Originalveröffentlichung in: Antike Welt, 2008, S

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Originalveröffentlichung in: Antike Welt, 2008, S. 21-29 Sein eigener Erfolg führte den babylonischen König Hammurapi, der im 18. Jh. v. Chr. ganz Meso potamien unterworfen hatte, zu einer theologischen Erkenntnis: Die Götter der eroberten Städte mussten Marduk, den Gott von Babylon, zu ihrem Herrscher erko ren haben. Nur deshalb hatten sie es zugelassen, dass ihre Städte und Heiligtümer in die Hand des babylonischen Königs gefallen waren. Eine Eiführung in die Reli gion der Babylonier. von Stefan Maul W enn ein Reisender sich in den Zeiten des babyloni schen Königs Nebuka dneza r II. (604-552 v. Chr.) der prächtig ausgebauten Königsresidenz Ba byion näherte, sah er bereits lange bevor er der mächtigen Festungswerke der Sta dt gewa hr wurde, den siebenstufigen Tempelturm wie einen Berg a us der flachen Ebene des mesopota mischen Schwemmla ndes hervorra gen. Schon von weitem wa r unverkennbar, was sich dem Besucher Ba bylons na ch Eintritt in die Sta dt offenba rte: Da s Heiligtum des Ma rduk mit seiner gewa ltigen Umfa ssungsma uer, mit dem Tempelturm und der monumentalen, zu ebener Erde lie genden Tempelanlage, mit seinen riesigen Höfen und Gär ten na hm nicht nur einen bea chtlichen Teil der Gesa mtfläche des ummauerten Ba bylon ein, sondern be fa nd sich auch indessen Herz. Mitten unter den Menschen 4 08 AN U M WELT 21 I

residierte hier der Reichsgott und Götterkönig Zentrum Marduk. wurde, avancierte der Gott des k leinen Für eines geeinten Mesopotamiens Noch zu Beginn des 2. Jts. v.chr. hatte stentums Babylon zum mächtigen Gott eines Marduk nur eine untergeordnete, lok ale Be großen Reiches. Marduk setzte man nun mit deutung besessen. Als Babylon jedoch unter dem in Nippur verehrten sumerischen Götter König Hammurapi im 18. Jh. v.chr. einen könig Enlil gleich. Diese in der mesopotami- enormen politischen Aufstieg erfuhr und zum schen Religionsgeschichte beispiellose Er-

Durch das Ischtar-Tor gelangte man auf die etwa 250 m lange Prozessionsstraße, die zum Marduk- Tempel führte. Das Tor ist mit dem drachengestaltigen Wappentier des Marduk und dem Stier des Wettergottes geschmückt, der in Babylon unter dem Namen Enbiiulu verehrt und mit Marduk gleichgesetzt wurde. höhung eines Gottes fußt auf der theologischen «Erkenntnis», dass Marduk von den Göttern der von Hammurapi unterworfenen Stadtstaaten zu ihrem Herrscher erkoren worden sein musste. Denn im Weltbild des Alten Orients konnte es König Hammurapi, dem Günstling Marduks, nur unter dieser Voraussetzung gelingen, die unter dem Schutz der anderen Götter stehenden Staaten allesamt in seine und damit in Marduks Hand zu bringen. In einer späten Königsinschrift erklärt Hammurapi deshalb rückblickend seinen enormen politisch-militärischen Erfolg damit, dass gewissermaßen in einem Prolog im Him- 4/08 ANTIKE WELT

Geschaffen zum Unterhalt der Götter Gotteshäuser und Opfergebot Altorientalische Tempel waren nicht in erster Linie Gebetshäuser. Sie präsen tierten sich vielmehr als in das Monu mentale gesteigerte Wohnhäuser der stets anthropomorph gedachten Gott heiten, in denen diese wie Herrscher mit Familie und Hofstaat residierten. Bezeichnenderweise kennen die Spra chen des Alten Zweistromlandes kein eigenes Wort für «Tempel». Mit Fug und Recht darf man die altorientali sche eigenbegriffliche Bezeichnung für «Tempel», nämlich «Haus» bzw. «Haushalt des Gottes N.N.» als zutref fend bezeichnen. Denn babylonische Gotteshäuser verfügten wie ein Für stenpalast über einen Thron- und einen Festsaal, über Empfangs-, Wohn- und Schlafräume. Zu dem Hofstaat, der sich in einem Tempel um die dort verehrte Gottheit scharte, zählten nicht nur deren Gatte oder Gattin, sondern auch deren Kin der und Kindeskinder sowie göttliche Wesire, Minister, Berater, Herolde, Boten und Pförtner, ja sogar Harfen spieler und Frisöre. Wie in Palastanla gen gruppierten sich auch in den Gotteshäusern Wohn- und Repräsen tationsräume gemeinsam mit Wirt schaftstrakten um weitläufige Höfe, an denen z. B. Küche und Bäckerei, Braue rei und Schlachterei lagen. Zahlreiche Tempelangehörige, Arbeiter, Hand werker, Verwaltungsfunktionäre und Priester kamen gemeinsam, so wie in jedem anderen Haushalt, der Aufgabe nach, die Ernährung ihres Hausherrn und der ihm Anempfohlenen sicher zustellen. So wurden auch im Haushalt des Marduk von Babylon feine Speisen und Lebensmittel aller Art aus den Grund stoffen hergestellt, die die Gärten und Ländereien, die Herdenbestände und Gewässer des Tempels sowie andere Einkünfte lieferten. Täglich zweimal, morgens und abends, servierten Prie ster und Tempelangehörige, denen man die hohe Ehre des Zutritts zu dem Gott gewährte, Marduk und den Seinen im Rahmen eines umfangrei chen Ritualgeschehens, verbunden mit Gesängen und Gebeten, ein reich liches Mahl. An des Königs statt nah men sie das Privileg wahr, den Götterkönig zu versorgen. Alle mesopotamischen Mythen, die von der Erschaffung des Menschen handeln, teilen die Ansicht, dass der Mensch einzig und allein geschaffen wurde, um Ernährung und Unterhalt der Götter zu sichern. Das Versorgen der Unsterblichen mit Speis und Trank, die Hege und Pflege der Götter - hierin sind sich alle Überlieferungen einig - sind die eigentlichen, die wah ren Aufgaben des Menschen. In den altorientalischen Kulturen ist von den frühen Stadtstaaten des 3. Jts. v.chr. bis hin zu den Weltreichen des 1. Jts. v. Chr. Herrschertum stets mit der Idee verbunden, dass der König als Mittler zwischen den Menschen und den Göt Dem einfachen Mann war der Zutritt in die heiligsten Gemächer eines Got tes verwehrt. Dennoch hatte auch er Gelegenheit, selbst vor den höchster Gott zu treten. So wurde zu bestimm ten Anlässen das Kultbild einer bedeu tenden Gottheit, das in der Regel etwa Menschengröße besaß, im Tempelhcf einer großen Öffentlichkeit gezeigt, und bei Prozessionen durchschritt eine Gottheit in der Gestalt ihres Kult bildes die Stadt. Die eigens für das Neujahrsfest in Babylon erbaute Pro zessionsstraße, die vom Marduk-Tem pel zum Ischtar-Tor führte, war 16 m breit und konnte viele Tausende von Zuschauern aufnehmen, die dem tri umphalen Aus- und Einzug Marduks beiwohnten. Eine Gottheit war freilich keineswegs mit ihrem Bild identisch. Bei der Her stellung eines Götterbildes war die Gottheit durch komplizierte und ge heime Riten in das Bild gerufen wor den, um darin zu wohnen. Gleichwor I konnte sie jederzeit in einem Götter symbol, in einem Gestirn oder in der freien Natur anwesend sein und sich einem Menschen zuwenden. Die Spei sung eines Gottes war auch für den kunst Asalluchi gleichgesetzt und galt dann Götterkönig, dem Stadtgott von Babylon die wie dieser als Sohn des Weisheitsgottes Enki/ «Enlilschaft», also die götterkönigliche Gewalt Ea. Marduks ursprünglicher Charakter lässt über alle Menschen, abgetreten und ihm in sich nicht mehr mit Sicherheit bestimmen. Babylon auf ewig die Königsherrschaft zuge Im Verlauf des 1. Jts. v.chr. wurde der teilt hätten. Ihm selbst, Hammurapi, sei in Name des Gottes von Babylon als so heilig gleichem Zuge als «Erwähltem» des Marduk empfunden, die Führung der Menschen anvertraut wor scheute, ihn auszusprechen. Den Namen Schon früh wurde Marduk mit dem sume rischen Gott der Heil- und Beschwörungs A N T I K E WELT 4/08 Persönliche Frömmigkeit mel Anum, der Himmelsgott, und Enlil, der den. 24 tern die Versorgung der Götter ge währleisten muss. Der Glaube, dass das Wohlergehen des Landes ganz wesentlich vom Einhalten dieses Ge botes abhing, ist in Mesopotamien b s zum U ntergang der altorientalischen Kultur nicht wirklich erschüttert wor den. dass man sich zunehmend Marduk ersetzte man weitgehend durch den Ehrentitel Bei, der nichts weiter als «Herr» be deutet.

einfachen Menschen, der seinen Ver mögensverhältnissen entsprechend zu geben hatte, eine P flicht und in der Regel Voraussetzung für die Kontakt aufnahme und das Vortragen von Bit ten. Von den alltäglichen Gottes erfahrungen des einzelnen Menschen wissen wir jedoch nicht allzu viel, weil hierüber die schriftlichen Quellen nur wenig berichten. Ein jeder Mensch glaubte sich von zwei nur ihm zugewiesenen Schutz geistern umgeben, dem männlichen schedu und der weiblichen lamassu, die ihrerseits als Boten des von dem Menschen erwählten Götterpaares galten, die so wie die Stadtgötter und nicht zuletzt der oberste aller Götter über sein Wohl und Wehe wachten. Im Alltag galt es eine Vielzahl von Reinlichkeits- und Speisegeboten zu ach ten, um die Götter nicht zu verärgern. Auch sittliche Vergehen wurden als Grund für den Zorn von Göttern er achtet. In Unheil, Unglück, Krankheit und vorzeitigem Tod sah man dem entsprechend eine Folge der Störung des Verhältnisses zwischen Mensch und Gott. Aus Tausenden von Keil schrifttexten kennen wir Verfahren, die beschreiben, wie die göttliche Gunst wiederherzustellen und das Un heil zu vertreiben und fernzuhalten sei. Sie galten als Offenbarungen des den Menschen zugewandten Gottes Marduk-Asalluchi, dessen heilende Taten Ärzte und Heiler in ihren Ritua len und Therapien und mit dem Ver abreichen von Medikamenten an jedem erkrankten Menschen immer wieder wiederholten. Wohl wissend um die Unzulänglichkeit des Men schen und die Unergründlichkeit der Götter, fühlten sich, wie folgender Ab schnitt aus einem Gebet zeigt, die Babylonier aber trotz aller Kenntnisse von Ritualen und Therapien allein auf göttliche Gnade angewiesen: der zur Nachtzeit zürnt und am lichten Tage sich besänftigt, Marduk, den Herrn der Weisheit, den besonnenen Gott, der zur Nachtzeit zürnt und am lichten Tage sich besänftigt, dessen Wüten wie ein Wirbelsturm verwüstet, und dessen Wehen wie die Morgenluft erquickt! Nichts hält ihn auf in seinem Zorn, eine Sintflut ist sein Toben. (Doch) in seinem Innersten ist er ver söhnlich, voller Nachsicht sein Gemüt! «Großer Herr, Marduk, barmherziger Gott, wer von den Menschen, soviel mit Namen auch genannt sind, kann seine eigene Sünde ergründen? Wer ist ohne Fehl? Ist da einer, der nie ein Unrecht tat? Wer kann eines Gottes Weg ergründen? Könnte ich doch so in Acht mich nehmen, dass ich kein Un recht auf mich zöge! Die Stätten des Lebens will stets ich suchen, denn (den Menschen) ist, das Leben unter Fluch zu führen, von den Göttern an gewiesen, (und) dass des Gottes Hand (strafend) sich auf den Menschen richte!» In den vier Jahrtausenden altorientali scher Geschichte hat sich die Vorstel lung, dass es keine Götter geben könne, nie entfaltet. Heil und Unheil, Krankheit und Genesung, Wohl und Wehe wurden stets auf göttlichen Ratschluss zurückgeführt, den der Mensch zu durchschauen nie in der Lage sein würde. So preist der Weise seinen Gott als Urgrund aller Dinge: Er selbst ist es, der Krankheitsdämon und Fieberkrampf zugreifen lässt. Mit seinem beschwörenden Wort schlägt man Schüttelfrost und Fieber schauer in die Flucht. Der die Hiebe des Wettergottes und den Schlag des P estgottes zum Leben wendet, der wieder versöhnt den Gott und die Göttin, die voller Zorn sind, der Herr, er erschaut, was immer das Herz der Götter bewegt, doch nicht einer unter den Göttern kennt seinen Weg! Marduk erschaut, was immer das Herz der Götter bewegt, doch kein einziger Gott bringt seinen Ratschluss in Erfahrung!» «P reisen will ich den Herrn der Weis heit, den besonnenen Gott, Das «E n u m a» u n d der u r a n f ä n g existierten, gab es nichts als Wasser. liche Z e u g u n g s a k t m ä n n l i c h e A p s ü, das süße Wasser, u n d die Der weibliche T i a m a t, die salzigen Wasser des D i e wichtigste Quelle für die M a r d u k - T h e o - Meeres, waren noch ungeschieden. Diese ur logie ist das sog. babylonische W e l t s c h ö p anfängliche Vermischung der Wasser G e fungsepos, das nach seinen Anfangsworten h e i m n i s des Lebens bedeutet im genannt wurde u n d in der uns Form wohl im ausgehenden m ä n n l i c h e m u n d weiblichem P rinzip, s o n 2. Jt. v. Chr. entstand. «Als droben die H i m dern ist gleichzeitig auch der uranfängliche vorliegenden nicht allein die Ungeschiedenheit v o n mel n o c h nicht benannt waren», so beginnt Zeugungsakt, durch den G ö t t e r entstanden, dieses W e r k ; als weder H i m m e l n o c h Erde die ihrerseits G ö t t e r zeugten: 4/08 A N T I K E WELT 25

D i e U n r u h e, der L ä r m, das L e b e n der jungen ten die G ö t t e r ihrem K ö n i g ein Haus. D i e s, so G ö t t e r störte A p s ü s o sehr, dass dieser b e - wird in Enum a eindringlich b etont, sei schloss, seine N a c h k o m m e n s c h a f t zu vernich geschaffen als irdisches A b b i l d des i m H i m ten. D o c h in d e m K a m p f des Alten gegen die m e l gelegenen Palastes der h i m m l i s c h e n G ö t Jungen fand A p s ü den T o d, u n d n u n wollte ter u n d eb enso als A b b i l d des Palastes der in a u c h T i a m a t aus F u r c h t, dass sie dasselb e der Erde b eheimateten Götter, der seinerseits Schicksal ereilen könnte w i e A p s ü, gegen die unter Esagil, d e m H a u s des M a r d u k, liege. j u n g e n G ö t t e r zu Feide ziehen. Z u diesem Jeder der drei kosmischen Bereiche, der H i m Zweck erschuf sie eine Schar v o n Ungeheuern m e l, die Erdob erfläche u n d die E r d e, wird und unterstellte sie K i n g u, ihrem neu erwähl dieser Vorstellung nach v o n einem G ö t t e r p a ten Gefährten. D i e G ö t t e r waren gegen K i n g u last b eherrscht. u n d seine Ungeheuer machtlos. D o c h M a r - D i e drei Paläste b i l d e n g e m e i n s a m eine duk wollte gegen K i n g u u n d Tiamat zu Felde vertikale A c h s e, in deren Z e n t r u m sich Bab y ziehen. A b e r er verlangte, sollte er Erfolg ha lon mit d e m Tempel M a r d u k s b efindet. A u s b en, dass i h m die G ö t t e r nicht nur die ob erste drücklich wird dieser T e m p e l als Stütze und G e w a l t ü b ertragen, s o n d e r n ihn a u c h a u f D a u e r zu ihrem K ö n i g machen. D i e Götter gingen auf Marduks A n g e bo t ein, statteten ihn mit ihren Insignien des K ö n i g t u m s u n d mit i h ren W a f f e n aus und trugen i h m auf: «G e h, schneide T i a m a t den Hals ab!» als V e r b i n d u n g von H i m m e l u n d E r d e b e zeichnet. I m Weltschöpfungsepos hatte M a r duk aus d e m Leib der T i a m a t H i m m e l u n d Erde geformt und, u m den H i m m e l festzukei len u n d so seinem Schöpfungswerk ewige D a u e r zu verleihen, den S c h w a n z der d r a - Sich mit den Mitteln seiner Beschwörungs chengestaltig gedachten, erschlagenen U r m u t - kunst schützend erlegte M a r d u k T i a m a t u n d ter an der Weltenachse b efestigt. D i e s e axis b esiegte die Ungeheuer. A u s d e m Leib der ge m undi n a h m für den Besucher des alten B a töteten Tiamat formte M a r d u k dann die Welt, b ylon sichtb are Gestalt an in d e m sieb enstufi u n d mit d e m Blut des geschlachteten K i n g u gen wurde der M e n s c h erschaffen, d a m i t er v o n N a m e n E - t e m e n - a n - k i trug, das b edeutet Tempelturm, der den sumerischen n u n an durch seiner H ä n d e Arb eit für den U n «H a u s, (das das) F u n d a m e n t v o n terhalt der Götter sorge. D i e G ö t t e r erhob en u n d Erde (ist)». M a r d u k nun endgültig z u ihrem K ö n i g. Z u m Auch auf der horizontalen, Himmel irdischen D a n k für seine rettende Heldentat und dafür, Eb e n e b efand sich Esagil i m Z e n t r u m der dass M a r d u k durch die Erschaffung des M e n Welt. D e n n alle Götter, w o a u c h i m m e r sie schen die dauerhafte Versorgung aller Götter verehrt wurden, so sichergestellt ten das Esagil, das H a u s ihres Retters, als hatte, errichteten diese nun, b etrachte ihrem K ö n i g einen Palast: Sie erb auten Bab y ihren tatsächlichen K u l t o r t. U n d in der Tat lon und den M a r d u k - T e m p e l Esagil, der nicht wurden alle G ö t t e r i m Esagil verehrt. Unter nur Wohnstatt des H e l d e n - u n d Schöpfergot tes M a r d u k, sondern auch die wahre Heimat aller anderen G ö t t e r sein soll. der Prämisse freilich, die der D i c h t e r des den G ö t t e r n der Welt in den M u n d legte: «Auch wenn die Menschen geteilt sind b ei der Verehrung (unterschiedlicher) Götter, ist doch für einen j e d e n v o n u n s nur er Babylon - Das Zentrum des Kosmos (d. h. M a r d u k ) unser Gott!» D e r b ab ylonische Zeitgenosse n a h m die Es ist offensichtlich, dass das ANTIKE WELT 4/08 Anlage des M a r d u k - T e m p e l s j e d o c h nicht nur den politischen Aufstieg Bab ylons unter H a m - als steingewordenes u n d v o n den G ö t t e r n ge murapi voraussetzt, reflektiert u n d in d e n schaffenes Bild der W e l t e n o r d n u n g wahr. I n mythischen Uranfang zurückprojiziert. D e m d e m T e m p e l selb st v e r s c h w a m m e n für ihn Sä zufolge ist das v o n G ö t t e r h a n d Gegenwart und mythische Zeit. Trophäen und erb aute Bab ylon garder Mittelpunkt des K o s Reliquien des uranfänglichen Götterkampfes, m o s. A n d e m Ort, v o n d e m letztlich alles der nach M a r d u k s Sieg zur Erschaffung der Leb en ausgegangen war, dort, w o M a r d u k ge gegenwärtigen Welt geführt hatte, k o n n t e er b oren und der Mensch erschaffen wurde, b a u dort leib haftig b estaunen: N a c h seinem Sieg

T or der Götter über T i a m a t hatte M a r d u k «Bilder» der elf ihn die Götter in ihrer Versammlung endgül Ungeheuer der Tiamat aufgestellt, die er über tig z u m K ö n i g erhoben, entsprach im Ritual wältigt hatte, wie es i m heißt: des Neujahrsfestes die Rückkehr des Kultbil «als Zeichen, dass m a n es nie vergesse». Diese des des M a r d u k z u m Esagil. Diese feierliche von Marduk selbst noch vor der Erschaffung Prozession f a n d ihren rituellen H ö h e p u n k t des Menschen gefertigten Skulpturen waren in u n d Abschluss in einer Versammlung der G ö t d e m historischen Bauwerk Esagils sichtbar. terbilder auf d e m sog. Sockel der Schicksals A u c h die W a f f e n, mit d e n e n M a r d u k seine entscheidungen i m T e m p e l h o f. G e g n e r in der G i g a n t o m a c h i e besiegt, die lonische K ö n i g selbst hatte an diesem z e n Schicksalstafel, Der baby überwältigten tralen Ereignis maßgeblich teil. So wie i m Kingu g e n o m m e n hatte, u n d viele andere O b M y t h o s M a r d u k z u m G ö t t e r k ö n i g erhoben jekte u n d Stätten, die in der Vorwelt eine wurde, u m d a n n das Schicksal der Welt zu b e die er d e m wichtige Rolle auf d e m W e g zu der von M a r s t i m m e n, i n d e m er die Schöpfung einrichtete, duk geschaffenen gegenwärtigen Welt gespielt wurde im Neujahrsfest der amtierende K ö n i g hatten, waren i m historischen Babylon sicht v o n Marduk und den Göttern in seinem A m t bar gegenwärtig. bestätigt und sein Schicksal für das k o m m e n d e J a h r bestimmt. Das Neujahrsfest und der Weltherr schaftsanspruch der Könige In d e m bedeutendsten Fest Babyloniens, d e m zwölftägigen Neujahrsfest z u m Jahresbeginn i m Frühjahr wurden der K a m p f des M a r d u k gegen die Kräfte des C h a o s, der triumphale Sieg des G o t t e s u n d der ordnende S c h ö p fungsakt nachgelebt. Ebenso wie in dem Welt schöpfungsepos berichtet, kamen zu diesem Anlass alljährlich die G ö t ter des L a n d e s in Babylon z u s a m m e n. Ihre Kultbilder reisten in feierlich ausgerichteten Prozessionen aus verschiedenen Städten B a byloniens zu diesem Ereignis an. V o n d e m T empel des Stufenturms schritten die h i m m l i schen G ö t t e r über die m o n u m e n t a l e T reppe herab in das irdische B a b y l o n, während aus d e m T e m p e l der c h t h o n i s c h e n G ö t t e r die Gottheiten der Erde heraufstiegen, u m sich in Bab-ili, dem «T or der Götter», z u s a m m e n z u finden. D i e feierliche Prozession in das außerhalb der Stadt gelegene Neujahrsfesthaus u n d das G e s c h e h e n i m Neujahrsfesthaus selbst sind v o n den Babyloniern als rituelle Reaktualisierung des im geschilderten A u s zugs und K a m p f e s des M a r d u k gegen T i a m a t sowie seines Sieges über sie verstanden wor den. A u f dem Weg ins Neujahrsfesthaus wurde Marduk von den «Göttern des H i m m e l s und der Erde» und v o m König Babylons begleitet. Der im M y t h o s beschriebenen triumphalen Rückkehr des Marduk ( A b b. L 2), nach der 4/08 A N TI K E WELT 27

1- t Der König hatte zuvor seine lnsignien abzulegen, umfangreiche Bußrituale durchzuführen und seine Vergehen dadurch zu sühnen, dass ihn ein Priester ins Gesicht schlug «bis die Tränen fließen». Dann betrat er das Podest, den Sockel der Schicksalsentscheidungen. Gemeinsam mit dem göttlichen Herrn der Welt wartete er auf Entscheidung seines Schicksals. Marduk, als König der Götter, und der babylonische König, als König aller Menschen, wurden in diesem Ritual in enger Analogie aneinander gebunden, und für einen Moment schienen Vorzeit und Gegenwart, Götterkönig und irdischer König im Punkt des Uranfangs ineinander zu fließen. Aus der riand der Götter erhielt der babylonische König dann (sowie Marduk im ) die Herrschaftszeichen, die eigentlich die der Götter, nun aber seine eigenen waren. Dieses Ereignis ist der Höhepunkt des babylonischen Neujahrsfestes. Aus dem dort wohl vor einer großen Öffentlichkeit vollzogenen Ritualgeschehen dürfte der babylonische König in erheblichem Maße seine politische und theologische Legitimität bezogen haben. Das im geschilderte Ordnungswerk des Marduk konnte so zum Handlungsparadigma babylonischer Könige werden, die sich als Hüter der von Marduk geschaffenen Ordnung verstanden und daraus ihren Weltherrschaftsanspruch herleiteten. Marduk, der Eine und die Vielen Betrachtet man das En um a genauer, so stellt man fest, dass hinter der Figur des siegreichen Marduk gleich mehrere ältere Vorbilder stehen. Die Geschichte des Marduk als drachentötender Schöpfergott fußt auf einer uralten osttigridischen Tradition, der zufolge Ninurta, der Sohn des Götterkönigs Enlil, den das Weltenchaos verkörpernden Drachen getötet und die Welt geordnet habe, um dann zum wahren König der Götter erhoben zu werden. Die Geschichte von Marduk als Sieger über die Wasser folgt zweifellos einer alten syrisch-palästinischen Überlieferung, die den uranfänglichen Sieg des Wettergottes über das Meer beschreibt, das von nun an in seinen Grenzen bleiben und Land freigeben muss. Das Motiv des mit Weisheit, List und Beschwörungskunst gegen die Mächte des Bösen vorgehenden Helden schließlich entstammt alten sumerischen Sagen um Asalluchi, den Sohn des Weisheitsgottes Enki. Im sind also kunstvoll unterschiedliche Schöpfungsvorstellungen und göttliche Personen verflochten und zu etwas Neuem verbunden. In dem vielgesichtigen Marduk ebenso wie in Tiamat, der Wässrigen, die dennoch als drachengestaltig geschildert ist, konnten auch ein Syrer und ein im Osttigrisland lebender Mesopotamier ihre alt vertrauten Vorstellungen wiederfinden. Die neue, auf Marduk und Babylon fokussierte Theologie eröffnete all jenen, die die neuen auf ein großes Reich ausgerichteten Herrschaftsstrukturen zu akzeptieren gewillt waren, die Möglichkeit, im Neuen auch die eigenen Traditionen zu erkennen und zu pflegen. In diesem Sinne stellten das und seine Theologie ein Angebot dar, das einer faktischen Globalisierung Rechnung trägt, ohne lokale Identitäten zu unterdrücken oder zu leugnen. Die Theologie des schafft freilich nicht allein aus pragmatischen Gründen den einen großen Reichsgott. Sie ist nicht zuletzt von der Erkenntnis 28 ANTIKE WELT4/08

getragen, dass hinter aller individuellen G ö t t w o h l auch die jüdische T h e o l o g i e stark beein- lichkeit letztlich nur eine einzige G o t t h e i t flusst. I n M e s o p o t a m i e n bildete sich freilich steht, die m a n M a r d u k, aber bald lieber nur nie ein radikaler M o n o t h e i s m u s heraus, der n o c h Bei, «Herr» n e n n e n wollte, auch wenn die individuellen Eigenheiten einzelner G ö t die M e n s c h e n in U r u k den ter u n d ihrer K u l t e hätte tilgen k ö n n e n. Z u Himmelsgott A n u m u n d seine Tochter Ischtar, G ö t t i n der stark war hierfür die über Jahrtausende g e Liebe u n d des Krieges, in E r i d u den W e i s wachsene Identität der zahlreichen uralten heitsgott E n k i / E a, in Ur u n d Harran d e n Städte des Zweistromlandes, die sich bis z u m M o n d g o t t S i n, in Sippar den Sonnengott Niedergang der altorientalischen Kultur nicht Schamasch, in N i p p u r den kriegerischen H e l zuletzt in den lokal geprägten K u l t e n, Riten dengott Ninurta, in K u t h a den Unterweltsgott und Tempeln wiederfinden konnte. Nergal jeweils als höchsten G o t t in ihrer Stadt verehrten. D e m Paradoxon v o m E i n e n, der gleichzei tig die V ielen ist, wird das auf seine Weise gerecht. D i e von Marduk gerettete Götterschar verleiht ihrem Retter fünfzig ver schiedene G ö t t e r n a m e n. N i c h t nur Enlil, der Bildnachweis Alle Abb. Vorderasiatisches Museum Berlin. alte G ö t t e r k ö n i g, tritt dabei seinen eigenen N a m e n «Herr aller L ä n d e r» an M a r d u k ab, sondern auch der V ater M a r d u k s selbst über gibt dem S o h n seinen N a m e n. V ater und S o h n gehen so in der gleichen göttlichen Person auf. D a s Mysterium göttlicher Identität in Einheit u n d V ielfalt erfassten babylonische T h e o l o gen, i n d e m sie ihrem G o t t M a r d u k den B e i n a m e n «der, der seine V äter hervorbrachte» gaben. D e r babylonische H e n o t h e i s m u s, d.h. die V erehrung eines höchsten G o t t e s, die j e d o c h die Verehrung weiterer, untergeordneter G ö t ter nicht ausschließt, hat die assyrische u n d Adresse des Autors Prof. Dr. Stefan Maul Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients Assyriologie Hauptstr. 126 0-69117 Heidelberg 4/08 A N T I K E WELT 29