Mein Austauschjahr im Wallis Name: Elena Kühn Heimathochschule: Hochschule Karlsruhe Wirtschaft und Technik Gasthochschule: Hochschule Wallis in der Schweiz Dauer des Austauschs: 18.Sept 2006-16.Juli 2007
Einleitung Ich bin Studentin im Fach Internationales Management an der Hochschule habe und habe mein letztes Studienjahr an einem Austauschprogramm mit der Hochschule Wallis teilgenommen. Das Austauschprogramm sieht vor, dass im zunächst alle Kurse des 5. Semesters Betriebsökonomie erfüllt werden und im darauf folgenden Semester die Diplomarbeit verfasst wird und lediglich das Hauptfach weiterbesucht wird. Die Hochschule Wallis Die Hochschule Wallis befindet sich in Siders, einer kleinen Stadt in der schweizerischen Bergregion Wallis. Ein Grossteil der Studenten wird im Bereich Tourismus ausgebildet, in Siders kann man aber auch Betriebsökonomie und Wirtschaftsinformatik studieren. Besonderheit dieser Hochschule ist, dass sie direkt an der Sprachgrenze zwischen einem deutschsprachigen Teil und einem französischsprachigen Teil liegt und deswegen alle Vorlesungen auf deutsch und auf französisch angeboten werden. So konnte ich hauptsächlich französischsprachige oder zweisprachige Vorlesungen versuchen und in Fächern, die besonders schwierig sind, die deutschsprachige Option wählen. Hochschule Wallis in Siders Beeindruckend war für mich die gute Ausstattung der Hochschule. Das Gebäude ist ein vollautomatisierter Neubau, für insgesamt 800 Studenten stehen 500 moderne Flatscreen Computer zur Verfügung, das Gebäude ist mir einer Studentenkarte 24 Stunden für Studenten betretbar. Für Diplomanden gibt es einen speziellen Ruheraum, indem jeder einen eigenen Arbeitsplatz zugewiesen bekommt, der rund um die Uhr zur Verfügung steht. Ausserdem bekommt jeder Student im Semester ein Guthaben, dass ihm ermöglich über die Schuldrucker bis zu 2000 Seiten auszudrucken. Einen solchen Standard war ich aus Deutschland nicht gewohnt gewesen. Besonders überrascht hat mich auch die Betreuungsrelation in manchen Kursen. Die deutschsprachige Klasse besteht aus lediglich 9 Personen, in den Hauptfächern sind es mitunter weniger. Im französischsprachigen Kurs waren es allerdings 52 Studenten. Inhaltlich haben mir die Vorlesungen sehr gefallen. Teilweise waren sie sehr abwechslungsreich. In meiner Nebenvertiefung Event Management haben wir ein Event geplant und realisiert und auch in meinem Hauptfach Public Management wurde sehr praxisnah und projektmässig gearbeitet. Dieses Fach war für mich als Ausländerin besonders interessant, weil ich so viel über das politische System und verwaltungs- und staatsmässige Besonderheiten der Schweiz gelernt habe. Insgesamt hat das Studium Betriebsökonomie meines Erachtens nach andere Schwerpunkte als das Studium Internationales Management, das ich in Deutschland
absolviert hatte. In der Schweiz ist der Anteil kleiner und mittelständischer Unternehmen wesentlich höher als in Deutschland, weshalb hier bei der Ausbildung ein besonderer Schwerpunkt liegt. Ausserdem ist der Finanzdienstleistungssektor in der Schweiz sehr wirtschaftsstark. In Fächern wie Finanzierung und Investition musste ich deswegen hart arbeiten um folgen zu können. Ausserdem musste ich das Fach 'Steuerlehre lll" bestehen, ohne Vorkenntnisse von der schweizerischen Steuerlehre zu haben. In den anderen Fächern hatte ich keine Probleme. Ganz besonders hat mich gefreut, dass ich in den französischsprachigen Fächern mithalten konnte und hier auch im Team mit anderen sinnvolle Beiträge in Gruppenarbeiten leisten konnte. Ich war den Kommilitonen, die mich in Teams aufgenommen haben sehr dankbar und habe mich sehr über die Hilfsbereitschaft und Unterstützung gefreut, die ich vor allem in der französischsprachigen Klasse erlebt habe. Von Seite der Administration bin ich von der Hochschule unterstützt worden. Sonja Vuignier war Ansprechpartner und ist Mitarbeiterin des MOVE Büros, das sich ausschliesslich um internationale Angelegenheiten kümmert. Sie hatte mir bereits vor meiner Anreise eine Wohnung im Studentenwohnheim besorgt. Dieses habe ich allerdings bald wieder verlassen, weil es mir nicht gut gefallen hat. Stattdessen bin ich in eine französischsprachige Wohngemeinschaft gezogen, was mir auch gleich noch mehr Gelegenheit gegeben hat, mein Französisch weiter auszubauen. Das Wallis Das Wallis ist ein Kanton der Schweiz. Er teilt sich in das französischsprachige Unterwallis und das deutschsprachige Oberwallis, wobei die Unterwalliser die Minderheit darstellen. Es handelt sich eine sehr touristische Region. 300 Tage im Jahr scheint die Sonne. Das Wallis beherbergt die Edeltourismusorte Saas Fe, Crans-Montana und Zermatt mit dem Wahrzeichen der Schweiz: das Matterhorn. Landschaft im Wallis, links: das Matterhorn Was ich in der Schweiz und vor allem im Wallis unterschätzt habe, ist die Schwierigkeit den lokalen Dialekt zu verstehen. Die Oberwalliser haben einen Dialekt, der auch für die restliche
Schweiz schwierig verstehbar ist. Aus diesem Grund ist man als Deutsche immer darauf angewiesen, dass andere mit einem Hochdeutsch sprechen, was vor allem in grösseren Gruppen manchmal unangenehm ist. Man möchte ja nicht als Ausländer von den Einheimischen verlangen, dass sie sich einem anpassen. Aus diesem Grund war es überraschenderweise einfacher sich in den französischen Gruppen zu integrieren. Durchmischung zwischen den Sprachgruppen gibt es im Wallis sehr wenig. man spricht auch vom "Röschtigraben" und meint damit die Sprachgrenze. Für mich als Stadtmensch, ich bin in Frankfurt am Main geboren, war für mich das "Landleben" im Wallis eine ganz neue Erfahrung. Am Anfang hatte ich befürchtet, dass es dort zu ruhig sein würde, aber überraschenderweise war abends eine Menge geboten. Die meisten Studenten sind zwar Pendler und gehen selbst nicht in Siders aus, allerdings gibt es einige gemütliche Kneipen und Restaurants. Dass hier die Auswahl nicht so gross war, war für mich als Neuling eigentlich ein Vorteil, weil so abend häufig die gleichen Leute anzutreffen war und man sich bald kannte. Zudem gab es immer wieder Weinfeste oder andere Veranstaltungen. Zur Wintersaison war auch nachts in den touristischen Dörfern Nachtleben geboten. Unwahrscheinlich schön ist die Landschaft im Wallis. Das nächste Skigebiet war 15 km von meiner Wohnung entfernt. Das ist natürlich eine einzigartige Chance. Leider hat das Studium mich viel Zeit gekostet. Ich musste ja alle Kurse bestehen um meinen Abschluss zu erhalten. Aber an den Wochenenden und vor allem in den Ferien hat sich schon des öfteren Zeit gefunden. Was ich auch sehr genossen habe, wenn ich nicht gerade im Tiefschnee stecken geblieben bin. Ich der Schweiz gibt es relativ günstig ein Jahresticket, das eine Dauerkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel ist. Davon habe ich profitiert und über das Jahr hinweg die Schweiz viel bereist. Besonders gefallen haben mir Luzern, Locarno und Lausanne. Diplomarbeit Im zweiten Austauschsemester habe ich meine Diplomarbeit geschrieben. Ich hatte zuvor schon durch zwei Praktikas Erfahrung im Mediensektor erworben und wollte meine Diplomarbeit in diesem Bereich schreiben. Glücklicherweise habe ich dazu beim Ringier Verlag in Zürich Gelegenheit bekommen. Beim Cash Verlag konnte ich meine Diplomarbeit zum Thema "Marktpotenzial mobiler Internetdienste" schreiben. Die Arbeit war sehr spannend und ich habe nun beschlossen, weiter in der Schweiz zu bleiben, da ich von Ringier eine Stelle angeboten bekommen habe. Ich werde im Sommer als Assistentin des Geschäftsführers von Ringier Schweiz beginnen und freue mich schon sehr bald diese verantwortungsvolle Stelle antreten zu können. Gebäude des Ringier Verlages in Zürich
Fazit Der Aufenthalt in der Schweiz hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Ich bin sehr froh, dass ich dabei durch das BW-Stipendium unterstützt worden bin. Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind wesentlich höher als in Deutschland, so dass es sehr schwer ist, einen Studienaufenthalt in der Schweiz komplett aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Der Aufenthalt hier hat sich für mich gelohnt. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Schweiz ist sehr gut, so dass ich hier eine Stelle gefunden habe, die genau meinen Einstiegswünschen entspricht. Dabei haben mit Sicherheit der Studienaufenthalt in der Schweiz und die in Französisch erbrachten Leistungen einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass ich in das Anforderungsprofil der Stelle passe.