Erfassung von Heuschrecken im Bereich des Bebauungsplans Nr. 50 in Parchim Endbericht, Juni 2018 Auftraggeber: BHF BENDFELDT HERRMANN FRANKE LandschaftsArchitekten GmbH Platz der Jugend 14 19053 Schwerin Tel. 0385) 59 37 890 Email: info@bhf-sn.de Bearbeitung: GFN Umweltpartner Dipl.-Biol. Stefan Jansen Dorfstr. 2, 19322 Hinzdorf Tel. 03877) 56 15-32, Fax -33 Email: info@gfn-umweltpartner.de www.gfn-umweltpartner.de Inhalt 1 Anlass... 1 2 Methodik... 1 3 Ergebnisse... 1 3.1 Heuschrecken... 1 3.2 itere Tierarten... 2 4 Bewertung... 3 5 Hinweise zu Konflikten, Empfindlichkeiten und Vermeidungs- sowie Kompensationsmaßnahmen... 3 6 Literaturverzeichnis... 3 7 Fotoanhang... 4 Tabellen Tabelle 1: Nachgewiesene Heuschreckenarten 2 Karte 1: Nachweisorte bemerkenswerter Arten Karten
1 Anlass 1 Anlass Im zentralen Stadtgebiet von Parchim soll für einen Teil des ehemaligen Exerzierplatzes ein B-Plan aufgestellt werden. Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens erfolgte eine Untersuchung der Heuschreckenfauna. Der geplante Geltungsbereich des B-Plans umfasst etwa 9,3 ha. Es handelt sich überwiegend um Grünlandbrachen, die als Ruderalfluren mit unterschiedlicher Vegetationshöhe und -dichte ausgebildet sind. Eingestreut finden sich Sträucher, Einzelbäume und kleine Baumgruppen. Mehrere Trampelpfade durchziehen das Gebiet. Kleine weitgehend vegetationsfreie Areale finden sich im Nordosten sporadisch genutzter Lagerplatz) und im Osten südlich des Kinos aufgelassenes Beachvolleyball-Feld). 2 Methodik Am 08.08.2017, 30.08.2017 und 23.05.2018 wurde das Gebiet auf Heuschrecken untersucht. Dabei wurden alle Flächen langsam abgegangen. Anwesende Heuschrecken wurden durch Sichtbeobachtung und Verhören singender Männchen erfasst. Zum Nachweis leise und/oder höher als der hrnehmungsbereich des menschlichen Ohres singender Tiere wurde ein Ultraschalldetektor Pettersson UD 100) eingesetzt. Für seltenere, ökologisch spezialisierte Arten wurden die einzelnen Nachweisorte in einer Geländekarte notiert. Für häufigere Arten wurde nur qualitativ ihre Verbreitung im Gebiet notiert. Für alle Arten wurde die Häufigkeit geschätzt. Alle Begehungen erfolgten bei sonnigem, warmem tter ca. 25 Grad, diesig-sonnig) mittags bis nachmittags. 3 Ergebnisse 3.1 Heuschrecken Insgesamt wurden 18 Heuschreckenarten nachgewiesen. Die dritte Begehung 2018 ergab gegenüber den Erfassungen 2017 keine zusätzlichen Artnachweise. Einige der 2017 gefundenen Arten wurden 2018 an verschiedenen Stellen des Gebiets als Larven beobachtet. Arten, die im Frühjahr adult sind und daher zu diesem Zeitpunkt leichter gefunden werden könnten also die Zielarten der dritten Begehung), wurden nicht beobachtet Feldgrille Gryllus campestris, Dornschrecken-Arten Tetrix spec.). Auch nach der Ameisengrille Myrmecophilus acervorum wurde in Ameisennestern unter Steinen erfolglos gesucht. Unter den nachgewiesenen Arten sind sechs, die in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als bestandsgefährdet eingestuft sind. Die Langflügelige Schwertschrecke galt zum Zeitpunkt des Erscheinens der Roten Liste als ausgestorben, hat inzwischen im Zuge ihrer allgemeinen Nordausbreitung aber auch Mecklenburg-Vorpommern erreicht, so dass diese Einstufung nicht mehr gültig ist. Auch die Sichelschrecke, die 1997 noch nicht im Bundesland nachgewiesen war, hat im Zuge ihrer allgemeinen Nordausbreitung Mecklenburg-Vorpommern inzwischen besiedelt. Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist nach BArtSchVO besonders geschützt, alle anderen Arten nicht. GFN Umweltpartner 2018): Erfassung von Heuschrecken im Bereich des B-Plans Nr. 50 in Parchim Endbericht) 1
3 Ergebnisse Tabelle 1: Nachgewiesene Heuschreckenarten Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL MV Laubheuschrecken Tettigoniidae RL D Häufigkeit Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata -) * vereinzelt, in Hochstauden Langflügelige Schwertschrecke Conocephalus fuscus 0) * nur ein Ex. s. Karte 1) Grünes Heupferd Tettigonia viridissima * * wenige Ex. rzenbeißer Decticus verrucivorus 3 3 vereinzelt, in geringer Zahl s. Karte 1) stliche Beißschrecke Platycleis albopunctata 2 * vereinzelt, in geringer Zahl s. Karte 1) Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera bicolor 4 * vereinzelt, in geringer Zahl s. Karte 1) Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii * * verbreitet in mittlerer Anzahl Feldheuschrecken Acrididae Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens 2 V vereinzelt, in geringer Zahl s. Karte 1) Große Goldschrecke Chrysochraon dispar * * vereinzelt, in geringer Zahl Heidegrashüpfer Stenobothrus lineatus 3 * vereinzelt, in geringer Zahl s. Karte 1) Gefleckte Keulenschrecke Myrmeleotettix maculatus * * nur wenige Ex. an einem Fundort s. Karte 1) ißrandiger Grashüpfer Chorthippus albomarginatus * * selten, nur im Südteil Wiesen-Grashüpfer Chorthippus dorsatus 3 * verbreitet, überall in sehr hoher Dichte Gemeiner Grashüpfer Chorthippus parallelus * * selten, nur im Südteil Feld-Grashüpfer Chorthippus apricarius * * selten, nur im Südteil Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus * * verbreitet, überall in hoher Dichte Brauner Grashüpfer Chorthippus brunneus * * selten, nur am ehemaligen Volleyballfeld Verkannter Grashüpfer Chorthippus mollis * * verbreitet, überall in hoher Dichte RL MV = Rote Liste Mecklenburg-Vorpommern Wranik et al. 1997), RL D = Rote Liste Deutschland BfN 2011); Kategorien: 0 = ausgestorben/verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4 = potenziell gefährdet, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, - = kein Vorkommen, ) = Einstufung aufgrund der Arealausweitung der Art inzwischen nicht mehr zutreffend. 3.2 itere Tierarten Die ldeidechse besonders geschützt; RL Deutschland: ungefährdet, RL M-V: 3 - gefährdet) wurde mit einem vorjährigen Tier im Südteil beobachtet s. Karte 1). Die Heide-Feldwespe ein Nestfund, s. Karte 1) ist in Deutschland gemäß Roter Liste BfN 2011) ungefährdet. Eine Rote Liste Mecklenburg-Vorpommern existiert für diese Tiergruppe nicht; im benachbarten Brandenburg gilt sie als gefährdet. Sie kommt nur in trocken-warmen, sonnigen Lebensräumen vor und baut freihängende Nester mit maximal wenigen Dutzend ben an Pflanzenstängeln oder Steinen. In Deutschland ist sie in Süd- und Mitteldeutschland, im östlichen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg vertreten Aktion spenschutz 2017), dabei in Nordostdeutschland selten Witt 1998). Tagfalter: Der gerich-scheckenfalter Melitaea cinxia - RL D und MV: 3 = gefährdet) kam mit mehreren Individuen im Nordteil vor. Vom Braunen Feuerfalter Lycaena tityrus) wurden einzelne Individuen, vom Hauhechel-Bläuling Lycaena icarus) mindestens 20 Individuen verteilt im Gebiet beobachtet beide Arten besonders geschützt, nach Roten Listen nicht gefährdet). Die seltene Radnetzspinne Cyclosa oculata RL D 1998): 3 - gefährdet, RL MV 2012): R - Extrem selten) wurde zufällig an zwei Stellen beobachtet, allerdings ist die Artbestimmung nicht ganz sicher. Die Art bewohnt generell trocken-warme Lebensräume. GFN Umweltpartner 2018): Erfassung von Heuschrecken im Bereich des B-Plans Nr. 50 in Parchim Endbericht) 2
4 Bewertung 4 Bewertung Die Flächen des BP 50 stellen einen wertvollen Heuschreckenlebensraum dar, da mehrere gefährdete Arten vorkommen, die auf nicht oder extensiv genutzte Flächen mit unterschiedlich strukturierter Vegetation als Lebensraum angewiesen sind. Auch die Artenzahl 18) ist für einen innerstädtischen Lebensraum als hoch zu bewerten. Die wertgebenden gefährdeten Arten kommen mit Ausnahme des Wiesen- Grashüpfers zwar nur in recht geringer Individuenzahl vor, jedoch i.d.r. jeweils in mehreren Bereichen des Gebiets. Somit sind die Vorkommen als stabile, eigenständige Populationen einzustufen. Die wertvollsten Bereiche sind die schwächerwüchsigen, lichten Vegetationseinheiten, die verteilt über das Gebiet vorhanden sind. In den dichteren und höherwüchsigen Bereichen kommt mit dem Wiesen- Grashüpfer nur eine gefährdete Art vor. Die Gehölzbiotope haben keine besondere Bedeutung als Heuschreckenlebensraum. 5 Hinweise zu Konflikten, Empfindlichkeiten und Vermeidungs- sowie Kompensationsmaßnahmen Bei einer Bebauung des Areals werden die geeigneten Lebensräume für die gefährdeten, ökologisch anspruchsvolleren Arten des Gebiets verloren gehen. Größere Anteile des Areals werden dann bebaut bzw. versiegelt, und auch die neu entstehenden Grünflächen und Gärten stellen für Heuschrecken je nach Gestaltung überhaupt keine geeigneten Lebensräume oder nur für die sehr häufigen, anspruchslosen Arten dar. Daher sollte als Kompensation eine vergleichbare Fläche als Lebensraum gestaltet werden. Bei entsprechendem Nutzungsregime lassen sich vergleichbare Vegetationsbestände wie im Gebiet binnen weniger Jahre herstellen. Da die nachgewiesenen wertgebenden Arten alle flugfähig sind, sind sie in der Lage, neu entstandene Lebensräume relativ rasch zu besiedeln. Eine Möglichkeit wäre auch, die verbleibenden Flächen des Exerzierplatzes durch entsprechendes Management so aufzuwerten, dass dort großflächig geeignete Lebensräume für die betroffenen Arten entstehen. 6 Literaturverzeichnis Aktion spenschutz 2017): http://www.aktion-wespenschutz.de/spenarten/feldwespen/polistes- Unten.htm, abgerufen am 15.09.2017. BfN Bundesamt für Naturschutz Hrsg.) 2011): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere Teil 1). Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 3). Münster Landwirtschaftsverlag). Witt, R. 1998): spen beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg. Wranik, W., Röbbelen, F. & D.G.W. Königstedt 1997): Rote Liste der gefährdeten Heuschrecken Mecklenburg-Vorpommerns. Minist. f. Landwirtsch. Natursch. des Landes Mecklenburg-Vorp. Schwerin, 64 S. GFN Umweltpartner 2018): Erfassung von Heuschrecken im Bereich des B-Plans Nr. 50 in Parchim Endbericht) 3
7 Fotoanhang 7 Fotoanhang Abbildung 1: Kleiner ll und artenreiche, lichte Staudenvegetation Blickrichtung Ost, 08.08.17) Abbildung 2: Trampelpfad und höherwüchsige Staudenfluren im Südteil des B-Plangebiets Blickrichtung Nordost, 08.08.17) Abbildung 3: Zentrum des B-Plangebiets vom Hügel aus Blickrichtung Südost, 08.08.17) GFN Umweltpartner 2018): Erfassung von Heuschrecken im Bereich des B-Plans Nr. 50 in Parchim Endbericht) 4
7 Fotoanhang Abbildung 4: Nordteil des B-Plangebiets vom Hügel aus Blickrichtung Nordost, 08.08.17) Abbildung 5: Höherwüchsige Staudenflur im nördlichen B-Plangebiet Blickrichtung Süd, 08.08.17) Abbildung 6: Niedrige und lückige Vegetation im nördlichen B-Plangebiet Blickrichtung Nord, 30.08.17) GFN Umweltpartner 2018): Erfassung von Heuschrecken im Bereich des B-Plans Nr. 50 in Parchim Endbericht) 5
Artkürzel: - Blauflügelige Ödlandschrecke GK - Gefleckte Keulenschrecke - Heide-Grashüpfer LS - Langflügelige Schwertschrecke GK 5 - rzenbeißer - stliche Beißschrecke - Zweifarbige Beißschrecke HF - Heide-Feldwespe 6 W - ldeidechse 1 bis 6 - Fotostandorte Geltungsbereich 4 GeoBasis DE/M-V 2018 3 1 HF LS W 0 25 50 Projekt: Maßstab: 150 200 Meter ± Heuschrecken-Untersuchung im Gebiet des B-Plans Nr. 50 in Parchim 2 Kartentitel: 100 Karte 1: Nachweisorte bemerkenswerter Arten 1 : 3.000 Bearbeitung: GFN Umweltpartner Dorfstr. 2 19322 Hinzdorf T. 03877) 56 15 32 info@gfn-umweltpartner.de Stand: Juni 2018 Auftraggeber: BHF Bendfeldt Herrmann Franke LandschaftsArchitekten GmbH Platz der Jugend 14 19053 Schwerin T. 0385) 59 37 890 info@bhf-sn.de