900-Jahr-Feier Markt Schwabens So

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Transkript:

900-Jahr-Feier Markt Schwabens So. 13.9.2015 Markus 8, 27-33: Das Bekenntnis des Petrus 27 Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, dass ich sei? 28 Sie antworteten ihm: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer; einige sagen, du seist Elia; andere, du seist einer der Propheten. 29 Und er fragte sie: Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus! 30 Und er gebot ihnen, dass sie niemandem von ihm sagen sollten. Ritter Ulrich freut sich Liebe Festgemeinde, Ritter Ulrich steht im Mittelpunkt des Festjahres. Gestern konnten viele einen beeindruckenden Abend über Ulrich und mit ihm erleben. Lassen wir ihn auch heute zu Wort kommen! - 2 - Was würde er wohl sagen? Ich freue mich und wundere mich zugleich, dass in Schwaben - ihr sagt ja nun Markt Schwaben - noch nach 900 Jahren an mich gedacht wird. Vielen Dank allen im Festausschuss, Herrn Romir uns einem Team, und den zahlreichen anderen, die die Vergangenheit aufleben lassen und somit Gegenwart und Zukunft nicht vergessen. Und Ulrich könnte weiter zu uns sagen: Mich berührt am meisten, dass mein christlicher Glaube nicht vergessen wurde. Glaube damals und heute Im Zentrum des ansprechenden und einprägsamen Logos, das uns das Jahr 2015 hindurch begleitet und das auch auf dem Gedenkstein eingemeißelt ist, steht das Kreuz, das Zeichen für unseren Glauben an Jesus Christus. Die erste schriftliche Erwähnung Markt Schwabens, hat mit Gott und dem christlichen Glauben zu tun. Darum und weil dieser Glaube bis heute unseren Ort wesentlich prägt, ist es eine sehr gute Idee des Festausschusses die 900 Jahr-Feier auch mit dem

- 3 - - 4 - Denken an Gott und einem ökumenischen Gottesdienst zu begehen. Wir danken Gott, dass unser Ort vor 900 oder noch mehr Jahren entstehen konnte und sich entwickelt hat bis hin zu dem Ort, in dem wir gerne leben und für den wir uns mit unseren Kräften einsetzen: als Bürgermeister und Gemeinderäte/innen, als Vertreter der Kirchen, als Mitglieder in Vereinen, als Bürgerinnen und Bürger. Es fügt sich gut, dass in einer Predigtordnung für diesen Sonntag ein Wort aus dem Markus-Evangelium vorgeschlagen wird, in dem es um das Bekennen des Glaubens geht. Wir haben gehört: Jesus fragte seine Jünger: Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus! Dieses Bekenntnis hat über die Jahrhunderte und Jahrtausende ganz unterschiedliche Formen angenommen. Wir können heute darüber staunen, wie die Menschen in anderen Konfessionen und in anderen Ländern ihren Glauben leben, auch den christlichen. Vielleicht können wir auch bei den Flüchtlingen, die in diesen Tagen zu uns kommen, die Buntheit des Glaubens sehen und von ihnen etwas für unseren Glauben lernen. Glaube ist ebenso wenig etwas Altes und Verstaubtes wie unser Ort Markt Schwaben mit 900 Jahren, auch wenn es in manchen Straßen gerade etwas staubt, wenn die Teerdecke aufgerissen wird. Glaube hat sich freilich auch gewandelt - wie unser Ort. Bekenntnis vor 900 Jahren Grundlage für die Jubiläumsfeierlichkeiten ist ein Bekenntnis, das vor genau 900 Jahren sich so in einer Urkunde niederschlug: Ein Ritter namens Ulrich übergab Gott und dem heiligen Sebastian eine Mühle bei Schwaben mit zwei Leibeigenen zum Seelenheil des Rupert und aller Christgläubigen. Anschließend werden 15 Zeugen genannt.

- 5 - - 6 - Ritter Ulrich will etwas tun für das Seelenheil, für das seines Onkels Rupert, des Abtes des Klosters Ebersberg, und für andere Christen, wohl auch für sein eigenes. Was macht er nun dafür? Er übergibt eine Mühle bei Schwaben dem heiligen Sebastian. Genauer: Er schenkt die Mühle, die Vorgängerin der heutigen Kressiermühle, dem Kloster Ebersberg, das dem heiligen Sebastian geweiht war. Und so wird nun beiläufig Schwaben erstmals in der Geschichte genannt, weil die verschenkte Mühle bei Schwaben gelegen ist. Der Glaubende schenkt Gebäude Was ist uns heute unser Glaube wert? So könnte ich im Anschluss an diese 900 Jahre alte Begebenheit fragen. Damals verschenkte jemand wegen seines Glaubens eine Mühle. Er lässt sich seinen Glauben etwas kosten. Eigentum zu verschenken, das ist schon respektabel. Und heute: Menschen bauen Kirchen und Gemeindezentren, renovieren sie oder bauen sie neu. Sie wollen damit Möglichkeiten schaffen, Gott zu ehren und Gemeinschaft zu feiern, in einer Kirche oder einem Gemeindezentrum. Menschen damals wie heute möchten, dass wir über uns und die Gegenwart hinaus blicken und Gott als Schöpfer und Begleiter der Welt nicht vergessen. Der Glaubende schenkt tätige Liebe Dabei bauen sie nicht nur Gebäude, um sich treffen zu können, sondern engagieren sich getrieben von ihrem Vertrauen zu Gott. Wir können uns freuen, dass sich katholische wie evangelische Christinnen und Christen wie auch Nichtchristen in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen und sie spüren lassen, willkommen zu sein. Wir können staunen, wie sich in kurzer Zeit, sogar während der Ferien und der Urlaubszeit, Dutzende, ja Hunderte von Menschen gefunden haben, die die Willkommenskultur in die Tat umsetzen. Menschen ist ihr Glaube etwas wert das zeigt sich ebenso in der Nächstenliebe im Ort, ob nun über Sozialdienste oder über die vielen Ehrenamtlichen, die organisiert oder ganz spontan sehen, wo Not ist, und mit ihren von Gott geschenkten Gaben anpacken.

- 7 - - 8 - Andere blicken über unseren Ort hinaus und helfen mit in Ungarn oder Kenia, Tschechien oder Indien, Tansania oder Palästina und an vielen anderen Orten ganz in der Nähe und der weiten Ferne. Die Tradition, in deren Linie der Ritter Ulrich steht, wohl nicht als erstes Glied, sondern auch schon nach vielen anderen, diese Tradition geht weiter bis heute in Ebersberg, in Markt Schwaben und Umgebung. Das Seelenheil das Leben hier Dem Ritter Ulrich war das Seelenheil ein Anliegen, das eigene und das von anderen. Diese Frage ist für uns heute weit weg. Wir fragen weniger nach dem Leben nach dem Tod, vielmehr fragen wir nach dem Leben vor dem Tod. Und diese Frage nach dem Leben vor dem Tod hat ja auch ihre Berechtigung: Was können wir hier in Markt Schwaben für ein gutes Miteinander tun? Nächstenliebe für und Respekt vor allen, auch denen, die ganz anders denken, Fremde aufnehmen, Achten des anderen als wunderbares Geschöpf Gottes, Bewahrung der Natur als großartige Gabe Gottes, globale Verantwortung zeigen durch faire Preise für Produkte aus der Ferne, damit Menschen in der dritten Welt von ihrer Hände Arbeit leben können und nicht auf die Idee kommen, ihr Land zu verlassen, all das sind Werte für heute und morgen. Auch 900 Jahre nach Ritter Ulrich können wir weit über unseren Ort hinaus schauen. Das Seelenheil Gericht nach dem Tod Dem Ritter Ulrich aber war nun das Seelenheil ein Anliegen, das Leben nach dem Tod. Und so kann ich diese Frage nicht ganz wegschieben, auch wenn wir sie gerne verdrängen obwohl sie uns täglich begegnen kann. Unser Leben ist endlich unser Glaube erinnert uns daran, dass nach dem Tod nicht alles aus ist und wir uns vor unserem Schöpfer verantworten müssen. Wie habe ich gelebt? Was habe ich aus meinen Gaben gemacht? Muss ich mich für meine Fehler und mein Versagen vor Gott verantworten? Richtet Gott und wie richtet er?

- 9 - - 10 - Der evangelische Landesbischof und EKD- Ratsvorsitzende Bedford-Strohm hat das so formuliert: Ich glaube, dass es auf jeden Fall ein Gericht geben wird. Denn es kann nicht sein, dass die Opfer von Unrecht und Gewalt einfach vergessen werden. Es muss eine Sühne geben, ein Zurechtbringen. Das Faszinierende an der christlichen Theologie ist, dass Gott die Sühne selber übernimmt. Das ist der Sinn des Kreuzestodes Jesu: dass Christus für uns gestorben ist. Gerechtigkeit ist zentral, aber die Liebe ist ebenso zentral. Deshalb sagt Gott aus Liebe zu uns Sündern: "Ich übernehme die Strafe selbst." Das Seelenheil gute Werke? Fremd am Denken vor 900 Jahren ist mir, dass man durch die Schenkung einer Mühle etwas für das Seelenheil tun kann, und sei es nur, um in der Fegefeuerzeit als Vorstufe zum Himmel das Leidenmüssen zu verringern. Das sage ich als evangelischer Christ, der von Luther gelernt hat: Wir werden nicht durch unsere guten Werke, sondern allein durch das Vertrauen in Gottes Liebe von Gott angenommen, in diesem Leben und danach. Dabei möchte ich betonen, dass hier - wie ich meinekein Unterschied mehr zur katholischen Theologie besteht. Gottes Liebe und Vergebung ist das Entscheidende, nicht was wir vor Gott vorweisen können. Gleichzeitig kennen wir alle, ob nun katholisch oder evangelisch den Gedanken: Was muss ich tun, damit etwas gut ausgeht? Kann ich nicht doch etwas dazu beitragen? Durch ein Gebet? Durch eine Gabe? Durch eine Spende? Nein - wir tun nichts, damit Gott uns gut ist! Sondern: weil wir an einen gütigen Gott glauben, können wir Gutes tun, aus Dankbarkeit gegenüber der Liebe Gottes, auch 900 Jahre nach Ritter Ulrich. Kreuzzüge Der christliche Glaube hatte im Jahr 1115 noch eine ganz andere Seite. Das wurde beim Festabend gestern deutlich.

- 11 - - 12 - Kreuzritter sind ins Heilige Land gezogen, haben Jerusalem erobert und ein Blutbad unter den Muslimen angerichtet. Gewalt im Namen eines falsch verstandenen Christentums damals, Gewalt durch eine pervertierte Form des Islam heute. Klar ist für uns, ob nun Christen oder Muslime: Der Helm erinnert an den Ritter und mahnt uns zugleich, dass wir ritterlich und fair Mensch und Natur schützen sollen. Amen. Karl-Heinz Fuchs, evangelischer Pfarrer, Markt Schwaben Gewalt ist keine Lösung. Im Sinne Jesu und im Sinne des Islams setzen wir uns mit friedlichen Mitteln und mit Nächstenliebe für ein besseres Miteinander ein. Leben hier das Logo Zum Schluss möchte ich mir das Logo des Jubiläumsjahresanschauen: Das Mühlrad lässt uns daran denken, dass vor 900 Jahren eine Mühle verschenkt worden ist, und zugleich sehe ich im Mühlrad, wie sehr wir von der Natur leben. Wir sollen sie gebrauchen, dabei aber bewahren und nicht zerstören. Das Kreuz erinnert mich an Gott, den heiligen Sebastian und unser Seelenheil, und auch an das Leiden so vieler, Gottes Mitleiden und unsere Aufforderung, das Leid nicht zu übergehen.