Schau mich bitte nicht so an



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Transkript:

Schau mich bitte nicht so an Ein interdisziplinäres Projekt der Abteilungen Geburtsmedizin¹ und Kinder- und Jugendpsychiatrie² der Charité Prof. Dr. J.W. Dudenhausen¹, Prof. Dr. U. Lehmkuhl², OÄ Dr. med. C. Klapp¹, OA Dr. med. A. Wiefel² Mutter-Kind-Interaktion bei Postpartaler Depression St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weissensee Berliner Krisendienst 30.04.2010 Andreas Wiefel Edeltraut Büthe Daniel Führer Lena Kuntze Klaus Lenz Anja Timme Laura Watrin Mirja Winter Ulrike Lehmkuhl Augustenburger Platz 1 13353 Berlin Dr. Andreas Wiefel Bergmannstr. 5 10961 Berlin Fon 715 715 21 info@andreaswiefel.de

Emotionale Verfügbarkeit Elterliche Sensitivität Kindliche Responsivität Elterliche Strukturierung Kindliche Involvierung Affektaustausch (dyadisch) Anwesende Abwesenheit (double-bind) Konfliktregulation (misscoordination and repair) altersunabhängig Emotionale Verfügbarkeit ist nicht statisch, sondern dynamisch

Untersuchung mit Video? Liebe Eltern, heute soll eine Untersuchung des Verhaltens Ihres Kind gemeinsam mit seinen Eltern stattfinden. Dafür sollen Sie einfach kurz eine gute Zeit miteinander verbringen. Sie müssen nichts Besonderes machen. Ihr Kind sollte gesund, ausgeschlafen, ohne Hunger oder Toilettendrang und auf die Untersuchung eingestimmt sein. Wir werden Ihnen gleich den Ablauf noch genauer erklären. Zur Überbrückung der Wartezeit geben wir Ihnen schon einmal dieses Blatt in die Hand weil wir wissen, dass sich unsere Patienten zu dem Thema Videoaufzeichnung immer wiederkehrende Gedanken machen. Bitte nutzen Sie diese Information als Grundlage für weitere Fragen an uns. Das ist doch eine künstliche Atmosphäre Mein Kind kennt diese Spielzeug nicht Aber es ist doch gar nicht wie zu Hause Die Kameras machen mir aber Stress Diese Laborsituation ist für die Auswertung wichtig Es ist ja eine psychologische Diagnostik Ungewohnte Situation - aber für alle gleich! Ja, aber Stress aktiviert das Bindungsverhalten

Setting, Intuitive Parenting Die 5 G: Gesund, Geschlafen, Gefüttert/getrunken, Gewickelt, Gestimmt Informed consent, Reizarmer Raum, Monitor, Spielzeugkiste, Anweisung Kinderwagen, Feed-Back, Abbruchkriterien Begleitperson: Interventionscharakter! Zeitrahmen: 5 2 3; 5 5 5; 5 5 5 5 5 Prüfen des Wachheits- und Erregungszustands Regulation des visuellen Kontakts (Abstand) Herstellen der Kommunikationssituation: Reziprozität Angemessene Stimulation Unterstützung integrativer Prozesse: Multimodalität, Kontingenz, Matching (Papousek, 1987)

PPD frühe Interaktion 1 Emotionale Nichtverfügbarkeit Mütterliche Depression/ Anwesende Abwesenheit Physische Abwesenheit der Mutter Beeinträchtigung der emotionalen Regulation des Säuglings Veränderungen Physiologischer Parameter Affekt Aktivitätslevel Schlafverhalten Spielverhalten Essverhalten Immunsystem (Field 1994)

PPD frühe Interaktion 2 Interaktionsstile depressiver Mütter Zurückgezogen Verlangsamte Interaktion/ Zuwendung Gute Interaktion Weder zurückgezogen noch intrusiv Intrusiv Agitierte Form/ Kontradepressive Hektik Verminderte Mimik Verminderte Motorik Eingeschränkter Sprachgebrauch Herabgesetzte Affektivität Unangemessenes Eingreifen Übergreifen Feindliches Verhalten Säugling (Field 2002)

Beziehungsdiagnostik Parent-Infant-Relationship Global-Assessment-Scale (PIR-GAS)

Psychosoziale Vermittlungsprozesse Genetischbiologische Belastung Elterliche Erkrankung (Erkrankungsparameter) Vermittelnde Entwicklungsbedingungen Art und Angemessenheit der Krankheitsbewältigung Qualität der Eltern-Kind Interaktion Umfang und Qualität der interpersonellen Beziehungen Weitere Entwicklungsbedingungen: Eltern-, Umfeld-, Kindvariablen Kindliche Entwicklung ( Outcome -Parameter) Mod. n. Mattejat et al. 2000

Therapiepfade PPD 1. Vorgespräch/Clearing 1-2 Termine insgesamt, follow up 2. Mittlere Intensität der Maßnahmen: Familientherapie Externe Ergänzungen (Einzeltherapie) Coaching, Evaluation, 1-4 Termine/Quartal Earned security 3. Hohe Intensität der Maßnahmen: Case management Stationäre Therapie, Eltern-Kind Einrichtung Jugendamt, Helferkonferenz, Sozialarbeit Systemisches Coaching, Evaluation, 1-4 Termine/Quartal Soziale Kontrolle

Praktischer Kinderschutz 1 Rechtsgrundlage (SGB VIII) 8a (Kinderschutz), 42 (Inobhutnahme), 65 (Schweigepflicht) 1666 (Kindeswohl) unbestimmter Rechtsbegriff Regionale Handweisungen und Ablaufschemata beachten: NOTFALL? Schutz vor Unterversorgung Fortbildung, Kinderschutzbögen Schutz vor Überreaktion 4-Augen-Prinzip, Helferkonferenz im Schutzraum

Praktischer Kinderschutz 2 Instrumente Helferkonferenz JA (Kind), Klinik (Eltern), Praxis f. Psychiatrie / Kinderheilkunde Ehrenamt (Paten?), Ziel: Hilfeplanung, Schnittstellenproblematik, Behandlungskette Akut (stationär) Mutter Haushaltshilfe/Therapie? Kind Familienhilfe/Tagespflege? Dauerhaft (ambulant) Re-Hospitalisierungen planen, antizipierend beraten (Dauer) Familiengericht: Verfahrenspflege, Gutachten Sonderfall Fremdunterbringung: Umgangsregelung

Take-Home Eltern-Kind-Interaktion ist ein zentraler Mediator Vertrauen Sie Ihrem ersten Blick Beachten Sie den Schweregrad Suchen Sie komplementäre Partner für Diagnostik und Therapie der frühkindlichen Psychosomatik (Vernetzung, Interdisziplinarität)