröder-Weg 1, 27283 Verden Telefon: 04231 955-10 Email: Info@vit.de VzF GmbH Vorsitzender: Eckhard Koch Geschäftsführer: Dr. Konrad Welp, Andreas Neumann, Heiko Plate Adresse: Veerßer Straße 65, 29525 Uelzen Telefon: 0581 9040-200 182

Verteilung der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Tierproduzenten Emden Leer Oldenburg Heeslingen Dahlenburg Cloppenburg Wildeshausen Vechta Nienburg Verden Uelzen Damme Melle Neustadt Seelze Burgdorf Hannover Elbe Göttingen

Landwirtschaftskammer Niedersachsen Mars-la-Tour-Straße 1-13 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801-638 0441 801-609 Telefax: 0441 801-634 E-Mail: stefan.sagkob@lwk-niedersachsen.de Internet: www.lwk-niedersachsen.de ISBN: 978-3-9818882-0-1