Ähnliche Dokumente
Stechmücken-Monitoring in Deutschland: und Helge Kampen & Doreen Walther

Prävention der Ansiedlung und Bekämpfung der Asiatischen Buschmücke Aedes japonicus. INKLIM-A Projekt

Der Mückenatlas ein Instrument des passiven Stechmücken-Monitorings Doreen Walther & Helge Kampen

Stechmücken-Monitoring in Deutschland: und (2018) Helge Kampen

Allgemeines Stechmücken,,Citizen Science Projekthintergrund Projektziele Monitoring in Deutschland So werdet ihr Mückenjäger Was passiert mit den

Klimaveränderungen und Gesundheitsrisiken

Aedes albopictus in Deutschland. Aktionsplan für den Umgang mit der Asiatischen Tigermücke

Vektoren und Klimawandel Krankheitsübertragung durch Mücken und Zecken. Dr. Anita Plenge-Bönig, MPH

Die Gelsen-Datenbank der AGES

Präventives Tigermücken-Monitoringan Hauptverkehrsadern Südhessens

Die Asiatische Tigermücke in Deutschland: Gesundheitliche Bedeutung und Handlungsbedarf

Stechmücken und Sandmücken

Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern in Europa und Deutschland. Helge Kampen

Stechmücken-Monitoring in Deutschland: und Helge Kampen & Doreen Walther

Umgang mit Vektoren und neuen Infektionskrankheiten

Das Citizen Science Projekt MÜCKENATLAS

Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern in Europa und Deutschland. Helge Kampen

Hessen bereitet sich auf die Ankunft invasiver Stechmücken vor Dr. Ruth Müller

FAQ West-Nil-Virus FAQ FLI Stand

Das Zika-Virus und die Gefahr einer Ausbreitung in der Europäischen Region der WHO

Exotische Stechmücken in Deutschland

Gebietsfremde Arten und Gesundheit in Österreich

Importierte mückenübertragene. Christina Frank, RKI , Workshop Aedes albopictus, Berlin.

Institution: Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum (BiK-F)

1. ob ihr Erkenntnisse über gesundheitliche Gefahren aufgrund exotischer Stech - mücken vorliegen;

Klimawandel, Zika-Virus & Co.

TIGERMÜCKE UND VON IHR ÜBERTRAGENE KRANKHEITEN

Na0onales Zentrum für Vektor Entomologie (NZVE)

Tigermücke: Bedrohung für die Schweiz?

Die Invasion der Stechmücken

Rückhalteraum Bellenkopf/Rappenwört: Stechmückenbekämpfung

Neue Gesundheitsrisiken

VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION NR. 18/17

LAbg. Martina Rüscher, MBA Hof Andelsbuch Andelsbuch, 27. Oktober 2016

Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/6103 -

Insekten als Vektoren von Tierseuchen

Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Klimawandel in Rheinland-Pfalz - Themenheft invasive Stechmücken

Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Klimawandel in Rheinland-Pfalz - Themenheft invasive Stechmücken

Infektion mit Marteilia refringens

Potentielle Vektoren in Mitteleuropa. Vektorübertragene Erreger in Mitteleuropa. Von Arthropoden übertragene Erreger & Krankheiten

Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz

Malaria mit dem Gene Drive bekämpfen? Wissenschaftliche Einführung

Institut für Sozial- und Präventivmedizin. Neue übertragbare Krankheiten durch Zecken und Mücken im Kanton Zürich?!

Department für Virologie

Monitoring und Bekämpfung von Stechmücken als Gesundheitsschädlinge. Gesetzliche Grundlagen

Der Amphibienpilz in Westeuropa was. wissen wir und was erwarten wir?

West Nil Virus Probleme in Ostösterreich

Klimawandel - Gesundheit: Was haben die Themen miteinander zu tun und was ist zu erwarten? Prof. Dr. Martin Röösli

Stechmücken sind in besonderem Maße von klimatischen

Weltneuheit LED-Hybrid schützt vor Mücken und Insekten!

Klimaerwärmung: Neue Vektoren und neue Krankheiten?

Überträger von Krankheitserregern

Intestinale Enterokokken

FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) West-Nil-Virus (WNV) West-Nil-Virus Foto: CNN

Kurzbericht über die im Rahmen der Infektionskrankheiten-Surveillance nach IfSG in Hamburg registrierten Krankheiten

3 Aktuelle und potenzielle Gefahren für die Gesundheit

Literaturverzeichnis 28

Surveillancesysteme in der Humanmedizin. Tim Eckmanns Robert Koch-Institut

Wissenschaftler bestätigen dramatisches Insektensterben

Invasion von Insekten und ihre Bedeutung bei der Verbreitung von Krankheitserregern

Das Schmalblättrige Kreuzkraut ein Einwanderer. Dr. Tina Heger

Infektion mit Microcytos mackini

Monitoring und Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke im Kanton Basel-Stadt 2017

Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung krankheitsübertragender

3.2.7 Die Stechmückenfauna Deutschlands im Wandel der Zeit - Stechmücken als Indikatoren für Klimaveränderung Norbert Becker

Stechmücken (Culicidae) besiedeln unseren Planeten

39. Tropenmedizinisches Kolloquium

SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 WISSEN - Manuskriptdienst. Vorsicht, die Mücken kommen! - Experten fürchten eine neue Plage

Rom, September August Punkt 5 h) der vorläufigen Tagesordnung

Dengue, die vernachlässigte Infektionskrankheit

Der Biber in Nordrhein-Westfalen Bestandsentwicklung und Prognosen

Bulletin 29/14. Bundesamt für Gesundheit

2. seit wann und wo solche Populationen festgestellt werden und wie deren Entwicklung einzuschätzen ist;

Infektionsepidemiologischer Bericht meldepflichtiger Krankheiten in Schleswig-Holstein. Band 4. Peter Rautenberg

Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland

Monitoring und Bekämpfung der Stechmücken (Culicidae) im Zeichen Klimawandels

Insekten wie Gnitzen, Kriebelmücken, Sandmücken,

Geflügelpest: Herkunft und Verbreitung des Virus H5N8

Inwiefern beeinflusst der Klimawandel das Etablierungs-Risiko der Tigermücke

Euborellia arcanum - Eine in Gewächshäusern lebende neubeschriebene Ohrwurmart von Danilo Matzke

Vorkommen von Stechmücken im Naturwaldreservat Langholz, Kanton Aargau

Infektion mit Bonamia ostreae

Stechmücken in Österreich. Welche Gefahren drohen?

Biodiversitätswandel und Infektionskrankheiten

ZIKA-Virusinfektion Version3 vom Vorgehen bei Verdacht auf ZIKA Virusinfektion

Evolution mit Folgen. Klimawandel und Infektionen. 21. Infekttag Matthias v. Kietzell

Influenzaüberwachung bei Mensch und Schwein Oktober 2009 Dezember 2015

Die Rolle der Globalisierung und Klimaveränderung auf die Entwicklung von Stechmücken und von ihnen übertragenen Krankheiten in Zentral-Europa

Erster Nachweis atypischer Toxoplasma gondii-genotypen in Deutschland

HPV-Antikörpertest als Frühwarnsystem für Krebs im Mund-Rachen-Raum

Influenza-Wochenbericht

Die Bearbeitung der bundesdeutschen Roten Liste Säugetiere. Grundlagen und Erfordernisse. dargestellt am Beispiel von Fledermäusen und Kleinsäugern

Exotische Erreger. Gesundheitsnachrichten / A. Vogel. Band (Jahr): 68 (2011) PDF erstellt am:

Geflügelpest: Herkunft und Verbreitung des Virus H5N8

Presentation skills:

Biologische Schädlingsbekämpfung mit Bti Hintergrund und ökologische Betrachtung

Schafherden lebende Biotopverbundsysteme. Harald Plachter. 1. Einleitung

GROSSFLÄCHIGES AUFTRETEN VON ENTEROKOKKEN IM TRINKWASSER - URSACHEN UND BEWERTUNG

Pressemitteilung. Tropenviren bald auch in Europa? Bayreuther Forscher untersuchen Folgen des Klimawandels. Nr. 071/2017 //

Transkript:

Impressum ARTHROPODA POPULARIS - Zeitschrift für Terraristik und Freilandbeobachtung wirbelloser Tiere Herausgeber ZAG Wirbellose e.v. (gegründet 1986) ISSN 1866-5896 Redaktion: Jan-Peter Rudloff und Werner Schmidt Layout und Satz: Team ZAG Kontakt: J.-P. Rudloff; Am Schloßgarten 5; 06862 Dessau-Roßlau Tel.: 034901-86794 E-Mail: zagwirbellose@googlemail.com/ info@entomologyweb.eu Hinweise für Autoren: Die Zeitschrift ARTHROPODA POPULARIS veröffentlicht Beiträge zum Thema Terraristik und Freilandbeobachtungen sowie verwandte Themen, wirbellose Tiere betreffend, mit einem Schwerpunkt auf Arthropoden. Beiträge sind bei der Redaktion einzureichen. Für den Inhalt der Beiträge sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich. Alle Beiträge können an anonym bleibende Gutachter geschickt werden, über die Annahme entscheidet die Redaktion. Es ist eine klare Sprache anzustreben. Beiträge können auf CD oder per E-Mail eingereicht werden. Die Artikel müssen auf Deutsch abgefasst sein. Die Manuskripte sind in Word-Format abzufassen (Schrift Calibri 10). Wissenschaftliche Gattungs- oder Artnamen sind kursiv zu setzen, die Namen von Autoren werden großgeschrieben, alle anderen Formatierungen sind zu unterlassen. Für Männchen ist mmm und für Weibchen fff zu setzen.abbildungen sollen fortlaufend nummeriert als jpg- oder tiff- Datei mit 300 dpi vorliegen oder als Papierabzug, Dia oder Negativ eingeschickt werden. Zitate sind wie folgt anzuführen: ZIEGLER, U. (1993): Bemerkungen zu Phyllium siccifolium (LINNAEUS,1758).-Arthropoda 1(4): 18-20. Sie finden uns auch im Internet unter: www.zagwirbellose.com Titelbild: Culiseta longiareolata Männchen (Foto Doreen Walther)

Stechmücken-Monitoring über das Projekt Mückenatlas Doreen Walther (Müncheberg) & Helge Kampen (Greifswald) Historischer Hintergrund Stechmücken stellen nicht nur in tropischen Regionen, sondern auch in Europa als Überträger von Krankheitserregern ein Risiko für Mensch und Tier dar. Die Malaria als wohl bekannteste Stechmücken-assoziierte Infektionserkrankung trat sogar in nördlicheren Regionen Europas (Skandinavien, Nordwestrussland) noch bis weit ins 20. Jahrhundert auf (Bruce-Chwatt & de Zulueta 1980). In Deutschland waren besonders das norddeutsche Tiefland und das Rheinland von der Malaria betroffen (Kampen, 2014). Infolge der bereits im 18. Jahrhundert begonnenen großflächigen Trockenlegung von Sümpfen und Marschgebieten zur Gewinnung von Ackerland, der Entwicklung effizienter synthetischer Malariamedikamente und des großflächigen Einsatzes hochwirksamer Insektizide wurde die Malaria schließlich aus Europa eliminiert. Damit ging das wissenschaftliche Interesse an den einheimischen Stechmücken rapide zurück. In der Tat traten diese bis vor wenigen Jahren in Zentral- und Nordeuropa im Wesentlichen nur noch als Überträger einiger minder- oder apathogener Viren (Sindbis-Virus, Batai-Virus, Tahyna-Virus, Inkoo-Virus, Lednice-Virus) in Erscheinung (Lundstrom 1999, Hubalek 2008). In Südeuropa kursierte dagegen seit den 1960er Jahren auch das Westnil-Virus, das in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zu Epidemien unter Pferden und Menschen führte (Hubalek & Halouzka 1999). Auch einzelne autochthone Malariafälle wurden in verschiedenen europäischen Ländern weiterhin verzeichnet, nachdem sich einheimische Anopheles-Mücken an aus den Tropen kommenden Parasitenträgern infiziert hatten (z. B. Krüger et al. 2001). Im Mittelmeerraum wurden außerdem zunehmend Infektionen des Menschen mit dem Hundeherzwurm Dirofilaria immitis und dem Hundehautwurm Dirofilaria repens registriert (Genchi et al. 2011). Die für Deutschland zunächst geringe Bedeutung dieser Krankheitsfälle führte dazu, dass die klassische Freilandforschung an Stechmücken kaum noch Unterstützung fand. So sind die Kenntnisse zum Vorkommen, zur Verbreitung, zur Saisondynamik und zur allgemeinen Biologie und Ökologie der in Deutschland vorkommenden Stechmückenarten mittlerweile völlig veraltet. Aktuelle Situation Seit einigen Jahren wandelt sich die Bedeutung der Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern für Europa wieder. Gründe hierfür sind allgemein in der Globalisierung sowie in Umweltveränderungen zu suchen (Tatem et al. 2012). Massentransporte von Mensch und Tier, Klimawandel, Bevölkerungsmigration und Flüchtlingsproblematik, Veränderungen in der Landschaftsstruktur und im Landschaftsmanagement, Ur- ARTHROPODA POPULARIS 45

banisierung, Besiedlung von Naturgebieten, Zusammenbruch von Infrastrukturen und Abbau des öffentlichen Gesundheitswesens leisten der weltweiten Verschleppung, Etablierung und Ausbreitung von Vektoren und der von ihnen übertragenen Pathogene Vorschub. Als Folge dieser grundlegenden Veränderungen wandeln sich auch die Zusammensetzung und Saisondynamik der Insektenfaunen sowie die Verbreitungsgebiete und Inzidenzen von Infektionskrankheiten, die mit hämatophagen Arthropoden assoziiert sind. In Europa wurden in den letzten Jahren zahlreiche sogenannte invasive Stechmückenarten nachgewiesen, die ihre natürliche Verbreitung vornehmlich in Asien haben. Fünf von ihnen gelang die Etablierung: der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus (heute in vielen Mittelmeerländern), der Asiatischen Buschmücke Aedes japonicus (in einigen mitteleuropäischen Ländern), Aedes koreicus (in Belgien, Italien und an der Ostküste des Schwarzen Meeres in Südwestrussland, vermutlich auch in Deutschland; Werner et al. 2015), der Gelbfiebermücke Ae. aegypti (auf Madeira, Portugal, und an der Ostund südöstlichen Küste des Schwarzen Meeres) und Culex tritaeniorhynchus (in Albanien und Griechenland) (Kampen & Walther 2015). Es besteht die Notwendigkeit, die Aus- und Verbreitung der invasiven Arten sorgsam zu beobachten. Die Fähigkeit zur Überwinterung ist bei thermophilen Arten, wie der Asiatischen Tigermücke, der kritische Punkt für eine dauerhafte Ansiedlung in Mittelund Nordeuropa. Es wird davon ausgegangen, dass eingeschleppte Stämme von Ae. albopictus, die sich in Nordamerika bereits über die Hervorbringung kältetoleranter diapausierender Eier an gemäßigtere Temperaturen angepasst haben, hier eine realistische Wahrscheinlichkeit der Etablierung und Einnischung haben. Im Gegensatz zu Ae. albopictus handelt es sich bei Ae. japonicus um eine bestens an gemäßigte Temperaturen adaptierte Spezies (Kampen & Werner 2014). In Deutschland ist sie bereits seit einigen Jahren etabliert. Der erste Nachweis datiert aus dem Jahr 2008, als Exemplare dieser Art im Rahmen einer Schweizer Studie auch auf der deutschen Seite der Grenze gesammelt worden waren. Mittlerweile wurden vier Populationen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen/ Rheinland-Pfalz und Niedersachsen/ Nordrhein-Westfalen nachgewiesen, die sich weiter ausbreiten und miteinander zu verschmelzen scheinen (Kampen & Werner 2014, Kampen et al. 2016, Zielke et al. 2016). 46 ARTHROPODA POPULARIS

Culiseta longiareolata Weibchen, eine stark invasive Art (Foto Doreen Walther) Warum Monitoring? In Deutschland existieren etwa 50 Stechmückenarten, über deren Vorkommen, Verbreitung und Vektorkompetenz für Krankheitserreger große Unsicherheit besteht. Sowohl Ae. albopictus als auch Ae. japonicus wurden zuletzt im Rahmen von zeitlich limitierten Forschungsprojekten beobachtet. Leider weist die deutsche Landkarte hinsichtlich des geografischen und saisonalen Auftretens von Stechmücken nach wie vor große Lücken auf. Neuere Projekte zur bundesweiten Stechmücken-Erfassung über Fallensysteme erbrachten nur punktuell Daten zur Verbreitung von Stechmücken in Deutschland. Um das wachsende Interesse der Bevölkerung an dieser Forschungsrichtung zu nutzen und die Daten zum Monitoring sinnvoll zu ergänzen, wurde ein Projekt mit Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen. Der Mückenatlas Der Mückenatlas, ein Gemeinschaftsprojekt des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und des Bundesforschungsinstitutes für Tiergesundheit, Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), ist ein klassisches Citizen-Science-Projekt, in dem Bürger die wissenschaftliche Erfassung von Stechmücken unterstützen (Kampen et al. 2013). Im Frühjahr 2012 wurde die Initiative gestartet und ging mit der Internetpräsentation ARTHROPODA POPULARIS 47

(www.mueckenatlas.com) an den Start. Auf dieser Homepage finden sich nicht nur alle Informationen rund um das Projekt, inklusive der Teilnahmebedingungen, sondern auch viel Wissenswertes zur Biologie von Stechmücken und zu Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern. Das Prozedere zur Teilnahme ist relativ einfach: Idealerweise sollen die Stechmücken unversehrt mit einem verschließbaren Gefäß gefangen und durch Tiefkühlung (im Gefrierfach o.ä.) über Nacht abgetötet werden. Zur Verschickung können sie in ein kleineres bruchsicheres Gefäß umgeschüttet werden. Auf diese Weise bleiben alle Körperstrukturen (Schuppen, Borsten etc.), die für die morphologische Artbestimmung der Mücken notwendig sind, erhalten. Die Einsendung muss von präzisen Informationen zum Datum und Ort des Fangs begleitet werden, aber auch die Kontaktdaten des Einsenders enthalten. Hierzu kann ein Formular von der Homepage des Mückenatlas heruntergeladen werden. Für Einsendungen von Stechmücken geeignete Gefäße 48 ARTHROPODA POPULARIS

Eingegangene Mücken werden morphologisch oder, wenn notwendig (bei beschädigten Mücken oder sogenannten kryptischen Arten, die morphologisch nicht differenziert werden können), genetisch identifiziert. Die nachgewiesenen Spezies werden zusammen mit den Begleitdaten zum Fang in die deutsche Stechmücken-Datenbank Culbase eingegeben und stehen damit der Erstellung von Verbreitungskarten und weiteren Analysen zur Verfügung. Karte der Einsendungen im Projekt Mückenatlas 2017 Nach erfolgter Artbestimmung gehen die Mücken selber, je nach Erhaltungszustand und Bestimmungsmethode, in die Referenzsammlung genadelter Stechmücken des ZALF oder in die DNA-Sammlung des FLI über. Der Mücken-Einsender bekommt die Art und Informationen zur Biologie der eingeschickten Spezies mitgeteilt. ARTHROPODA POPULARIS 49

Er kann sich außerdem namentlich oder mit einem Pseudonym als zum Mückenatlas Beitragender mit einer Eintragung am Fangort der Mücke auf einer interaktiven Deutschlandkarte auf der Homepage des Projektes registrieren lassen. Logo des Mückenatlas Bis 2017 wurden im Rahmen des Mückenatlas annähernd 110.000 Stechmücken (bei über 19.000 Einsendungen) von ca. 13.000 Fangstandorten aufgearbeitet. Die eingeschickten Stechmücken gehörten 46 der 55 jemals in Deutschland nachgewiesen Arten an. In den sechs Jahren des Bestehens des Projektes wurden nur wenige Stechmücken- Spezies nicht per Mückenatlas nachgewiesen, die im selben Zeitraum im Rahmen ebenso intensiv betriebener Fallenfänge und Larvalsammlungen gefunden wurden. Gleichzeitig wurden über den Mückenatlas aber mehrere Arten registriert, die nicht mit anderen Methoden gesammelt wurden. Der Großteil der eingesandten Individuen gehört zu häufigen und weit verbreiteten Stechmücken-Arten, wie der Gemeinen Hausmücke Culex pipiens oder der Überschwemmungsmücke Aedes vexans. Ein geringer Anteil der Mücken jedoch besteht aus sehr seltenen, z.t. jahrzehntelang in Deutschland nicht mehr dokumentierten 50 ARTHROPODA POPULARIS

(z.b. Cs. alaskaensis, Cs. glaphyroptera) sowie neuen, d.h. erst seit Kurzem in Deutschland nachweisbaren Arten (An. petragnani, Ae. albopictus, Ae. japonicus, Ae. koreicus, Cs. longiareolata). Letztere Gruppe stellt die aus Gründen der öffentlichen Gesundheit derzeit wichtigere dar, denn diese enthält die invasiven Arten mit wichtigen potenziellen Vektoren, wie der Asiatischen Tigermücke Ae. albopictus. Gleichzeitig werden zu dieser Gruppe gehörende Mücken, wahrscheinlich der größeren Flächenabdeckung der Fänge geschuldet, wesentlich besser durch Mückenatlas -Sammlungen als durch Fallenfänge abgebildet. 6. Danksagung Der Mückenatlas wird im Rahmen des Projektes Stechmücken-Monitoring in Deutschland unter dem Förderkennzeichen 2819104615 von BMEL/BLE gefördert. Dank gilt dem FLI Institut für Epidemiologie für die Unterstützung der Datenverarbeitung und außerdem den vielen Mitbürgern, die den Mückenatlas und die damit verknüpfte Forschung unterstützen, indem sie alljährlich tausende von Stechmücken einschicken. 7. Literatur Bruce-Chwatt, L.J., de Zulueta, J. (1980): The Rise and Fall of Malaria in Europe. Oxford University Press, Oxford: 1 240. Genchi, C., Kramer, L.H. & Rivasi, F. (2011): Dirofilarial infections in Europe. Vector Borne Zoonotic Dis 11: 1307 1317. Hubalek, Z. (2008) Mosquito-borne viruses in Europe. Parasitol Res 103 (Suppl 1): 29 43. Hubalek, Z. & Halouzka, J. (1999): West Nile fever a reemerging mosquito-borne viral disease in Europe. Emerg Infect Dis 5: 643 650. Kampen, H. (2014): Wird die Malaria wieder eine Gefahr für Europa? In: Lozan, J.L., Grassl, H., Piepenburg, D. & Brandt, A. (Hrsg.): Warnsignal Klima: Gesundheitsrisiken Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen. http://www.klima-warnsignale. uni-hamburg. de/wp-content/uploads/2014/06/kampen. - pdf (zugegriffen am 20. November 2018). Kampen, H., Jansen, S., Schmidt-Chanasit, J. & Walther, D. (2016): Indoor development of Aedes aegypti in Germany, 2016. Euro Surveill 21: pii=30407. Kampen, H.; Kuhlisch, C.; Fröhlich, A.; Scheuch, D.; Werner, D. (2016): Occurrence and spread of the invasive Asian bush mosquito Aedes japonicus japonicus (Diptera: Culicidae) in West and North Germany since detection in 2012 and 2013, respectively. PLoS One 11: e0167948. ARTHROPODA POPULARIS 51

Kampen, H. & Walther, D. (2015): Mosquito-borne diseases and their vectors in historic and present-day Europe. Mitt Dtsch Ges Allg Angew Entomol 20: 309-316. Kampen, H. & Werner, D. (2014): Out of the bush: the Asian bush mosquito Aedes japonicus japonicus (Theobald, 1901) (Diptera, Culicidae) becomes invasive. Parasit Vectors 7: 59. Kampen, H., Zielke, D. & Werner, D. (2013): Der Mückenatlas: Vom Mitmach-Projekt zur Wissenschaft. Naturwiss Rundsch 66: 285 292. Krüger, A., Rech, A., Su, X.-Z. & Tannich, E. (2009): Two cases of autochthonous Plasmodium falciparum malaria in Germany with evidence for local transmission by indigenous Anopheles plumbeus. Trop Med Int Health 6: 983-985. Lundstrom, J. (1999): Mosquito-borne viruses in western Europe: a review. J Vector Ecol 24: 1 39. Tatem, A.J. Huang, Z., Das, A., Qi, Q., Roth, J. & Qiu, Y. (2012): Air travel and vectorborne disease movement. Parasitology 139: 1816 1830. Werner, D., Zielke, D.E. & Kampen, H. (2015): First record of Aedes koreicus (Diptera: Culicidae) in Germany. Parasitol Res 115: 1131 1134. Zielke, D.E., Walther, D. & Kampen, H. (2016): Newly discovered cross-border population of Aedes japonicus japonicus (Diptera: Culicidae) in Upper Bavaria, Germany, and Salzburg, Austria, is closely related to Austrian/Slovenian bush mosquito population. Parasit Vectors 9: e163. Anschrift der Verfasser: Dr. Doreen Walther Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Eberswalder Str. 84 15374 Müncheberg E-Mail: doreen.walther@ zalf.de Priv.-Doz. Dr. Helge Kampen Friedrich-Loeffler-Institut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Südufer 101 7493 Greifswald Insel Riems E-Mail: helge.kampen@fli.de 52 ARTHROPODA POPULARIS